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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] hohlkelen gefalten/ die sind in ein ründe zu-
sammen gesetzt/ von unden an eng/ und je
länger je weiter/ also daß sich ein jede Gilg
einem glöcklein vergleicht. Das ausser theil
oben an den blättern ist zurings herumb hin-
dersich gebogen. Mitten in den blumen
stehen gelbe wolriechende pützlein auff dün-
nen faseln oder stielen/ diese geben einen an-
dern Geruch als die Blum/ und zerstieben
leichtlich. Die Wurtzel ist zwiblich/ von vie-
len fachen oder schelffen zusammen gesetzt/ ein
jedes fach aber ist anzusehen als ein fett/ dick
und zähes Haußwurtz-blat. Die Lilien
wachsen gern in wolgetüngtem Erdreich/
an kühlen und schattichten orten. Sie
blühen im Brachmonat. Jhre blätter wach-
sen im Jahr zweymal/ im anfang des Len-
tzens und im Herbst/ wenn die blumen ver-
gangen sind. Alwo die Sonne mit ihren
stralen zu wol hinkommet/ gerathen die
blumen nicht wol/ und fallen die stengel ge-
gen dem Mäyen ohne Lilien ab.

Man findet noch ein ander geschlecht der
weissen Lilien/ Lilium album floribus depen-
dentibus sive peregrinum, C. B. Lilium album
Syriacum Rauvvolsii, J. B.
Hat kleinere und
längere blätter aber viel blumen/ deren mehr
als sechtzig an einem drey zoll breiten sten-
gel sind gesehen worden. Die wurtzel wird
bißweilen so groß/ daß man sie mit beyden
händen kaum kan begreiffen. Solche Art
ist under dem Namen Sultan Zambach
erstlich von Constantinopel naher Wien ge-
sandt worden/ wie solches Carolus Clusius
Lib. 2. Stirp. Pannonic. Hist. Cap. 4. & Lib. 2.
Rarior. Plantar. Hist. Cap.
5. berichtet.

Jn dem Fürstlichen Stutgardischen Lust-
garten ist auff ein zeit ein sonderliche Art der
weissen Lilien gewachsen/ welche bey der
mitte des stengels ein solche anzahl vieler
blätter bekommen/ die ihne wie ein schöner
Wasen umbfasset haben. Auß einer Zwibel
vorgemelter weisser Lilien ware zu Franck-
furt am Mayn eine art herfür kommen/ wel-
che hundert zwey und zwantzig Lilien getra-
gen hat/ wie solches das vermehrte Blu-
men-buch Anno 1641. allda gedruckt/ zier-
lich außweiset. Jn dem Fürstlichen Eystet-
tischen Lustgarten wird sie weisse wolriechen-
de Türckische Keyser-lilien genennt. Jn
Engelland hat sie in des Freyherren Edoard
Zouche Lustgarten auff einem Manns-hohen
und spannen-breiten Stengel über zwey hun-
dert schnee-weisse und sehr wolriechende blu-
men oder weisse Lilien sehen lassen/ wie sol-
ches Matthias Lobelius in altera parte adversa-
rior. p. m.
511. anzeiget.

Eigenschafft.

Die wurtzel und blumen der weissen Li-
lien sind warm und trocken im ersten grad:
haben viel wasserigen Safft/ mit etwas
flüchtigem scharffem alcalischem Saltz bey
sich/ und also die eigenschafft zu erweichen/
zu kühlen/ zu eröffnen und zu linderen.

Gebrauch.
Leich-dör-
ner oder
Hüner-au-
gen.

Fernelius schreibt wenn man die Wurtzel
in Wein siede/ und drey tag darüber ligen
lasse/ so vertreibe sie die Leich-dörner oder
Hüner-augen.

Die gelbe pützlein stosset man zu pulver/
[Spaltenumbruch] und gibt davon in Eisenkraut-Zimmet-undGebähren-
de weiber.

weiß Lilien-wasser den gebährenden Weibern
zur befürderung der Geburt zu trincken.

