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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] farben vermengt. Er thut sich gegen dem
Hertzen zusammen/ wie die junge Cappis-
häuptlein/ dahero man ihne Köpffel-lattich/
und grossen oder weissen Lattich nennet.
Sein samen wird schwartz. Dieser wächßt
auch mit rothen blättern/ und wird von
Elsholzio braune oder Spanische Kopff-La-
ctucke/ Lactuca capitata spadicea, genennet.

9. Der schöne krause Lattich/ Lactuca
crispa, C. B. Park. Crispa laciniata, J. B.
hat
gefaltene/ runtzlichte/ und zusammen-ge-
drungene krause blätter. Sein stengel ist
hoch/ ringsumb mit vielen neben-zincklein
besetzt/ welche am gipffel gefüllte gelbe blüm-
lein tragen/ die werden auch zu einer grauen
Wollen/ und fliegt alßdenn der haarig
schwartz-grüne samen davon.

10. Der viel-köpffige Lattich/ so auff ei-
nem stiel zwey/ drey biß vier Köpffe trägt;
Lactuca prolifera, polycephalos.

Betreffend die Pflantzung des Lattichs
ins gemein/ so säet man desselben samen
sehr frühzeitig/ damit man bald davon Sa-
lat gewinne. Man säet sie aber anfangs
dichte/ und verziehet nachgehends die pfläntz-
ling/ biß sie gantz erdünneret. Der Köpf-
fel-lattich aber muß in wolgemistet erdreich
etwas weit von einander/ und zwar umb
den Vollmond/ gesäet werden/ so schliessen
die köpffe besser zusammen. Wenn es dürr
und trocken wetter/ muß die begiessung nicht
underlassen werden/ sonst schiessen die Pflan-
tzen zu geschwind in samen. Der rechte
Köpffel-lattich schliesset von sich selbst; der
Capuciner- und Endivien-lattich aber wol-
len/ und zwar bey warmem Sonnenschein/
zusammengebunden seyn/ so werden sie in-
wendig schön weiß; ja wenn man einige ge-
schwind weiß haben wil/ so bestülpet man
jede pflantze mit einem erdenen topff/ und
warmen mist darüber. Den samen soll man
samlen/ wenn die helffte der blumen verblü-
het hat; alßdenn schneidet man die stiele ent-
zwey/ läßt sie an einem Geländer oder Lan-
der vollend zeitigen/ und etwan zehen oder
zwölff tag trucknen. Demnach reibet man
den samen mit den händen auß/ säubert ihn/
und verwahret jede art absonderlich.

Eigenschafft.

Der Lattich ist kalt und feucht im dritten
grad: und weilen er ein flüchtiges/ nitrosi-
sches miltes saltz in seinem häuffigen wässe-
rigen safft hat/ gibt er den Säugenden/ in
der Speise genossen/ viel milch/ kühlet wol/
erweckt gelinden Schlaff/ und ist denen ein
nutzliche speise oder artzney/ welche ein hitzi-
ge Leber/ oder scharffe leicht auffwallende
Gallen haben.

Gebrauch.
Entzündet
geblüt/
durst/ hitzi-
ge gallen/
mangel/
der milch
bey den
Säugam-
men/ viel
wachen/
unlust zum
essen.

Der Lattich/ sonderlich der krause und
zarte/ ist dem Magen bequem/ kühlet das
entzündete Geblüt/ löschet den Durst und
hitzige Gallen/ mehret die milch bey den
Säugammen/ bringet Schlaff und Lust
zum essen/ mit Baum-öl/ Eßig und Saltz
bereitet. Dieser Salat wird bey unseren
zeiten im anfang des Nacht-essens genossen/
es haben ihn aber die Alten zu end der Mahl-
zeit gebraucht.

