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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] dem Granat-apffel ähnlicher Baum/ mit
kleinen/ harten/ scharffen stacheln begabt:
hat eine weisse/ feste/ ritzichte/ bittere Rinde/
und gelbe blätter/ sehr anmuthig anzusehen;
wenn er neben andern Bäumen stehet/ pfle-
get er sich umb dieselben gleich den Kürbsen
zu spinnen: hat ein hartes/ weisses/ mit et-
lichen aderen underschiedenes bitteres holtz/
gleich wie der Eschbaum. Man pflegt die
Rinde sambt der wurtzlen und dem holtz zu-
gleich zu verkauffen. Soll in der Jnsul Goa
wachsen.

III. Das dritte Geschlecht/ Lignum Co-
lubrinum JII. Garciae, foliis Lentisci, I. B. Cle-
matitis Jndica foliis Lentiscinis candidis macu-
lis adspersis, C. B.
Jst ein nidriges Bäumlein/
hat wenig und dünne ästlein; wenig ablan-
ge/ befleckte/ schlechtlich grüne blättlein.
Die wurtzel ist dünn/ hart/ schwartz und
wolriechend.

IV. Das vierte Geschlecht ist die Clema-
titis Malabarensis foliis vitis, colore Dracun-
culi, C. B. Lignum colubrinum hederaceum fo-
liis Bryoniae, Acostae J. I. B.
Dieses Gestäude
wächst gleich dem Ephew in Malabarien/
hat die farb deß Dracunculi majoris. Seine
blätter sind gleich den Zaunrüben/ oder
Schmerwurtzen-blättern/ doch anfänglich
gantz und nicht eingeschnitten; nachgehnds
aber bekommen sie löchlein und einschnitt/
und werden an gestalt den Rebblätteren
gleich. Das Holtz oder Stamme ist der farb
und dicke nach den Schlangen so ähnlich/
daß man jhne Nachts bey dem Mondschein
für ein warhaffte lebende Schlang ansehen
solte.

V. Das fünffte Geschlecht/ Clematitis
Malabarensis altera, radice serpente, C. B. Li-
gnum Colubrinum Dudasall Canarinis, Acostae
II I. B.
Jst ein nidriges dünnes Gewächs/
hat nur drey weiche/ glatte/ wol grüne blät-
ter; samt| einer langen dünnen wurtzel/ so
hin und wider nicht tieff under der Erden
kreucht. Seine dünne äschfarbe Rinde hat
anfänglich keinen sonderlichen Geschmack/
nach dem aber läßt sie in dem Mund einen
lieblichen Bisam Geschmack mercken. Das
Holtz ist hart/ weiß/ und ohne Geschmack.
Die Blätter haben einen Geschmack gleich
den Steckruben. Wächst an feuchten orten
in Malabaria/ und zwar sonderlich nicht
weit von dem Meer zwischen den Bäumen/
welche Angelins genennet werden.

VI. Das sechßte Geschlecht/ Ligni Co-
lubrini tertium genus in Malabar, vastae ar-
boris magnitudine Acostae, C. B. Colubrinum
Lignum Clusii Pao de cobra dictum, forte JII.
Acostae, I. B.
Jst ein hartes bitteres Holtz/
dessen Rinde annoch bitterer befunden/ und
an farb weiß- oder gelblicht gesehen/ sonsten
aber von niemand recht beschrieben wird.

Eigenschafft.

Das Schlangenholtz ins gemein hat viel
ölichte/ oder balsamische/ bittere saltztheil/
neben einem spiritu acidiusculo, saurlichten
geist/ under seinen groben irdischen theilen
verborgen. Daher ihme die Eigenschafft zu-
erkant wird zu reinigen/ schlangenbissen zu
steuren/ die Gallen und Schleim auß dem
Leib wol außzuführen durch den Stulgang/
die Würm zu töden.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Auß diesem bitteren holtz- und rinden kanEssentz
und Ex-
tract von
Schlan-
genholtz.
Magen-
wehe.
Drey oder
viertägig
Fieber.
Würm.
Hertzzitte-
ren.

man leicht mit dem Tausendguldenkraut-
oder Wermuth-wasser in dem digerier-ofen
eine Essentz/ und auß deroselben ein Extract
machen/ welches zu dem Magenwehe/ drey-
oder viertägigen Fieberen/ Würmen deß
Leibs außzutreiben/ auch zu dem Hertz-zit-
teren ein treffliches mittel seyn soll/ wenn
man es auff 15. biß 20. gran schwer in pilu-
lein formieret/ täglich ein- oder zweymahl
eingibet.

