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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] öffnen. Wird in der Artzney nicht sonder-
lich gebraucht.

Schleim/
Stein und
Sand der
Nieren/
weisse und
rothe Ruhr
Gelbsucht/
Samen-
fluß.

Das destillierte Wasser davon/ oder das
Kraut in Wasser gesotten/ und das Tranck
offt getruncken/ treibt Stein und Sand treff-
lich auß den Nieren/ stillet die weisse und ro-
the Ruhr/ vertreibt auch die Gelbsucht/ und
den geringen Samenfluß/ so da nicht von
unreinem Beyschlaff herkommet.

Die Bauren pflegen solches Kraut biß-
weilen durch die Kühmilch zu ziehen/ alle un-
reinigkeiten darauß zu bringen/ welche denn
gern an solchem Kraut hangen bleiben.



CAPUT XXV.
[Abbildung] Zahme Röche. Rubia sativa.
1. Die
Beer.

2. Der
Samen.
Namen.

ROethe/ Ferber-röthe oder Ferber-
wurtz heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt],
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Rubia, vel
Rubea tinctorum, Rubia tinctoria, Rubia in-
fectoria.
Jtaliänisch/ Rubbia, Robbia. Fran-
tzösisch/ Garance. Spanisch/ Ruvia. Englisch/
Madder. Dänisch/ Farrerröte. Niderlän-
disch/ Crappe.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht/ die zahme Röthe/
Rubia tinctorum sativa, C. B. kriecht auff der
erden mit viereckichten rauchen stengeln/ wie
das Kleberkraut/ doch ist sie viel dicker/ här-
ter/ schärffer und stärcker. Die grünen
schmalen blätter stehen rings herumb wie
die sternen am Kleberkraut/ die blümlein er-
scheinen bleichlicht. Der same ist rund/ erst-
lich grün/ darnach roth/ endlich so er gar zei-
tig/ gewinnet er ein schwartze farb. Die dün-
ne/ lange rothe Wurtzel steiget nicht tieff in
die erden/ sondern fladert auff dem grund.
Sie wird an vielen orten/ in Jtalien/ Franck-
[Spaltenumbruch] reich/ Spanien/ Holland/ Braband/ Flan-
dern und Teutschland in den äckeren gepflan-
tzet/ sonderlich in Schlesien/ und zwischen
Hagenaw und Straßburg/ auch jährlich
bey den Ferbern ein grosse summa gelds da-
rauß gelöset/ die Wurtzel wird im Augst-
und Herbstmonat außgegraben/ getröcknet/
und zum gebrauch auffgehalten. Sie ist erst
zwey oder drey jahr nach der pflantzung gut
zu gebrauchen/ denn je länger sie in der er-
den bleibt/ je besser sie färbet. Dieses Ge-
wächs pflantzet man nicht vom samen/ son-
dern von den jungen Spargen oder Dol-
den/ die werden auff dem grund abgeschnit-
ten und im Sommer wider eingelegt/ also
gewinnet es mit der zeit andere zum verkauff
dienliche Wurtzeln.

2. Die wilde rauche Röthe/ Rubia sylve-
stris aspera, quae sylvestris Dioscoridis, C. B. syl-
vestris Monspessulana major, J. B.
wächßt für
sich selbst an etlichen orten in den Hägen/
vergleicht sich mit der zahmen/ hat jedoch ein
grössere Wurtzel und schwartz-grüne blätter.
Ein längere art mit schmäleren blättern fin-
det man in Franckreich bey Montpelier in
den Oelbaum-gärten und Dornbüschen. Ru-
bia sylvestris longioribus foliis, Park. montana
angustifolia, C. B.

[Abbildung] Glatte wilde Röthe. Rubia sylvestris
laevis.

3. Die wilde glatte Röthe/ Rubia sylve-
stris laevis, C. B. Mollugo montana angustifo-
lia, vel Gallium album latifolium, Ejusd.
über-
komt kleinere stengel und blätter als die zah-
me. Die wurtzel ist nicht so roth/ dünn und
zasicht. Sie wächßt in wilden orten an den
Wegen/ zwischen den Stauden und Zäu-
nen. Sonderlich hat sie holtzichte wur-
tzeln/ außwendig mit dunckel-brauner Rin-
de bedeckt/ inwendig weiß/ mit vielen faseln
behenget. Bekomt viel lange/ schwache/ zur

erden

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] oͤffnen. Wird in der Artzney nicht ſonder-
lich gebraucht.

Schleim/
Stein und
Sand der
Nieren/
weiſſe und
rothe Ruhꝛ
Gelbſucht/
Samen-
fluß.

