Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] Milch-
mangel.
machen/ auff angezeigte weiß gebraucht/ wie
solches glaubhaffte Leuth bezeugen.

Eisenkraut-wasser ist ein köstliches mittel
Hauptwehwider das Haupt-wehethum/ leinene tüch-
lein darinn genetzet/ über die Stirn laulicht
gebunden/ und so offt solches trocken/ wider
erfrischet. So man aber dieses Wasser kräf-
tiger zu diesem Gebrechen haben wollte/ soll
man zu einem becher voll Wasser zwölff
Pfersing-kernen nehmen/ dieselbigen schelen/
darnach klein stossen/ und mit dem Eisen-
kraut-wasser durchstreichen wie ein Mandel-
milch/ leinene tüchlein darinn netzen/ und
laulicht überschlagen.

Flüßige/
dunckele/
trübe Au-
gen.

Das Eisenkraut-wasser ist auch ein gut
Augen-wasser/ denn es die flüßige Augen
tröcknet/ und die trüben dunckelen Augen er-
läutert/ so man etliche tröpfflein darein gies-
set.

Eisenkraut-wasser heilet die Mundfäule/
Mundfäu-
le/ verseh-
rung des
Halß/ Ge-
schwär an
heimlichen
orten.
und alle Versehrung des Halß/ den Mund
offt laulicht damit gegurgelt und außge-
spühlet. Es dienet auch zu den Geschwä-
ren der heimlichen örter bey Mann und
Weib/ dieselbigen offtmahls damit gewa-
schen/ leinene tüchlein darinn genetzt und
übergelegt.

Melancho-
ley/ haupt-
flüß/ schwa-
ches Hertz
und Ge-
dächtnuß/
Husten/
Würm.

Auß den blumen des Eisenkrauts wird
eine Lattwerg oder Zucker wie von den Ro-
sen/ gemacht/ die ist sehr gut den melancho-
lischen oder schwermüthigen Leuten/ sie
machet frölich/ vertreibt die schweren Ge-
dancken/ darauß viel kranckheiten entsprin-
gen/ dienet wider die Flüsse des Haupts/
stärcket die Gedächtnuß/ und schwaches
Hertz/ vertreibt den Husten und die Würm
auß dem Leib/ so man morgens und abends
einer Muscatnuß groß darvon eine lange
zeit nimmet.

Der auß dem frischen zerhackten kraut
außgetruckte Safft/ mit dem auß weissem
Magsamen/ oder Bilsen-samen außgepreß-
ten öl vermischt/ und an die Schläffe ge-
Haupt-
schmertzen.
striechen/ vertreibt alle grosse Haupt-schmer-
tzen. Gleiche würckung hat das Kraut/ wenn
man es frisch zerhackt/ und über die Schei-
tel/ die Stirn und die Schläffe bindet.

Unzeitige
Geburt.

Wenn man die unzeitige Geburt verhü-
ten will/ so nehme man Eisenkraut-was-
ser acht loth/ Kinder-balsam zwey loth/ prä-
pariertes pulver von wolgedörrten Krebs-
schalen ein halb loth/ Zucker ein loth/ mische
alles under einander/ und geb dem schwange-
ren Weib täglich etliche löffel voll davon
ein.

Harte
Miltz-und
Leber-ge-
schwulst.

Wer ein auffgeschwollen und erhartete
Miltz oder Leber hat/ der zerhacke das fri-
sche safftige Eisenkraut/ vermische es mit
Eyerklar/ und Gersten-oder Rocken-mehl
zu einem dicken pflaster oder Cataplasma, und
binde es also warm etliche Nächte über/ so
wird sich die Geschwulst verwunderlich ohn
einigen schmertzen vertheilen. Es ziehet aber
einen rothen schweiß auß/ gleich ob es blut
wäre.



CAPUT XLIV.
Hyacinth. Hyacinthus.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gemeiner Hyacinth. Hyacinthus
vulgaris.

Namen.

HYacinth oder Mertzen-blum heisset
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Hyacinthus. Jtaliänisch/ Hiacinto, Ci-
polla di cane, Cipolla canina.
Frantzösisch/
Jacinthe. Spanisch/ Mayas. Niderländisch/
Jacinth. Englisch/ Hyacinth.

Geschlecht und Gestalt.

Von denen sehr vielen Hyacinthen-ge-
schlechtern werden allhier nur fünffe fürge-
stellet.

Der gemeine Hyacinth/ Hyacinthus co-
mosus major purpureus, C. B. maximus botryo-
ides coma coerulea, J. B. Hyacinthus vulgaris,
Matth.
hat eine zwibelichte wurtzel/ darauß
ein dünner/ glatter und graß-grüner stengel
wächßt/ fast einer spannen hoch/ bißweilen
auch höher. Mitten an diesem stengel biß o-
ben auß überkomt er schellichte blumen/ de-
ren etliche blau sind/ etliche purpur-braun/
ein theil weiß auch gelb/ und ein theil leib-
farb; wenn die blumen zeitigen/ so neigen
sie sich gegen der erden/ und bleiben lang
hangen/ ehe denn sie verwelcken: die blätter
vergleichen sich fast den Knoblauch-blätte-
ren/ deren etliche schmal/ andere aber etwas
breiter sind. Der samen ligt in kleinen hülsen.

