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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde
also beschrieben wird. Von dem Seehafen
St. Helenae, welcher in der Landschafft Flo-
rida
liget/ bringet man ablange und knorri-
ge Wurtzeln/ die sind Daumens-dick/ aus-
sen schwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge-
würtz-geschmack von sich/ fast wie der Gal-
gan: wenn sie dürr werden/ überkommen sie
Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn.
Die Aestlein spreiten sich auff die Erden/
bringen breite und satt-grüne Blätter.
Wächst an feuchten orten. Von Nicolao
Monarde
wird es Radix St. Helenae, St. He-
lena-wurtzel/ von Castore Durante aber Pa-
ter noster St. Helenae,
St. Helenae Pater-
noster genennt.

Jst warmer und trockener Natur. Das
Pulver dieser Wurtzeln wird in Wein wi-
Magen-
schmertzen.
Grieß.
der die Magen-schmertzen und das Grieß
gelobt. Die Jndianer zerstossen diese Wur-
tzel mit steinen/ und wenn sie sich des Bads
bedienen/ reiben sie den gantzen Leib mit die-
sem Pulver/ soll ihme ein anmüthigen Ge-
ruch mittheilen. Auß den abgeschnittenen
und durchborten Knorren dieser Wurtzeln/
machen die Spanier und Jndianer ihre Co-
rallen am Pater-noster/ welche sie an den
Halß hencken/ und ihnen viel kräfften zu-
schreiben.

Gifftwurtz. Contrayerva.

Vnder den langen wolriechenden wilden
Galgan zehlet vorgemeldter Herr eine Art/
die von ihme Cyperus longus odorus Perua-
nus
genennet/ und auch auß dem Monarde
beschrieben worden.

Wird sonsten auff Teutsch genennet/
Gifftwurtz. Lateinisch/ Contrayerva, Ra-
dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra
venena, Drakena.
Niderländisch/ Vergifft-
wortel. Frantzösisch/ Racine de yerva, ou
venimeuse.

Die Wurtzel ist röthlicht/ ablang/ knor-
richt/ und mit dicken/ harten zaseln bega-
bet/ so 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/
und deren etliche haaricht sind/ welche ein
geruch/ wie die wilde Angelica von sich ge-
ben.

Man bringet sie auß dem Jndianischen
Königreich Peru/ von Charus/ allda die
Spanier dieses Gewächs Contrayerva nen-
nen/ welchen Namen es auch in Teutsch-
land biß auff diesen Tag behalten hat. So
man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt
sie einen Würtz-geschmack von sich. Wenn
man sie zu Pulver stosset/ und davon ein
Ducaten schwer im weissen Wein einnimmet/
widerstehet sie allem Gifft/ nur den Sublimat
außgenommen/ denn sie entweder durch
Gifft/
Gifftige
Liebes-
träncker.
das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft
außstosset/ auch die gifftige Liebes-träncker
auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa-
nier solche Wurtzel wider das Gifft dem be-
rühmten Bezoar-stein vorziehen. Etliche
zerschneiden sie in Scheüblein/ und legen sie
in das Wasser/ welches sie den Kindern/ so
Kindsbla-
teren.
an den Blatern kranck darnider ligen/ zu
trincken geben.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Süsser wilder Galgan. Cyperus rotun-
dus angustifolius esculentus.

Namen.

DEr süsse wilde Galgan heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen].
Lateinisch/ Trasi, Dulcichinum, Jun-
cus avellana; Cyperus esculentus, C. B. Trasi,
J. B.
Jtaliänisch/ Trasi dolce, Dolzolini,
Habaziz.
Spanisch/ Juncia avellanada, Cia-
fas.
Englisch/ Dweet Cyperus/ or Ruth-
nut. Niderländisch/ Zoete Cyperus.

Gestalt.

