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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] von öhlichtem Safft angefüllten Bläßlein
besprengt. Welche Blumen mit solchem
Stiel nicht begabet/ die bekommet keine
Frucht/ sonderen fallet bald wider ab: denn
auß bemeldten Stielen/ so sie wachsen und
zunehmen/ erwachset nach und nach die
Frucht. Wie nun der Baum stäts grünet/
also traget er auch Früchte über das gantze
Jahr/ daß wenn die ersten zeitig sind/ als-
bald die anderen nachfolgen/ und hiemit kan
man das gantze Jahr hindurch zeitige Aepffel
haben. Das Zeichen der Zeitigung ist/ so sie
eine rechte Gold-farb gewinnen an der äus-
seren Rinden/ die hat Buckelen oder Bollen/
und ist mit unzalbaren Bläßlein voll öhlich-
ten wolriechenden Saffts begabet. Under di-
ser gelben dünnen Haut stecket eine weisse di-
cke Rinden/ die da weder Safft/ noch Ge-
schmack oder Geruch hat. Auch sind die Ci-
tronatäpffel langlecht/ wie die Limonien/
haben aber mehr und derber Fleisch/ das ist/
safftig und säurlich: darinn ligt der Samen/
wie die Gersten-körner/ allein daß er grösser/
dicker und bitter ist. Die Schale an diesem
Samen ist gleichsam holtzicht/ die inwendi-
ge Substantz aber ist weiß und bitter. Es
ist nicht ein kleiner Underscheid in disen Aepf-
feln/ der Grösse und Geschmack halben/ denn
etliche wachsen so groß/ fast als die Melonen/
sonderlich die/ welche man auß Liguria/ und
auß den Jnseln des Adriatischen und Egyp-
tischen Meers/ und andern fernen Orten
bringet: etliche sind kleiner/ widerumb etli-
che die allerkleinesten/ fast wie die Limonien/
oder ein wenig grösser/ als die man auß dem
Gard-see Lacus Benacus genant/ bringet/ und
diese werden zur Speiß die besten geschätzt/
denn obwol die andern grösser und schöner/
sind sie doch eines harten und nicht so liebli-
chen Geschmacks/ aber dieweil sie mehr
Fleisch haben/ werden sie in den Apothecken
mit Zucker eingemacht.

Geschlecht.

Es ist eigentlich der Citronen nur ein Ge-
schlecht; gleichwol machen die Botanici eini-
ge Underscheid/ welche sie etwann in den
Blättern/ Blumen/ Früchten und derosel-
ben Grösse/ Geruch und Geschmack/ auch
in dem Ort des Wachsthumbs/ finden. Der
weitberümbte Casparus Bauhinus gedenckt in
seinem Pinace fünfferley Arten dises Baums/
welche da sind. 1. Malus medica vulgaris, der
Gemeine Citronen-baum/ den wir wide-
rumb in den zahmen/ so in den Gärten ge-
pflantzet wird/ und wilden so da für sich selb-
sten in heissen Länderen sonderbar in Jndien
wachset/ außtheilen. 2. Malus medica ma-
xima pulpa plurima,
der grösseste Citronen-
baum mit häuffigem Safft. 3. Malus
medica fructu ingenti tuberoso,
Ein Citro-
nen-baum/ mit grosser knorrichter Frucht.
4. Malus medica, ein Citronen-baum/ so
von dem Käyser Carolo V. auß Hungaren in
Spanien gebracht worden/ dessen Frucht
nach Clusij Meinung die allerlieblichste sein
solle. 5. Malo medicae affinis Javanensis folio
rotundiore.
Wenn wir andere Bücher durch-
gehen/ ja unsere eigene Erfahrung zu Rath
ziehen/ so finden wir noch mehrere Gattungen
der Citronen-bäumen/ welche am besten nach
verschiedener Beschaffenheit der Frucht auf
[Spaltenumbruch] folgende Weise außgetheilet und verzeithnet
werden können. Der Grösse nach werden
die meisten Früchten gefunden wie grosse
Birn oder Apffel. Es hat aber Herr Hiero-
nymus Welsch in seiner Reisbeschreibung
berichtet/ daß umb Sevilien in Spanien Ci-
tronen wachsen eines Menschenkopfs groß.
