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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] gum aber/ so auff Latein/ Kali spinosum coch-
leatum, C. B. Tragus spinosus Matthioli, si-
ve Kali spinosum, J. B.
genennet wird/ bringt
rothe Beer/ wie es Matthiolus in Commen-
tario ad Dioscorid. lib. IV. cap.
46. beschreibt/
alda es mit vielen stacheln ohne blätter ge-
zeichnet stehet/ auff daß es mit des Diosco-
ridis
Beschreibung besser übereinstimme. Je-
doch findt man ein art desselben Tragi mit
sehr kurtzen spitzigen blättlein/ das es schei-
net/ als wäre es gantz und gar stachlicht/
trägt auch viel kleine rothe beerlein/ darin-
nen der samen ligt/ wächst am Meer von
sich selbst/ sonderlich in Triest in grosser
mänge/ wird auch in den Gärten geziehlet/
wie die art mit langen blätteren/ welche son-
derlich gern darinnen gewohnet/ und sich
selbst sehr besamet.

Das Egyptische Saltz-kraut oder Glaß-
schmaltz/ welches umb Alexandria wächst/
Kali AEgyptiacum foliis valde hirsutis, C. B. Ka-
li AEgyptiacum 3. Alpino, I. B.
hat wenig blät-
ter/ die den Feld-cypressen-blättern fast glei-
chen/ aber viel länger sind. Der stengel ist
einfach/ rund/ braunlicht/ und etwas ge-
krümmet/ darauß schiessen 2. oder 3. ande-
re/ so auffwerts wachsen/ ein jeder dersel-
ben bekomt oben einen stiel mit fünff oder
mehr blätteren/ bogenweiß gekrümmet. Sei-
ne in dem Augstmonat erscheinende blüthe
ist weiß/ klein/ deren ein kleiner/ schwartz-
lichter Same folget. Auß diesen und den an-
deren Zweigen/ so annoch in Europa wach-
sen/ nach dem sie zuvor an der Sonnen ge-
trucknet/ wird durch den Brand ein Aschen
gemacht/ welche man von Alexandria nach
Venedig führet/ sie zu den schönen klahren
Venedischen Gläseren/ wie auch zur Seif-
fen und anderen Dingen zu gebrauchen.

Es gibt demnach ein Sicilianisch Glaß-
schmaltz/ KaliSiculum lignosum floribus mem-
branaceis, Bocconi.
Hat starcke/ tieff in die
Erden gehende Wurtzel/ davon entspringen
viel holtzichte gertlein/ welche in viel dünne
ästlein zertrennet werden/ und mit einigen
gegen einander stehenden blätteren begabet/
trägt in dem Sommer weisse/ vierblättige/
offene/ moosichte blümlein/ welche die stengel
hauffenweiß zieren. Der Samen ist wie die
Schnecken formiert/ und mit einem röth-
lichten häutlein umbzogen. Es wächst bey
Sacca, Catana, und Agrigent, da die Einwoh-
ner die Aschen von diesem Kraut/ zu säube-
rung und waschung deß leinenen Gezeugs
gebrauchen.

Man findet endlich auch ein Neapolita-
nisch genanntes Saltzkraut/ Kali floridum re-
pens aizoides Neapolitanum, Col. Kali Crassu-
lae minoris folio, C. B.
Welches ein dünne/
runde/ gelbe/ oben auff röthlichte wurtzel
hat/ auß deren 2. dicke/ fleischichte breite blät-
ter über der Erde herfür wachsen/ zwischen
welchen annoch zwey fingers-lange/ runde/
oben auff etwas dickere/ und auß diesen also
fort widerumb andere/ gleich den gablen der
Reben/ herauß wachsen. Die an dicken stie-
len hangende im Herbst- und Augstmonat
erscheinende/ und mit weissen bärtlein schim-
merende blüth hat ein gelben nabel; auff
welche die fünff-eckichte Frucht folget/ mit
schwartz-braunem samen angefüllet. Wächst
[Spaltenumbruch] in erhabener guter Erden an dem Meer/
nicht aber in sandichtem Grund; wird auch
in den Gärten geziehlet/ ist eines gantz sal-
tzigen Geschmacks/ safftig/ und fleischig.
Dieses Kali mag billicher zu dem Aizoo, o-
der Telephio gezehlet werden.



CAPUT CLVIII.
[Abbildung] Zahme Rauten. Ruta hortensis.
Namen.

DIe zahme oder Wein-rauten heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen] [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Ruta, Ruta horten-
sis, Ruta hortensis latifolia, & eadem altera,
C. B. Hortensis major & minor, Park.
Jtaliä-
nisch/ Ruta. Frantzösisch/ Rue, Rue de jar-
din.
Spanisch/ Ruda. Englisch/ Rue. Dä-
nisch/ Rude. Niderländisch/ Ruyte/ wyn-
ruyte.

