[Spaltenumbruch]
zahmen Kartendistel. Es wird mit einer grösseren wurtzel und fast tieff zerschnittenen blättern bey Rufach/ Colmar und Harburg gefunden. Sonsten aber hat dieser Distel ein einfache/ mit großlichten zaseln begabte wurtzel/ darauß ein eintzeler/ runder/ ge- streiffter/ hohler/ stachlichter stengel zwey oder mehr elen hoch/ auffsteiget; auff wel- chem ein dicke/ ablange/ in spitzige dörnlein außgehende/ bleich purpur-farbe Aehre-blum erscheinet/ und länglichte/ viereckichte/ ge- streiffte samen nach sich bringet.
3. Der kleine wilde Kartendistel/ Virga pastoris vulgaris, J. B. Dipsacus sylvestris ca- pitulo minore, vel Virga pastoris minor, C. B. Wächßt mit stengeln/ blättern und köpflein viel kleiner und geringer als das obgemeldte/ der stengel hat keine hohl-kälen/ ist auch nicht so dornicht. Die köpflein werden nicht grösser als die Muscaten/ sind mit dünnen haaren besetzt/ als wären es grüne seidene fäßlein. Er blühet weiß und zu zeiten auch braun. Wächßt viel in Niderland und Thü- ringen in den feuchten Gräben/ Hügeln und auff den Kirchhöffen.
Eigenschafft.
Die Wurtzel oder Kartendistel ist trocken im andern grad: wird gar selten innerlich gebraucht; hat ein alkalisches/ groblichtes/ reinigendes und heilendes saltz bey sich.
Gebrauch.
Schrunden und Fistlen des Hin- deren.
Die Wurtzel in Wein gesotten und dar- nach zerstossen/ biß sie ein dicke wie ein Pfla- ster bekomt/ alßdenn übergelegt/ heilet die Schrunden und Fisteln des Hindern: so man diese Artzney in einer kupffern Büchsen be- haltet/ ist sie ein gantzes Jahr gut: über die Wartzen.Wartzen gelegt/ solle sie auch vertreiben. Die Würmlein so in den knöpflein gefunden werden/ in ein bläßlein oder federkiel gebun- den/ und an den Halß oder Arm gehenckt/ Viertägig Fieber.sollen/ nach dem bericht Dioscoridis, das viertägige Fieber hinweg nehmen.
Finger- wurm.
Diese Würmlein mit Veiel- oder Rosen- öl zerstossen und auffgelegt/ sind gut wider den grausamen Schmertzen des Finger- wurms.
Trübe Au- gen/ gelbe/ braune fle- cken unter den augen. Sommer- sprossen/ Laubflecken.
Das Wasser so in den blättern gefunden wird/ ist gut zu den trüben Augen/ vertrei- bet auch alle gelbe/ braune Flecken unter den Augen/ so gemeiniglich Sommer-sprossen oder Laubflecken genennt werden/ darmit gewaschen/ daher es bey den Weibern im gebrauch ist.
Mund- geschwär.
Das auß den Blättern destillierte Wasser soll die Mund-geschwär heilen/ so man sie darmit laulicht gurgelt.
Die weisse Bergdistel/ Spina alba, Matth. Carduus tomentosus capitulo minore, C. B. Wächßt an den Bergen und Wäldern/ hat blätter wie die weisse Eberwurtz/ außgenom- men/ daß sie schmäler und weisser sind/ tieff eingeschnitten/ rauch und sehr dornicht. Jhr stengel ist zweyer elen hoch/ daumens- dick/ etwan dicker/ weiß/ inwendig hohl/ hat zu oberst ein dornicht köpflein/ einem Meer-Jgel ähnlich/ doch kleiner und län- ger. Auß diesen köpflein schlieffen haarige/ purpurfarbe blumen/ darinnen steckt der sa- men/ an gestalt wie der samen des wilden Saffrans/ doch runder. Die wurtzel ist dicker als ein Daumen/ weiß/ zweyer span- nen lang/ und süßlicht. Man grabt diese Distlen im Herbst zur zeit der Weinlesung.
Eigenschafft.
Die weisse Bergdistel hat ein groblichtes/ mittelmäßiges/ ungejohrenes saltz bey sich/ tröcknet daher/ und ziehet ein wenig zusammen.
Gebrauch.
Die Wurtzel in Laugen gesotten/ und dasAußfallen- de Haar. Haupt darmit gezwagen/ behält das auß- fallende Haar.
