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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] den sich gantz wohl darnach diejenigen/
welche den Magen mit Speise überladen/
und das Gehirn mit starckem Geträncke be-
schweret haben: denn er trocknet/ und nimmt
weg alle übrige Feuchtigkeit/ und vertreibet
die auffsteigende Dünst oder Nebel/ so den
Schlaff verursachen: er stärcket auch die
Gedächtniß/ und schärffet den Verstand/
wo man aber zuviel darvon trincket/ ver-
mehret er die Galle. Es erheben die Sine-
ser die Krafft und Tugend dieses Trancks
biß an den Himmel/ und schreiben es allein
demselbigen zu/ daß sie weder vom Poda-
gra/ noch vom Blasen- und Nieren-stein
wissen. Jn der Zubereitung und Niessung
dieses Trancks/ ist zwischen den Sinesern
und Japonesern ein mercklicher unterscheid.
Denn die Japoneser stossen die Blätter zu
Pulver/ und giessen siedend heisses Wasser
darauff/ in ein Krüglein oder Becher/ da-
rein eben ein guter Trunck gehet/ welches sie
denn zusammen so heiß schlürffend hinein
trincken. Die Sineser aber/ sonderlich ge-
meine Leuthe/ werffen etliche Blätter in ein
Krüglein mit heissem Wasser/ lassen es ein
wenig stehen/ biß das Wasser die Krafft der
Blättern an sich gezogen/ und trincken es
denn fein warm/ oder schlürffen es vielmehr
eyn/ also daß sie nicht das geringste von den
Blättern zugleich in den Mund und Ma-
gen bekommen. Etliche Sinische grosse
Herren lassen diesen Tranck auff folgende
weiß bereiten. Man nimbt ein Hand voll
The-blätter/ und wirfft die in siedend heis-
ses Wasser/ darnach geüßt man zu dem
Wasser gekochte süsse Milch/ nur den vierd-
ten Theil/ so viel als deß Wassers ist/ und
thut ein wenig Saltz darein: das trincke
man alßdann so warm auß höltzernen Scha-
len oder Bechern/ die inwendig mit Silber
beschlagen/ oder schlurffet es vielmehr/ eben
wie die andern/ hinein: welches schlurffen/
wie die erfahrung bezeuget/ dem Geschmack
eine viel grössere Wollust/ denn das trincken
verursachet. Diesen Tranck so heiß getrun-
cken/ halten die Sineser eben so hoch als die
Alchimisten ihren Lapidem Philosophorum.

Wenn denn das Thee-tranck so herrliche
Tugenden hat/ kan ich auch nicht unfü-
glich diese Beschreibung mit denen Ermah-
nungs-worten beschliessen/ damit weyland
der weit-berühmte Dr. Waldschmid/ ge-
wesener Professor zu Marpurg/ seine Disser-
tation
von dem Thee geendiget. Darumb
denn/ es wollen die Potentaten und grosse
Herren/ die da Millionen Centner Sorgen
über den verwirrten Zustand Europae auff
sich ligen haben/ gnädigst belieben/ zu Er-
haltung ihrer Gesundheit heiß Thee-wasser
zu trincken. Trincket Thee ihr Dames, daß
ihr nicht zu frühe alt werdet. Trincket Thee
ihr Herren Politici, die ihr pro Patria rathet
und sinnet. Trincket Thee ihr Herren
Geistliche/ die ihr eweren Leib mit predigen
abmattet. Trincket Thee ihr Herren Medi-
ci,
daß an euch nicht wahr werde/ aliis in-
serviendo, inficimur & consumimur
/ in dem
wir anderen auffwarten/ werden wir selb-
sten angestecket/ und sterben dahin. Trin-
cket Thee ihr Herren Philosophi, daß euch die
Notiones secundae, und subtile Distinctiones
[Spaltenumbruch] keine gefährlichen Wind und Blähungen
verursachen. Trincket Thee ihr Herren
Officierer/ auff daß ihr Alerd seyt/ dem ur-
plötzlich auffstossenden Feind hurtig und
hertzhafft under die Augen zu tretten. Trin-
cket Thee ihr Herren Studiosi more Palatino,
auff daß euch keine Cantharides in Kopff stei-
gen. Trincket Thee alle die ihr durstig
seyt. Ein jeder/ der Lust hat/ trincke nur
Thee, damit er in seinem Stand/ und nach
seiner Profession sein Ampt wohl verrichten
könne.



CAPUT CV.
[Abbildung] Kinkinna oder China Chinae.
Namen.