Johann von Beverwick/ in seinem Schatz
[Spaltenumbruch] der Gesundheit im 3. Buch am 3. Cap. schrei-
bet: Die Alten haben gar mäßig gelebt/
und den Lattich nicht auß lust geessen/ son-
dern nur darumb/ daß sie besser schlaffen
könnten/ dahero man ihne billich erst zu en-
de der mahlzeit auffgesetzet/ wenn es bald
zeit gewesen/ zu bette zu gehen. Hernach
aber hat man ihn zu anfang der mahlzeit
auffgetragen/ damit er einen lust zum essen
erweckte. Sonsten kan er auch die truncken-
heit/ wenn er zu letst genossen wird/ umb
etwas verhüten/ weil der Lattich verhindert/
daß die Dämpffe/ welche das unmäßige
Wein-trincken verursachet/ nicht so leicht-
lich auffsteigen/ und das Gehirn einnehmen
können.

Der Lattich erweicht den Stullgang/Verstopf-
sung des
Leibs.

fürnehmlich so man ihne mit Fleisch-brühen
kocht/ derohalben denn auch die Alten jeder-
zeit für das erste ein Müßlein von Lattich be-
reitet/ bey den mahlzeiten auffgetragen ha-
ben.

Der rohe und gesottene Lattich/ wird von
Galeno Lib. 2. de Alimentor. Facultat. Cap. 40.
sehr gepriesen. Er meldet/ daß von allen
Eß-kräutern keines seye/ welches dem Leib
bessere nahrung und geblüt mittheile/ als
eben der Lattich/ welcher ihme in seiner ju-
gend und alter gar wol bekommen/ die hi-Gallen im
Magen.

tzige Magen-gallen vertrieben/ und einen
sanfften Schlaff verursacht habe.

Welche ein blödes/ duncke es Gesicht/
oder ein schweren Athem haben/ und blut
speyen/ oder denen der Magen erkaltet/ und
die viel schleim im Leib haben/ die sollen sich
des Lattichs enthalten.

Der Lattich dämpffet die böse Gelüst/ und
so man ihne zu viel brauchet/ schwächet erBöse ge-
lüst.

die eheliche Werck/ darumb er auch in Grie-
chischer sprach [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], genennet wird: Da-
her die alten Heyden gedichtet/ daß die Göt-
tin Venus den Adonidem, nachdem er Lattich
genossen/ und von einem wilden Schwein
gefressen worden/ under den Lattich begra-
ben habe: mit welcher Fabel sie haben an-
deuten wollen/ daß die zu Ehelichem Bey-
schlaff untüchtig gemacht werden/ welche zu
viel Lattich essen.

Plinius lib. 19. natural. histor. cap. 8. schreibt/
daß der Käyser Augustus durch fürsichtig-
keit seines Medici, Antonii Musae, seye mit
dem gebrauch des Lattichs/ von gefährlichen
Schwachheiten errettet worden.

So man under den Lattich-safft ein we-
nig Campffer vermischt/ und die GemächtSamen-
fluß.

mit anschmiert/ stellet es den fluß des na-
türlichen samens.

Wenn ein Pferd groß Kopffweh oder
Hirnwütigkeit hat/ welches zu erkennen/ soKopffwehe
oder Hirn-
wütigkeit
der Pfer-
den.

es die Ohren lampen oder hangen läßt/
und ihme stäts wasser auß den Ohrentrieft:
So nim Lattich-blätter vier handvoll/ Ep-
pich 2. handvoll/ Kleyen 4. handvoll/ frisch
Gerstenstroh 6. handvoll/ dieses soll man
groblicht zerhacken/ under einander men-
gen/ und dem Pferd offtermals eine hand-
voll mit dem Futter zu essen geben.

Man destilliert auch ein wasser auß demFieber/ hi-
tzige krank-
heiten/ jast
der scharf-
fen gallen/

Lattichkraut/ welches nutzlich gebraucht
wird in allerley Fiebern und hitzigen Kranck-
heiten/ es dämpffet die scharffe Gall/ löschet

das

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] farben vermengt. Er thut ſich gegen dem
Hertzen zuſammen/ wie die junge Cappis-
haͤuptlein/ dahero man ihne Koͤpffel-lattich/
und groſſen oder weiſſen Lattich nennet.
Sein ſamen wird ſchwartz. Dieſer waͤchßt
auch mit rothen blaͤttern/ und wird von
Elsholzio braune oder Spaniſche Kopff-La-
ctucke/ Lactuca capitata ſpadicea, genennet.

