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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] Dänisch/ Drüeurt. Niderländisch/ Piment/
Druyvenkruyt. Jn Teutscher Sprach wird
es auch genennt Schabenkraut/ Krotten-
kraut/ Lungenkraut und Türckischer Bey-
fuß.

[Abbildung] Traubenkraut. Botrys.
Gestalt.

Das gemeine Traubenkraut hat ein weis-
se außgebreitete/ kurtze/ zaselichte/ gerad un-
dersich gehende wurtzel/ auß deren komt im
Frühling herfür ein eintziger/ runder/ röth-
lichter/ gekrümter und rauch-haariger sten-
gel/ eines Kinds-fingers dick/ und drey oder
vier spannen lang/ mit viel neben-ästlein/ ei-
nem stäudlein gleich. Unden an dem ästlein
wachsen länglichte blätter/ die sind klebericht/
gekerfft/ tieff eingeschnitten/ und dem Ey-
chenlaub ähnlich. An den stengeln und ne-
ben-zweiglein wachsen oben zwischen den
blättern viel gelbe blümlein herfür/ der
Trauben- oder Weinreben-blüth nicht un-
gleich/ darauß wird viel kleiner samen/ wie
der Magsamen/ doch kleiner/ welcher im
Augst- und Herbstmonat so dick in einander
hangt wie die Trauben/ ist gelbfarb/ und
wie das gantze Gewächs eines starcken/ doch
lieblichen anmuthigen Wein-geruchs/ und
bitteren geschmacks. Wenn der same zeitig
wird/ so fallen die blätter ab. Jst ein Som-
mer-gewächs/ und muß jährlich widerumb
von dem samen auffgezielet werden/ wiewol
wo es einmahl hingepflantzet wird/ wächßt
es vor sich selbst wider von dem außgefalle-
nen samen. Es wächßt gern bey wasser-grä-
ben/ regen-bächen und feuchten orten. Bey
uns in Teutschland wird es in den Lustgär-
ten gepflantzet/ aber in Franckreich/ Jtalien
und Böhmen wächßt es vor sich selbst.

Eigenschafft.

Das Traubenkraut ist mit einem flüch-
tigen/ aromatisch-ölichten Saltz-geist be-
[Spaltenumbruch] gabet/ und hat demnach die eigenschafft zu
erwärmen/ zu trocknen/ zu eröffnen/ zu er-
dünneren/ Wind zu zertheilen/ den Athem
zu erleichtern/ zu heilen/ und den Schleim
der Brust zum außwurff zu befürdern. Man
samlet es im Brach- und Hewmonat gegen
dem Vollmond.

Gebrauch.

Dioscorides lob et das Traubenkraut widerKurtzer
Athem
Gebresten
der Bruft
und Lungen
Berstopf-
fung der
Leber/ nie-
ren und
Mutter/
Geib- und
Wasser-
sucht.

den kurtzen Athem. Theod. Tabernaemonta-
nus
schreibet auch/ er habe das offtermahls
gut befunden/ so man das Kraut in weissem
Wein siedet/ und morgens und abends ein
Tisch-becher voll trincket. Jst also ge-
braucht/ ein heilsame Artzney wider alle Ge-
bresten der Brust und Lungen/ öffnet die
Verstopffung der Leber/ Nieren und Mut-
ter/ vertreibt die Gelbsucht und verhütet
die Wassersucht.

Dieses Kraut gedörrt/ zu pulver gestos-
sen/ mit Honig zu einer Lattwerg gemacht/
und davon nach belieben einer Muscatnuß-Lungsucht.
groß genommen/ ist trefflich gut zu der Lung-
sucht. Matthiolus hat mit dieser Artzney
vielen geholffen/ welche schon Eyter durchHusten.
den Husten außgeräuspert haben.

Jn Meissen/ da dieses Kraut deßhalben
Lungenkraut genennt wird/ nimt man das
Pulver in weissem Wein/ oder in Honig zu
einer Lattwerg vermischt/ wider die Lung-
sucht ein/ wie solches Camerarius in Horto
Med. p. m.
29. berichtet.

