Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] foot/ Horse foot. Dänisch/ Heste how/
Howblad/ Howurt/ Folfod/ Hesteblad. Ni-
derländisch/ Hoefbladeren/ Peerdsklawe.

Geschlecht und Gestalt.

1. Der gemeine Hufflattich/ Tussilago
vulgaris, C. B.
hat blätter/ die vergleichen sich
einem Roßhuff/ gegen der erden sind sie a-
schen-farb/ oben grün/ und an dem umb-
kreiß uneben und ecktcht. Jm Mertzen brin-
get er seine wollichte stengel/ die sind span-
nen-lang/ darauff stehen gelbe/ gefüllte blu-
men/ ohn alle blätter. Aber diese blumen
samt dem stengel sind so unwehrhafftig und
flüchtig/ daß wenn die blätter herfür kom-
men/ so sind die stengel und blumen schon
vergangen/ und werden stengel/ blumen und
blätter nimmer bey einander gefunden. Die
blätter aber bleiben den gantzen Sommer ü-
ber/ darumb etliche (so das Kraut nur an
den blättern kennen) haben vermeinet/ es
trage weder stengel noch blumen/ welches
nicht wahr ist. Er hat ein weisse/ fladerich-
te wurtzel/ wächßt gern in feuchten orten
und bey den wassern.

2. Der Oestereichische Berg-Hufflattich/
Tussilago Alpina rotundifolia canescens, C. B.
Alpina minor folio rotundo, J. B.
überkommet
5. oder 6. blätter/ die sind schier zirckel-rund/
der gemeinen Gundel-räben nicht ungleich/
an dem umbkreiß ein wenig gefalten und ge-
kerfft/ oben runtzlicht und von schwartzgrü-
ner farb gläntzend/ unden weiß und gleich-
sam mit schärwollen umblegt/ gibt von an-
fang ein trucknenden/ hernach ein bitteren
geschmack von sich/ der stengel ist hohl/ na-
ckend/ spannen-hoch/ und mit grawem
gauch-haar begabet/ er trägt ein mosichte
purpurfarbe Blum/ so nach ihrer zeitigung
davon fliegt; bald darauff verdorret und
verdirbt der stengel/ also daß man die übri-
ge zeit dieses Kraut ohne stengel sihet. Die
zaßlichte wurtzel kriecht und spreitet sich
wol auß. Er wächßt in Oestereich und
Steyrmarck/ auff den höchsten gipfflen der
Bergen/ und wird mit dem Alpköl zu einem
wasen. Man findet ihn auch auff dem Lu-
cernischen Fracmont und Bündtnerischen
Berg Praulio. Er blühet gemeiniglich im
Brachmonat/ und bißweilen erst im Augst-
monat. Jn den Gärten kommet er mit sei-
ner Blumen schon im Aprillen herfür/ und
bringet zugleich einen grösseren stengel.
Noch ein andere art/ deren blätter etwas
breiter und nicht so weiß und gläntzend sind/
wird bey dem Kloster Newenburg in Oeste-
reich gefunden.

3. Der Schweitzerische Alp-Hufflattich/
Tussilago Alpina rotundifolia glabra, C. B. hat
ein schwartzlichte/ kleinen fingers dicke/ und
mit vielen zaselen begabte wurtzel/ auß wel-
cher ein elen-hoher/ haariger/ röthlichter/
gestriemter/ und raucher stengel herfür kom-
met. Bey der wurtzel wachsen an langen
stielen 5. oder 6. schwartzlichte und rauche
blätter/ die an dem umbkreiß zerkerfft/ und
ungleicher länge sind. An dem stengel sihet
man zwey oder drey schmälere blätter/ auff
dessen gipffel/ welcher bißweilen in neben-
ästlein zertheilet wird/ sitzet ein zimlich
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Glatter Berg-Hufflattich. Tussi-
lago Alpina rotundifolia glabra.

grosse mosichte und gelbe Blum/ die endlich
wie wolle davon fliegt. Er wächßt auff den
Schweitzerischen Alpgebürgen/ und wird
auff dem Berg Baldo bey Verona mit
schmäleren blätteren gefunden.

