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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gummi-Cistenrößlein. Cistus
Ladanifera.

herauß/ als es Clusius und J. Bauhinus gese-
hen/ und in der figur zugleich mit gezeichnet
worden. Wächßt in dem Valentischen Kö-
nigreich/ und in Langendock häuffig.

Die Botanici beschreiben noch viel andere
geschlecht dieser Cisten-rößlein/ welche wir
aber kürtze halben zu übergehen gemüßiget
werden.

An den blättern der Gummi-Cistenröß-
lein pflegt in dem Frühling ein fetter Gum-
mi-safft zu kleben/ auß welchem das wolrie-
chend Ladanum-Gummi bereitet wird. Sol-
chen Safft oder fettigkeit samlet man also.
Wenn die Geissen und Böcke dero blätter
abweiden/ so bleibet die zähe fettigkeit an
ihrem bart und haarigen füssen kleben/ gleich
wie ein Vogel-leim/ darnach kämmen die
Einwohner das fette ab/ seigen es durch/
machens zu stücken/ und stellen es also hin.
Etliche nehmen seiler/ und hencken sie an die
sträuch/ daß die fettigkeit daran bleibe kle-
ben/ darnach scharren sie die fette von den
stricken/ und machen das Ladanum in gros-
sen Pillen/ oder Granen darauß.

Wie man dieser zeit in der Jnsul Creta
das Ladanum samle/ vermeldet Bellonius
Lib. I. Observ. cap.
7. die Einwohner haben
ein sonderlich Jnstrument darzu/ so sie auff
ihre sprache Ergastiri nennen/ welches einem
Rechen ohne zähn ähnlich ist. An diesem in-
strument sind etliche nestel oder stücklein von
ungearbeitetem Leder angehefftet/ mit sol-
chem berühren sie das Gewächs/ auff daß
die fettigkeit davon kleben bleibe/ welche
darnach in der grösten hitz der Hunds-ta-
gen herab gethan wird/ derowegen eine gros-
se mühe darauff gehet/ dieweil man auff den
höchsten Bergen in der größten hitz eine gu-
[Spaltenumbruch] te zeit verharren muß. Diese arbeit pflegen
am meisten die Griechischen Münche Calo-
breros
genennet/ zu verwalten. Es vermeint
aber Carolus Clusius Lib. I. Stirp. Hispanic.
Histor. cap.
36. wenn man die mühe in Hispa-
nien wolte anwenden/ daß man darin we-
gen der grossen menge/ das beste und reine-
ste Ladanum samlen könte.

Es wird dieses Gummi sonsten auff fol-
gende weise von der Natur formiret. Bey
tags-zeit eröffnet die grosse Sonnen-hitz die
poros solcher Kräuteren/ daß der innerliche
safft herauß schweisset/ des nachts aber dar-
auff wird dieser fette safft von der kälte des
Nachtluffts erdickeret/ und granulirt; des
folgenden morgens wird sie denn offt auch
durch den Himmels-thaw angefeuchtet.

Eigenschafft.

Ladanum ist warm biß auff den andern
grad/ ziehet ein wenig zusammen/ erweicht
und zeitiget. Hat also viel ölichte/ mit flüch-
tig-saurlichtem Saltz-geist vereinigte theil-
gen bey sich.

Gebrauch.

So sich die Weiber mit Ladanum-Gum-Versetzte
Frawen-
zeit und
nachge-
burt.
Böser
lufft.
Vorfal-
lung der
Mutter.
Harnwin-
de/ schleim
der brust.

mi von unden auff räuchern/ befürdert es
der Frawen zeit und Nachgeburt.

Man brauchet auch Ladanum zu dem
rauch wider die böse Lufft.

Welcher Frawen die Mutter vorfallet/
die lasse den rauch von dem Ladano unden
auff zu ihr gehen.

Das pulver von diesem Gummi auff 30.
gran schwer eingenommen/ stillet die Harn-
winde/ und lößt den Schleim auff der brust
wacker.



CAPUT XIV.
[Abbildung] Bockshorn. Foenum graecum.

Namen.

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gummi-Ciſtenroͤßlein. Ciſtus
Ladanifera.

herauß/ als es Cluſius und J. Bauhinus geſe-
hen/ und in der figur zugleich mit gezeichnet
worden. Waͤchßt in dem Valentiſchen Koͤ-
nigreich/ und in Langendock haͤuffig.

