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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] geruch/ und so sie verblühen/ werden sie ei-
ner Birn gleich/ in welcher der samen ligt/
wenn derselbige zeitig worden/ springt die
Birn in fünff stück auff/ und komt der drey-
eckichte samen herfür. Die Wurtzeln sind
schlecht/ dünn und lang/ nut welchen sie biß-
weilen auff der Erden kriecht/ unterweilen
aber tieff in die Erden wächßt. Man findet
sie in Ober- und Nider-Teutschland/ Un-
garn/ Franckreich und Spanien. Jm El-
saß wächßt sie in den Weingärten.

Eigenschafft.

Beyde Osterlucey-wurtzeln werden in der
Artzney sehr genutzt. Sie sind bitter und et-
was scharff/ warm und trocken im anfang
des dritten grads. Man samlet sie vor auff-
gang der Sonnen/ wenn sie in die Zwilling
gehet. Sonsten führet die Hollwurtz ein bit-
teres/ alkalisches/ scharfflichtes Saltz/ neben
wenigen ölicht-balsamischen theilgen bey
sich/ und hat daher gute Kräfften/ innerliche
Verstopffungen der Leber/ Miltz und Mut-
ter zu eröffnen/ zähen Schleim der Brust
zu erdünnern/ und zum außwurff zu befür-
dern; Wunden und Geschwär zu säuberen/
zu reinigen und zu heilen/ und die monatliche
Reinigung der Weibern zu befördern. Die
runde Hollwurtz wird mehr innerlich/ als
die kräfftigere/ die lange aber mehr äusser-
lich gebraucht.

Gebrauch.

Die Osterlucey ist ein Wurtzel/ welche
Gifft/ Pe-
stilentz.
wegen ihrer sonderlichen Krafft wider das
Gifft und Pestilentz in den Theriac gethan
wird.

Nim ein halbes quintlein runde Osterlu-
cey/ Myrrhen ein scrupel/ roth Buckenwas-
Versteckte
Monat-
blum.
Todte Lei-
bes-frucht/
zuruck blei-
bende
nachgeburt
Unrath der
Kindbette-
rinnen.
ser zwey loth/ mischs under einander/ und
gibs etliche mahl ein. Solche Artzney bringt
den Frawen ihre Blum/ treibet die todte
Leibsfrücht und Nachgeburt auß/ und reini-
get allen Unrath/ so in der Mutter sich bey
den Kindbetterinnen versamlet hat. Dahero
kan ein jede Kinder-mutter ab dieser Wur-
tzel trincken/ damit die hoch nothwendige
Reinigung ihren rechten fortgang behalte.

Zu Verhütung der Lungen-geschwär o-
Lungen-ge-
schwär/
Lungsucht/
Blutspeyen.
der Lungsucht/ welche gemeiniglich auff das
Blut-speyen mit einem Husten folget/ ist
folgendes mittel von einem Medico, der sich
zwölff Jahr damit bewahret/ sehr heilsam
befunden worden.: Den ersten Tag hat er
genommen destilliertes Roßhuben-wasser 4.
loth/ in welchem zuvor über nacht nur ein
Blatt der langen Osterlucey gelegt ware/
solches am morgen durch ein sauberes tüch-
lein geseiget/ und also nüchter getruncken:
Den anderen tag hat er widerumb so viel
dieses Wassers getruncken/ aber darinn wa-
ren zwey blätter eingeweicht. Den dritten
tag nahm er drey blätter; den vierdten tag
vier; den fünfften tag fünff; den sechsten
tag sechs; und den siebenden tag sieben blät-
ter; aber am achten tag nahm er nur sechs;
am neunten tag fünff; am zehenden tag vier;
am eilfften tag drey; am zwölfften tag zwey;
und am dreyzehenden tag nur ein Blatt/
und hat also die Cur öffters widerholet.

