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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] der breite röthlichte samen verschlossen. Die-
ses aber ist auch merckwürdig/ daß ein jedes
Blunten-blat am boden ein weisses kügelein/
in gestalt einer Perlen hat/ darinnen eine
feuchtigkeit verschlossen/ welche allgemach
ein klares wasser außschwitzet. Sonsten
blühet dieß gewächs bereits im Aprillen und
Mäy/ und gibt den Lustgärten eine präch-
tige zier: es erforderet aber eine solche stelle/
da die Sonne nicht immerwährend zukom-
men kan/ sonsten fällt die Blume bald ab:
in dem übrigen wil es ein sehr lucken/ und
wohl-bereiteten boden haben/ wobey Petrus
Lauremberg erinneret/ man solle Schaaff-
und Kühe-mist tieff hinunder graben/ alß-
denn erde darüber schütten/ und die Zwibel
also hineinlegen/ daß sie selbst nur das erd-
reich berühre/ ihre zasern aber sich hinunder
in den Mist erstrecken mögen; auff solche
art treibe sie viel stärcker an. Jhr Samen
gibet zwar junge pfläntzlein/ welche aber
nach dem achten jahr allererst Blumen tra-
gen: deßwegen man sie durch Absetzlinge
fortpflantzen soll/ wie ander Kielwerck/ je-
doch daß ihre Zwibeln nicht viel länger als
acht oder zehen tage über der erden bleiben.
Dieß außheben und einsetzen muß im Herbst-
monat geschehen/ wiewol sie nicht alle jahr
außgenommen werden wil. Königs-kro-
nen/ und andere dergleichen Zwibel-blumen
sollen nicht eher abgebrochen werden/ biß die
Blume ihre rechte vollkommenheit erlanget/
und die blätter anfangen welck zu werden;
sintemahl/ so sie cher abgebrochen werden/
pfleget die Zwibel von dem häuffig angezo-
genen safft/ weil er nirgend hin vertheilet
werden kan/ zu faulen.

Die Königs-kron hat zwar keine verschie-
dene Geschlechter/ aber sie änderet sich den-
noch an der farb und anzahl der Blumen.
Denn erstlich hat es die einfache Königs-kro-
ne/ an welcher die Blumen röthlicht/ wie
auch die gelbe/ an welcher die Blumen citro-
nen-farb: und denn die bunte/ welche zwar
gelb/ aber mit rothen streiffen durchzogen.
Zum andern/ die volle Käysers-krone/ mit
gefüllter Blume. Drittens die Königs-kron
mit bunten Blättern/ welche am rand mit
einer weissen linien gar zierlich bezeichnet und
gestreiffet. Viertens die doppelte Königs-
kron/ oder mit zwey reihen Blumen über
einander. Und endlich die Königs-krone
mit breitem stengel/ und vielen Blumen/
Lilium, sive Corona Jmperialis multiflora, la-
toque caule, C. B.
welche in dem Eychstetti-
schen/ hernach auch Anno 1661. in dem
Churfürstlichen Lustgarten zu Berlin gese-
hen worden/ und mehr für eine Mißgeburt/
oder gekünstlete art/ als für eine sonderbare
gattung zu halten ist.



CAPUT XLVIII.
Persische Lilien. Lilium Persicum.
Namen.

PErsische Lilien/ oder Persianische Fe-
der-pusch heißt auff Lateinisch/ Li-
lium Persicum, Lilium Susianum.
Fran-
tzösisch/ Lis de Perse. Englisch/ The Per-
sian Lilg.

[Spaltenumbruch]
Gestalt.

Die Persische Lilien hat ein halb-runde/
gespaltene/ mit grossen schüppen bewaffnete/
weiß-gelblichte/ sehr bittere Zwibel-wurtz/
welche ohne sonderbaren geruch; und einen
geraden elen-hohen/ nicht gar dicken/ run-
den stengel über sich treibt/ der da von un-
den auff mit vielen/ schmalen/ fingers-lan-
gen/ äschfarb-grunen Blätteren dick besetzt/
auff dem gipffel aber ein langen strauß voll
Blumen/ welche von anderthalb zoll-lan-
gen stielen nidsich hangen/ hoch-purpur-
farb/ oder auch vielfärbig sind/ mit grün-
lichten nägeln/ ohne sonderlichen geruch/
und sechs ungleich langen/ gelben/ mit pur-
purfarben gipffelein begabten zäserlein in-
wendig besetzt. Dieser Blumen-reiche strauß
erzeigt sich bereits im Aprillen/ und weil er
die form einer Pyramiden gleichsam vor-
stellet/ gibt er den Lustgärten nicht geringe
zier. Es erforderet aber diese Lilien auch ei-
ne luckere Garten-erde/ drey zoll tieff in
den grund/ und spannen-weit von einander
gesetzt/ auch mittelmäßige Sonnen-wärme/
damit die Blumen desto länger dauren. Soll
selten auß der erden gehoben/ oder doch nicht
lang darauß gehalten/ und den Winter wol
bedeckt werden.