So findet man sie in Guinea nach dem Zeug-
nuß H. Hemmersam in seiner Reisbeschrei-
bung/ zwey Faust groß/ oder noch grösser;
von welcher Grösse auch zu uns auß Langen-
dock geschicket worden. Dem Gewicht nach
solle es nach dem Bericht H. Joh. Baptistae
Ferrarij in Hesperid. l. 2. cap.
3. Jn Calabria/
und anderen Jtaliänischen Provintzien Ci-
tronen geben/ welche biß auf 20. und mehr
Pfundt im Gewicht haben. So meldet auch
Gesnerus/ daß solche Frucht bißweilen auff
zehen Pfundt Gewichts ersteige: diejenigen
aber/ welche nach unseren Teutschen Landen
gesendet werden/ wägen ins gemein von 6.
biß 10. Untzen; wiewolen Raritet halben auch
zwey-biß drey-pfündige etwann herfliegen.
Der Figur und Gestalt nach ist der Citro-
natapffel auch underschiedlich/ insgemein
ist er langlicht/ jedoch kan er durch die Kunst
offt gar wunderbarliche Figur bekommen:
theils werden rund wie die Quitten; andere
Formen sich wie Pfeben und Kümmerlinge:
etliche bekommen eine Männliche/ andere ei-
ne Weibliche Gestalt: man hat auch gefun-
den/ welche wie ein Gehörnichter Polnischer
oder Türckischer Schuhe gebildet waren/
dergleichen Johannes Bauhinus der Berümb-
te Würtenbergische Fürstl. Medicus in dem
Fürstl. Hoffgarten zu Stuttgart vor Zeiten
gesehen. So wird in Ephemerid. Natur. Cu-
rios. Dec. 1. Ann. 9. Obs.
3. eines Citronatapf-
fels gedacht/ der wie ein Hand gestaltet war.
Es gibt auch treffliche Gärtner/ welche bey
den Haffneren allerhand Formen brennen
lassen/ mit verschiedenen innwendigen Figu-
ren; jedoch daß die Form an einem Ort ein
kleines Loch habe/ dardurch der Lufft ein-
gehn/ und die Wachsthumb der Frucht be-
förderen können: solche Formen nun wissen
sie der hervorwachsenden Frucht also anzu-
hengen/ daß sie hernach in dem Zunehmen
die Gestalt der in der Form eingeschlossenen
Bildnuß bekommet; wenn sie denn mercken/
daß der Apffel solche Figur bereits bekommen/
so heben sie die Form hinweg/ damit der Apf-
fel bey seiner vollkommenen Zeitigung/ durch
die Strahlen der Sonnen/ auch seine natür-
liche Farb erlangen möge. Jch habe auch
bey einem Jahr her Früchten gesehen/ davon
die eine Helffte ein Citronen an Farb/
Gestalt/ Safft und Geschmack/ die andere
Helffte ein Pomerantzen war; welche Frucht
durch eine kunstreiche Zusammenfügung
beyderley Samen/ oder Peltz-reiser und An-
einanderwachsung deroselben theilen auß
dem darauß entsprossenem Baum entsprin-
gen soll. So pflegt man auch durch das
Aeuglen oder Jmpfen der Pomerantzen auf
Citronen/ oder Citronen auf Limonien und
Pomerantzen/ dergleichen Bäume zuzurich-
ten/ welche zwey-oder dreyerley Früchte her-
vorbringen. Deß Geschmacks wegen sind
die meisten Citronen saur/ doch ist solche
Säure lieblicher/ wenn die Frucht wol zeitig/
hingegen haben die annoch unvollkomlich

reiffen
D 2

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] von oͤhlichtem Safft angefuͤllten Blaͤßlein
beſprengt. Welche Blumen mit ſolchem
Stiel nicht begabet/ die bekommet keine
Frucht/ ſonderen fallet bald wider ab: denn
auß bemeldten Stielen/ ſo ſie wachſen und
zunehmen/ erwachſet nach und nach die