Man sagt/ so man den samen an den Ar- men gebunden trägt/ lasse er dem Men- schen kein unfall von Schlangen und giffti- gen Thieren zukommen.
Die zwey Geschlecht des vermeinten Bergdistels/ deren Figuren auß Camerario allhier beygesetzt worden/ sind von ihme in Epitome Matthioli p. m. 413. also beschrieben:
Das erste Geschlecht/ Spina alba floribus albis, Carduus Sphaerocephalus latifolius vul- garis flore candido, C. B. hat ein rund Distel- köpfflein/ so mit weissen Blumen wie stern- lein gezieret ist/ und gehet auß einer jedwe- deren Blum ein himmelblaues spitzlein her-
für.
Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch]
zahmen Kartendiſtel. Es wird mit einer groͤſſeren wurtzel und faſt tieff zerſchnittenen blaͤttern bey Rufach/ Colmar und Harburg gefunden. Sonſten aber hat dieſer Diſtel ein einfache/ mit großlichten zaſeln begabte wurtzel/ darauß ein eintzeler/ runder/ ge- ſtreiffter/ hohler/ ſtachlichter ſtengel zwey oder mehr elen hoch/ auffſteiget; auff wel- chem ein dicke/ ablange/ in ſpitzige doͤrnlein außgehende/ bleich purpur-farbe Aehre-blum erſcheinet/ und laͤnglichte/ viereckichte/ ge- ſtreiffte ſamen nach ſich bringet.
3. Der kleine wilde Kartendiſtel/ Virga paſtoris vulgaris, J. B. Dipſacus ſylveſtris ca- pitulo minore, vel Virga paſtoris minor, C. B. Waͤchßt mit ſtengeln/ blaͤttern und koͤpflein viel kleiner und geringer als das obgemeldte/ der ſtengel hat keine hohl-kaͤlen/ iſt auch nicht ſo dornicht. Die koͤpflein werden nicht groͤſſer als die Muſcaten/ ſind mit duͤnnen haaren beſetzt/ als waͤren es gruͤne ſeidene faͤßlein. Er bluͤhet weiß und zu zeiten auch braun. Waͤchßt viel in Niderland und Thuͤ- ringen in den feuchten Graͤben/ Huͤgeln und auff den Kirchhoͤffen.
Eigenſchafft.
Die Wurtzel oder Kartendiſtel iſt trocken im andern grad: wird gar ſelten innerlich gebraucht; hat ein alkaliſches/ groblichtes/ reinigendes und heilendes ſaltz bey ſich.
Gebrauch.
Schrundẽ und Fiſtlen des Hin- deren.
Die Wurtzel in Wein geſotten und dar- nach zerſtoſſen/ biß ſie ein dicke wie ein Pfla- ſter bekomt/ alßdenn uͤbergelegt/ heilet die Schrunden und Fiſteln des Hindern: ſo man dieſe Artzney in einer kupffern Buͤchſen be- haltet/ iſt ſie ein gantzes Jahr gut: uͤber die Wartzen.Wartzen gelegt/ ſolle ſie auch vertreiben. Die Wuͤrmlein ſo in den knoͤpflein gefunden werden/ in ein blaͤßlein oder federkiel gebun- den/ und an den Halß oder Arm gehenckt/ Viertaͤgig Fieber.ſollen/ nach dem bericht Dioſcoridis, das viertaͤgige Fieber hinweg nehmen.
Finger- wurm.
Dieſe Wuͤrmlein mit Veiel- oder Roſen- oͤl zerſtoſſen und auffgelegt/ ſind gut wider den grauſamen Schmertzen des Finger- wurms.
Truͤbe Au- gen/ gelbe/ braune fle- cken unter den augen. Sommer- ſproſſen/ Laubfleckẽ.
Das Waſſer ſo in den blaͤttern gefunden wird/ iſt gut zu den truͤben Augen/ vertrei- bet auch alle gelbe/ braune Flecken unter den Augen/ ſo gemeiniglich Sommer-ſproſſen oder Laubflecken genennt werden/ darmit gewaſchen/ daher es bey den Weibern im gebrauch iſt.
Mund- geſchwaͤr.
Das auß den Blaͤttern deſtillierte Waſſer ſoll die Mund-geſchwaͤr heilen/ ſo man ſie darmit laulicht gurgelt.
