Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Krauteren.
[Spaltenumbruch] lang gedauret/ biß man endlich das heutige
auß leinenen oder seidenen Lumpen gestampff-
te Papyr erfunden. Dessen Erfindung
zweyen Männeren Antonio und Michaeli zu-
geschrieben wird/ welche umb/ das Jahr
Christi 1470. auß Gallicien in Teutschland/
und zwar allhero nacher Basel kommen/
hiemit die Kunst das Lumpen-papyr zu ma-
chen/ sollen mitgebracht/ und/ weilen all-
hier ein treffliche Gelegenheit zu allerhand
Mühlen auffzurichten sich erzeigt/ auch die
Papyr-mühlen zu bawen/ sollen angegeben
haben.

Fürwahr ein kluger Fund auß solchen
alten Dingen/
Auß Leinwad-Lumpen nur/ Papyr zu-
weg zu bringen;
Das gar zu vielerley bequem und taug-
lich ist/
Wie jeder an seim ort erfährt zu aller
frist.


CAPUT XIII.
[Abbildung] Weitzen. Triticum.
Namen.

WEitzen heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt],
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Triticum, Ro-
bus, Frumentum.
Jtaliänisch/
Formento, Grano. Frantzösisch/ Froment,
Bled.
Spanisch/ Trigo. Englisch/ Whea-
te. Dänisch/ Huoede. Niderländisch/
Terwe/ Korn. Jm Elsaß und Wester-
reich/ Korn.

Geschlecht und Gestalt.

Der Weitzen ist männiglich bekannt/ wird
in etliche Geschlecht underscheiden. Denn
erstlich ist er der Zeit der Säung halben un-
derscheiden/ in dem etlicher Weitzen vor dem
Winter gesäet wird/ als der den Frost und
Kälte nach der Keimung wohl duldet; diß
ist eine vollkommene und speißhaffte Frucht.
Den andern Weitzen säet man im Mertzen.
Diese beyde Geschlecht werden gesamlet/
ohngefehr umb den Hewmonat. Jn etlichen
[Spaltenumbruch] Landen wächst er auff/ und wird zeitig im
dritten Monat (daher ihn die Alten Trime-
stre
nennen) solches geschicht aber nicht ü-
berall/ auch in Teutschland nicht.

Der ander Underscheid des Weitzens ist
an den Aehren/ denn in etlichen sind sie
gleich kahl ohne Spitzen; Triticum hybernum
aristis carens, spica & granis vel rubentibus,
vel albis, glumas facile deponens, vulgare.

Widerumb sind etliche mit langen/ rau-
chen/ stachlichten Spitzen besetzt/ also daß
ihn das Gewild nicht bald angreiffet; Tri-
ticum rufum hexastichon, C. B. I. B.
Ferners
gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre;
Triticum multiplici spica glumas facile depo-
nens. Item
ein Weitzen mit langen Kernen/
Triticum speciosum oblongo grano, aristis do-
drantalibus aut pedalibus. Item
ein Weitzen
mit Spitzen/ rother Aehre und Kernen;
Triticum aristis munitum, rubentibus granis,
& spica, glumis laevibus & splendentibus.

Widerumb ein äschfarber Weitzen mit läng-
sten Spitzen; Triticum cinericium typhinum,
maximis aristis donatum, glumas triturando
deponens, calamis proceris geniculatis, folio-
sis, spica fere sesqui-palmari, glumis hirsutis,
cinericeis.
Jtem ein Weitzen mit langen
Spitzen/ und blawer Aehre; Triticum lon-
gioribus aristis, spica coerulea eleganti & ma-
gna, granis magnis & duris, atropurpureo co-
lore nitentibus,
Jtem ein Weitzen mit lan-
gen Haar-spitzen/ und weisser Aehre; Tri-
ticum longioribus aristis, spica granisque al-
bis.
Jtem ein Candianischer wilder Wei-
tzen; Triticum sylvestre Creticum, spicis ni-
grioribus, aristis brevioribus.

