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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Coloquint. Colocynthis.
ist faust-groß/ gantz rund/ erstlich grün/ dar-
nach Citronenfarb: hat ein schwammichtes/
und über alle massen bitteres fleisch; da-
rinnen sechs ordnungen/ kleiner/ harter/ fla-
cher/ glatter/ weisser auch braunlichter sa-
men-kernen enthalten. Wächßt in Teutsch-
land nicht von sich selbst/ muß gepflantzt
und gesäet werden/ mag doch nicht wol auf-
kommen und Frucht bringen/ denn sie wil
ein warm Land und Erdreich haben. Die
Coloquinten-früchte änderen sich/ etliche
werden grösser/ rund/ grün und nur mit
beyden händen umbfaßt/ die anderen sind
kleiner/ rund/ gelb/ und gemeiniglich in
den Apothecken im gebrauch. Etliche wach-
sen groß/ ablang/ und änderen sich an der
farb/ denn sie erstlich mit einer grünen rin-
den begabet sind/ so hernach mit weißlichten
flecken besprenget/ und endlich bleichgelb/
hart und holtzicht wird. Andere sind zwar
von anfang grün/ werden aber bald mit
weißlichten macklen begabt/ und in der zei-
tigung gantz weiß. Die Coloquinten-frucht
bringet man gemeiniglich auß Egypten/ von
Alexandrien. Dr. Rauwolff schreibt/ daß
sie am fluß Eufrate auff Bugadet/ in gros-
ser menge herfür komme/ von dannen sie
nach Alepo/ und ferners in andere ort ge-
führet werde.

Eigenschafft.

Die Coloquinten-frucht und Samen ha-
ben ein rechtes flüchtig-etzendes/ oder corro-
sivisches/ bitteres/ mit ölicht-hartzigen/ oder
resinosen theilen vergesellschafftetes saltz bey
sich/ daher sie nicht nur hefftig biß auff das
Blut purgieren/ sonderen auch/ wenn man
zu viel davon einnimt/ durch ihr etzendes
gifft/ den Magen und Därme einfressen/ und
starcke entzündungen/ ja den kalten Brand
darinnen leichtlich erwecken.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Die Coloquint bewegt den Magen/ Ein-
geweid/ und den gantzen Leib zum hefftig-
sten/ zerreißt die Därm/ bringt unleidlichen
schmertzen mit sich/ und purgiert so starck/
daß auch Blut hernach gehet/ derohalben
sie nicht leichtlich oder freventlich zu ge-
brauchen ist/ daher sich nicht zu verwun-
dern/ daß die Landstreicher mit diesem Ge-
wächs viel Leut umb das Leben bringen.

Uneracht/ wird die Coloquinten in der
Frantzosen-seuche/ oder Venerischen Kranck-
heit von Helmontio und anderen gebrau-
chet/ und sehr gerühmet. Man nimt je nachFrantzo-
sen-sucht.

des Patienten beschaffenheit einen halben
rohen Coloquinten-Apffel/ mehr oder weni-
ger/ setzt den in ein sauber glaß/ gießt weis-
sen guten Wein darüber/ läßts über Nacht
wol verdeckt stehen/ den folgenden Morgen
schüttet man den klaren lauteren Wein sach-
te/ ohn vorbeschehenes außtrucken ab/ und
gibt ihn dem Patienten warm zu trincken.
Diesen Wein muß der Patient fünf oder
sechs mahl trincken/ aber dabey allezeit den
kalten lufft meiden. Auff diese weiß soll der
Patient viel eher von der garstigen Seuche
befreyet werden/ als von allen übrigen mittlen.
Eine stund nach eingenommenem Wein/
muß der Patient allezeit eine kühlende Kräu-
terbrühen trincken; von Lattich/ Endivien/
Purtzeln/ Erdbeerkraut/ Wegerich/ und
dergleichen. Eben dieser Wein wird auch
von etwelchen in der Schiatique, oder demHußtwehe
Schiatique

Hufftwehe/ für ein unfehlbahres mittel ge-
halten.

Das schwammichte Fleisch der Coloquin-
ten/ pflegt man auff 20. oder 30. gran schwer
in einem bündelein gebunden/ in den Cly-
stieren zu sieden/ und solche denen beyzu-Schlag-
flüß/
Schlaff-
suchten.

bringen/ welche mit Schlaff-kranckheiten/
oder Schlagflüssen angefochten worden.

Wermuth und Coloquinten in halb was-
ser/ halb Wein gesotten/ und das Haupt da-Läuß/
würm des
Leibs.

mit gewaschen/ tödet alle Läuse; über den
Bauch warm geschlagen/ vertreibet alle
Würme auß dem Leib.