Von den schönen weissen Lilien wird einGelbe Fle-
cken/ Ma-
sen/ schwär-
tze von der
Sonnen-
hitz/ Seh-
rigkeit und
Verwun-
dung an
heimlichen
orten/ fäul-
nuß und
schädigung
in dem
Mund/
Brand von
fiedendem
Wasser/
Oel/ Fette/
Metall/
Zuruckblei-
bende Ge-
burt/ und
Weiber-
reinigung/
kaltes
Haupt/
verlohrene
Sprach/
Husten/
Engbrü-
stigkeit/
Lungen-
sucht.

nutzliches Wasser destilliert/ die Haut dar-
mit gewaschen/ benimt alle gelbe Flecken/
Masen und Schwärtze von der Sonnen-hitz;
ist fast heylsam mit tüchlein in die Sehrig-
keit und Verwundung an heimlichen Or-
ten gelegt/ auch den Mund/ Halß und Gur-
gel darmit gespület und geschwenckt/ benimt
alle faulnuß und schädigung derselben.

So sich ein Mensch mit siedendem Was-
ser/ Oel/ Fette/ Metall oder dergleichen ver-
brennet hat/ der netze tüchlein im Lilien-was-
ser/ und schlage es darüber/ es kühlet wol/
und zeucht die Hitz darauß/ macht solchen
Schaden zuheylen/ und legt den Schmer-
tzen und das Brennenbald. Jnnerlich auff
vier oder fünff loth getruncken/ befürdert
die Weiber-reinigung und Geburt ohne
schaden/ es stärcket auch das erkaltete Haupt/
und bringet die verlohrne Sprach wider; ist
gut für den Husten/ Engbrüstigkeit und Lun-
gensucht.

Die todte Leibsfrucht fortzutreiben: nimm
weiß Lilien-Beyfuß-Poley- und Zimmet-
wasser jedes anderthalb loth/ gib es der Frau-
en in zwey oder dreymal ein.

Folgendes Wasser wird auch sehr nutzlich
gebraucht: nehmt weiß Gilgen-wasser 6.Todte Lei-
bes-frucht.

loth/ Rosen-wasser/ Bonenblust-wasser jed.
4. loth/ geflossen Weinstein-saltz (Ol. tartari
per deliqu.
) ein halb loth/ Campffer ein halb
quintl. süß Quecksilber (Mercur. dulcis) ein
quintl. mischt und zerlaßt alles under einan-
der/ mit diesem Wasser das Angesicht biß-Sommer-
flecken/
Seiren/
Masen des
Angesichts.

weilen warmlicht gewaschen/ vertreibt alle
Sommer-flecken/ Seiren/ und Masen des-
selben/ und macht das Angesicht schön klar
und weiß.

Die Gilgen-wurtz wird mehr außwendigGeschwär.
gebrauchet/ zu erweichen/ Geschwär zu zei-
tigen/ und in Eyter zu bringen; zu dem
ende pflegt man sie under die Cataplasmata
zu mischen; wie denn Eibisch-kraut/ Pappe-
len/ Chamillen-blust/ Steinklee/ und Li-
lien-zwibelen gantz rein under einander ver-
hackt/ mit dem Pulver von Flachs-samen
und gestossenem Saffran vermischt/ her-
nach in Milch zu einem Muß gekocht/ ein
trefflich Cataplasma abgibt/ welches man
dick auff ein Tuch streichen/ und also warmVerstopf-
fung des
Leibs.

über die Geschwulst legen kan. Diese Wur-
tzel wird auch nutzlich under die erweichen-
den Clystier gekocht/ die Oeffnung deß Leibs
damit zu beförderen.