Zum dritten ist der Weitzen underscheiden
an der Fruchtbarkeit oder Menge/ denn etli-
che Aehre sind mit sechtzig/ mehr oder min-
deren Körnlein besetzt.

Zum vierten wird er underscheiden an der
Substantz und Güte/ denn etlicher Weitzen
gibt das allerschönste/ kräfftigste und wohl-
geschmackste Mehl und Brot. Auß die-
sem Weitzen macht man auch das Krafft-
mehl. Dargegen findet man anderen/ wel-
cher gegen jetztgemeldter Güte geringer ist.

Aller Weitzen hat Blätter wie das Ried-
graß/ sie sind schmäler denn in der Gersten:
Auch ist der Stengel oder Halm glätter/
läßt sich nicht bald brechen. Wächst auß
vielen dünnen Würtzelein/ treibt viel hohe
knodichte/ dicke/ holestengel/ und rundlich-
te bald weisse/ bald braun-rothe Samen-
körner.

Der beste Weitzen/ auß welchem das schön-
ste und beste Brot gebacken wird/ ist nicht
mürb/ sondern wohl zeitig/ vollkommen/
derb/ schwer/ Goldfarb/ klar/ glatt/ sau-
ber/ und von einem fetten Erdreich. Denn
es geschicht offt/ daß der Weitzen außwen-
dig gelb und derb anzusehen ist/ inwendig
aber ist er mürb/ weich/ luck/ und unvoll-
kommen. Solcher gibt viel Kleyen/ und
das Brot/ so von diesem Weitzen gebacken
wird/ bringet dem Leib nicht gute Nahrung/
beschweret den Magen mit bösen Dünsten.

Das beste Weitzen-mehl achtet man/ wel-
ches nicht über die massen zermahlet/ nicht
allzu new/ auch nicht sehr alt oder verlegen
ist/ und nicht sehr grobe Kleyen hat.

Eigen-
R r 2

Von den Krauteren.
[Spaltenumbruch] lang gedauret/ biß man endlich das heutige
auß leinenen oder ſeidenen Lumpẽ geſtampff-
te Papyr erfunden. Deſſen Erfindung
zweyen Maͤnneren Antonio und Michaëli zu-
geſchrieben wird/ welche umb/ das Jahr
Chriſti 1470. auß Gallicien in Teutſchland/
und zwar allhero nacher Baſel kommen/
hiemit die Kunſt das Lumpen-papyr zu ma-
chen/ ſollen mitgebracht/ und/ weilen all-
hier ein treffliche Gelegenheit zu allerhand
Muͤhlen auffzurichten ſich erzeigt/ auch die
Papyr-muͤhlen zu bawen/ ſollen angegeben
haben.

Fuͤrwahr ein kluger Fund auß ſolchen
alten Dingen/
Auß Leinwad-Lumpen nur/ Papyr zu-
weg zu bringen;
Das gar zu vielerley bequem und taug-
lich iſt/
Wie jeder an ſeim ort erfaͤhrt zu aller
friſt.


CAPUT XIII.
[Abbildung] Weitzen. Triticum.
Namen.

WEitzen heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt],
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Triticum, Ro-
bus, Frumentum.
Jtaliaͤniſch/
Formento, Grano. Frantzoͤſiſch/ Froment,
Bled.
Spaniſch/ Trigo. Engliſch/ Whea-
te. Daͤniſch/ Huoede. Niderlaͤndiſch/
Terwe/ Korn. Jm Elſaß und Weſter-
reich/ Korn.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Weitzen iſt maͤnniglich bekañt/ wird
in etliche Geſchlecht underſcheiden. Denn
erſtlich iſt er der Zeit der Saͤung halben un-
derſcheiden/ in dem etlicher Weitzen vor dem
Winter geſaͤet wird/ als der den Froſt und
Kaͤlte nach der Keimung wohl duldet; diß
iſt eine vollkommene und ſpeißhaffte Frucht.
Den andern Weitzen ſaͤet man im Mertzen.
Dieſe beyde Geſchlecht werden geſamlet/
ohngefehr umb den Hewmonat. Jn etlichen
[Spaltenumbruch] Landen waͤchſt er auff/ und wird zeitig im
dritten Monat (daher ihn die Alten Trime-
ſtre
nennen) ſolches geſchicht aber nicht uͤ-
berall/ auch in Teutſchland nicht.

