[Spaltenumbruch]
insonderheit aber auff dem Lucernischen Fracmund: Man findet ihne auch im El- saß/ Burgund/ Saphoyen/ Lothringen/ bey Befort und Maßmünster auff dem Ro- senberg. Dieweil in Oestereich und Steir- marck die Jäger diese Beer gar gern essen nennet man sie allda Jäger-beer. Jn der Pfaltz hin und wider/ sonderlich umb Hei- delberg herumb solle er auch häuffig wach- sen/ darumb viel glauben/ daß diese nun- mehr zu elendem Steinhauffen gemachte Statt davon ihren Namen bekommen.
4. Das Vierdte Geschlecht ist die rothe Heidelbeer/ Vitis idaea foliis subrotundis non crenatis fructu rubro, C. B. Vitis idaea semper virens, fructu rubro, J. B. Vaccinia rubra bu- xeis foliis, Park. Englisch/ Red whorts/ Or whorts Leberries. Auff Teutsch nen- net man sie auch Kraußbeer/ Griffelbeer/ und rothe Steinbeer.
[Abbildung]
Rothe Heydelbeer.Vitis Idaea rubra.
Jst ein geringes Stäudlein/ mit runden Aestlein. Seine Blätter vergleichen sich den Buchs-blätteren/ sind bißweilen rund/ bißweilen ein wenig zugespitzt/ an etlichen Orten blößlich zerkerbt/ sonsten bitteres/ zusammen ziehenden Geschmacks. Die Blüm- lein erscheinen Trauben-weiß/ in dem May und Brachmonat/ weiß und dick/ auß wel- chen auff den Gipflen rothe Beere herfür- kommen/ so einen saurlichten und zusam- menziehenden Geschmack von sich geben: gemeinlich hangen Beere einer kleinen Erb- sen groß an einem Schößlein. Die dünne Wurtzel kreucht hin und wider. Diese ro- the Heydelbeer wachsen auch auff dem Lu- cernischen Fracmund/ in den Brabändi- schen Wäldern auff dem Brockenberg/ im Elsas auff dem Rosenberg/ wie auch auff dem Ballonberg/ so an Lothringen stosset. Man findet dieses Stäudlein gern under dem Tannenbaum/ und bey Nürenberg in den Wälden neben den andren Heydelbeeren.
5. Das Fünffte Geschlecht ist Bär-Bee- ren-Staud/ Uva Ursi. Vitis idaea, foliis car- [Spaltenumbruch]
nosis & velut punctatis, Idaea Radix Diosco- ridis, C. B. Uva Ursi seu Vaccinia Ursi apud Clusium, Gerh.
[Abbildung]
Bärbeer-Staud.Uva Ursi.
Dieses Stäudlein wachst bey nahem ein Schutze hoch auff: Seine Aestlein breiten sich auff der Erden auß/ sind zähe/ biegig/ und mit einer röthlichten Rinde bedeckt: Es gewinnet viel kleine und dicke Blätter/ die haben einen bittern und zusammenziehenden G[e]schmack: Oben an den Gipflen bekommt es weisse oder leibfarbe Blümlein/ welche Trauben-weiß beysammen hangen/ seine Frucht soll roth und rund seyn/ wie ein kleine saure Kirschen. Es bleibet stäts grün und blühet im Mertzen. Seine Wurtzel ist klein und starck. Es wachst in dem Spani- schen Königreich Granata. Allhier umb Basel wird es auff St. Christiana-Berg/ gemeiniglich Chrischona-Berg genandt/ gefunden. Joh. Rajus hat sie auch bey Genff auff einem Bühel la Bastie genannt/ ge- funden.
Eigenschafft.
Die Heidelbeer-staude hat gleiche Eigen- schafft mit dem Myrtenbaum/ jedoch nicht in so hohem Grad/ denn die Heidelbeere zar- tere Theile/ und einen umb etwas subtilern Safft haben. Sie ziehen indessen auch miltiglich zusammen/ kühlen das jastende Geblüt/ und stopffen.
Gebrauch.
Beydes die frische und dürre Heidelbeere werden wider die rothe Ruhr/ und andere Durchläuffe des Bauchs genossen/ auch vonDurch- läuffen des Bauchs. den Hirten und Bauren an statt der Erd- beere geessen. Derowegen man die frischen
Heidel-
K
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
inſonderheit aber auff dem Lucerniſchen Fracmund: Man findet ihne auch im El- ſaß/ Burgund/ Saphoyen/ Lothringen/ bey Befort und Maßmuͤnſter auff dem Ro- ſenberg. Dieweil in Oeſtereich und Steir- marck die Jaͤger dieſe Beer gar gern eſſen nennet man ſie allda Jaͤger-beer. Jn der Pfaltz hin und wider/ ſonderlich umb Hei- delberg herumb ſolle er auch haͤuffig wach- ſen/ darumb viel glauben/ daß dieſe nun- mehr zu elendem Steinhauffen gemachte Statt davon ihren Namen bekommen.
