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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Liebe. Die Jndianer pflegen sie zu rösten/
und mit gestossenem Zimmet in Wein zu
weichen/ sollen also viel lieblicher als die ge-
kochten Quitten seyn: Man schneidet sie
auch in der Mitte entzwey/ beschüttet sie
mit Zucker/ laßt sie in einer Pfannen kochen/
und besprengt sie hernach mit Zimmet/ gibt
auff diese Weiß ein angenehme Speiß. Die-
se Früchte nach der Länge von einander ge-
schnitten/ und an der Sonnen getrocknet/
sind an dem Geschmack und der Nahrung
besser alß die dürre Feygen: auff Brätteren
in den heissen Ofen geschoben und gebachen/
behalten sie einen lieblichen Geschmack: So
man sie aber zu viel gebraucht/ beschwäh-
ren sie den Magen und verstopffen die Leber.



CAPUT XXX.
[Abbildung] Myrtenbaum. Myrtus.
Namen.

MYrtenbaum heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen]. La-
teinisch/ Myrtus. Jtaliänisch/
Mirto, Mortina, Mortella. Frantzösisch/
Myrte, Meurte, Murte. Spanisch/ Arrai-
han, Arrayan.
Englisch/ Myrtree. Ni-
derländisch/ Myrthus.

Gestalt und Geschlecht.

Der gemeine Myrtenbaum/ Myrtus com-
munis Italica, C. B.
hat die Grösse des Gra-
naten-baums/ er wachst auff mit gleichen
langlichten/ dicken/ allezeit währenden/
wohlriechenden Blättern allein daß sie grü-
ner sind und schön anzusehen. Er ist zweyer
Geschlecht/ der zahme und wilde. Der
zahme ist allenthalben grösser und schöner/
seine Aeste stehen dick ineinander/ sind zähe
und biegig/ haben ein rothe Ründen/ rie-
chen wohl/ und sind am Geschmack scharff.
[Spaltenumbruch] Er bringet weisse wohlriechende/ bald ein-
fache/ bald gefüllte oder vielfache/ fünff-
blättige Blumen; denen folgen ablange oder
runde Beere/ die vergleichen sich dem Sin-
grün/ darnach sind sie roth/ endlich schwartz/
darinnen stecken viel Körnlein: diese Beer
haben einen zusammenziehenden/ und nicht
unlieblichen Geschmack.

Der wilde ist grüner und viel kleiner als
der zahme/ zeucht auch hefftiger zusammen.

An den alten Bäumen wachst am Stam-
men ein ungleich von mancherley Farben
knospet Gewächs/ welches gleich alß ein
Hand den Stamm umbfahet/ und [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen], Myrtidanum, genannt wird/ dassel-
big ist viel kräfftiger zusammenziehender
Natur/ alß die Blätter oder der Samen.

Der Myrtenbaum wachst an warmen
und sonnreichen Orten/ in Jtalien am Ufer
des Venedischen Meers/ wie auch in dem
Toscanischen/ Romanischen und Neapoli-
tanischen Gebieth; in Franckreich und des-
sen Provintzen und Langendock. Auch wird
er in den Wälden sambt dem Lorbeerbaum
gefunden. Jn Hispanien und anderstwo
werden mehr Arten der Myrtenbäum ange-
troffen/ die man in Holland in die Gärten
pflantzet/ davon besihe Carolum Clusium lib.
I. hist. stirp. Hispan. cap. XXXIII. & lib. I. ra-
rior. plantar. histor. cap. XLIII.

Eigenschafft.

Der Myrten-baum bestehet auß vielen
rauchen irdichten/ und etwas balsamischen
Aromatischen gesaltzenen Theilen/ dennen-
her er sambt allem was er an sich hat/ die
Eigenschafft hat zusammen zu ziehen/ zu
stopffen und zu tröcknen.

Gebrauch.

Die Myrtenbeerlein dürr zerstossen undBlut-auß-
werffen/
Verseh-
rung der
Blasen.
Haar
schwartz
machen.
Außfall
des Mast-
darms und
der mutter
Finger-ge-
schwär und
aufgewach-
sen Fleisch
bey den nä-
geln.
Mundfäu-
le.

eingenommen/ helffen wider das Blut-auß-
werffen/ und die Versehrung der Blasen.

Das Wasser/ darinnen diese Beer gesot-
ten sind/ schwärtzt das Haar/ so mans offt
darmit waschet.

Die Beer gesotten und ein Bähung da-
von gemacht/ kommet zu hilff dem Außfall
des Mastdarms und der Mutter.

Die dürren Blätter gepülvert und eyn-
gestrewet/ sind behilflich wider das Finger-
Geschwär und auffgewachsen Fleisch bey
den Nägeln.