Der ander Underſcheid des Weitzens iſt
an den Aehren/ denn in etlichen ſind ſie
gleich kahl ohne Spitzen; Triticum hybernum
ariſtis carens, ſpicâ & granis vel rubentibus,
vel albis, glumas facilè deponens, vulgare.

Widerumb ſind etliche mit langen/ rau-
chen/ ſtachlichten Spitzen beſetzt/ alſo daß
ihn das Gewild nicht bald angreiffet; Tri-
ticum rufum hexaſtichon, C. B. I. B.
Ferners
gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre;
Triticum multiplici ſpicâ glumas facilè depo-
nens. Item
ein Weitzen mit langen Kernen/
Triticum ſpecioſum oblongo grano, ariſtis do-
drantalibus aut pedalibus. Item
ein Weitzen
mit Spitzen/ rother Aehre und Kernen;
Triticum ariſtis munitum, rubentibus granis,
& ſpica, glumis lævibus & ſplendentibus.

Widerumb ein aͤſchfarber Weitzen mit laͤng-
ſten Spitzen; Triticum cinericium typhinum,
maximis ariſtis donatum, glumas triturando
deponens, calamis proceris geniculatis, folio-
ſis, ſpicâ ferè ſesqui-palmari, glumis hirſutis,
cinericeis.
Jtem ein Weitzen mit langen
Spitzen/ und blawer Aehre; Triticum lon-
gioribus ariſtis, ſpicâ cœruleâ eleganti & ma-
gnâ, granis magnis & duris, atropurpureo co-
lore nitentibus,
Jtem ein Weitzen mit lan-
gen Haar-ſpitzen/ und weiſſer Aehre; Tri-
ticum longioribus ariſtis, ſpicâ granisq́ue al-
bis.
Jtem ein Candianiſcher wilder Wei-
tzen; Triticum ſylveſtre Creticum, ſpicis ni-
grioribus, ariſtis brevioribus.

Zum dritten iſt der Weitzen underſcheiden
an der Fruchtbarkeit oder Menge/ denn etli-
che Aehre ſind mit ſechtzig/ mehr oder min-
deren Koͤrnlein beſetzt.

Zum vierten wird er underſcheiden an der
Subſtantz und Guͤte/ denn etlicher Weitzen
gibt das allerſchoͤnſte/ kraͤfftigſte und wohl-
geſchmackſte Mehl und Brot. Auß die-
ſem Weitzen macht man auch das Krafft-
mehl. Dargegen findet man anderen/ wel-
cher gegen jetztgemeldter Guͤte geringer iſt.

Aller Weitzen hat Blaͤtter wie das Ried-
graß/ ſie ſind ſchmaͤler denn in der Gerſten:
Auch iſt der Stengel oder Halm glaͤtter/
laͤßt ſich nicht bald brechen. Waͤchſt auß
vielen duͤnnen Wuͤrtzelein/ treibt viel hohe
knodichte/ dicke/ holeſtengel/ und rundlich-
te bald weiſſe/ bald braun-rothe Samen-
koͤrner.

Der beſte Weitzen/ auß welchem das ſchoͤn-
ſte und beſte Brot gebacken wird/ iſt nicht
muͤrb/ ſondern wohl zeitig/ vollkommen/
derb/ ſchwer/ Goldfarb/ klar/ glatt/ ſau-
ber/ und von einem fetten Erdreich. Denn
es geſchicht offt/ daß der Weitzen außwen-
dig gelb und derb anzuſehen iſt/ inwendig
aber iſt er muͤrb/ weich/ luck/ und unvoll-
kommen. Solcher gibt viel Kleyen/ und
das Brot/ ſo von dieſem Weitzen gebacken
wird/ bringet dem Leib nicht gute Nahrung/
beſchweret den Magen mit boͤſen Duͤnſten.