DIe Kinkinna oder China Chinae, wird
in Teutschland Jndianisch/ Ame-
ricanisch und Peruvianische Fieber-
Rinden oder Pulver geheissen. Latein aber/
Peruvianus cortex febrifugus, Kinkinna China
Chinae, Quinquina & Ganna naperide.
Spa-
nisch/ Palo de calenturas.

Gestalt.

Die Kinkinna oder China Chinae, ist ein
Eisen- oder Kestenfarbe Rinde/ welche sich
der rinde eines jungen Eychbaums verglei-
chet/ eines bittern und der Entzian-wurtzeln
etwas ähnlichen Geschmacks. Die Herren
Jesuiter haben sie auß dem Königreich Pe-
ru An. 1650. nach Rom gebracht/ in jhrem
Collegio allda verkaufft/ und in Europa ver-
sendet. Etliche halten die Cassiam caryophyl-
latam,
oder den Zimmet nach den Nägelein
riechend/ für die Kinkinna/ aber sie betrie-
gen sich und andere/ denn die wahre Kinkin-
na gibt keinen Geruch und Geschmack wie

die

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] den ſich gantz wohl darnach diejenigen/
welche den Magen mit Speiſe uͤberladen/
und das Gehirn mit ſtarckem Getraͤncke be-
ſchweret haben: denn er trocknet/ und nim̃t
weg alle uͤbrige Feuchtigkeit/ und vertreibet
die auffſteigende Duͤnſt oder Nebel/ ſo den
Schlaff verurſachen: er ſtaͤrcket auch die
Gedaͤchtniß/ und ſchaͤrffet den Verſtand/
wo man aber zuviel darvon trincket/ ver-
mehret er die Galle. Es erheben die Sine-
ſer die Krafft und Tugend dieſes Trancks
biß an den Himmel/ und ſchreiben es allein
demſelbigen zu/ daß ſie weder vom Poda-
gra/ noch vom Blaſen- und Nieren-ſtein
wiſſen. Jn der Zubereitung und Nieſſung
dieſes Trancks/ iſt zwiſchen den Sineſern
und Japoneſern ein mercklicher unterſcheid.
Denn die Japoneſer ſtoſſen die Blaͤtter zu
Pulver/ und gieſſen ſiedend heiſſes Waſſer
darauff/ in ein Kruͤglein oder Becher/ da-
rein eben ein guter Trunck gehet/ welches ſie
denn zuſammen ſo heiß ſchluͤrffend hinein
trincken. Die Sineſer aber/ ſonderlich ge-
meine Leuthe/ werffen etliche Blaͤtter in ein
Kruͤglein mit heiſſem Waſſer/ laſſen es ein
wenig ſtehen/ biß das Waſſer die Krafft der
Blaͤttern an ſich gezogen/ und trincken es
denn fein warm/ oder ſchluͤrffen es vielmehr
eyn/ alſo daß ſie nicht das geringſte von den
Blaͤttern zugleich in den Mund und Ma-
gen bekommen. Etliche Siniſche groſſe
Herꝛen laſſen dieſen Tranck auff folgende
weiß bereiten. Man nimbt ein Hand voll
Thé-blaͤtter/ und wirfft die in ſiedend heiſ-
ſes Waſſer/ darnach geuͤßt man zu dem
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ten Theil/ ſo viel als deß Waſſers iſt/ und
thut ein wenig Saltz darein: das trincke
man alßdann ſo warm auß hoͤltzernen Scha-
len oder Bechern/ die inwendig mit Silber
beſchlagen/ oder ſchlurffet es vielmehr/ eben
wie die andern/ hinein: welches ſchlurffen/
wie die erfahrung bezeuget/ dem Geſchmack
eine viel groͤſſere Wolluſt/ denn das trincken
verurſachet. Dieſen Tranck ſo heiß getrun-
cken/ halten die Sineſer eben ſo hoch als die
Alchimiſten ihren Lapidem Philoſophorum.

