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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] bekommen nur ein wider zuruck gebogenen
halß: andere schiessen gerad auff/ und wer-
den zwey oder drey elen lang.

5. Die runden Köpff-kürbsen/ werden al-
so genant/ dieweilen sie sich einem Kopf ver-
gleichen/ Cucurbita capitata, C. B.

Welche Kürbsen man behalten wil/ die
lässet man auff ihren Reben biß zu dem
Herbst hangen/ alßdenn schneidet man sie
ab/ stellet sie an die Sonnen/ oder in einen
Bachofen/ nach dem das Brot außgenom-
men ist/ lässet sie darinnen/ biß sie wol tro-
cken/ darnach thut man den samen auß/ rei-
bet ihn mit saltz/ daß der übrige schleim und
feuchtigkeit darvon komme/ und leget sie an
ein trockene statt/ den von der feuchte ver-
dirbt der same.

So man wil/ daß die Kürbsen groß auff-
wachsen/ soll man die mittelsten kernen auß
den Flaschen nehmen/ und in der Pflantzung
die spitzen under sich kehren.

Etliche beitzen den samen zuvor in susser
Milch oder Zucker-wasser/ so wachsen die
Kürbsen eher/ und werden süsser.

Castor Durantes schreibet in seinem Kräu-
terbuch/ pag. 293. so man den samen in Se-
samöl beitzet/ und folgends setzt/ sollen Kürb-
sen ohne samen wachsen.

Eigenschafft.

Die Kürbis haben viel wässerigen/ etwas
nitrosischen saffts/ bey sich/ kühlen also und
feuchten sehr/ geben sehr schlechte Nahrung/
und geringe Artzney. Der samen aber hat in
seinen nitrosischen saltztheilen auch ein wäs-
serichtes öl/ und dadurch die Eigenschafft/
theils zu kühlen/ theils auch die scharffen
feuchtigkeiten deß Geblüts zu versüssen/
durch den Harn zu treiben/ und gelinden
schlaff zu bringen.

Gebrauch.

Auß den Kürbsen-kernen mit Pappel-und
Erdbeer-wasser ein Milch gemacht/ und da-
von offt getruncken/ löschet alle Febrilische
hitz/ stillet den schmertzen der Nieren und
Lenden/ vertreibet das brennen deß Harns/
und bringet gelinden schlaff.

Weilen die Kürbsen den Magen hefftig
erkühlen/ und zugleich ein wässerig geblüt
verursachen/ werden sie zu der Kost unnütz-
lich gebrauchet/ ist eine Speiß für starcke
Bawrsleut.

Aberfluß
der milch
der Säu-
gammen.

Die Kürbsen-blätter auff die Weiberbrüst
gelegt/ sollen die Milch minderen.

Die gebrante Aschen von der Kürbis-
Geschwär
und Löcher
am männ-
lichen Ge-
mächt/
Brand.
rinde/ heylet die Geschwär und Löcher/ so
am männlichen Gemächt sich erzeigen/ ist
auch gut für den Brand.

Das öl/ so mit Kürbis-blumen vermischt/
und eine weil an die Sonne gesetzet wird/
Hitze der
Nieren.
Mucken
und ander
dergleichen
ungezießer
zu vertrei-
ben.
stillet die hitze der Nieren.

Der Rauch von den angezündeten dürren
Kürbsen/ treibet alle Mucken und ander der-
gleichen Vngezieffer auß den Gemachen
hinweg.

Das destillierte Wasser von unzeitigen
Schmerzen
vom heissen
Podagra/
hitzige Ge-
schwulst.
Kürbsen kan man äusserlich gebrauchen/ lei-
nen tüchlein darinn netzen/ und lawlicht ü-
berlegen/ zu den schmertzlichen heissen Glie-
deren/ vom Podagra und allen hitzigen Ge-
[Spaltenumbruch] schwulsten. Jnnerlich gebraucht und davonGrosse sie-
ber-hitz.

etliche loth getruncken/ löschet die grosse hitz
der Fiebern wunderbarlich.



CAPUT XLVIII.
[Abbildung] Passions-blum. Granadilla.
Namen.

PAssions-blume heißt Lateinisch/ Gra-
nadilla, Murucuja, Flos passionis, Ma-
racoc, s. Clematis Virginiana, Park. Cle-
matis trifolia flore roseo clavato, C. B.

Geschlecht und Gestalt.