4. Das Vierdte Geſchlecht iſt die rothe Heidelbeer/ Vitis idæa foliis ſubrotundis non crenatis fructu rubro, C. B. Vitis idæa ſemper virens, fructu rubro, J. B. Vaccinia rubra bu- xeis foliis, Park. Engliſch/ Red whorts/ Or whorts Leberries. Auff Teutſch nen- net man ſie auch Kraußbeer/ Griffelbeer/ und rothe Steinbeer.
[Abbildung]
Rothe Heydelbeer.Vitis Idæa rubra.
Jſt ein geringes Staͤudlein/ mit runden Aeſtlein. Seine Blaͤtter vergleichen ſich den Buchs-blaͤtteren/ ſind bißweilen rund/ bißweilen ein wenig zugeſpitzt/ an etlichen Orten bloͤßlich zerkerbt/ ſonſten bitteres/ zuſam̃en ziehenden Geſchmacks. Die Bluͤm- lein erſcheinen Trauben-weiß/ in dem May und Brachmonat/ weiß und dick/ auß wel- chen auff den Gipflen rothe Beere herfuͤr- kommen/ ſo einen ſaurlichten und zuſam- menziehenden Geſchmack von ſich geben: gemeinlich hangen Beere einer kleinen Erb- ſen groß an einem Schoͤßlein. Die duͤnne Wurtzel kreucht hin und wider. Dieſe ro- the Heydelbeer wachſen auch auff dem Lu- cerniſchen Fracmund/ in den Brabaͤndi- ſchen Waͤldern auff dem Brockenberg/ im Elſas auff dem Roſenberg/ wie auch auff dem Ballonberg/ ſo an Lothringen ſtoſſet. Man findet dieſes Staͤudlein gern under dem Tannenbaum/ und bey Nuͤrenberg in den Waͤlden neben den andren Heydelbeeren.
5. Das Fuͤnffte Geſchlecht iſt Baͤr-Bee- ren-Staud/ Uva Urſi. Vitis idæa, foliis car- [Spaltenumbruch]
noſis & velut punctatis, Idæa Radix Dioſco- ridis, C. B. Uva Urſi ſeu Vaccinia Urſi apud Cluſium, Gerh.
[Abbildung]
Baͤrbeer-Staud.Uva Urſi.
Dieſes Staͤudlein wachſt bey nahem ein Schutze hoch auff: Seine Aeſtlein breiten ſich auff der Erden auß/ ſind zaͤhe/ biegig/ und mit einer roͤthlichten Rinde bedeckt: Es gewinnet viel kleine und dicke Blaͤtter/ die haben einen bittern und zuſammenziehenden G[e]ſchmack: Oben an den Gipflen bekom̃t es weiſſe oder leibfarbe Bluͤmlein/ welche Trauben-weiß beyſammen hangen/ ſeine Frucht ſoll roth und rund ſeyn/ wie ein kleine ſaure Kirſchen. Es bleibet ſtaͤts gruͤn und bluͤhet im Mertzen. Seine Wurtzel iſt klein und ſtarck. Es wachſt in dem Spani- ſchen Koͤnigreich Granata. Allhier umb Baſel wird es auff St. Chriſtiana-Berg/ gemeiniglich Chriſchona-Berg genandt/ gefunden. Joh. Rajus hat ſie auch bey Genff auff einem Buͤhel la Baſtie genannt/ ge- funden.
Eigenſchafft.
Die Heidelbeer-ſtaude hat gleiche Eigen- ſchafft mit dem Myrtenbaum/ jedoch nicht in ſo hohem Grad/ denn die Heidelbeere zar- tere Theile/ und einen umb etwas ſubtilern Safft haben. Sie ziehen indeſſen auch miltiglich zuſammen/ kuͤhlen das jaſtende Gebluͤt/ und ſtopffen.
Gebrauch.
Beydes die friſche und duͤrꝛe Heidelbeere werden wider die rothe Ruhr/ und andere Durchlaͤuffe des Bauchs genoſſen/ auch vonDurch- laͤuffẽ des Bauchs. den Hirten und Bauren an ſtatt der Erd- beere geeſſen. Derowegen man die friſchen
Heidel-
K
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[73/0089]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
inſonderheit aber auff dem Lucerniſchen
Fracmund: Man findet ihne auch im El-
ſaß/ Burgund/ Saphoyen/ Lothringen/
bey Befort und Maßmuͤnſter auff dem Ro-
ſenberg. Dieweil in Oeſtereich und Steir-
marck die Jaͤger dieſe Beer gar gern eſſen
nennet man ſie allda Jaͤger-beer. Jn der
Pfaltz hin und wider/ ſonderlich umb Hei-
delberg herumb ſolle er auch haͤuffig wach-
ſen/ darumb viel glauben/ daß dieſe nun-
mehr zu elendem Steinhauffen gemachte
Statt davon ihren Namen bekommen.
