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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] blüthe durchauß gleich/ eines lieblichen
scharfflichten Bisam-geruchs. Trägt sehr
viel beere/ welche den gemeinen Hartriegel-
beeren gleich/ und mit häuffigen kleinen
schwartzen kernlein angefüllet. Jst in Aegy-
pten sehr gemein/ und wird seine Blüthe
wegen deß anmuthigen Geruchs von den
Türcken hoch gehalten. Die blätter dieses
Gewächses pflegen die Aegyptischen Wei-
ber zu dörren/ hernach mit ein wenig Alaun
in Wasser zu sieden/ biß es gelb wird/ und
mit solchem Wasser die Hände/ Füsse/ und
alle haarige theile des Leibs/ sonderlich nach
den gewohnlichen Bädern/ zu waschen/ und
also gelb zu färben/ wie sie es denn sehr an-
ständig und schön halten/ wenn sie mit gel-
ben Händen/ Füssen und Bärten können
auffgezogen kommen.

Eigenschafft.

Die blätter/ blumen/ und beer des Hart-
riegels/ haben ein Alcalisches saltz/ neben et-
was balsamischem öl under jhren irdisch-saf-
tigen theilen verborgen/ hiemit die Eigen-
schafft gelind zu erdünneren/ zusammenzu-
ziehen/ zu heilen/ den Kreißlauff deß Ge-
blüts in den Entzündungen zu beförderen/
auch zu stopffen und anzuhalten.

Gebrauch.

Auß den blättern des Beinholtzs wird ein
nutzliches Mundwasser gekocht. Nim dessen
blätter/ Wegrichkraut/ Gulden-günsel/
Braunellen jedes ein halbe handvoll/ lasse
solches in einem quartal frisch Brunn-was-
sers ein wenig kochen/ siechte es alsdann
durch ein sauberes tüchlein/ und behalts
Gefallen
zäpflin/
Mund-
fäule.
zum gebrauch. So man damit laulicht den
Mund außschwencket/ hebt es das gefallene
zäpflein auff/ und heilet die Mundfäule.

Wenn man ein paar hand voll dieser
blätteren in einem quartal Wassers seudet/
in welchem die Schmide jhr glüend Eisen
ablöschen/ und ein wenig Alaun darzu thut/
Luck zahn-
fleisch/
wacklende
zahn.
stärcket es das lucke Zahnfleisch und wack-
lende Zähn kräfftiglich/ so man sie damit
reibet/ wie solches der Königliche Dänische
Leib Medicus, Herr Simon Pauli/ in Qua-
dripart. Botan. classe secunda,
berichtet/ wel-
cher auch nachfolgendes hülffmittel wider
Geschwär
der Nasen.
die Geschwär der Nasen von einem erfahr-
nen Wund-Artzt empfangen hat. Nim
Beinholtz- und Nachtschatten-wasser/ jedes
2. loth/ Sacchari Saturni ein scrupel/ Zucker-
candit ein halben scrupel/ Campfer 7. gran:
mische alles/ damit soll man die Nasen-ge-
schwär lohlicht waschen.

Auß Beinholtz-blumen distilliert man ein
Wasser/ welches einen lieblichen Geruch
gibt: wird gebraucht/ wo man kühlung und
zusammenziehung bedarff/ denn so man es
auff 3. oder 4. loth trinckt/ stellet es die über-
Uberflüssig
Frawen-
zeit/ weisser
Fluß/ blut-
speyen/
bauchfluß.
Bräune/
Geschwär
des halses/
Mundfäu-
le/ rothe
Augen.
flüssige Frawenzeit und den weissen Fluß/
auch hülfft es wider das Blutspeyen und
den Bauchfluß: damit den Mund außge-
schwenckt/ wehret es der Bräune/ und hei-
let die Geschwär des Halses oder Mundfäu-
le: in die Augen getropffet/ nimmet es de-
rer röthe hinweg. Leinen tüchlein in diesem
Wasser genätzt/ und über die hitzige Glieder
gelegt/ kühlet dieselbige. Es heilet auch an-
dere hitzige fliessende Schäden an heimlichen
[Spaltenumbruch] orten und andere Brandschäden/ darmitHitzige
fressende
Schäden
an heimli-
chen orten.
Brand-
schäden.

lohlicht gewaschen/ wie solches Tragus be-
zeuget. Der hochgelehrte Herr Casparus Bau-
hinus
schreibet von diesem Wasser/ es heile
auch den Krebs/ damit Abends und Mor-
gens gewaschen/ und darinn genätzte tücher
übergeschlagen/ sonderlich so man in einKrebs.
pfund des Wassers ein loth gepülverten A-
laun zerlasset.