Das deſtillierte Waſſer davon/ oder das
Kraut in Waſſer geſotten/ und das Tranck
offt getruncken/ treibt Stein und Sand treff-
lich auß den Nieren/ ſtillet die weiſſe und ro-
the Ruhr/ vertreibt auch die Gelbſucht/ und
den geringen Samenfluß/ ſo da nicht von
unreinem Beyſchlaff herkommet.

Die Bauren pflegen ſolches Kraut biß-
weilen durch die Kuͤhmilch zu ziehen/ alle un-
reinigkeiten darauß zu bringen/ welche denn
gern an ſolchem Kraut hangen bleiben.



CAPUT XXV.
[Abbildung] Zahme Roͤche. Rubia ſativa.
1. Die
Beer.

2. Der
Samen.
Namen.

ROethe/ Ferber-roͤthe oder Ferber-
wurtz heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt],
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Rubia, vel
Rubea tinctorum, Rubia tinctoria, Rubia in-
fectoria.
Jtaliaͤniſch/ Rubbia, Robbia. Fran-
tzoͤſiſch/ Garance. Spaniſch/ Ruvia. Engliſch/
Madder. Daͤniſch/ Farꝛerroͤte. Niderlaͤn-
diſch/ Crappe.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht/ die zahme Roͤthe/
Rubia tinctorum ſativa, C. B. kriecht auff der
erden mit viereckichten rauchen ſtengeln/ wie
das Kleberkraut/ doch iſt ſie viel dicker/ haͤr-
ter/ ſchaͤrffer und ſtaͤrcker. Die gruͤnen
ſchmalen blaͤtter ſtehen rings herumb wie
die ſternen am Kleberkraut/ die bluͤmlein er-
ſcheinen bleichlicht. Der ſame iſt rund/ erſt-
lich gruͤn/ darnach roth/ endlich ſo er gar zei-
tig/ gewinnet er ein ſchwartze farb. Die duͤn-
ne/ lange rothe Wurtzel ſteiget nicht tieff in
die erden/ ſondern fladert auff dem grund.
Sie wird an vielen orten/ in Jtalien/ Franck-
[Spaltenumbruch] reich/ Spanien/ Holland/ Braband/ Flan-
dern und Teutſchland in den aͤckeren gepflan-
tzet/ ſonderlich in Schleſien/ und zwiſchen
Hagenaw und Straßburg/ auch jaͤhrlich
bey den Ferbern ein groſſe ſumma gelds da-
rauß geloͤſet/ die Wurtzel wird im Augſt-
und Herbſtmonat außgegraben/ getroͤcknet/
und zum gebrauch auffgehalten. Sie iſt erſt
zwey oder drey jahr nach der pflantzung gut
zu gebrauchen/ denn je laͤnger ſie in der er-
den bleibt/ je beſſer ſie faͤrbet. Dieſes Ge-
waͤchs pflantzet man nicht vom ſamen/ ſon-
dern von den jungen Spargen oder Dol-
den/ die werden auff dem grund abgeſchnit-
ten und im Sommer wider eingelegt/ alſo
gewinnet es mit der zeit andere zum verkauff
dienliche Wurtzeln.

2. Die wilde rauche Roͤthe/ Rubia ſylve-
ſtris aſpera, quæ ſylveſtris Dioſcoridis, C. B. ſyl-
veſtris Monſpeſſulana major, J. B.
waͤchßt fuͤr
ſich ſelbſt an etlichen orten in den Haͤgen/
vergleicht ſich mit der zahmen/ hat jedoch ein
groͤſſere Wurtzel und ſchwartz-gruͤne blaͤtter.
Ein laͤngere art mit ſchmaͤleren blaͤttern fin-
det man in Franckreich bey Montpelier in
den Oelbaum-gaͤrten und Dornbuͤſchen. Ru-
bia ſylveſtris longioribus foliis, Park. montana
anguſtifolia, C. B.

[Abbildung] Glatte wilde Roͤthe. Rubia ſylveſtris
lævis.

3. Die wilde glatte Roͤthe/ Rubia ſylve-
ſtris lævis, C. B. Mollugo montana anguſtifo-
lia, vel Gallium album latifolium, Ejusd.
uͤber-
komt kleinere ſtengel und blaͤtter als die zah-
me. Die wurtzel iſt nicht ſo roth/ duͤnn und
zaſicht. Sie waͤchßt in wilden orten an den
Wegen/ zwiſchen den Stauden und Zaͤu-
nen. Sonderlich hat ſie holtzichte wur-
tzeln/ außwendig mit dunckel-brauner Rin-
de bedeckt/ inwendig weiß/ mit vielen faſeln
behenget. Bekomt viel lange/ ſchwache/ zur