Das Kraut und Wurtzel von der langen
Osterlucey in halb Wein und halb Wasser
[Spaltenumbruch] gesotten/ tucher darinnen genetzt/ und überSchäbig-
keit/ Zit-
termahl.

die raudigen oder schäbigen Glieder geschla-
gen/ auch die Zittermähler fleißig darmit
gewaschen/ heilet alles zimlich geschwind.

Die runde Osterlucey-wurtzel ist den Fi-
schen sehr angenehm/ denn so man diese
Wurtzel zerstossen/ mit Kalch in ein Wasser
wirfft/ eilen die Fische alsobald darzu/ essens
mit begierd/ aber dieser lust gedeyet ihnen
nicht wol/ denn sie darvon erstarren/ und
halb todt empor schwimmen/ wie solches
Plinius Lib. 25. Histor. Natur. Cap. 8. auß ei-
gener erfahrung bezeuget.

Ein gelehrter Medicus hat das pulver vonMagen-
mund-
schmertzen.

der runden Osterlucey in einem warmen Ey
offt mit grossem nutzen in dem Magenmund-
schmertzen oder Cardialgia eingeben/ wie sol-
ches Camerarius berichtet.

Die Osterlucey hat sonsten ein grosse krafftFaul fleisch
Geschwär/

zu reinigen/ heilet und verzehret das faule
Fleisch/ und säuberet die Geschwär/ entwe-
der das grüne Kraut zerstossen und darüber
gelegt/ oder aber das pulver darein gestre-
wet. Sie ziehet auch die Spreissen/Spreissen/
Dorn/
Pfeil/
Schieffer.

Dörn/ Pfeil und Schieffer auß/ wenn
man das Kraut zerknitscht/ und darüber le-
get/ derohalben die Balbierer sich solches
Krauts zu ihren Stich-pflastern bedienen.

Es brauchen die Schmied dieses Kraut zuSchaden
der Pfer-
den/ ver-
wundte ge-
truckte
Pferd.

den Schäden der Pferden/ daher wenn die
Pferd verwundet/ oder vom Sattel getruckt
sind/ strewen sie das pulver von dieser wur-
tzel in den Schaden/ denn es darinnen kein
wild Fleisch wachsen läßt.

So sich ein Pferd vergangen hat: NimVergange-
ne Pferd.

Osterlucey/ Bibergeil/ Theriac/ Lorbeer
gestossen/ jedes ein halb loth/ siede es in Bier
oder Wein/ und gieß es dem Pferd ein/ so
warm es dasselbig erleiden kan.

Der Wein mit Osterlucey gesotten/ säu-Faule und
frische
Wunden/
fliessende
beinlöcher/
schäden/
an heimli-
chen orten.

bert und heilet alle faule und frische Wun-
den/ fliessende Beinlöcher und allerley Schä-
den/ sonderlich an heimlichen orten/ damit
gewaschen/ und das pulver von der gedörr-
ten Wurtzel darein gestrewet.

Wenn man den Osterlucey-safft in die
alten unreinen Geschwär thut/ verzehret erAlte unrei-
ne Ge-
schwär.

alles was faul darinn ist/ derowegen die
Wund-ärtzte diesen Safft auch unter ihre
Salben und Pflaster mischen sollen/ so sie
zu den unsauberen Geschwären gebrauchen.

Den trefflichen nutzen/ welchen das auß
der langen Osterlucey destillierte Wasser inSchädi-
gung und
versehrung
an heimli-
chen orten
bey Mann
und| Weib/
faule schä-
den.

sich hält/ beschreibet Nicolaus Agerius in dem
1. Theil seiner Teutschen Apotheck im 27.
Cap. also. Dieses Wasser ist ein köstliche
Artzney für die Schädigung und Verseh-
rung an heimlichen orten bey Mann und
Weib/ wie auch für alle andere faule Schä-
den/ sie damit gewaschen/ darinn genetzte
tüchlein des tages etliche mahl darüber ge-
legt/ und das reine pulver darein gestrewet.