Eigenschafft.

Der Hufflattich hat ein bitterlichtes al-
kalisches saltz/ und daher die Eigenschafft zu
eröffnen/ zu tröcknen/ zu kühlen/ zu heilen/
den schleim der Brust zu erdünneren/ und
zum außwurff zu beförderen. Man samlet
die Blumen im ersten Frühling/ die Blät-
ter im Mäy- und Brachmonat/ und die
wurtzen im Aprillen.

Gebrauch.

Ein handvoll Hufflattich in ein maßHusten/
Koder auf
der Brust/
schwerer
Athem.
Hitzige ge-
schwulst und
Schäden.
Seiten-
stich/ brust-
geschwär/
Husten/
kurtzer A-
them/
Brust- und
Lungen-
kranckheiten
hitzige ge-
schwulst an
heimlichen
orten der
Weiber.
Hitzige
Brust-
kranckheiten
Husten/
seitenstich/
kurtzer A-
them/ lung-
sucht/ ver-
saltzene
scharfft
Flüß.

weissen Wein gelegt/ und davon nach be-
lieben getruncken/ wehret dem Husten/ rei-
niget die Brust von dem Koder/ und macht
einen leichten Athem.

Die frischen blätter äusserlich auffgelegt/
kühlen alle hitzige Geschwulst und Schäden.

Das destillierte Hufflattich-wasser ist son-
derlich gut für den Seitenstich/ Brust-ge-
schwär/ Husten/ kurtzen Athem/ und andere
Brust- und Lungen-kranckheiten/ so man da-
von nach belieben drey oder vier loth trincket.
Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hi-
tzige Geschwulst empfindet/ soll sie leinene
tüchlein in diesem Wasser netzen/ und lau-
licht zu sich stossen.

Der Hufflattich-Syrup kühlet/ lindert/
erweicht/ wird derhalben in den hitzigen
Brust-kranckheiten nutzlich gebraucht: ist
dienlich wider den Husten/ Seitenstich/ kur-
tzen Athem/ Lungensucht/ und die versaltze-
ne scharffe Flüß/ welche von dem Haupt
auff die Brust und Lungen fallen/ so man
nach belieben davon ein löffelvoll nimt.

An den Wurtzeln des Hufflattichs fin-
det sich im anfang des Winters/ wenn sie

nemlich

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] foot/ Horſe foot. Daͤniſch/ Heſte how/
Howblad/ Howurt/ Folfod/ Heſteblad. Ni-
derlaͤndiſch/ Hoefbladeren/ Peerdsklawe.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Der gemeine Hufflattich/ Tuſſilago
vulgaris, C. B.
hat blaͤtter/ die vergleichen ſich
einem Roßhuff/ gegen der erden ſind ſie a-
ſchen-farb/ oben gruͤn/ und an dem umb-
kreiß uneben und ecktcht. Jm Mertzen brin-
get er ſeine wollichte ſtengel/ die ſind ſpan-
nen-lang/ darauff ſtehen gelbe/ gefuͤllte blu-
men/ ohn alle blaͤtter. Aber dieſe blumen
ſamt dem ſtengel ſind ſo unwehrhafftig und
fluͤchtig/ daß wenn die blaͤtter herfuͤr kom-
men/ ſo ſind die ſtengel und blumen ſchon
vergangen/ und werden ſtengel/ blumen und
blaͤtter nimmer bey einander gefunden. Die
blaͤtter aber bleiben den gantzen Sommer uͤ-
ber/ darumb etliche (ſo das Kraut nur an
den blaͤttern kennen) haben vermeinet/ es
trage weder ſtengel noch blumen/ welches
nicht wahr iſt. Er hat ein weiſſe/ fladerich-
te wurtzel/ waͤchßt gern in feuchten orten
und bey den waſſern.