Das beſte Weitzen-mehl achtet man/ wel-
ches nicht uͤber die maſſen zermahlet/ nicht
allzu new/ auch nicht ſehr alt oder verlegen
iſt/ und nicht ſehr grobe Kleyen hat.

Eigen-
R r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0331" n="315"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Krauteren.</hi></fw><lb/><cb/>
lang gedauret/ biß man endlich das heutige<lb/>
auß leinenen oder &#x017F;eidenen Lump&#x1EBD; ge&#x017F;tampff-<lb/>
te Papyr erfunden. De&#x017F;&#x017F;en Erfindung<lb/>
zweyen Ma&#x0364;nneren <hi rendition="#aq">Antonio</hi> und <hi rendition="#aq">Michaëli</hi> zu-<lb/>
ge&#x017F;chrieben wird/ welche umb/ das Jahr<lb/>
Chri&#x017F;ti 1470. auß Gallicien in Teut&#x017F;chland/<lb/>
und zwar allhero nacher Ba&#x017F;el kommen/<lb/>
hiemit die Kun&#x017F;t das Lumpen-papyr zu ma-<lb/>
chen/ &#x017F;ollen mitgebracht/ und/ weilen all-<lb/>
hier ein treffliche Gelegenheit zu allerhand<lb/>
Mu&#x0364;hlen auffzurichten &#x017F;ich erzeigt/ auch die<lb/>
Papyr-mu&#x0364;hlen zu bawen/ &#x017F;ollen angegeben<lb/>
haben.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Fu&#x0364;rwahr ein kluger Fund auß &#x017F;olchen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">alten Dingen/</hi> </l><lb/>
              <l>Auß Leinwad-Lumpen nur/ Papyr zu-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">weg zu bringen;</hi> </l><lb/>
              <l>Das gar zu vielerley bequem und taug-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">lich i&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
              <l>Wie jeder an &#x017F;eim ort erfa&#x0364;hrt zu aller</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">fri&#x017F;t.</hi> </l>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XIII.</hi> </hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Weitzen.</hi> <hi rendition="#aq">Triticum.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Eitzen heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>,<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Triticum, Ro-<lb/>
bus, Frumentum.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Formento, Grano.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Froment,<lb/>
Bled.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Trigo.</hi> Engli&#x017F;ch/ Whea-<lb/>
te. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Huoede. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/<lb/>
Terwe/ Korn. Jm El&#x017F;aß und We&#x017F;ter-<lb/>
reich/ Korn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Weitzen i&#x017F;t ma&#x0364;nniglich bekañt/ wird<lb/>
in etliche Ge&#x017F;chlecht under&#x017F;cheiden. Denn<lb/>
er&#x017F;tlich i&#x017F;t er der Zeit der Sa&#x0364;ung halben un-<lb/>
der&#x017F;cheiden/ in dem etlicher Weitzen vor dem<lb/>
Winter ge&#x017F;a&#x0364;et wird/ als der den Fro&#x017F;t und<lb/>
Ka&#x0364;lte nach der Keimung wohl duldet; diß<lb/>
i&#x017F;t eine vollkommene und &#x017F;peißhaffte Frucht.<lb/>
Den andern Weitzen &#x017F;a&#x0364;et man im Mertzen.<lb/>
Die&#x017F;e beyde Ge&#x017F;chlecht werden ge&#x017F;amlet/<lb/>
ohngefehr umb den Hewmonat. Jn etlichen<lb/><cb/>