Frucht. Wie nun der Baum ſtaͤts gruͤnet/
alſo traget er auch Fruͤchte uͤber das gantze
Jahr/ daß wenn die erſten zeitig ſind/ als-
bald die anderen nachfolgen/ und hiemit kan
man das gantze Jahꝛ hindurch zeitige Aepffel
haben. Das Zeichen der Zeitigung iſt/ ſo ſie
eine rechte Gold-farb gewinnen an der aͤuſ-
ſeren Rinden/ die hat Buckelen oder Bollen/
und iſt mit unzalbaren Blaͤßlein voll oͤhlich-
ten wolriechenden Saffts begabet. Under di-
ſer gelben duͤnnen Haut ſtecket eine weiſſe di-
cke Rinden/ die da weder Safft/ noch Ge-
ſchmack oder Geruch hat. Auch ſind die Ci-
tronataͤpffel langlecht/ wie die Limonien/
haben aber mehr und derber Fleiſch/ das iſt/
ſafftig und ſaͤurlich: darinn ligt der Samen/
wie die Gerſten-koͤrner/ allein daß er groͤſſer/
dicker und bitter iſt. Die Schale an dieſem
Samen iſt gleichſam holtzicht/ die inwendi-
ge Subſtantz aber iſt weiß und bitter. Es
iſt nicht ein kleiner Underſcheid in diſen Aepf-
feln/ der Groͤſſe und Geſchmack halben/ denn
etliche wachſen ſo groß/ faſt als die Melonen/
ſonderlich die/ welche man auß Liguria/ und
auß den Jnſeln des Adriatiſchen und Egyp-
tiſchen Meers/ und andern fernen Orten
bringet: etliche ſind kleiner/ widerumb etli-
che die allerkleineſten/ faſt wie die Limonien/
oder ein wenig groͤſſer/ als die man auß dem
Gard-ſee Lacus Benacus genant/ bringet/ und
dieſe werden zur Speiß die beſten geſchaͤtzt/
denn obwol die andern groͤſſer und ſchoͤner/
ſind ſie doch eines harten und nicht ſo liebli-
chen Geſchmacks/ aber dieweil ſie mehr
Fleiſch haben/ werden ſie in den Apothecken
mit Zucker eingemacht.

Geſchlecht.

Es iſt eigentlich der Citronen nur ein Ge-
ſchlecht; gleichwol machen die Botanici eini-
ge Underſcheid/ welche ſie etwann in den
Blaͤttern/ Blumen/ Fruͤchten und deroſel-
ben Groͤſſe/ Geruch und Geſchmack/ auch
in dem Ort des Wachsthumbs/ finden. Der
weitberuͤmbte Caſparus Bauhinus gedenckt in
ſeinem Pinace fuͤnfferley Arten diſes Baums/
welche da ſind. 1. Malus medica vulgaris, der
Gemeine Citronen-baum/ den wir wide-
rumb in den zahmen/ ſo in den Gaͤrten ge-
pflantzet wird/ und wilden ſo da fuͤr ſich ſelb-
ſten in heiſſen Laͤnderen ſonderbar in Jndien
wachſet/ außtheilen. 2. Malus medica ma-
xima pulpâ plurimâ,
der groͤſſeſte Citronen-
baum mit haͤuffigem Safft. 3. Malus
medica fructu ingenti tuberoſo,
Ein Citro-
nen-baum/ mit groſſer knorꝛichter Frucht.
4. Malus medica, ein Citronen-baum/ ſo
von dem Kaͤyſer Carolo V. auß Hungaren in
Spanien gebracht worden/ deſſen Frucht
nach Cluſij Meinung die allerlieblichſte ſein
ſolle. 5. Malo medicæ affinis Javanenſis folio
rotundiore.
Wenn wir andere Buͤcher durch-
gehen/ ja unſere eigene Erfahrung zu Rath
ziehen/ ſo finden wir noch mehrere Gattungẽ
der Citronen-baͤumẽ/ welche am beſten nach
verſchiedener Beſchaffenheit der Frucht auf
[Spaltenumbruch] folgende Weiſe außgetheilet und verzeithnet
werden koͤnnen. Der Groͤſſe nach werden
die meiſten Fruͤchten gefunden wie groſſe
Birn oder Apffel. Es hat aber Herꝛ Hiero-
nymus Welſch in ſeiner Reisbeſchreibung
berichtet/ daß umb Sevilien in Spanien Ci-
tronen wachſen eines Menſchenkopfs groß.
