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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] Gifft/
Flüß des
Haupts/
innerliche
versehrung
der Brust
und Ge-
därm/ ro-
the Ruhr/
unmäßige
Weiber-
reinigung/
Geschwär
und verseh-
rung heim-
licher or-
ten bey
Mann und
Weib.
Zähne/ und vertreibet den übelen geruch
derselbigen.

Das destillierte Tormentill-wasser dienet
wider alles Gifft/ stärcket das Hertz/ stil-
let die Flüß des Haupts/ heilet die inner-
lichen Versehrungen der Brust und Ge-
därm/ erhält die Frucht in Mutterleib/ ist
gut für die rothe Ruhr/ und wehret der ü-
bermäßigen Weiber-reinigung/ so man biß-
weilen ein paar löffel voll davon nimmet.
Es dienet auch zu den Geschwären und ver-
sehrungen an heimlichen orten bey Mann
und Weib/ damit laulicht gewaschen/ lei-
nene tüchlein darinnen genetzt/ und warm-
licht übergelegt.



CAPUT XXXII.
[Abbildung] Erdbeerkraut. Fragaria.
* Berg-
Erdbeer-
krant.
Namen.

ERdbeer-kraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Fraga-
ria, Fragula, Herba fragae, Trifolium
fragiferum.
Jtaliänisch/ Fragolaria. Fran-
tzösisch/ Fraisier. Spanisch/ Mayvere. En-
glisch/ Strawberybusch. Dänisch/ Jordbär-
ryß/ Jortbärurt. Niderländisch/ Aerdbe-
sienkruydt. Erdbeer heißt Lateinisch/ Fra-
gum.
Jtaliänisch/ Fragola, Fraga. Frantzö-
sisch/ Fraise. Spanisch/ Mayvera. Englisch/
Strawbery. Dänisch/ Jordbär. Niderlän-
disch/ Aerdbesie.

Geschlecht und Gestalt.

Es werden gemeiniglich drey Geschlecht
des Erdbeerkrauts gefunden.

Das erste Geschlecht des Erdbeerkrauts
hat eine schwartz-braune und zasichte wur-
tzel/ die ist inwendig bleichgelb/ eines zusam-
menziehenden trocknen Geschmacks/ wie die
Tormentill-wurtzel. Von deren stossen die
[Spaltenumbruch] blätter im Mertzen herfür/ die sind erstmals
runtzlicht/ zusammen gefallten wie die Wie-
sen-klee/ deren findet man nicht mehr als
drey auff einem stiel: wenn sie sich auffthun
und fortwachsen/ werden sie grösser/ schier
anzusehen wie die blätter des Agrimonien-
krauts/ sind doch breiter und kürtzer/ auff der
seiten gegen der erden gantz aschenfarb/
runtzlicht/ mit vielen rippen/ ein jedes blatt
gerings herumb wie ein sägen zerkerfft/
gleich wie die blätter der Betonien. Dieses
Gewächs flechtet weit umb sich hin und wi-
der auff der erden/ mit seinen langen/ zarten
und dünnen fäden/ welche sich widerumb
mit fast kleinen zasichten würtzlein an den
grund anhengen/ und also von sich selbst
junge stöcklein herfürbringen. Es gewin-
net dieses kraut keine stengel/ sondern von
der wurtzel wachsen herfür zwey oder drey
lange/ rauche/ haarichte stielgen zwischen
den stielen darauff die blätter wachsen/ die
bekommen am obertheil schöne grüne knöpff-
lein/ thun sich im Aprillen auff/ und
werden schöne/ weisse und fünffblättige
blümlein darauß/ deren jedes inwendig ein
gelbes bützlein oder äpfflein hat/ auß wel-
chen hernachmahls/ so die weissen blättlein
der blümlein abfallen/ schöne/ grosse/ rothe
Beer/ mit vielen kleinen knöpfflein im Mäy-
en werden/ die sind innerlich gantz weiß/
und voller kleiner sämlein/ eines süssen an-
müthigen geschmacks und lieblichen geruchs.
Dieses kraut wächßt nach Th. Tabernaemon-
tani
bericht in grosser menge in unserem
Teutschland von sich selbst/ neben den He-
cken/ in den Bergen/ Matten/ grasichten
Rechen der Weinbergen/ und in den Rö-
dern oder abgehauenen Wäldern hin und
wider. Wiewol man aber das gemelte Ge-
wächs allenthalben häuffig von sich selbst
wachsend findet/ wird es doch gleichwol der
lieblichen anmuthigen Frucht halben dieser
zeit gemeiniglich in den Lustgärten gezielet/
darinnen sie denn viel grösser wachsen. Das
Erdbeerkraut/ so auff den Bergen wächßt/
und allhier auch abgemahlet worden/ ist ein
mager kräutlein/ mit einer kleinen und et-
was ungeschmackten Frucht. Diese Erd-
beer-frucht änderet sich an ihrer grösse und
farb/ etliche wird roth/ die andere hält das
mittel zwischen weiß und roth. Man findet
auch insonderheit in den Holländischen Gär-
ten die Frucht zweymahl grösser als die ge-
meine/ so mit grüner/ gelber/ bleicher und
weisser farb besprengt ist. Jn Engelland und
in der Jnsul Virginia kommen die größten
Erdbeer herfür. Jn dem Fürstlichen Ey-
stettischen Lustgarten werden sie in der ge-
stalt einer kleiner Pflaumen angetroffen.
Simon Pauli schreibt Class. III. Quadripart.
Botan. p. m.
306. er habe auff eine zeit Erd-
beer gesehen/ welche sich einem nicht gar zei-
tigem Pfersich verglichen. Jn Jtalien auf
den Burgeischen Alp-gebürgen trägt dieses
Gewächs zwey mahl Frucht/ als im Früh-
ling und Herbst/ sie wird zusammen ge-
drungen/ gestriemt/ und gibt ein geschmack
wie die Himbeer von sich.