Gestalt.

Theodorus Tabernaemontanus hat in dem
ersten theil der 4. section in dem 32. und nach-
folgenden Capittlen die Geschlecht der Rau-
ten gar natürlich in Teutscher Sprach vor
anderen beschrieben/ also daß ich hoffe mir
nicht für übel werde außgedeutet werden/
wenn ich in beschreibung der Rauten biß-
weilen seinen Fußstapffen nachfolge.

Die gemeine zahme oder Weinrauten/ ist
mehr ein art einer Stauden von wegen jh-
ren holtzichten stengeln/ und wurtzeln/ als
ein Garten-kraut; dieweil sie aber gemei-
niglich von jederman under die Garten-
kräuter gerechnet wird/ lassen wir es auch
hierbey verbleiben. Hat an einem blat viel
kleiner/ runder/ länglichter blätter/ als wenn
sie sonderlich von einander getheilet wären/
die vergleichen sich etlicher massen den Lin-
senblättlein/ sie tragen schwartzgelbe schöne

und

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] gum aber/ ſo auff Latein/ Kali ſpinoſum coch-
leatum, C. B. Tragus ſpinoſus Matthioli, ſi-
ve Kali ſpinoſum, J. B.
genennet wird/ bringt
rothe Beer/ wie es Matthiolus in Commen-
tario ad Dioſcorid. lib. IV. cap.
46. beſchreibt/
alda es mit vielen ſtacheln ohne blaͤtter ge-
zeichnet ſtehet/ auff daß es mit des Dioſco-
ridis
Beſchreibung beſſer uͤbereinſtimme. Je-
doch findt man ein art deſſelben Tragi mit
ſehr kurtzen ſpitzigen blaͤttlein/ das es ſchei-
net/ als waͤre es gantz und gar ſtachlicht/
traͤgt auch viel kleine rothe beerlein/ darin-
nen der ſamen ligt/ waͤchſt am Meer von
ſich ſelbſt/ ſonderlich in Trieſt in groſſer
maͤnge/ wird auch in den Gaͤrten geziehlet/
wie die art mit langen blaͤtteren/ welche ſon-
derlich gern darinnen gewohnet/ und ſich
ſelbſt ſehr beſamet.

Das Egyptiſche Saltz-kraut oder Glaß-
ſchmaltz/ welches umb Alexandria waͤchſt/
Kali Ægyptiacum foliis valde hirſutis, C. B. Ka-
li Ægyptiacum 3. Alpino, I. B.
hat wenig blaͤt-
ter/ die den Feld-cypreſſen-blaͤttern faſt glei-
chen/ aber viel laͤnger ſind. Der ſtengel iſt
einfach/ rund/ braunlicht/ und etwas ge-
kruͤmmet/ darauß ſchieſſen 2. oder 3. ande-
re/ ſo auffwerts wachſen/ ein jeder derſel-
ben bekomt oben einen ſtiel mit fuͤnff oder
mehr blaͤtteren/ bogenweiß gekruͤm̃et. Sei-
ne in dem Augſtmonat erſcheinende bluͤthe
iſt weiß/ klein/ deren ein kleiner/ ſchwartz-
lichter Same folget. Auß dieſen und den an-
deren Zweigen/ ſo annoch in Europa wach-
ſen/ nach dem ſie zuvor an der Sonnen ge-
trucknet/ wird durch den Brand ein Aſchen
gemacht/ welche man von Alexandria nach
Venedig fuͤhret/ ſie zu den ſchoͤnen klahren
Venediſchen Glaͤſeren/ wie auch zur Seif-
fen und anderen Dingen zu gebrauchen.

Es gibt demnach ein Sicilianiſch Glaß-
ſchmaltz/ KaliSiculum lignoſum floribus mem-
branaceis, Bocconi.
Hat ſtarcke/ tieff in die
Erden gehende Wurtzel/ davon entſpringen
viel holtzichte gertlein/ welche in viel duͤnne
aͤſtlein zertrennet werden/ und mit einigen
gegen einander ſtehenden blaͤtteren begabet/
traͤgt in dem Sommer weiſſe/ vierblaͤttige/
offene/ mooſichte bluͤmlein/ welche die ſtengel
hauffenweiß zieren. Der Samen iſt wie die
Schnecken formiert/ und mit einem roͤth-
lichten haͤutlein umbzogen. Es waͤchſt bey
Sacca, Catana, und Agrigent, da die Einwoh-
ner die Aſchen von dieſem Kraut/ zu ſaͤube-
rung und waſchung deß leinenen Gezeugs
gebrauchen.

