Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Berg-Meisterwurtz. Imperatoria
alpina.

Meisterwurtz oder Bergstrentz genennet hat:
ist allerdings kleiner als die vorgemeldte.
Casparus Bauhinus nennet sie Imperatoriam
montanam minorem,
die kleinere Berg-Mei-
sterwurtzel. Sie ist kräfftiger als die/ wel-
che man in den Gärten zielet.

Eigenschafft.

Es gibt nicht allein der starcke geruch/
sondern auch der scharffe und brennende ge-
schmack eine anzeigung/ daß die Meister-
wurtz/ welche im Aprillen und Mäyen die be-
ste krafft hat/ viel ölicht-flüchtiges alkalisches
scharfes saltz bey sich führe/ undalso hitzig seye;
denn sie in der schärffe alle hitzige Gewürtz
übertrifft/ derowegen die Wurtzel im drit-
ten/ und der Safft gar nahe biß in den vier-
ten grad hitzig und trocken geachtet wird.
Sie widerstehet allem Gifft/ treibt durch
den Schweiß/ lößt allen Schleim der Brust/
Nieren und Mutter/ zertheilt die Wind/
tödtet die Würm/ säuberet und heilet die
Geschwär/ beförderet den Harn und die
Monat-blum.

Gebrauch.
Gifft/ Pe-
stilentz.

Die Meisterwurtz ist trefflich gut wider
alles Gifft/ soll insonderheit/ wenn die Pest
regieret/ gebraucht werden.

Meisterwurtz im Mund gekewet/ reiniget
Flüß/ stin-
ckender A-
them.
das Haupt von den Flüssen/ und vertreibt
den stinckenden Athem.

Kalter ma-
gen kalte
Männer
und un-
fruchtbare
Weiber/
Grieß/ len-
denstein/
zuruckblei-
bender harn
Monat-
blum/

Das destillierte Meisterwurtz-wasser er-
wärmet den kalten Magen/ und stärcket
denselben/ ist sonderlich gut den kalten Män-
nern und unfruchtbaren Weibern/ es treibt
den Harn/ Grieß und Lendenstein/ fürderet
die weibliche Monat-blum/ und führet die
Nachgeburt auß/ ist sehr dienlich wider das
Mutter-grimmen und die Nachwehe/ so
man ein paar loth auff einmahl trincket.

[Spaltenumbruch]

Ein halb quintlein gestossener Meister-nachgeburt
Mutter-
grimmen/
Nachwehe.

wurtz vor der ankunfft des viertägigen Fie-
bers in weissem Wein eingenommen/ und et-
liche mahl widerholt/ vertreibt das viertä-
gig Fieber/ doch solle der Leib zuvor pur-Viertägig
Fieber.

giert seyn.

Frische Meisterwurtz in scheiblein zer-Bräune/
Entzün-
dung des
Halses.

schnitten/ an ein faden gebunden/ und umb
den Halß gehenckt/ soll nach dem bericht D.
Friderici Hoffmanni,
die Bräune und andere
Entzündungen des Halses vertreiben.

Sonsten pflegen unsere Weiber solcheHitze der
Fiebern.

scheiblein den Kindern umb den Halß/ und
umb die Hände zu binden/ die grossen Hi-
tzen damit außzuziehen in den Fiebern.

So man das pulver der MeisterwurtzZitter-
mähler.

mit Schweinen-schmaltz zu einem sälblein
vermischet/ vertreibt es die alten Zittermäh-
ler.

Jn dem Bauch-grimmen von WindenBauch-
grimmen/
M[utt]er-
blähungen
schwacher/
kalter Ma-
gen.

oder scharffem Schleim/ ist bessers nichts/
alß bißweilen ein/ oder zwey scheiblein von
frischer Meisterwurtz geessen. Es stillet auch
die Mutter-blähungen/ und stärcket den
schwachen/ blöden/ kalten Magen.