Das geraspelte Holtz zu reinem pulver
gestossen alten weissen Wein darüber gegos-
sen/ hernach Morgens und Abends ein gläs-
lein voll davon eingenommen/ soll eben so
wol als die Chinckina die Kalten-wehe/Kalteweh-
Drey oder
viertägig
Fieber.

oder drey- und viertägige Fieber/ auß dem
Fundament herauß treiben/ sonderlich da
allwegen ein halb quintlein deß pulvers zu-
gleich mit eingenommen wird. Jch habe es
bey underschiedlichen ereits neben der Chin-
kina nutzlich gebrauchet/ aber die wür-
ckung deß davon verurs[a]chten Hertz-zitte-
rens/ oder Ohnmachten niemahlen spüren
oder sehen können/ welche der berühmte Ra-
jus
demselben zugeschrieben.



CAPUT CXII.
[Abbildung] Aloesholtz. Agallochum.
Namen.

ALoesholtz/ oder Paradießholtz/ heisset
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Li-
gnum aloes, Park. Lonic. Tab. Agallochum
officinarum, C. B. Xylaloes.
Frantzösisch/ Bois
d'Aloes.
Englisch/ Wood of Alaoes. Nider-
ländisch/ Hout von Aloe/ Parady-hout.

Gestalt und Geschlecht.

Der Baum dieses Holtzes ist nach Garciae
meinung dem Oelbaum gleich/ bißweilen
grösser. Das Holtz etwas weißlicht/ hart/
schwer/ fett und hartzicht/ bitter/ und mit
einer aromatischen schärffe vergesellschaff-
tet/ auß dessen poris oder schweißlöchlein ein
balsamisches Gummi fliesset: wirfft man es
auff die Glut/ so gibt es kleine blätterlein/
und zerschmeltzet nach und nach gantz/ gibt
auch einen sehr angenehmen geruch von
sich; endlich wenn die Glut angeblasen wird/

wirfft
E e

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] dem Granat-apffel aͤhnlicher Baum/ mit
kleinen/ harten/ ſcharffen ſtacheln begabt:
hat eine weiſſe/ feſte/ ritzichte/ bittere Rinde/
und gelbe blaͤtter/ ſehr anmuthig anzuſehen;
wenn er neben andern Baͤumen ſtehet/ pfle-
get er ſich umb dieſelben gleich den Kuͤrbſen
zu ſpinnen: hat ein hartes/ weiſſes/ mit et-
lichen aderen underſchiedenes bitteres holtz/
gleich wie der Eſchbaum. Man pflegt die
Rinde ſambt der wurtzlen und dem holtz zu-
gleich zu verkauffen. Soll in der Jnſul Goa
wachſen.

III. Das dritte Geſchlecht/ Lignum Co-
lubrinum JII. Garciæ, foliis Lentiſci, I. B. Cle-
matitis Jndica foliis Lentiſcinis candidis macu-
lis adſperſis, C. B.
Jſt ein nidriges Baͤumlein/
hat wenig und duͤnne aͤſtlein; wenig ablan-
ge/ befleckte/ ſchlechtlich gruͤne blaͤttlein.
Die wurtzel iſt duͤnn/ hart/ ſchwartz und
wolriechend.

IV. Das vierte Geſchlecht iſt die Clema-
titis Malabarenſis foliis vitis, colore Dracun-
culi, C. B. Lignum colubrinum hederaceum fo-
liis Bryoniæ, Acoſtæ J. I. B.
Dieſes Geſtaͤude
waͤchſt gleich dem Ephew in Malabarien/
hat die farb deß Dracunculi majoris. Seine
blaͤtter ſind gleich den Zaunruͤben/ oder
Schmerwurtzen-blaͤttern/ doch anfaͤnglich
gantz und nicht eingeſchnitten; nachgehnds
aber bekommen ſie loͤchlein und einſchnitt/
und werden an geſtalt den Rebblaͤtteren
gleich. Das Holtz oder Stam̃e iſt der farb
und dicke nach den Schlangen ſo aͤhnlich/
daß man jhne Nachts bey dem Mondſchein
fuͤr ein warhaffte lebende Schlang anſehen
ſolte.