Daß der süsse wilde Galgan oder Trasi ein
Geschlecht des Galgans seye/ ist offenbahr/
so man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und
den ort seiner stell eigentlich betrachtet: den
underscheid findet man allein an dem Ge-
schmack der zur Speiß anmüthigen Wur-
tzen. Er bringet dünne und zaslichte Wur-
tzen herfür/ an welchen rundlichte Knollen/
als Kölblein/ wie an dem Galgan/ herab-
hangen/ so den Ziser-erbsen oder Bohnen
ähnlich/ und mit einer rauchen Haut oder
Schale bedecket sind. Sein Marck oder
Safft ist süß/ weiß/ und am geschmack den
Castanien gleich. Die Blätter vergleichen
sich dem Galgan/ sie sind gestaltet/ wie das
Riedgraß/ schmäler als der Lauch/ Elen
lang und spitzig. Die Stengel wachsen Elen
hoch/ und tragen oben kleine Blättlein/ wie
Sternen zusammengesetzt/ zwischen welchen
in dem Brachmonat geährte Blumen her-
fürschiessen. Dieses Gewächs verenderet
sich nach dem ort seiner stell/ denn an etli-
chen orten bringet es Stengel und Blumen/
an anderen aber gar nicht. Zu Verona in
Jtalien wird es in grosser anzahl gefunden/
und jährlich auff nachfolgende weisse fortge-
pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/
damit fie nicht von der Kälte verderben/
grabet man die Wurtzeln auß/ und stecket

sie
Q q

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde
alſo beſchrieben wird. Von dem Seehafen
St. Helenæ, welcher in der Landſchafft Flo-
rida
liget/ bringet man ablange und knorꝛi-
ge Wurtzeln/ die ſind Daumens-dick/ auſ-
ſen ſchwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge-
wuͤrtz-geſchmack von ſich/ faſt wie der Gal-
gan: wenn ſie duͤrꝛ werden/ uͤberkommen ſie
Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn.
Die Aeſtlein ſpreiten ſich auff die Erden/
bringen breite und ſatt-gruͤne Blaͤtter.
Waͤchſt an feuchten orten. Von Nicolao
Monarde
wird es Radix St. Helenæ, St. He-
lena-wurtzel/ von Caſtore Durante aber Pa-
ter noſter St. Helenæ,
St. Helenæ Pater-
noſter genennt.

Jſt warmer und trockener Natur. Das
Pulver dieſer Wurtzeln wird in Wein wi-
Magen-
ſchmertzen.
Grieß.
der die Magen-ſchmertzen und das Grieß
gelobt. Die Jndianer zerſtoſſen dieſe Wur-
tzel mit ſteinen/ und wenn ſie ſich des Bads
bedienen/ reiben ſie den gantzen Leib mit die-
ſem Pulver/ ſoll ihme ein anmuͤthigen Ge-
ruch mittheilen. Auß den abgeſchnittenen
und durchborten Knorꝛen dieſer Wurtzeln/
machen die Spanier und Jndianer ihre Co-
rallen am Pater-noſter/ welche ſie an den
Halß hencken/ und ihnen viel kraͤfften zu-
ſchreiben.

Gifftwurtz. Contrayerva.

Vnder den langen wolriechenden wilden
Galgan zehlet vorgemeldter Herꝛ eine Art/
die von ihme Cyperus longus odorus Perua-
nus
genennet/ und auch auß dem Monarde
beſchrieben worden.

Wird ſonſten auff Teutſch genennet/
Gifftwurtz. Lateiniſch/ Contrayerva, Ra-
dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra
venena, Drakena.
Niderlaͤndiſch/ Vergifft-
wortel. Frantzoͤſiſch/ Racine de yerva, ou
venimeuſe.

Die Wurtzel iſt roͤthlicht/ ablang/ knor-
richt/ und mit dicken/ harten zaſeln bega-
bet/ ſo 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/
und deren etliche haaricht ſind/ welche ein
geruch/ wie die wilde Angelica von ſich ge-
ben.

Man bringet ſie auß dem Jndianiſchen
Koͤnigreich Peru/ von Charus/ allda die
Spanier dieſes Gewaͤchs Contrayerva nen-
nen/ welchen Namen es auch in Teutſch-
land biß auff dieſen Tag behalten hat. So
man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt
ſie einen Wuͤrtz-geſchmack von ſich. Wenn
man ſie zu Pulver ſtoſſet/ und davon ein
Ducaten ſchwer im weiſſen Wein einnim̃et/
widerſtehet ſie allem Gifft/ nur den Sublimat
außgenommen/ denn ſie entweder durch
Gifft/
Gifftige
Liebes-
traͤncker.
das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft
außſtoſſet/ auch die gifftige Liebes-traͤncker
auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa-
nier ſolche Wurtzel wider das Gifft dem be-
ruͤhmten Bezoar-ſtein vorziehen. Etliche
zerſchneiden ſie in Scheuͤblein/ und legen ſie
in das Waſſer/ welches ſie den Kindern/ ſo
Kindsbla-
teren.
an den Blatern kranck darnider ligen/ zu
trincken geben.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Suͤſſer wilder Galgan. Cyperus rotun-
dus anguſtifolius eſculentus.

