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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndianischer Baldrian. Valeriana
Indica.

wegen seiner ärte sich offt auff die erden bie-
get/ und mehren heils bey seinen knöpffen
sich in zwey neben-ästlein außbreitet/ deren
etliche in andere kurtze neben-zweiglein zer-
theilet werden. Es hat wenig bleich-grüne/
zwey oder drey spannen lange und spannen
breite blätter/ welche der Berg-Narden gantz
ähnlich sind/ und zwey gegen einander über
stehen/ under denen die oberen bißweilen ge-
krümt/ an ihrem ursprung zerkerbt/ und fast
ohne geschmack sind. Auff den gipffeln der
neben-zweiglein sitzen sehr schöne/ purpur-
farbe wie auch weisse blumen/ als wie eine
kron/ ohn geruch/ sind länglicht/ an dem
ausseren theil offen/ und in fünff blättlein ge-
theilt; diesen folgen ablange/ breite hülsen/
in welchen noch ein kleinere/ darinnen ein
schwartz und dicklichter samen verschlossen ist.
Dieses kraut muß alle jahr frisch gepflantzet
werden/ welches nach der zeit seiner pflan-
tzung früher und später auch biß in den Win-
ter blühet. Es wächßt in Jtalien in Latio
und in Sabinis von sich selber. Josephus Casa-
bona
des Groß-Hertzogen von Florentz Gärt-
ner/ hat den samen Johanni Bauhino geschickt/
welcher ihne in den Fürstlichen Mümpelgar-
dischen Garten gepflantzet hat/ allda es auch
Casparus Bauhinus gesehen und überkommen/
darauff er es in seinem Garten gezielet/ und
davon schöne purpurfarb-und weisse blumen
gesehen hat.

Eigenschafft.

Jm Herbstmonat werden die Baldrian-
wurtzeln/ von welchen die drey ersten gattun-
gen in der Artzney üblich sind/ alle gesamlet
und im schatten gedörret. Sollen im andern
grad wärmen und trucknen. Haben demnach
etwas flüchtig-alkalischen saltzes/ mit grob-
lichten schwefel-theilen in sich/ und also nicht
[Spaltenumbruch] unfeine tugenden allen innerlich in den ver-
steckten Drüßlein gesamleten schleim zu ver-
zehren/ das Gesicht/ Haupt und Leber zu
stärcken/ den Harn und Schweiß zu treiben/
und allem gifft zu widerstehen.

Gebrauch.

Es werden alle geschlechter des Baldrians
trefflich gelobt/ das Gesicht zu stärcken und
zu erhalten: Daher erzehlet Hieronymus
Brunsuicensis,
wie daß vorzeiten ein Gold-
schmid zu Würtzburg gewohnt/ welcher
mit der gemeinen Baldrian-wurtzel sein ge-Wunder-
liche stär-
ckung des
gesichts.

sicht dermassen geschärffet/ daß er auff eine
zweygebrochene nadel einen Löwen mit allen
kennlichen gliedmassen gestochen: Er hat
täglich des pulvers dieser wurtzel ein wenig
nüchtern genutzet/ und darvon so ein scharf-
fes gesicht bekommen. Welches Theodoro
Tabernaemontano
anlaß gegeben/ solches
nicht zu verachten/ als der nachmahls diese
wurtzel in Augen-kranckheiten/ allein und
auch mit anderen Artzneyen gebraucht/ und
damit schöne Curen verrichtet.

Jst ein fürtreffliche wurtzel wider die Pest/Pest.
daher die erste gattung under den Theriac
vermischt wird. Fabius Columna und Laza-
rus Riverius
rühmen sie hefftig wider die fal-Fallende
Sucht.

lende Sucht/ so man ein halb oder gantz
quintlein/ nach dem alter des krancken in Lin-
denblüt-wasser offt einnimt.