Dieses alhier abgebildete Geschlecht der
Passions-blume hat eine daurhaffte/ krie-
chende/ knodichte/ leicht zerbrüchliche/ zaß-
lichte/ bleich-weisse/ süßlichte wurtzel; darauß
viel dünne/ lange/ röthlicht-grüne/ und bey
dem ursprung der blätteren mit gäbelein be-
kleidete schößlein auffwachsen; mit bemelten
gäbelein hängen sie sich gern an die nächst
gelegenen Gewächs/ Stauden/ oder Bäum/
und winden sich daran in die höhe. Wenn
die schößlein etwan die Erden gewinnen/ so
wurtzlen sie gleich ein/ und vermehren also
das Gewächs. Die blätter haben tieffe ein-
schnitt/ sind 4. biß 6. zoll lang/ auch so breit/
glatt/ mit aderen durchzogen/ bißweilen
klein zerkerfft/ schön grün/ eines scharffen
geruchs und geschmacks. Zwischen jeden flü-
geln der Blumen kommen durch den gan-
tzen Sommer/ schöne/ grosse/ honigfarbe/
mit allerhand lieblichen anderen farben ge-
striemte Blumen/ welche mit vielen|/ pur-
pur-fleckichten fäserlein und fäden beklei-
det; zwischen diesen sehr vielen/ langen und
kurtzen fäden/ steigt ein bleich-grüner/ run-
der/ dicklichter stiel gleich einer saul/ auß

mitte

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] bekommen nur ein wider zuruck gebogenen
halß: andere ſchieſſen gerad auff/ und wer-
den zwey oder drey elen lang.

5. Die runden Koͤpff-kuͤrbſen/ werden al-
ſo genant/ dieweilen ſie ſich einem Kopf ver-
gleichen/ Cucurbita capitata, C. B.

Welche Kuͤrbſen man behalten wil/ die
laͤſſet man auff ihren Reben biß zu dem
Herbſt hangen/ alßdenn ſchneidet man ſie
ab/ ſtellet ſie an die Sonnen/ oder in einen
Bachofen/ nach dem das Brot außgenom-
men iſt/ laͤſſet ſie darinnen/ biß ſie wol tro-
cken/ darnach thut man den ſamen auß/ rei-
bet ihn mit ſaltz/ daß der uͤbrige ſchleim und
feuchtigkeit darvon komme/ und leget ſie an
ein trockene ſtatt/ den von der feuchte ver-
dirbt der ſame.

So man wil/ daß die Kuͤrbſen groß auff-
wachſen/ ſoll man die mittelſten kernen auß
den Flaſchen nehmen/ und in der Pflantzung
die ſpitzen under ſich kehren.

Etliche beitzen den ſamen zuvor in ſůſſer
Milch oder Zucker-waſſer/ ſo wachſen die
Kuͤrbſen eher/ und werden ſuͤſſer.

Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu-
terbuch/ pag. 293. ſo man den ſamen in Se-
ſamoͤl beitzet/ und folgends ſetzt/ ſollen Kuͤrb-
ſen ohne ſamen wachſen.

Eigenſchafft.

Die Kuͤrbis haben viel waͤſſerigen/ etwas
nitroſiſchen ſaffts/ bey ſich/ kuͤhlen alſo und
feuchten ſehr/ geben ſehr ſchlechte Nahrung/
und geringe Artzney. Der ſamen aber hat in
ſeinen nitroſiſchen ſaltztheilen auch ein waͤſ-
ſerichtes oͤl/ und dadurch die Eigenſchafft/
theils zu kuͤhlen/ theils auch die ſcharffen
feuchtigkeiten deß Gebluͤts zu verſuͤſſen/
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ſchlaff zu bringen.

Gebrauch.

Auß den Kuͤrbſen-kernen mit Pappel-und
Erdbeer-waſſer ein Milch gemacht/ und da-
von offt getruncken/ loͤſchet alle Febriliſche
hitz/ ſtillet den ſchmertzen der Nieren und
Lenden/ vertreibet das brennen deß Harns/
und bringet gelinden ſchlaff.

Weilen die Kuͤrbſen den Magen hefftig
erkuͤhlen/ und zugleich ein waͤſſerig gebluͤt
verurſachen/ werden ſie zu der Koſt unnuͤtz-
lich gebrauchet/ iſt eine Speiß fuͤr ſtarcke
Bawrsleut.

Aberfluß
der milch
der Saͤu-
gam̃en.

Die Kuͤrbſen-blaͤtter auff die Weiberbruͤſt
gelegt/ ſollen die Milch minderen.

Die gebrante Aſchen von der Kuͤrbis-
Geſchwaͤr
und Loͤcher
am maͤnn-
lichen Ge-
maͤcht/
Brand.
rinde/ heylet die Geſchwaͤr und Loͤcher/ ſo
am maͤnnlichen Gemaͤcht ſich erzeigen/ iſt
auch gut fuͤr den Brand.

Das oͤl/ ſo mit Kuͤrbis-blumen vermiſcht/
und eine weil an die Sonne geſetzet wird/
Hitze der
Nieren.
Mucken
und ander
dergleichẽ
ungezießer
zu vertrei-
ben.
ſtillet die hitze der Nieren.