Das weisse Lilien-öhl wird also zuberei-Lilien-öl
zu machen.

tet. Nim gut frisch Baum-öhl ein halb
Pfund/ weisse Lilien-blätter vier loth/ thue
es zusammen in ein gläsern Geschirr/ ver-
mach es wol/ und stell es an die Sonnen/ so
man dieses Oehl kräfftiger haben wil/ muß
man nach zwantzig tagen frische Lilien-blät-Geschwär/
Geschwulst
Schwere
Geburt/
Nachwehe/
Fliessender
Grind des
Haupts/

ter darein thun/ und die alten hinweg werf-
fen. Solches Oehl warmlicht gebraucht/
macht die Geschwär bald zeitig/ miltert die
Geschwulst/ befürderet die Geburt/ ist gut
zu den Nachwehen der Kindbetterrinnen/ und
heilet den fliessenden Grind des Haupts. Die
Lilien-blätter so in dem Oehl zu boden gefal-

len/

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] hohlkelen gefalten/ die ſind in ein ruͤnde zu-
ſammen geſetzt/ von unden an eng/ und je
laͤnger je weiter/ alſo daß ſich ein jede Gilg
einem gloͤcklein vergleicht. Das auſſer theil
oben an den blaͤttern iſt zurings herumb hin-
derſich gebogen. Mitten in den blumen
ſtehen gelbe wolriechende puͤtzlein auff duͤn-
nen faſeln oder ſtielen/ dieſe geben einen an-
dern Geruch als die Blum/ und zerſtieben
leichtlich. Die Wurtzel iſt zwiblich/ von vie-
len fachen oder ſchelffen zuſammen geſetzt/ ein
jedes fach aber iſt anzuſehen als ein fett/ dick
und zaͤhes Haußwurtz-blat. Die Lilien
wachſen gern in wolgetuͤngtem Erdreich/
an kuͤhlen und ſchattichten orten. Sie
bluͤhen im Brachmonat. Jhre blaͤtter wach-
ſen im Jahr zweymal/ im anfang des Len-
tzens und im Herbſt/ wenn die blumen ver-
gangen ſind. Alwo die Sonne mit ihren
ſtralen zu wol hinkommet/ gerathen die
blumen nicht wol/ und fallen die ſtengel ge-
gen dem Maͤyen ohne Lilien ab.

Man findet noch ein ander geſchlecht der
weiſſen Lilien/ Lilium album floribus depen-
dentibus ſive peregrinum, C. B. Lilium album
Syriacum Rauvvolſii, J. B.
Hat kleinere und
laͤngere blaͤtter aber viel blumen/ deren mehr
als ſechtzig an einem drey zoll breiten ſten-
gel ſind geſehen worden. Die wurtzel wird
bißweilen ſo groß/ daß man ſie mit beyden
haͤnden kaum kan begreiffen. Solche Art
iſt under dem Namen Sultan Zambach
erſtlich von Conſtantinopel naher Wien ge-
ſandt worden/ wie ſolches Carolus Cluſius
Lib. 2. Stirp. Pannonic. Hiſt. Cap. 4. & Lib. 2.
Rarior. Plantar. Hiſt. Cap.
5. berichtet.

Jn dem Fuͤrſtlichen Stutgardiſchen Luſt-
garten iſt auff ein zeit ein ſonderliche Art der
weiſſen Lilien gewachſen/ welche bey der
mitte des ſtengels ein ſolche anzahl vieler
blaͤtter bekommen/ die ihne wie ein ſchoͤner
Waſen umbfaſſet haben. Auß einer Zwibel
vorgemelter weiſſer Lilien ware zu Franck-
furt am Mayn eine art herfuͤr kommen/ wel-
che hundert zwey und zwantzig Lilien getra-
gen hat/ wie ſolches das vermehrte Blu-
men-buch Anno 1641. allda gedruckt/ zier-
lich außweiſet. Jn dem Fuͤrſtlichen Eyſtet-
tiſchen Luſtgarten wird ſie weiſſe wolriechen-
de Tuͤrckiſche Keyſer-lilien genennt. Jn
Engelland hat ſie in des Freyherꝛen Edoard
Zouche Luſtgarten auff einem Manns-hohen
und ſpannen-breiten Stengel uͤber zwey hun-
dert ſchnee-weiſſe und ſehr wolriechende blu-
men oder weiſſe Lilien ſehen laſſen/ wie ſol-
ches Matthias Lobelius in altera parte adverſa-
rior. p. m.
511. anzeiget.