Den Weibern so in Kinds-nöthen ligen/
ein löffelvoll oder drey dieses Wassers einge-Schwere
Geburt/
todte
frucht/ zu-
ruck blei-
bende nach-
geburt und
reinigung
nach der
Geburt.
Kalte flüß/

ben/ hilfft ihnen in der Geburt/ treibt die
Nachgeburt/ todte Frucht/ und nothwendi-
ge Reinigung nach der Geburt/ sehr wol
auß/ und verhütet alle bösen Zufälle.

Ferners hat dieses Wasser die krafft das
Hirn und die Brust von kalten Flüssen zu
reinigen/ eröffnet die Leber und Miltz/ ver-

treibt

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] geruch/ und ſo ſie verbluͤhen/ werden ſie ei-
ner Birn gleich/ in welcher der ſamen ligt/
wenn derſelbige zeitig worden/ ſpringt die
Birn in fuͤnff ſtuͤck auff/ und komt der drey-
eckichte ſamen herfuͤr. Die Wurtzeln ſind
ſchlecht/ duͤnn und lang/ nut welchen ſie biß-
weilen auff der Erden kriecht/ unterweilen
aber tieff in die Erden waͤchßt. Man findet
ſie in Ober- und Nider-Teutſchland/ Un-
garn/ Franckreich und Spanien. Jm El-
ſaß waͤchßt ſie in den Weingaͤrten.

Eigenſchafft.

Beyde Oſterlucey-wurtzeln werden in der
Artzney ſehr genutzt. Sie ſind bitter und et-
was ſcharff/ warm und trocken im anfang
des dritten grads. Man ſamlet ſie vor auff-
gang der Sonnen/ wenn ſie in die Zwilling
gehet. Sonſten fuͤhret die Hollwurtz ein bit-
teres/ alkaliſches/ ſcharfflichtes Saltz/ neben
wenigen oͤlicht-balſamiſchen theilgen bey
ſich/ und hat daher gute Kraͤfften/ innerliche
Verſtopffungen der Leber/ Miltz und Mut-
ter zu eroͤffnen/ zaͤhen Schleim der Bruſt
zu erduͤnnern/ und zum außwurff zu befuͤr-
dern; Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤuberen/
zu reinigen und zu heilen/ und die monatliche
Reinigung der Weibern zu befoͤrdern. Die
runde Hollwurtz wird mehr innerlich/ als
die kraͤfftigere/ die lange aber mehr aͤuſſer-
lich gebraucht.

Gebrauch.

Die Oſterlucey iſt ein Wurtzel/ welche
Gifft/ Pe-
ſtilentz.
wegen ihrer ſonderlichen Krafft wider das
Gifft und Peſtilentz in den Theriac gethan
wird.

Nim ein halbes quintlein runde Oſterlu-
cey/ Myrꝛhen ein ſcrupel/ roth Buckenwaſ-
Verſteckte
Monat-
blum.
Todte Lei-
bes-frucht/
zuruck blei-
bende
nachgeburt
Unrath der
Kindbette-
rinnen.
ſer zwey loth/ miſchs under einander/ und
gibs etliche mahl ein. Solche Artzney bringt
den Frawen ihre Blum/ treibet die todte
Leibsfruͤcht und Nachgeburt auß/ und reini-
get allen Unrath/ ſo in der Mutter ſich bey
den Kindbetterinnen verſamlet hat. Dahero
kan ein jede Kinder-mutter ab dieſer Wur-
tzel trincken/ damit die hoch nothwendige
Reinigung ihren rechten fortgang behalte.

