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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch]

Dacteln heissen auff Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen].
Lateinisch/ Palmula, Dactylus. Jtaliänisch/
Datteri. Frantzösisch/ Datte, le Fruit de la
Palme.
Spanisch/ Datil. Englisch/ Date/
the Fructe of the Palmtree. Dänisch und
Niderländisch/ Dadelen.

Geschlecht und Gestalt.

Der Dactelbaum ist für allen anderen
Bäumen/ sonderlich an folgenden Sachen
und Zeichen/ zu erkennen. Erstlich/ wachst
er auß einfachem Stamme gerad in die Hö-
he auff; demnach wird solcher Stamme in
keine Aeste/ wie andere Bäume außgethei-
let/ oder außgebreitet/ sondern gibt nur ei-
nen einigen Schoß oder Zweige in die Höhe
von sich/ welcher sehr groß wird: Dennen-
her diejenigen Botanici hierinnen irren/ wenn
sie den Palmenbäumen Aeste zuschreiben/
denn was sie für Aeste halten/ sind nichts
anders/ als doppelte Blätter/ welche fast
an allen Dactelbäumen zu gewissen Zeiten
abfallen. Drittens/ haben alle Palmbäum
gestreiffte Blätter/ fast wie die Rohr in den
Wasseren; Viertens/ ist ihre Blumen drey-
blättig. Welche Bäume nun solche Kenn-
zeichen an sich haben/ die kan man under
die Palmenbäume mit gutem Fuge zehlen.
Die Medici und Botanici aber haben in fernen
Landen bißher underschiedliche Gattungen
der Palmenbäumen angetroffen.

1. Die erste Gattung dieser Bäumen ist
der gemeine Palm- oder Dactel-Baum/
Palma major, C. B. vulgaris, Park. Dactylifera
major vulgaris, Johnst.
Dieser Baum wachst
auß einem Stamme gerad in die Höhe biß
über die zwantzig Schritt weit auff; ist un-
den bey der Erden etwas dünner und schwä-
cher alß oben. Hat eine rauche/ unebne
Rinden/ mit dicken/ gleichsam stapffel-weiß
gesetzten Zapffen/ daran gut auff- und ab-
zusteigen; welche Zapffen nichts anders
sind/ alß hinderbliebene Wurtzeln der abge-
fallenen Blätteren. An statt der Aesten/
deren dieser Baum mangelt/ hat es viel ne-
ben auß und in die Höhe stehende dreyeckich-
te/ gleichsam auß vielen Faseren (filamen-
tis)
zwischen welchen ein Marck stecket/ zu-
sammengesetzte/ gestreiffte Blätter/ welche
schmal/ aber bey drey Elenbogen lang/ und
unden eines kleinen Fingers dick sind/ nach
und nach aber gegen ihrem aussersten Theil
dünner werden. Auß diesen dicken und
gleichsam doppelten Blätteren wachsen bey-
derseits kleinere/ einfache/ eines halben Zolls
breite/ hartschneidende/ und in einen scharf-
fen Spitz außgehende/ abwerts hangende
Blätter. Den jenigen Kiel aber/ so in einer
ablang Hülsten/ gleich einer Blasen/ biß
auff den Frühling verschlossen bleibt/ her-
nach aber auß dieser geöffneten Hülsten her-
vorhanget/ und die Früchten der Dacteln
trägt/ mag man wohl einem Kehrbesen ver-
gleichen: Denn anfangs/ da er zwischen
den dicken Blätteren in solcher Taschen ein-
geschlossen stecket/ ist er dünn zusammen ge-
packt/ kaum eines halben Zolls breit/ nach-
gehends aber ausser dieser Taschen/ oder
starcken Hülsen/ theilet er sich in viel Rei-
ser/ oder Elen-lange dünne Stöcklein auß/
[Spaltenumbruch] also daß ein Reiser ausser dem anderen von
dem Kiel außgehet: Diese Reiser oder Steck-
lein sind an ihrer undern kahlen Seiten vier-
eckicht/ gleich ob sie mit einem Messer also
geschnitten wären/ auf der obern Seiten
aber/ sind sie ungleich gedrähet/ und durch
viel Knorren/ daran die Dactel hangen/
uneben gemacht. Die Hülsen/ darinn sol-
che Sachen den Winter durch verborgen li-
gen/ thun sich in dem Frühling auff/ als-
denn sprossen anfänglich die Reiser/ und an
dem knorrichten Theile deroselben die Blüm-
lein/ trauben-weiß herfür/ welche klein/
weiß/ dreyblättig/ und wohlriechend sind.