Der Rauch von den angezuͤndeten duͤrꝛen
Kuͤrbſen/ treibet alle Mucken und ander der-
gleichen Vngezieffer auß den Gemachen
hinweg.

Das deſtillierte Waſſer von unzeitigen
Schmerzẽ
vom heiſſẽ
Podagra/
hitzige Ge-
ſchwulſt.
Kuͤrbſen kan man aͤuſſerlich gebrauchen/ lei-
nen tuͤchlein darinn netzen/ und lawlicht uͤ-
berlegen/ zu den ſchmertzlichen heiſſen Glie-
deren/ vom Podagra und allen hitzigen Ge-
[Spaltenumbruch] ſchwulſten. Jnnerlich gebraucht und davonGroſſe ſie-
ber-hitz.

etliche loth getruncken/ loͤſchet die groſſe hitz
der Fiebern wunderbarlich.



CAPUT XLVIII.
[Abbildung] Paſſions-blum. Granadilla.
Namen.

PAſſions-blume heißt Lateiniſch/ Gra-
nadilla, Murucuja, Flos paſsionis, Ma-
racoc, ſ. Clematis Virginiana, Park. Cle-
matis trifolia flore roſeo clavato, C. B.

Geſchlecht und Geſtalt.

Dieſes alhier abgebildete Geſchlecht der
Paſſions-blume hat eine daurhaffte/ krie-
chende/ knodichte/ leicht zerbruͤchliche/ zaß-
lichte/ bleich-weiſſe/ ſuͤßlichte wurtzel; darauß
viel duͤnne/ lange/ roͤthlicht-gruͤne/ und bey
dem urſprung der blaͤtteren mit gaͤbelein be-
kleidete ſchoͤßlein auffwachſen; mit bemelten
gaͤbelein haͤngen ſie ſich gern an die naͤchſt
gelegenen Gewaͤchs/ Stauden/ oder Baͤum/
und winden ſich daran in die hoͤhe. Wenn
die ſchoͤßlein etwan die Erden gewinnen/ ſo
wurtzlen ſie gleich ein/ und vermehren alſo
das Gewaͤchs. Die blaͤtter haben tieffe ein-
ſchnitt/ ſind 4. biß 6. zoll lang/ auch ſo breit/
glatt/ mit aderen durchzogen/ bißweilen
klein zerkerfft/ ſchoͤn gruͤn/ eines ſcharffen
geruchs und geſchmacks. Zwiſchen jeden fluͤ-
geln der Blumen kommen durch den gan-
tzen Sommer/ ſchoͤne/ groſſe/ honigfarbe/
mit allerhand lieblichen anderen farben ge-
ſtriemte Blumen/ welche mit vielen|/ pur-
pur-fleckichten faͤſerlein und faͤden beklei-
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kurtzen faͤden/ ſteigt ein bleich-gruͤner/ run-
der/ dicklichter ſtiel gleich einer ſaul/ auß