9. Der ſchoͤne krauſe Lattich/ Lactuca
criſpa, C. B. Park. Criſpa laciniata, J. B.
hat
gefaltene/ runtzlichte/ und zuſammen-ge-
drungene krauſe blaͤtter. Sein ſtengel iſt
hoch/ ringsumb mit vielen neben-zincklein
beſetzt/ welche am gipffel gefuͤllte gelbe bluͤm-
lein tragen/ die werden auch zu einer grauen
Wollen/ und fliegt alßdenn der haarig
ſchwartz-gruͤne ſamen davon.

10. Der viel-koͤpffige Lattich/ ſo auff ei-
nem ſtiel zwey/ drey biß vier Koͤpffe traͤgt;
Lactuca prolifera, polycephalos.

Betreffend die Pflantzung des Lattichs
ins gemein/ ſo ſaͤet man deſſelben ſamen
ſehr fruͤhzeitig/ damit man bald davon Sa-
lat gewinne. Man ſaͤet ſie aber anfangs
dichte/ und verziehet nachgehends die pflaͤntz-
ling/ biß ſie gantz erduͤnneret. Der Koͤpf-
fel-lattich aber muß in wolgemiſtet erdreich
etwas weit von einander/ und zwar umb
den Vollmond/ geſaͤet werden/ ſo ſchlieſſen
die koͤpffe beſſer zuſammen. Wenn es duͤrꝛ
und trocken wetter/ muß die begieſſung nicht
underlaſſen werden/ ſonſt ſchieſſen die Pflan-
tzen zu geſchwind in ſamen. Der rechte
Koͤpffel-lattich ſchlieſſet von ſich ſelbſt; der
Capuciner- und Endivien-lattich aber wol-
len/ und zwar bey warmem Sonnenſchein/
zuſammengebunden ſeyn/ ſo werden ſie in-
wendig ſchoͤn weiß; ja wenn man einige ge-
ſchwind weiß haben wil/ ſo beſtuͤlpet man
jede pflantze mit einem erdenen topff/ und
warmen miſt daruͤber. Den ſamen ſoll man
ſamlen/ wenn die helffte der blumen verbluͤ-
het hat; alßdenn ſchneidet man die ſtiele ent-
zwey/ laͤßt ſie an einem Gelaͤnder oder Lan-
der vollend zeitigen/ und etwan zehen oder
zwoͤlff tag trucknen. Demnach reibet man
den ſamen mit den haͤnden auß/ ſaͤubert ihn/
und verwahret jede art abſonderlich.

Eigenſchafft.

Der Lattich iſt kalt und feucht im dritten
grad: und weilen er ein fluͤchtiges/ nitroſi-
ſches miltes ſaltz in ſeinem haͤuffigen waͤſſe-
rigen ſafft hat/ gibt er den Saͤugenden/ in
der Speiſe genoſſen/ viel milch/ kuͤhlet wol/
erweckt gelinden Schlaff/ und iſt denen ein
nutzliche ſpeiſe oder artzney/ welche ein hitzi-
ge Leber/ oder ſcharffe leicht auffwallende
Gallen haben.

Gebrauch.
Entzuͤndet
gebluͤt/
durſt/ hitzi-
ge gallen/
mangel/
der milch
bey den
Saͤugam-
men/ viel
wachen/
unluſt zum
eſſen.

Der Lattich/ ſonderlich der krauſe und
zarte/ iſt dem Magen bequem/ kuͤhlet das
entzuͤndete Gebluͤt/ loͤſchet den Durſt und
hitzige Gallen/ mehret die milch bey den
Saͤugammen/ bringet Schlaff und Luſt
zum eſſen/ mit Baum-oͤl/ Eßig und Saltz
bereitet. Dieſer Salat wird bey unſeren
zeiten im anfang des Nacht-eſſens genoſſen/
es haben ihn aber die Alten zu end der Mahl-
zeit gebraucht.