Landen wa&#x0364;ch&#x017F;t er auff/ und wird zeitig im<lb/>
dritten Monat (daher ihn die Alten <hi rendition="#aq">Trime-<lb/>
&#x017F;tre</hi> nennen) &#x017F;olches ge&#x017F;chicht aber nicht u&#x0364;-<lb/>
berall/ auch in Teut&#x017F;chland nicht.</p><lb/>
            <p>Der ander Under&#x017F;cheid des Weitzens i&#x017F;t<lb/>
an den Aehren/ denn in etlichen &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
gleich kahl ohne Spitzen; <hi rendition="#aq">Triticum hybernum<lb/>
ari&#x017F;tis carens, &#x017F;picâ &amp; granis vel rubentibus,<lb/>
vel albis, glumas facilè deponens, vulgare.</hi><lb/>
Widerumb &#x017F;ind etliche mit langen/ rau-<lb/>
chen/ &#x017F;tachlichten Spitzen be&#x017F;etzt/ al&#x017F;o daß<lb/>
ihn das Gewild nicht bald angreiffet; <hi rendition="#aq">Tri-<lb/>
ticum rufum hexa&#x017F;tichon, <hi rendition="#i">C. B. I. B.</hi></hi> Ferners<lb/>
gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre;<lb/><hi rendition="#aq">Triticum multiplici &#x017F;picâ glumas facilè depo-<lb/>
nens. Item</hi> ein Weitzen mit langen Kernen/<lb/><hi rendition="#aq">Triticum &#x017F;pecio&#x017F;um oblongo grano, ari&#x017F;tis do-<lb/>
drantalibus aut pedalibus. Item</hi> ein Weitzen<lb/>
mit Spitzen/ rother Aehre und Kernen;<lb/><hi rendition="#aq">Triticum ari&#x017F;tis munitum, rubentibus granis,<lb/>
&amp; &#x017F;pica, glumis lævibus &amp; &#x017F;plendentibus.</hi><lb/>
Widerumb ein a&#x0364;&#x017F;chfarber Weitzen mit la&#x0364;ng-<lb/>
&#x017F;ten Spitzen; <hi rendition="#aq">Triticum cinericium typhinum,<lb/>
maximis ari&#x017F;tis donatum, glumas triturando<lb/>
deponens, calamis proceris geniculatis, folio-<lb/>
&#x017F;is, &#x017F;picâ ferè &#x017F;esqui-palmari, glumis hir&#x017F;utis,<lb/>
cinericeis.</hi> Jtem ein Weitzen mit langen<lb/>
Spitzen/ und blawer Aehre; <hi rendition="#aq">Triticum lon-<lb/>
gioribus ari&#x017F;tis, &#x017F;picâ c&#x0153;ruleâ eleganti &amp; ma-<lb/>
gnâ, granis magnis &amp; duris, atropurpureo co-<lb/>
lore nitentibus,</hi> Jtem ein Weitzen mit lan-<lb/>
gen Haar-&#x017F;pitzen/ und wei&#x017F;&#x017F;er Aehre; <hi rendition="#aq">Tri-<lb/>
ticum longioribus ari&#x017F;tis, &#x017F;picâ granisq&#x0301;ue al-<lb/>
bis.</hi> Jtem ein Candiani&#x017F;cher wilder Wei-<lb/>
tzen; <hi rendition="#aq">Triticum &#x017F;ylve&#x017F;tre Creticum, &#x017F;picis ni-<lb/>
grioribus, ari&#x017F;tis brevioribus.</hi></p><lb/>
            <p>Zum dritten i&#x017F;t der Weitzen under&#x017F;cheiden<lb/>
an der Fruchtbarkeit oder Menge/ denn etli-<lb/>
che Aehre &#x017F;ind mit &#x017F;echtzig/ mehr oder min-<lb/>
deren Ko&#x0364;rnlein be&#x017F;etzt.</p><lb/>
            <p>Zum vierten wird er under&#x017F;cheiden an der<lb/>
Sub&#x017F;tantz und Gu&#x0364;te/ denn etlicher Weitzen<lb/>
gibt das aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te/ kra&#x0364;fftig&#x017F;te und wohl-<lb/>
ge&#x017F;chmack&#x017F;te Mehl und Brot. Auß die-<lb/>
&#x017F;em Weitzen macht man auch das Krafft-<lb/>
mehl. Dargegen findet man anderen/ wel-<lb/>
cher gegen jetztgemeldter Gu&#x0364;te geringer i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Aller Weitzen hat Bla&#x0364;tter wie das Ried-<lb/>