2. Der Oeſtereichiſche Berg-Hufflattich/
Tuſsilago Alpina rotundifolia caneſcens, C. B.
Alpina minor folio rotundo, J. B.
uͤberkom̃et
5. oder 6. blaͤtter/ die ſind ſchier zirckel-rund/
der gemeinen Gundel-raͤben nicht ungleich/
an dem umbkreiß ein wenig gefalten und ge-
kerfft/ oben runtzlicht und von ſchwartzgruͤ-
ner farb glaͤntzend/ unden weiß und gleich-
ſam mit ſchaͤrwollen umblegt/ gibt von an-
fang ein trucknenden/ hernach ein bitteren
geſchmack von ſich/ der ſtengel iſt hohl/ na-
ckend/ ſpannen-hoch/ und mit grawem
gauch-haar begabet/ er traͤgt ein moſichte
purpurfarbe Blum/ ſo nach ihrer zeitigung
davon fliegt; bald darauff verdorꝛet und
verdirbt der ſtengel/ alſo daß man die uͤbri-
ge zeit dieſes Kraut ohne ſtengel ſihet. Die
zaßlichte wurtzel kriecht und ſpreitet ſich
wol auß. Er waͤchßt in Oeſtereich und
Steyrmarck/ auff den hoͤchſten gipfflen der
Bergen/ und wird mit dem Alpkoͤl zu einem
waſen. Man findet ihn auch auff dem Lu-
cerniſchen Fracmont und Buͤndtneriſchen
Berg Praulio. Er bluͤhet gemeiniglich im
Brachmonat/ und bißweilen erſt im Augſt-
monat. Jn den Gaͤrten kommet er mit ſei-
ner Blumen ſchon im Aprillen herfuͤr/ und
bringet zugleich einen groͤſſeren ſtengel.
Noch ein andere art/ deren blaͤtter etwas
breiter und nicht ſo weiß und glaͤntzend ſind/
wird bey dem Kloſter Newenburg in Oeſte-
reich gefunden.

3. Der Schweitzeriſche Alp-Hufflattich/
Tuſsilago Alpina rotundifolia glabra, C. B. hat
ein ſchwartzlichte/ kleinen fingers dicke/ und
mit vielen zaſelen begabte wurtzel/ auß wel-
cher ein elen-hoher/ haariger/ roͤthlichter/
geſtriemter/ und raucher ſtengel herfuͤr kom-
met. Bey der wurtzel wachſen an langen
ſtielen 5. oder 6. ſchwartzlichte und rauche
blaͤtter/ die an dem umbkreiß zerkerfft/ und
ungleicher laͤnge ſind. An dem ſtengel ſihet
man zwey oder drey ſchmaͤlere blaͤtter/ auff
deſſen gipffel/ welcher bißweilen in neben-
aͤſtlein zertheilet wird/ ſitzet ein zimlich
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Glatter Berg-Hufflattich. Tuſsi-
lago Alpina rotundifolia glabra.

groſſe moſichte und gelbe Blum/ die endlich
wie wolle davon fliegt. Er waͤchßt auff den
Schweitzeriſchen Alpgebuͤrgen/ und wird
auff dem Berg Baldo bey Verona mit
ſchmaͤleren blaͤtteren gefunden.

Eigenſchafft.

Der Hufflattich hat ein bitterlichtes al-
kaliſches ſaltz/ und daher die Eigenſchafft zu
eroͤffnen/ zu troͤcknen/ zu kuͤhlen/ zu heilen/
den ſchleim der Bruſt zu erduͤnneren/ und
zum außwurff zu befoͤrderen. Man ſamlet
die Blumen im erſten Fruͤhling/ die Blaͤt-
ter im Maͤy- und Brachmonat/ und die
wurtzen im Aprillen.

Gebrauch.