Die Essentz von Meisterwurtz mit Bran-
tenwein gemacht/ und biß 15. oder 20. tropf-Schlechte
Däwung
des Ma-
gens/ ver-
schleimte/
kalte Mut-
ter/ Wind/
Grimmen/
verlohren[e]
Monat-
zeit/ schleim
der Brust/
stinckender
Athem/
drey und
viertägige
Fieber/
Schlag-
fluß/ Gicht
Fallende
Sucht/
Nieren-
sand/ und
schleim.

fen auff einmahl bißweilen in einem destil-
lierten Wasser eingenommen/ stärcket die
Däwung des Magens/ reiniget und erwär-
met die verschleimte kalte Mutter/ zertheilet
die Wind und Bläst der Därmen/ stillet
das Grimmen und Bauchwehe/ befördert
den Schweiß und die Monatliche Reinigung/
löset den Schleim der Brust/ und machet
außwerffen/ vertreibet den stinckenden Mund
und Athem/ stillet die nachlassenden drey-oder
vier-tägigen Fieber/ wenn man solche Essentz
ein oder zwey stund vor jedem acces einnimt.
Verhütet endlich die Schlagflüß/ Gichter
und fallende Sucht/ reiniget die Nieren von
allem Sand und Schleim/ gleiche Wür-
ckung in allem thut auch der weisse Wein/
darinnen Meisterwurtz samt dem Kraut ge-
sotten worden.

Meisterwurtz gedörrt/ zu pulver gestossen/Unsinnige-
Thieren
Biß.

und davon 30. biß 40. gran schwer etliche
mahl mit weissem Wein eingegeben/ dienet
wider das Gifft aller unsinnigen und ande-
ren Thier- bissen/ von Hunden/ Katzen/
Füchsen/ Schlangen/ Ottern/ Spinnen/
Scorpionen und dergleichen.

Jn der Pest und andern gifftigen Seu-Pest/ giffti-
ge seuchen.

chen ist folgendes pulver für ein praeservatif
nutzlich zu gebrauchen. Nim Meisterwurtz/
praepariert Hirschhorn jedes ein loth/ Saur-
amffer-samen 3. quintlein/ Scorzoneren-
wurtzel ein halb loth/ Zucker ein loth/ zer-
hacke und zerstoße alles under einander zu
einem subtilen pulver/ davon kan man alle
tag/ oder über den andern tag biß 30. und 40.
gran auff einmahl in Wein einnehmen.

Gleiche würckung hat die mit Zucker ein-
gemachte Meisterwurtz/ davon man alleEngbrü-
stigkeit/
schwacher
Magen.

morgen/ ehe man in den Lufft gehet/ ein
halb loth oder mehr essen kan. Sie stärckt
beneben auch den blöden Magen/ und er-
leichteret den schweren Athem.

Jn der Schlaffsucht und den Schlag-Schlag-
fluß/ schlaf-
sucht.

flüssen/ schneide die Haar von dem Schei-
tel des Haupts/ stosse alsdenn frische saffti-

ge Mei-
X x x x 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Berg-Meiſterwurtz. Imperatoria
alpina.

Meiſterwurtz oder Bergſtrentz genennet hat:
iſt allerdings kleiner als die vorgemeldte.
Caſparus Bauhinus nennet ſie Imperatoriam
montanam minorem,
die kleinere Berg-Mei-
ſterwurtzel. Sie iſt kraͤfftiger als die/ wel-
che man in den Gaͤrten zielet.

Eigenſchafft.

Es gibt nicht allein der ſtarcke geruch/
ſondern auch der ſcharffe und brennende ge-
ſchmack eine anzeigung/ daß die Meiſter-
wurtz/ welche im Aprillen und Maͤyen die be-
ſte krafft hat/ viel oͤlicht-fluͤchtiges alkaliſches
ſcharfes ſaltz bey ſich fuͤhre/ uñalſo hitzig ſeye;
denn ſie in der ſchaͤrffe alle hitzige Gewuͤrtz
uͤbertrifft/ derowegen die Wurtzel im drit-
ten/ und der Safft gar nahe biß in den vier-
ten grad hitzig und trocken geachtet wird.
Sie widerſtehet allem Gifft/ treibt durch
den Schweiß/ loͤßt allen Schleim der Bruſt/
Nieren und Mutter/ zertheilt die Wind/
toͤdtet die Wuͤrm/ ſaͤuberet und heilet die
Geſchwaͤr/ befoͤrderet den Harn und die
Monat-blum.

Gebrauch.
Gifft/ Pe-
ſtilentz.

Die Meiſterwurtz iſt trefflich gut wider
alles Gifft/ ſoll inſonderheit/ wenn die Peſt
regieret/ gebraucht werden.