Das Traubenkraut in die Gewand-kästen
gelegt/ macht dieselben nicht allein wolrie-
chend/ sondern verhütet sie auch vor Scha-
ben und Motten. Jst in Franckreich undSchaben
und Motten.

Niderland gar gemein.

Traubenkraut in Laugen gesotten und da-
mit gezwagen/ vertreibt die Milben im
Haar.

Dieß Kraut in Oel gekocht/ und mit sol-Milben im
Haar.

chem Oel den Nabel und Bauch warm ge-
salbet/ vertheilet die Wind/ und stillet dasGrimmen
Wind.

Grimmen.

Der Syrup von diesem Kraut kan auff
folgende weise bereitet werden: Nim frisch
Traubenkraut 3. handvoll/ brennende Nes-
sel/ Hederich-kraut jed. 2. handvoll/ rothe
Köhl-blätter/ Roßhuben-blätter jedes an-
derthalb handvoll: Koche alles in wasser zu-
sammen/ seige es durch ein tuch/ mische
doppelt gewicht Zucker darunter/ laß ein we-
nig zum Syrup einkochen. Andere berei-
ten von diesem Kraut einen Zucker/ auff die
art wie den Rosen-zucker. Beyde diese Artz-Langer
Husten/
Brustge-
schwär.

neyen dienen in langwierigen Husten/ und
Brust-geschwären wol/ so man davon offt
einnimt.

Traubenkraut gedörrt/ zu pulver gestos-
sen/ solches auff ein gluth geworffen/ und denMutter-
fluß.

rauch davon in den Mutter-halß gehen las-
sen/ stillet den Mutter-fluß.

So kan man dieß Kraut auch nutzlich zuZäpfflein-
Mandeln-
geschwulst/
Flüsse und
Entzün-
dung der
Augen.

den Gurgel-wassern/ in den verschleimten
und entzündeten Halß-zäpflein und Man-
deln; wie auch den außgepreßten Safft/ o-
der das destillierte Wasser in denen Augen-
entzündungen und Flüssen/ sehr nutzlich ge-
brauchen.

Das destillierte Traubenkraut-wasser

vertreibt

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] Daͤniſch/ Druͤeurt. Niderlaͤndiſch/ Piment/
Druyvenkruyt. Jn Teutſcher Sprach wird
es auch genennt Schabenkraut/ Krotten-
kraut/ Lungenkraut und Tuͤrckiſcher Bey-
fuß.

[Abbildung] Traubenkraut. Botrys.
Geſtalt.

Das gemeine Traubenkraut hat ein weiſ-
ſe außgebreitete/ kurtze/ zaſelichte/ gerad un-
derſich gehende wurtzel/ auß deren komt im
Fruͤhling herfuͤr ein eintziger/ runder/ roͤth-
lichter/ gekruͤmter und rauch-haariger ſten-
gel/ eines Kinds-fingers dick/ und drey oder
vier ſpannen lang/ mit viel neben-aͤſtlein/ ei-
nem ſtaͤudlein gleich. Unden an dem aͤſtlein
wachſen laͤnglichte blaͤtter/ die ſind klebericht/
gekerfft/ tieff eingeſchnitten/ und dem Ey-
chenlaub aͤhnlich. An den ſtengeln und ne-
ben-zweiglein wachſen oben zwiſchen den
blaͤttern viel gelbe bluͤmlein herfuͤr/ der
Trauben- oder Weinreben-bluͤth nicht un-
gleich/ darauß wird viel kleiner ſamen/ wie
der Magſamen/ doch kleiner/ welcher im
Augſt- und Herbſtmonat ſo dick in einander
hangt wie die Trauben/ iſt gelbfarb/ und
wie das gantze Gewaͤchs eines ſtarcken/ doch
lieblichen anmuthigen Wein-geruchs/ und
bitteren geſchmacks. Wenn der ſame zeitig
wird/ ſo fallen die blaͤtter ab. Jſt ein Som-
mer-gewaͤchs/ und muß jaͤhrlich widerumb
von dem ſamen auffgezielet werden/ wiewol
wo es einmahl hingepflantzet wird/ waͤchßt
es vor ſich ſelbſt wider von dem außgefalle-
nen ſamen. Es waͤchßt gern bey waſſer-graͤ-
ben/ regen-baͤchen und feuchten orten. Bey
uns in Teutſchland wird es in den Luſtgaͤr-
ten gepflantzet/ aber in Franckreich/ Jtalien
und Boͤhmen waͤchßt es vor ſich ſelbſt.