Zu Verhuͤtung der Lungen-geſchwaͤr o-
Lungen-ge-
ſchwaͤr/
Lungſucht/
Blutſpeyẽ.
der Lungſucht/ welche gemeiniglich auff das
Blut-ſpeyen mit einem Huſten folget/ iſt
folgendes mittel von einem Medico, der ſich
zwoͤlff Jahr damit bewahret/ ſehr heilſam
befunden worden.: Den erſten Tag hat er
genommen deſtilliertes Roßhuben-waſſer 4.
loth/ in welchem zuvor uͤber nacht nur ein
Blatt der langen Oſterlucey gelegt ware/
ſolches am morgen durch ein ſauberes tuͤch-
lein geſeiget/ und alſo nuͤchter getruncken:
Den anderen tag hat er widerumb ſo viel
dieſes Waſſers getruncken/ aber darinn wa-
ren zwey blaͤtter eingeweicht. Den dritten
tag nahm er drey blaͤtter; den vierdten tag
vier; den fuͤnfften tag fuͤnff; den ſechsten
tag ſechs; und den ſiebenden tag ſieben blaͤt-
ter; aber am achten tag nahm er nur ſechs;
am neunten tag fuͤnff; am zehenden tag vier;
am eilfften tag drey; am zwoͤlfften tag zwey;
und am dreyzehenden tag nur ein Blatt/
und hat alſo die Cur oͤffters widerholet.

Das Kraut und Wurtzel von der langen
Oſterlucey in halb Wein und halb Waſſer
[Spaltenumbruch] geſotten/ tůcher darinnen genetzt/ und uͤberSchaͤbig-
keit/ Zit-
termahl.

die raudigen oder ſchaͤbigen Glieder geſchla-
gen/ auch die Zittermaͤhler fleißig darmit
gewaſchen/ heilet alles zimlich geſchwind.

Die runde Oſterlucey-wurtzel iſt den Fi-
ſchen ſehr angenehm/ denn ſo man dieſe
Wurtzel zerſtoſſen/ mit Kalch in ein Waſſer
wirfft/ eilen die Fiſche alſobald darzu/ eſſens
mit begierd/ aber dieſer luſt gedeyet ihnen
nicht wol/ denn ſie darvon erſtarꝛen/ und
halb todt empor ſchwimmen/ wie ſolches
Plinius Lib. 25. Hiſtor. Natur. Cap. 8. auß ei-
gener erfahrung bezeuget.

Ein gelehrter Medicus hat das pulver vonMagen-
mund-
ſchmertzen.

der runden Oſterlucey in einem warmen Ey
offt mit groſſem nutzen in dem Magenmund-
ſchmertzen oder Cardialgia eingeben/ wie ſol-
ches Camerarius berichtet.

Die Oſterlucey hat ſonſten ein groſſe krafftFaul fleiſch
Geſchwaͤr/

zu reinigen/ heilet und verzehret das faule
Fleiſch/ und ſaͤuberet die Geſchwaͤr/ entwe-
der das gruͤne Kraut zerſtoſſen und daruͤber
gelegt/ oder aber das pulver darein geſtre-
wet. Sie ziehet auch die Spreiſſen/Spreiſſen/
Dorn/
Pfeil/
Schieffer.

Doͤrn/ Pfeil und Schieffer auß/ wenn
man das Kraut zerknitſcht/ und daruͤber le-
get/ derohalben die Balbierer ſich ſolches
Krauts zu ihren Stich-pflaſtern bedienen.

Es brauchen die Schmied dieſes Kraut zuSchaden
der Pfer-
den/ ver-
wundte ge-
truckte
Pferd.

den Schaͤden der Pferden/ daher wenn die
Pferd verwundet/ oder vom Sattel getruckt
ſind/ ſtrewen ſie das pulver von dieſer wur-
tzel in den Schaden/ denn es darinnen kein
wild Fleiſch wachſen laͤßt.

So ſich ein Pferd vergangen hat: NimVergange-
ne Pferd.

Oſterlucey/ Bibergeil/ Theriac/ Lorbeer
geſtoſſen/ jedes ein halb loth/ ſiede es in Bier
oder Wein/ und gieß es dem Pferd ein/ ſo
warm es daſſelbig erleiden kan.

