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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] sich in den Gärten durch den außgefallenen
samen gar sehr fortzupflantzen. Er wird in
dem Fürstlichen Eystettischen Garten an-
getroffen.

[Abbildung] VII. Storckenschnabel. Geranium
Althaeodes.

7. Das siebende Geschlecht/ Geranium
Althaeae folio, C. B. Althaeodes majus, Park. mal-
vaceum, J. B.
hat weiche/ bleichgrüne/ etwas
ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge-
kerffte/ an 2. biß drey zoll langen stielen han-
gende blätter/ die lange/ fingers-dicke wur-
tzel treibt viel haarige/ dicklichte stengel span-
nen-hoch über sich. Zwischen den blättern
gehet ein langer stiel hervor/ darauff under-
schiedliche blawe/ fünffblattige Blumen er-
scheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll
lange samen-schnäbel außgehen.

Viel andere Geschlecht der Storcken-
schnäbel werden von anderen Botanicis in ih-
ren Kräuter-büchern beschrieben/ welche wir
aber beyzusetzen keine zeit haben.

Eigenschafft.

Die Storckenschnäbel haben ein mittel-
mässige/ wärmende/ kühlende und trocknen-
de Natur. Sonderlich aber hat das erste
Geschlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts-
gnaden ein flüchtiges/ alkalisches/ ölicht-bal-
samisches saltz bey sich/ und dadurch die tu-
gend zu eröffnen/ zu erdünneren/ zu zerthei-
len/ zu säubern und zu heilen.

Gebrauch.

Dieß Kraut frisch genommen/ auff heisser
herdstatt gedemt/ hernach über die geschwol-
lenen/ und mit wassericht-schleimigen feuch-
Geschwol-
lene öl-
bein.
tigkeiten angefüllten Beine täglich frisch
gelegt/ vertheilet allgemach alle geschwulst.

Jn dem krebssischen schaden der Brust/ und
Krebs.anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut
[Spaltenumbruch] innerlich in den Wundtränckeren/ und äus-
serlich in den Salben und Wund-pflastern.

Herr Theodorus Tabernaemontanus, hat
von Caroli V. Römischen Käysers Wund-
artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o-
der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den
Wund-tränckern/ und äusserlich in den
pflastern/ mit grossem Nutz der Krancken
sehen brauchen/ auch selbsten hernach erfah-
ren/ daß es so wohl innerlich als äusserlich
ein heilsam kraut ist.

Dieses Kraut zu pulver gestossen/ undVerstand-
ner Harn
des Rind-
viehes.
Entzün-
dete und
geschwolle-
ne Brüst
der säu-
genden
weiber.
Hitzige
Fieber.
Na sen-
bluten.

dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/
treibt ihnen fort den verstandenen harn.

St. Ruprechts-kraut über die entzünde-
ten und geschwollenen Brüst der säugenden
Weiber gelegt/ zertheilet die Geschwulst und
stillet den Schmertzen.

Diß Kraut ist gut in den hitzigen Fiebern/
so man es mit Essig und ein wenig Saltz
stosset/ alßdenn bindet mans auff die Fuß-
solen/ zieht die Hitz gewaltig auß.

St. Ruprechts-kraut in die Nase gesteckt
stillet das Nasen-bluten.

St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei-Geschwulst
der Weiber
an heimli-
chen orten.

ten Wegrich zwo handvoll/ grün und frisch
in einem Mörsel zerstossen/ und den Safft
durch ein tuch außgedruckt/ ist ein edle Artz-
ney für die geschwulst der Weiber an heim-
lichen orten/ so man leinene tüchlein darin-
nen netzet/ und lawlicht auff den schaden
legt.

Das destillierte wasser von diesem kraut/Gerunnen
blut im
Leib/ sand
Nieren-
stein/ gros-
se hitze des
Munds-
schrunden
auff der
Zungen.
Mund-
fäule.

so man drey oder vier loth davon nüchtern
trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im
Leib/ treibet den Harn/ führet auß Grieß/
Sand und Nierenstein. Jst ein gewisse Artz-
ney wider die Bräune/ und grosse hitze des
Munds in den Fiebern. So die Zunge von
hitz auffgerissen und voller schrunden wäre/
solle man ein wenig Kütten-kernen in die-
sem wasser weichen/ solches gibt ein dünnen
schleim/ davon man offt mit einem Feder-
lein in die Schrunden und auff die Zung
streiche/ es löschet wol und heilet. Zu der
Mundfäule ist dieses wasser auch gut den
Mund offt damit gesäubert.