CAPUT XLIX.
[Abbildung] Fritillarien. Fritillaria.
Namen.

DIeses Gewächs hat den Namen
von Fritillo, oder Schachspiel-bret/
weil die gemeinste under denselben
eben so bund geschecket/ wiewol es auch un-
gescheckte gibet. Auff Lateinisch wird es
genennet Fritillaria, wie auch Meleagris von

den

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] der breite roͤthlichte ſamen verſchloſſen. Die-
ſes aber iſt auch merckwuͤrdig/ daß ein jedes
Blunten-blat am boden ein weiſſes kuͤgelein/
in geſtalt einer Perlen hat/ darinnen eine
feuchtigkeit verſchloſſen/ welche allgemach
ein klares waſſer außſchwitzet. Sonſten
bluͤhet dieß gewaͤchs bereits im Aprillen und
Maͤy/ und gibt den Luſtgaͤrten eine praͤch-
tige zier: es erforderet aber eine ſolche ſtelle/
da die Sonne nicht immerwaͤhrend zukom-
men kan/ ſonſten faͤllt die Blume bald ab:
in dem uͤbrigen wil es ein ſehr lucken/ und
wohl-bereiteten boden haben/ wobey Petrus
Lauremberg erinneret/ man ſolle Schaaff-
und Kuͤhe-miſt tieff hinunder graben/ alß-
denn erde daruͤber ſchuͤtten/ und die Zwibel
alſo hineinlegen/ daß ſie ſelbſt nur das erd-
reich beruͤhre/ ihre zaſern aber ſich hinunder
in den Miſt erſtrecken moͤgen; auff ſolche
art treibe ſie viel ſtaͤrcker an. Jhr Samen
gibet zwar junge pflaͤntzlein/ welche aber
nach dem achten jahr allererſt Blumen tra-
gen: deßwegen man ſie durch Abſetzlinge
fortpflantzen ſoll/ wie ander Kielwerck/ je-
doch daß ihre Zwibeln nicht viel laͤnger als
acht oder zehen tage uͤber der erden bleiben.
Dieß außheben und einſetzen muß im Herbſt-
monat geſchehen/ wiewol ſie nicht alle jahr
außgenommen werden wil. Koͤnigs-kro-
nen/ und andere dergleichen Zwibel-blumen
ſollen nicht eher abgebrochen werden/ biß die
Blume ihre rechte vollkommenheit erlanget/
und die blaͤtter anfangen welck zu werden;
ſintemahl/ ſo ſie cher abgebrochen werden/
pfleget die Zwibel von dem haͤuffig angezo-
genen ſafft/ weil er nirgend hin vertheilet
werden kan/ zu faulen.

Die Koͤnigs-kron hat zwar keine verſchie-
dene Geſchlechter/ aber ſie aͤnderet ſich den-
noch an der farb und anzahl der Blumen.
Denn erſtlich hat es die einfache Koͤnigs-kro-
ne/ an welcher die Blumen roͤthlicht/ wie
auch die gelbe/ an welcher die Blumen citro-
nen-farb: und denn die bunte/ welche zwar
gelb/ aber mit rothen ſtreiffen durchzogen.
Zum andern/ die volle Kaͤyſers-krone/ mit
gefuͤllter Blume. Drittens die Koͤnigs-kron
mit bunten Blaͤttern/ welche am rand mit
einer weiſſen linien gar zierlich bezeichnet und
geſtreiffet. Viertens die doppelte Koͤnigs-
kron/ oder mit zwey reihen Blumen uͤber
einander. Und endlich die Koͤnigs-krone
mit breitem ſtengel/ und vielen Blumen/
Lilium, ſive Corona Jmperialis multiflora, la-
toq́ue caule, C. B.
welche in dem Eychſtetti-
ſchen/ hernach auch Anno 1661. in dem
Churfuͤrſtlichen Luſtgarten zu Berlin geſe-
hen worden/ und mehr fuͤr eine Mißgeburt/
oder gekuͤnſtlete art/ als fuͤr eine ſonderbare
gattung zu halten iſt.