Man findet endlich auch ein Neapolita-
niſch genañtes Saltzkraut/ Kali floridum re-
pens aizoides Neapolitanum, Col. Kali Craſſu-
læ minoris folio, C. B.
Welches ein duͤnne/
runde/ gelbe/ oben auff roͤthlichte wurtzel
hat/ auß deren 2. dicke/ fleiſchichte breite blaͤt-
ter uͤber der Erde herfuͤr wachſen/ zwiſchen
welchen annoch zwey fingers-lange/ runde/
oben auff etwas dickere/ und auß dieſen alſo
fort widerumb andere/ gleich den gablen der
Reben/ herauß wachſen. Die an dicken ſtie-
len hangende im Herbſt- und Augſtmonat
erſcheinende/ und mit weiſſen baͤrtlein ſchim-
merende bluͤth hat ein gelben nabel; auff
welche die fuͤnff-eckichte Frucht folget/ mit
ſchwartz-braunem ſamen angefuͤllet. Waͤchſt
[Spaltenumbruch] in erhabener guter Erden an dem Meer/
nicht aber in ſandichtem Grund; wird auch
in den Gaͤrten geziehlet/ iſt eines gantz ſal-
tzigen Geſchmacks/ ſafftig/ und fleiſchig.
Dieſes Kali mag billicher zu dem Aizoo, o-
der Telephio gezehlet werden.



CAPUT CLVIII.
[Abbildung] Zahme Rauten. Ruta hortenſis.
Namen.

DIe zahme oder Wein-rauten heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen] [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Ruta, Ruta horten-
ſis, Ruta hortenſis latifolia, & eadem altera,
C. B. Hortenſis major & minor, Park.
Jtaliaͤ-
niſch/ Ruta. Frantzoͤſiſch/ Rue, Rue de jar-
din.
Spaniſch/ Ruda. Engliſch/ Rue. Daͤ-
niſch/ Rude. Niderlaͤndiſch/ Ruyte/ wyn-
ruyte.

Geſtalt.

Theodorus Tabernæmontanus hat in dem
erſten theil der 4. ſection in dem 32. und nach-
folgenden Capittlen die Geſchlecht der Rau-
ten gar natuͤrlich in Teutſcher Sprach vor
anderen beſchrieben/ alſo daß ich hoffe mir
nicht fuͤr uͤbel werde außgedeutet werden/
wenn ich in beſchreibung der Rauten biß-
weilen ſeinen Fußſtapffen nachfolge.