Baldrian-wurtzel gestossen/ und ein zeit-
lang nach einander alle tag ein halbes quint-
lein/ je nach gelegenheit und alter des men-
schen eingenommen/ ist ein bewehrte Artz-Brüch bey
alten und
jungen
Leuthen.

ney wider allerhand Brüch an jungen und
alten Leuthen/ den jungen Kinderen ist ge-
nug/ so man ihnen ein halben scrupel auff
einmahl eingibet.

Camerarius in horto p. m. 175. lobet die Bal-Gelbsucht.
drian-wurtzel in wasser gesotten und davon
getruncken/ wider die Gelbsucht.

Wider die flecken und fell der augen: nimFlecken und
fell der au-
gen.

Baldrian-kraut mit der wurtzel zwo hand
voll/ Wegwarten-kraut mit den blumen/
Basilien-kraut/ Beerwick/ Fenchel-kraut/
Weinrauten/ die brosam von einem Ro-
cken-brod/ jedes ein hand voll/ zerschneide al-
le kräuter klein mit den wurtzeln/ und reibe
die Brod-brosam gar klein/ vermische diese
stück alle durch einander/ und thue sie in ein
bequemes geschirrlein/ schütte darüber ein gu-
ten alten weissen wein/ daß er die gemelte stück
blößlich bedecke/ laß es also drey tag mit ein-
ander beitzen/ darnach destilliere es in Balneo
Maris,
und behalte es zum gebrauch: Von
diesem wasser thue täglich viermahl etliche
tröpflein in die schadhaffte augen/ biß so lang
daß die fell und flecken verzehret sind.

Etliche hencken die Baldrian-wurtzel al-Tägliches
Fieber.

so frisch an den halß wider das tägliche Fie-
ber/ und lassen sie also am halß verdorren.

Wenn die Pferd dunckele und wasserichteDunckele
und was-
serichte
augen der
Pferden.

augen haben/ so gib ihnen Baldrian-wurtzel
klein zerschnitten im futter zu essen.

Destilliertes Baldrian-wasser ist eine heil-
same Artzney/ denen/ so gebrochen sind/ alle
morgen und abend jedes mahl 3. loth getrun-Brüch.
Kalter
Seich.

cken: auff diese weiß gebraucht/ vertreibt es
auch den kalten Seich.

Wenn auch einer einen Arm oder BeinArm oder

gebro-

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndianiſcher Baldrian. Valeriana
Indica.

wegen ſeiner aͤrte ſich offt auff die erden bie-
get/ und mehren heils bey ſeinen knoͤpffen
ſich in zwey neben-aͤſtlein außbreitet/ deren
etliche in andere kurtze neben-zweiglein zer-
theilet werden. Es hat wenig bleich-gruͤne/
zwey oder drey ſpannen lange und ſpannen
breite blaͤtter/ welche der Berg-Narden gantz
aͤhnlich ſind/ und zwey gegen einander uͤber
ſtehen/ under denen die oberen bißweilen ge-
kruͤmt/ an ihrem urſprung zerkerbt/ und faſt
ohne geſchmack ſind. Auff den gipffeln der
neben-zweiglein ſitzen ſehr ſchoͤne/ purpur-
farbe wie auch weiſſe blumen/ als wie eine
kron/ ohn geruch/ ſind laͤnglicht/ an dem
auſſeren theil offen/ und in fuͤnff blaͤttlein ge-
theilt; dieſen folgen ablange/ breite huͤlſen/
in welchen noch ein kleinere/ darinnen ein
ſchwartz und dicklichter ſamen verſchloſſen iſt.
Dieſes kraut muß alle jahr friſch gepflantzet
werden/ welches nach der zeit ſeiner pflan-
tzung fruͤher und ſpaͤter auch biß in den Win-
ter bluͤhet. Es waͤchßt in Jtalien in Latio
und in Sabinis von ſich ſelber. Joſephus Caſa-
bona
des Groß-Hertzogen von Florentz Gaͤrt-
ner/ hat den ſamen Johanni Bauhino geſchickt/
welcher ihne in den Fuͤrſtlichen Muͤmpelgar-
diſchen Garten gepflantzet hat/ allda es auch
Caſparus Bauhinus geſehen und uͤberkommen/
darauff er es in ſeinem Garten gezielet/ und
davon ſchoͤne purpurfarb-und weiſſe blumen
geſehen hat.