Eigenſchafft.

Die wurtzel und blumen der weiſſen Li-
lien ſind warm und trocken im erſten grad:
haben viel waſſerigen Safft/ mit etwas
fluͤchtigem ſcharffem alcaliſchem Saltz bey
ſich/ und alſo die eigenſchafft zu erweichen/
zu kuͤhlen/ zu eroͤffnen und zu linderen.

Gebrauch.
Leich-doͤr-
ner oder
Huͤner-au-
gen.

Fernelius ſchreibt wenn man die Wurtzel
in Wein ſiede/ und drey tag daruͤber ligen
laſſe/ ſo vertreibe ſie die Leich-doͤrner oder
Huͤner-augen.

Die gelbe puͤtzlein ſtoſſet man zu pulver/
[Spaltenumbruch] und gibt davon in Eiſenkraut-Zimmet-undGebaͤhren-
de weiber.

weiß Lilien-waſſer den gebaͤhrenden Weibern
zur befuͤrderung der Geburt zu trincken.

Von den ſchoͤnen weiſſen Lilien wird einGelbe Fle-
cken/ Ma-
ſen/ ſchwaͤr-
tze von der
Sonnen-
hitz/ Seh-
rigkeit und
Verwun-
dung an
heimlichen
orten/ faͤul-
nuß und
ſchaͤdigung
in dem
Mund/
Brand von
fiedendem
Waſſer/
Oel/ Fette/
Metall/
Zuruckblei-
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burt/ und
Weiber-
reinigung/
kaltes
Haupt/
verlohrene
Sprach/
Huſten/
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Lungen-
ſucht.

nutzliches Waſſer deſtilliert/ die Haut dar-
mit gewaſchen/ benimt alle gelbe Flecken/
Maſen und Schwaͤrtze von der Sonnen-hitz;
iſt faſt heylſam mit tuͤchlein in die Sehrig-
keit und Verwundung an heimlichen Or-
ten gelegt/ auch den Mund/ Halß und Gur-
gel darmit geſpuͤlet und geſchwenckt/ benimt
alle faulnuß und ſchaͤdigung derſelben.

So ſich ein Menſch mit ſiedendem Waſ-
ſer/ Oel/ Fette/ Metall oder dergleichen ver-
brennet hat/ der netze tuͤchlein im Lilien-waſ-
ſer/ und ſchlage es daruͤber/ es kuͤhlet wol/
und zeucht die Hitz darauß/ macht ſolchen
Schaden zuheylen/ und legt den Schmer-
tzen und das Brennenbald. Jnnerlich auff
vier oder fuͤnff loth getruncken/ befuͤrdert
die Weiber-reinigung und Geburt ohne
ſchaden/ es ſtaͤrcket auch das erkaltete Haupt/
und bringet die verlohrne Sprach wider; iſt
gut fuͤr den Huſten/ Engbruͤſtigkeit und Lun-
genſucht.

Die todte Leibsfrucht fortzutreiben: nim̃
weiß Lilien-Beyfuß-Poley- und Zimmet-
waſſer jedes anderthalb loth/ gib es der Frau-
en in zwey oder dreymal ein.