CAPUT CXXIX.
[Abbildung] Zahme Rosen. Rosa domestica.
Namen.

DIe zahme Rose heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Rosa. Jtaliä-
nisch/ Rosa. Frantzösisch/ Rose.
Spanisch/ Rosa. Englisch/ Rose. Dänisch/
Rose/ hafwe rose/ tamrose. Niderländisch/
Rose.

Die wilden Rosen nennet man Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Rosa sylvestris, Rosa
arvensis, Rosa canina, Cynosbatos.
Jtaliä-
nisch/ Rosa salvatica. Frantzösisch/ Rose
sauvage.
Spanisch/ Rosa silvestre, o perru-
na, o gauanza.
Englisch/ wilde Rosen. Ni-
derländisch/ wilde Roose. Jn Teutscher
Sprach wird sie auch genennet/ Feldrosen/
Heckrose/ Hainhecke/ und Heydrose.

Geschlecht und Gestalt.

Die Rosen sind mäniglich bekandt/ daß
es unnöthig ist jhr Gestalt und Gewächs
weitläuffig zu beschreiben. Jns gemein ist
sie ein schwaches Gestäude/ welches bald
veraltet/ wo es nicht gehawen wird/ ja kal-
ten Winter mag es schwerlich außdauren;
hat gleichwol harte/ holtzichte zweige/ mit
spitzigen kleinen etwas gebogenen stacheln
begabet; jhre blätter sind etwas rund rauch/
im umbkreiß zerkerfft/ wachsen 5. oder 7. auß
einem stiel/ und stehen gegeneinander/ auß-
genommen daß ausserste/ so allein stehet. Die

blumen

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] bluͤthe durchauß gleich/ eines lieblichen
ſcharfflichten Biſam-geruchs. Traͤgt ſehr
viel beere/ welche den gemeinen Hartriegel-
beeren gleich/ und mit haͤuffigen kleinen
ſchwartzen kernlein angefuͤllet. Jſt in Aegy-
pten ſehr gemein/ und wird ſeine Bluͤthe
wegen deß anmuthigen Geruchs von den
Tuͤrcken hoch gehalten. Die blaͤtter dieſes
Gewaͤchſes pflegen die Aegyptiſchen Wei-
ber zu doͤrꝛen/ hernach mit ein wenig Alaun
in Waſſer zu ſieden/ biß es gelb wird/ und
mit ſolchem Waſſer die Haͤnde/ Fuͤſſe/ und
alle haarige theile des Leibs/ ſonderlich nach
den gewohnlichen Baͤdern/ zu waſchen/ und
alſo gelb zu faͤrben/ wie ſie es denn ſehr an-
ſtaͤndig und ſchoͤn halten/ wenn ſie mit gel-
ben Haͤnden/ Fuͤſſen und Baͤrten koͤnnen
auffgezogen kommen.

Eigenſchafft.

Die blaͤtter/ blumen/ und beer des Hart-
riegels/ haben ein Alcaliſches ſaltz/ neben et-
was balſamiſchem oͤl under jhren irdiſch-ſaf-
tigen theilen verborgen/ hiemit die Eigen-
ſchafft gelind zu erduͤnneren/ zuſammenzu-
ziehen/ zu heilen/ den Kreißlauff deß Ge-
bluͤts in den Entzuͤndungen zu befoͤrderen/
auch zu ſtopffen und anzuhalten.

Gebrauch.