Ein handvoll Hufflattich in ein maßHuſten/
Koder auf
der Bruſt/
ſchwerer
Athem.
Hitzige ge-
ſchwulſt uñ
Schaͤden.
Seiten-
ſtich/ bruſt-
geſchwaͤr/
Huſten/
kurtzer A-
them/
Bruſt- und
Lungen-
kranckheitẽ
hitzige ge-
ſchwulſt an
heimlichen
orten der
Weiber.
Hitzige
Bruſt-
kranckheitẽ
Huſten/
ſeitenſtich/
kurtzer A-
them/ lung-
ſucht/ ver-
ſaltzene
ſcharfft
Fluͤß.

weiſſen Wein gelegt/ und davon nach be-
lieben getruncken/ wehret dem Huſten/ rei-
niget die Bruſt von dem Koder/ und macht
einen leichten Athem.

Die friſchen blaͤtter aͤuſſerlich auffgelegt/
kuͤhlen alle hitzige Geſchwulſt und Schaͤden.

Das deſtillierte Hufflattich-waſſer iſt ſon-
derlich gut fuͤr den Seitenſtich/ Bruſt-ge-
ſchwaͤr/ Huſten/ kurtzen Athem/ und andere
Bruſt- und Lungen-kranckheiten/ ſo man da-
von nach belieben drey oder vier loth trincket.
Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hi-
tzige Geſchwulſt empfindet/ ſoll ſie leinene
tuͤchlein in dieſem Waſſer netzen/ und lau-
licht zu ſich ſtoſſen.

Der Hufflattich-Syrup kuͤhlet/ lindert/
erweicht/ wird derhalben in den hitzigen
Bruſt-kranckheiten nutzlich gebraucht: iſt
dienlich wider den Huſten/ Seitenſtich/ kur-
tzen Athem/ Lungenſucht/ und die verſaltze-
ne ſcharffe Fluͤß/ welche von dem Haupt
auff die Bruſt und Lungen fallen/ ſo man
nach belieben davon ein loͤffelvoll nimt.