V. Das fuͤnffte Geſchlecht/ Clematitis
Malabarenſis altera, radice ſerpente, C. B. Li-
gnum Colubrinum Dudaſall Canarinis, Acoſtæ
II I. B.
Jſt ein nidriges duͤnnes Gewaͤchs/
hat nur drey weiche/ glatte/ wol gruͤne blaͤt-
ter; ſamt| einer langen duͤnnen wurtzel/ ſo
hin und wider nicht tieff under der Erden
kreucht. Seine duͤnne aͤſchfarbe Rinde hat
anfaͤnglich keinen ſonderlichen Geſchmack/
nach dem aber laͤßt ſie in dem Mund einen
lieblichen Biſam Geſchmack mercken. Das
Holtz iſt hart/ weiß/ und ohne Geſchmack.
Die Blaͤtter haben einen Geſchmack gleich
den Steckruben. Waͤchſt an feuchten orten
in Malabaria/ und zwar ſonderlich nicht
weit von dem Meer zwiſchen den Baͤumen/
welche Angelins genennet werden.

VI. Das ſechßte Geſchlecht/ Ligni Co-
lubrini tertium genus in Malabar, vaſtæ ar-
boris magnitudine Acoſtæ, C. B. Colubrinum
Lignum Cluſii Pao de cobra dictum, forte JII.
Acoſtæ, I. B.
Jſt ein hartes bitteres Holtz/
deſſen Rinde annoch bitterer befunden/ und
an farb weiß- oder gelblicht geſehen/ ſonſten
aber von niemand recht beſchrieben wird.

Eigenſchafft.

Das Schlangenholtz ins gemein hat viel
oͤlichte/ oder balſamiſche/ bittere ſaltztheil/
neben einem ſpiritu acidiuſculo, ſaurlichten
geiſt/ under ſeinen groben irdiſchen theilen
verborgen. Daher ihme die Eigenſchafft zu-
erkant wird zu reinigen/ ſchlangenbiſſen zu
ſteuren/ die Gallen und Schleim auß dem
Leib wol außzufuͤhren durch den Stulgang/
die Wuͤrm zu toͤden.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Auß dieſem bitteren holtz- und rinden kanEſſentz
und Ex-
tract von
Schlan-
genholtz.
Magen-
wehe.
Drey oder
viertaͤgig
Fieber.
Wuͤrm.
Hertzzitte-
ren.

man leicht mit dem Tauſendguldenkraut-
oder Wermuth-waſſer in dem digerier-ofen
eine Eſſentz/ und auß deroſelben ein Extract
machen/ welches zu dem Magenwehe/ drey-
oder viertaͤgigen Fieberen/ Wuͤrmen deß
Leibs außzutreiben/ auch zu dem Hertz-zit-
teren ein treffliches mittel ſeyn ſoll/ wenn
man es auff 15. biß 20. gran ſchwer in pilu-
lein formieret/ taͤglich ein- oder zweymahl
eingibet.

Das geraſpelte Holtz zu reinem pulver
geſtoſſen alten weiſſen Wein daruͤber gegoſ-
ſen/ hernach Morgens und Abends ein glaͤſ-
lein voll davon eingenommen/ ſoll eben ſo
wol als die Chinckina die Kalten-wehe/Kalteweh-
Drey oder
viertaͤgig
Fieber.

oder drey- und viertaͤgige Fieber/ auß dem
Fundament herauß treiben/ ſonderlich da
allwegen ein halb quintlein deß pulvers zu-
gleich mit eingenommen wird. Jch habe es
bey underſchiedlichen ereits neben der Chin-
kina nutzlich gebrauchet/ aber die wuͤr-
ckung deß davon verurſ[a]chten Hertz-zitte-
rens/ oder Ohnmachten niemahlen ſpuͤren
oder ſehen koͤnnen/ welche der beruͤhmte Ra-
jus
demſelben zugeſchrieben.