Auß den blaͤttern des Beinholtzs wird ein
nutzliches Mundwaſſer gekocht. Nim deſſen
blaͤtter/ Wegrichkraut/ Gulden-guͤnſel/
Braunellen jedes ein halbe handvoll/ laſſe
ſolches in einem quartal friſch Brunn-waſ-
ſers ein wenig kochen/ ſiechte es alsdann
durch ein ſauberes tuͤchlein/ und behalts
Gefallen
zaͤpflin/
Mund-
faͤule.
zum gebrauch. So man damit laulicht den
Mund außſchwencket/ hebt es das gefallene
zaͤpflein auff/ und heilet die Mundfaͤule.

Wenn man ein paar hand voll dieſer
blaͤtteren in einem quartal Waſſers ſeudet/
in welchem die Schmide jhr gluͤend Eiſen
abloͤſchen/ und ein wenig Alaun darzu thut/
Luck zahn-
fleiſch/
wacklende
zahn.
ſtaͤrcket es das lucke Zahnfleiſch und wack-
lende Zaͤhn kraͤfftiglich/ ſo man ſie damit
reibet/ wie ſolches der Koͤnigliche Daͤniſche
Leib Medicus, Herꝛ Simon Pauli/ in Qua-
dripart. Botan. claſſe ſecunda,
berichtet/ wel-
cher auch nachfolgendes huͤlffmittel wider
Geſchwaͤr
der Naſen.
die Geſchwaͤr der Naſen von einem erfahr-
nen Wund-Artzt empfangen hat. Nim
Beinholtz- und Nachtſchatten-waſſer/ jedes
2. loth/ Sacchari Saturni ein ſcrupel/ Zucker-
candit ein halben ſcrupel/ Campfer 7. gran:
miſche alles/ damit ſoll man die Naſen-ge-
ſchwaͤr lohlicht waſchen.

Auß Beinholtz-blumen diſtilliert man ein
Waſſer/ welches einen lieblichen Geruch
gibt: wird gebraucht/ wo man kuͤhlung und
zuſammenziehung bedarff/ denn ſo man es
auff 3. oder 4. loth trinckt/ ſtellet es die uͤber-
Uberfluͤſſig
Frawen-
zeit/ weiſſer
Fluß/ blut-
ſpeyen/
bauchfluß.
Braͤune/
Geſchwaͤr
des halſes/
Mundfaͤu-
le/ rothe
Augen.
fluͤſſige Frawenzeit und den weiſſen Fluß/
auch huͤlfft es wider das Blutſpeyen und
den Bauchfluß: damit den Mund außge-
ſchwenckt/ wehret es der Braͤune/ und hei-
let die Geſchwaͤr des Halſes oder Mundfaͤu-
le: in die Augen getropffet/ nimmet es de-
rer roͤthe hinweg. Leinen tuͤchlein in dieſem
Waſſer genaͤtzt/ und uͤber die hitzige Glieder
gelegt/ kuͤhlet dieſelbige. Es heilet auch an-
dere hitzige flieſſende Schaͤden an heimlichen
[Spaltenumbruch] orten und andere Brandſchaͤden/ darmitHitzige
freſſende
Schaͤden
an heimli-
chen orten.
Brand-
ſchaͤden.

lohlicht gewaſchen/ wie ſolches Tragus be-
zeuget. Der hochgelehrte Herꝛ Caſparus Bau-
hinus
ſchreibet von dieſem Waſſer/ es heile
auch den Krebs/ damit Abends und Mor-
gens gewaſchen/ und darinn genaͤtzte tuͤcher
uͤbergeſchlagen/ ſonderlich ſo man in einKrebs.
pfund des Waſſers ein loth gepuͤlverten A-
laun zerlaſſet.



CAPUT CXXIX.
[Abbildung] Zahme Roſen. Roſa domeſtica.
Namen.

DIe zahme Roſe heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Roſa. Jtaliaͤ-
niſch/ Roſa. Frantzoͤſiſch/ Roſe.
Spaniſch/ Roſa. Engliſch/ Roſe. Daͤniſch/
Roſe/ hafwe roſe/ tamroſe. Niderlaͤndiſch/
Roſe.

