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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch
[Spaltenumbruch] die Stämmer gestrewet/ machet daß die
Früchte groß wachsen.

Die beste Zeit Quitten-stauden zu verse-
tzen/ ist in dem Herbst gegen Allerheiligen tag.
Ob wol man nicht gewohnt ist die Quitten
zu peltzen/ so können doch Zweyge von Leo-
nischen/ Poßner und andern Quitten-arten
in rechter zeit abgenommen/ wider auff
Quitten/ auch auff Birn und Apffelbäum
in den Stamm geimpffet werden. Diese brin-
gen hernach schöne und grosse Früchte.

Die Quitten lang zu behalten/ darff man
sie in kein Gemach thun/ in welchem Wein-
trauben auffgehangen oder auffbehalten
werden/ denn sie faulen davon gar bald: hin-
gegen in Hirsch/ oder Spreuer gelegt/ blei-
ben sie lang.

Jn Jndien werden zwey sonderliche Ge-
schlecht des Quittenbaums gefunden.

Der erste ist nach der Beschreibung Jacobi
Bontii lib. 6. histor. natural. & medic. cap.
8.
ein hoher Baum mit breiten Zweigen und
Limonien-gleichen/ aber schmäleren blättern/
so sich leicht zerreiben lassen. Die Früchte
sind den Citronen ähnlich/ ehe sie reiff wer-
den/ ist die Rinde grün/ so sie aber zur Zeiti-
gung gelanget/ scheinen sie gelb. Die Rinde
ist sehr hart/ lasset sich nicht brechen/ sondern
man muß sie mit dem Messer zerschneiden:
Das inwendig Fleisch sihet/ wie in der Quit-
ten/ gelb/ und beschleußt in der mitte den Sa-
men/ welcher mit einer klebrigen Materie/
(aber häuffiger als in der Europeischen
Quitten) umbher bestrichen ist/ weßwegen
vorgemelter Herr ihme den Namen Quitten
Entzün-
dung des
Halses/
Durchfäu-
le.
gegeben hat: Solcher klebrige Schleim die-
net für die Entzündung des Halses/ Zahn-
geschwär und Durchfäule/ oder Schwäm-
chen auff der Zunge der Kinder. Wenn diese
Quitten-äpffel noch grün sind/ haben sie
weiß nicht was für einen widrigen Geruch
bey sich/ nach dem sie aber reiff worden/
riechen sie den jenigen Marieviolen gleich/
so von den Arabern Keiri genennet werden.
Rothe
Ruhr.
Erbrechen.
Dieser Quitten-apffel gebraten ist eine unge-
zweiflete Artzney wider die rothe Ruhr und
starck Erbrechen des Magens. Man findet
diesen Baum hin und wider in den Wäl-
dern/ von dannen die Schwartzen mit beson-
derm Fleiß die Früchte abholen/ und nach
der Statt feil tragen/ oder wider vorernante
Kranckheiten selbst auffheben/ denn so man
sie noch grün abbricht/ können sie trefflich
lang wehren/ und werden umb des inwendi-
gen Schleims willen von den Niderländern
Slymappelen/ Schleimapffel geheissen.

Der ander Quittenbaum wächßt nach
dem Bericht Garciae ab Horto lib. 2. Plant. Ind.
in der Landschafft Bengala/ daher man die
Frucht Bengalische Quitten nennet. Mit
seiner Grösse vergleicht er sich dem Oel-
baum. Die Blätter sind mit ihrer Gestalt
und Geruch dem Pfersig-laub ähnlich. Er
trägt wenig Blumen/ so bald abfallen. Die
Frucht erzeigt sich anfänglich zart und
grün-schwartzlicht/ mit einer dünnen Rinde/
in der Grösse der Pomerantzen/ mit reiffer
Zeitigung aber gelanget sie zu der Grösse ei-
nes Quitten-apffels. So man die Rinde dör-
ret/ wird sie so hart als ein Jndische Nußscha-
le: Auß diesem Apffel wird wie in Teutsch-
land eine Lattwerg gemacht/ welche die Artzt
[Spaltenumbruch] in Guzarata wider die rothe Ruhr gar nutz-
lich gebrauchen. So dieser Apffel in dem
braten zerberstet/ brennet das herauß sprin-
gende Marck wie ein Büchsen-pulver.

Eigenschafft.