Das andere Geschlecht ist mit wurtzel/
kraut und blumen dem jetztgemeldten durch-
auß gleich/ außgenommen/ die Beeren oder

Frucht

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] Gifft/
Fluͤß des
Haupts/
innerliche
verſehꝛung
der Bruſt
und Ge-
daͤrm/ ro-
the Ruhr/
unmaͤßige
Weiber-
reinigung/
Geſchwaͤr
und verſeh-
rung heim-
licher or-
ten bey
Mann uñ
Weib.
Zaͤhne/ und vertreibet den uͤbelen geruch
derſelbigen.

Das deſtillierte Tormentill-waſſer dienet
wider alles Gifft/ ſtaͤrcket das Hertz/ ſtil-
let die Fluͤß des Haupts/ heilet die inner-
lichen Verſehrungen der Bruſt und Ge-
daͤrm/ erhaͤlt die Frucht in Mutterleib/ iſt
gut fuͤr die rothe Ruhr/ und wehret der uͤ-
bermaͤßigen Weiber-reinigung/ ſo man biß-
weilen ein paar loͤffel voll davon nimmet.
Es dienet auch zu den Geſchwaͤren und ver-
ſehrungen an heimlichen orten bey Mann
und Weib/ damit laulicht gewaſchen/ lei-
nene tuͤchlein darinnen genetzt/ und warm-
licht uͤbergelegt.



CAPUT XXXII.
[Abbildung] Erdbeerkraut. Fragaria.
* Berg-
Erdbeer-
krant.
Namen.

ERdbeer-kraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Fraga-
ria, Fragula, Herba fragæ, Trifolium
fragiferum.
Jtaliaͤniſch/ Fragolaria. Fran-
tzoͤſiſch/ Fraiſier. Spaniſch/ Mayvere. En-
gliſch/ Strawberybuſch. Daͤniſch/ Jordbaͤr-
ryß/ Jortbaͤrurt. Niderlaͤndiſch/ Aerdbe-
ſienkruydt. Erdbeer heißt Lateiniſch/ Fra-
gum.
Jtaliaͤniſch/ Fragola, Fraga. Frantzoͤ-
ſiſch/ Fraiſe. Spaniſch/ Mayvera. Engliſch/
Strawbery. Daͤniſch/ Jordbaͤr. Niderlaͤn-
diſch/ Aerdbeſie.