Der Wein mit Oſterlucey geſotten/ ſaͤu-Faule und
friſche
Wunden/
flieſſende
beinloͤcher/
ſchaͤden/
an heimli-
chen orten.

bert und heilet alle faule und friſche Wun-
den/ flieſſende Beinloͤcher und allerley Schaͤ-
den/ ſonderlich an heimlichen orten/ damit
gewaſchen/ und das pulver von der gedoͤrꝛ-
ten Wurtzel darein geſtrewet.

Wenn man den Oſterlucey-ſafft in die
alten unreinen Geſchwaͤr thut/ verzehret erAlte unrei-
ne Ge-
ſchwaͤr.

alles was faul darinn iſt/ derowegen die
Wund-aͤrtzte dieſen Safft auch unter ihre
Salben und Pflaſter miſchen ſollen/ ſo ſie
zu den unſauberen Geſchwaͤren gebrauchen.

Den trefflichen nutzen/ welchen das auß
der langen Oſterlucey deſtillierte Waſſer inSchaͤdi-
gung und
verſehrung
an heimli-
chen orten
bey Mann
und| Weib/
faule ſchaͤ-
den.

ſich haͤlt/ beſchreibet Nicolaus Agerius in dem
1. Theil ſeiner Teutſchen Apotheck im 27.
Cap. alſo. Dieſes Waſſer iſt ein koͤſtliche
Artzney fuͤr die Schaͤdigung und Verſeh-
rung an heimlichen orten bey Mann und
Weib/ wie auch fuͤr alle andere faule Schaͤ-
den/ ſie damit gewaſchen/ darinn genetzte
tuͤchlein des tages etliche mahl daruͤber ge-
legt/ und das reine pulver darein geſtrewet.

Den Weibern ſo in Kinds-noͤthen ligen/
ein loͤffelvoll oder drey dieſes Waſſers einge-Schwere
Geburt/
todte
frucht/ zu-
ruck blei-
bende nach-
geburt und
reinigung
nach der
Geburt.
Kalte fluͤß/

ben/ hilfft ihnen in der Geburt/ treibt die
Nachgeburt/ todte Frucht/ und nothwendi-
ge Reinigung nach der Geburt/ ſehr wol
auß/ und verhuͤtet alle boͤſen Zufaͤlle.

Ferners hat dieſes Waſſer die krafft das
Hirn und die Bruſt von kalten Fluͤſſen zu
reinigen/ eroͤffnet die Leber und Miltz/ ver-