Alle Quittenbäume/ und was daran ist
und wachset/ haben eine Krafft zusammen zu
ziehen: sonderlich aber sind dessen gebrauch-
bare Früchte/ mit einem sauren/ rauchlich-
ten/ nicht vollkommen gejohrenen Safft be-
gabet/ welcher gleich den saurlichten herben
Birn/ mit vielen saltzichten groben/ und we-
nig schwefelichten geistreichen Theilen an-
gefüllet. Die Samen der Frucht sind mit ei-
ner schleimichten Materie überzogen/ welche
sich gern in allerhand Wassern zerlasset/ und
solche schleimig machet. Nach der Alten
aussag/ ist die Frucht dieses Baums kalt im
ersten/ und trocken im Anfang des andern
Grads.

Gebrauch.

Auß den Quitten pflegt man allerhand
anmüthige Sachen für die Patienten zuEine weis-
se gallerich-
te Marma-
lade zu ma-
chen.

machen. Als wenn man eine weisse gallerich-
te Marmalade von Quitten haben will/ so
nehmet Quitten/ die wol reiff/ lasset sie recht
mürbe in siedheissem Wasser werden/ schälet
sie hernach/ und leget sie beyseit; Darnach
nemt rohe Quitten/ schälet sie/ und nehmet
die Körner auß/ alßdenn presset und seihet den
Safft durch ein Tuch; wäget demnach die
mürbe Quitten/ nehmet doppelt so viel Zu-
cker/ zerlasset ihn in halb so schwer des rohen
Quittensaffts/ laßt ihn stehen/ und schau-
met ihn wol ab/ thut die Quitten-schnitten
darein/ lasset es zusammen auff gelindem
Feur sieden/ biß es zur Gallerey wird/ als-
denn thut es in Gläser.

Will man eine rothe gallerichte Marma-Eine rothe
Marma-
lade.

lade haben/ so schälet die Quitten/ nehmet
die Körner herauß/ und werffet sie gleich in
kalt frisch Wasser/ damit sie nicht schwartz
werden. Darnach schneidet sie in dünne
Schnitten/ und werffet sie allezeit wider ins
kalt Wasser; alsdenn zu jedem Pfund dieser
Quitten/ nehmet drey Pfund Zucker/ her-
nach leget eine Lage Zucker in die Pfanne/
und denn eine Lage Quitten/ und machet es
so fort/ biß sie alle in die Pfanne geleget
sind/ sehet aber zu/ daß die Oberlage Zucker
sey/ setzet es hernach zum gelindem Feur und
decket sie wol zu: wenn ihr mercket/ daß sie
mürb werden/ und anfangen roth außzu-
sehen/ so lasset sie hurtig fortsieden/ biß alles
recht klar werde/ und der Syrup gallericht/
alsdenn hebet ihn auff. Solche Gallereyen
sind sehr lieblich/ stärcken den Magen undHertz und
Magen-
schwachheit
Halßbräu-
ne.
Ruhr oder
Bauchlauf.
Auffstossen
und erbre-
chen.
Rothe flies-
sende augen.
Schrunden
der wartzen
an der wei-
ber brüsten.
Brand
vom Feur.

das Hertz/ machen einen guten Mund/ ver-
wehren die Halsbräune/ stillen die Ruhren/
und verhindern das auffstossen und erbrechen
des Magens/ wenn bißweilen nach belieben
davon genommen wird.

Der Schleim so von den Quitten-kernen
mit Rosenwasser außgezogen wird/ dienet
wider die rothe fliessende Augen/ und heilet
die Schrunden der Wärtzlein an der Wei-
ber Brüsten/ insonderheit aber wird er wider
den Brand vom Feur gelobt. Dahero Simon
Pauli in Classe 2. Quadripart. Botanic. p. m.
89.
von dem berühmten Holländischen Artzt Pe-
tro Foresto
schreibet/ er habe seinem Sohn/

als

Das Erſte Buch
[Spaltenumbruch] die Staͤmmer geſtrewet/ machet daß die
Fruͤchte groß wachſen.

Die beſte Zeit Quitten-ſtauden zu verſe-
tzen/ iſt in dem Herbſt gegen Allerheiligen tag.
Ob wol man nicht gewohnt iſt die Quitten
zu peltzen/ ſo koͤnnen doch Zweyge von Leo-
niſchen/ Poßner und andern Quitten-arten
in rechter zeit abgenommen/ wider auff
Quitten/ auch auff Birn und Apffelbaͤum
in den Stam̃ geimpffet werden. Dieſe brin-
gen hernach ſchoͤne und groſſe Fruͤchte.