Myrten-blätter in Wasser gesotten und
den Mund laulicht darmit gewaschen/ hei-
let die Mund-fäule.

Wider die Geschwär der Nasen: NimmGeschwär
der Nasen.

zerstossene Myrtenblätter/ geuß dazu Wein
und Honig/ mische es über einem Kohlfewr/
biß es dick und ein Pflaster wird/ und lege
es auff den Schaden.

Wider die Geschwär des Munds.: NimmGeschwär
des mund[s]

Myrtenkörner ein halb Loth/ Odermännig
und Braunellen jedes ein halbe Hand voll/
siede es in einem Quartal frischen Brunn-
wassers sichte es durch ein Tuch thue darzu
4. Loth Rosenhonig/ und gebrauche es wie ein
Gurgelwasser.

Das von den Blättern distillierte Was-Haupt-[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
Hertz-stä[r]-
cken.

ser/ gibt ein lieblichen Geruch von sich/ stär-
cket das Haupt und Hertz/ wird mit andern
wohlriechenden Wasseren vermischt.

Das

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Liebe. Die Jndianer pflegen ſie zu roͤſten/
und mit geſtoſſenem Zimmet in Wein zu
weichen/ ſollen alſo viel lieblicher als die ge-
kochten Quitten ſeyn: Man ſchneidet ſie
auch in der Mitte entzwey/ beſchuͤttet ſie
mit Zucker/ laßt ſie in einer Pfannen kochen/
und beſprengt ſie hernach mit Zimmet/ gibt
auff dieſe Weiß ein angenehme Speiß. Die-
ſe Fruͤchte nach der Laͤnge von einander ge-
ſchnitten/ und an der Sonnen getrocknet/
ſind an dem Geſchmack und der Nahrung
beſſer alß die duͤrꝛe Feygen: auff Braͤtteren
in den heiſſen Ofen geſchoben und gebachen/
behalten ſie einen lieblichen Geſchmack: So
man ſie aber zu viel gebraucht/ beſchwaͤh-
ren ſie den Magen und verſtopffen die Leber.



CAPUT XXX.
[Abbildung] Myrtenbaum. Myrtus.
Namen.

MYrtenbaum heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen]. La-
teiniſch/ Myrtus. Jtaliaͤniſch/
Mirto, Mortina, Mortella. Frantzoͤſiſch/
Myrte, Meurte, Murte. Spaniſch/ Arrai-
han, Arrayan.
Engliſch/ Myrtree. Ni-
derlaͤndiſch/ Myrthus.

Geſtalt und Geſchlecht.

Der gemeine Myrtenbaum/ Myrtus com-
munis Italica, C. B.
hat die Groͤſſe des Gra-
naten-baums/ er wachſt auff mit gleichen
langlichten/ dicken/ allezeit waͤhrenden/
wohlriechenden Blaͤttern allein daß ſie gruͤ-
ner ſind und ſchoͤn anzuſehen. Er iſt zweyer
Geſchlecht/ der zahme und wilde. Der
zahme iſt allenthalben groͤſſer und ſchoͤner/
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und biegig/ haben ein rothe Ruͤnden/ rie-
chen wohl/ und ſind am Geſchmack ſcharff.
[Spaltenumbruch] Er bringet weiſſe wohlriechende/ bald ein-
fache/ bald gefuͤllte oder vielfache/ fuͤnff-
blaͤttige Blumen; denen folgen ablange oder
runde Beere/ die vergleichen ſich dem Sin-
gruͤn/ darnach ſind ſie roth/ endlich ſchwartz/
darinnen ſtecken viel Koͤrnlein: dieſe Beer
haben einen zuſammenziehenden/ und nicht
unlieblichen Geſchmack.

Der wilde iſt gruͤner und viel kleiner als
der zahme/ zeucht auch hefftiger zuſam̃en.

An den alten Baͤumen wachſt am Stam-
men ein ungleich von mancherley Farben
knoſpet Gewaͤchs/ welches gleich alß ein
Hand den Stamm umbfahet/ und [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen], Myrtidanum, genannt wird/ daſſel-
big iſt viel kraͤfftiger zuſammenziehender
Natur/ alß die Blaͤtter oder der Samen.

Der Myrtenbaum wachſt an warmen
und ſonnreichen Orten/ in Jtalien am Ufer
des Venediſchen Meers/ wie auch in dem
Toſcaniſchen/ Romaniſchen und Neapoli-
taniſchen Gebieth; in Franckreich und deſ-
ſen Provintzen und Langendock. Auch wird
er in den Waͤlden ſambt dem Lorbeerbaum
gefunden. Jn Hiſpanien und anderſtwo
werden mehr Arten der Myrtenbaͤum ange-
troffen/ die man in Holland in die Gaͤrten
pflantzet/ davon beſihe Carolum Cluſium lib.
I. hiſt. ſtirp. Hiſpan. cap. XXXIII. & lib. I. ra-
rior. plantar. hiſtor. cap. XLIII.

