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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräutern.
[Spaltenumbruch] mea. Englisch/ Jndian spicknard. Nider-
ländisch/ Nardus overzee.

Gestalt.

Die Jndianische Nard ist/ nach dem be-
richt Garciae ab Horto, eine wurtzel/ welche
jhren drey spannen langen stengel/ wie ein
kleine ruten auff dem boden außspreitet/ die
alßdenn noch in viel kleinere/ dünne rütlein
zertheilt wird. An dem oberen theil der wur-
tzel/ wie auch zwischen diesen rüthlein kom-
men die ähre herfür. Also verkaufft man
sie in Cambagete/ Asurate/ Gogua und an-
deren Jndianischen Seehäfen/ alda die A-
xabische und Persische Kauffleuth sie abho-
len/ der meiste theil aber wird von den Jn-
wohneren selbsten verbraucht. Sie wächst
auch in der Landschafft Mandou und Chi-
tou/ die an das Königreich Belli/ Benga-
la und Decan stossen/ nahe bey dem Fluß
Ganges/ welchen die Jndianer für gar hei-
lig halten/ denn die Jnwohner des König-
reichs Bengala/ wenn sie tödlich kranck
darnider ligen/ lassen jhre Füsse in dem
Fluß baden. Es stehen gewisse Götzen-tem-
pel in demselbigen/ welche hauffenweiß von
den Jndianern insonderheit den Kauffleu-
then von Guzarate und dem Königreich
Decan besucht werden. Sie opfferen disen
Götzen köstliche Geschenck/ und bilden jhnen
ein/ dadurch grosse Heiligkeit zu erlangen.

Die Jndianische Nard wird von den
Jndischen/ Türckischen/ Persischen und
Arabischen Aertzten viel gebraucht/ daher
für ein Fabel billich zu halten/ wenn An-
dreas Lacuna in commentar. ad lib. 1. Diosco-
rid. cap.
6. schreibet. Der Gebrauch diser
Nard ist gefährlich/ dieweilen auß demsel-
bigen ein tödliches Gifft/ so man pisum in
Jndien nennet/ zubereitet wird/ welches
nicht allein getruncken/ sonder nur nach
dem schweiß an die haut gestrichen/ den
Menschen umbringet: Denn Garzias ab Hor-
to,
sich viel Jahr als ein Aertzet in Jndia
auffgehalten/ auch bey den Jndischen Kö-
nigen/ Fürsten und allen Artzten wol be-
kant ware/ welcher doch von disem Gifft/
oder piso im geringsten nichts vernommen/
wie er solches lib. 1. histor. Aromat. cap. 23. selb-
sten berichtet. Jacobus Bontius in notis ad hoc
caput,
zeiget an/ die Jndianische Nard
wachse viel in Java/ und werde von den
Jndianeren in der Küch zu den Fischen und
dem Fleisch gebraucht: als er in Jndien Me-
dicus
ware/ hat er sie wie bey uns in Euro-
pa die Ringelblumen/ in Essig gebeitzet/
Kalte
kranckhei-
ten des
eingeweids
verstopf-
fung der
Leber/
miltz/ und
krößade-
ren/ Biß
der schlan-
gen/ scor-
pionen/
meeraßeln.
und auß derselbigen auch ein Syrup zube-
reitet/ welchen er wider die kalte Kranckhei-
ten des Eingeweids/ insonderheit aber die
verstopffung der Leber/ Miltz/ und Krößade-
ren/ (die zu seiner zeit so gemein waren/
daß viel Menschen darvon außgedorret)
nutzlich vorgeschrieben. Er hat ferners auß
eigener erfahrung wargenommen/ daß die-
ser Essig sehr dienlich seye wider die Biß
der Schlangen/ Scorpionen/ Meer-asseln/
und anderen gifftigen Thieren/ so man den
Safft einnimmet/ und den Essig zu der
Wunden gebrauchet; also habe er einen ge-
heilet/ welcher von der Schlangen/ Cobra de
capello
in Portugesischer Sprach genant/
gebissen worden.