Die Quitten lang zu behalten/ darff man
ſie in kein Gemach thun/ in welchem Wein-
trauben auffgehangen oder auffbehalten
werden/ denn ſie faulen davon gar bald: hin-
gegen in Hirſch/ oder Spreuer gelegt/ blei-
ben ſie lang.

Jn Jndien werden zwey ſonderliche Ge-
ſchlecht des Quittenbaums gefunden.

Der erſte iſt nach der Beſchreibung Jacobi
Bontii lib. 6. hiſtor. natural. & medic. cap.
8.
ein hoher Baum mit breiten Zweigen und
Limonien-gleichen/ aber ſchmaͤleren blaͤttern/
ſo ſich leicht zerꝛeiben laſſen. Die Fruͤchte
ſind den Citronen aͤhnlich/ ehe ſie reiff wer-
den/ iſt die Rinde gruͤn/ ſo ſie aber zur Zeiti-
gung gelanget/ ſcheinen ſie gelb. Die Rinde
iſt ſehr hart/ laſſet ſich nicht brechen/ ſondern
man muß ſie mit dem Meſſer zerſchneiden:
Das inwendig Fleiſch ſihet/ wie in der Quit-
ten/ gelb/ und beſchleußt in der mitte den Sa-
men/ welcher mit einer klebrigen Materie/
(aber haͤuffiger als in der Europeiſchen
Quitten) umbher beſtrichen iſt/ weßwegen
vorgemelter Herꝛ ihme den Namen Quitten
Entzuͤn-
dung des
Halſes/
Durchfaͤu-
le.
gegeben hat: Solcher klebrige Schleim die-
net fuͤr die Entzuͤndung des Halſes/ Zahn-
geſchwaͤr und Durchfaͤule/ oder Schwaͤm-
chen auff der Zunge der Kinder. Wenn dieſe
Quitten-aͤpffel noch gruͤn ſind/ haben ſie
weiß nicht was fuͤr einen widrigen Geruch
bey ſich/ nach dem ſie aber reiff worden/
riechen ſie den jenigen Marieviolen gleich/
ſo von den Arabern Keiri genennet werden.
Rothe
Ruhr.
Erbrechen.
Dieſer Quitten-apffel gebraten iſt eine unge-
zweiflete Artzney wider die rothe Ruhr und
ſtarck Erbrechen des Magens. Man findet
dieſen Baum hin und wider in den Waͤl-
dern/ von dannen die Schwartzen mit beſon-
derm Fleiß die Fruͤchte abholen/ und nach
der Statt feil tragen/ oder wider vorernante
Kranckheiten ſelbſt auffheben/ denn ſo man
ſie noch gruͤn abbricht/ koͤnnen ſie trefflich
lang wehren/ und werden umb des inwendi-
gen Schleims willen von den Niderlaͤndern
Slymappelen/ Schleimapffel geheiſſen.

Der ander Quittenbaum waͤchßt nach
dem Bericht Garciæ ab Horto lib. 2. Plant. Ind.
in der Landſchafft Bengala/ daher man die
Frucht Bengaliſche Quitten nennet. Mit
ſeiner Groͤſſe vergleicht er ſich dem Oel-
baum. Die Blaͤtter ſind mit ihrer Geſtalt
und Geruch dem Pferſig-laub aͤhnlich. Er
traͤgt wenig Blumen/ ſo bald abfallen. Die
Frucht erzeigt ſich anfaͤnglich zart und
gruͤn-ſchwartzlicht/ mit einer duͤnnen Rinde/
in der Groͤſſe der Pomerantzen/ mit reiffer
Zeitigung aber gelanget ſie zu der Groͤſſe ei-
nes Quitten-apffels. So man die Rinde doͤr-
ret/ wird ſie ſo hart als ein Jndiſche Nußſcha-
le: Auß dieſem Apffel wird wie in Teutſch-
land eine Lattwerg gemacht/ welche die Artzt
[Spaltenumbruch] in Guzarata wider die rothe Ruhr gar nutz-
lich gebrauchen. So dieſer Apffel in dem
braten zerberſtet/ brennet das herauß ſprin-
gende Marck wie ein Buͤchſen-pulver.

Eigenſchafft.