erden
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[728/0744] Das Vierte Buch/ oͤffnen. Wird in der Artzney nicht ſonder- lich gebraucht. Das deſtillierte Waſſer davon/ oder das Kraut in Waſſer geſotten/ und das Tranck offt getruncken/ treibt Stein und Sand treff- lich auß den Nieren/ ſtillet die weiſſe und ro- the Ruhr/ vertreibt auch die Gelbſucht/ und den geringen Samenfluß/ ſo da nicht von unreinem Beyſchlaff herkommet. Die Bauren pflegen ſolches Kraut biß- weilen durch die Kuͤhmilch zu ziehen/ alle un- reinigkeiten darauß zu bringen/ welche denn gern an ſolchem Kraut hangen bleiben. CAPUT XXV. [Abbildung Zahme Roͤche. Rubia ſativa. ] Namen. ROethe/ Ferber-roͤthe oder Ferber- wurtz heißt Griechiſch/ _, _. Lateiniſch/ Rubia, vel Rubea tinctorum, Rubia tinctoria, Rubia in- fectoria. Jtaliaͤniſch/ Rubbia, Robbia. Fran- tzoͤſiſch/ Garance. Spaniſch/ Ruvia. Engliſch/ Madder. Daͤniſch/ Farꝛerroͤte. Niderlaͤn- diſch/ Crappe. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht/ die zahme Roͤthe/ Rubia tinctorum ſativa, C. B. kriecht auff der erden mit viereckichten rauchen ſtengeln/ wie das Kleberkraut/ doch iſt ſie viel dicker/ haͤr- ter/ ſchaͤrffer und ſtaͤrcker. Die gruͤnen ſchmalen blaͤtter ſtehen rings herumb wie die ſternen am Kleberkraut/ die bluͤmlein er- ſcheinen bleichlicht. Der ſame iſt rund/ erſt- lich gruͤn/ darnach roth/ endlich ſo er gar zei- tig/ gewinnet er ein ſchwartze farb. Die duͤn- ne/ lange rothe Wurtzel ſteiget nicht tieff in die erden/ ſondern fladert auff dem grund. Sie wird an vielen orten/ in Jtalien/ Franck- reich/ Spanien/ Holland/ Braband/ Flan- dern und Teutſchland in den aͤckeren gepflan- tzet/ ſonderlich in Schleſien/ und zwiſchen Hagenaw und Straßburg/ auch jaͤhrlich bey den Ferbern ein groſſe ſumma gelds da- rauß geloͤſet/ die Wurtzel wird im Augſt- und Herbſtmonat außgegraben/ getroͤcknet/ und zum gebrauch auffgehalten. Sie iſt erſt zwey oder drey jahr nach der pflantzung gut zu gebrauchen/ denn je laͤnger ſie in der er- den bleibt/ je beſſer ſie faͤrbet. Dieſes Ge- waͤchs pflantzet man nicht vom ſamen/ ſon- dern von den jungen Spargen oder Dol- den/ die werden auff dem grund abgeſchnit- ten und im Sommer wider eingelegt/ alſo gewinnet es mit der zeit andere zum verkauff dienliche Wurtzeln. 2. Die wilde rauche Roͤthe/ Rubia ſylve- ſtris aſpera, quæ ſylveſtris Dioſcoridis, C. B. ſyl- veſtris Monſpeſſulana major, J. B. waͤchßt fuͤr ſich ſelbſt an etlichen orten in den Haͤgen/ vergleicht ſich mit der zahmen/ hat jedoch ein groͤſſere Wurtzel und ſchwartz-gruͤne blaͤtter. Ein laͤngere art mit ſchmaͤleren blaͤttern fin- det man in Franckreich bey Montpelier in den Oelbaum-gaͤrten und Dornbuͤſchen. Ru- bia ſylveſtris longioribus foliis, Park. montana anguſtifolia, C. B. [Abbildung Glatte wilde Roͤthe. Rubia ſylveſtris lævis. ] 3. Die wilde glatte Roͤthe/ Rubia ſylve- ſtris lævis, C. B. Mollugo montana anguſtifo- lia, vel Gallium album latifolium, Ejusd. uͤber- komt kleinere ſtengel und blaͤtter als die zah- me. Die wurtzel iſt nicht ſo roth/ duͤnn und zaſicht. Sie waͤchßt in wilden orten an den Wegen/ zwiſchen den Stauden und Zaͤu- nen. Sonderlich hat ſie holtzichte wur- tzeln/ außwendig mit dunckel-brauner Rin- de bedeckt/ inwendig weiß/ mit vielen faſeln behenget. Bekomt viel lange/ ſchwache/ zur erden

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/744>, abgerufen am 25.04.2024.