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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch]


CAPUT CXXVI.
[Abbildung] Kreuselbeer. Uva spina.
Namen.

KReuselbeer/ oder Klosterbeer/ Gros-
selbeer/ Stachel- oder Stichelbeer/
Kraußbeer/ heißt Lateinisch/ Uva spi-
na, Grossularia, Uva crispa.
Jtaliänisch/ Uva
spina, Uva marina.
Frantzösisch/ Groselier.
Spanisch/ Uva spino, Uva crespina. En-
glisch/ Goose/ Berry busch. Dänisch/ Sti-
ckelboer. Niderländisch/ Croesbesie.

Gestalt.

Diß klein staudicht Bäumlein/ etwan
zwey biß drey elen hoch/ hat ein aschenfar-
be Rinde/ fingersbreite/ etwas harichte
blätter wie der Eppich/ weiß- und stach-
lichte ästlein: ist zweyer Geschlecht das zah-
me und wilde. Die Blumen sind weiß/ biß-
weilen auch gelb und rothgrün/ die beerlein
hangen nicht traublicht an einander/ sondern
erscheinen eintzel/ so groß als die Beere in
den Weintrauben: von dem stiel fürwerts
sind sie striemicht/ und haarig/ sonderlich
die wilden/ die sind viel dicker/ raucher/ und
ungeschmackter. Die Kreuselbeere haben ei-
nen Weinsauren und zusammenziehenden
Geschmack/ fast wie die unzeitigen Wein-
beere: Erstlich sind sie grün/ und so sie reiff
oder zeitig werden/ verwandlen sie die farb
mit dem geschmack/ denn sie werden gelb
und süßlicht. Sie haben auch einen schwa-
chen mürben kern/ den mag man sambt den
beeren essen. Man samlet sie im Mäyen und
Brachmonat/ ehe denn sie reiff werden.

Der Früchten sind zweyerley/ grosse und
kleine Beer: diese werden mit ernst auß den
Gärten gemustert/ und nur allein die gros-
sen darinn behalten. Jn Teutschland/ En-
[Spaltenumbruch] gelland und Holland werden die Kreuselbeer
stauden häuffig gefunden/ aber in Jtalien
und Franckreich sind sie wegen der grossen
hitz des Lands nicht gemein.

Eigenschafft.

Die Klosterbeer/ wenn sie unzeitig/ ha-
ben einen herben/ ungejohrenen/ sauren/
anhaltenden safft bey sich: wenn sie aber
zeitig/ so ist jhr safft gejohren/ und führet
einen lieblichen milten/ mit schwefelichtem
milt-flüchtigem saltzgeist vermischten safft
bey sich.

Gebrauch.

Die unzeitigen Kreuselbeer sind in derHitzige
Kranckhei-
ten und pe-
stilentzische
Fieber.
Unnatür-
licher fal-
scher gelust
schwange-
rer weiber
Unwillen
deß ma-
gens/
bauchflüß/
Samen-
fluß/ weisse
kranckheit
der weiber.

kost annemlich mit dem Fleisch gekocht/ denn
sie geben der Speiß einen lieblichen ge-
schmack/ sind nicht unnützlich in den hitzigen
Kranckheiten und pestilentzischen Fiebern.

Diese Beer bekommen wol den schwan-
geren Weiberen wider den unnatürlichen
falschen gelust. Sie bringen begird zu essen/
benemmen den unwillen deß Magens/ und
stopffen die Bauchflüsse.

Welche mit der gonorrhoea oder Samen-
fluß behafftet/ und so den Weiberen die weis-
se Kranckheit sehr zusetzet/ die sollen diese
Beer offt in der Speiß gebrauchen.