[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Die Jndianische Nard ist warm im er-
sten und trocken im andern grad/ und hat
also viel ölichte mit flüchtigem scharffem
saltz vermengte theile bey sich/ dadurch sie
erwärmet/ tröcknet/ eröffnet/ und zertheilet.
Wird in allen wolbestellten Apothecken ge-
funden; soll leicht/ viel-härig/ gelb/ frisch/
wolriechend wie der wilde Galgan/ und am
Geschmack bitter seyn. Man bringet sie auß
Egypten von Alexandria nach Venedig/
und von dar auß in Teutschland.

Gebrauch.

Jndianische Nard ein halb loth in einem
quartal weissen Weins und frischen Brun-
wassers gesotten/ und in etlich mahlen ge-Wind/
auffstossen
des Ma-
gens/ gelb-
sucht/ Nie-
renweh/
kalte Ge-
bresten
der Leber
und mut-
ter/ Gifft/
blödes kal-
tes haupt.

truncken/ zertheilet die Wind im Leib/ be-
fürderet den Harn/ dienet in dem auffstos-
sen des Magens/ der Gelbsucht/ Nieren-
weh/ und in den kalten gebresten der Leber
und Mutter/ stärcket das Hirn und alle
Glieder des Leibs. Sie ist gut wider das
Gifft/ daher man sie under den Theriack
vermischt. Wird auch zu der Laugen ge-
than/ das blöde kalte Haupt damit zu stär-
cken.

Wenn die wurtzel in Wein und Oel ge-
sotten wird/ so gibt es nach abdämpffung
deß Weins ein köstlich Narden-öl ab/ wel-
ches über den Bauch offt geschmieret/ den
Magen stärcket/ die Däwung beförderet/
das Grimmen stillet/ und den Bauchfluß
hemmet.



CAPUT VI.
[Abbildung] Langer wilder Galgan mit den
spitzen der Blättern und der
Blumen.
Cyperus longus cum mucronibus
foliorum, & floribus.


Namen.

Von den Kraͤutern.
[Spaltenumbruch] mea. Engliſch/ Jndian ſpicknard. Nider-
laͤndiſch/ Nardus overzee.

Geſtalt.

Die Jndianiſche Nard iſt/ nach dem be-
richt Garciæ ab Horto, eine wurtzel/ welche
jhren drey ſpannen langen ſtengel/ wie ein
kleine ruten auff dem boden außſpreitet/ die
alßdenn noch in viel kleinere/ duͤnne ruͤtlein
zertheilt wird. An dem oberen theil der wur-
tzel/ wie auch zwiſchen dieſen ruͤthlein kom-
men die aͤhre herfuͤr. Alſo verkaufft man
ſie in Cambagete/ Aſurate/ Gogua und an-
deren Jndianiſchen Seehaͤfen/ alda die A-
xabiſche und Perſiſche Kauffleuth ſie abho-
len/ der meiſte theil aber wird von den Jn-
wohneren ſelbſten verbraucht. Sie waͤchſt
auch in der Landſchafft Mandou und Chi-
tou/ die an das Koͤnigreich Belli/ Benga-
la und Decan ſtoſſen/ nahe bey dem Fluß
Ganges/ welchen die Jndianer fuͤr gar hei-
lig halten/ denn die Jnwohner des Koͤnig-
reichs Bengala/ wenn ſie toͤdlich kranck
darnider ligen/ laſſen jhre Fuͤſſe in dem
Fluß baden. Es ſtehen gewiſſe Goͤtzen-tem-
pel in demſelbigen/ welche hauffenweiß von
den Jndianern inſonderheit den Kauffleu-
then von Guzarate und dem Koͤnigreich
Decan beſucht werden. Sie opfferen diſen
Goͤtzen koͤſtliche Geſchenck/ und bilden jhnen
ein/ dadurch groſſe Heiligkeit zu erlangen.