So findet man ſie in Guinea nach dem Zeug-
nuß H. Hemmerſam in ſeiner Reisbeſchrei-
bung/ zwey Fauſt groß/ oder noch groͤſſer;
von welcher Groͤſſe auch zu uns auß Langen-
dock geſchicket worden. Dem Gewicht nach
ſolle es nach dem Bericht H. Joh. Baptiſtæ
Ferrarij in Heſperid. l. 2. cap.
3. Jn Calabria/
und anderen Jtaliaͤniſchen Provintzien Ci-
tronen geben/ welche biß auf 20. und mehr
Pfundt im Gewicht haben. So meldet auch
Gesnerus/ daß ſolche Frucht bißweilen auff
zehen Pfundt Gewichts erſteige: diejenigen
aber/ welche nach unſeren Teutſchen Landen
geſendet werden/ waͤgen ins gemein von 6.
biß 10. Untzen; wiewolen Raritet halben auch
zwey-biß drey-pfuͤndige etwann herfliegen.
Der Figur und Geſtalt nach iſt der Citro-
natapffel auch underſchiedlich/ insgemein
iſt er langlicht/ jedoch kan er durch die Kunſt
offt gar wunderbarliche Figur bekommen:
theils werden rund wie die Quitten; andere
Formen ſich wie Pfeben und Kuͤm̃erlinge:
etliche bekommen eine Maͤnnliche/ andere ei-
ne Weibliche Geſtalt: man hat auch gefun-
den/ welche wie ein Gehoͤrnichter Polniſcher
oder Tuͤrckiſcher Schuhe gebildet waren/
dergleichen Johannes Bauhinus der Beruͤmb-
te Wuͤrtenbergiſche Fuͤrſtl. Medicus in dem
Fuͤrſtl. Hoffgarten zu Stuttgart vor Zeiten
geſehen. So wird in Ephemerid. Natur. Cu-
rioſ. Dec. 1. Ann. 9. Obſ.
3. eines Citronatapf-
fels gedacht/ der wie ein Hand geſtaltet war.
Es gibt auch treffliche Gaͤrtner/ welche bey
den Haffneren allerhand Formen brennen
laſſen/ mit verſchiedenen innwendigen Figu-
ren; jedoch daß die Form an einem Ort ein
kleines Loch habe/ dardurch der Lufft ein-
gehn/ und die Wachsthumb der Frucht be-
foͤrderen koͤnnen: ſolche Formen nun wiſſen
ſie der hervorwachſenden Frucht alſo anzu-
hengen/ daß ſie hernach in dem Zunehmen
die Geſtalt der in der Form eingeſchloſſenen
Bildnuß bekommet; wenn ſie denn mercken/
daß der Apffel ſolche Figur bereits bekom̃en/
ſo heben ſie die Form hinweg/ damit der Apf-
fel bey ſeiner vollkommenen Zeitigung/ durch
die Strahlen der Sonnen/ auch ſeine natuͤr-
liche Farb erlangen moͤge. Jch habe auch
bey einem Jahr her Fruͤchten geſehen/ davon
die eine Helffte ein Citronen an Farb/
Geſtalt/ Safft und Geſchmack/ die andere
Helffte ein Pomerantzen war; welche Frucht
durch eine kunſtreiche Zuſammenfuͤgung
beyderley Samen/ oder Peltz-reiſer und An-
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dem darauß entſproſſenem Baum entſprin-
gen ſoll. So pflegt man auch durch das
Aeuglen oder Jmpfen der Pomerantzen auf
Citronen/ oder Citronen auf Limonien und
Pomerantzen/ dergleichen Baͤume zuzurich-
ten/ welche zwey-oder dreyerley Fruͤchte her-
vorbringen. Deß Geſchmacks wegen ſind
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D 2