Namen.

DEr ſuͤſſe wilde Galgan heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen].
Lateiniſch/ Traſi, Dulcichinum, Jun-
cus avellana; Cyperus eſculentus, C. B. Traſi,
J. B.
Jtaliaͤniſch/ Traſi dolce, Dolzolini,
Habaziz.
Spaniſch/ Juncia avellanada, Cia-
fas.
Engliſch/ Dweet Cyperus/ or Ruth-
nut. Niderlaͤndiſch/ Zoete Cyperus.

Geſtalt.

Daß der ſuͤſſe wilde Galgan oder Traſi ein
Geſchlecht des Galgans ſeye/ iſt offenbahr/
ſo man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und
den ort ſeiner ſtell eigentlich betrachtet: den
underſcheid findet man allein an dem Ge-
ſchmack der zur Speiß anmuͤthigen Wur-
tzen. Er bringet duͤnne und zaslichte Wur-
tzen herfuͤr/ an welchen rundlichte Knollen/
als Koͤlblein/ wie an dem Galgan/ herab-
hangen/ ſo den Ziſer-erbſen oder Bohnen
aͤhnlich/ und mit einer rauchen Haut oder
Schale bedecket ſind. Sein Marck oder
Safft iſt ſuͤß/ weiß/ und am geſchmack den
Caſtanien gleich. Die Blaͤtter vergleichen
ſich dem Galgan/ ſie ſind geſtaltet/ wie das
Riedgraß/ ſchmaͤler als der Lauch/ Elen
lang und ſpitzig. Die Stengel wachſen Elen
hoch/ und tragen oben kleine Blaͤttlein/ wie
Sternen zuſam̃engeſetzt/ zwiſchen welchen
in dem Brachmonat geaͤhrte Blumen her-
fuͤrſchieſſen. Dieſes Gewaͤchs verenderet
ſich nach dem ort ſeiner ſtell/ denn an etli-
chen orten bringet es Stengel und Blumen/
an anderen aber gar nicht. Zu Verona in
Jtalien wird es in groſſer anzahl gefunden/
und jaͤhrlich auff nachfolgende weiſſe fortge-
pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/
damit fie nicht von der Kaͤlte verderben/
grabet man die Wurtzeln auß/ und ſtecket