Meiſterwurtz im Mund gekewet/ reiniget
Fluͤß/ ſtin-
ckender A-
them.
das Haupt von den Fluͤſſen/ und vertreibt
den ſtinckenden Athem.

Kalteꝛ ma-
gen kalte
Maͤnner
und un-
fruchtbare
Weiber/
Grieß/ len-
denſtein/
zuruckblei-
bẽder harn
Monat-
blum/

Das deſtillierte Meiſterwurtz-waſſer er-
waͤrmet den kalten Magen/ und ſtaͤrcket
denſelben/ iſt ſonderlich gut den kalten Maͤn-
nern und unfruchtbaren Weibern/ es treibt
den Harn/ Grieß und Lendenſtein/ fuͤrderet
die weibliche Monat-blum/ und fuͤhret die
Nachgeburt auß/ iſt ſehr dienlich wider das
Mutter-grimmen und die Nachwehe/ ſo
man ein paar loth auff einmahl trincket.

[Spaltenumbruch]

Ein halb quintlein geſtoſſener Meiſter-nachgebuꝛt
Mutter-
grimmen/
Nachwehe.

wurtz vor der ankunfft des viertaͤgigen Fie-
bers in weiſſem Wein eingenommen/ und et-
liche mahl widerholt/ vertreibt das viertaͤ-
gig Fieber/ doch ſolle der Leib zuvor pur-Viertaͤgig
Fieber.

giert ſeyn.

Friſche Meiſterwurtz in ſcheiblein zer-Braͤune/
Entzuͤn-
dung des
Halſes.

ſchnitten/ an ein faden gebunden/ und umb
den Halß gehenckt/ ſoll nach dem bericht D.
Friderici Hoffmanni,
die Braͤune und andere
Entzuͤndungen des Halſes vertreiben.

Sonſten pflegen unſere Weiber ſolcheHitze der
Fiebern.

ſcheiblein den Kindern umb den Halß/ und
umb die Haͤnde zu binden/ die groſſen Hi-
tzen damit außzuziehen in den Fiebern.

So man das pulver der MeiſterwurtzZitter-
maͤhler.

mit Schweinen-ſchmaltz zu einem ſaͤlblein
vermiſchet/ vertreibt es die alten Zittermaͤh-
ler.

Jn dem Bauch-grimmen von WindenBauch-
grimmen/
M[utt]er-
blaͤhungen
ſchwacher/
kalter Ma-
gen.

oder ſcharffem Schleim/ iſt beſſers nichts/
alß bißweilen ein/ oder zwey ſcheiblein von
friſcher Meiſterwurtz geeſſen. Es ſtillet auch
die Mutter-blaͤhungen/ und ſtaͤrcket den
ſchwachen/ bloͤden/ kalten Magen.

Die Eſſentz von Meiſterwurtz mit Bran-
tenwein gemacht/ und biß 15. oder 20. tropf-Schlechte
Daͤwung
des Ma-
gens/ ver-
ſchleimte/
kalte Mut-
ter/ Wind/
Grimmen/
verlohren[e]
Monat-
zeit/ ſchleim
der Bruſt/
ſtinckender
Athem/
drey und
viertaͤgige
Fieber/
Schlag-
fluß/ Gicht
Fallende
Sucht/
Nieren-
ſand/ und
ſchleim.

fen auff einmahl bißweilen in einem deſtil-
lierten Waſſer eingenommen/ ſtaͤrcket die
Daͤwung des Magens/ reiniget und erwaͤr-
met die verſchleimte kalte Mutter/ zertheilet
die Wind und Blaͤſt der Daͤrmen/ ſtillet
das Grimmen und Bauchwehe/ befoͤrdert
den Schweiß und die Monatliche Reinigung/
loͤſet den Schleim der Bruſt/ und machet
außwerffen/ vertreibet den ſtinckenden Mund
und Athem/ ſtillet die nachlaſſenden drey-oder
vier-taͤgigen Fieber/ wenn man ſolche Eſſentz
ein oder zwey ſtund vor jedem acces einnimt.
Verhuͤtet endlich die Schlagfluͤß/ Gichter
und fallende Sucht/ reiniget die Nieren von
allem Sand und Schleim/ gleiche Wuͤr-
ckung in allem thut auch der weiſſe Wein/
darinnen Meiſterwurtz ſamt dem Kraut ge-
ſotten worden.