An den Wurtzeln des Hufflattichs fin-
det ſich im anfang des Winters/ wenn ſie

nemlich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0772" n="756"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vierte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
foot/ Hor&#x017F;e foot. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ He&#x017F;te how/<lb/>
Howblad/ Howurt/ Folfod/ He&#x017F;teblad. Ni-<lb/>
derla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Hoefbladeren/ Peerdsklawe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Der gemeine Hufflattich/ <hi rendition="#aq">Tu&#x017F;&#x017F;ilago<lb/>
vulgaris, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> hat bla&#x0364;tter/ die vergleichen &#x017F;ich<lb/>
einem Roßhuff/ gegen der erden &#x017F;ind &#x017F;ie a-<lb/>
&#x017F;chen-farb/ oben gru&#x0364;n/ und an dem umb-<lb/>
kreiß uneben und ecktcht. Jm Mertzen brin-<lb/>
get er &#x017F;eine wollichte &#x017F;tengel/ die &#x017F;ind &#x017F;pan-<lb/>
nen-lang/ darauff &#x017F;tehen gelbe/ gefu&#x0364;llte blu-<lb/>
men/ ohn alle bla&#x0364;tter. Aber die&#x017F;e blumen<lb/>
&#x017F;amt dem &#x017F;tengel &#x017F;ind &#x017F;o unwehrhafftig und<lb/>
flu&#x0364;chtig/ daß wenn die bla&#x0364;tter herfu&#x0364;r kom-<lb/>
men/ &#x017F;o &#x017F;ind die &#x017F;tengel und blumen &#x017F;chon<lb/>
vergangen/ und werden &#x017F;tengel/ blumen und<lb/>
bla&#x0364;tter nimmer bey einander gefunden. Die<lb/>
bla&#x0364;tter aber bleiben den gantzen Sommer u&#x0364;-<lb/>
ber/ darumb etliche (&#x017F;o das Kraut nur an<lb/>
den bla&#x0364;ttern kennen) haben vermeinet/ es<lb/>
trage weder &#x017F;tengel noch blumen/ welches<lb/>
nicht wahr i&#x017F;t. Er hat ein wei&#x017F;&#x017F;e/ fladerich-<lb/>
te wurtzel/ wa&#x0364;chßt gern in feuchten orten<lb/>
und bey den wa&#x017F;&#x017F;ern.</p><lb/>
            <p>2. Der Oe&#x017F;tereichi&#x017F;che Berg-Hufflattich/<lb/><hi rendition="#aq">Tu&#x017F;silago Alpina rotundifolia cane&#x017F;cens, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Alpina minor folio rotundo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> u&#x0364;berkom&#x0303;et<lb/>
5. oder 6. bla&#x0364;tter/ die &#x017F;ind &#x017F;chier zirckel-rund/<lb/>
der gemeinen Gundel-ra&#x0364;ben nicht ungleich/<lb/>
an dem umbkreiß ein wenig gefalten und ge-<lb/>
kerfft/ oben runtzlicht und von &#x017F;chwartzgru&#x0364;-<lb/>
ner farb gla&#x0364;ntzend/ unden weiß und gleich-<lb/>
&#x017F;am mit &#x017F;cha&#x0364;rwollen umblegt/ gibt von an-<lb/>
fang ein trucknenden/ hernach ein bitteren<lb/>
ge&#x017F;chmack von &#x017F;ich/ der &#x017F;tengel i&#x017F;t hohl/ na-<lb/>
ckend/ &#x017F;pannen-hoch/ und mit grawem<lb/>
gauch-haar begabet/ er tra&#x0364;gt ein mo&#x017F;ichte<lb/>
purpurfarbe Blum/ &#x017F;o nach ihrer zeitigung<lb/>
davon fliegt; bald darauff verdor&#xA75B;et und<lb/>
verdirbt der &#x017F;tengel/ al&#x017F;o daß man die u&#x0364;bri-<lb/>
ge zeit die&#x017F;es Kraut ohne &#x017F;tengel &#x017F;ihet. Die<lb/>
zaßlichte wurtzel kriecht und &#x017F;preitet &#x017F;ich<lb/>
wol auß. Er wa&#x0364;chßt in Oe&#x017F;tereich und<lb/>
Steyrmarck/ auff den ho&#x0364;ch&#x017F;ten gipfflen der<lb/>
Bergen/ und wird mit dem Alpko&#x0364;l zu einem<lb/>
wa&#x017F;en. Man findet ihn auch auff dem Lu-<lb/>
cerni&#x017F;chen Fracmont und Bu&#x0364;ndtneri&#x017F;chen<lb/>
Berg <hi rendition="#aq">Praulio.</hi> Er blu&#x0364;het gemeiniglich im<lb/>