4. Das Vierdte Geſchlecht iſt die rothe
Heidelbeer/ Vitis idæa foliis ſubrotundis non
crenatis fructu rubro, C. B. Vitis idæa ſemper
virens, fructu rubro, J. B. Vaccinia rubra bu-
xeis foliis, Park. Engliſch/ Red whorts/
Or whorts Leberries. Auff Teutſch nen-
net man ſie auch Kraußbeer/ Griffelbeer/
und rothe Steinbeer.
[Abbildung Rothe Heydelbeer. Vitis Idæa rubra.
]
Jſt ein geringes Staͤudlein/ mit runden
Aeſtlein. Seine Blaͤtter vergleichen ſich
den Buchs-blaͤtteren/ ſind bißweilen rund/
bißweilen ein wenig zugeſpitzt/ an etlichen
Orten bloͤßlich zerkerbt/ ſonſten bitteres/
zuſam̃en ziehenden Geſchmacks. Die Bluͤm-
lein erſcheinen Trauben-weiß/ in dem May
und Brachmonat/ weiß und dick/ auß wel-
chen auff den Gipflen rothe Beere herfuͤr-
kommen/ ſo einen ſaurlichten und zuſam-
menziehenden Geſchmack von ſich geben:
gemeinlich hangen Beere einer kleinen Erb-
ſen groß an einem Schoͤßlein. Die duͤnne
Wurtzel kreucht hin und wider. Dieſe ro-
the Heydelbeer wachſen auch auff dem Lu-
cerniſchen Fracmund/ in den Brabaͤndi-
ſchen Waͤldern auff dem Brockenberg/ im
Elſas auff dem Roſenberg/ wie auch auff
dem Ballonberg/ ſo an Lothringen ſtoſſet.
Man findet dieſes Staͤudlein gern under
dem Tannenbaum/ und bey Nuͤrenberg in
den Waͤlden neben den andren Heydelbeeren.
5. Das Fuͤnffte Geſchlecht iſt Baͤr-Bee-
ren-Staud/ Uva Urſi. Vitis idæa, foliis car-
noſis & velut punctatis, Idæa Radix Dioſco-
ridis, C. B. Uva Urſi ſeu Vaccinia Urſi apud
Cluſium, Gerh.
[Abbildung Baͤrbeer-Staud. Uva Urſi.
]
Dieſes Staͤudlein wachſt bey nahem ein
Schutze hoch auff: Seine Aeſtlein breiten
ſich auff der Erden auß/ ſind zaͤhe/ biegig/
und mit einer roͤthlichten Rinde bedeckt: Es
gewinnet viel kleine und dicke Blaͤtter/ die
haben einen bittern und zuſammenziehenden
Geſchmack: Oben an den Gipflen bekom̃t
es weiſſe oder leibfarbe Bluͤmlein/ welche
Trauben-weiß beyſammen hangen/ ſeine
Frucht ſoll roth und rund ſeyn/ wie ein
kleine ſaure Kirſchen. Es bleibet ſtaͤts gruͤn
und bluͤhet im Mertzen. Seine Wurtzel iſt
klein und ſtarck. Es wachſt in dem Spani-
ſchen Koͤnigreich Granata. Allhier umb
Baſel wird es auff St. Chriſtiana-Berg/
gemeiniglich Chriſchona-Berg genandt/
gefunden. Joh. Rajus hat ſie auch bey Genff
auff einem Buͤhel la Baſtie genannt/ ge-
funden.
Eigenſchafft.
Die Heidelbeer-ſtaude hat gleiche Eigen-
ſchafft mit dem Myrtenbaum/ jedoch nicht
in ſo hohem Grad/ denn die Heidelbeere zar-
tere Theile/ und einen umb etwas ſubtilern
Safft haben. Sie ziehen indeſſen auch
miltiglich zuſammen/ kuͤhlen das jaſtende
Gebluͤt/ und ſtopffen.
Gebrauch.
Beydes die friſche und duͤrꝛe Heidelbeere
werden wider die rothe Ruhr/ und andere
Durchlaͤuffe des Bauchs genoſſen/ auch von
den Hirten und Bauren an ſtatt der Erd-
beere geeſſen. Derowegen man die friſchen
Heidel-
Durch-
laͤuffẽ des
Bauchs.
K
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/89>, abgerufen am 20.04.2024.
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