Meiſterwurtz gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſſen/Unſinnige-
Thieren
Biß.

und davon 30. biß 40. gran ſchwer etliche
mahl mit weiſſem Wein eingegeben/ dienet
wider das Gifft aller unſinnigen und ande-
ren Thier- biſſen/ von Hunden/ Katzen/
Fuͤchſen/ Schlangen/ Ottern/ Spinnen/
Scorpionen und dergleichen.

Jn der Peſt und andern gifftigen Seu-Peſt/ giffti-
ge ſeuchen.

chen iſt folgendes pulver fuͤr ein præſervatif
nutzlich zu gebrauchen. Nim Meiſterwurtz/
præpariert Hirſchhorn jedes ein loth/ Saur-
amffer-ſamen 3. quintlein/ Scorzoneren-
wurtzel ein halb loth/ Zucker ein loth/ zer-
hacke und zerſtoße alles under einander zu
einem ſubtilen pulver/ davon kan man alle
tag/ oder uͤber den andern tag biß 30. und 40.
gran auff einmahl in Wein einnehmen.

Gleiche wuͤrckung hat die mit Zucker ein-
gemachte Meiſterwurtz/ davon man alleEngbruͤ-
ſtigkeit/
ſchwacher
Magen.

morgen/ ehe man in den Lufft gehet/ ein
halb loth oder mehr eſſen kan. Sie ſtaͤrckt
beneben auch den bloͤden Magen/ und er-
leichteret den ſchweren Athem.

Jn der Schlaffſucht und den Schlag-Schlag-
fluß/ ſchlaf-
ſucht.

fluͤſſen/ ſchneide die Haar von dem Schei-
tel des Haupts/ ſtoſſe alsdenn friſche ſaffti-