Geſchlecht und Geſtalt.

Es werden gemeiniglich drey Geſchlecht
des Erdbeerkrauts gefunden.

Das erſte Geſchlecht des Erdbeerkrauts
hat eine ſchwartz-braune und zaſichte wur-
tzel/ die iſt inwendig bleichgelb/ eines zuſam-
menziehenden trocknen Geſchmacks/ wie die
Tormentill-wurtzel. Von deren ſtoſſen die
[Spaltenumbruch] blaͤtter im Mertzen herfuͤr/ die ſind erſtmals
runtzlicht/ zuſammen gefallten wie die Wie-
ſen-klee/ deren findet man nicht mehr als
drey auff einem ſtiel: wenn ſie ſich auffthun
und fortwachſen/ werden ſie groͤſſer/ ſchier
anzuſehen wie die blaͤtter des Agrimonien-
krauts/ ſind doch breiter und kuͤrtzer/ auff der
ſeiten gegen der erden gantz aſchenfarb/
runtzlicht/ mit vielen rippen/ ein jedes blatt
gerings herumb wie ein ſaͤgen zerkerfft/
gleich wie die blaͤtter der Betonien. Dieſes
Gewaͤchs flechtet weit umb ſich hin und wi-
der auff der erden/ mit ſeinen langen/ zarten
und duͤnnen faͤden/ welche ſich widerumb
mit faſt kleinen zaſichten wuͤrtzlein an den
grund anhengen/ und alſo von ſich ſelbſt
junge ſtoͤcklein herfuͤrbringen. Es gewin-
net dieſes kraut keine ſtengel/ ſondern von
der wurtzel wachſen herfuͤr zwey oder drey
lange/ rauche/ haarichte ſtielgen zwiſchen
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bekommen am obertheil ſchoͤne gruͤne knoͤpff-
lein/ thun ſich im Aprillen auff/ und
werden ſchoͤne/ weiſſe und fuͤnffblaͤttige
bluͤmlein darauß/ deren jedes inwendig ein
gelbes buͤtzlein oder aͤpfflein hat/ auß wel-
chen hernachmahls/ ſo die weiſſen blaͤttlein
der bluͤmlein abfallen/ ſchoͤne/ groſſe/ rothe
Beer/ mit vielen kleinen knoͤpfflein im Maͤy-
en werden/ die ſind innerlich gantz weiß/
und voller kleiner ſaͤmlein/ eines ſuͤſſen an-
muͤthigen geſchmacks und lieblichen geruchs.
Dieſes kraut waͤchßt nach Th. Tabernæmon-
tani
bericht in groſſer menge in unſerem
Teutſchland von ſich ſelbſt/ neben den He-
cken/ in den Bergen/ Matten/ graſichten
Rechen der Weinbergen/ und in den Roͤ-
dern oder abgehauenen Waͤldern hin und
wider. Wiewol man aber das gemelte Ge-
waͤchs allenthalben haͤuffig von ſich ſelbſt
wachſend findet/ wird es doch gleichwol der
lieblichen anmuthigen Frucht halben dieſer
zeit gemeiniglich in den Luſtgaͤrten gezielet/
darinnen ſie denn viel groͤſſer wachſen. Das
Erdbeerkraut/ ſo auff den Bergen waͤchßt/
und allhier auch abgemahlet worden/ iſt ein
mager kraͤutlein/ mit einer kleinen und et-
was ungeſchmackten Frucht. Dieſe Erd-
beer-frucht aͤnderet ſich an ihrer groͤſſe und
farb/ etliche wird roth/ die andere haͤlt das
mittel zwiſchen weiß und roth. Man findet
auch inſonderheit in den Hollaͤndiſchen Gaͤr-
ten die Frucht zweymahl groͤſſer als die ge-
meine/ ſo mit gruͤner/ gelber/ bleicher und
weiſſer farb beſprengt iſt. Jn Engelland und
in der Jnſul Virginia kommen die groͤßten
Erdbeer herfuͤr. Jn dem Fuͤrſtlichen Ey-
ſtettiſchen Luſtgarten werden ſie in der ge-
ſtalt einer kleiner Pflaumen angetroffen.
Simon Pauli ſchreibt Claſſ. III. Quadripart.
Botan. p. m.
306. er habe auff eine zeit Erd-
beer geſehen/ welche ſich einem nicht gar zei-
tigem Pferſich verglichen. Jn Jtalien auf
den Burgeiſchen Alp-gebuͤrgen traͤgt dieſes
Gewaͤchs zwey mahl Frucht/ als im Fruͤh-
ling und Herbſt/ ſie wird zuſammen ge-
drungen/ geſtriemt/ und gibt ein geſchmack
wie die Himbeer von ſich.