Jn diesem wasser leinene tüchlein genetztSchädi-
gung und
verseh-
rung an
heimlichen
orten bey
Mann und
Weib.

und lawlicht übergelegt/ heilet und reiniget
alle schädigung und versehrung an heimli-
chen orten bey Mann und Weib.



CAPUT XLIX.
Ruhrkraut. Gnaphalium.
Namen.

RUhrkraut heisset Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Gnaphalium, Centun-
culus, Tomentum.
Jtaliänisch/ Gna-
falio.
Frantzösisch/ Herbe du cotton. En-
glisch/ Cudwort/ Cottonwede. Niderlän-
disch/ Ruercruydt.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium
maritimum, C. B. maritimum multis, J. B.
hat
eine dicke/ lange/ schwartze/ holtzichte/ zerspal-
tene wurtzel/ auß welcher viel weisse/ wollich-
te stengel herfür kommen/ die werden fast
schuhs hoch/ und mit weissen wollichten blät-

lein
D d d d d 3

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] ſich in den Gaͤrten durch den außgefallenen
ſamen gar ſehr fortzupflantzen. Er wird in
dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Garten an-
getroffen.

[Abbildung] VII. Storckenſchnabel. Geranium
Althæodes.

7. Das ſiebende Geſchlecht/ Geranium
Althææ folio, C. B. Althæodes majus, Park. mal-
vaceum, J. B.
hat weiche/ bleichgruͤne/ etwas
ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge-
kerffte/ an 2. biß drey zoll langen ſtielen han-
gende blaͤtter/ die lange/ fingers-dicke wur-
tzel treibt viel haarige/ dicklichte ſtengel ſpan-
nen-hoch uͤber ſich. Zwiſchen den blaͤttern
gehet ein langer ſtiel hervor/ darauff under-
ſchiedliche blawe/ fuͤnffblattige Blumen er-
ſcheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll
lange ſamen-ſchnaͤbel außgehen.

Viel andere Geſchlecht der Storcken-
ſchnaͤbel werden von anderen Botanicis in ih-
ren Kraͤuter-buͤchern beſchrieben/ welche wir
aber beyzuſetzen keine zeit haben.

Eigenſchafft.

Die Storckenſchnaͤbel haben ein mittel-
maͤſſige/ waͤrmende/ kuͤhlende und trocknen-
de Natur. Sonderlich aber hat das erſte
Geſchlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts-
gnaden ein fluͤchtiges/ alkaliſches/ oͤlicht-bal-
ſamiſches ſaltz bey ſich/ und dadurch die tu-
gend zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zerthei-
len/ zu ſaͤubern und zu heilen.

Gebrauch.

Dieß Kraut friſch genommen/ auff heiſſer
herdſtatt gedemt/ hernach uͤber die geſchwol-
lenen/ und mit waſſericht-ſchleimigen feuch-
Geſchwol-
lene oͤl-
bein.
tigkeiten angefuͤllten Beine taͤglich friſch
gelegt/ vertheilet allgemach alle geſchwulſt.

Jn dem krebsſiſchen ſchaden der Bruſt/ und
Krebs.anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut
[Spaltenumbruch] innerlich in den Wundtraͤnckeren/ und aͤuſ-
ſerlich in den Salben und Wund-pflaſtern.

Herꝛ Theodorus Tabernæmontanus, hat
von Caroli V. Roͤmiſchen Kaͤyſers Wund-
artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o-
der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den
Wund-traͤnckern/ und aͤuſſerlich in den
pflaſtern/ mit groſſem Nutz der Krancken
ſehen brauchen/ auch ſelbſten hernach erfah-
ren/ daß es ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich
ein heilſam kraut iſt.

Dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ undVerſtand-
ner Harn
des Rind-
viehes.
Entzuͤn-
dete und
geſchwolle-
ne Bruͤſt
der ſaͤu-
genden
weiber.
Hitzige
Fieber.
Na ſen-
bluten.

dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/
treibt ihnen fort den verſtandenen harn.