ge Mei-
X x x x 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0731" n="715"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Berg-Mei&#x017F;terwurtz.</hi><hi rendition="#aq">Imperatoria<lb/>
alpina.</hi></hi></head><lb/></figure> Mei&#x017F;terwurtz oder Berg&#x017F;trentz genennet hat:<lb/>
i&#x017F;t allerdings kleiner als die vorgemeldte.<lb/><hi rendition="#aq">Ca&#x017F;parus Bauhinus</hi> nennet &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Imperatoriam<lb/>
montanam minorem,</hi> die kleinere Berg-Mei-<lb/>
&#x017F;terwurtzel. Sie i&#x017F;t kra&#x0364;fftiger als die/ wel-<lb/>
che man in den Ga&#x0364;rten zielet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Es gibt nicht allein der &#x017F;tarcke geruch/<lb/>
&#x017F;ondern auch der &#x017F;charffe und brennende ge-<lb/>
&#x017F;chmack eine anzeigung/ daß die Mei&#x017F;ter-<lb/>
wurtz/ welche im Aprillen und Ma&#x0364;yen die be-<lb/>
&#x017F;te krafft hat/ viel o&#x0364;licht-flu&#x0364;chtiges alkali&#x017F;ches<lb/>
&#x017F;charfes &#x017F;altz bey &#x017F;ich fu&#x0364;hre/ uñal&#x017F;o hitzig &#x017F;eye;<lb/>
denn &#x017F;ie in der &#x017F;cha&#x0364;rffe alle hitzige Gewu&#x0364;rtz<lb/>
u&#x0364;bertrifft/ derowegen die Wurtzel im drit-<lb/>
ten/ und der Safft gar nahe biß in den vier-<lb/>
ten grad hitzig und trocken geachtet wird.<lb/>
Sie wider&#x017F;tehet allem Gifft/ treibt durch<lb/>
den Schweiß/ lo&#x0364;ßt allen Schleim der Bru&#x017F;t/<lb/>
Nieren und Mutter/ zertheilt die Wind/<lb/>
to&#x0364;dtet die Wu&#x0364;rm/ &#x017F;a&#x0364;uberet und heilet die<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r/ befo&#x0364;rderet den Harn und die<lb/>
Monat-blum.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">Gifft/ Pe-<lb/>
&#x017F;tilentz.</note>
            <p>Die Mei&#x017F;terwurtz i&#x017F;t trefflich gut wider<lb/>
alles Gifft/ &#x017F;oll in&#x017F;onderheit/ wenn die Pe&#x017F;t<lb/>
regieret/ gebraucht werden.</p><lb/>
            <p>Mei&#x017F;terwurtz im Mund gekewet/ reiniget<lb/><note place="left">Flu&#x0364;ß/ &#x017F;tin-<lb/>
ckender A-<lb/>
them.</note>das Haupt von den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und vertreibt<lb/>
den &#x017F;tinckenden Athem.</p><lb/>
            <note place="left">Kalte&#xA75B; ma-<lb/>
gen kalte<lb/>
Ma&#x0364;nner<lb/>
und un-<lb/>
fruchtbare<lb/>
Weiber/<lb/>
Grieß/ len-<lb/>
den&#x017F;tein/<lb/>
zuruckblei-<lb/>
b&#x1EBD;der harn<lb/>
Monat-<lb/>
blum/</note>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Mei&#x017F;terwurtz-wa&#x017F;&#x017F;er er-<lb/>
wa&#x0364;rmet den kalten Magen/ und &#x017F;ta&#x0364;rcket<lb/>
den&#x017F;elben/ i&#x017F;t &#x017F;onderlich gut den kalten Ma&#x0364;n-<lb/>
nern und unfruchtbaren Weibern/ es treibt<lb/>
den Harn/ Grieß und Lenden&#x017F;tein/ fu&#x0364;rderet<lb/>
die weibliche Monat-blum/ und fu&#x0364;hret die<lb/>
Nachgeburt auß/ i&#x017F;t &#x017F;ehr dienlich wider das<lb/>
Mutter-grimmen und die Nachwehe/ &#x017F;o<lb/>
man ein paar loth auff einmahl trincket.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Ein halb quintlein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ener Mei&#x017F;ter-<note place="right">nachgebu&#xA75B;t<lb/>
Mutter-<lb/>
grimmen/<lb/>
Nachwehe.</note><lb/>
wurtz vor der ankunfft des vierta&#x0364;gigen Fie-<lb/>
bers in wei&#x017F;&#x017F;em Wein eingenommen/ und et-<lb/>
liche mahl widerholt/ vertreibt das vierta&#x0364;-<lb/>
gig Fieber/ doch &#x017F;olle der Leib zuvor pur-<note place="right">Vierta&#x0364;gig<lb/>
Fieber.</note><lb/>