Alle Quittenbaͤume/ und was daran iſt
und wachſet/ haben eine Krafft zuſammen zu
ziehen: ſonderlich aber ſind deſſen gebrauch-
bare Fruͤchte/ mit einem ſauren/ rauchlich-
ten/ nicht vollkommen gejohrenen Safft be-
gabet/ welcher gleich den ſaurlichten herben
Birn/ mit vielen ſaltzichten groben/ und we-
nig ſchwefelichten geiſtreichen Theilen an-
gefuͤllet. Die Samen der Frucht ſind mit ei-
ner ſchleimichten Materie uͤberzogen/ welche
ſich gern in allerhand Waſſern zerlaſſet/ und
ſolche ſchleimig machet. Nach der Alten
auſſag/ iſt die Frucht dieſes Baums kalt im
erſten/ und trocken im Anfang des andern
Grads.

Gebrauch.

Auß den Quitten pflegt man allerhand
anmuͤthige Sachen fuͤr die Patienten zuEine weiſ-
ſe gallerich-
te Marma-
lade zu ma-
chen.

machen. Als wenn man eine weiſſe gallerich-
te Marmalade von Quitten haben will/ ſo
nehmet Quitten/ die wol reiff/ laſſet ſie recht
muͤrbe in ſiedheiſſem Waſſer werden/ ſchaͤlet
ſie hernach/ und leget ſie beyſeit; Darnach
nemt rohe Quitten/ ſchaͤlet ſie/ und nehmet
die Koͤrner auß/ alßdeñ preſſet und ſeihet den
Safft durch ein Tuch; waͤget demnach die
muͤrbe Quitten/ nehmet doppelt ſo viel Zu-
cker/ zerlaſſet ihn in halb ſo ſchwer des rohen
Quittenſaffts/ laßt ihn ſtehen/ und ſchau-
met ihn wol ab/ thut die Quitten-ſchnitten
darein/ laſſet es zuſammen auff gelindem
Feur ſieden/ biß es zur Gallerey wird/ als-
denn thut es in Glaͤſer.

Will man eine rothe gallerichte Marma-Eine rothe
Marma-
lade.

lade haben/ ſo ſchaͤlet die Quitten/ nehmet
die Koͤrner herauß/ und werffet ſie gleich in
kalt friſch Waſſer/ damit ſie nicht ſchwartz
werden. Darnach ſchneidet ſie in duͤnne
Schnitten/ und werffet ſie allezeit wider ins
kalt Waſſer; alsdenn zu jedem Pfund dieſer
Quitten/ nehmet drey Pfund Zucker/ her-
nach leget eine Lage Zucker in die Pfanne/
und denn eine Lage Quitten/ und machet es
ſo fort/ biß ſie alle in die Pfanne geleget
ſind/ ſehet aber zu/ daß die Oberlage Zucker
ſey/ ſetzet es hernach zum gelindem Feur und
decket ſie wol zu: wenn ihr mercket/ daß ſie
muͤrb werden/ und anfangen roth außzu-
ſehen/ ſo laſſet ſie hurtig fortſieden/ biß alles
recht klar werde/ und der Syrup gallericht/
alsdenn hebet ihn auff. Solche Gallereyen
ſind ſehr lieblich/ ſtaͤrcken den Magen undHertz und
Magen-
ſchwachheit
Halßbraͤu-
ne.
Ruhr oder
Bauchlauf.
Auffſtoſſen
und erbre-
chen.
Rothe flieſ-
ſende augẽ.
Schrundẽ
der wartzen
an der wei-
ber bruͤſtẽ.
Brand
vom Feur.

das Hertz/ machen einen guten Mund/ ver-
wehren die Halsbraͤune/ ſtillen die Ruhren/
und verhindern das auffſtoſſen und erbrechen
des Magens/ wenn bißweilen nach belieben
davon genommen wird.

Der Schleim ſo von den Quitten-kernen
mit Roſenwaſſer außgezogen wird/ dienet
wider die rothe flieſſende Augen/ und heilet
die Schrunden der Waͤrtzlein an der Wei-
ber Bruͤſten/ inſonderheit aber wird er wider
den Brand vom Feur gelobt. Dahero Simon
Pauli in Claſſe 2. Quadripart. Botanic. p. m.
89.
von dem beruͤhmten Hollaͤndiſchen Artzt Pe-
tro Foreſto
ſchreibet/ er habe ſeinem Sohn/