CAPUT XLVIII.
Perſiſche Lilien. Lilium Perſicum.
Namen.

PErſiſche Lilien/ oder Perſianiſche Fe-
der-puſch heißt auff Lateiniſch/ Li-
lium Perſicum, Lilium Suſianum.
Fran-
tzoͤſiſch/ Lis de Perſe. Engliſch/ The Per-
ſian Lilg.

[Spaltenumbruch]
Geſtalt.

Die Perſiſche Lilien hat ein halb-runde/
geſpaltene/ mit groſſen ſchuͤppen bewaffnete/
weiß-gelblichte/ ſehr bittere Zwibel-wurtz/
welche ohne ſonderbaren geruch; und einen
geraden elen-hohen/ nicht gar dicken/ run-
den ſtengel uͤber ſich treibt/ der da von un-
den auff mit vielen/ ſchmalen/ fingers-lan-
gen/ aͤſchfarb-grůnen Blaͤtteren dick beſetzt/
auff dem gipffel aber ein langen ſtrauß voll
Blumen/ welche von anderthalb zoll-lan-
gen ſtielen nidſich hangen/ hoch-purpur-
farb/ oder auch vielfaͤrbig ſind/ mit gruͤn-
lichten naͤgeln/ ohne ſonderlichen geruch/
und ſechs ungleich langen/ gelben/ mit pur-
purfarben gipffelein begabten zaͤſerlein in-
wendig beſetzt. Dieſer Blumen-reiche ſtrauß
erzeigt ſich bereits im Aprillen/ und weil er
die form einer Pyramiden gleichſam vor-
ſtellet/ gibt er den Luſtgaͤrten nicht geringe
zier. Es erforderet aber dieſe Lilien auch ei-
ne luckere Garten-erde/ drey zoll tieff in
den grund/ und ſpannen-weit von einander
geſetzt/ auch mittelmaͤßige Sonnen-waͤrme/
damit die Blumen deſto laͤnger dauren. Soll
ſelten auß der erden gehoben/ oder doch nicht
lang darauß gehalten/ und den Winter wol
bedeckt werden.



CAPUT XLIX.
[Abbildung] Fritillarien. Fritillaria.
Namen.

DIeſes Gewaͤchs hat den Namen
von Fritillo, oder Schachſpiel-bret/
weil die gemeinſte under denſelben
eben ſo bund geſchecket/ wiewol es auch un-
geſcheckte gibet. Auff Lateiniſch wird es
genennet Fritillaria, wie auch Meleagris von