Wenn die Coloquinten eine zeit lang in
wasser maceriert und geweicht/ hernach alsoDestilliert
Coloquin-
ten- öl.

destillieret werden/ so geben sie ein öl ab/ von
welchem zwey oder mehr tropffen an den
Nabel gestrichen/ auch den Leib under sich
purgieren kan.

Die gifftige substantz der Coloquinten
wird am besten corrigiert und gelinderet/
wenn dieselbe in Essig macerieret, darinnen
das Arcanum Tartari zuvor zerlassen worden.

Das in den Apothecken sich findende ge-Würm.
kochte Coloquinten-öl über den Nabel gestri-
chen/ treibt auch die Würm auß.



CAPUT LIII.
Wilder Cucumer. Cucumis sylvestris.
Namen.

WIlder Cucumer heißt Grichisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Cucumer
sive Cucumis sylvestris, Cucumer asi-
ninus, Cucumer anguinus, Cucumer erraticus.

Jtaliänisch/ Cocomero salvatico, Cocomero

asinino.

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Coloquint. Colocynthis.
iſt fauſt-groß/ gantz rund/ erſtlich gruͤn/ dar-
nach Citronenfarb: hat ein ſchwam̃ichtes/
und uͤber alle maſſen bitteres fleiſch; da-
rinnen ſechs ordnungen/ kleiner/ harter/ fla-
cher/ glatter/ weiſſer auch braunlichter ſa-
men-kernen enthalten. Waͤchßt in Teutſch-
land nicht von ſich ſelbſt/ muß gepflantzt
und geſaͤet werden/ mag doch nicht wol auf-
kommen und Frucht bringen/ denn ſie wil
ein warm Land und Erdreich haben. Die
Coloquinten-fruͤchte aͤnderen ſich/ etliche
werden groͤſſer/ rund/ gruͤn und nur mit
beyden haͤnden umbfaßt/ die anderen ſind
kleiner/ rund/ gelb/ und gemeiniglich in
den Apothecken im gebrauch. Etliche wach-
ſen groß/ ablang/ und aͤnderen ſich an der
farb/ denn ſie erſtlich mit einer gruͤnen rin-
den begabet ſind/ ſo hernach mit weißlichten
flecken beſprenget/ und endlich bleichgelb/
hart und holtzicht wird. Andere ſind zwar
von anfang gruͤn/ werden aber bald mit
weißlichten macklen begabt/ und in der zei-
tigung gantz weiß. Die Coloquinten-frucht
bringet man gemeiniglich auß Egypten/ von
Alexandrien. Dr. Rauwolff ſchreibt/ daß
ſie am fluß Eufrate auff Bugadet/ in groſ-
ſer menge herfuͤr komme/ von dannen ſie
nach Alepo/ und ferners in andere ort ge-
fuͤhret werde.

Eigenſchafft.

Die Coloquinten-frucht und Samen ha-
ben ein rechtes fluͤchtig-etzendes/ oder corꝛo-
ſiviſches/ bitteres/ mit oͤlicht-hartzigen/ oder
reſinoſen theilen vergeſellſchafftetes ſaltz bey
ſich/ daher ſie nicht nur hefftig biß auff das
Blut purgieren/ ſonderen auch/ wenn man
zu viel davon einnimt/ durch ihr etzendes
gifft/ den Magen und Daͤrme einfreſſen/ und
ſtarcke entzuͤndungen/ ja den kalten Brand
darinnen leichtlich erwecken.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Die Coloquint bewegt den Magen/ Ein-
geweid/ und den gantzen Leib zum hefftig-
ſten/ zerꝛeißt die Daͤrm/ bringt unleidlichen
ſchmertzen mit ſich/ und purgiert ſo ſtarck/
daß auch Blut hernach gehet/ derohalben
ſie nicht leichtlich oder freventlich zu ge-
brauchen iſt/ daher ſich nicht zu verwun-
dern/ daß die Landſtreicher mit dieſem Ge-
waͤchs viel Leut umb das Leben bringen.