Brachmonat/ und bißweilen er&#x017F;t im Aug&#x017F;t-<lb/>
monat. Jn den Ga&#x0364;rten kommet er mit &#x017F;ei-<lb/>
ner Blumen &#x017F;chon im Aprillen herfu&#x0364;r/ und<lb/>
bringet zugleich einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren &#x017F;tengel.<lb/>
Noch ein andere art/ deren bla&#x0364;tter etwas<lb/>
breiter und nicht &#x017F;o weiß und gla&#x0364;ntzend &#x017F;ind/<lb/>
wird bey dem Klo&#x017F;ter Newenburg in Oe&#x017F;te-<lb/>
reich gefunden.</p><lb/>
            <p>3. Der Schweitzeri&#x017F;che Alp-Hufflattich/<lb/><hi rendition="#aq">Tu&#x017F;silago Alpina rotundifolia glabra, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> hat<lb/>
ein &#x017F;chwartzlichte/ kleinen fingers dicke/ und<lb/>
mit vielen za&#x017F;elen begabte wurtzel/ auß wel-<lb/>
cher ein elen-hoher/ haariger/ ro&#x0364;thlichter/<lb/>
ge&#x017F;triemter/ und raucher &#x017F;tengel herfu&#x0364;r kom-<lb/>
met. Bey der wurtzel wach&#x017F;en an langen<lb/>
&#x017F;tielen 5. oder 6. &#x017F;chwartzlichte und rauche<lb/>
bla&#x0364;tter/ die an dem umbkreiß zerkerfft/ und<lb/>
ungleicher la&#x0364;nge &#x017F;ind. An dem &#x017F;tengel &#x017F;ihet<lb/>
man zwey oder drey &#x017F;chma&#x0364;lere bla&#x0364;tter/ auff<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en gipffel/ welcher bißweilen in neben-<lb/>
a&#x0364;&#x017F;tlein zertheilet wird/ &#x017F;itzet ein zimlich<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Glatter Berg-Hufflattich.</hi><hi rendition="#aq">Tu&#x017F;si-<lb/>
lago Alpina rotundifolia glabra.</hi></hi></head><lb/></figure> gro&#x017F;&#x017F;e mo&#x017F;ichte und gelbe Blum/ die endlich<lb/>
wie wolle davon fliegt. Er wa&#x0364;chßt auff den<lb/>
Schweitzeri&#x017F;chen Alpgebu&#x0364;rgen/ und wird<lb/>
auff dem Berg Baldo bey Verona mit<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;leren bla&#x0364;tteren gefunden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Hufflattich hat ein bitterlichtes al-<lb/>
kali&#x017F;ches &#x017F;altz/ und daher die Eigen&#x017F;chafft zu<lb/>
ero&#x0364;ffnen/ zu tro&#x0364;cknen/ zu ku&#x0364;hlen/ zu heilen/<lb/>
den &#x017F;chleim der Bru&#x017F;t zu erdu&#x0364;nneren/ und<lb/>
zum außwurff zu befo&#x0364;rderen. Man &#x017F;amlet<lb/>
die Blumen im er&#x017F;ten Fru&#x0364;hling/ die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter im Ma&#x0364;y- und Brachmonat/ und die<lb/>
wurtzen im Aprillen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Ein handvoll Hufflattich in ein maß<note place="right">Hu&#x017F;ten/<lb/>
Koder auf<lb/>
der Bru&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;chwerer<lb/>
Athem.<lb/>
Hitzige ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t uñ<lb/>
Scha&#x0364;den.<lb/>
Seiten-<lb/>
&#x017F;tich/ bru&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;r/<lb/>
Hu&#x017F;ten/<lb/>
kurtzer A-<lb/>
them/<lb/>
Bru&#x017F;t- und<lb/>
Lungen-<lb/>
kranckheit&#x1EBD;<lb/>
hitzige ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t an<lb/>
heimlichen<lb/>
orten der<lb/>
Weiber.<lb/>
Hitzige<lb/>
Bru&#x017F;t-<lb/>
kranckheit&#x1EBD;<lb/>
Hu&#x017F;ten/<lb/>
&#x017F;eiten&#x017F;tich/<lb/>
kurtzer A-<lb/>
them/ lung-<lb/>
&#x017F;ucht/ ver-<lb/>
&#x017F;altzene<lb/>
&#x017F;charfft<lb/>
Flu&#x0364;ß.</note><lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Wein gelegt/ und davon nach be-<lb/>
lieben getruncken/ wehret dem Hu&#x017F;ten/ rei-<lb/>