graß/ &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;chma&#x0364;ler denn in der Ger&#x017F;ten:<lb/>
Auch i&#x017F;t der Stengel oder Halm gla&#x0364;tter/<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht bald brechen. Wa&#x0364;ch&#x017F;t auß<lb/>
vielen du&#x0364;nnen Wu&#x0364;rtzelein/ treibt viel hohe<lb/>
knodichte/ dicke/ hole&#x017F;tengel/ und rundlich-<lb/>
te bald wei&#x017F;&#x017F;e/ bald braun-rothe Samen-<lb/>
ko&#x0364;rner.</p><lb/>
            <p>Der be&#x017F;te Weitzen/ auß welchem das &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te und be&#x017F;te Brot gebacken wird/ i&#x017F;t nicht<lb/>
mu&#x0364;rb/ &#x017F;ondern wohl zeitig/ vollkommen/<lb/>
derb/ &#x017F;chwer/ Goldfarb/ klar/ glatt/ &#x017F;au-<lb/>
ber/ und von einem fetten Erdreich. Denn<lb/>
es ge&#x017F;chicht offt/ daß der Weitzen außwen-<lb/>
dig gelb und derb anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t/ inwendig<lb/>
aber i&#x017F;t er mu&#x0364;rb/ weich/ luck/ und unvoll-<lb/>
kommen. Solcher gibt viel Kleyen/ und<lb/>
das Brot/ &#x017F;o von die&#x017F;em Weitzen gebacken<lb/>
wird/ bringet dem Leib nicht gute Nahrung/<lb/>
be&#x017F;chweret den Magen mit bo&#x0364;&#x017F;en Du&#x0364;n&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>Das be&#x017F;te Weitzen-mehl achtet man/ wel-<lb/>
ches nicht u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en zermahlet/ nicht<lb/>
allzu new/ auch nicht &#x017F;ehr alt oder verlegen<lb/>
i&#x017F;t/ und nicht &#x017F;ehr grobe Kleyen hat.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">R r 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Eigen-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0331] Von den Krauteren. lang gedauret/ biß man endlich das heutige auß leinenen oder ſeidenen Lumpẽ geſtampff- te Papyr erfunden. Deſſen Erfindung zweyen Maͤnneren Antonio und Michaëli zu- geſchrieben wird/ welche umb/ das Jahr Chriſti 1470. auß Gallicien in Teutſchland/ und zwar allhero nacher Baſel kommen/ hiemit die Kunſt das Lumpen-papyr zu ma- chen/ ſollen mitgebracht/ und/ weilen all- hier ein treffliche Gelegenheit zu allerhand Muͤhlen auffzurichten ſich erzeigt/ auch die Papyr-muͤhlen zu bawen/ ſollen angegeben haben. Fuͤrwahr ein kluger Fund auß ſolchen alten Dingen/ Auß Leinwad-Lumpen nur/ Papyr zu- weg zu bringen; Das gar zu vielerley bequem und taug- lich iſt/ Wie jeder an ſeim ort erfaͤhrt zu aller friſt. CAPUT XIII. [Abbildung Weitzen. Triticum. ] Namen. WEitzen heißt Griechiſch/ _, _. Lateiniſch/ Triticum, Ro- bus, Frumentum. Jtaliaͤniſch/ Formento, Grano. Frantzoͤſiſch/ Froment, Bled. Spaniſch/ Trigo. Engliſch/ Whea- te. Daͤniſch/ Huoede. Niderlaͤndiſch/ Terwe/ Korn. Jm Elſaß und Weſter- reich/ Korn. Geſchlecht und Geſtalt. Der Weitzen iſt maͤnniglich bekañt/ wird in etliche Geſchlecht underſcheiden. Denn erſtlich iſt er der Zeit der Saͤung halben un- derſcheiden/ in dem etlicher Weitzen vor dem Winter geſaͤet wird/ als der den Froſt und Kaͤlte nach der Keimung wohl duldet; diß iſt eine vollkommene und ſpeißhaffte Frucht. Den andern Weitzen ſaͤet man im Mertzen. Dieſe beyde Geſchlecht werden geſamlet/ ohngefehr umb