Johann von Beverwick/ in ſeinem Schatz
[Spaltenumbruch] der Geſundheit im 3. Buch am 3. Cap. ſchrei-
bet: Die Alten haben gar maͤßig gelebt/
und den Lattich nicht auß luſt geeſſen/ ſon-
dern nur darumb/ daß ſie beſſer ſchlaffen
koͤnnten/ dahero man ihne billich erſt zu en-
de der mahlzeit auffgeſetzet/ wenn es bald
zeit geweſen/ zu bette zu gehen. Hernach
aber hat man ihn zu anfang der mahlzeit
auffgetragen/ damit er einen luſt zum eſſen
erweckte. Sonſten kan er auch die truncken-
heit/ wenn er zu letſt genoſſen wird/ umb
etwas verhuͤten/ weil der Lattich verhindert/
daß die Daͤmpffe/ welche das unmaͤßige
Wein-trincken verurſachet/ nicht ſo leicht-
lich auffſteigen/ und das Gehirn einnehmen
koͤnnen.

Der Lattich erweicht den Stullgang/Verſtopf-
ſung des
Leibs.

fuͤrnehmlich ſo man ihne mit Fleiſch-bruͤhen
kocht/ derohalben denn auch die Alten jeder-
zeit fuͤr das erſte ein Muͤßlein von Lattich be-
reitet/ bey den mahlzeiten auffgetragen ha-
ben.

Der rohe und geſottene Lattich/ wird von
Galeno Lib. 2. de Alimentor. Facultat. Cap. 40.
ſehr geprieſen. Er meldet/ daß von allen
Eß-kraͤutern keines ſeye/ welches dem Leib
beſſere nahrung und gebluͤt mittheile/ als
eben der Lattich/ welcher ihme in ſeiner ju-
gend und alter gar wol bekommen/ die hi-Gallen im
Magen.

tzige Magen-gallen vertrieben/ und einen
ſanfften Schlaff verurſacht habe.

Welche ein bloͤdes/ duncke es Geſicht/
oder ein ſchweren Athem haben/ und blut
ſpeyen/ oder denen der Magen erkaltet/ und
die viel ſchleim im Leib haben/ die ſollen ſich
des Lattichs enthalten.

Der Lattich daͤmpffet die boͤſe Geluͤſt/ und
ſo man ihne zu viel brauchet/ ſchwaͤchet erBoͤſe ge-
luͤſt.

die eheliche Werck/ darumb er auch in Grie-
chiſcher ſprach [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], genennet wird: Da-
her die alten Heyden gedichtet/ daß die Goͤt-
tin Venus den Adonidem, nachdem er Lattich
genoſſen/ und von einem wilden Schwein
gefreſſen worden/ under den Lattich begra-
ben habe: mit welcher Fabel ſie haben an-
deuten wollen/ daß die zu Ehelichem Bey-
ſchlaff untuͤchtig gemacht werden/ welche zu
viel Lattich eſſen.

Plinius lib. 19. natural. hiſtor. cap. 8. ſchreibt/
daß der Kaͤyſer Auguſtus durch fuͤrſichtig-
keit ſeines Medici, Antonii Muſæ, ſeye mit
dem gebrauch des Lattichs/ von gefaͤhrlichen
Schwachheiten erꝛettet worden.

So man under den Lattich-ſafft ein we-
nig Campffer vermiſcht/ und die GemaͤchtSamen-
fluß.

mit anſchmiert/ ſtellet es den fluß des na-
tuͤrlichen ſamens.

Wenn ein Pferd groß Kopffweh oder
Hirnwuͤtigkeit hat/ welches zu erkennen/ ſoKopffwehe
oder Hirn-
wuͤtigkeit
der Pfer-
den.

es die Ohren lampen oder hangen laͤßt/
und ihme ſtaͤts waſſer auß den Ohrentrieft:
So nim Lattich-blaͤtter vier handvoll/ Ep-
pich 2. handvoll/ Kleyen 4. handvoll/ friſch
Gerſtenſtroh 6. handvoll/ dieſes ſoll man
groblicht zerhacken/ under einander men-
gen/ und dem Pferd offtermals eine hand-
voll mit dem Futter zu eſſen geben.