Uneracht/ wird die Coloquinten in der
Frantzoſen-ſeuche/ oder Veneriſchen Kranck-
heit von Helmontio und anderen gebrau-
chet/ und ſehr geruͤhmet. Man nimt je nachFrantzo-
ſen-ſucht.

des Patienten beſchaffenheit einen halben
rohen Coloquinten-Apffel/ mehr oder weni-
ger/ ſetzt den in ein ſauber glaß/ gießt weiſ-
ſen guten Wein daruͤber/ laͤßts uͤber Nacht
wol verdeckt ſtehen/ den folgenden Morgen
ſchuͤttet man den klaren lauteren Wein ſach-
te/ ohn vorbeſchehenes außtrucken ab/ und
gibt ihn dem Patienten warm zu trincken.
Dieſen Wein muß der Patient fuͤnf oder
ſechs mahl trincken/ aber dabey allezeit den
kalten lufft meiden. Auff dieſe weiß ſoll der
Patient viel eher von der garſtigen Seuche
befreyet werdẽ/ als von allen uͤbrigen mittlen.
Eine ſtund nach eingenommenem Wein/
muß der Patient allezeit eine kuͤhlende Kraͤu-
terbruͤhen trincken; von Lattich/ Endivien/
Purtzeln/ Erdbeerkraut/ Wegerich/ und
dergleichen. Eben dieſer Wein wird auch
von etwelchen in der Schiatique, oder demHußtwehe
Schiatique

Hufftwehe/ fuͤr ein unfehlbahres mittel ge-
halten.

Das ſchwam̃ichte Fleiſch der Coloquin-
ten/ pflegt man auff 20. oder 30. gran ſchwer
in einem buͤndelein gebunden/ in den Cly-
ſtieren zu ſieden/ und ſolche denen beyzu-Schlag-
fluͤß/
Schlaff-
ſuchten.

bringen/ welche mit Schlaff-kranckheiten/
oder Schlagfluͤſſen angefochten worden.

Wermuth und Coloquinten in halb waſ-
ſer/ halb Wein geſotten/ und das Haupt da-Laͤuß/
wuͤrm des
Leibs.

mit gewaſchen/ toͤdet alle Laͤuſe; uͤber den
Bauch warm geſchlagen/ vertreibet alle
Wuͤrme auß dem Leib.

Wenn die Coloquinten eine zeit lang in
waſſer maceriert und geweicht/ hernach alſoDeſtilliert
Coloquin-
ten- oͤl.

deſtillieret werden/ ſo geben ſie ein oͤl ab/ von
welchem zwey oder mehr tropffen an den
Nabel geſtrichen/ auch den Leib under ſich
purgieren kan.

Die gifftige ſubſtantz der Coloquinten
wird am beſten corꝛigiert und gelinderet/
wenn dieſelbe in Eſſig macerieret, darinnen
das Arcanum Tartari zuvor zerlaſſen worden.

Das in den Apothecken ſich findende ge-Wuͤrm.
kochte Coloquinten-oͤl uͤber den Nabel geſtri-
chen/ treibt auch die Wuͤrm auß.



CAPUT LIII.
Wilder Cucumer. Cucumis ſylveſtris.
Namen.

WIlder Cucumer heißt Grichiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Cucumer
ſive Cucumis ſylveſtris, Cucumer aſi-
ninus, Cucumer anguinus, Cucumer erraticus.