CAPUT CXII.
[Abbildung] Aloesholtz. Agallochum.
Namen.

ALoesholtz/ oder Paradießholtz/ heiſſet
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Li-
gnum aloes, Park. Lonic. Tab. Agallochum
officinarum, C. B. Xylaloës.
Frantzoͤſiſch/ Bois
d’Aloes.
Engliſch/ Wood of Alaoes. Nider-
laͤndiſch/ Hout von Aloe/ Parady-hout.

Geſtalt und Geſchlecht.

Der Baum dieſes Holtzes iſt nach Garciæ
meinung dem Oelbaum gleich/ bißweilen
groͤſſer. Das Holtz etwas weißlicht/ hart/
ſchwer/ fett und hartzicht/ bitter/ und mit
einer aromatiſchen ſchaͤrffe vergeſellſchaff-
tet/ auß deſſen poris oder ſchweißloͤchlein ein
balſamiſches Gummi flieſſet: wirfft man es
auff die Glut/ ſo gibt es kleine blaͤtterlein/
und zerſchmeltzet nach und nach gantz/ gibt
auch einen ſehr angenehmen geruch von
ſich; endlich weñ die Glut angeblaſen wird/

wirfft
E e
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[217/0233] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. dem Granat-apffel aͤhnlicher Baum/ mit kleinen/ harten/ ſcharffen ſtacheln begabt: hat eine weiſſe/ feſte/ ritzichte/ bittere Rinde/ und gelbe blaͤtter/ ſehr anmuthig anzuſehen; wenn er neben andern Baͤumen ſtehet/ pfle- get er ſich umb dieſelben gleich den Kuͤrbſen zu ſpinnen: hat ein hartes/ weiſſes/ mit et- lichen aderen underſchiedenes bitteres holtz/ gleich wie der Eſchbaum. Man pflegt die Rinde ſambt der wurtzlen und dem holtz zu- gleich zu verkauffen. Soll in der Jnſul Goa wachſen. III. Das dritte Geſchlecht/ Lignum Co- lubrinum JII. Garciæ, foliis Lentiſci, I. B. Cle- matitis Jndica foliis Lentiſcinis candidis macu- lis adſperſis, C. B. Jſt ein nidriges Baͤumlein/ hat wenig und duͤnne aͤſtlein; wenig ablan- ge/ befleckte/ ſchlechtlich gruͤne blaͤttlein. Die wurtzel iſt duͤnn/ hart/ ſchwartz und wolriechend. IV. Das vierte Geſchlecht iſt die Clema- titis Malabarenſis foliis vitis, colore Dracun- culi, C. B. Lignum colubrinum hederaceum fo- liis Bryoniæ, Acoſtæ J. I. B. Dieſes Geſtaͤude waͤchſt gleich dem Ephew in Malabarien/ hat die farb deß Dracunculi majoris. Seine blaͤtter ſind gleich den Zaunruͤben/ oder Schmerwurtzen-blaͤttern/ doch anfaͤnglich gantz und nicht eingeſchnitten; nachgehnds aber bekommen ſie loͤchlein und einſchnitt/ und werden an geſtalt den Rebblaͤtteren gleich. Das Holtz oder Stam̃e iſt der farb und dicke nach den Schlangen ſo aͤhnlich/ daß man jhne Nachts bey dem Mondſchein fuͤr ein warhaffte lebende Schlang anſehen ſolte. V. Das fuͤnffte Geſchlecht/ Clematitis Malabarenſis altera, radice ſerpente, C. B. Li- gnum Colubrinum Dudaſall Canarinis, Acoſtæ II I. B. Jſt ein nidriges duͤnnes Gewaͤchs/ hat nur drey weiche/ glatte/ wol gruͤne blaͤt- ter; ſamt| einer langen duͤnnen wurtzel/ ſo hin und wider nicht tieff under der Erden kreucht. Seine duͤnne aͤſchfarbe Rinde hat anfaͤnglich keinen ſonderlichen Geſchmack/ nach dem aber laͤßt ſie in dem Mund einen lieblichen Biſam Geſchmack mercken. Das Holtz iſt hart/ weiß/ und ohne Geſchmack. Die Blaͤtter haben einen Geſchmack gleich den