Die Jndianiſche Nard wird von den
Jndiſchen/ Tuͤrckiſchen/ Perſiſchen und
Arabiſchen Aertzten viel gebraucht/ daher
fuͤr ein Fabel billich zu halten/ wenn An-
dreas Lacuna in commentar. ad lib. 1. Dioſco-
rid. cap.
6. ſchreibet. Der Gebrauch diſer
Nard iſt gefaͤhrlich/ dieweilen auß demſel-
bigen ein toͤdliches Gifft/ ſo man piſum in
Jndien nennet/ zubereitet wird/ welches
nicht allein getruncken/ ſonder nur nach
dem ſchweiß an die haut geſtrichen/ den
Menſchen umbringet: Deñ Garzias ab Hor-
to,
ſich viel Jahr als ein Aertzet in Jndia
auffgehalten/ auch bey den Jndiſchen Koͤ-
nigen/ Fuͤrſten und allen Artzten wol be-
kant ware/ welcher doch von diſem Gifft/
oder piſo im geringſten nichts vernommen/
wie er ſolches lib. 1. hiſtor. Aromat. cap. 23. ſelb-
ſten berichtet. Jacobus Bontius in notis ad hoc
caput,
zeiget an/ die Jndianiſche Nard
wachſe viel in Java/ und werde von den
Jndianeren in der Kuͤch zu den Fiſchen und
dem Fleiſch gebraucht: als er in Jndien Me-
dicus
ware/ hat er ſie wie bey uns in Euro-
pa die Ringelblumen/ in Eſſig gebeitzet/
Kalte
kranckhei-
ten des
eingeweids
verſtopf-
fung der
Leber/
miltz/ und
kroͤßade-
ren/ Biß
der ſchlan-
gen/ ſcor-
pionen/
meeraßeln.
und auß derſelbigen auch ein Syrup zube-
reitet/ welchen er wider die kalte Kranckhei-
ten des Eingeweids/ inſonderheit aber die
verſtopffung der Leber/ Miltz/ und Kroͤßade-
ren/ (die zu ſeiner zeit ſo gemein waren/
daß viel Menſchen darvon außgedorꝛet)
nutzlich vorgeſchrieben. Er hat ferners auß
eigener erfahrung wargenommen/ daß die-
ſer Eſſig ſehr dienlich ſeye wider die Biß
der Schlangen/ Scorpionen/ Meer-aſſeln/
und anderen gifftigen Thieren/ ſo man den
Safft einnimmet/ und den Eſſig zu der
Wunden gebrauchet; alſo habe er einen ge-
heilet/ welcher von der Schlangen/ Cobra de
capello
in Portugeſiſcher Sprach genant/
gebiſſen worden.

[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Die Jndianiſche Nard iſt warm im er-
ſten und trocken im andern grad/ und hat
alſo viel oͤlichte mit fluͤchtigem ſcharffem
ſaltz vermengte theile bey ſich/ dadurch ſie
erwaͤrmet/ troͤcknet/ eroͤffnet/ und zertheilet.
Wird in allen wolbeſtellten Apothecken ge-
funden; ſoll leicht/ viel-haͤrig/ gelb/ friſch/
wolriechend wie der wilde Galgan/ und am
Geſchmack bitter ſeyn. Man bringet ſie auß
Egypten von Alexandria nach Venedig/
und von dar auß in Teutſchland.

Gebrauch.