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[574/0590] Das Dritte Buch/ bekommen nur ein wider zuruck gebogenen halß: andere ſchieſſen gerad auff/ und wer- den zwey oder drey elen lang. 5. Die runden Koͤpff-kuͤrbſen/ werden al- ſo genant/ dieweilen ſie ſich einem Kopf ver- gleichen/ Cucurbita capitata, C. B. Welche Kuͤrbſen man behalten wil/ die laͤſſet man auff ihren Reben biß zu dem Herbſt hangen/ alßdenn ſchneidet man ſie ab/ ſtellet ſie an die Sonnen/ oder in einen Bachofen/ nach dem das Brot außgenom- men iſt/ laͤſſet ſie darinnen/ biß ſie wol tro- cken/ darnach thut man den ſamen auß/ rei- bet ihn mit ſaltz/ daß der uͤbrige ſchleim und feuchtigkeit darvon komme/ und leget ſie an ein trockene ſtatt/ den von der feuchte ver- dirbt der ſame. So man wil/ daß die Kuͤrbſen groß auff- wachſen/ ſoll man die mittelſten kernen auß den Flaſchen nehmen/ und in der Pflantzung die ſpitzen under ſich kehren. Etliche beitzen den ſamen zuvor in ſůſſer Milch oder Zucker-waſſer/ ſo wachſen die Kuͤrbſen eher/ und werden ſuͤſſer. Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu- terbuch/ pag. 293. ſo man den ſamen in Se- ſamoͤl beitzet/ und folgends ſetzt/ ſollen Kuͤrb- ſen ohne ſamen wachſen. Eigenſchafft. Die Kuͤrbis haben viel waͤſſerigen/ etwas nitroſiſchen ſaffts/ bey ſich/ kuͤhlen alſo und feuchten ſehr/ geben ſehr ſchlechte Nahrung/ und geringe Artzney. Der ſamen aber hat in ſeinen nitroſiſchen ſaltztheilen auch ein waͤſ- ſerichtes oͤl/ und dadurch die Eigenſchafft/ theils zu kuͤhlen/ theils auch die ſcharffen feuchtigkeiten deß Gebluͤts zu verſuͤſſen/ durch den Harn zu treiben/ und gelinden ſchlaff zu bringen. Gebrauch. Auß den Kuͤrbſen-kernen mit Pappel-und Erdbeer-waſſer ein Milch gemacht/ und da- von offt getruncken/ loͤſchet alle Febriliſche hitz/ ſtillet den ſchmertzen der Nieren und Lenden/ vertreibet das brennen deß Harns/ und bringet gelinden ſchlaff. Weilen die Kuͤrbſen den Magen hefftig erkuͤhlen/ und zugleich ein waͤſſerig gebluͤt verurſachen/ werden ſie zu der Koſt unnuͤtz- lich gebrauchet/ iſt eine Speiß fuͤr ſtarcke Bawrsleut. Die Kuͤrbſen-blaͤtter auff die Weiberbruͤſt gelegt/ ſollen die Milch minderen. Die gebrante Aſchen von der Kuͤrbis- rinde/ heylet die Geſchwaͤr und Loͤcher/ ſo am maͤnnlichen Gemaͤcht ſich erzeigen/ iſt auch gut fuͤr den Brand. Geſchwaͤr und Loͤcher am maͤnn- lichen Ge- maͤcht/ Brand. Das oͤl/ ſo mit Kuͤrbis-blumen vermiſcht/ und eine weil an die Sonne geſetzet wird/ ſtillet die hitze der Nieren. Hitze der Nieren. Mucken und ander dergleichẽ ungezießer zu vertrei- ben. Der Rauch von den angezuͤndeten duͤrꝛen Kuͤrbſen/ treibet alle Mucken und ander der- gleichen Vngezieffer auß den Gemachen hinweg. Das deſtillierte Waſſer von unzeitigen Kuͤrbſen kan man aͤuſſerlich gebrauchen/ lei- nen tuͤchlein darinn netzen/ und lawlicht uͤ- berlegen/ zu den ſchmertzlichen heiſſen Glie- deren/ vom Podagra und allen hitzigen Ge- ſchwulſten. Jnnerlich gebraucht und davon etliche loth getruncken/ loͤſchet die groſſe hitz der Fiebern wunderbarlich. Schmerzẽ vom heiſſẽ Podagra/ hitzige Ge- ſchwulſt. Groſſe ſie- ber-hitz. CAPUT XLVIII. [Abbildung Paſſions-blum. Granadilla. ] Namen. PAſſions-blume heißt Lateiniſch/ Gra- nadilla, Murucuja, Flos paſsionis, Ma- racoc, ſ. Clematis Virginiana, Park. Cle- matis trifolia flore roſeo clavato, C. B. Geſchlecht und Geſtalt. Dieſes alhier abgebildete Geſchlecht der Paſſions-blume hat eine daurhaffte/ krie- chende/ knodichte/ leicht zerbruͤchliche/ zaß- lichte/ bleich-weiſſe/ ſuͤßlichte wurtzel; darauß viel duͤnne/ lange/ roͤthlicht-gruͤne/ und bey dem urſprung der blaͤtteren mit gaͤbelein be- kleidete ſchoͤßlein auffwachſen; mit bemelten gaͤbelein haͤngen ſie ſich gern an die naͤchſt gelegenen Gewaͤchs/ Stauden/ oder Baͤum/ und winden ſich daran in die hoͤhe. Wenn die ſchoͤßlein etwan die Erden gewinnen/ ſo wurtzlen ſie gleich ein/ und vermehren alſo das Gewaͤchs. Die blaͤtter haben tieffe ein- ſchnitt/ ſind 4. biß 6. zoll lang/ auch ſo breit/ glatt/ mit aderen durchzogen/ bißweilen klein zerkerfft/ ſchoͤn gruͤn/ eines ſcharffen geruchs und geſchmacks. Zwiſchen jeden fluͤ- geln der Blumen kommen durch den gan- tzen Sommer/ ſchoͤne/ groſſe/ honigfarbe/ mit allerhand lieblichen anderen farben ge- ſtriemte Blumen/ welche mit vielen|/ pur- pur-fleckichten faͤſerlein und faͤden beklei- det; zwiſchen dieſen ſehr vielen/ langen und kurtzen faͤden/ ſteigt ein bleich-gruͤner/ run- der/ dicklichter ſtiel gleich einer ſaul/ auß mitte

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/590>, abgerufen am 28.03.2024.