als
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[12/0028] Das Erſte Buch die Staͤmmer geſtrewet/ machet daß die Fruͤchte groß wachſen. Die beſte Zeit Quitten-ſtauden zu verſe- tzen/ iſt in dem Herbſt gegen Allerheiligen tag. Ob wol man nicht gewohnt iſt die Quitten zu peltzen/ ſo koͤnnen doch Zweyge von Leo- niſchen/ Poßner und andern Quitten-arten in rechter zeit abgenommen/ wider auff Quitten/ auch auff Birn und Apffelbaͤum in den Stam̃ geimpffet werden. Dieſe brin- gen hernach ſchoͤne und groſſe Fruͤchte. Die Quitten lang zu behalten/ darff man ſie in kein Gemach thun/ in welchem Wein- trauben auffgehangen oder auffbehalten werden/ denn ſie faulen davon gar bald: hin- gegen in Hirſch/ oder Spreuer gelegt/ blei- ben ſie lang. Jn Jndien werden zwey ſonderliche Ge- ſchlecht des Quittenbaums gefunden. Der erſte iſt nach der Beſchreibung Jacobi Bontii lib. 6. hiſtor. natural. & medic. cap. 8. ein hoher Baum mit breiten Zweigen und Limonien-gleichen/ aber ſchmaͤleren blaͤttern/ ſo ſich leicht zerꝛeiben laſſen. Die Fruͤchte ſind den Citronen aͤhnlich/ ehe ſie reiff wer- den/ iſt die Rinde gruͤn/ ſo ſie aber zur Zeiti- gung gelanget/ ſcheinen ſie gelb. Die Rinde iſt ſehr hart/ laſſet ſich nicht brechen/ ſondern man muß ſie mit dem Meſſer zerſchneiden: Das inwendig Fleiſch ſihet/ wie in der Quit- ten/ gelb/ und beſchleußt in der mitte den Sa- men/ welcher mit einer klebrigen Materie/ (aber haͤuffiger als in der Europeiſchen Quitten) umbher beſtrichen iſt/ weßwegen vorgemelter Herꝛ ihme den Namen Quitten gegeben hat: Solcher klebrige Schleim die- net fuͤr die Entzuͤndung des Halſes/ Zahn- geſchwaͤr und Durchfaͤule/ oder Schwaͤm- chen auff der Zunge der Kinder. Wenn dieſe Quitten-aͤpffel noch gruͤn ſind/ haben ſie weiß nicht was fuͤr einen widrigen Geruch bey ſich/ nach dem ſie aber reiff worden/ riechen ſie den jenigen Marieviolen gleich/ ſo von den Arabern Keiri genennet werden. Dieſer Quitten-apffel gebraten iſt eine unge- zweiflete Artzney wider die rothe Ruhr und ſtarck Erbrechen des Magens. Man findet dieſen Baum hin und wider in den Waͤl- dern/ von dannen die Schwartzen mit beſon- derm Fleiß die Fruͤchte abholen/ und nach der Statt feil tragen/ oder wider vorernante Kranckheiten ſelbſt auffheben/ denn ſo man ſie noch gruͤn abbricht/ koͤnnen ſie trefflich lang wehren/ und werden umb des inwendi- gen Schleims willen von den Niderlaͤndern Slymappelen/ Schleimapffel geheiſſen. Entzuͤn- dung des Halſes/ Durchfaͤu- le. Rothe Ruhr. Erbrechen. Der ander Quittenbaum waͤchßt nach dem Bericht Garciæ ab Horto lib. 2. Plant. Ind. in der Landſchafft Bengala/ daher man die Frucht Bengaliſche Quitten nennet. Mit ſeiner Groͤſſe vergleicht er ſich dem Oel- baum. Die Blaͤtter ſind mit ihrer Geſtalt und Geruch dem Pferſig-laub aͤhnlich. Er traͤgt wenig Blumen/ ſo bald abfallen. Die Frucht erzeigt ſich anfaͤnglich zart und gruͤn-ſchwartzlicht/ mit einer duͤnnen Rinde/ in der Groͤſſe der Pomerantzen/ mit reiffer Zeitigung aber gelanget ſie zu der Groͤſſe ei- nes Quitten-apffels. So man die Rinde doͤr- ret/ wird ſie ſo hart als ein Jndiſche Nußſcha- le: Auß dieſem Apffel wird wie in Teutſch- land eine Lattwerg gemacht/ welche die Artzt in Guzarata wider die rothe Ruhr gar nutz- lich