Jtaliaͤniſch/ Cocomero ſalvatico, Cocomero

aſinino.
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[580/0596] Das Dritte Buch/ [Abbildung Coloquint. Colocynthis. ] iſt fauſt-groß/ gantz rund/ erſtlich gruͤn/ dar- nach Citronenfarb: hat ein ſchwam̃ichtes/ und uͤber alle maſſen bitteres fleiſch; da- rinnen ſechs ordnungen/ kleiner/ harter/ fla- cher/ glatter/ weiſſer auch braunlichter ſa- men-kernen enthalten. Waͤchßt in Teutſch- land nicht von ſich ſelbſt/ muß gepflantzt und geſaͤet werden/ mag doch nicht wol auf- kommen und Frucht bringen/ denn ſie wil ein warm Land und Erdreich haben. Die Coloquinten-fruͤchte aͤnderen ſich/ etliche werden groͤſſer/ rund/ gruͤn und nur mit beyden haͤnden umbfaßt/ die anderen ſind kleiner/ rund/ gelb/ und gemeiniglich in den Apothecken im gebrauch. Etliche wach- ſen groß/ ablang/ und aͤnderen ſich an der farb/ denn ſie erſtlich mit einer gruͤnen rin- den begabet ſind/ ſo hernach mit weißlichten flecken beſprenget/ und endlich bleichgelb/ hart und holtzicht wird. Andere ſind zwar von anfang gruͤn/ werden aber bald mit weißlichten macklen begabt/ und in der zei- tigung gantz weiß. Die Coloquinten-frucht bringet man gemeiniglich auß Egypten/ von Alexandrien. Dr. Rauwolff ſchreibt/ daß ſie am fluß Eufrate auff Bugadet/ in groſ- ſer menge herfuͤr komme/ von dannen ſie nach Alepo/ und ferners in andere ort ge- fuͤhret werde. Eigenſchafft. Die Coloquinten-frucht und Samen ha- ben ein rechtes fluͤchtig-etzendes/ oder corꝛo- ſiviſches/ bitteres/ mit oͤlicht-hartzigen/ oder reſinoſen theilen vergeſellſchafftetes ſaltz bey ſich/ daher ſie nicht nur hefftig biß auff das Blut purgieren/ ſonderen auch/ wenn man zu viel davon einnimt/ durch ihr etzendes gifft/ den Magen und Daͤrme einfreſſen/ und ſtarcke entzuͤndungen/ ja den kalten Brand darinnen leichtlich erwecken. Gebrauch. Die Coloquint bewegt den Magen/ Ein- geweid/ und den gantzen Leib zum hefftig- ſten/ zerꝛeißt die Daͤrm/ bringt unleidlichen ſchmertzen mit ſich/ und purgiert ſo ſtarck/ daß auch Blut hernach gehet/ derohalben ſie nicht leichtlich oder freventlich zu ge- brauchen iſt/ daher ſich nicht zu verwun- dern/ daß die Landſtreicher mit dieſem Ge- waͤchs viel Leut umb das Leben bringen. Uneracht/ wird die Coloquinten in der Frantzoſen-ſeuche/ oder Veneriſchen Kranck- heit von Helmontio und anderen gebrau- chet/ und ſehr geruͤhmet. Man nimt je nach des Patienten beſchaffenheit einen halben rohen Coloquinten-Apffel/ mehr oder weni- ger/ ſetzt den in ein ſauber glaß/ gießt weiſ- ſen guten Wein daruͤber/ laͤßts uͤber Nacht wol verdeckt ſtehen/ den folgenden Morgen ſchuͤttet man den klaren lauteren Wein ſach- te/ ohn vorbeſchehenes außtrucken ab/ und gibt ihn dem Patienten warm zu trincken. Dieſen Wein muß der Patient fuͤnf oder ſechs mahl trincken/ aber dabey allezeit den kalten lufft meiden. Auff dieſe weiß ſoll der Patient viel eher von der garſtigen Seuche befreyet werdẽ/ als von allen uͤbrigen mittlen. Eine ſtund nach eingenommenem Wein/ muß der Patient allezeit eine kuͤhlende Kraͤu- terbruͤhen trincken; von Lattich/ Endivien/ Purtzeln/ Erdbeerkraut/ Wegerich/ und dergleichen. Eben dieſer Wein wird auch von etwelchen in der Schiatique, oder dem Hufftwehe/ fuͤr ein unfehlbahres mittel ge- halten. Frantzo- ſen-ſucht. Hußtwehe Schiatique Das ſchwam̃ichte Fleiſch der Coloquin- ten/ pflegt man auff 20. oder 30. gran ſchwer in einem buͤndelein gebunden/ in den Cly- ſtieren zu ſieden/ und ſolche denen beyzu- bringen/ welche mit Schlaff-kranckheiten/ oder Schlagfluͤſſen angefochten worden. Schlag- fluͤß/ Schlaff- ſuchten. Wermuth und Coloquinten in halb waſ- ſer/ halb Wein geſotten/ und das Haupt da- mit gewaſchen/ toͤdet alle Laͤuſe; uͤber den Bauch warm geſchlagen/ vertreibet alle Wuͤrme auß dem Leib. Laͤuß/ wuͤrm des Leibs. Wenn die Coloquinten eine zeit lang in waſſer maceriert und geweicht/ hernach alſo deſtillieret werden/ ſo geben ſie ein oͤl ab/ von welchem zwey oder mehr tropffen an den Nabel geſtrichen/ auch den Leib under ſich purgieren kan. Deſtilliert Coloquin- ten- oͤl. Die gifftige ſubſtantz der Coloquinten wird am beſten corꝛigiert und gelinderet/ wenn dieſelbe in Eſſig macerieret, darinnen das Arcanum Tartari zuvor zerlaſſen worden. Das in den Apothecken ſich findende ge- kochte Coloquinten-oͤl uͤber den Nabel geſtri- chen/ treibt auch die Wuͤrm auß. Wuͤrm. CAPUT LIII. Wilder Cucumer. Cucumis ſylveſtris. Namen. WIlder Cucumer heißt Grichiſch/ __. Lateiniſch/ Cucumer ſive Cucumis ſylveſtris, Cucumer aſi- ninus, Cucumer anguinus, Cucumer erraticus. Jtaliaͤniſch/ Cocomero ſalvatico, Cocomero aſinino.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/596>, abgerufen am 16.04.2024.