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[636/0652] Das Dritte Buch/ geruch/ und ſo ſie verbluͤhen/ werden ſie ei- ner Birn gleich/ in welcher der ſamen ligt/ wenn derſelbige zeitig worden/ ſpringt die Birn in fuͤnff ſtuͤck auff/ und komt der drey- eckichte ſamen herfuͤr. Die Wurtzeln ſind ſchlecht/ duͤnn und lang/ nut welchen ſie biß- weilen auff der Erden kriecht/ unterweilen aber tieff in die Erden waͤchßt. Man findet ſie in Ober- und Nider-Teutſchland/ Un- garn/ Franckreich und Spanien. Jm El- ſaß waͤchßt ſie in den Weingaͤrten. Eigenſchafft. Beyde Oſterlucey-wurtzeln werden in der Artzney ſehr genutzt. Sie ſind bitter und et- was ſcharff/ warm und trocken im anfang des dritten grads. Man ſamlet ſie vor auff- gang der Sonnen/ wenn ſie in die Zwilling gehet. Sonſten fuͤhret die Hollwurtz ein bit- teres/ alkaliſches/ ſcharfflichtes Saltz/ neben wenigen oͤlicht-balſamiſchen theilgen bey ſich/ und hat daher gute Kraͤfften/ innerliche Verſtopffungen der Leber/ Miltz und Mut- ter zu eroͤffnen/ zaͤhen Schleim der Bruſt zu erduͤnnern/ und zum außwurff zu befuͤr- dern; Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤuberen/ zu reinigen und zu heilen/ und die monatliche Reinigung der Weibern zu befoͤrdern. Die runde Hollwurtz wird mehr innerlich/ als die kraͤfftigere/ die lange aber mehr aͤuſſer- lich gebraucht. Gebrauch. Die Oſterlucey iſt ein Wurtzel/ welche wegen ihrer ſonderlichen Krafft wider das Gifft und Peſtilentz in den Theriac gethan wird. Gifft/ Pe- ſtilentz. Nim ein halbes quintlein runde Oſterlu- cey/ Myrꝛhen ein ſcrupel/ roth Buckenwaſ- ſer zwey loth/ miſchs under einander/ und gibs etliche mahl ein. Solche Artzney bringt den Frawen ihre Blum/ treibet die todte Leibsfruͤcht und Nachgeburt auß/ und reini- get allen Unrath/ ſo in der Mutter ſich bey den Kindbetterinnen verſamlet hat. Dahero kan ein jede Kinder-mutter ab dieſer Wur- tzel trincken/ damit die hoch nothwendige Reinigung ihren rechten fortgang behalte. Verſteckte Monat- blum. Todte Lei- bes-frucht/ zuruck blei- bende nachgeburt Unrath der Kindbette- rinnen. Zu Verhuͤtung der Lungen-geſchwaͤr o- der Lungſucht/ welche gemeiniglich auff das Blut-ſpeyen mit einem Huſten folget/ iſt folgendes mittel von einem Medico, der ſich zwoͤlff Jahr damit bewahret/ ſehr heilſam befunden worden.: Den erſten Tag hat er genommen deſtilliertes Roßhuben-waſſer 4. loth/ in welchem zuvor uͤber nacht nur ein Blatt der langen Oſterlucey gelegt ware/ ſolches am morgen durch ein ſauberes tuͤch- lein geſeiget/ und alſo nuͤchter getruncken: Den anderen tag hat er widerumb ſo viel dieſes Waſſers getruncken/ aber darinn wa- ren zwey blaͤtter eingeweicht. Den dritten tag nahm er drey blaͤtter; den vierdten tag vier; den fuͤnfften tag fuͤnff; den ſechsten tag ſechs; und den ſiebenden tag ſieben blaͤt- ter; aber am achten tag nahm er nur ſechs; am neunten tag fuͤnff; am zehenden tag vier; am eilfften tag drey; am zwoͤlfften tag zwey; und am dreyzehenden tag nur ein Blatt/ und hat alſo die Cur oͤffters widerholet. Lungen-ge- ſchwaͤr/ Lungſucht/ Blutſpeyẽ. Das Kraut und Wurtzel von der langen Oſterlucey in halb Wein und halb Waſſer geſotten/ tůcher darinnen genetzt/ und uͤber die raudigen oder ſchaͤbigen Glieder geſchla- gen/ auch die Zittermaͤhler fleißig darmit gewaſchen/ heilet alles zimlich geſchwind. Schaͤbig- keit/ Zit- termahl. Die