giert &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Fri&#x017F;che Mei&#x017F;terwurtz in &#x017F;cheiblein zer-<note place="right">Bra&#x0364;une/<lb/>
Entzu&#x0364;n-<lb/>
dung des<lb/>
Hal&#x017F;es.</note><lb/>
&#x017F;chnitten/ an ein faden gebunden/ und umb<lb/>
den Halß gehenckt/ &#x017F;oll nach dem bericht <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Friderici Hoffmanni,</hi> die Bra&#x0364;une und andere<lb/>
Entzu&#x0364;ndungen des Hal&#x017F;es vertreiben.</p><lb/>
            <p>Son&#x017F;ten pflegen un&#x017F;ere Weiber &#x017F;olche<note place="right">Hitze der<lb/>
Fiebern.</note><lb/>
&#x017F;cheiblein den Kindern umb den Halß/ und<lb/>
umb die Ha&#x0364;nde zu binden/ die gro&#x017F;&#x017F;en Hi-<lb/>
tzen damit außzuziehen in den Fiebern.</p><lb/>
            <p>So man das pulver der Mei&#x017F;terwurtz<note place="right">Zitter-<lb/>
ma&#x0364;hler.</note><lb/>
mit Schweinen-&#x017F;chmaltz zu einem &#x017F;a&#x0364;lblein<lb/>
vermi&#x017F;chet/ vertreibt es die alten Zitterma&#x0364;h-<lb/>
ler.</p><lb/>
            <p>Jn dem Bauch-grimmen von Winden<note place="right">Bauch-<lb/>
grimmen/<lb/>
M<supplied>utt</supplied>er-<lb/>
bla&#x0364;hungen<lb/>
&#x017F;chwacher/<lb/>
kalter Ma-<lb/>
gen.</note><lb/>
oder &#x017F;charffem Schleim/ i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;ers nichts/<lb/>
alß bißweilen ein/ oder zwey &#x017F;cheiblein von<lb/>
fri&#x017F;cher Mei&#x017F;terwurtz gee&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;tillet auch<lb/>
die Mutter-bla&#x0364;hungen/ und &#x017F;ta&#x0364;rcket den<lb/>
&#x017F;chwachen/ blo&#x0364;den/ kalten Magen.</p><lb/>
            <p>Die E&#x017F;&#x017F;entz von Mei&#x017F;terwurtz mit Bran-<lb/>
tenwein gemacht/ und biß 15. oder 20. tropf-<note place="right">Schlechte<lb/>
Da&#x0364;wung<lb/>
des Ma-<lb/>
gens/ ver-<lb/>
&#x017F;chleimte/<lb/>
kalte Mut-<lb/>
ter/ Wind/<lb/>
Grimmen/<lb/>
verlohren<supplied>e</supplied><lb/>
Monat-<lb/>
zeit/ &#x017F;chleim<lb/>
der Bru&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;tinckender<lb/>
Athem/<lb/>
drey und<lb/>
vierta&#x0364;gige<lb/>
Fieber/<lb/>
Schlag-<lb/>
fluß/ Gicht<lb/>
Fallende<lb/>
Sucht/<lb/>
Nieren-<lb/>
&#x017F;and/ und<lb/>
&#x017F;chleim.</note><lb/>
fen auff einmahl bißweilen in einem de&#x017F;til-<lb/>
lierten Wa&#x017F;&#x017F;er eingenommen/ &#x017F;ta&#x0364;rcket die<lb/>
Da&#x0364;wung des Magens/ reiniget und erwa&#x0364;r-<lb/>
met die ver&#x017F;chleimte kalte Mutter/ zertheilet<lb/>
die Wind und Bla&#x0364;&#x017F;t der Da&#x0364;rmen/ &#x017F;tillet<lb/>
das Grimmen und Bauchwehe/ befo&#x0364;rdert<lb/>
den Schweiß und die Monatliche Reinigung/<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;et den Schleim der Bru&#x017F;t/ und machet<lb/>
außwerffen/ vertreibet den &#x017F;tinckenden Mund<lb/>
und Athem/ &#x017F;tillet die nachla&#x017F;&#x017F;enden drey-oder<lb/>
vier-ta&#x0364;gigen Fieber/ wenn man &#x017F;olche E&#x017F;&#x017F;entz<lb/>
ein oder zwey &#x017F;tund vor jedem <hi rendition="#aq">acces</hi> einnimt.<lb/>
Verhu&#x0364;tet endlich die Schlagflu&#x0364;ß/ Gichter<lb/>
und fallende Sucht/ reiniget die Nieren von<lb/>
allem Sand und Schleim/ gleiche Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung in allem thut auch der wei&#x017F;&#x017F;e Wein/<lb/>
darinnen Mei&#x017F;terwurtz &#x017F;amt dem Kraut ge-<lb/>
&#x017F;otten worden.</p><lb/>
            <p>Mei&#x017F;terwurtz gedo&#x0364;r&#xA75B;t/ zu pulver ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<note place="right">Un&#x017F;innige-<lb/>
Thieren<lb/>
Biß.</note><lb/>