Die weiſſe Bergdiſtel/ Spina alba, Matth. Carduus tomentoſus capitulo minore, C. B. Waͤchßt an den Bergen und Waͤldern/ hat blaͤtter wie die weiſſe Eberwurtz/ außgenom- men/ daß ſie ſchmaͤler und weiſſer ſind/ tieff eingeſchnitten/ rauch und ſehr dornicht. Jhr ſtengel iſt zweyer elen hoch/ daumens- dick/ etwan dicker/ weiß/ inwendig hohl/ hat zu oberſt ein dornicht koͤpflein/ einem Meer-Jgel aͤhnlich/ doch kleiner und laͤn- ger. Auß dieſen koͤpflein ſchlieffen haarige/ purpurfarbe blumen/ darinnen ſteckt der ſa- men/ an geſtalt wie der ſamen des wilden Saffrans/ doch runder. Die wurtzel iſt dicker als ein Daumen/ weiß/ zweyer ſpan- nen lang/ und ſuͤßlicht. Man grabt dieſe Diſtlen im Herbſt zur zeit der Weinleſung.
Eigenſchafft.
Die weiſſe Bergdiſtel hat ein groblichtes/ mittelmaͤßiges/ ungejohrenes ſaltz bey ſich/ troͤcknet daher/ und ziehet ein wenig zuſam̃en.
Gebrauch.
Die Wurtzel in Laugen geſotten/ und dasAußfallen- de Haar. Haupt darmit gezwagen/ behaͤlt das auß- fallende Haar.
Man ſagt/ ſo man den ſamen an den Ar- men gebunden traͤgt/ laſſe er dem Men- ſchen kein unfall von Schlangen und giffti- gen Thieren zukommen.
Die zwey Geſchlecht des vermeinten Bergdiſtels/ deren Figuren auß Camerario allhier beygeſetzt worden/ ſind von ihme in Epitome Matthioli p. m. 413. alſo beſchrieben:
Das erſte Geſchlecht/ Spina alba floribus albis, Carduus Sphærocephalus latifolius vul- garis flore candido, C. B. hat ein rund Diſtel- koͤpfflein/ ſo mit weiſſen Blumen wie ſtern- lein gezieret iſt/ und gehet auß einer jedwe- deren Blum ein himmelblaues ſpitzlein her-
fuͤr.
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[642/0658]
Das Dritte Buch/
zahmen Kartendiſtel. Es wird mit einer
groͤſſeren wurtzel und faſt tieff zerſchnittenen
blaͤttern bey Rufach/ Colmar und Harburg
gefunden. Sonſten aber hat dieſer Diſtel
ein einfache/ mit großlichten zaſeln begabte
wurtzel/ darauß ein eintzeler/ runder/ ge-
ſtreiffter/ hohler/ ſtachlichter ſtengel zwey
oder mehr elen hoch/ auffſteiget; auff wel-
chem ein dicke/ ablange/ in ſpitzige doͤrnlein
außgehende/ bleich purpur-farbe Aehre-blum
erſcheinet/ und laͤnglichte/ viereckichte/ ge-
ſtreiffte ſamen nach ſich bringet.
3. Der kleine wilde Kartendiſtel/ Virga
paſtoris vulgaris, J. B. Dipſacus ſylveſtris ca-
pitulo minore, vel Virga paſtoris minor, C. B.
Waͤchßt mit ſtengeln/ blaͤttern und koͤpflein
viel kleiner und geringer als das obgemeldte/
der ſtengel hat keine hohl-kaͤlen/ iſt auch
nicht ſo dornicht. Die koͤpflein werden nicht
groͤſſer als die Muſcaten/ ſind mit duͤnnen
haaren beſetzt/ als waͤren es gruͤne ſeidene
faͤßlein. Er bluͤhet weiß und zu zeiten auch
braun. Waͤchßt viel in Niderland und Thuͤ-
ringen in den feuchten Graͤben/ Huͤgeln und
auff den Kirchhoͤffen.
Eigenſchafft.
Die Wurtzel oder Kartendiſtel iſt trocken
im andern grad: wird gar ſelten innerlich
gebraucht; hat ein alkaliſches/ groblichtes/
reinigendes und heilendes ſaltz bey ſich.
Gebrauch.