Wenn denn das Thée-tranck ſo herꝛliche
Tugenden hat/ kan ich auch nicht unfuͤ-
glich dieſe Beſchreibung mit denen Ermah-
nungs-worten beſchlieſſen/ damit weyland
der weit-beruͤhmte Dr. Waldſchmid/ ge-
weſener Profeſſor zu Marpurg/ ſeine Diſſer-
tation
von dem Thée geendiget. Darumb
denn/ es wollen die Potentaten und groſſe
Herꝛen/ die da Millionen Centner Sorgen
uͤber den verwirꝛten Zuſtand Europæ auff
ſich ligen haben/ gnaͤdigſt belieben/ zu Er-
haltung ihrer Geſundheit heiß Thée-waſſer
zu trincken. Trincket Thée ihr Dames, daß
ihr nicht zu fruͤhe alt werdet. Trincket Thée
ihr Herꝛen Politici, die ihr pro Patria rathet
und ſinnet. Trincket Thée ihr Herꝛen
Geiſtliche/ die ihr eweren Leib mit predigen
abmattet. Trincket Thée ihr Herꝛen Medi-
ci,
daß an euch nicht wahr werde/ aliis in-
ſerviendo, inficimur & conſumimur
/ in dem
wir anderen auffwarten/ werden wir ſelb-
ſten angeſtecket/ und ſterben dahin. Trin-
cket Thée ihr Herꝛen Philoſophi, daß euch die
Notiones ſecundæ, und ſubtile Diſtinctiones
[Spaltenumbruch] keine gefaͤhrlichen Wind und Blaͤhungen
verurſachen. Trincket Thée ihr Herꝛen
Officierer/ auff daß ihr Alerd ſeyt/ dem ur-
ploͤtzlich auffſtoſſenden Feind hurtig und
hertzhafft under die Augen zu tretten. Trin-
cket Thée ihr Herꝛen Studioſi more Palatino,
auff daß euch keine Cantharides in Kopff ſtei-
gen. Trincket Thée alle die ihr durſtig
ſeyt. Ein jeder/ der Luſt hat/ trincke nur
Thée, damit er in ſeinem Stand/ und nach
ſeiner Profeſſion ſein Ampt wohl verrichten
koͤnne.



CAPUT CV.
[Abbildung] Kinkinna oder China Chinæ.
Namen.

DIe Kinkiña oder China Chinæ, wird
in Teutſchland Jndianiſch/ Ame-
ricaniſch und Peruvianiſche Fieber-
Rinden oder Pulver geheiſſen. Latein aber/
Peruvianus cortex febrifugus, Kinkinna China
Chinæ, Quinquina & Ganna naperide.
Spa-
niſch/ Palo de calenturas.

Geſtalt.

Die Kinkinna oder China Chinæ, iſt ein
Eiſen- oder Keſtenfarbe Rinde/ welche ſich
der rinde eines jungen Eychbaums verglei-
chet/ eines bittern und der Entzian-wurtzeln
etwas aͤhnlichen Geſchmacks. Die Herꝛen
Jeſuiter haben ſie auß dem Koͤnigreich Pe-
ru An. 1650. nach Rom gebracht/ in jhrem
Collegio allda verkaufft/ und in Europa ver-
ſendet. Etliche halten die Caſſiam caryophyl-
latam,
oder den Zimmet nach den Naͤgelein
riechend/ fuͤr die Kinkinna/ aber ſie betrie-
gen ſich und andere/ denn die wahre Kinkin-
na gibt keinen Geruch und Geſchmack wie