Eigenſchafft.

Das Traubenkraut iſt mit einem fluͤch-
tigen/ aromatiſch-oͤlichten Saltz-geiſt be-
[Spaltenumbruch] gabet/ und hat demnach die eigenſchafft zu
erwaͤrmen/ zu trocknen/ zu eroͤffnen/ zu er-
duͤnneren/ Wind zu zertheilen/ den Athem
zu erleichtern/ zu heilen/ und den Schleim
der Bruſt zum außwurff zu befuͤrdern. Man
ſamlet es im Brach- und Hewmonat gegen
dem Vollmond.

Gebrauch.

Dioſcorides lob et das Traubenkraut widerKurtzer
Athem
Gebreſten
der Bruft
und Lungẽ
Berſtopf-
fung der
Leber/ nie-
ren und
Mutter/
Geib- und
Waſſer-
ſucht.

den kurtzen Athem. Theod. Tabernæmonta-
nus
ſchreibet auch/ er habe das offtermahls
gut befunden/ ſo man das Kraut in weiſſem
Wein ſiedet/ und morgens und abends ein
Tiſch-becher voll trincket. Jſt alſo ge-
braucht/ ein heilſame Artzney wider alle Ge-
breſten der Bruſt und Lungen/ oͤffnet die
Verſtopffung der Leber/ Nieren und Mut-
ter/ vertreibt die Gelbſucht und verhuͤtet
die Waſſerſucht.

Dieſes Kraut gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſ-
ſen/ mit Honig zu einer Lattwerg gemacht/
und davon nach belieben einer Muſcatnuß-Lungſucht.
groß genommen/ iſt trefflich gut zu der Lung-
ſucht. Matthiolus hat mit dieſer Artzney
vielen geholffen/ welche ſchon Eyter durchHuſten.
den Huſten außgeraͤuſpert haben.

Jn Meiſſen/ da dieſes Kraut deßhalben
Lungenkraut genennt wird/ nimt man das
Pulver in weiſſem Wein/ oder in Honig zu
einer Lattwerg vermiſcht/ wider die Lung-
ſucht ein/ wie ſolches Camerarius in Horto
Med. p. m.
29. berichtet.

Das Traubenkraut in die Gewand-kaͤſten
gelegt/ macht dieſelben nicht allein wolrie-
chend/ ſondern verhuͤtet ſie auch vor Scha-
ben und Motten. Jſt in Franckreich undSchaben
und Mottẽ.

Niderland gar gemein.

Traubenkraut in Laugen geſotten und da-
mit gezwagen/ vertreibt die Milben im
Haar.

Dieß Kraut in Oel gekocht/ und mit ſol-Milben im
Haar.

chem Oel den Nabel und Bauch warm ge-
ſalbet/ vertheilet die Wind/ und ſtillet dasGrimmen
Wind.

Grimmen.

Der Syrup von dieſem Kraut kan auff
folgende weiſe bereitet werden: Nim friſch
Traubenkraut 3. handvoll/ brennende Neſ-
ſel/ Hederich-kraut jed. 2. handvoll/ rothe
Koͤhl-blaͤtter/ Roßhuben-blaͤtter jedes an-
derthalb handvoll: Koche alles in waſſer zu-
ſammen/ ſeige es durch ein tuch/ miſche
doppelt gewicht Zucker darunter/ laß ein we-
nig zum Syrup einkochen. Andere berei-
ten von dieſem Kraut einen Zucker/ auff die
art wie den Roſen-zucker. Beyde dieſe Artz-Langer
Huſten/
Bruſtge-
ſchwaͤr.

neyen dienen in langwierigen Huſten/ und
Bruſt-geſchwaͤren wol/ ſo man davon offt
einnimt.