Die gemeine zahme oder Weinrauten/ iſt
mehr ein art einer Stauden von wegen jh-
ren holtzichten ſtengeln/ und wurtzeln/ als
ein Garten-kraut; dieweil ſie aber gemei-
niglich von jederman under die Garten-
kraͤuter gerechnet wird/ laſſen wir es auch
hierbey verbleiben. Hat an einem blat viel
kleiner/ runder/ laͤnglichter blaͤtter/ als weñ
ſie ſonderlich von einander getheilet waͤren/
die vergleichen ſich etlicher maſſen den Lin-
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[274/0290] Das Erſte Buch/ gum aber/ ſo auff Latein/ Kali ſpinoſum coch- leatum, C. B. Tragus ſpinoſus Matthioli, ſi- ve Kali ſpinoſum, J. B. genennet wird/ bringt rothe Beer/ wie es Matthiolus in Commen- tario ad Dioſcorid. lib. IV. cap. 46. beſchreibt/ alda es mit vielen ſtacheln ohne blaͤtter ge- zeichnet ſtehet/ auff daß es mit des Dioſco- ridis Beſchreibung beſſer uͤbereinſtimme. Je- doch findt man ein art deſſelben Tragi mit ſehr kurtzen ſpitzigen blaͤttlein/ das es ſchei- net/ als waͤre es gantz und gar ſtachlicht/ traͤgt auch viel kleine rothe beerlein/ darin- nen der ſamen ligt/ waͤchſt am Meer von ſich ſelbſt/ ſonderlich in Trieſt in groſſer maͤnge/ wird auch in den Gaͤrten geziehlet/ wie die art mit langen blaͤtteren/ welche ſon- derlich gern darinnen gewohnet/ und ſich ſelbſt ſehr beſamet. Das Egyptiſche Saltz-kraut oder Glaß- ſchmaltz/ welches umb Alexandria waͤchſt/ Kali Ægyptiacum foliis valde hirſutis, C. B. Ka- li Ægyptiacum 3. Alpino, I. B. hat wenig blaͤt- ter/ die den Feld-cypreſſen-blaͤttern faſt glei- chen/ aber viel laͤnger ſind. Der ſtengel iſt einfach/ rund/ braunlicht/ und etwas ge- kruͤmmet/ darauß ſchieſſen 2. oder 3. ande- re/ ſo auffwerts wachſen/ ein jeder derſel- ben bekomt oben einen ſtiel mit fuͤnff oder mehr blaͤtteren/ bogenweiß gekruͤm̃et. Sei- ne in dem Augſtmonat erſcheinende bluͤthe iſt weiß/ klein/ deren ein kleiner/ ſchwartz- lichter Same folget. Auß dieſen und den an- deren Zweigen/ ſo annoch in Europa wach- ſen/ nach dem ſie zuvor an der Sonnen ge- trucknet/ wird durch den Brand ein Aſchen gemacht/ welche man von Alexandria nach Venedig fuͤhret/ ſie zu den ſchoͤnen klahren Venediſchen Glaͤſeren/ wie auch zur Seif- fen und anderen Dingen zu gebrauchen. Es gibt demnach ein Sicilianiſch Glaß- ſchmaltz/ KaliSiculum lignoſum floribus mem- branaceis, Bocconi. Hat ſtarcke/ tieff in die Erden gehende Wurtzel/ davon entſpringen viel holtzichte gertlein/ welche in viel duͤnne aͤſtlein zertrennet werden/ und mit einigen gegen einander ſtehenden blaͤtteren begabet/ traͤgt in dem Sommer weiſſe/ vierblaͤttige/ offene/ mooſichte bluͤmlein/ welche die ſtengel hauffenweiß zieren. Der Samen iſt wie die Schnecken formiert/ und mit einem roͤth- lichten haͤutlein umbzogen. Es waͤchſt bey Sacca, Catana, und Agrigent, da die Einwoh- ner die Aſchen von dieſem Kraut/ zu ſaͤube- rung und waſchung deß leinenen Gezeugs gebrauchen. Man findet endlich auch ein Neapolita- niſch genañtes Saltzkraut/ Kali floridum re- pens aizoides Neapolitanum, Col. Kali Craſſu- læ minoris folio, C. B. Welches ein duͤnne/ runde/ gelbe/ oben auff roͤthlichte wurtzel hat/ auß deren 2. dicke/ fleiſchichte breite blaͤt- ter uͤber der Erde herfuͤr wachſen/ zwiſchen welchen annoch zwey fingers-lange/ runde/ oben auff etwas dickere/ und auß dieſen alſo fort widerumb andere/ gleich den gablen der Reben/ herauß wachſen. Die an dicken ſtie- len hangende im Herbſt- und Augſtmonat erſcheinende/ und mit weiſſen baͤrtlein ſchim- merende bluͤth hat ein gelben nabel; auff welche die fuͤnff-eckichte Frucht folget/ mit ſchwartz-braunem ſamen angefuͤllet. Waͤchſt in erhabener guter Erden an dem Meer/ nicht aber in ſandichtem Grund; wird auch in den Gaͤrten geziehlet/ iſt eines gantz ſal- tzigen Geſchmacks/ ſafftig/ und fleiſchig. Dieſes Kali mag billicher zu dem Aizoo, o- der Telephio gezehlet werden. CAPUT CLVIII. [Abbildung Zahme Rauten. Ruta hortenſis. ] Namen. DIe zahme oder Wein-rauten heißt Griechiſch/ __ _____- ___. Lateiniſch/ Ruta, Ruta horten- ſis, Ruta hortenſis latifolia, & eadem altera, C. B. Hortenſis major & minor, Park. Jtaliaͤ- niſch/ Ruta. Frantzoͤſiſch/ Rue, Rue de jar- din. Spaniſch/ Ruda. Engliſch/ Rue. Daͤ- niſch/ Rude. Niderlaͤndiſch/ Ruyte/ wyn- ruyte. Geſtalt. Theodorus Tabernæmontanus hat in dem erſten theil der 4. ſection in dem 32. und nach- folgenden Capittlen die Geſchlecht der Rau- ten gar natuͤrlich in Teutſcher Sprach vor anderen beſchrieben/ alſo daß ich hoffe mir nicht fuͤr uͤbel werde außgedeutet werden/ wenn ich in beſchreibung der Rauten biß- weilen ſeinen Fußſtapffen nachfolge. Die gemeine zahme oder Weinrauten/ iſt mehr ein art einer Stauden von wegen jh- ren holtzichten ſtengeln/ und wurtzeln/ als ein Garten-kraut; dieweil ſie aber gemei- niglich von jederman under die Garten- kraͤuter gerechnet wird/ laſſen wir es auch hierbey verbleiben. Hat an einem blat viel kleiner/ runder/ laͤnglichter blaͤtter/ als weñ ſie ſonderlich von einander getheilet waͤren/ die vergleichen ſich etlicher maſſen den Lin- ſenblaͤttlein/ ſie tragen ſchwartzgelbe ſchoͤne und

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/290>, abgerufen am 28.03.2024.