Jndianiſche Nard ein halb loth in einem
quartal weiſſen Weins und friſchen Brun-
waſſers geſotten/ und in etlich mahlen ge-Wind/
auffſtoſſen
des Ma-
gens/ gelb-
ſucht/ Nie-
renweh/
kalte Ge-
breſten
der Leber
und mut-
ter/ Gifft/
bloͤdes kal-
tes haupt.

truncken/ zertheilet die Wind im Leib/ be-
fuͤrderet den Harn/ dienet in dem auffſtoſ-
ſen des Magens/ der Gelbſucht/ Nieren-
weh/ und in den kalten gebreſten der Leber
und Mutter/ ſtaͤrcket das Hirn und alle
Glieder des Leibs. Sie iſt gut wider das
Gifft/ daher man ſie under den Theriack
vermiſcht. Wird auch zu der Laugen ge-
than/ das bloͤde kalte Haupt damit zu ſtaͤr-
cken.

Wenn die wurtzel in Wein und Oel ge-
ſotten wird/ ſo gibt es nach abdaͤmpffung
deß Weins ein koͤſtlich Narden-oͤl ab/ wel-
ches uͤber den Bauch offt geſchmieret/ den
Magen ſtaͤrcket/ die Daͤwung befoͤrderet/
das Grimmen ſtillet/ und den Bauchfluß
hemmet.



CAPUT VI.
[Abbildung] Langer wilder Galgan mit den
ſpitzen der Blaͤttern und der
Blumen.
Cyperus longus cum mucronibus
foliorum, & floribus.