Den Blumen folgen die grünen Dactel
nach/ welche erst in dem Herbstmonat reiff
werden/ und alß grosse Trauben von den
Bäumen hangen: Diese Dactel hangen
vermittelst ihrer flachen Knöpflein an den
Reiseren oder Stecklein; wenn sie reiff/ ha-
ben sie ins gemein ein äusserliche dunckel-
rothe Rinden; under deren ligt das fette süsse
Marck oder Fleisch/ welches ein weisses auß
vielen dünnen Fädemlein zusammen geflück-
tes Häutlein/ mit einem ablangen Stein-
lein/ in sich begreifft. Diese Frucht ände-
ret sich an der Grösse/ Gestalt und Farb:
Man findet ablange/ dicke/ grosse/ den
Pflaumen gleich: andere sind rund und
klein/ alß die Eichele; etliche scheinen gelb/
grün und roth zu seyn. Alle Palmenbäu-
me haben kurtze/ satte/ nicht gar dicke/ aber
sehr in einander geflochtene Wurtzen/ so daß
sich zu verwundern/ wie ihre so grosse/ dick-
und schwäre Stämme/ in der Lufft sich steiff
halten/ und von keinen starcken Winden so
leicht mögen übern hauffen gestürtzet wer-
den. Weilen denn diese Bäume allem Last
wiederstehen/ und sich nicht leich biegen oder
niedertrucken lassen/ als haben die alten
Römer vorzeiten ihre sieghaffte Kriegs-O-
berste/ nachdem sie ihre Feinde im Streit
dapffer überwunden/ zu einem Zeichen ih-
rer Heldenmüthigen Dapfferkeit mit Pal-
menzweigen gekrönet.

Dieser Baum will ein saltzichten/ satten/
warmen Boden haben/ daher er in Persien/
Syrien/ Aegypten/ Morenland gern
wachßt. Jm Jüdischen Land umm die Statt
Jericho ist er auch viel gewachsen/ dannen-
her die Statt berühmt/ und eine Palmen-
statt in der H. Schrifft Deut. 34. v. 3. Judic. 1.
v. 16. 2. Chron. 28. v.
15. genennet worden. Jn
Jtalien/ Spannien und Franckreich/ da es
ein sehr warm und saltzicht Erdreich hat/
wird er mit Mühe und Arbeit in den Gär-
ten gepflantzet/ und trägt selten Früchte.
Jn Teutschland aber ist er entweder gar
nicht/ oder doch schwerlich/ und nur eine
geringe Zeit aufzubringen. Man liset von
Käyser Maximiliano, daß als er auf eine Zeit
über Land reisende einen Bauren angetrof-
fen/ der da Stämme in seinen Acker gesegt/
habe er denselben zu sich kommen lassen/ und
ihne gefragt/ was für Früchte er allda pflan-
tzete? der Baur antwortete dem Käyser/ er
setze Dactelbäume/ worauff der Käyser hertz-
lich gelacht/ und zum Bauren gesprochen:
Ey lieber Mann/ die Dacteln tragen erst
über hundert Jahr ihre Früchte/ du wirst
es nicht erleben/ daß du davon essen kanst.

Ja/
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]

Dacteln heiſſen auff Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen].
Lateiniſch/ Palmula, Dactylus. Jtaliaͤniſch/
Datteri. Frantzoͤſiſch/ Datte, le Fruit de la
Palme.