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[27/0043] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. von oͤhlichtem Safft angefuͤllten Blaͤßlein beſprengt. Welche Blumen mit ſolchem Stiel nicht begabet/ die bekommet keine Frucht/ ſonderen fallet bald wider ab: denn auß bemeldten Stielen/ ſo ſie wachſen und zunehmen/ erwachſet nach und nach die Frucht. Wie nun der Baum ſtaͤts gruͤnet/ alſo traget er auch Fruͤchte uͤber das gantze Jahr/ daß wenn die erſten zeitig ſind/ als- bald die anderen nachfolgen/ und hiemit kan man das gantze Jahꝛ hindurch zeitige Aepffel haben. Das Zeichen der Zeitigung iſt/ ſo ſie eine rechte Gold-farb gewinnen an der aͤuſ- ſeren Rinden/ die hat Buckelen oder Bollen/ und iſt mit unzalbaren Blaͤßlein voll oͤhlich- ten wolriechenden Saffts begabet. Under di- ſer gelben duͤnnen Haut ſtecket eine weiſſe di- cke Rinden/ die da weder Safft/ noch Ge- ſchmack oder Geruch hat. Auch ſind die Ci- tronataͤpffel langlecht/ wie die Limonien/ haben aber mehr und derber Fleiſch/ das iſt/ ſafftig und ſaͤurlich: darinn ligt der Samen/ wie die Gerſten-koͤrner/ allein daß er groͤſſer/ dicker und bitter iſt. Die Schale an dieſem Samen iſt gleichſam holtzicht/ die inwendi- ge Subſtantz aber iſt weiß und bitter. Es iſt nicht ein kleiner Underſcheid in diſen Aepf- feln/ der Groͤſſe und Geſchmack halben/ denn etliche wachſen ſo groß/ faſt als die Melonen/ ſonderlich die/ welche man auß Liguria/ und auß den Jnſeln des Adriatiſchen und Egyp- tiſchen Meers/ und andern fernen Orten bringet: etliche ſind kleiner/ widerumb etli- che die allerkleineſten/ faſt wie die Limonien/ oder ein wenig groͤſſer/ als die man auß dem Gard-ſee Lacus Benacus genant/ bringet/ und dieſe werden zur Speiß die beſten geſchaͤtzt/ denn obwol die andern groͤſſer und ſchoͤner/ ſind ſie doch eines harten und nicht ſo liebli- chen Geſchmacks/ aber dieweil ſie mehr Fleiſch haben/ werden ſie in den Apothecken mit Zucker eingemacht. Geſchlecht. Es iſt eigentlich der Citronen nur ein Ge- ſchlecht; gleichwol machen die Botanici eini- ge Underſcheid/ welche ſie etwann in den Blaͤttern/ Blumen/ Fruͤchten und deroſel- ben Groͤſſe/ Geruch und Geſchmack/ auch in dem Ort des Wachsthumbs/ finden. Der weitberuͤmbte Caſparus Bauhinus gedenckt in ſeinem Pinace fuͤnfferley Arten diſes Baums/ welche da ſind. 1. Malus medica vulgaris, der Gemeine Citronen-baum/ den wir wide- rumb in den zahmen/ ſo in den Gaͤrten ge- pflantzet wird/ und wilden ſo da fuͤr ſich ſelb- ſten in heiſſen Laͤnderen ſonderbar in Jndien wachſet/ außtheilen. 2. Malus medica ma- xima pulpâ plurimâ, der groͤſſeſte Citronen- baum mit haͤuffigem Safft. 3. Malus medica fructu ingenti tuberoſo, Ein Citro- nen-baum/ mit groſſer knorꝛichter Frucht. 4. Malus medica, ein Citronen-baum/ ſo von dem Kaͤyſer Carolo V. auß Hungaren in Spanien gebracht worden/ deſſen Frucht nach Cluſij Meinung die allerlieblichſte ſein ſolle. 