Namen.
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[303/0319] Von den Kraͤutern. mea. Engliſch/ Jndian ſpicknard. Nider- laͤndiſch/ Nardus overzee. Geſtalt. Die Jndianiſche Nard iſt/ nach dem be- richt Garciæ ab Horto, eine wurtzel/ welche jhren drey ſpannen langen ſtengel/ wie ein kleine ruten auff dem boden außſpreitet/ die alßdenn noch in viel kleinere/ duͤnne ruͤtlein zertheilt wird. An dem oberen theil der wur- tzel/ wie auch zwiſchen dieſen ruͤthlein kom- men die aͤhre herfuͤr. Alſo verkaufft man ſie in Cambagete/ Aſurate/ Gogua und an- deren Jndianiſchen Seehaͤfen/ alda die A- xabiſche und Perſiſche Kauffleuth ſie abho- len/ der meiſte theil aber wird von den Jn- wohneren ſelbſten verbraucht. Sie waͤchſt auch in der Landſchafft Mandou und Chi- tou/ die an das Koͤnigreich Belli/ Benga- la und Decan ſtoſſen/ nahe bey dem Fluß Ganges/ welchen die Jndianer fuͤr gar hei- lig halten/ denn die Jnwohner des Koͤnig- reichs Bengala/ wenn ſie toͤdlich kranck darnider ligen/ laſſen jhre Fuͤſſe in dem Fluß baden. Es ſtehen gewiſſe Goͤtzen-tem- pel in demſelbigen/ welche hauffenweiß von den Jndianern inſonderheit den Kauffleu- then von Guzarate und dem Koͤnigreich Decan beſucht werden. Sie opfferen diſen Goͤtzen koͤſtliche Geſchenck/ und bilden jhnen ein/ dadurch groſſe Heiligkeit zu erlangen. Die Jndianiſche Nard wird von den Jndiſchen/ Tuͤrckiſchen/ Perſiſchen und Arabiſchen Aertzten viel gebraucht/ daher fuͤr ein Fabel billich zu halten/ wenn An- dreas Lacuna in commentar. ad lib. 1. Dioſco- rid. cap. 6. ſchreibet. Der Gebrauch diſer Nard iſt gefaͤhrlich/ dieweilen auß demſel- bigen ein toͤdliches Gifft/ ſo man piſum in Jndien nennet/ zubereitet wird/ welches nicht allein getruncken/ ſonder nur nach dem ſchweiß an die haut geſtrichen/ den Menſchen umbringet: Deñ Garzias ab Hor- to, ſich viel Jahr als ein Aertzet in Jndia auffgehalten/ auch bey den Jndiſchen Koͤ- nigen/ Fuͤrſten und allen Artzten wol be- kant ware/ welcher doch von diſem Gifft/ oder piſo im geringſten nichts vernommen/ wie er ſolches lib. 1. hiſtor. Aromat. cap. 23. ſelb- ſten berichtet. Jacobus Bontius in notis ad hoc caput, zeiget an/ die Jndianiſche Nard wachſe viel in Java/ und werde von den Jndianeren in der Kuͤch zu den Fiſchen und dem Fleiſch gebraucht: als er in Jndien Me- dicus ware/ hat er ſie wie bey uns in Euro- pa die Ringelblumen/ in Eſſig gebeitzet/ und auß derſelbigen auch ein Syrup zube- reitet/ welchen er wider die kalte Kranckhei- ten des Eingeweids/ inſonderheit aber die verſtopffung der Leber/ Miltz/ und Kroͤßade- ren/ (die zu ſeiner zeit ſo gemein waren/ daß viel Menſchen darvon außgedorꝛet) nutzlich vorgeſchrieben. Er hat ferners auß eigener erfahrung wargenommen/ daß die- ſer Eſſig ſehr dienlich ſeye wider die Biß der Schlangen/ Scorpionen/ Meer-aſſeln/ und anderen gifftigen Thieren/ ſo man den Safft einnimmet/ und den Eſſig zu der Wunden gebrauchet; alſo habe er einen ge- heilet/ welcher von der Schlangen/ Cobra de capello in Portugeſiſcher Sprach genant/ gebiſſen worden. Kalte kranckhei- ten des eingeweids verſtopf- fung der Leber/ miltz/ und kroͤßade- ren/ Biß der ſchlan- gen/ ſcor- pionen/ meeraßeln. Eigenſchafft. Die Jndianiſche Nard iſt warm im er- ſten und trocken im andern grad/ und hat alſo viel oͤlichte mit fluͤchtigem ſcharffem ſaltz vermengte theile bey ſich/ dadurch ſie erwaͤrmet/ troͤcknet/ eroͤffnet/ und zertheilet. Wird in allen wolbeſtellten Apothecken ge- funden; ſoll leicht/ viel-haͤrig/ gelb/ friſch/ wolriechend wie der wilde Galgan/ und am Geſchmack bitter ſeyn. Man bringet ſie auß Egypten von Alexandria nach Venedig/ und von dar auß in Teutſchland. Gebrauch. Jndianiſche Nard ein halb loth in einem quartal weiſſen Weins und friſchen Brun- waſſers geſotten/ und in etlich mahlen ge- truncken/ zertheilet die Wind im Leib/ be- fuͤrderet den Harn/ dienet in dem auffſtoſ- ſen des Magens/ der Gelbſucht/ Nieren- weh/ und in den kalten gebreſten der Leber und Mutter/ ſtaͤrcket das Hirn und alle Glieder des Leibs. Sie iſt gut wider das Gifft/ daher man ſie under den Theriack vermiſcht. Wird auch zu der Laugen ge- than/ das bloͤde kalte Haupt damit zu ſtaͤr- cken. Wind/ auffſtoſſen des Ma- gens/ gelb- ſucht/ Nie- renweh/ kalte Ge- breſten der Leber und mut- ter/ Gifft/ bloͤdes kal- tes haupt. Wenn die wurtzel in Wein und Oel ge- ſotten wird/ ſo gibt es nach abdaͤmpffung deß Weins ein koͤſtlich Narden-oͤl ab/ wel- ches uͤber den Bauch offt geſchmieret/ den Magen ſtaͤrcket/ die Daͤwung befoͤrderet/ das Grimmen ſtillet/ und den Bauchfluß hemmet. CAPUT VI. [Abbildung Langer wilder Galgan mit den ſpitzen der Blaͤttern und der Blumen. Cyperus longus cum mucronibus foliorum, & floribus. ] Namen.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/319>, abgerufen am 18.04.2024.