Folgendes Waſſer wird auch ſehr nutzlich
gebraucht: nehmt weiß Gilgen-waſſer 6.Todte Lei-
bes-frucht.

loth/ Roſen-waſſer/ Bonenbluſt-waſſer jed.
4. loth/ gefloſſen Weinſtein-ſaltz (Ol. tartari
per deliqu.
) ein halb loth/ Campffer ein halb
quintl. ſuͤß Queckſilber (Mercur. dulcis) ein
quintl. miſcht und zerlaßt alles under einan-
der/ mit dieſem Waſſer das Angeſicht biß-Sommer-
flecken/
Seiren/
Maſen des
Angeſichts.

weilen warmlicht gewaſchen/ vertreibt alle
Sommer-flecken/ Seiren/ und Maſen deſ-
ſelben/ und macht das Angeſicht ſchoͤn klar
und weiß.

Die Gilgen-wurtz wird mehr außwendigGeſchwaͤr.
gebrauchet/ zu erweichen/ Geſchwaͤr zu zei-
tigen/ und in Eyter zu bringen; zu dem
ende pflegt man ſie under die Cataplaſmata
zu miſchen; wie denn Eibiſch-kraut/ Pappe-
len/ Chamillen-bluſt/ Steinklee/ und Li-
lien-zwibelen gantz rein under einander ver-
hackt/ mit dem Pulver von Flachs-ſamen
und geſtoſſenem Saffran vermiſcht/ her-
nach in Milch zu einem Muß gekocht/ ein
trefflich Cataplaſma abgibt/ welches man
dick auff ein Tuch ſtreichen/ und alſo warmVerſtopf-
fung des
Leibs.

uͤber die Geſchwulſt legen kan. Dieſe Wur-
tzel wird auch nutzlich under die erweichen-
den Clyſtier gekocht/ die Oeffnung deß Leibs
damit zu befoͤrderen.

Das weiſſe Lilien-oͤhl wird alſo zuberei-Lilien-oͤl
zu machen.

tet. Nim gut friſch Baum-oͤhl ein halb
Pfund/ weiſſe Lilien-blaͤtter vier loth/ thue
es zuſammen in ein glaͤſern Geſchirꝛ/ ver-
mach es wol/ und ſtell es an die Sonnen/ ſo
man dieſes Oehl kraͤfftiger haben wil/ muß
man nach zwantzig tagen friſche Lilien-blaͤt-Geſchwaͤr/
Geſchwulſt
Schwere
Geburt/
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Flieſſender
Grind des
Haupts/

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fen. Solches Oehl warmlicht gebraucht/
macht die Geſchwaͤr bald zeitig/ miltert die
Geſchwulſt/ befuͤrderet die Geburt/ iſt gut
zu den Nachwehen der Kindbetterꝛiñen/ und
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Lilien-blaͤtter ſo in dem Oehl zu boden gefal-