Die Botanici beſchreiben noch viel andere
geſchlecht dieſer Ciſten-roͤßlein/ welche wir
aber kuͤrtze halben zu uͤbergehen gemuͤßiget
werden.

An den blaͤttern der Gummi-Ciſtenroͤß-
lein pflegt in dem Fruͤhling ein fetter Gum-
mi-ſafft zu kleben/ auß welchem das wolrie-
chend Ladanum-Gummi bereitet wird. Sol-
chen Safft oder fettigkeit ſamlet man alſo.
Wenn die Geiſſen und Boͤcke dero blaͤtter
abweiden/ ſo bleibet die zaͤhe fettigkeit an
ihrem bart und haarigen fuͤſſen kleben/ gleich
wie ein Vogel-leim/ darnach kaͤmmen die
Einwohner das fette ab/ ſeigen es durch/
machens zu ſtuͤcken/ und ſtellen es alſo hin.
Etliche nehmen ſeiler/ und hencken ſie an die
ſtraͤuch/ daß die fettigkeit daran bleibe kle-
ben/ darnach ſcharꝛen ſie die fette von den
ſtricken/ und machen das Ladanum in groſ-
ſen Pillen/ oder Granen darauß.

Wie man dieſer zeit in der Jnſul Creta
das Ladanum ſamle/ vermeldet Bellonius
Lib. I. Obſerv. cap.
7. die Einwohner haben
ein ſonderlich Jnſtrument darzu/ ſo ſie auff
ihre ſprache Ergaſtiri nennen/ welches einem
Rechen ohne zaͤhn aͤhnlich iſt. An dieſem in-
ſtrument ſind etliche neſtel oder ſtuͤcklein von
ungearbeitetem Leder angehefftet/ mit ſol-
chem beruͤhren ſie das Gewaͤchs/ auff daß
die fettigkeit davon kleben bleibe/ welche
darnach in der groͤſten hitz der Hunds-ta-
gen herab gethan wird/ derowegen eine groſ-
ſe muͤhe darauff gehet/ dieweil man auff den
hoͤchſten Bergen in der groͤßten hitz eine gu-
[Spaltenumbruch] te zeit verharꝛen muß. Dieſe arbeit pflegen
am meiſten die Griechiſchen Muͤnche Calo-
breros
genennet/ zu verwalten. Es vermeint
aber Carolus Cluſius Lib. I. Stirp. Hiſpanic.
Hiſtor. cap.
36. wenn man die muͤhe in Hiſpa-
nien wolte anwenden/ daß man darin we-
gen der groſſen menge/ das beſte und reine-
ſte Ladanum ſamlen koͤnte.

Es wird dieſes Gummi ſonſten auff fol-
gende weiſe von der Natur formiret. Bey
tags-zeit eroͤffnet die groſſe Sonnen-hitz die
poros ſolcher Kraͤuteren/ daß der innerliche
ſafft herauß ſchweiſſet/ des nachts aber dar-
auff wird dieſer fette ſafft von der kaͤlte des
Nachtluffts erdickeret/ und granulirt; des
folgenden morgens wird ſie denn offt auch
durch den Himmels-thaw angefeuchtet.

Eigenſchafft.

Ladanum iſt warm biß auff den andern
grad/ ziehet ein wenig zuſammen/ erweicht
und zeitiget. Hat alſo viel oͤlichte/ mit fluͤch-
tig-ſaurlichtem Saltz-geiſt vereinigte theil-
gen bey ſich.

Gebrauch.

So ſich die Weiber mit Ladanum-Gum-Verſetzte
Frawen-
zeit und
nachge-
burt.
Boͤſer
lufft.
Vorfal-
lung der
Mutter.
Harnwin-
de/ ſchleim
der bruſt.

mi von unden auff raͤuchern/ befuͤrdert es
der Frawen zeit und Nachgeburt.

Man brauchet auch Ladanum zu dem
rauch wider die boͤſe Lufft.

Welcher Frawen die Mutter vorfallet/
die laſſe den rauch von dem Ladano unden
auff zu ihr gehen.

Das pulver von dieſem Gummi auff 30.
gran ſchwer eingenommen/ ſtillet die Harn-
winde/ und loͤßt den Schleim auff der bruſt
wacker.



CAPUT XIV.
[Abbildung] Bockshorn. Fœnum græcum.