gebrauchen. So dieſer Apffel in dem braten zerberſtet/ brennet das herauß ſprin- gende Marck wie ein Buͤchſen-pulver. Eigenſchafft. Alle Quittenbaͤume/ und was daran iſt und wachſet/ haben eine Krafft zuſammen zu ziehen: ſonderlich aber ſind deſſen gebrauch- bare Fruͤchte/ mit einem ſauren/ rauchlich- ten/ nicht vollkommen gejohrenen Safft be- gabet/ welcher gleich den ſaurlichten herben Birn/ mit vielen ſaltzichten groben/ und we- nig ſchwefelichten geiſtreichen Theilen an- gefuͤllet. Die Samen der Frucht ſind mit ei- ner ſchleimichten Materie uͤberzogen/ welche ſich gern in allerhand Waſſern zerlaſſet/ und ſolche ſchleimig machet. Nach der Alten auſſag/ iſt die Frucht dieſes Baums kalt im erſten/ und trocken im Anfang des andern Grads. Gebrauch. Auß den Quitten pflegt man allerhand anmuͤthige Sachen fuͤr die Patienten zu machen. Als wenn man eine weiſſe gallerich- te Marmalade von Quitten haben will/ ſo nehmet Quitten/ die wol reiff/ laſſet ſie recht muͤrbe in ſiedheiſſem Waſſer werden/ ſchaͤlet ſie hernach/ und leget ſie beyſeit; Darnach nemt rohe Quitten/ ſchaͤlet ſie/ und nehmet die Koͤrner auß/ alßdeñ preſſet und ſeihet den Safft durch ein Tuch; waͤget demnach die muͤrbe Quitten/ nehmet doppelt ſo viel Zu- cker/ zerlaſſet ihn in halb ſo ſchwer des rohen Quittenſaffts/ laßt ihn ſtehen/ und ſchau- met ihn wol ab/ thut die Quitten-ſchnitten darein/ laſſet es zuſammen auff gelindem Feur ſieden/ biß es zur Gallerey wird/ als- denn thut es in Glaͤſer. Eine weiſ- ſe gallerich- te Marma- lade zu ma- chen. Will man eine rothe gallerichte Marma- lade haben/ ſo ſchaͤlet die Quitten/ nehmet die Koͤrner herauß/ und werffet ſie gleich in kalt friſch Waſſer/ damit ſie nicht ſchwartz werden. Darnach ſchneidet ſie in duͤnne Schnitten/ und werffet ſie allezeit wider ins kalt Waſſer; alsdenn zu jedem Pfund dieſer Quitten/ nehmet drey Pfund Zucker/ her- nach leget eine Lage Zucker in die Pfanne/ und denn eine Lage Quitten/ und machet es ſo fort/ biß ſie alle in die Pfanne geleget ſind/ ſehet aber zu/ daß die Oberlage Zucker ſey/ ſetzet es hernach zum gelindem Feur und decket ſie wol zu: wenn ihr mercket/ daß ſie muͤrb werden/ und anfangen roth außzu- ſehen/ ſo laſſet ſie hurtig fortſieden/ biß alles recht klar werde/ und der Syrup gallericht/ alsdenn hebet ihn auff. Solche Gallereyen ſind ſehr lieblich/ ſtaͤrcken den Magen und das Hertz/ machen einen guten Mund/ ver- wehren die Halsbraͤune/ ſtillen die Ruhren/ und verhindern das auffſtoſſen und erbrechen des Magens/ wenn bißweilen nach belieben davon genommen wird. Eine rothe Marma- lade. Hertz und Magen- ſchwachheit Halßbraͤu- ne. Ruhr oder Bauchlauf. Auffſtoſſen und erbre- chen. Rothe flieſ- ſende augẽ. Schrundẽ der wartzen an der wei- ber bruͤſtẽ. Brand vom Feur. Der Schleim ſo von den Quitten-kernen mit Roſenwaſſer außgezogen wird/ dienet wider die rothe flieſſende Augen/ und heilet die Schrunden der Waͤrtzlein an der Wei- ber Bruͤſten/ inſonderheit aber wird er wider den Brand vom Feur gelobt. Dahero Simon Pauli in Claſſe 2. Quadripart. Botanic. p. m. 89. von dem beruͤhmten Hollaͤndiſchen Artzt Pe- tro Foreſto ſchreibet/ er habe ſeinem Sohn/ als

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/28>, abgerufen am 19.04.2024.