Die Wurtzel in Wein geſotten und dar-
nach zerſtoſſen/ biß ſie ein dicke wie ein Pfla-
ſter bekomt/ alßdenn uͤbergelegt/ heilet die
Schrunden und Fiſteln des Hindern: ſo man
dieſe Artzney in einer kupffern Buͤchſen be-
haltet/ iſt ſie ein gantzes Jahr gut: uͤber die
Wartzen gelegt/ ſolle ſie auch vertreiben.
Die Wuͤrmlein ſo in den knoͤpflein gefunden
werden/ in ein blaͤßlein oder federkiel gebun-
den/ und an den Halß oder Arm gehenckt/
ſollen/ nach dem bericht Dioſcoridis, das
viertaͤgige Fieber hinweg nehmen.
Wartzen.
Viertaͤgig
Fieber.
Dieſe Wuͤrmlein mit Veiel- oder Roſen-
oͤl zerſtoſſen und auffgelegt/ ſind gut wider
den grauſamen Schmertzen des Finger-
wurms.
Das Waſſer ſo in den blaͤttern gefunden
wird/ iſt gut zu den truͤben Augen/ vertrei-
bet auch alle gelbe/ braune Flecken unter den
Augen/ ſo gemeiniglich Sommer-ſproſſen
oder Laubflecken genennt werden/ darmit
gewaſchen/ daher es bey den Weibern im
gebrauch iſt.
Das auß den Blaͤttern deſtillierte Waſſer
ſoll die Mund-geſchwaͤr heilen/ ſo man ſie
darmit laulicht gurgelt.
CAPUT XC.
Weiſſe Bergdiſtel. Spina alba.
Namen.
WEiſſe Bergdiſtel heißt Griechiſch/
__. Lateiniſch/ Spina
alba. Jtaliaͤniſch/ Spina bianca.
Frantzoͤſiſch/ Eſpine blanche. Spaniſch/
Eſpina alba. Engliſch/ Otethiſtell/ Cot-
tonthiſtel. Niderlaͤndiſch/ Witte wechdiſtel.
[Abbildung Weiſſe Bergdiſtel. Spina alba.
]
Geſtalt.
Die weiſſe Bergdiſtel/ Spina alba, Matth.
Carduus tomentoſus capitulo minore, C. B.
Waͤchßt an den Bergen und Waͤldern/ hat
blaͤtter wie die weiſſe Eberwurtz/ außgenom-
men/ daß ſie ſchmaͤler und weiſſer ſind/ tieff
eingeſchnitten/ rauch und ſehr dornicht.
Jhr ſtengel iſt zweyer elen hoch/ daumens-
dick/ etwan dicker/ weiß/ inwendig hohl/
hat zu oberſt ein dornicht koͤpflein/ einem
Meer-Jgel aͤhnlich/ doch kleiner und laͤn-
ger. Auß dieſen koͤpflein ſchlieffen haarige/
purpurfarbe blumen/ darinnen ſteckt der ſa-
men/ an geſtalt wie der ſamen des wilden
Saffrans/ doch runder. Die wurtzel iſt
dicker als ein Daumen/ weiß/ zweyer ſpan-
nen lang/ und ſuͤßlicht. Man grabt dieſe
Diſtlen im Herbſt zur zeit der Weinleſung.
Eigenſchafft.
Die weiſſe Bergdiſtel hat ein groblichtes/
mittelmaͤßiges/ ungejohrenes ſaltz bey ſich/
troͤcknet daher/ und ziehet ein wenig zuſam̃en.
Gebrauch.
Die Wurtzel in Laugen geſotten/ und das
Haupt darmit gezwagen/ behaͤlt das auß-
fallende Haar.
Außfallen-
de Haar.
Man ſagt/ ſo man den ſamen an den Ar-
men gebunden traͤgt/ laſſe er dem Men-
ſchen kein unfall von Schlangen und giffti-
gen Thieren zukommen.
Die zwey Geſchlecht des vermeinten
Bergdiſtels/ deren Figuren auß Camerario
allhier beygeſetzt worden/ ſind von ihme in
Epitome Matthioli p. m. 413. alſo beſchrieben:
Das erſte Geſchlecht/ Spina alba floribus
albis, Carduus Sphærocephalus latifolius vul-
garis flore candido, C. B. hat ein rund Diſtel-
koͤpfflein/ ſo mit weiſſen Blumen wie ſtern-
lein gezieret iſt/ und gehet auß einer jedwe-
deren Blum ein himmelblaues ſpitzlein her-
fuͤr.
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/658>, abgerufen am 24.04.2024.
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