Namen.
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[532/0548] Das Dritte Buch/ [Abbildung Gummi-Ciſtenroͤßlein. Ciſtus Ladanifera. ] herauß/ als es Cluſius und J. Bauhinus geſe- hen/ und in der figur zugleich mit gezeichnet worden. Waͤchßt in dem Valentiſchen Koͤ- nigreich/ und in Langendock haͤuffig. Die Botanici beſchreiben noch viel andere geſchlecht dieſer Ciſten-roͤßlein/ welche wir aber kuͤrtze halben zu uͤbergehen gemuͤßiget werden. An den blaͤttern der Gummi-Ciſtenroͤß- lein pflegt in dem Fruͤhling ein fetter Gum- mi-ſafft zu kleben/ auß welchem das wolrie- chend Ladanum-Gummi bereitet wird. Sol- chen Safft oder fettigkeit ſamlet man alſo. Wenn die Geiſſen und Boͤcke dero blaͤtter abweiden/ ſo bleibet die zaͤhe fettigkeit an ihrem bart und haarigen fuͤſſen kleben/ gleich wie ein Vogel-leim/ darnach kaͤmmen die Einwohner das fette ab/ ſeigen es durch/ machens zu ſtuͤcken/ und ſtellen es alſo hin. Etliche nehmen ſeiler/ und hencken ſie an die ſtraͤuch/ daß die fettigkeit daran bleibe kle- ben/ darnach ſcharꝛen ſie die fette von den ſtricken/ und machen das Ladanum in groſ- ſen Pillen/ oder Granen darauß. Wie man dieſer zeit in der Jnſul Creta das Ladanum ſamle/ vermeldet Bellonius Lib. I. Obſerv. cap. 7. die Einwohner haben ein ſonderlich Jnſtrument darzu/ ſo ſie auff ihre ſprache Ergaſtiri nennen/ welches einem Rechen ohne zaͤhn aͤhnlich iſt. An dieſem in- ſtrument ſind etliche neſtel oder ſtuͤcklein von ungearbeitetem Leder angehefftet/ mit ſol- chem beruͤhren ſie das Gewaͤchs/ auff daß die fettigkeit davon kleben bleibe/ welche darnach in der groͤſten hitz der Hunds-ta- gen herab gethan wird/ derowegen eine groſ- ſe muͤhe darauff gehet/ dieweil man auff den hoͤchſten Bergen in der groͤßten hitz eine gu- te zeit verharꝛen muß. Dieſe arbeit pflegen am meiſten die Griechiſchen Muͤnche Calo- breros genennet/ zu verwalten. Es vermeint aber Carolus Cluſius Lib. I. Stirp. Hiſpanic. Hiſtor. cap. 36. wenn man die muͤhe in Hiſpa- nien wolte anwenden/ daß man darin we- gen der groſſen menge/ das beſte und reine- ſte Ladanum ſamlen koͤnte. Es wird dieſes Gummi ſonſten auff fol- gende weiſe von der Natur formiret. Bey tags-zeit eroͤffnet die groſſe Sonnen-hitz die poros ſolcher Kraͤuteren/ daß der innerliche ſafft herauß ſchweiſſet/ des nachts aber dar- auff wird dieſer fette ſafft von der kaͤlte des Nachtluffts erdickeret/ und granulirt; des folgenden morgens wird ſie denn offt auch durch den Himmels-thaw angefeuchtet. Eigenſchafft. Ladanum iſt warm biß auff den andern grad/ ziehet ein wenig zuſammen/ erweicht und zeitiget. Hat alſo viel oͤlichte/ mit fluͤch- tig-ſaurlichtem Saltz-geiſt vereinigte theil- gen bey ſich. Gebrauch. So ſich die Weiber mit Ladanum-Gum- mi von unden auff raͤuchern/ befuͤrdert es der Frawen zeit und Nachgeburt. Verſetzte Frawen- zeit und nachge- burt. Boͤſer lufft. Vorfal- lung der Mutter. Harnwin- de/ ſchleim der bruſt. Man brauchet auch Ladanum zu dem rauch wider die boͤſe Lufft. Welcher Frawen die Mutter vorfallet/ die laſſe den rauch von dem Ladano unden auff zu ihr gehen. Das pulver von dieſem Gummi auff 30. gran ſchwer eingenommen/ ſtillet die Harn- winde/ und loͤßt den Schleim auff der bruſt wacker. CAPUT XIV. [Abbildung Bockshorn. Fœnum græcum. ] Namen.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/548>, abgerufen am 28.03.2024.