Von der Kreuselbeer-stauden schreibt Le-
onhardus Fuchsius
in seinem teutschen Kräu-
terbuch im 68. Cap. auß dem Diosco[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ide also:
Man sagt/ daß die äste der Kreuselbeeren
für die Thür und Fenster gestrewet/ oder
gelegt/ allerley Zauberey und vergifftungen
vertreiben/ und daher komt es ohne zweifel/
daß man die Zäune mit diesem Gewächs
verwahret/ denn es nicht allein verhütet
mit seinen dörnen/ daß niemand hinein in
den Garten kommen kan/ sonderen vertreibt
auch allerley Zauberey und vergifftungen/
so den Gärten schaden bringet. Uber welche
wort Johannes Bauhinus tom. 1. Histor. plant.
universal. lib. 17. cap.
20. diese außlegung gi-
bet: Zu wünschen ist/ daß dem Fuchsio solche
wort nicht entfallen wären. O was elender
Christen! wenn wir von den Heiden die
Kunst wider die Zauberey lehrnen müssen.
Jch überlasse den Geistlichen jhr urtheil zu
fällen/ ob man auff diese weiß die Zauberey
verhüten könne. Underdessen gefallet mir der
rath und die kunst Herren Hieronymi Tragi
in dem 3. Theil seines Kräuterbuchs im 14.
Cap. Wenn man wil Kreuselbeer-stauden
nach einander setzen/ geben sie einen guten
ewigen Zaun/ dadurch kein Vieh und an-
der vergifftig Thier oder ungeziefer in die
Gärten eintringen kan.

Auß den reiffen Klosterbeeren läßt sich auf
folgende weiß/ ein Wein zubereiten: werfft
die Klosterbeer in ein sauber Faß/ gießt sie-
dend heiß Wasser/ so viel nöhtig darüber/Kloster-
beer wein.

vermacht das Faß gantz beheb zu/ laßts 3.
biß 4. wochen stehen/ biß das Wasser von
dem Safft und desselben Geist genugsam
erquicket; die Beere aber müssen wol auß-
gezogen sein. Nemt alßdann den Safft her-
auß/ gießt jhn in gläserne Geschirr/ thut Zu-
cker darzu/ laßts wolvermacht etwas zeit
stehen/ biß der Safft in einander verjohren
ist/ so hat man einen generosen Wein da-
von.

CAP.
G g
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]


CAPUT CXXVI.
[Abbildung] Kreuſelbeer. Uva ſpina.
Namen.

KReuſelbeer/ oder Kloſterbeer/ Groſ-
ſelbeer/ Stachel- oder Stichelbeer/
Kraußbeer/ heißt Lateiniſch/ Uva ſpi-
na, Groſſularia, Uva criſpa.
Jtaliaͤniſch/ Uva
ſpina, Uva marina.
Frantzoͤſiſch/ Groſelier.
Spaniſch/ Uva ſpino, Uva creſpina. En-
gliſch/ Gooſe/ Berry buſch. Daͤniſch/ Sti-
ckelboer. Niderlaͤndiſch/ Croesbeſie.

Geſtalt.

Diß klein ſtaudicht Baͤumlein/ etwan
zwey biß drey elen hoch/ hat ein aſchenfar-
be Rinde/ fingersbreite/ etwas harichte
blaͤtter wie der Eppich/ weiß- und ſtach-
lichte aͤſtlein: iſt zweyer Geſchlecht das zah-
me und wilde. Die Blumen ſind weiß/ biß-
weilen auch gelb und rothgruͤn/ die beerlein
hangen nicht traublicht an einander/ ſondern
erſcheinen eintzel/ ſo groß als die Beere in
den Weintrauben: von dem ſtiel fuͤrwerts
ſind ſie ſtriemicht/ und haarig/ ſonderlich
die wilden/ die ſind viel dicker/ raucher/ und
ungeſchmackter. Die Kreuſelbeere haben ei-
nen Weinſauren und zuſammenziehenden
Geſchmack/ faſt wie die unzeitigen Wein-
beere: Erſtlich ſind ſie gruͤn/ und ſo ſie reiff
oder zeitig werden/ verwandlen ſie die farb
mit dem geſchmack/ denn ſie werden gelb
und ſuͤßlicht. Sie haben auch einen ſchwa-
chen muͤrben kern/ den mag man ſambt den
beeren eſſen. Man ſamlet ſie im Maͤyen und
Brachmonat/ ehe denn ſie reiff werden.