Eigenſchafft.

Jm Herbſtmonat werden die Baldrian-
wurtzeln/ von welchen die drey erſten gattun-
gen in der Artzney uͤblich ſind/ alle geſamlet
und im ſchatten gedoͤrꝛet. Sollen im andern
grad waͤrmen und trucknen. Haben demnach
etwas fluͤchtig-alkaliſchen ſaltzes/ mit grob-
lichten ſchwefel-theilen in ſich/ und alſo nicht
[Spaltenumbruch] unfeine tugenden allen innerlich in den ver-
ſteckten Druͤßlein geſamleten ſchleim zu ver-
zehren/ das Geſicht/ Haupt und Leber zu
ſtaͤrcken/ den Harn und Schweiß zu treiben/
und allem gifft zu widerſtehen.

Gebrauch.

Es werden alle geſchlechter des Baldrians
trefflich gelobt/ das Geſicht zu ſtaͤrcken und
zu erhalten: Daher erzehlet Hieronymus
Brunſuicenſis,
wie daß vorzeiten ein Gold-
ſchmid zu Wuͤrtzburg gewohnt/ welcher
mit der gemeinen Baldrian-wurtzel ſein ge-Wunder-
liche ſtaͤr-
ckung des
geſichts.

ſicht dermaſſen geſchaͤrffet/ daß er auff eine
zweygebrochene nadel einen Loͤwen mit allen
kennlichen gliedmaſſen geſtochen: Er hat
taͤglich des pulvers dieſer wurtzel ein wenig
nuͤchtern genutzet/ und darvon ſo ein ſcharf-
fes geſicht bekommen. Welches Theodoro
Tabernæmontano
anlaß gegeben/ ſolches
nicht zu verachten/ als der nachmahls dieſe
wurtzel in Augen-kranckheiten/ allein und
auch mit anderen Artzneyen gebraucht/ und
damit ſchoͤne Curen verꝛichtet.

Jſt ein fuͤrtreffliche wurtzel wider die Peſt/Peſt.
daher die erſte gattung under den Theriac
vermiſcht wird. Fabius Columna und Laza-
rus Riverius
ruͤhmen ſie hefftig wider die fal-Fallende
Sucht.

lende Sucht/ ſo man ein halb oder gantz
quintlein/ nach dem alter des krancken in Lin-
denbluͤt-waſſer offt einnimt.

Baldrian-wurtzel geſtoſſen/ und ein zeit-
lang nach einander alle tag ein halbes quint-
lein/ je nach gelegenheit und alter des men-
ſchen eingenommen/ iſt ein bewehrte Artz-Bruͤch bey
alten und
jungen
Leuthen.

ney wider allerhand Bruͤch an jungen und
alten Leuthen/ den jungen Kinderen iſt ge-
nug/ ſo man ihnen ein halben ſcrupel auff
einmahl eingibet.

Camerarius in horto p. m. 175. lobet die Bal-Gelbſucht.
drian-wurtzel in waſſer geſotten und davon
getruncken/ wider die Gelbſucht.

Wider die flecken und fell der augen: nimFlecken uñ
fell der au-
gen.

Baldrian-kraut mit der wurtzel zwo hand
voll/ Wegwarten-kraut mit den blumen/
Baſilien-kraut/ Beerwick/ Fenchel-kraut/
Weinrauten/ die broſam von einem Ro-
cken-brod/ jedes ein hand voll/ zerſchneide al-
le kraͤuter klein mit den wurtzeln/ und reibe
die Brod-broſam gar klein/ vermiſche dieſe
ſtuͤck alle durch einander/ und thue ſie in ein
bequemes geſchirꝛlein/ ſchuͤtte daruͤber ein gu-
ten alten weiſſen wein/ daß er die gemelte ſtuͤck
bloͤßlich bedecke/ laß es alſo drey tag mit ein-
ander beitzen/ darnach deſtilliere es in Balneo
Maris,
und behalte es zum gebrauch: Von
dieſem waſſer thue taͤglich viermahl etliche
troͤpflein in die ſchadhaffte augen/ biß ſo lang
daß die fell und flecken verzehret ſind.