Eigenſchafft.

Der Myrten-baum beſtehet auß vielen
rauchen irdichten/ und etwas balſamiſchen
Aromatiſchen geſaltzenen Theilen/ dennen-
her er ſambt allem was er an ſich hat/ die
Eigenſchafft hat zuſammen zu ziehen/ zu
ſtopffen und zu troͤcknen.

Gebrauch.

Die Myrtenbeerlein duͤrꝛ zerſtoſſen undBlut-auß-
werffen/
Verſeh-
rung der
Blaſen.
Haar
ſchwartz
machen.
Außfall
des Maſt-
darms und
der mutter
Finger-ge-
ſchwaͤr un̄
aufgewach-
ſen Fleiſch
bey den naͤ-
geln.
Mundfaͤu-
le.

eingenommen/ helffen wider das Blut-auß-
werffen/ und die Verſehrung der Blaſen.

Das Waſſer/ darinnen dieſe Beer geſot-
ten ſind/ ſchwaͤrtzt das Haar/ ſo mans offt
darmit waſchet.

Die Beer geſotten und ein Baͤhung da-
von gemacht/ kommet zu hilff dem Außfall
des Maſtdarms und der Mutter.

Die duͤrꝛen Blaͤtter gepuͤlvert und eyn-
geſtrewet/ ſind behilflich wider das Finger-
Geſchwaͤr und auffgewachſen Fleiſch bey
den Naͤgeln.

Myrten-blaͤtter in Waſſer geſotten und
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Wider die Geſchwaͤr der Naſen: NimmGeſchwaͤr
der Naſen.

zerſtoſſene Myrtenblaͤtter/ geuß dazu Wein
und Honig/ miſche es uͤber einem Kohlfewr/
biß es dick und ein Pflaſter wird/ und lege
es auff den Schaden.

Wider die Geſchwaͤr des Munds.: Nim̃Geſchwaͤr
des mund[ſ]

Myrtenkoͤrner ein halb Loth/ Odermaͤnnig
und Braunellen jedes ein halbe Hand voll/
ſiede es in einem Quartal friſchen Brunn-
waſſers ſichte es durch ein Tuch thue darzu
4. Loth Roſenhonig/ und gebrauche es wie ein
Gurgelwaſſer.

Das von den Blaͤttern diſtillierte Waſ-Haupt-[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
Hertz-ſtaͤ[r]-
cken.

ſer/ gibt ein lieblichen Geruch von ſich/ ſtaͤr-
cket das Haupt und Hertz/ wird mit andern
wohlriechenden Waſſeren vermiſcht.