Traubenkraut gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſ-
ſen/ ſolches auff ein gluth geworffen/ und denMutter-
fluß.

rauch davon in den Mutter-halß gehen laſ-
ſen/ ſtillet den Mutter-fluß.

So kan man dieß Kraut auch nutzlich zuZaͤpfflein-
Mandeln-
geſchwulſt/
Fluͤſſe und
Entzuͤn-
dung der
Augen.

den Gurgel-waſſern/ in den verſchleimten
und entzuͤndeten Halß-zaͤpflein und Man-
deln; wie auch den außgepreßten Safft/ o-
der das deſtillierte Waſſer in denen Augen-
entzuͤndungen und Fluͤſſen/ ſehr nutzlich ge-
brauchen.

Das deſtillierte Traubenkraut-waſſer

vertreibt
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[760/0776] Das Vierte Buch/ Daͤniſch/ Druͤeurt. Niderlaͤndiſch/ Piment/ Druyvenkruyt. Jn Teutſcher Sprach wird es auch genennt Schabenkraut/ Krotten- kraut/ Lungenkraut und Tuͤrckiſcher Bey- fuß. [Abbildung Traubenkraut. Botrys. ] Geſtalt. Das gemeine Traubenkraut hat ein weiſ- ſe außgebreitete/ kurtze/ zaſelichte/ gerad un- derſich gehende wurtzel/ auß deren komt im Fruͤhling herfuͤr ein eintziger/ runder/ roͤth- lichter/ gekruͤmter und rauch-haariger ſten- gel/ eines Kinds-fingers dick/ und drey oder vier ſpannen lang/ mit viel neben-aͤſtlein/ ei- nem ſtaͤudlein gleich. Unden an dem aͤſtlein wachſen laͤnglichte blaͤtter/ die ſind klebericht/ gekerfft/ tieff eingeſchnitten/ und dem Ey- chenlaub aͤhnlich. An den ſtengeln und ne- ben-zweiglein wachſen oben zwiſchen den blaͤttern viel gelbe bluͤmlein herfuͤr/ der Trauben- oder Weinreben-bluͤth nicht un- gleich/ darauß wird viel kleiner ſamen/ wie der Magſamen/ doch kleiner/ welcher im Augſt- und Herbſtmonat ſo dick in einander hangt wie die Trauben/ iſt gelbfarb/ und wie das gantze Gewaͤchs eines ſtarcken/ doch lieblichen anmuthigen Wein-geruchs/ und bitteren geſchmacks. Wenn der ſame zeitig wird/ ſo fallen die blaͤtter ab. Jſt ein Som- mer-gewaͤchs/ und muß jaͤhrlich widerumb von dem ſamen auffgezielet werden/ wiewol wo es einmahl hingepflantzet wird/ waͤchßt es vor ſich ſelbſt wider von dem außgefalle- nen ſamen. Es waͤchßt gern bey waſſer-graͤ- ben/ regen-baͤchen und feuchten orten. Bey uns in Teutſchland wird es in den Luſtgaͤr- ten gepflantzet/ aber in Franckreich/ Jtalien und Boͤhmen waͤchßt es vor ſich ſelbſt. Eigenſchafft. Das Traubenkraut iſt mit einem fluͤch- tigen/ aromatiſch-oͤlichten Saltz-geiſt be- gabet/ und hat demnach die eigenſchafft zu erwaͤrmen/ zu trocknen/ zu eroͤffnen/ zu er- duͤnneren/ Wind zu zertheilen/ den Athem zu erleichtern/ zu heilen/ und den Schleim der Bruſt zum außwurff zu befuͤrdern. Man ſamlet es im Brach- und Hewmonat gegen dem Vollmond. Gebrauch. Dioſcorides lob et das Traubenkraut wider den kurtzen Athem. Theod. Tabernæmonta- nus ſchreibet