Etliche hencken die Baldrian-wurtzel al-Taͤgliches
Fieber.

ſo friſch an den halß wider das taͤgliche Fie-
ber/ und laſſen ſie alſo am halß verdorꝛen.

Wenn die Pferd dunckele und waſſerichteDunckele
und waſ-
ſerichte
augen der
Pferden.

augen haben/ ſo gib ihnen Baldrian-wurtzel
klein zerſchnitten im futter zu eſſen.

Deſtilliertes Baldrian-waſſer iſt eine heil-
ſame Artzney/ denen/ ſo gebrochen ſind/ alle
morgen und abend jedes mahl 3. loth getrun-Bruͤch.
Kalter
Seich.

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auch den kalten Seich.

Wenn auch einer einen Arm oder BeinArm oder

gebro-
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[524/0540] Das Dritte Buch/ [Abbildung Jndianiſcher Baldrian. Valeriana Indica. ] wegen ſeiner aͤrte ſich offt auff die erden bie- get/ und mehren heils bey ſeinen knoͤpffen ſich in zwey neben-aͤſtlein außbreitet/ deren etliche in andere kurtze neben-zweiglein zer- theilet werden. Es hat wenig bleich-gruͤne/ zwey oder drey ſpannen lange und ſpannen breite blaͤtter/ welche der Berg-Narden gantz aͤhnlich ſind/ und zwey gegen einander uͤber ſtehen/ under denen die oberen bißweilen ge- kruͤmt/ an ihrem urſprung zerkerbt/ und faſt ohne geſchmack ſind. Auff den gipffeln der neben-zweiglein ſitzen ſehr ſchoͤne/ purpur- farbe wie auch weiſſe blumen/ als wie eine kron/ ohn geruch/ ſind laͤnglicht/ an dem auſſeren theil offen/ und in fuͤnff blaͤttlein ge- theilt; dieſen folgen ablange/ breite huͤlſen/ in welchen noch ein kleinere/ darinnen ein ſchwartz und dicklichter ſamen verſchloſſen iſt. Dieſes kraut muß alle jahr friſch gepflantzet werden/ welches nach der zeit ſeiner pflan- tzung fruͤher und ſpaͤter auch biß in den Win- ter bluͤhet. Es waͤchßt in Jtalien in Latio und in Sabinis von ſich ſelber. Joſephus Caſa- bona des Groß-Hertzogen von Florentz Gaͤrt- ner/ hat den ſamen Johanni Bauhino geſchickt/ welcher ihne in den Fuͤrſtlichen Muͤmpelgar- diſchen Garten gepflantzet hat/ allda es auch Caſparus Bauhinus geſehen und uͤberkommen/ darauff er es in ſeinem Garten gezielet/ und davon ſchoͤne purpurfarb-und weiſſe blumen geſehen hat. Eigenſchafft. Jm Herbſtmonat werden die Baldrian- wurtzeln/ von welchen die drey erſten gattun- gen in der Artzney uͤblich ſind/ alle geſamlet und im ſchatten gedoͤrꝛet. Sollen im andern grad waͤrmen und trucknen. Haben demnach etwas fluͤchtig-alkaliſchen ſaltzes/ mit grob- lichten ſchwefel-theilen in ſich/ und alſo nicht unfeine tugenden allen innerlich in den ver- ſteckten Druͤßlein geſamleten ſchleim zu ver- zehren/ das Geſicht/ Haupt und Leber zu ſtaͤrcken/ den Harn und Schweiß zu treiben/ und allem gifft zu widerſtehen. Gebrauch. Es werden alle geſchlechter des Baldrians trefflich gelobt/ das Geſicht zu ſtaͤrcken und zu erhalten: Daher erzehlet Hieronymus Brunſuicenſis, wie daß vorzeiten ein Gold- ſchmid zu Wuͤrtzburg