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[372/0388] Das Andere Buch/ hohlkelen gefalten/ die ſind in ein ruͤnde zu- ſammen geſetzt/ von unden an eng/ und je laͤnger je weiter/ alſo daß ſich ein jede Gilg einem gloͤcklein vergleicht. Das auſſer theil oben an den blaͤttern iſt zurings herumb hin- derſich gebogen. Mitten in den blumen ſtehen gelbe wolriechende puͤtzlein auff duͤn- nen faſeln oder ſtielen/ dieſe geben einen an- dern Geruch als die Blum/ und zerſtieben leichtlich. Die Wurtzel iſt zwiblich/ von vie- len fachen oder ſchelffen zuſammen geſetzt/ ein jedes fach aber iſt anzuſehen als ein fett/ dick und zaͤhes Haußwurtz-blat. Die Lilien wachſen gern in wolgetuͤngtem Erdreich/ an kuͤhlen und ſchattichten orten. Sie bluͤhen im Brachmonat. Jhre blaͤtter wach- ſen im Jahr zweymal/ im anfang des Len- tzens und im Herbſt/ wenn die blumen ver- gangen ſind. Alwo die Sonne mit ihren ſtralen zu wol hinkommet/ gerathen die blumen nicht wol/ und fallen die ſtengel ge- gen dem Maͤyen ohne Lilien ab. Man findet noch ein ander geſchlecht der weiſſen Lilien/ Lilium album floribus depen- dentibus ſive peregrinum, C. B. Lilium album Syriacum Rauvvolſii, J. B. Hat kleinere und laͤngere blaͤtter aber viel blumen/ deren mehr als ſechtzig an einem drey zoll breiten ſten- gel ſind geſehen worden. Die wurtzel wird bißweilen ſo groß/ daß man ſie mit beyden haͤnden kaum kan begreiffen. Solche Art iſt under dem Namen Sultan Zambach erſtlich von Conſtantinopel naher Wien ge- ſandt worden/ wie ſolches Carolus Cluſius Lib. 2. Stirp. Pannonic. Hiſt. Cap. 4. & Lib. 2. Rarior. Plantar. Hiſt. Cap. 5. berichtet. Jn dem Fuͤrſtlichen Stutgardiſchen Luſt- garten iſt auff ein zeit ein ſonderliche Art der weiſſen Lilien gewachſen/ welche bey der mitte des ſtengels ein ſolche anzahl vieler blaͤtter bekommen/ die ihne wie ein ſchoͤner Waſen umbfaſſet haben. Auß einer Zwibel vorgemelter weiſſer Lilien ware zu Franck- furt am Mayn eine art herfuͤr kommen/ wel- che hundert zwey und zwantzig Lilien getra- gen hat/ wie ſolches das vermehrte Blu- men-buch Anno 1641. allda gedruckt/ zier- lich außweiſet. Jn dem Fuͤrſtlichen Eyſtet- tiſchen Luſtgarten wird ſie weiſſe wolriechen- de Tuͤrckiſche Keyſer-lilien genennt. Jn Engelland hat ſie in des Freyherꝛen Edoard Zouche Luſtgarten auff einem Manns-hohen und ſpannen-breiten Stengel uͤber zwey hun- dert ſchnee-weiſſe und ſehr wolriechende blu- men oder weiſſe Lilien ſehen laſſen/ wie ſol- ches Matthias Lobelius in altera parte adverſa- rior. p. m. 511. anzeiget. Eigenſchafft. Die wurtzel und blumen der weiſſen Li- lien ſind warm und trocken im erſten grad: haben viel waſſerigen Safft/ mit etwas fluͤchtigem ſcharffem alcaliſchem Saltz bey ſich/ und alſo die eigenſchafft zu erweichen/ zu kuͤhlen/ zu eroͤffnen und zu linderen. Gebrauch. Fernelius ſchreibt wenn man die Wurtzel in Wein ſiede/ und drey tag daruͤber ligen laſſe/ ſo vertreibe ſie die Leich-doͤrner oder Huͤner-augen. Die gelbe puͤtzlein ſtoſſet man zu pulver/ und gibt davon in Eiſenkraut-Zimmet-und weiß Lilien-waſſer den gebaͤhrenden Weibern zur befuͤrderung der Geburt zu trincken. Gebaͤhren- de weiber. Von den ſchoͤnen weiſſen Lilien wird ein nutzliches Waſſer deſtilliert/ die Haut dar- mit gewaſchen/ benimt alle gelbe Flecken/ Maſen und Schwaͤrtze