Der Fruͤchten ſind zweyerley/ groſſe und
kleine Beer: dieſe werden mit ernſt auß den
Gaͤrten gemuſtert/ und nur allein die groſ-
ſen darinn behalten. Jn Teutſchland/ En-
[Spaltenumbruch] gelland und Holland werden die Kreuſelbeer
ſtauden haͤuffig gefunden/ aber in Jtalien
und Franckreich ſind ſie wegen der groſſen
hitz des Lands nicht gemein.

Eigenſchafft.

Die Kloſterbeer/ wenn ſie unzeitig/ ha-
ben einen herben/ ungejohrenen/ ſauren/
anhaltenden ſafft bey ſich: wenn ſie aber
zeitig/ ſo iſt jhr ſafft gejohren/ und fuͤhret
einen lieblichen milten/ mit ſchwefelichtem
milt-fluͤchtigem ſaltzgeiſt vermiſchten ſafft
bey ſich.

Gebrauch.

Die unzeitigen Kreuſelbeer ſind in derHitzige
Kranckhei-
ten und pe-
ſtilentziſche
Fieber.
Unnatuͤr-
licher fal-
ſcher geluſt
ſchwange-
rer weiber
Unwillen
deß ma-
gens/
bauchfluͤß/
Samen-
fluß/ weiſſe
kranckheit
der weiber.

koſt annemlich mit dem Fleiſch gekocht/ denn
ſie geben der Speiß einen lieblichen ge-
ſchmack/ ſind nicht unnuͤtzlich in den hitzigen
Kranckheiten und peſtilentziſchen Fiebern.

Dieſe Beer bekommen wol den ſchwan-
geren Weiberen wider den unnatuͤrlichen
falſchen geluſt. Sie bringen begird zu eſſen/
benemmen den unwillen deß Magens/ und
ſtopffen die Bauchfluͤſſe.

Welche mit der gonorrhœa oder Samen-
fluß behafftet/ und ſo den Weiberen die weiſ-
ſe Kranckheit ſehr zuſetzet/ die ſollen dieſe
Beer offt in der Speiß gebrauchen.

Von der Kreuſelbeer-ſtauden ſchreibt Le-
onhardus Fuchſius
in ſeinem teutſchen Kraͤu-
terbuch im 68. Cap. auß dem Dioſco[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ide alſo:
Man ſagt/ daß die aͤſte der Kreuſelbeeren
fuͤr die Thuͤr und Fenſter geſtrewet/ oder
gelegt/ allerley Zauberey und vergifftungen
vertreiben/ und daher komt es ohne zweifel/
daß man die Zaͤune mit dieſem Gewaͤchs
verwahret/ denn es nicht allein verhuͤtet
mit ſeinen doͤrnen/ daß niemand hinein in
den Garten kom̃en kan/ ſonderen vertreibt
auch allerley Zauberey und vergifftungen/
ſo den Gaͤrten ſchaden bringet. Uber welche
wort Johannes Bauhinus tom. 1. Hiſtor. plant.
univerſal. lib. 17. cap.
20. dieſe außlegung gi-
bet: Zu wuͤnſchen iſt/ daß dem Fuchſio ſolche
wort nicht entfallen waͤren. O was elender
Chriſten! wenn wir von den Heiden die
Kunſt wider die Zauberey lehrnen muͤſſen.
Jch uͤberlaſſe den Geiſtlichen jhr urtheil zu
faͤllen/ ob man auff dieſe weiß die Zauberey
verhuͤten koͤnne. Underdeſſen gefallet mir der
rath und die kunſt Herꝛen Hieronymi Tragi
in dem 3. Theil ſeines Kraͤuterbuchs im 14.
Cap. Wenn man wil Kreuſelbeer-ſtauden
nach einander ſetzen/ geben ſie einen guten
ewigen Zaun/ dadurch kein Vieh und an-
der vergifftig Thier oder ungeziefer in die
Gaͤrten eintringen kan.