niget die Bru&#x017F;t von dem Koder/ und macht<lb/>
einen leichten Athem.</p><lb/>
            <p>Die fri&#x017F;chen bla&#x0364;tter a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich auffgelegt/<lb/>
ku&#x0364;hlen alle hitzige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t und Scha&#x0364;den.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Hufflattich-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t &#x017F;on-<lb/>
derlich gut fu&#x0364;r den Seiten&#x017F;tich/ Bru&#x017F;t-ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;r/ Hu&#x017F;ten/ kurtzen Athem/ und andere<lb/>
Bru&#x017F;t- und Lungen-kranckheiten/ &#x017F;o man da-<lb/>
von nach belieben drey oder vier loth trincket.<lb/>
Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hi-<lb/>
tzige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t empfindet/ &#x017F;oll &#x017F;ie leinene<lb/>
tu&#x0364;chlein in die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er netzen/ und lau-<lb/>
licht zu &#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Der Hufflattich-Syrup ku&#x0364;hlet/ lindert/<lb/>
erweicht/ wird derhalben in den hitzigen<lb/>
Bru&#x017F;t-kranckheiten nutzlich gebraucht: i&#x017F;t<lb/>
dienlich wider den Hu&#x017F;ten/ Seiten&#x017F;tich/ kur-<lb/>
tzen Athem/ Lungen&#x017F;ucht/ und die ver&#x017F;altze-<lb/>
ne &#x017F;charffe Flu&#x0364;ß/ welche von dem Haupt<lb/>
auff die Bru&#x017F;t und Lungen fallen/ &#x017F;o man<lb/>
nach belieben davon ein lo&#x0364;ffelvoll nimt.</p><lb/>
            <p>An den Wurtzeln des Hufflattichs fin-<lb/>
det &#x017F;ich im anfang des Winters/ wenn &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nemlich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[756/0772] Das Vierte Buch/ foot/ Horſe foot. Daͤniſch/ Heſte how/ Howblad/ Howurt/ Folfod/ Heſteblad. Ni- derlaͤndiſch/ Hoefbladeren/ Peerdsklawe. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Der gemeine Hufflattich/ Tuſſilago vulgaris, C. B. hat blaͤtter/ die vergleichen ſich einem Roßhuff/ gegen der erden ſind ſie a- ſchen-farb/ oben gruͤn/ und an dem umb- kreiß uneben und ecktcht. Jm Mertzen brin- get er ſeine wollichte ſtengel/ die ſind ſpan- nen-lang/ darauff ſtehen gelbe/ gefuͤllte blu- men/ ohn alle blaͤtter. Aber dieſe blumen ſamt dem ſtengel ſind ſo unwehrhafftig und fluͤchtig/ daß wenn die blaͤtter herfuͤr kom- men/ ſo ſind die ſtengel und blumen ſchon vergangen/ und werden ſtengel/ blumen und blaͤtter nimmer bey einander gefunden. Die blaͤtter aber bleiben den gantzen Sommer uͤ- ber/ darumb etliche (ſo das Kraut nur an den blaͤttern kennen) haben vermeinet/ es trage weder ſtengel noch blumen/ welches nicht wahr iſt. Er hat ein weiſſe/ fladerich- te wurtzel/ waͤchßt gern in feuchten orten und bey den waſſern. 2. Der Oeſtereichiſche Berg-Hufflattich/ Tuſsilago Alpina rotundifolia caneſcens, C. B. Alpina minor folio rotundo, J. B. uͤberkom̃et 5. oder 6. blaͤtter/ die ſind ſchier zirckel-rund/ der gemeinen Gundel-raͤben nicht ungleich/ an dem umbkreiß ein wenig gefalten und ge- kerfft/ oben runtzlicht und von ſchwartzgruͤ- ner farb glaͤntzend/ unden weiß und gleich- ſam mit ſchaͤrwollen umblegt/ gibt von an- fang ein trucknenden/ hernach ein bitteren geſchmack von ſich/ der ſtengel iſt hohl/ na- ckend/ ſpannen-hoch/ und mit grawem gauch-haar begabet/ er traͤgt ein moſichte purpurfarbe Blum/ ſo nach ihrer zeitigung davon fliegt; bald darauff verdorꝛet und verdirbt der