Spaniſch/ Datil. Engliſch/ Date/
the Fructe of the Palmtree. Daͤniſch und
Niderlaͤndiſch/ Dadelen.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Dactelbaum iſt fuͤr allen anderen
Baͤumen/ ſonderlich an folgenden Sachen
und Zeichen/ zu erkennen. Erſtlich/ wachſt
er auß einfachem Stamme gerad in die Hoͤ-
he auff; demnach wird ſolcher Stamme in
keine Aeſte/ wie andere Baͤume außgethei-
let/ oder außgebreitet/ ſondern gibt nur ei-
nen einigen Schoß oder Zweige in die Hoͤhe
von ſich/ welcher ſehr groß wird: Dennen-
her diejenigen Botanici hierinnen irꝛen/ wenn
ſie den Palmenbaͤumen Aeſte zuſchreiben/
denn was ſie fuͤr Aeſte halten/ ſind nichts
anders/ als doppelte Blaͤtter/ welche faſt
an allen Dactelbaͤumen zu gewiſſen Zeiten
abfallen. Drittens/ haben alle Palmbaͤum
geſtreiffte Blaͤtter/ faſt wie die Rohr in den
Waſſeren; Viertens/ iſt ihre Blumen drey-
blaͤttig. Welche Baͤume nun ſolche Kenn-
zeichen an ſich haben/ die kan man under
die Palmenbaͤume mit gutem Fuge zehlen.
Die Medici und Botanici aber haben in fernen
Landen bißher underſchiedliche Gattungen
der Palmenbaͤumen angetroffen.

1. Die erſte Gattung dieſer Baͤumen iſt
der gemeine Palm- oder Dactel-Baum/
Palma major, C. B. vulgaris, Park. Dactylifera
major vulgaris, Johnſt.
Dieſer Baum wachſt
auß einem Stamme gerad in die Hoͤhe biß
uͤber die zwantzig Schritt weit auff; iſt un-
den bey der Erden etwas duͤnner und ſchwaͤ-
cher alß oben. Hat eine rauche/ unebne
Rinden/ mit dicken/ gleichſam ſtapffel-weiß
geſetzten Zapffen/ daran gut auff- und ab-
zuſteigen; welche Zapffen nichts anders
ſind/ alß hinderbliebene Wurtzeln der abge-
fallenen Blaͤtteren. An ſtatt der Aeſten/
deren dieſer Baum mangelt/ hat es viel ne-
ben auß und in die Hoͤhe ſtehende dreyeckich-
te/ gleichſam auß vielen Faſeren (filamen-
tis)
zwiſchen welchen ein Marck ſtecket/ zu-
ſammengeſetzte/ geſtreiffte Blaͤtter/ welche
ſchmal/ aber bey drey Elenbogen lang/ und
unden eines kleinen Fingers dick ſind/ nach
und nach aber gegen ihrem auſſerſten Theil
duͤnner werden. Auß dieſen dicken und
gleichſam doppelten Blaͤtteren wachſen bey-
derſeits kleinere/ einfache/ eines halben Zolls
breite/ hartſchneidende/ und in einen ſcharf-
fen Spitz außgehende/ abwerts hangende
Blaͤtter. Den jenigen Kiel aber/ ſo in einer
ablang Huͤlſten/ gleich einer Blaſen/ biß
auff den Fruͤhling verſchloſſen bleibt/ her-
nach aber auß dieſer geoͤffneten Huͤlſten her-
vorhanget/ und die Fruͤchten der Dacteln
traͤgt/ mag man wohl einem Kehrbeſen ver-
gleichen: Denn anfangs/ da er zwiſchen
den dicken Blaͤtteren in ſolcher Taſchen ein-
geſchloſſen ſtecket/ iſt er duͤnn zuſammen ge-
packt/ kaum eines halben Zolls breit/ nach-
gehends aber auſſer dieſer Taſchen/ oder
ſtarcken Huͤlſen/ theilet er ſich in viel Rei-
ſer/ oder Elen-lange duͤnne Stoͤcklein auß/
[Spaltenumbruch] alſo daß ein Reiſer auſſer dem anderen von
dem Kiel außgehet: Dieſe Reiſer oder Steck-
lein ſind an ihrer undern kahlen Seiten vier-
eckicht/ gleich ob ſie mit einem Meſſer alſo
geſchnitten waͤren/ auf der obern Seiten
aber/ ſind ſie ungleich gedraͤhet/ und durch
viel Knorren/ daran die Dactel hangen/
uneben gemacht. Die Huͤlſen/ darinn ſol-
che Sachen den Winter durch verborgen li-
gen/ thun ſich in dem Fruͤhling auff/ als-
denn ſproſſen anfaͤnglich die Reiſer/ und an
dem knorꝛichten Theile deroſelben die Bluͤm-
lein/ trauben-weiß herfuͤr/ welche klein/
weiß/ dreyblaͤttig/ und wohlriechend ſind.