runde Oſterlucey-wurtzel iſt den Fi- ſchen ſehr angenehm/ denn ſo man dieſe Wurtzel zerſtoſſen/ mit Kalch in ein Waſſer wirfft/ eilen die Fiſche alſobald darzu/ eſſens mit begierd/ aber dieſer luſt gedeyet ihnen nicht wol/ denn ſie darvon erſtarꝛen/ und halb todt empor ſchwimmen/ wie ſolches Plinius Lib. 25. Hiſtor. Natur. Cap. 8. auß ei- gener erfahrung bezeuget. Ein gelehrter Medicus hat das pulver von der runden Oſterlucey in einem warmen Ey offt mit groſſem nutzen in dem Magenmund- ſchmertzen oder Cardialgia eingeben/ wie ſol- ches Camerarius berichtet. Magen- mund- ſchmertzen. Die Oſterlucey hat ſonſten ein groſſe krafft zu reinigen/ heilet und verzehret das faule Fleiſch/ und ſaͤuberet die Geſchwaͤr/ entwe- der das gruͤne Kraut zerſtoſſen und daruͤber gelegt/ oder aber das pulver darein geſtre- wet. Sie ziehet auch die Spreiſſen/ Doͤrn/ Pfeil und Schieffer auß/ wenn man das Kraut zerknitſcht/ und daruͤber le- get/ derohalben die Balbierer ſich ſolches Krauts zu ihren Stich-pflaſtern bedienen. Faul fleiſch Geſchwaͤr/ Spreiſſen/ Dorn/ Pfeil/ Schieffer. Es brauchen die Schmied dieſes Kraut zu den Schaͤden der Pferden/ daher wenn die Pferd verwundet/ oder vom Sattel getruckt ſind/ ſtrewen ſie das pulver von dieſer wur- tzel in den Schaden/ denn es darinnen kein wild Fleiſch wachſen laͤßt. Schaden der Pfer- den/ ver- wundte ge- truckte Pferd. So ſich ein Pferd vergangen hat: Nim Oſterlucey/ Bibergeil/ Theriac/ Lorbeer geſtoſſen/ jedes ein halb loth/ ſiede es in Bier oder Wein/ und gieß es dem Pferd ein/ ſo warm es daſſelbig erleiden kan. Vergange- ne Pferd. Der Wein mit Oſterlucey geſotten/ ſaͤu- bert und heilet alle faule und friſche Wun- den/ flieſſende Beinloͤcher und allerley Schaͤ- den/ ſonderlich an heimlichen orten/ damit gewaſchen/ und das pulver von der gedoͤrꝛ- ten Wurtzel darein geſtrewet. Faule und friſche Wunden/ flieſſende beinloͤcher/ ſchaͤden/ an heimli- chen orten. Wenn man den Oſterlucey-ſafft in die alten unreinen Geſchwaͤr thut/ verzehret er alles was faul darinn iſt/ derowegen die Wund-aͤrtzte dieſen Safft auch unter ihre Salben und Pflaſter miſchen ſollen/ ſo ſie zu den unſauberen Geſchwaͤren gebrauchen. Alte unrei- ne Ge- ſchwaͤr. Den trefflichen nutzen/ welchen das auß der langen Oſterlucey deſtillierte Waſſer in ſich haͤlt/ beſchreibet Nicolaus Agerius in dem 1. Theil ſeiner Teutſchen Apotheck im 27. Cap. alſo. Dieſes Waſſer iſt ein koͤſtliche Artzney fuͤr die Schaͤdigung und Verſeh- rung an heimlichen orten bey Mann und Weib/ wie auch fuͤr alle andere faule Schaͤ- den/ ſie damit gewaſchen/ darinn genetzte tuͤchlein des tages etliche mahl daruͤber ge- legt/ und das reine pulver darein geſtrewet. Schaͤdi- gung und verſehrung an heimli- chen orten bey Mann und| Weib/ faule ſchaͤ- den. Den Weibern ſo in Kinds-noͤthen ligen/ ein loͤffelvoll oder drey dieſes Waſſers einge- ben/ hilfft ihnen in der Geburt/ treibt die Nachgeburt/ todte Frucht/ und nothwendi- ge Reinigung nach der Geburt/ ſehr wol auß/ und verhuͤtet alle boͤſen Zufaͤlle. Schwere Geburt/ todte frucht/ zu- ruck blei- bende nach- geburt und reinigung nach der Geburt. Kalte fluͤß/ Ferners hat dieſes Waſſer die krafft das Hirn und die Bruſt von kalten Fluͤſſen zu reinigen/ eroͤffnet die Leber und Miltz/ ver- treibt

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/652>, abgerufen am 29.03.2024.