ſtengel/ alſo daß man die uͤbri- ge zeit dieſes Kraut ohne ſtengel ſihet. Die zaßlichte wurtzel kriecht und ſpreitet ſich wol auß. Er waͤchßt in Oeſtereich und Steyrmarck/ auff den hoͤchſten gipfflen der Bergen/ und wird mit dem Alpkoͤl zu einem waſen. Man findet ihn auch auff dem Lu- cerniſchen Fracmont und Buͤndtneriſchen Berg Praulio. Er bluͤhet gemeiniglich im Brachmonat/ und bißweilen erſt im Augſt- monat. Jn den Gaͤrten kommet er mit ſei- ner Blumen ſchon im Aprillen herfuͤr/ und bringet zugleich einen groͤſſeren ſtengel. Noch ein andere art/ deren blaͤtter etwas breiter und nicht ſo weiß und glaͤntzend ſind/ wird bey dem Kloſter Newenburg in Oeſte- reich gefunden. 3. Der Schweitzeriſche Alp-Hufflattich/ Tuſsilago Alpina rotundifolia glabra, C. B. hat ein ſchwartzlichte/ kleinen fingers dicke/ und mit vielen zaſelen begabte wurtzel/ auß wel- cher ein elen-hoher/ haariger/ roͤthlichter/ geſtriemter/ und raucher ſtengel herfuͤr kom- met. Bey der wurtzel wachſen an langen ſtielen 5. oder 6. ſchwartzlichte und rauche blaͤtter/ die an dem umbkreiß zerkerfft/ und ungleicher laͤnge ſind. An dem ſtengel ſihet man zwey oder drey ſchmaͤlere blaͤtter/ auff deſſen gipffel/ welcher bißweilen in neben- aͤſtlein zertheilet wird/ ſitzet ein zimlich [Abbildung Glatter Berg-Hufflattich. Tuſsi- lago Alpina rotundifolia glabra. ] groſſe moſichte und gelbe Blum/ die endlich wie wolle davon fliegt. Er waͤchßt auff den Schweitzeriſchen Alpgebuͤrgen/ und wird auff dem Berg Baldo bey Verona mit ſchmaͤleren blaͤtteren gefunden. Eigenſchafft. Der Hufflattich hat ein bitterlichtes al- kaliſches ſaltz/ und daher die Eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu troͤcknen/ zu kuͤhlen/ zu heilen/ den ſchleim der Bruſt zu erduͤnneren/ und zum außwurff zu befoͤrderen. Man ſamlet die Blumen im erſten Fruͤhling/ die Blaͤt- ter im Maͤy- und Brachmonat/ und die wurtzen im Aprillen. Gebrauch. Ein handvoll Hufflattich in ein maß weiſſen Wein gelegt/ und davon nach be- lieben getruncken/ wehret dem Huſten/ rei- niget die Bruſt von dem Koder/ und macht einen leichten Athem. Huſten/ Koder auf der Bruſt/ ſchwerer Athem. Hitzige ge- ſchwulſt uñ Schaͤden. Seiten- ſtich/ bruſt- geſchwaͤr/ Huſten/ kurtzer A- them/ Bruſt- und Lungen- kranckheitẽ hitzige ge- ſchwulſt an heimlichen orten der Weiber. Hitzige Bruſt- kranckheitẽ Huſten/ ſeitenſtich/ kurtzer A- them/ lung- ſucht/ ver- ſaltzene ſcharfft Fluͤß. Die friſchen blaͤtter aͤuſſerlich auffgelegt/ kuͤhlen alle hitzige Geſchwulſt und Schaͤden. Das deſtillierte Hufflattich-waſſer iſt ſon- derlich gut fuͤr den Seitenſtich/ Bruſt-ge- ſchwaͤr/ Huſten/ kurtzen Athem/ und andere Bruſt- und Lungen-kranckheiten/ ſo man da- von nach belieben drey oder vier loth trincket. Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hi- tzige Geſchwulſt empfindet/ ſoll ſie leinene tuͤchlein in dieſem Waſſer netzen/ und lau- licht zu ſich ſtoſſen. Der Hufflattich-Syrup kuͤhlet/ lindert/ erweicht/ wird derhalben in den hitzigen Bruſt-kranckheiten nutzlich gebraucht: iſt dienlich wider den Huſten/ Seitenſtich/ kur- tzen Athem/ Lungenſucht/ und die verſaltze- ne ſcharffe Fluͤß/ welche von dem Haupt auff die Bruſt und Lungen fallen/ ſo man nach belieben davon ein loͤffelvoll nimt. An den Wurtzeln des Hufflattichs fin- det ſich im anfang des Winters/ wenn ſie nemlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/772
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/772>, abgerufen am 25.04.2024.