Das andere Geſchlecht iſt mit wurtzel/
kraut und blumen dem jetztgemeldten durch-
auß gleich/ außgenommen/ die Beeren oder

Frucht
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[864/0880] Das Fuͤnffte Buch/ Zaͤhne/ und vertreibet den uͤbelen geruch derſelbigen. Gifft/ Fluͤß des Haupts/ innerliche verſehꝛung der Bruſt und Ge- daͤrm/ ro- the Ruhr/ unmaͤßige Weiber- reinigung/ Geſchwaͤr und verſeh- rung heim- licher or- ten bey Mann uñ Weib. Das deſtillierte Tormentill-waſſer dienet wider alles Gifft/ ſtaͤrcket das Hertz/ ſtil- let die Fluͤß des Haupts/ heilet die inner- lichen Verſehrungen der Bruſt und Ge- daͤrm/ erhaͤlt die Frucht in Mutterleib/ iſt gut fuͤr die rothe Ruhr/ und wehret der uͤ- bermaͤßigen Weiber-reinigung/ ſo man biß- weilen ein paar loͤffel voll davon nimmet. Es dienet auch zu den Geſchwaͤren und ver- ſehrungen an heimlichen orten bey Mann und Weib/ damit laulicht gewaſchen/ lei- nene tuͤchlein darinnen genetzt/ und warm- licht uͤbergelegt. CAPUT XXXII. [Abbildung Erdbeerkraut. Fragaria. ] Namen. ERdbeer-kraut heißt Griechiſch/ ___- _____, _. Lateiniſch/ Fraga- ria, Fragula, Herba fragæ, Trifolium fragiferum. Jtaliaͤniſch/ Fragolaria. Fran- tzoͤſiſch/ Fraiſier. Spaniſch/ Mayvere. En- gliſch/ Strawberybuſch. Daͤniſch/ Jordbaͤr- ryß/ Jortbaͤrurt. Niderlaͤndiſch/ Aerdbe- ſienkruydt. Erdbeer heißt Lateiniſch/ Fra- gum. Jtaliaͤniſch/ Fragola, Fraga. Frantzoͤ- ſiſch/ Fraiſe. Spaniſch/ Mayvera. Engliſch/ Strawbery. Daͤniſch/ Jordbaͤr. Niderlaͤn- diſch/ Aerdbeſie. Geſchlecht und Geſtalt. Es werden gemeiniglich drey Geſchlecht des Erdbeerkrauts gefunden. Das erſte Geſchlecht des Erdbeerkrauts hat eine ſchwartz-braune und zaſichte wur- tzel/ die iſt inwendig bleichgelb/ eines zuſam- menziehenden trocknen Geſchmacks/ wie die Tormentill-wurtzel. Von deren ſtoſſen die blaͤtter im Mertzen herfuͤr/ die ſind erſtmals runtzlicht/ zuſammen gefallten wie die Wie- ſen-klee/ deren findet man nicht mehr als drey auff einem ſtiel: wenn ſie ſich auffthun und fortwachſen/ werden ſie groͤſſer/ ſchier anzuſehen wie die blaͤtter des Agrimonien- krauts/ ſind doch breiter und kuͤrtzer/ auff der ſeiten gegen der erden gantz aſchenfarb/ runtzlicht/ mit vielen rippen/ ein jedes blatt gerings herumb wie ein ſaͤgen zerkerfft/ gleich wie die blaͤtter der Betonien. Dieſes Gewaͤchs flechtet weit umb ſich hin und wi- der auff der erden/ mit ſeinen langen/ zarten und duͤnnen faͤden/ welche ſich widerumb mit faſt kleinen zaſichten wuͤrtzlein an den grund