und davon 30. biß 40. gran &#x017F;chwer etliche<lb/>
mahl mit wei&#x017F;&#x017F;em Wein eingegeben/ dienet<lb/>
wider das Gifft aller un&#x017F;innigen und ande-<lb/>
ren Thier- bi&#x017F;&#x017F;en/ von Hunden/ Katzen/<lb/>
Fu&#x0364;ch&#x017F;en/ Schlangen/ Ottern/ Spinnen/<lb/>
Scorpionen und dergleichen.</p><lb/>
            <p>Jn der Pe&#x017F;t und andern gifftigen Seu-<note place="right">Pe&#x017F;t/ giffti-<lb/>
ge &#x017F;euchen.</note><lb/>
chen i&#x017F;t folgendes pulver fu&#x0364;r ein <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ervatif</hi><lb/>
nutzlich zu gebrauchen. Nim Mei&#x017F;terwurtz/<lb/>
pr<hi rendition="#aq">æ</hi>pariert Hir&#x017F;chhorn jedes ein loth/ Saur-<lb/>
amffer-&#x017F;amen 3. quintlein/ Scorzoneren-<lb/>
wurtzel ein halb loth/ Zucker ein loth/ zer-<lb/>
hacke und zer&#x017F;toße alles under einander zu<lb/>
einem &#x017F;ubtilen pulver/ davon kan man alle<lb/>
tag/ oder u&#x0364;ber den andern tag biß 30. und 40.<lb/>
gran auff einmahl in Wein einnehmen.</p><lb/>
            <p>Gleiche wu&#x0364;rckung hat die mit Zucker ein-<lb/>
gemachte Mei&#x017F;terwurtz/ davon man alle<note place="right">Engbru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tigkeit/<lb/>
&#x017F;chwacher<lb/>
Magen.</note><lb/>
morgen/ ehe man in den Lufft gehet/ ein<lb/>
halb loth oder mehr e&#x017F;&#x017F;en kan. Sie &#x017F;ta&#x0364;rckt<lb/>
beneben auch den blo&#x0364;den Magen/ und er-<lb/>
leichteret den &#x017F;chweren Athem.</p><lb/>
            <p>Jn der Schlaff&#x017F;ucht und den Schlag-<note place="right">Schlag-<lb/>
fluß/ &#x017F;chlaf-<lb/>
&#x017F;ucht.</note><lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;chneide die Haar von dem Schei-<lb/>
tel des Haupts/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alsdenn fri&#x017F;che &#x017F;affti-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x x 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ge Mei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[715/0731] Von den Kraͤuteren. [Abbildung Berg-Meiſterwurtz. Imperatoria alpina. ] Meiſterwurtz oder Bergſtrentz genennet hat: iſt allerdings kleiner als die vorgemeldte. Caſparus Bauhinus nennet ſie Imperatoriam montanam minorem, die kleinere Berg-Mei- ſterwurtzel. Sie iſt kraͤfftiger als die/ wel- che man in den Gaͤrten zielet. Eigenſchafft. Es gibt nicht allein der ſtarcke geruch/ ſondern auch der ſcharffe und brennende ge- ſchmack eine anzeigung/ daß die Meiſter- wurtz/ welche im Aprillen und Maͤyen die be- ſte krafft hat/ viel oͤlicht-fluͤchtiges alkaliſches ſcharfes ſaltz bey ſich fuͤhre/ uñalſo hitzig ſeye; denn ſie in der ſchaͤrffe alle hitzige Gewuͤrtz uͤbertrifft/ derowegen die Wurtzel im drit- ten/ und der Safft gar nahe biß in den vier- ten grad hitzig und trocken geachtet wird. Sie widerſtehet allem Gifft/ treibt durch den Schweiß/ loͤßt allen Schleim der Bruſt/ Nieren und Mutter/ zertheilt die Wind/ toͤdtet die Wuͤrm/ ſaͤuberet und heilet die Geſchwaͤr/ befoͤrderet den Harn und die Monat-blum. Gebrauch. Die Meiſterwurtz iſt trefflich gut wider alles Gifft/ ſoll inſonderheit/ wenn die Peſt regieret/ gebraucht werden. Meiſterwurtz im Mund gekewet/ reiniget das Haupt von den Fluͤſſen/ und vertreibt den ſtinckenden Athem. Fluͤß/ ſtin- ckender A- them. Das deſtillierte Meiſterwurtz-waſſer er- waͤrmet den kalten Magen/ und ſtaͤrcket denſelben/ iſt ſonderlich gut den kalten Maͤn- nern und unfruchtbaren Weibern/ es treibt den Harn/ Grieß und Lendenſtein/ fuͤrderet die weibliche Monat-blum/ und fuͤhret die Nachgeburt auß/ iſt ſehr dienlich wider das Mutter-grimmen und die Nachwehe/ ſo man ein