Man deſtilliert auch ein waſſer auß demFieber/ hi-
tzige krank-
heiten/ jaſt
der ſcharf-
fen gallen/

Lattichkraut/ welches nutzlich gebraucht
wird in allerley Fiebern und hitzigen Kranck-
heiten/ es daͤmpffet die ſcharffe Gall/ loͤſchet

das
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[479/0495] Von den Kraͤuteren. farben vermengt. Er thut ſich gegen dem Hertzen zuſammen/ wie die junge Cappis- haͤuptlein/ dahero man ihne Koͤpffel-lattich/ und groſſen oder weiſſen Lattich nennet. Sein ſamen wird ſchwartz. Dieſer waͤchßt auch mit rothen blaͤttern/ und wird von Elsholzio braune oder Spaniſche Kopff-La- ctucke/ Lactuca capitata ſpadicea, genennet. 9. Der ſchoͤne krauſe Lattich/ Lactuca criſpa, C. B. Park. Criſpa laciniata, J. B. hat gefaltene/ runtzlichte/ und zuſammen-ge- drungene krauſe blaͤtter. Sein ſtengel iſt hoch/ ringsumb mit vielen neben-zincklein beſetzt/ welche am gipffel gefuͤllte gelbe bluͤm- lein tragen/ die werden auch zu einer grauen Wollen/ und fliegt alßdenn der haarig ſchwartz-gruͤne ſamen davon. 10. Der viel-koͤpffige Lattich/ ſo auff ei- nem ſtiel zwey/ drey biß vier Koͤpffe traͤgt; Lactuca prolifera, polycephalos. Betreffend die Pflantzung des Lattichs ins gemein/ ſo ſaͤet man deſſelben ſamen ſehr fruͤhzeitig/ damit man bald davon Sa- lat gewinne. Man ſaͤet ſie aber anfangs dichte/ und verziehet nachgehends die pflaͤntz- ling/ biß ſie gantz erduͤnneret. Der Koͤpf- fel-lattich aber muß in wolgemiſtet erdreich etwas weit von einander/ und zwar umb den Vollmond/ geſaͤet werden/ ſo ſchlieſſen die koͤpffe beſſer zuſammen. Wenn es duͤrꝛ und trocken wetter/ muß die begieſſung nicht underlaſſen werden/ ſonſt ſchieſſen die Pflan- tzen zu geſchwind in ſamen. Der rechte Koͤpffel-lattich ſchlieſſet von ſich ſelbſt; der Capuciner- und Endivien-lattich aber wol- len/ und zwar bey warmem Sonnenſchein/ zuſammengebunden ſeyn/ ſo werden ſie in- wendig ſchoͤn weiß; ja wenn man einige ge- ſchwind weiß haben wil/ ſo beſtuͤlpet man jede pflantze mit einem erdenen topff/ und warmen miſt daruͤber. Den ſamen ſoll man ſamlen/ wenn die helffte der blumen verbluͤ- het hat; alßdenn ſchneidet man die ſtiele ent- zwey/ laͤßt ſie an einem Gelaͤnder oder Lan- der vollend zeitigen/ und etwan zehen oder zwoͤlff tag trucknen. Demnach reibet man den ſamen mit den haͤnden auß/ ſaͤubert ihn/ und verwahret jede art abſonderlich. Eigenſchafft. Der Lattich iſt kalt und feucht im dritten grad: und weilen er ein fluͤchtiges/ nitroſi- ſches miltes ſaltz in ſeinem haͤuffigen waͤſſe- rigen ſafft hat/ gibt er den Saͤugenden/ in der Speiſe genoſſen/ viel milch/ kuͤhlet wol/ erweckt gelinden Schlaff/ und iſt denen ein nutzliche ſpeiſe oder artzney/ welche ein hitzi- ge Leber/ oder ſcharffe leicht auffwallende Gallen haben. Gebrauch. Der Lattich/ ſonderlich der krauſe und zarte/ iſt dem Magen bequem/ kuͤhlet das entzuͤndete Gebluͤt/ loͤſchet den Durſt und hitzige Gallen/ mehret die milch bey den Saͤugammen/ bringet Schlaff und Luſt zum eſſen/ mit Baum-oͤl/ Eßig und Saltz bereitet. Dieſer Salat wird bey unſeren zeiten im anfang des Nacht-eſſens genoſſen/ es haben ihn aber die Alten zu end der Mahl- zeit gebraucht. Johann von Beverwick/ in ſeinem Schatz der Geſundheit im 3. Buch am 3. Cap. ſchrei- bet: Die Alten haben gar maͤßig gelebt/ und den Lattich nicht auß luſt geeſſen/ ſon- dern nur darumb/ daß ſie beſſer ſchlaffen koͤnnten/ dahero man ihne billich erſt zu en- de der mahlzeit auffgeſetzet/ wenn es bald zeit geweſen/ zu bette zu gehen. Hernach aber hat man ihn zu anfang der mahlzeit auffgetragen/ damit er einen luſt zum eſſen erweckte. Sonſten kan er auch die truncken- heit/ wenn er zu letſt genoſſen wird/ umb etwas verhuͤten/ weil der Lattich verhindert/ daß die Daͤmpffe/ welche das unmaͤßige Wein-trincken verurſachet/ nicht ſo leicht- lich auffſteigen/ und das Gehirn einnehmen koͤnnen. Der Lattich erweicht den Stullgang/ fuͤrnehmlich ſo man ihne mit Fleiſch-bruͤhen kocht/ derohalben denn auch die Alten jeder- zeit fuͤr das erſte ein Muͤßlein von Lattich be- reitet/ bey den mahlzeiten auffgetragen ha- ben. Verſtopf- ſung des Leibs. Der rohe und geſottene Lattich/ wird von Galeno Lib. 2. de Alimentor. Facultat. Cap. 40. ſehr geprieſen. Er meldet/ daß von allen Eß-kraͤutern keines ſeye/ welches dem Leib beſſere nahrung und gebluͤt mittheile/ als eben der Lattich/ welcher ihme in ſeiner ju- gend und alter gar wol bekommen/ die hi- tzige Magen-gallen vertrieben/ und einen ſanfften Schlaff verurſacht habe. Gallen im Magen. Welche ein bloͤdes/ duncke es Geſicht/ oder ein ſchweren Athem haben/ und blut ſpeyen/ oder denen der Magen erkaltet/ und die viel ſchleim im Leib haben/ die ſollen ſich des Lattichs enthalten. Der Lattich daͤmpffet die boͤſe Geluͤſt/ und ſo man ihne zu viel brauchet/ ſchwaͤchet er die eheliche Werck/ darumb er auch in Grie- chiſcher ſprach _, genennet wird: Da- her die alten Heyden gedichtet/ daß die Goͤt- tin Venus den Adonidem, nachdem er Lattich genoſſen/ und von einem wilden Schwein gefreſſen worden/ under den Lattich begra- ben habe: mit welcher Fabel ſie haben an- deuten wollen/ daß die zu Ehelichem Bey- ſchlaff untuͤchtig gemacht werden/ welche zu viel Lattich eſſen. Boͤſe ge- luͤſt. Plinius lib. 19. natural. hiſtor. cap. 8. ſchreibt/ daß der Kaͤyſer Auguſtus durch fuͤrſichtig- keit ſeines Medici, Antonii Muſæ, ſeye mit dem gebrauch des Lattichs/ von gefaͤhrlichen Schwachheiten erꝛettet worden. So man under den Lattich-ſafft ein we- nig Campffer vermiſcht/ und die Gemaͤcht mit anſchmiert/ ſtellet es den fluß des na- tuͤrlichen ſamens. Samen- fluß. Wenn ein Pferd groß Kopffweh oder Hirnwuͤtigkeit hat/ welches zu erkennen/ ſo es die Ohren lampen oder hangen laͤßt/ und ihme ſtaͤts waſſer auß den Ohrentrieft: So nim Lattich-blaͤtter vier handvoll/ Ep- pich 2. handvoll/ Kleyen 4. handvoll/ friſch Gerſtenſtroh 6. handvoll/ dieſes ſoll man groblicht zerhacken/ under einander men- gen/ und dem Pferd offtermals eine hand- voll mit dem Futter zu eſſen geben. Kopffwehe oder Hirn- wuͤtigkeit der Pfer- den. Man deſtilliert auch ein waſſer auß dem Lattichkraut/ welches nutzlich gebraucht wird in allerley Fiebern und hitzigen Kranck- heiten/ es daͤmpffet die ſcharffe Gall/ loͤſchet das Fieber/ hi- tzige krank- heiten/ jaſt der ſcharf- fen gallen/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/495>, abgerufen am 28.03.2024.