anhengen/ und alſo von ſich ſelbſt junge ſtoͤcklein herfuͤrbringen. Es gewin- net dieſes kraut keine ſtengel/ ſondern von der wurtzel wachſen herfuͤr zwey oder drey lange/ rauche/ haarichte ſtielgen zwiſchen den ſtielen darauff die blaͤtter wachſen/ die bekommen am obertheil ſchoͤne gruͤne knoͤpff- lein/ thun ſich im Aprillen auff/ und werden ſchoͤne/ weiſſe und fuͤnffblaͤttige bluͤmlein darauß/ deren jedes inwendig ein gelbes buͤtzlein oder aͤpfflein hat/ auß wel- chen hernachmahls/ ſo die weiſſen blaͤttlein der bluͤmlein abfallen/ ſchoͤne/ groſſe/ rothe Beer/ mit vielen kleinen knoͤpfflein im Maͤy- en werden/ die ſind innerlich gantz weiß/ und voller kleiner ſaͤmlein/ eines ſuͤſſen an- muͤthigen geſchmacks und lieblichen geruchs. Dieſes kraut waͤchßt nach Th. Tabernæmon- tani bericht in groſſer menge in unſerem Teutſchland von ſich ſelbſt/ neben den He- cken/ in den Bergen/ Matten/ graſichten Rechen der Weinbergen/ und in den Roͤ- dern oder abgehauenen Waͤldern hin und wider. Wiewol man aber das gemelte Ge- waͤchs allenthalben haͤuffig von ſich ſelbſt wachſend findet/ wird es doch gleichwol der lieblichen anmuthigen Frucht halben dieſer zeit gemeiniglich in den Luſtgaͤrten gezielet/ darinnen ſie denn viel groͤſſer wachſen. Das Erdbeerkraut/ ſo auff den Bergen waͤchßt/ und allhier auch abgemahlet worden/ iſt ein mager kraͤutlein/ mit einer kleinen und et- was ungeſchmackten Frucht. Dieſe Erd- beer-frucht aͤnderet ſich an ihrer groͤſſe und farb/ etliche wird roth/ die andere haͤlt das mittel zwiſchen weiß und roth. Man findet auch inſonderheit in den Hollaͤndiſchen Gaͤr- ten die Frucht zweymahl groͤſſer als die ge- meine/ ſo mit gruͤner/ gelber/ bleicher und weiſſer farb beſprengt iſt. Jn Engelland und in der Jnſul Virginia kommen die groͤßten Erdbeer herfuͤr. Jn dem Fuͤrſtlichen Ey- ſtettiſchen Luſtgarten werden ſie in der ge- ſtalt einer kleiner Pflaumen angetroffen. Simon Pauli ſchreibt Claſſ. III. Quadripart. Botan. p. m. 306. er habe auff eine zeit Erd- beer geſehen/ welche ſich einem nicht gar zei- tigem Pferſich verglichen. Jn Jtalien auf den Burgeiſchen Alp-gebuͤrgen traͤgt dieſes Gewaͤchs zwey mahl Frucht/ als im Fruͤh- ling und Herbſt/ ſie wird zuſammen ge- drungen/ geſtriemt/ und gibt ein geſchmack wie die Himbeer von ſich. Das andere Geſchlecht iſt mit wurtzel/ kraut und blumen dem jetztgemeldten durch- auß gleich/ außgenommen/ die Beeren oder Frucht

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/880>, abgerufen am 20.04.2024.