die
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[208/0224] Das Erſte Buch/ den ſich gantz wohl darnach diejenigen/ welche den Magen mit Speiſe uͤberladen/ und das Gehirn mit ſtarckem Getraͤncke be- ſchweret haben: denn er trocknet/ und nim̃t weg alle uͤbrige Feuchtigkeit/ und vertreibet die auffſteigende Duͤnſt oder Nebel/ ſo den Schlaff verurſachen: er ſtaͤrcket auch die Gedaͤchtniß/ und ſchaͤrffet den Verſtand/ wo man aber zuviel darvon trincket/ ver- mehret er die Galle. Es erheben die Sine- ſer die Krafft und Tugend dieſes Trancks biß an den Himmel/ und ſchreiben es allein demſelbigen zu/ daß ſie weder vom Poda- gra/ noch vom Blaſen- und Nieren-ſtein wiſſen. Jn der Zubereitung und Nieſſung dieſes Trancks/ iſt zwiſchen den Sineſern und Japoneſern ein mercklicher unterſcheid. Denn die Japoneſer ſtoſſen die Blaͤtter zu Pulver/ und gieſſen ſiedend heiſſes Waſſer darauff/ in ein Kruͤglein oder Becher/ da- rein eben ein guter Trunck gehet/ welches ſie denn zuſammen ſo heiß ſchluͤrffend hinein trincken. Die Sineſer aber/ ſonderlich ge- meine Leuthe/ werffen etliche Blaͤtter in ein Kruͤglein mit heiſſem Waſſer/ laſſen es ein wenig ſtehen/ biß das Waſſer die Krafft der Blaͤttern an ſich gezogen/ und trincken es denn fein warm/ oder ſchluͤrffen es vielmehr eyn/ alſo daß ſie nicht das geringſte von den Blaͤttern zugleich in den Mund und Ma- gen bekommen. Etliche Siniſche groſſe Herꝛen laſſen dieſen Tranck auff folgende weiß bereiten. Man nimbt ein Hand voll Thé-blaͤtter/ und wirfft die in ſiedend heiſ- ſes Waſſer/ darnach geuͤßt man zu dem Waſſer gekochte ſuͤſſe Milch/ nur den vierd- ten Theil/ ſo viel als deß Waſſers iſt/ und thut ein wenig Saltz darein: das trincke man alßdann ſo warm auß hoͤltzernen Scha- len oder Bechern/ die inwendig mit Silber beſchlagen/ oder ſchlurffet es vielmehr/ eben wie die andern/ hinein: welches ſchlurffen/ wie die erfahrung bezeuget/ dem Geſchmack eine viel groͤſſere Wolluſt/ denn das trincken verurſachet. Dieſen Tranck ſo heiß getrun- cken/ halten die Sineſer eben ſo hoch als die Alchimiſten ihren Lapidem Philoſophorum. Wenn denn das Thée-tranck ſo herꝛliche Tugenden hat/ kan ich auch nicht unfuͤ- glich dieſe Beſchreibung mit denen Ermah- nungs-worten beſchlieſſen/ damit weyland der weit-beruͤhmte Dr. Waldſchmid/ ge- weſener Profeſſor zu Marpurg/ ſeine Diſſer- tation von dem Thée geendiget. Darumb denn/ es wollen die Potentaten und groſſe Herꝛen/ die da Millionen Centner Sorgen uͤber den verwirꝛten Zuſtand Europæ auff ſich ligen haben/ gnaͤdigſt belieben/ zu Er- haltung ihrer Geſundheit heiß Thée-waſſer zu trincken. Trincket Thée ihr Dames, daß ihr nicht zu fruͤhe alt werdet. Trincket Thée ihr Herꝛen Politici, die ihr pro Patria rathet und ſinnet. Trincket Thée ihr Herꝛen Geiſtliche/ die ihr eweren Leib mit predigen abmattet. Trincket Thée ihr Herꝛen Medi- ci, daß an euch nicht wahr werde/ aliis in- ſerviendo, inficimur & conſumimur/ in dem wir anderen auffwarten/ werden wir ſelb- ſten angeſtecket/ und ſterben dahin. Trin- cket Thée ihr Herꝛen Philoſophi, daß euch die Notiones ſecundæ, und ſubtile Diſtinctiones keine gefaͤhrlichen Wind und Blaͤhungen verurſachen. Trincket Thée ihr Herꝛen Officierer/ auff daß ihr Alerd ſeyt/ dem ur- ploͤtzlich auffſtoſſenden Feind hurtig und hertzhafft under die Augen zu tretten. Trin- cket Thée ihr Herꝛen Studioſi more Palatino, auff daß euch keine Cantharides in Kopff ſtei- gen. Trincket Thée alle die ihr durſtig ſeyt. Ein jeder/ der Luſt hat/ trincke nur Thée, damit er in ſeinem Stand/ und nach ſeiner Profeſſion ſein Ampt wohl verrichten koͤnne. CAPUT CV. [Abbildung Kinkinna oder China Chinæ. ] Namen. DIe Kinkiña oder China Chinæ, wird in Teutſchland Jndianiſch/ Ame- ricaniſch und Peruvianiſche Fieber- Rinden oder Pulver geheiſſen. Latein aber/ Peruvianus cortex febrifugus, Kinkinna China Chinæ, Quinquina & Ganna naperide. Spa- niſch/ Palo de calenturas. Geſtalt. Die Kinkinna oder China Chinæ, iſt ein Eiſen- oder Keſtenfarbe Rinde/ welche ſich der rinde eines jungen Eychbaums verglei- chet/ eines bittern und der Entzian-wurtzeln etwas aͤhnlichen Geſchmacks. Die Herꝛen Jeſuiter haben ſie auß dem Koͤnigreich Pe- ru An. 1650. nach Rom gebracht/ in jhrem Collegio allda verkaufft/ und in Europa ver- ſendet. Etliche halten die Caſſiam caryophyl- latam, oder den Zimmet nach den Naͤgelein riechend/ fuͤr die Kinkinna/ aber ſie betrie- gen ſich und andere/ denn die wahre Kinkin- na gibt keinen Geruch und Geſchmack wie die

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/224>, abgerufen am 28.03.2024.