Die wilden Roſen neñet man Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Roſa ſylveſtris, Roſa
arvenſis, Roſa canina, Cynosbatos.
Jtaliaͤ-
niſch/ Roſa ſalvatica. Frantzoͤſiſch/ Roſe
ſauvage.
Spaniſch/ Roſa ſilveſtre, o perru-
na, o gauanza.
Engliſch/ wilde Roſen. Ni-
derlaͤndiſch/ wilde Rooſe. Jn Teutſcher
Sprach wird ſie auch genennet/ Feldroſen/
Heckroſe/ Hainhecke/ und Heydroſe.

Geſchlecht und Geſtalt.

Die Roſen ſind maͤniglich bekandt/ daß
es unnoͤthig iſt jhr Geſtalt und Gewaͤchs
weitlaͤuffig zu beſchreiben. Jns gemein iſt
ſie ein ſchwaches Geſtaͤude/ welches bald
veraltet/ wo es nicht gehawen wird/ ja kal-
ten Winter mag es ſchwerlich außdauren;
hat gleichwol harte/ holtzichte zweige/ mit
ſpitzigen kleinen etwas gebogenen ſtacheln
begabet; jhre blaͤtter ſind etwas rund rauch/
im umbkreiß zerkerfft/ wachſen 5. oder 7. auß
einem ſtiel/ und ſtehen gegeneinander/ auß-
genommen daß auſſerſte/ ſo allein ſtehet. Die