auch/ er habe das offtermahls gut befunden/ ſo man das Kraut in weiſſem Wein ſiedet/ und morgens und abends ein Tiſch-becher voll trincket. Jſt alſo ge- braucht/ ein heilſame Artzney wider alle Ge- breſten der Bruſt und Lungen/ oͤffnet die Verſtopffung der Leber/ Nieren und Mut- ter/ vertreibt die Gelbſucht und verhuͤtet die Waſſerſucht. Kurtzer Athem Gebreſten der Bruft und Lungẽ Berſtopf- fung der Leber/ nie- ren und Mutter/ Geib- und Waſſer- ſucht. Dieſes Kraut gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſ- ſen/ mit Honig zu einer Lattwerg gemacht/ und davon nach belieben einer Muſcatnuß- groß genommen/ iſt trefflich gut zu der Lung- ſucht. Matthiolus hat mit dieſer Artzney vielen geholffen/ welche ſchon Eyter durch den Huſten außgeraͤuſpert haben. Lungſucht. Huſten. Jn Meiſſen/ da dieſes Kraut deßhalben Lungenkraut genennt wird/ nimt man das Pulver in weiſſem Wein/ oder in Honig zu einer Lattwerg vermiſcht/ wider die Lung- ſucht ein/ wie ſolches Camerarius in Horto Med. p. m. 29. berichtet. Das Traubenkraut in die Gewand-kaͤſten gelegt/ macht dieſelben nicht allein wolrie- chend/ ſondern verhuͤtet ſie auch vor Scha- ben und Motten. Jſt in Franckreich und Niderland gar gemein. Schaben und Mottẽ. Traubenkraut in Laugen geſotten und da- mit gezwagen/ vertreibt die Milben im Haar. Dieß Kraut in Oel gekocht/ und mit ſol- chem Oel den Nabel und Bauch warm ge- ſalbet/ vertheilet die Wind/ und ſtillet das Grimmen. Milben im Haar. Grimmen Wind. Der Syrup von dieſem Kraut kan auff folgende weiſe bereitet werden: Nim friſch Traubenkraut 3. handvoll/ brennende Neſ- ſel/ Hederich-kraut jed. 2. handvoll/ rothe Koͤhl-blaͤtter/ Roßhuben-blaͤtter jedes an- derthalb handvoll: Koche alles in waſſer zu- ſammen/ ſeige es durch ein tuch/ miſche doppelt gewicht Zucker darunter/ laß ein we- nig zum Syrup einkochen. Andere berei- ten von dieſem Kraut einen Zucker/ auff die art wie den Roſen-zucker. Beyde dieſe Artz- neyen dienen in langwierigen Huſten/ und Bruſt-geſchwaͤren wol/ ſo man davon offt einnimt. Langer Huſten/ Bruſtge- ſchwaͤr. Traubenkraut gedoͤrꝛt/ zu pulver geſtoſ- ſen/ ſolches auff ein gluth geworffen/ und den rauch davon in den Mutter-halß gehen laſ- ſen/ ſtillet den Mutter-fluß. Mutter- fluß. So kan man dieß Kraut auch nutzlich zu den Gurgel-waſſern/ in den verſchleimten und entzuͤndeten Halß-zaͤpflein und Man- deln; wie auch den außgepreßten Safft/ o- der das deſtillierte Waſſer in denen Augen- entzuͤndungen und Fluͤſſen/ ſehr nutzlich ge- brauchen. Zaͤpfflein- Mandeln- geſchwulſt/ Fluͤſſe und Entzuͤn- dung der Augen. Das deſtillierte Traubenkraut-waſſer vertreibt

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/776>, abgerufen am 23.04.2024.