den
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[370/0386] Das Andere Buch/ der breite roͤthlichte ſamen verſchloſſen. Die- ſes aber iſt auch merckwuͤrdig/ daß ein jedes Blunten-blat am boden ein weiſſes kuͤgelein/ in geſtalt einer Perlen hat/ darinnen eine feuchtigkeit verſchloſſen/ welche allgemach ein klares waſſer außſchwitzet. Sonſten bluͤhet dieß gewaͤchs bereits im Aprillen und Maͤy/ und gibt den Luſtgaͤrten eine praͤch- tige zier: es erforderet aber eine ſolche ſtelle/ da die Sonne nicht immerwaͤhrend zukom- men kan/ ſonſten faͤllt die Blume bald ab: in dem uͤbrigen wil es ein ſehr lucken/ und wohl-bereiteten boden haben/ wobey Petrus Lauremberg erinneret/ man ſolle Schaaff- und Kuͤhe-miſt tieff hinunder graben/ alß- denn erde daruͤber ſchuͤtten/ und die Zwibel alſo hineinlegen/ daß ſie ſelbſt nur das erd- reich beruͤhre/ ihre zaſern aber ſich hinunder in den Miſt erſtrecken moͤgen; auff ſolche art treibe ſie viel ſtaͤrcker an. Jhr Samen gibet zwar junge pflaͤntzlein/ welche aber nach dem achten jahr allererſt Blumen tra- gen: deßwegen man ſie durch Abſetzlinge fortpflantzen ſoll/ wie ander Kielwerck/ je- doch daß ihre Zwibeln nicht viel laͤnger als acht oder zehen tage uͤber der erden bleiben. Dieß außheben und einſetzen muß im Herbſt- monat geſchehen/ wiewol ſie nicht alle jahr außgenommen werden wil. Koͤnigs-kro- nen/ und andere dergleichen Zwibel-blumen ſollen nicht eher abgebrochen werden/ biß die Blume ihre rechte vollkommenheit erlanget/ und die blaͤtter anfangen welck zu werden; ſintemahl/ ſo ſie cher abgebrochen werden/ pfleget die Zwibel von dem haͤuffig angezo- genen ſafft/ weil er nirgend hin vertheilet werden kan/ zu faulen. Die Koͤnigs-kron hat zwar keine verſchie- dene Geſchlechter/ aber ſie aͤnderet ſich den- noch an der farb und anzahl der Blumen. Denn erſtlich hat es die einfache Koͤnigs-kro- ne/ an welcher die Blumen roͤthlicht/ wie auch die gelbe/ an welcher die Blumen citro- nen-farb: und denn die bunte/ welche zwar gelb/ aber mit rothen ſtreiffen durchzogen. Zum andern/ die volle Kaͤyſers-krone/ mit gefuͤllter Blume. Drittens die Koͤnigs-kron mit bunten Blaͤttern/ welche am rand mit einer weiſſen linien gar zierlich bezeichnet und geſtreiffet. Viertens die doppelte Koͤnigs- kron/ oder mit zwey reihen Blumen uͤber einander. Und endlich die Koͤnigs-krone mit breitem ſtengel/ und vielen Blumen/ Lilium, ſive Corona Jmperialis multiflora, la- toq́ue caule, C. B. welche in dem Eychſtetti- ſchen/ hernach auch Anno 1661. in dem Churfuͤrſtlichen Luſtgarten zu Berlin geſe- hen worden/ und mehr fuͤr eine Mißgeburt/ oder gekuͤnſtlete art/ als fuͤr eine ſonderbare gattung zu halten iſt. CAPUT XLVIII. Perſiſche Lilien. Lilium Perſicum. Namen. PErſiſche Lilien/ oder Perſianiſche Fe- der-puſch heißt auff Lateiniſch/ Li- lium Perſicum, Lilium Suſianum. Fran- tzoͤſiſch/ Lis de Perſe. Engliſch/ The Per- ſian Lilg. Geſtalt. Die Perſiſche Lilien hat ein halb-runde/ geſpaltene/ mit groſſen ſchuͤppen bewaffnete/ weiß-gelblichte/ ſehr bittere Zwibel-wurtz/ welche ohne ſonderbaren geruch; und einen geraden elen-hohen/ nicht gar dicken/ run- den ſtengel uͤber ſich treibt/ der da von un- den auff mit vielen/ ſchmalen/ fingers-lan- gen/ aͤſchfarb-grůnen Blaͤtteren dick beſetzt/ auff dem gipffel aber ein langen ſtrauß voll Blumen/ welche von anderthalb zoll-lan- gen ſtielen nidſich hangen/ hoch-purpur- farb/ oder auch vielfaͤrbig ſind/ mit gruͤn- lichten naͤgeln/ ohne ſonderlichen geruch/ und ſechs ungleich langen/ gelben/ mit pur- purfarben gipffelein begabten zaͤſerlein in- wendig beſetzt. Dieſer Blumen-reiche ſtrauß erzeigt ſich bereits im Aprillen/ und weil er die form einer Pyramiden gleichſam vor- ſtellet/ gibt er den Luſtgaͤrten nicht geringe zier. Es erforderet aber dieſe Lilien auch ei- ne luckere Garten-erde/ drey zoll tieff in den grund/ und ſpannen-weit von einander geſetzt/ auch mittelmaͤßige Sonnen-waͤrme/ damit die Blumen deſto laͤnger dauren. Soll ſelten auß der erden gehoben/ oder doch nicht lang darauß gehalten/ und den Winter wol bedeckt werden. CAPUT XLIX. [Abbildung Fritillarien. Fritillaria. ] Namen. DIeſes Gewaͤchs hat den Namen von Fritillo, oder Schachſpiel-bret/ weil die gemeinſte under denſelben eben ſo bund geſchecket/ wiewol es auch un- geſcheckte gibet. Auff Lateiniſch wird es genennet Fritillaria, wie auch Meleagris von den

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/386>, abgerufen am 24.04.2024.