paar loth auff einmahl trincket. Ein halb quintlein geſtoſſener Meiſter- wurtz vor der ankunfft des viertaͤgigen Fie- bers in weiſſem Wein eingenommen/ und et- liche mahl widerholt/ vertreibt das viertaͤ- gig Fieber/ doch ſolle der Leib zuvor pur- giert ſeyn. nachgebuꝛt Mutter- grimmen/ Nachwehe. Viertaͤgig Fieber. Friſche Meiſterwurtz in ſcheiblein zer- ſchnitten/ an ein faden gebunden/ und umb den Halß gehenckt/ ſoll nach dem bericht D. Friderici Hoffmanni, die Braͤune und andere Entzuͤndungen des Halſes vertreiben. Braͤune/ Entzuͤn- dung des Halſes. Sonſten pflegen unſere Weiber ſolche ſcheiblein den Kindern umb den Halß/ und umb die Haͤnde zu binden/ die groſſen Hi- tzen damit außzuziehen in den Fiebern. Hitze der Fiebern. So man das pulver der Meiſterwurtz mit Schweinen-ſchmaltz zu einem ſaͤlblein vermiſchet/ vertreibt es die alten Zittermaͤh- ler. Zitter- maͤhler. Jn dem Bauch-grimmen von Winden oder ſcharffem Schleim/ iſt beſſers nichts/ alß bißweilen ein/ oder zwey ſcheiblein von friſcher Meiſterwurtz geeſſen. Es ſtillet auch die Mutter-blaͤhungen/ und ſtaͤrcket den ſchwachen/ bloͤden/ kalten Magen. Bauch- grimmen/ Mutter- blaͤhungen ſchwacher/ kalter Ma- gen. Die Eſſentz von Meiſterwurtz mit Bran- tenwein gemacht/ und biß 15. oder 20. tropf- fen auff einmahl bißweilen in einem deſtil- lierten Waſſer eingenommen/ ſtaͤrcket die Daͤwung des Magens/ reiniget und erwaͤr- met die verſchleimte kalte Mutter/ zertheilet die Wind und Blaͤſt der Daͤrmen/ ſtillet das Grimmen und Bauchwehe/ befoͤrdert den Schweiß und die Monatliche Reinigung/ loͤſet den Schleim der Bruſt/ und machet außwerffen/ vertreibet den ſtinckenden Mund und Athem/ ſtillet die nachlaſſenden drey-oder vier-taͤgigen Fieber/ wenn man ſolche Eſſentz ein oder zwey ſtund vor jedem acces einnimt. Verhuͤtet endlich die Schlagfluͤß/ Gichter und fallende Sucht/ reiniget die Nieren von allem Sand und Schleim/ gleiche Wuͤr- ckung in allem thut auch der weiſſe Wein/ darinnen Meiſterwurtz ſamt dem Kraut ge- ſotten worden. Schlechte Daͤwung des Ma- gens/ ver- ſchleimte/ kalte Mut- ter/ Wind/ Grimmen/ verlohrene Monat- zeit/ ſchleim der Bruſt/ ſtinckender Athem/ drey und viertaͤgige Fieber/ Schlag- fluß/ Gicht Fallende Sucht/ Nieren- ſand/ und ſchleim. Meiſterwurtz gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſſen/ und davon 30. biß 40. gran ſchwer etliche mahl mit weiſſem Wein eingegeben/ dienet wider das Gifft aller unſinnigen und ande- ren Thier- biſſen/ von Hunden/ Katzen/ Fuͤchſen/ Schlangen/ Ottern/ Spinnen/ Scorpionen und dergleichen. Unſinnige- Thieren Biß. Jn der Peſt und andern gifftigen Seu- chen iſt folgendes pulver fuͤr ein præſervatif nutzlich zu gebrauchen. Nim Meiſterwurtz/ præpariert Hirſchhorn jedes ein loth/ Saur- amffer-ſamen 3. quintlein/ Scorzoneren- wurtzel ein halb loth/ Zucker ein loth/ zer- hacke und zerſtoße alles under einander zu einem ſubtilen pulver/ davon kan man alle tag/ oder uͤber den andern tag biß 30. und 40. gran auff einmahl in Wein einnehmen. Peſt/ giffti- ge ſeuchen. Gleiche wuͤrckung hat die mit Zucker ein- gemachte Meiſterwurtz/ davon man alle morgen/ ehe man in den Lufft gehet/ ein halb loth oder mehr eſſen kan. Sie ſtaͤrckt beneben auch den bloͤden Magen/ und er- leichteret den ſchweren Athem. Engbruͤ- ſtigkeit/ ſchwacher Magen. Jn der Schlaffſucht und den Schlag- fluͤſſen/ ſchneide die Haar von dem Schei- tel des Haupts/ ſtoſſe alsdenn friſche ſaffti- ge Mei- Schlag- fluß/ ſchlaf- ſucht. X x x x 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/731
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/731>, abgerufen am 19.04.2024.