Den Blumen folgen die gruͤnen Dactel
nach/ welche erſt in dem Herbſtmonat reiff
werden/ und alß groſſe Trauben von den
Baͤumen hangen: Dieſe Dactel hangen
vermittelſt ihrer flachen Knoͤpflein an den
Reiſeren oder Stecklein; wenn ſie reiff/ ha-
ben ſie ins gemein ein aͤuſſerliche dunckel-
rothe Rinden; under deren ligt das fette ſuͤſſe
Marck oder Fleiſch/ welches ein weiſſes auß
vielen duͤnnen Faͤdemlein zuſammen gefluͤck-
tes Haͤutlein/ mit einem ablangen Stein-
lein/ in ſich begreifft. Dieſe Frucht aͤnde-
ret ſich an der Groͤſſe/ Geſtalt und Farb:
Man findet ablange/ dicke/ groſſe/ den
Pflaumen gleich: andere ſind rund und
klein/ alß die Eichele; etliche ſcheinen gelb/
gruͤn und roth zu ſeyn. Alle Palmenbaͤu-
me haben kurtze/ ſatte/ nicht gar dicke/ aber
ſehr in einander geflochtene Wurtzen/ ſo daß
ſich zu verwundern/ wie ihre ſo groſſe/ dick-
und ſchwaͤre Staͤm̃e/ in der Lufft ſich ſteiff
halten/ und von keinen ſtarcken Winden ſo
leicht moͤgen uͤbern hauffen geſtuͤrtzet wer-
den. Weilen denn dieſe Baͤume allem Laſt
wiederſtehen/ und ſich nicht leich biegen oder
niedertrucken laſſen/ als haben die alten
Roͤmer vorzeiten ihre ſieghaffte Kriegs-O-
berſte/ nachdem ſie ihre Feinde im Streit
dapffer uͤberwunden/ zu einem Zeichen ih-
rer Heldenmuͤthigen Dapfferkeit mit Pal-
menzweigen gekroͤnet.

Dieſer Baum will ein ſaltzichten/ ſatten/
warmen Boden haben/ daher er in Perſien/
Syrien/ Aegypten/ Morenland gern
wachßt. Jm Juͤdiſchen Land um̃ die Statt
Jericho iſt er auch viel gewachſen/ dannen-
her die Statt beruͤhmt/ und eine Palmen-
ſtatt in der H. Schrifft Deut. 34. v. 3. Judic. 1.
v. 16. 2. Chron. 28. v.
15. genennet worden. Jn
Jtalien/ Spannien und Franckreich/ da es
ein ſehr warm und ſaltzicht Erdreich hat/
wird er mit Muͤhe und Arbeit in den Gaͤr-
ten gepflantzet/ und traͤgt ſelten Fruͤchte.
Jn Teutſchland aber iſt er entweder gar
nicht/ oder doch ſchwerlich/ und nur eine
geringe Zeit aufzubringen. Man liſet von
Kaͤyſer Maximiliano, daß als er auf eine Zeit
uͤber Land reiſende einen Bauren angetrof-
fen/ der da Staͤmme in ſeinen Acker geſegt/
habe er denſelben zu ſich kom̃en laſſen/ und
ihne gefragt/ was fuͤr Fruͤchte er allda pflan-
tzete? der Baur antwortete dem Kaͤyſer/ er
ſetze Dactelbaͤume/ worauff der Kaͤyſer hertz-
lich gelacht/ und zum Bauren geſprochen:
Ey lieber Mann/ die Dacteln tragen erſt
uͤber hundert Jahr ihre Fruͤchte/ du wirſt
es nicht erleben/ daß du davon eſſen kanſt.