von der Sonnen-hitz; iſt faſt heylſam mit tuͤchlein in die Sehrig- keit und Verwundung an heimlichen Or- ten gelegt/ auch den Mund/ Halß und Gur- gel darmit geſpuͤlet und geſchwenckt/ benimt alle faulnuß und ſchaͤdigung derſelben. Gelbe Fle- cken/ Ma- ſen/ ſchwaͤr- tze von der Sonnen- hitz/ Seh- rigkeit und Verwun- dung an heimlichen orten/ faͤul- nuß und ſchaͤdigung in dem Mund/ Brand von fiedendem Waſſer/ Oel/ Fette/ Metall/ Zuruckblei- bende Ge- burt/ und Weiber- reinigung/ kaltes Haupt/ verlohrene Sprach/ Huſten/ Engbruͤ- ſtigkeit/ Lungen- ſucht. So ſich ein Menſch mit ſiedendem Waſ- ſer/ Oel/ Fette/ Metall oder dergleichen ver- brennet hat/ der netze tuͤchlein im Lilien-waſ- ſer/ und ſchlage es daruͤber/ es kuͤhlet wol/ und zeucht die Hitz darauß/ macht ſolchen Schaden zuheylen/ und legt den Schmer- tzen und das Brennenbald. Jnnerlich auff vier oder fuͤnff loth getruncken/ befuͤrdert die Weiber-reinigung und Geburt ohne ſchaden/ es ſtaͤrcket auch das erkaltete Haupt/ und bringet die verlohrne Sprach wider; iſt gut fuͤr den Huſten/ Engbruͤſtigkeit und Lun- genſucht. Die todte Leibsfrucht fortzutreiben: nim̃ weiß Lilien-Beyfuß-Poley- und Zimmet- waſſer jedes anderthalb loth/ gib es der Frau- en in zwey oder dreymal ein. Folgendes Waſſer wird auch ſehr nutzlich gebraucht: nehmt weiß Gilgen-waſſer 6. loth/ Roſen-waſſer/ Bonenbluſt-waſſer jed. 4. loth/ gefloſſen Weinſtein-ſaltz (Ol. tartari per deliqu.) ein halb loth/ Campffer ein halb quintl. ſuͤß Queckſilber (Mercur. dulcis) ein quintl. miſcht und zerlaßt alles under einan- der/ mit dieſem Waſſer das Angeſicht biß- weilen warmlicht gewaſchen/ vertreibt alle Sommer-flecken/ Seiren/ und Maſen deſ- ſelben/ und macht das Angeſicht ſchoͤn klar und weiß. Todte Lei- bes-frucht. Sommer- flecken/ Seiren/ Maſen des Angeſichts. Die Gilgen-wurtz wird mehr außwendig gebrauchet/ zu erweichen/ Geſchwaͤr zu zei- tigen/ und in Eyter zu bringen; zu dem ende pflegt man ſie under die Cataplaſmata zu miſchen; wie denn Eibiſch-kraut/ Pappe- len/ Chamillen-bluſt/ Steinklee/ und Li- lien-zwibelen gantz rein under einander ver- hackt/ mit dem Pulver von Flachs-ſamen und geſtoſſenem Saffran vermiſcht/ her- nach in Milch zu einem Muß gekocht/ ein trefflich Cataplaſma abgibt/ welches man dick auff ein Tuch ſtreichen/ und alſo warm uͤber die Geſchwulſt legen kan. Dieſe Wur- tzel wird auch nutzlich under die erweichen- den Clyſtier gekocht/ die Oeffnung deß Leibs damit zu befoͤrderen. Geſchwaͤr. Verſtopf- fung des Leibs. Das weiſſe Lilien-oͤhl wird alſo zuberei- tet. Nim gut friſch Baum-oͤhl ein halb Pfund/ weiſſe Lilien-blaͤtter vier loth/ thue es zuſammen in ein glaͤſern Geſchirꝛ/ ver- mach es wol/ und ſtell es an die Sonnen/ ſo man dieſes Oehl kraͤfftiger haben wil/ muß man nach zwantzig tagen friſche Lilien-blaͤt- ter darein thun/ und die alten hinweg werf- fen. Solches Oehl warmlicht gebraucht/ macht die Geſchwaͤr bald zeitig/ miltert die Geſchwulſt/ befuͤrderet die Geburt/ iſt gut zu den Nachwehen der Kindbetterꝛiñen/ und heilet den flieſſenden Grind des Haupts. Die Lilien-blaͤtter ſo in dem Oehl zu boden gefal- len/ Lilien-oͤl zu machen. Geſchwaͤr/ Geſchwulſt Schwere Geburt/ Nachwehe/ Flieſſender Grind des Haupts/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/388>, abgerufen am 25.04.2024.