blumen
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[236/0252] Das Erſte Buch/ bluͤthe durchauß gleich/ eines lieblichen ſcharfflichten Biſam-geruchs. Traͤgt ſehr viel beere/ welche den gemeinen Hartriegel- beeren gleich/ und mit haͤuffigen kleinen ſchwartzen kernlein angefuͤllet. Jſt in Aegy- pten ſehr gemein/ und wird ſeine Bluͤthe wegen deß anmuthigen Geruchs von den Tuͤrcken hoch gehalten. Die blaͤtter dieſes Gewaͤchſes pflegen die Aegyptiſchen Wei- ber zu doͤrꝛen/ hernach mit ein wenig Alaun in Waſſer zu ſieden/ biß es gelb wird/ und mit ſolchem Waſſer die Haͤnde/ Fuͤſſe/ und alle haarige theile des Leibs/ ſonderlich nach den gewohnlichen Baͤdern/ zu waſchen/ und alſo gelb zu faͤrben/ wie ſie es denn ſehr an- ſtaͤndig und ſchoͤn halten/ wenn ſie mit gel- ben Haͤnden/ Fuͤſſen und Baͤrten koͤnnen auffgezogen kommen. Eigenſchafft. Die blaͤtter/ blumen/ und beer des Hart- riegels/ haben ein Alcaliſches ſaltz/ neben et- was balſamiſchem oͤl under jhren irdiſch-ſaf- tigen theilen verborgen/ hiemit die Eigen- ſchafft gelind zu erduͤnneren/ zuſammenzu- ziehen/ zu heilen/ den Kreißlauff deß Ge- bluͤts in den Entzuͤndungen zu befoͤrderen/ auch zu ſtopffen und anzuhalten. Gebrauch. Auß den blaͤttern des Beinholtzs wird ein nutzliches Mundwaſſer gekocht. Nim deſſen blaͤtter/ Wegrichkraut/ Gulden-guͤnſel/ Braunellen jedes ein halbe handvoll/ laſſe ſolches in einem quartal friſch Brunn-waſ- ſers ein wenig kochen/ ſiechte es alsdann durch ein ſauberes tuͤchlein/ und behalts zum gebrauch. So man damit laulicht den Mund außſchwencket/ hebt es das gefallene zaͤpflein auff/ und heilet die Mundfaͤule. Gefallen zaͤpflin/ Mund- faͤule. Wenn man ein paar hand voll dieſer blaͤtteren in einem quartal Waſſers ſeudet/ in welchem die Schmide jhr gluͤend Eiſen abloͤſchen/ und ein wenig Alaun darzu thut/ ſtaͤrcket es das lucke Zahnfleiſch und wack- lende Zaͤhn kraͤfftiglich/ ſo man ſie damit reibet/ wie ſolches der Koͤnigliche Daͤniſche Leib Medicus, Herꝛ Simon Pauli/ in Qua- dripart. Botan. claſſe ſecunda, berichtet/ wel- cher auch nachfolgendes huͤlffmittel wider die Geſchwaͤr der Naſen von einem erfahr- nen Wund-Artzt empfangen hat. Nim Beinholtz- und Nachtſchatten-waſſer/ jedes 2. loth/ Sacchari Saturni ein ſcrupel/ Zucker- candit ein halben ſcrupel/ Campfer 7. gran: miſche alles/ damit ſoll man die Naſen-ge- ſchwaͤr lohlicht waſchen. Luck zahn- fleiſch/ wacklende zahn. Geſchwaͤr der Naſen. Auß Beinholtz-blumen diſtilliert man ein Waſſer/ welches einen lieblichen Geruch gibt: wird gebraucht/ wo man kuͤhlung und zuſammenziehung bedarff/ denn ſo man es auff 3. oder 4. loth trinckt/ ſtellet es die uͤber- fluͤſſige Frawenzeit und den weiſſen Fluß/ auch huͤlfft es wider das Blutſpeyen und den Bauchfluß: damit den Mund außge- ſchwenckt/ wehret es der Braͤune/ und hei- let die Geſchwaͤr des Halſes oder Mundfaͤu- le: in die Augen getropffet/ nimmet es de- rer roͤthe hinweg. Leinen tuͤchlein in dieſem Waſſer genaͤtzt/ und uͤber die hitzige Glieder gelegt/ kuͤhlet dieſelbige. Es heilet auch an- dere hitzige flieſſende Schaͤden an heimlichen orten und andere Brandſchaͤden/ darmit lohlicht gewaſchen/ wie ſolches Tragus be- zeuget. Der hochgelehrte Herꝛ Caſparus Bau- hinus ſchreibet von dieſem Waſſer/ es heile auch den Krebs/ damit Abends und Mor- gens gewaſchen/ und darinn genaͤtzte tuͤcher uͤbergeſchlagen/ ſonderlich ſo man in ein pfund des Waſſers ein loth gepuͤlverten A- laun zerlaſſet. Uberfluͤſſig Frawen- zeit/ weiſſer Fluß/ blut- ſpeyen/ bauchfluß. Braͤune/ Geſchwaͤr des halſes/ Mundfaͤu- le/ rothe Augen. Hitzige freſſende Schaͤden an heimli- chen orten. Brand- ſchaͤden. Krebs. CAPUT CXXIX. [Abbildung Zahme Roſen. Roſa domeſtica. ] Namen. DIe zahme Roſe heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Roſa. Jtaliaͤ- niſch/ Roſa. Frantzoͤſiſch/ Roſe. Spaniſch/ Roſa. Engliſch/ Roſe. Daͤniſch/ Roſe/ hafwe roſe/ tamroſe. Niderlaͤndiſch/ Roſe. Die wilden Roſen neñet man Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Roſa ſylveſtris, Roſa arvenſis, Roſa canina, Cynosbatos. Jtaliaͤ- niſch/ Roſa ſalvatica. Frantzoͤſiſch/ Roſe ſauvage. Spaniſch/ Roſa ſilveſtre, o perru- na, o gauanza. Engliſch/ wilde Roſen. Ni- derlaͤndiſch/ wilde Rooſe. Jn Teutſcher Sprach wird ſie auch genennet/ Feldroſen/ Heckroſe/ Hainhecke/ und Heydroſe. Geſchlecht und Geſtalt. Die Roſen ſind maͤniglich bekandt/ daß es unnoͤthig iſt jhr Geſtalt und Gewaͤchs weitlaͤuffig zu beſchreiben. Jns gemein iſt ſie ein ſchwaches Geſtaͤude/ welches bald veraltet/ wo es nicht gehawen wird/ ja kal- ten Winter mag es ſchwerlich außdauren; hat gleichwol harte/ holtzichte zweige/ mit ſpitzigen kleinen etwas gebogenen ſtacheln begabet; jhre blaͤtter ſind etwas rund rauch/ im umbkreiß zerkerfft/ wachſen 5. oder 7. auß einem ſtiel/ und ſtehen gegeneinander/ auß- genommen daß auſſerſte/ ſo allein ſtehet. Die blumen

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/252>, abgerufen am 24.04.2024.