Ja/
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[63/0079] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Dacteln heiſſen auff Griechiſch/ _____- ___, ___. Lateiniſch/ Palmula, Dactylus. Jtaliaͤniſch/ Datteri. Frantzoͤſiſch/ Datte, le Fruit de la Palme. Spaniſch/ Datil. Engliſch/ Date/ the Fructe of the Palmtree. Daͤniſch und Niderlaͤndiſch/ Dadelen. Geſchlecht und Geſtalt. Der Dactelbaum iſt fuͤr allen anderen Baͤumen/ ſonderlich an folgenden Sachen und Zeichen/ zu erkennen. Erſtlich/ wachſt er auß einfachem Stamme gerad in die Hoͤ- he auff; demnach wird ſolcher Stamme in keine Aeſte/ wie andere Baͤume außgethei- let/ oder außgebreitet/ ſondern gibt nur ei- nen einigen Schoß oder Zweige in die Hoͤhe von ſich/ welcher ſehr groß wird: Dennen- her diejenigen Botanici hierinnen irꝛen/ wenn ſie den Palmenbaͤumen Aeſte zuſchreiben/ denn was ſie fuͤr Aeſte halten/ ſind nichts anders/ als doppelte Blaͤtter/ welche faſt an allen Dactelbaͤumen zu gewiſſen Zeiten abfallen. Drittens/ haben alle Palmbaͤum geſtreiffte Blaͤtter/ faſt wie die Rohr in den Waſſeren; Viertens/ iſt ihre Blumen drey- blaͤttig. Welche Baͤume nun ſolche Kenn- zeichen an ſich haben/ die kan man under die Palmenbaͤume mit gutem Fuge zehlen. Die Medici und Botanici aber haben in fernen Landen bißher underſchiedliche Gattungen der Palmenbaͤumen angetroffen. 1. Die erſte Gattung dieſer Baͤumen iſt der gemeine Palm- oder Dactel-Baum/ Palma major, C. B. vulgaris, Park. Dactylifera major vulgaris, Johnſt. Dieſer Baum wachſt auß einem Stamme gerad in die Hoͤhe biß uͤber die zwantzig Schritt weit auff; iſt un- den bey der Erden etwas duͤnner und ſchwaͤ- cher alß oben. Hat eine rauche/ unebne Rinden/ mit dicken/ gleichſam ſtapffel-weiß geſetzten Zapffen/ daran gut auff- und ab- zuſteigen; welche Zapffen nichts anders ſind/ alß hinderbliebene Wurtzeln der abge- fallenen Blaͤtteren. An ſtatt der Aeſten/ deren dieſer Baum mangelt/ hat es viel ne- ben auß und in die Hoͤhe ſtehende dreyeckich- te/ gleichſam auß vielen Faſeren (filamen- tis) zwiſchen welchen ein Marck ſtecket/ zu- ſammengeſetzte/ geſtreiffte Blaͤtter/ welche ſchmal/ aber bey drey Elenbogen lang/ und unden eines kleinen Fingers dick ſind/ nach und nach aber gegen ihrem auſſerſten Theil duͤnner werden. Auß dieſen dicken und gleichſam doppelten Blaͤtteren wachſen bey- derſeits kleinere/ einfache/ eines halben Zolls breite/ hartſchneidende/ und in einen ſcharf- fen Spitz außgehende/ abwerts hangende Blaͤtter. Den jenigen Kiel aber/ ſo in einer ablang Huͤlſten/ gleich einer Blaſen/ biß auff den Fruͤhling verſchloſſen bleibt/ her- nach aber auß dieſer geoͤffneten Huͤlſten her- vorhanget/ und die Fruͤchten der Dacteln traͤgt/ mag man wohl einem Kehrbeſen ver- gleichen: Denn anfangs/ da er zwiſchen den dicken Blaͤtteren in ſolcher Taſchen ein- geſchloſſen ſtecket/ iſt er duͤnn zuſammen ge- packt/ kaum eines halben Zolls breit/ nach- gehends aber auſſer dieſer Taſchen/ oder ſtarcken Huͤlſen/ theilet er ſich in viel Rei- ſer/ oder Elen-lange duͤnne Stoͤcklein auß/ alſo daß ein Reiſer auſſer dem anderen von