gewohnt/ welcher mit der gemeinen Baldrian-wurtzel ſein ge- ſicht dermaſſen geſchaͤrffet/ daß er auff eine zweygebrochene nadel einen Loͤwen mit allen kennlichen gliedmaſſen geſtochen: Er hat taͤglich des pulvers dieſer wurtzel ein wenig nuͤchtern genutzet/ und darvon ſo ein ſcharf- fes geſicht bekommen. Welches Theodoro Tabernæmontano anlaß gegeben/ ſolches nicht zu verachten/ als der nachmahls dieſe wurtzel in Augen-kranckheiten/ allein und auch mit anderen Artzneyen gebraucht/ und damit ſchoͤne Curen verꝛichtet. Wunder- liche ſtaͤr- ckung des geſichts. Jſt ein fuͤrtreffliche wurtzel wider die Peſt/ daher die erſte gattung under den Theriac vermiſcht wird. Fabius Columna und Laza- rus Riverius ruͤhmen ſie hefftig wider die fal- lende Sucht/ ſo man ein halb oder gantz quintlein/ nach dem alter des krancken in Lin- denbluͤt-waſſer offt einnimt. Peſt. Fallende Sucht. Baldrian-wurtzel geſtoſſen/ und ein zeit- lang nach einander alle tag ein halbes quint- lein/ je nach gelegenheit und alter des men- ſchen eingenommen/ iſt ein bewehrte Artz- ney wider allerhand Bruͤch an jungen und alten Leuthen/ den jungen Kinderen iſt ge- nug/ ſo man ihnen ein halben ſcrupel auff einmahl eingibet. Bruͤch bey alten und jungen Leuthen. Camerarius in horto p. m. 175. lobet die Bal- drian-wurtzel in waſſer geſotten und davon getruncken/ wider die Gelbſucht. Gelbſucht. Wider die flecken und fell der augen: nim Baldrian-kraut mit der wurtzel zwo hand voll/ Wegwarten-kraut mit den blumen/ Baſilien-kraut/ Beerwick/ Fenchel-kraut/ Weinrauten/ die broſam von einem Ro- cken-brod/ jedes ein hand voll/ zerſchneide al- le kraͤuter klein mit den wurtzeln/ und reibe die Brod-broſam gar klein/ vermiſche dieſe ſtuͤck alle durch einander/ und thue ſie in ein bequemes geſchirꝛlein/ ſchuͤtte daruͤber ein gu- ten alten weiſſen wein/ daß er die gemelte ſtuͤck bloͤßlich bedecke/ laß es alſo drey tag mit ein- ander beitzen/ darnach deſtilliere es in Balneo Maris, und behalte es zum gebrauch: Von dieſem waſſer thue taͤglich viermahl etliche troͤpflein in die ſchadhaffte augen/ biß ſo lang daß die fell und flecken verzehret ſind. Flecken uñ fell der au- gen. Etliche hencken die Baldrian-wurtzel al- ſo friſch an den halß wider das taͤgliche Fie- ber/ und laſſen ſie alſo am halß verdorꝛen. Taͤgliches Fieber. Wenn die Pferd dunckele und waſſerichte augen haben/ ſo gib ihnen Baldrian-wurtzel klein zerſchnitten im futter zu eſſen. Dunckele und waſ- ſerichte augen der Pferden. Deſtilliertes Baldrian-waſſer iſt eine heil- ſame Artzney/ denen/ ſo gebrochen ſind/ alle morgen und abend jedes mahl 3. loth getrun- cken: auff dieſe weiß gebraucht/ vertreibt es auch den kalten Seich. Bruͤch. Kalter Seich. Wenn auch einer einen Arm oder Bein gebro- Arm oder

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/540>, abgerufen am 25.04.2024.