den Hewmonat. Jn etlichen Landen waͤchſt er auff/ und wird zeitig im dritten Monat (daher ihn die Alten Trime- ſtre nennen) ſolches geſchicht aber nicht uͤ- berall/ auch in Teutſchland nicht. Der ander Underſcheid des Weitzens iſt an den Aehren/ denn in etlichen ſind ſie gleich kahl ohne Spitzen; Triticum hybernum ariſtis carens, ſpicâ & granis vel rubentibus, vel albis, glumas facilè deponens, vulgare. Widerumb ſind etliche mit langen/ rau- chen/ ſtachlichten Spitzen beſetzt/ alſo daß ihn das Gewild nicht bald angreiffet; Tri- ticum rufum hexaſtichon, C. B. I. B. Ferners gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre; Triticum multiplici ſpicâ glumas facilè depo- nens. Item ein Weitzen mit langen Kernen/ Triticum ſpecioſum oblongo grano, ariſtis do- drantalibus aut pedalibus. Item ein Weitzen mit Spitzen/ rother Aehre und Kernen; Triticum ariſtis munitum, rubentibus granis, & ſpica, glumis lævibus & ſplendentibus. Widerumb ein aͤſchfarber Weitzen mit laͤng- ſten Spitzen; Triticum cinericium typhinum, maximis ariſtis donatum, glumas triturando deponens, calamis proceris geniculatis, folio- ſis, ſpicâ ferè ſesqui-palmari, glumis hirſutis, cinericeis. Jtem ein Weitzen mit langen Spitzen/ und blawer Aehre; Triticum lon- gioribus ariſtis, ſpicâ cœruleâ eleganti & ma- gnâ, granis magnis & duris, atropurpureo co- lore nitentibus, Jtem ein Weitzen mit lan- gen Haar-ſpitzen/ und weiſſer Aehre; Tri- ticum longioribus ariſtis, ſpicâ granisq́ue al- bis. Jtem ein Candianiſcher wilder Wei- tzen; Triticum ſylveſtre Creticum, ſpicis ni- grioribus, ariſtis brevioribus. Zum dritten iſt der Weitzen underſcheiden an der Fruchtbarkeit oder Menge/ denn etli- che Aehre ſind mit ſechtzig/ mehr oder min- deren Koͤrnlein beſetzt. Zum vierten wird er underſcheiden an der Subſtantz und Guͤte/ denn etlicher Weitzen gibt das allerſchoͤnſte/ kraͤfftigſte und wohl- geſchmackſte Mehl und Brot. Auß die- ſem Weitzen macht man auch das Krafft- mehl. Dargegen findet man anderen/ wel- cher gegen jetztgemeldter Guͤte geringer iſt. Aller Weitzen hat Blaͤtter wie das Ried- graß/ ſie ſind ſchmaͤler denn in der Gerſten: Auch iſt der Stengel oder Halm glaͤtter/ laͤßt ſich nicht bald brechen. Waͤchſt auß vielen duͤnnen Wuͤrtzelein/ treibt viel hohe knodichte/ dicke/ holeſtengel/ und rundlich- te bald weiſſe/ bald braun-rothe Samen- koͤrner. Der beſte Weitzen/ auß welchem das ſchoͤn- ſte und beſte Brot gebacken wird/ iſt nicht muͤrb/ ſondern wohl zeitig/ vollkommen/ derb/ ſchwer/ Goldfarb/ klar/ glatt/ ſau- ber/ und von einem fetten Erdreich. Denn es geſchicht offt/ daß der Weitzen außwen- dig gelb und derb anzuſehen iſt/ inwendig aber iſt er muͤrb/ weich/ luck/ und unvoll- kommen. Solcher gibt viel Kleyen/ und das Brot/ ſo von dieſem Weitzen gebacken wird/ bringet dem Leib nicht gute Nahrung/ beſchweret den Magen mit boͤſen Duͤnſten. Das beſte Weitzen-mehl achtet man/ wel- ches nicht uͤber die maſſen zermahlet/ nicht allzu new/ auch nicht ſehr alt oder verlegen iſt/ und nicht ſehr grobe Kleyen hat. Eigen- R r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/331
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/331>, abgerufen am 29.03.2024.