Das
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[70/0086] Das Erſte Buch/ Liebe. Die Jndianer pflegen ſie zu roͤſten/ und mit geſtoſſenem Zimmet in Wein zu weichen/ ſollen alſo viel lieblicher als die ge- kochten Quitten ſeyn: Man ſchneidet ſie auch in der Mitte entzwey/ beſchuͤttet ſie mit Zucker/ laßt ſie in einer Pfannen kochen/ und beſprengt ſie hernach mit Zimmet/ gibt auff dieſe Weiß ein angenehme Speiß. Die- ſe Fruͤchte nach der Laͤnge von einander ge- ſchnitten/ und an der Sonnen getrocknet/ ſind an dem Geſchmack und der Nahrung beſſer alß die duͤrꝛe Feygen: auff Braͤtteren in den heiſſen Ofen geſchoben und gebachen/ behalten ſie einen lieblichen Geſchmack: So man ſie aber zu viel gebraucht/ beſchwaͤh- ren ſie den Magen und verſtopffen die Leber. CAPUT XXX. [Abbildung Myrtenbaum. Myrtus. ] Namen. MYrtenbaum heißt Griechiſch/ ___- __ ___. La- teiniſch/ Myrtus. Jtaliaͤniſch/ Mirto, Mortina, Mortella. Frantzoͤſiſch/ Myrte, Meurte, Murte. Spaniſch/ Arrai- han, Arrayan. Engliſch/ Myrtree. Ni- derlaͤndiſch/ Myrthus. Geſtalt und Geſchlecht. Der gemeine Myrtenbaum/ Myrtus com- munis Italica, C. B. hat die Groͤſſe des Gra- naten-baums/ er wachſt auff mit gleichen langlichten/ dicken/ allezeit waͤhrenden/ wohlriechenden Blaͤttern allein daß ſie gruͤ- ner ſind und ſchoͤn anzuſehen. Er iſt zweyer Geſchlecht/ der zahme und wilde. Der zahme iſt allenthalben groͤſſer und ſchoͤner/ ſeine Aeſte ſtehen dick ineinander/ ſind zaͤhe und biegig/ haben ein rothe Ruͤnden/ rie- chen wohl/ und ſind am Geſchmack ſcharff. Er bringet weiſſe wohlriechende/ bald ein- fache/ bald gefuͤllte oder vielfache/ fuͤnff- blaͤttige Blumen; denen folgen ablange oder runde Beere/ die vergleichen ſich dem Sin- gruͤn/ darnach ſind ſie roth/ endlich ſchwartz/ darinnen ſtecken viel Koͤrnlein: dieſe Beer haben einen zuſammenziehenden/ und nicht unlieblichen Geſchmack. Der wilde iſt gruͤner und viel kleiner als der zahme/ zeucht auch hefftiger zuſam̃en. An den alten Baͤumen wachſt am Stam- men ein ungleich von mancherley Farben knoſpet Gewaͤchs/ welches gleich alß ein Hand den Stamm umbfahet/ und _____- _____, Myrtidanum, genannt wird/ daſſel- big iſt viel kraͤfftiger zuſammenziehender Natur/ alß die Blaͤtter oder der Samen. Der Myrtenbaum wachſt an warmen und ſonnreichen Orten/ in Jtalien am Ufer des Venediſchen Meers/ wie auch in dem Toſcaniſchen/ Romaniſchen und Neapoli- taniſchen Gebieth; in Franckreich und deſ- ſen Provintzen und Langendock. Auch wird er in den Waͤlden ſambt dem Lorbeerbaum gefunden. Jn Hiſpanien und anderſtwo werden mehr Arten der Myrtenbaͤum ange- troffen/ die man in Holland in die Gaͤrten pflantzet/ davon beſihe Carolum Cluſium lib. I. hiſt. ſtirp. Hiſpan. cap. XXXIII. & lib. I. ra- rior. plantar. hiſtor. cap. XLIII. Eigenſchafft. Der Myrten-baum beſtehet auß vielen rauchen irdichten/ und etwas balſamiſchen Aromatiſchen geſaltzenen Theilen/ dennen- her er ſambt allem was er an ſich hat/ die Eigenſchafft hat zuſammen zu ziehen/ zu ſtopffen und zu troͤcknen. Gebrauch. Die Myrtenbeerlein duͤrꝛ zerſtoſſen und eingenommen/ helffen wider das Blut-auß- werffen/ und die Verſehrung der Blaſen. Blut-auß- werffen/ Verſeh- rung der Blaſen. Haar ſchwartz machen. Außfall des Maſt- darms und der mutter Finger-ge- ſchwaͤr un̄ aufgewach- ſen Fleiſch bey den naͤ- geln. Mundfaͤu- le. Das Waſſer/ darinnen dieſe Beer geſot- ten ſind/ ſchwaͤrtzt das Haar/ ſo mans offt darmit waſchet. Die Beer geſotten und ein Baͤhung da- von gemacht/ kommet zu hilff dem Außfall des Maſtdarms und der Mutter. Die duͤrꝛen Blaͤtter gepuͤlvert und eyn- geſtrewet/ ſind behilflich wider das Finger- Geſchwaͤr und auffgewachſen Fleiſch bey den Naͤgeln. Myrten-blaͤtter in Waſſer geſotten und den Mund laulicht darmit gewaſchen/ hei- let die Mund-faͤule. Wider die Geſchwaͤr der Naſen: Nimm zerſtoſſene Myrtenblaͤtter/ geuß dazu Wein und Honig/ miſche es uͤber einem Kohlfewr/ biß es dick und ein Pflaſter wird/ und lege es auff den Schaden. Geſchwaͤr der Naſen. Wider die Geſchwaͤr des Munds.: Nim̃ Myrtenkoͤrner ein halb Loth/ Odermaͤnnig und Braunellen jedes ein halbe Hand voll/ ſiede es in einem Quartal friſchen Brunn- waſſers ſichte es durch ein Tuch thue darzu 4. Loth Roſenhonig/ und gebrauche es wie ein Gurgelwaſſer. Geſchwaͤr des mundſ Das von den Blaͤttern diſtillierte Waſ- ſer/ gibt ein lieblichen Geruch von ſich/ ſtaͤr- cket das Haupt und Hertz/ wird mit andern wohlriechenden Waſſeren vermiſcht. Haupt-__ Hertz-ſtaͤr- cken. Das

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/86>, abgerufen am 18.04.2024.