Auß den reiffen Kloſterbeeren laͤßt ſich auf
folgende weiß/ ein Wein zubereiten: werfft
die Kloſterbeer in ein ſauber Faß/ gießt ſie-
dend heiß Waſſer/ ſo viel noͤhtig daruͤber/Kloſter-
beer wein.

vermacht das Faß gantz beheb zu/ laßts 3.
biß 4. wochen ſtehen/ biß das Waſſer von
dem Safft und deſſelben Geiſt genugſam
erquicket; die Beere aber muͤſſen wol auß-
gezogen ſein. Nemt alßdann den Safft her-
auß/ gießt jhn in glaͤſerne Geſchirꝛ/ thut Zu-
cker darzu/ laßts wolvermacht etwas zeit
ſtehen/ biß der Safft in einander verjohren
iſt/ ſo hat man einen generoſen Wein da-
von.

CAP.
G g
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[233/0249] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. CAPUT CXXVI. [Abbildung Kreuſelbeer. Uva ſpina. ] Namen. KReuſelbeer/ oder Kloſterbeer/ Groſ- ſelbeer/ Stachel- oder Stichelbeer/ Kraußbeer/ heißt Lateiniſch/ Uva ſpi- na, Groſſularia, Uva criſpa. Jtaliaͤniſch/ Uva ſpina, Uva marina. Frantzoͤſiſch/ Groſelier. Spaniſch/ Uva ſpino, Uva creſpina. En- gliſch/ Gooſe/ Berry buſch. Daͤniſch/ Sti- ckelboer. Niderlaͤndiſch/ Croesbeſie. Geſtalt. Diß klein ſtaudicht Baͤumlein/ etwan zwey biß drey elen hoch/ hat ein aſchenfar- be Rinde/ fingersbreite/ etwas harichte blaͤtter wie der Eppich/ weiß- und ſtach- lichte aͤſtlein: iſt zweyer Geſchlecht das zah- me und wilde. Die Blumen ſind weiß/ biß- weilen auch gelb und rothgruͤn/ die beerlein hangen nicht traublicht an einander/ ſondern erſcheinen eintzel/ ſo groß als die Beere in den Weintrauben: von dem ſtiel fuͤrwerts ſind ſie ſtriemicht/ und haarig/ ſonderlich die wilden/ die ſind viel dicker/ raucher/ und ungeſchmackter. Die Kreuſelbeere haben ei- nen Weinſauren und zuſammenziehenden Geſchmack/ faſt wie die unzeitigen Wein- beere: Erſtlich ſind ſie gruͤn/ und ſo ſie reiff oder zeitig werden/ verwandlen ſie die farb mit dem geſchmack/ denn ſie werden gelb und ſuͤßlicht. Sie haben auch einen ſchwa- chen muͤrben kern/ den mag man ſambt den beeren eſſen. Man ſamlet ſie im Maͤyen und Brachmonat/ ehe denn ſie reiff werden. Der Fruͤchten ſind zweyerley/ groſſe und kleine Beer: dieſe werden mit ernſt auß den Gaͤrten gemuſtert/ und nur allein die groſ- ſen darinn behalten. Jn Teutſchland/ En- gelland und Holland werden die Kreuſelbeer ſtauden haͤuffig gefunden/ aber in Jtalien und Franckreich ſind ſie wegen der groſſen hitz des Lands nicht gemein. Eigenſchafft. Die Kloſterbeer/ wenn ſie unzeitig/ ha- ben einen herben/ ungejohrenen/ ſauren/ anhaltenden ſafft bey ſich: wenn ſie aber zeitig/ ſo iſt jhr ſafft gejohren/ und fuͤhret einen lieblichen milten/ mit ſchwefelichtem milt-fluͤchtigem ſaltzgeiſt vermiſchten ſafft bey ſich. Gebrauch. Die