5. Malo medicæ affinis Javanenſis folio rotundiore. Wenn wir andere Buͤcher durch- gehen/ ja unſere eigene Erfahrung zu Rath ziehen/ ſo finden wir noch mehrere Gattungẽ der Citronen-baͤumẽ/ welche am beſten nach verſchiedener Beſchaffenheit der Frucht auf folgende Weiſe außgetheilet und verzeithnet werden koͤnnen. Der Groͤſſe nach werden die meiſten Fruͤchten gefunden wie groſſe Birn oder Apffel. Es hat aber Herꝛ Hiero- nymus Welſch in ſeiner Reisbeſchreibung berichtet/ daß umb Sevilien in Spanien Ci- tronen wachſen eines Menſchenkopfs groß. So findet man ſie in Guinea nach dem Zeug- nuß H. Hemmerſam in ſeiner Reisbeſchrei- bung/ zwey Fauſt groß/ oder noch groͤſſer; von welcher Groͤſſe auch zu uns auß Langen- dock geſchicket worden. Dem Gewicht nach ſolle es nach dem Bericht H. Joh. Baptiſtæ Ferrarij in Heſperid. l. 2. cap. 3. Jn Calabria/ und anderen Jtaliaͤniſchen Provintzien Ci- tronen geben/ welche biß auf 20. und mehr Pfundt im Gewicht haben. So meldet auch Gesnerus/ daß ſolche Frucht bißweilen auff zehen Pfundt Gewichts erſteige: diejenigen aber/ welche nach unſeren Teutſchen Landen geſendet werden/ waͤgen ins gemein von 6. biß 10. Untzen; wiewolen Raritet halben auch zwey-biß drey-pfuͤndige etwann herfliegen. Der Figur und Geſtalt nach iſt der Citro- natapffel auch underſchiedlich/ insgemein iſt er langlicht/ jedoch kan er durch die Kunſt offt gar wunderbarliche Figur bekommen: theils werden rund wie die Quitten; andere Formen ſich wie Pfeben und Kuͤm̃erlinge: etliche bekommen eine Maͤnnliche/ andere ei- ne Weibliche Geſtalt: man hat auch gefun- den/ welche wie ein Gehoͤrnichter Polniſcher oder Tuͤrckiſcher Schuhe gebildet waren/ dergleichen Johannes Bauhinus der Beruͤmb- te Wuͤrtenbergiſche Fuͤrſtl. Medicus in dem Fuͤrſtl. Hoffgarten zu Stuttgart vor Zeiten geſehen. So wird in Ephemerid. Natur. Cu- rioſ. Dec. 1. Ann. 9. Obſ. 3. eines Citronatapf- fels gedacht/ der wie ein Hand geſtaltet war. Es gibt auch treffliche Gaͤrtner/ welche bey den Haffneren allerhand Formen brennen laſſen/ mit verſchiedenen innwendigen Figu- ren; jedoch daß die Form an einem Ort ein kleines Loch habe/ dardurch der Lufft ein- gehn/ und die Wachsthumb der Frucht be- foͤrderen koͤnnen: ſolche Formen nun wiſſen ſie der hervorwachſenden Frucht alſo anzu- hengen/ daß ſie hernach in dem Zunehmen die Geſtalt der in der Form eingeſchloſſenen Bildnuß bekommet; wenn ſie denn mercken/ daß der Apffel ſolche Figur bereits bekom̃en/ ſo heben ſie die Form hinweg/ damit der Apf- fel bey ſeiner vollkommenen Zeitigung/ durch die Strahlen der Sonnen/ auch ſeine natuͤr- liche Farb erlangen moͤge. Jch habe auch bey einem Jahr her Fruͤchten geſehen/ davon die eine Helffte ein Citronen an Farb/ Geſtalt/ Safft und Geſchmack/ die andere Helffte ein Pomerantzen war; welche Frucht durch eine kunſtreiche Zuſammenfuͤgung beyderley Samen/ oder Peltz-reiſer und An- einanderwachſung deroſelben theilen auß dem darauß entſproſſenem Baum entſprin- gen ſoll. So pflegt man auch durch das Aeuglen oder Jmpfen der Pomerantzen auf Citronen/ oder Citronen auf Limonien und Pomerantzen/ dergleichen Baͤume zuzurich- ten/ welche zwey-oder dreyerley Fruͤchte her- vorbringen. Deß Geſchmacks wegen ſind die meiſten Citronen ſaur/ doch iſt ſolche Saͤure lieblicher/ wenn die Frucht wol zeitig/ hingegen haben die annoch unvollkomlich reiffen D 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/43>, abgerufen am 19.04.2024.