ſie
Q q
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[305/0321] Von den Kraͤuteren. rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde alſo beſchrieben wird. Von dem Seehafen St. Helenæ, welcher in der Landſchafft Flo- rida liget/ bringet man ablange und knorꝛi- ge Wurtzeln/ die ſind Daumens-dick/ auſ- ſen ſchwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge- wuͤrtz-geſchmack von ſich/ faſt wie der Gal- gan: wenn ſie duͤrꝛ werden/ uͤberkommen ſie Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn. Die Aeſtlein ſpreiten ſich auff die Erden/ bringen breite und ſatt-gruͤne Blaͤtter. Waͤchſt an feuchten orten. Von Nicolao Monarde wird es Radix St. Helenæ, St. He- lena-wurtzel/ von Caſtore Durante aber Pa- ter noſter St. Helenæ, St. Helenæ Pater- noſter genennt. Jſt warmer und trockener Natur. Das Pulver dieſer Wurtzeln wird in Wein wi- der die Magen-ſchmertzen und das Grieß gelobt. Die Jndianer zerſtoſſen dieſe Wur- tzel mit ſteinen/ und wenn ſie ſich des Bads bedienen/ reiben ſie den gantzen Leib mit die- ſem Pulver/ ſoll ihme ein anmuͤthigen Ge- ruch mittheilen. Auß den abgeſchnittenen und durchborten Knorꝛen dieſer Wurtzeln/ machen die Spanier und Jndianer ihre Co- rallen am Pater-noſter/ welche ſie an den Halß hencken/ und ihnen viel kraͤfften zu- ſchreiben. Magen- ſchmertzen. Grieß. Gifftwurtz. Contrayerva. Vnder den langen wolriechenden wilden Galgan zehlet vorgemeldter Herꝛ eine Art/ die von ihme Cyperus longus odorus Perua- nus genennet/ und auch auß dem Monarde beſchrieben worden. Wird ſonſten auff Teutſch genennet/ Gifftwurtz. Lateiniſch/ Contrayerva, Ra- dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra venena, Drakena. Niderlaͤndiſch/ Vergifft- wortel. Frantzoͤſiſch/ Racine de yerva, ou venimeuſe. Die Wurtzel iſt roͤthlicht/ ablang/ knor- richt/ und mit dicken/ harten zaſeln bega- bet/ ſo 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/ und deren etliche haaricht ſind/ welche ein geruch/ wie die wilde Angelica von ſich ge- ben. Man bringet ſie auß dem Jndianiſchen Koͤnigreich Peru/ von Charus/ allda die Spanier dieſes Gewaͤchs Contrayerva nen- nen/ welchen Namen es auch in Teutſch- land biß auff dieſen Tag behalten hat. So man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt ſie einen Wuͤrtz-geſchmack von ſich. Wenn man ſie zu Pulver ſtoſſet/ und davon ein Ducaten ſchwer im weiſſen Wein einnim̃et/ widerſtehet ſie allem Gifft/ nur den Sublimat außgenommen/ denn ſie entweder durch das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft außſtoſſet/ auch die gifftige Liebes-traͤncker auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa- nier ſolche Wurtzel wider das Gifft dem be- ruͤhmten Bezoar-ſtein vorziehen. Etliche zerſchneiden ſie in Scheuͤblein/ und legen ſie in das Waſſer/ welches ſie den Kindern/ ſo an den Blatern kranck darnider ligen/ zu trincken geben. Gifft/ Gifftige Liebes- traͤncker. Kindsbla- teren. [Abbildung Suͤſſer wilder Galgan. Cyperus rotun- dus anguſtifolius eſculentus. ] Namen. DEr ſuͤſſe wilde Galgan heißt Grie- chiſch/ __. Lateiniſch/ Traſi, Dulcichinum, Jun- cus avellana; Cyperus eſculentus, C. B. Traſi, J. B. Jtaliaͤniſch/ Traſi dolce, Dolzolini, Habaziz. Spaniſch/ Juncia avellanada, Cia- fas. Engliſch/ Dweet Cyperus/ or Ruth- nut. Niderlaͤndiſch/ Zoete Cyperus. Geſtalt. Daß der ſuͤſſe wilde Galgan oder Traſi ein Geſchlecht des Galgans ſeye/ iſt offenbahr/ ſo man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und den ort ſeiner ſtell eigentlich betrachtet: den underſcheid findet man allein an dem Ge- ſchmack der zur Speiß anmuͤthigen Wur- tzen. Er bringet duͤnne und zaslichte Wur- tzen herfuͤr/ an welchen rundlichte Knollen/ als Koͤlblein/ wie an dem Galgan/ herab- hangen/ ſo den Ziſer-erbſen oder Bohnen aͤhnlich/ und mit einer rauchen Haut oder Schale bedecket ſind. Sein Marck oder Safft iſt ſuͤß/ weiß/ und am geſchmack den Caſtanien gleich. Die Blaͤtter vergleichen ſich dem Galgan/ ſie ſind geſtaltet/ wie das Riedgraß/ ſchmaͤler als der Lauch/ Elen lang und ſpitzig. Die Stengel wachſen Elen hoch/ und tragen oben kleine Blaͤttlein/ wie Sternen zuſam̃engeſetzt/ zwiſchen welchen in dem Brachmonat geaͤhrte Blumen her- fuͤrſchieſſen. Dieſes Gewaͤchs verenderet ſich nach dem ort ſeiner ſtell/ denn an etli- chen orten bringet es Stengel und Blumen/ an anderen aber gar nicht. Zu Verona in Jtalien wird es in groſſer anzahl gefunden/ und jaͤhrlich auff nachfolgende weiſſe fortge- pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/ damit fie nicht von der Kaͤlte verderben/ grabet man die Wurtzeln auß/ und ſtecket ſie Q q

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/321>, abgerufen am 24.04.2024.