Steckruben. Waͤchſt an feuchten orten in Malabaria/ und zwar ſonderlich nicht weit von dem Meer zwiſchen den Baͤumen/ welche Angelins genennet werden. VI. Das ſechßte Geſchlecht/ Ligni Co- lubrini tertium genus in Malabar, vaſtæ ar- boris magnitudine Acoſtæ, C. B. Colubrinum Lignum Cluſii Pao de cobra dictum, forte JII. Acoſtæ, I. B. Jſt ein hartes bitteres Holtz/ deſſen Rinde annoch bitterer befunden/ und an farb weiß- oder gelblicht geſehen/ ſonſten aber von niemand recht beſchrieben wird. Eigenſchafft. Das Schlangenholtz ins gemein hat viel oͤlichte/ oder balſamiſche/ bittere ſaltztheil/ neben einem ſpiritu acidiuſculo, ſaurlichten geiſt/ under ſeinen groben irdiſchen theilen verborgen. Daher ihme die Eigenſchafft zu- erkant wird zu reinigen/ ſchlangenbiſſen zu ſteuren/ die Gallen und Schleim auß dem Leib wol außzufuͤhren durch den Stulgang/ die Wuͤrm zu toͤden. Gebrauch. Auß dieſem bitteren holtz- und rinden kan man leicht mit dem Tauſendguldenkraut- oder Wermuth-waſſer in dem digerier-ofen eine Eſſentz/ und auß deroſelben ein Extract machen/ welches zu dem Magenwehe/ drey- oder viertaͤgigen Fieberen/ Wuͤrmen deß Leibs außzutreiben/ auch zu dem Hertz-zit- teren ein treffliches mittel ſeyn ſoll/ wenn man es auff 15. biß 20. gran ſchwer in pilu- lein formieret/ taͤglich ein- oder zweymahl eingibet. Eſſentz und Ex- tract von Schlan- genholtz. Magen- wehe. Drey oder viertaͤgig Fieber. Wuͤrm. Hertzzitte- ren. Das geraſpelte Holtz zu reinem pulver geſtoſſen alten weiſſen Wein daruͤber gegoſ- ſen/ hernach Morgens und Abends ein glaͤſ- lein voll davon eingenommen/ ſoll eben ſo wol als die Chinckina die Kalten-wehe/ oder drey- und viertaͤgige Fieber/ auß dem Fundament herauß treiben/ ſonderlich da allwegen ein halb quintlein deß pulvers zu- gleich mit eingenommen wird. Jch habe es bey underſchiedlichen ereits neben der Chin- kina nutzlich gebrauchet/ aber die wuͤr- ckung deß davon verurſachten Hertz-zitte- rens/ oder Ohnmachten niemahlen ſpuͤren oder ſehen koͤnnen/ welche der beruͤhmte Ra- jus demſelben zugeſchrieben. Kalteweh- Drey oder viertaͤgig Fieber. CAPUT CXII. [Abbildung Aloesholtz. Agallochum. ] Namen. ALoesholtz/ oder Paradießholtz/ heiſſet Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Li- gnum aloes, Park. Lonic. Tab. Agallochum officinarum, C. B. Xylaloës. Frantzoͤſiſch/ Bois d’Aloes. Engliſch/ Wood of Alaoes. Nider- laͤndiſch/ Hout von Aloe/ Parady-hout. Geſtalt und Geſchlecht. Der Baum dieſes Holtzes iſt nach Garciæ meinung dem Oelbaum gleich/ bißweilen groͤſſer. Das Holtz etwas weißlicht/ hart/ ſchwer/ fett und hartzicht/ bitter/ und mit einer aromatiſchen ſchaͤrffe vergeſellſchaff- tet/ auß deſſen poris oder ſchweißloͤchlein ein balſamiſches Gummi flieſſet: wirfft man es auff die Glut/ ſo gibt es kleine blaͤtterlein/ und zerſchmeltzet nach und nach gantz/ gibt auch einen ſehr angenehmen geruch von ſich; endlich weñ die Glut angeblaſen wird/ wirfft E e

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/233>, abgerufen am 19.04.2024.