unzeitigen Kreuſelbeer ſind in der koſt annemlich mit dem Fleiſch gekocht/ denn ſie geben der Speiß einen lieblichen ge- ſchmack/ ſind nicht unnuͤtzlich in den hitzigen Kranckheiten und peſtilentziſchen Fiebern. Hitzige Kranckhei- ten und pe- ſtilentziſche Fieber. Unnatuͤr- licher fal- ſcher geluſt ſchwange- rer weiber Unwillen deß ma- gens/ bauchfluͤß/ Samen- fluß/ weiſſe kranckheit der weiber. Dieſe Beer bekommen wol den ſchwan- geren Weiberen wider den unnatuͤrlichen falſchen geluſt. Sie bringen begird zu eſſen/ benemmen den unwillen deß Magens/ und ſtopffen die Bauchfluͤſſe. Welche mit der gonorrhœa oder Samen- fluß behafftet/ und ſo den Weiberen die weiſ- ſe Kranckheit ſehr zuſetzet/ die ſollen dieſe Beer offt in der Speiß gebrauchen. Von der Kreuſelbeer-ſtauden ſchreibt Le- onhardus Fuchſius in ſeinem teutſchen Kraͤu- terbuch im 68. Cap. auß dem Dioſco_ide alſo: Man ſagt/ daß die aͤſte der Kreuſelbeeren fuͤr die Thuͤr und Fenſter geſtrewet/ oder gelegt/ allerley Zauberey und vergifftungen vertreiben/ und daher komt es ohne zweifel/ daß man die Zaͤune mit dieſem Gewaͤchs verwahret/ denn es nicht allein verhuͤtet mit ſeinen doͤrnen/ daß niemand hinein in den Garten kom̃en kan/ ſonderen vertreibt auch allerley Zauberey und vergifftungen/ ſo den Gaͤrten ſchaden bringet. Uber welche wort Johannes Bauhinus tom. 1. Hiſtor. plant. univerſal. lib. 17. cap. 20. dieſe außlegung gi- bet: Zu wuͤnſchen iſt/ daß dem Fuchſio ſolche wort nicht entfallen waͤren. O was elender Chriſten! wenn wir von den Heiden die Kunſt wider die Zauberey lehrnen muͤſſen. Jch uͤberlaſſe den Geiſtlichen jhr urtheil zu faͤllen/ ob man auff dieſe weiß die Zauberey verhuͤten koͤnne. Underdeſſen gefallet mir der rath und die kunſt Herꝛen Hieronymi Tragi in dem 3. Theil ſeines Kraͤuterbuchs im 14. Cap. Wenn man wil Kreuſelbeer-ſtauden nach einander ſetzen/ geben ſie einen guten ewigen Zaun/ dadurch kein Vieh und an- der vergifftig Thier oder ungeziefer in die Gaͤrten eintringen kan. Auß den reiffen Kloſterbeeren laͤßt ſich auf folgende weiß/ ein Wein zubereiten: werfft die Kloſterbeer in ein ſauber Faß/ gießt ſie- dend heiß Waſſer/ ſo viel noͤhtig daruͤber/ vermacht das Faß gantz beheb zu/ laßts 3. biß 4. wochen ſtehen/ biß das Waſſer von dem Safft und deſſelben Geiſt genugſam erquicket; die Beere aber muͤſſen wol auß- gezogen ſein. Nemt alßdann den Safft her- auß/ gießt jhn in glaͤſerne Geſchirꝛ/ thut Zu- cker darzu/ laßts wolvermacht etwas zeit ſtehen/ biß der Safft in einander verjohren iſt/ ſo hat man einen generoſen Wein da- von. Kloſter- beer wein. CAP. G g

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/249>, abgerufen am 25.04.2024.