St. Ruprechts-kraut uͤber die entzuͤnde-
ten und geſchwollenen Bruͤſt der ſaͤugenden
Weiber gelegt/ zertheilet die Geſchwulſt und
ſtillet den Schmertzen.

Diß Kraut iſt gut in den hitzigen Fiebern/
ſo man es mit Eſſig und ein wenig Saltz
ſtoſſet/ alßdenn bindet mans auff die Fuß-
ſolen/ zieht die Hitz gewaltig auß.

St. Ruprechts-kraut in die Naſe geſteckt
ſtillet das Naſen-bluten.

St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei-Geſchwulſt
der Weiber
an heimli-
chen orten.

ten Wegrich zwo handvoll/ gruͤn und friſch
in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und den Safft
durch ein tuch außgedruckt/ iſt ein edle Artz-
ney fuͤr die geſchwulſt der Weiber an heim-
lichen orten/ ſo man leinene tuͤchlein darin-
nen netzet/ und lawlicht auff den ſchaden
legt.

Das deſtillierte waſſer von dieſem kraut/Gerunnen
blut im
Leib/ ſand
Nieren-
ſtein/ groſ-
ſe hitze des
Munds-
ſchrunden
auff der
Zungen.
Mund-
faͤule.

ſo man drey oder vier loth davon nuͤchtern
trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im
Leib/ treibet den Harn/ fuͤhret auß Grieß/
Sand und Nierenſtein. Jſt ein gewiſſe Artz-
ney wider die Braͤune/ und groſſe hitze des
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ſtreiche/ es loͤſchet wol und heilet. Zu der
Mundfaͤule iſt dieſes waſſer auch gut den
Mund offt damit geſaͤubert.

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gung und
verſeh-
rung an
heimlichen
orten bey
Mann uñ
Weib.

und lawlicht uͤbergelegt/ heilet und reiniget
alle ſchaͤdigung und verſehrung an heimli-
chen orten bey Mann und Weib.



CAPUT XLIX.
Ruhrkraut. Gnaphalium.
Namen.