dem Kiel außgehet: Dieſe Reiſer oder Steck- lein ſind an ihrer undern kahlen Seiten vier- eckicht/ gleich ob ſie mit einem Meſſer alſo geſchnitten waͤren/ auf der obern Seiten aber/ ſind ſie ungleich gedraͤhet/ und durch viel Knorren/ daran die Dactel hangen/ uneben gemacht. Die Huͤlſen/ darinn ſol- che Sachen den Winter durch verborgen li- gen/ thun ſich in dem Fruͤhling auff/ als- denn ſproſſen anfaͤnglich die Reiſer/ und an dem knorꝛichten Theile deroſelben die Bluͤm- lein/ trauben-weiß herfuͤr/ welche klein/ weiß/ dreyblaͤttig/ und wohlriechend ſind. Den Blumen folgen die gruͤnen Dactel nach/ welche erſt in dem Herbſtmonat reiff werden/ und alß groſſe Trauben von den Baͤumen hangen: Dieſe Dactel hangen vermittelſt ihrer flachen Knoͤpflein an den Reiſeren oder Stecklein; wenn ſie reiff/ ha- ben ſie ins gemein ein aͤuſſerliche dunckel- rothe Rinden; under deren ligt das fette ſuͤſſe Marck oder Fleiſch/ welches ein weiſſes auß vielen duͤnnen Faͤdemlein zuſammen gefluͤck- tes Haͤutlein/ mit einem ablangen Stein- lein/ in ſich begreifft. Dieſe Frucht aͤnde- ret ſich an der Groͤſſe/ Geſtalt und Farb: Man findet ablange/ dicke/ groſſe/ den Pflaumen gleich: andere ſind rund und klein/ alß die Eichele; etliche ſcheinen gelb/ gruͤn und roth zu ſeyn. Alle Palmenbaͤu- me haben kurtze/ ſatte/ nicht gar dicke/ aber ſehr in einander geflochtene Wurtzen/ ſo daß ſich zu verwundern/ wie ihre ſo groſſe/ dick- und ſchwaͤre Staͤm̃e/ in der Lufft ſich ſteiff halten/ und von keinen ſtarcken Winden ſo leicht moͤgen uͤbern hauffen geſtuͤrtzet wer- den. Weilen denn dieſe Baͤume allem Laſt wiederſtehen/ und ſich nicht leich biegen oder niedertrucken laſſen/ als haben die alten Roͤmer vorzeiten ihre ſieghaffte Kriegs-O- berſte/ nachdem ſie ihre Feinde im Streit dapffer uͤberwunden/ zu einem Zeichen ih- rer Heldenmuͤthigen Dapfferkeit mit Pal- menzweigen gekroͤnet. Dieſer Baum will ein ſaltzichten/ ſatten/ warmen Boden haben/ daher er in Perſien/ Syrien/ Aegypten/ Morenland gern wachßt. Jm Juͤdiſchen Land um̃ die Statt Jericho iſt er auch viel gewachſen/ dannen- her die Statt beruͤhmt/ und eine Palmen- ſtatt in der H. Schrifft Deut. 34. v. 3. Judic. 1. v. 16. 2. Chron. 28. v. 15. genennet worden. Jn Jtalien/ Spannien und Franckreich/ da es ein ſehr warm und ſaltzicht Erdreich hat/ wird er mit Muͤhe und Arbeit in den Gaͤr- ten gepflantzet/ und traͤgt ſelten Fruͤchte. Jn Teutſchland aber iſt er entweder gar nicht/ oder doch ſchwerlich/ und nur eine geringe Zeit aufzubringen. Man liſet von Kaͤyſer Maximiliano, daß als er auf eine Zeit uͤber Land reiſende einen Bauren angetrof- fen/ der da Staͤmme in ſeinen Acker geſegt/ habe er denſelben zu ſich kom̃en laſſen/ und ihne gefragt/ was fuͤr Fruͤchte er allda pflan- tzete? der Baur antwortete dem Kaͤyſer/ er ſetze Dactelbaͤume/ worauff der Kaͤyſer hertz- lich gelacht/ und zum Bauren geſprochen: Ey lieber Mann/ die Dacteln tragen erſt uͤber hundert Jahr ihre Fruͤchte/ du wirſt es nicht erleben/ daß du davon eſſen kanſt. Ja/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/79>, abgerufen am 28.03.2024.