RUhrkraut heiſſet Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Gnaphalium, Centun-
culus, Tomentum.
Jtaliaͤniſch/ Gna-
falio.
Frantzoͤſiſch/ Herbe du cotton. En-
gliſch/ Cudwort/ Cottonwede. Niderlaͤn-
diſch/ Ruercruydt.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium
maritimum, C. B. maritimum multis, J. B.
hat
eine dicke/ lange/ ſchwartze/ holtzichte/ zerſpal-
tene wurtzel/ auß welcher viel weiſſe/ wollich-
te ſtengel herfuͤr kommen/ die werden faſt
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[765/0781] Von den Kraͤuteren. ſich in den Gaͤrten durch den außgefallenen ſamen gar ſehr fortzupflantzen. Er wird in dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Garten an- getroffen. [Abbildung VII. Storckenſchnabel. Geranium Althæodes. ] 7. Das ſiebende Geſchlecht/ Geranium Althææ folio, C. B. Althæodes majus, Park. mal- vaceum, J. B. hat weiche/ bleichgruͤne/ etwas ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge- kerffte/ an 2. biß drey zoll langen ſtielen han- gende blaͤtter/ die lange/ fingers-dicke wur- tzel treibt viel haarige/ dicklichte ſtengel ſpan- nen-hoch uͤber ſich. Zwiſchen den blaͤttern gehet ein langer ſtiel hervor/ darauff under- ſchiedliche blawe/ fuͤnffblattige Blumen er- ſcheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll lange ſamen-ſchnaͤbel außgehen. Viel andere Geſchlecht der Storcken- ſchnaͤbel werden von anderen Botanicis in ih- ren Kraͤuter-buͤchern beſchrieben/ welche wir aber beyzuſetzen keine zeit haben. Eigenſchafft. Die Storckenſchnaͤbel haben ein mittel- maͤſſige/ waͤrmende/ kuͤhlende und trocknen- de Natur. Sonderlich aber hat das erſte Geſchlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts- gnaden ein fluͤchtiges/ alkaliſches/ oͤlicht-bal- ſamiſches ſaltz bey ſich/ und dadurch die tu- gend zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zerthei- len/ zu ſaͤubern und zu heilen. Gebrauch. Dieß Kraut friſch genommen/ auff heiſſer herdſtatt gedemt/ hernach uͤber die geſchwol- lenen/ und mit waſſericht-ſchleimigen feuch- tigkeiten angefuͤllten Beine taͤglich friſch gelegt/ vertheilet allgemach alle geſchwulſt. Geſchwol- lene oͤl- bein. Jn dem krebsſiſchen ſchaden der Bruſt/ und anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut innerlich in den Wundtraͤnckeren/ und aͤuſ- ſerlich in den Salben und Wund-pflaſtern. Krebs. Herꝛ Theodorus Tabernæmontanus, hat von Caroli V. Roͤmiſchen Kaͤyſers Wund- artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o- der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den Wund-traͤnckern/ und aͤuſſerlich in den pflaſtern/ mit groſſem Nutz der Krancken ſehen brauchen/ auch ſelbſten hernach erfah- ren/ daß es ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich ein heilſam kraut iſt. Dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ und dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/ treibt ihnen fort den verſtandenen harn. Verſtand- ner Harn des Rind- viehes. Entzuͤn- dete und geſchwolle- ne Bruͤſt der ſaͤu- genden weiber. Hitzige Fieber. Na ſen- bluten. St. Ruprechts-kraut uͤber die entzuͤnde- ten und geſchwollenen Bruͤſt der ſaͤugenden Weiber gelegt/ zertheilet die Geſchwulſt und ſtillet den Schmertzen. Diß Kraut iſt gut in den hitzigen Fiebern/ ſo man es mit Eſſig und ein wenig Saltz ſtoſſet/ alßdenn bindet mans auff die Fuß- ſolen/ zieht die Hitz gewaltig auß. St. Ruprechts-kraut in die Naſe geſteckt ſtillet das Naſen-bluten. St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei- ten Wegrich zwo handvoll/ gruͤn und friſch in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und den Safft durch ein tuch außgedruckt/ iſt ein edle Artz- ney fuͤr die geſchwulſt der Weiber an heim- lichen orten/ ſo man leinene tuͤchlein darin- nen netzet/ und lawlicht auff den ſchaden legt. Geſchwulſt der Weiber an heimli- chen orten. Das deſtillierte waſſer von dieſem kraut/ ſo man drey oder vier loth davon nuͤchtern trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im Leib/ treibet den Harn/ fuͤhret auß Grieß/ Sand und Nierenſtein. Jſt ein gewiſſe Artz- ney wider die Braͤune/ und groſſe hitze des Munds in den Fiebern. So die Zunge von hitz auffgeriſſen und voller ſchrunden waͤre/ ſolle man ein wenig Kuͤtten-kernen in die- ſem waſſer weichen/ ſolches gibt ein duͤnnen ſchleim/ davon man offt mit einem Feder- lein in die Schrunden und auff die Zung ſtreiche/ es loͤſchet wol und heilet. Zu der Mundfaͤule iſt dieſes waſſer auch gut den Mund offt damit geſaͤubert. Gerunnen blut im Leib/ ſand Nieren- ſtein/ groſ- ſe hitze des Munds- ſchrunden auff der Zungen. Mund- faͤule. Jn dieſem waſſer leinene tuͤchlein genetzt und lawlicht uͤbergelegt/ heilet und reiniget alle ſchaͤdigung und verſehrung an heimli- chen orten bey Mann und Weib. Schaͤdi- gung und verſeh- rung an heimlichen orten bey Mann uñ Weib. CAPUT XLIX. Ruhrkraut. Gnaphalium. Namen. RUhrkraut heiſſet Griechiſch/ _____- ____. Lateiniſch/ Gnaphalium, Centun- culus, Tomentum. Jtaliaͤniſch/ Gna- falio. Frantzoͤſiſch/ Herbe du cotton. En- gliſch/ Cudwort/ Cottonwede. Niderlaͤn- diſch/ Ruercruydt. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat eine dicke/ lange/ ſchwartze/ holtzichte/ zerſpal- tene wurtzel/ auß welcher viel weiſſe/ wollich- te ſtengel herfuͤr kommen/ die werden faſt ſchuhs hoch/ und mit weiſſen wollichten blaͤt- lein D d d d d 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/781>, abgerufen am 19.04.2024.