Der Tripolitanische Hyacinth/ Hyacin-
thus Tripolitanus, J. B. exoticus, flore Phalan-
gii, C. B.
blühet in dem Monat Aprill/ hat
lange und gar schmale blätter/ wächßt zim-
lich hoch/ und gewinnet zu oberst vier schö-
ne blumen/ an welchen die blättlein mit ih-
rer farb und grösse den dreyen auffgerichte-
ten blättlein in der blauen Lilien ähnlich
sind. Die wurtzel ist zwibelicht/ aber nicht
groß/ wie solchen D. Leonhard Rauwolff im
1. theil seiner Reißbeschreibung im 9. cap. be-
schrieben/ und ihne neben andern zierlichen
Gewächsen Hr. Camerario zugesendet hat.

Der

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] Milch-
mangel.
machen/ auff angezeigte weiß gebraucht/ wie
ſolches glaubhaffte Leuth bezeugen.

Eiſenkraut-waſſer iſt ein koͤſtliches mittel
Hauptwehwider das Haupt-wehethum/ leinene tuͤch-
lein darinn genetzet/ uͤber die Stirn laulicht
gebunden/ und ſo offt ſolches trocken/ wider
erfriſchet. So man aber dieſes Waſſer kraͤf-
tiger zu dieſem Gebrechen haben wollte/ ſoll
man zu einem becher voll Waſſer zwoͤlff
Pferſing-kernen nehmen/ dieſelbigen ſchelen/
darnach klein ſtoſſen/ und mit dem Eiſen-
kraut-waſſer durchſtreichen wie ein Mandel-
milch/ leinene tuͤchlein darinn netzen/ und
laulicht uͤberſchlagen.

Fluͤßige/
dunckele/
truͤbe Au-
gen.

Das Eiſenkraut-waſſer iſt auch ein gut
Augen-waſſer/ denn es die fluͤßige Augen
troͤcknet/ und die truͤben dunckelen Augen er-
laͤutert/ ſo man etliche troͤpfflein darein gieſ-
ſet.

Eiſenkraut-waſſer heilet die Mundfaͤule/
Mundfaͤu-
le/ verſeh-
rung des
Halß/ Ge-
ſchwaͤr an
heimlichen
orten.
und alle Verſehrung des Halß/ den Mund
offt laulicht damit gegurgelt und außge-
ſpuͤhlet. Es dienet auch zu den Geſchwaͤ-
ren der heimlichen oͤrter bey Mann und
Weib/ dieſelbigen offtmahls damit gewa-
ſchen/ leinene tuͤchlein darinn genetzt und
uͤbergelegt.

Melancho-
ley/ haupt-
fluͤß/ ſchwa-
ches Hertz
und Ge-
daͤchtnuß/
Huſten/
Wuͤrm.

Auß den blumen des Eiſenkrauts wird
eine Lattwerg oder Zucker wie von den Ro-
ſen/ gemacht/ die iſt ſehr gut den melancho-
liſchen oder ſchwermuͤthigen Leuten/ ſie
machet froͤlich/ vertreibt die ſchweren Ge-
dancken/ darauß viel kranckheiten entſprin-
gen/ dienet wider die Fluͤſſe des Haupts/
ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß/ und ſchwaches
Hertz/ vertreibt den Huſten und die Wuͤrm
auß dem Leib/ ſo man morgens und abends
einer Muſcatnuß groß darvon eine lange
zeit nimmet.

Der auß dem friſchen zerhackten kraut
außgetruckte Safft/ mit dem auß weiſſem
Magſamen/ oder Bilſen-ſamen außgepreß-
ten oͤl vermiſcht/ und an die Schlaͤffe ge-
Haupt-
ſchmertzen.
ſtriechen/ vertreibt alle groſſe Haupt-ſchmer-
tzen. Gleiche wuͤrckung hat das Kraut/ wenn
man es friſch zerhackt/ und uͤber die Schei-
tel/ die Stirn und die Schlaͤffe bindet.

Unzeitige
Geburt.

Wenn man die unzeitige Geburt verhuͤ-
ten will/ ſo nehme man Eiſenkraut-waſ-
ſer acht loth/ Kinder-balſam zwey loth/ praͤ-
pariertes pulver von wolgedoͤrꝛten Krebs-
ſchalen ein halb loth/ Zucker ein loth/ miſche
alles under einander/ und geb dem ſchwange-
ren Weib taͤglich etliche loͤffel voll davon
ein.

Harte
Miltz-und
Leber-ge-
ſchwulſt.

Wer ein auffgeſchwollen und erhartete
Miltz oder Leber hat/ der zerhacke das fri-
ſche ſafftige Eiſenkraut/ vermiſche es mit
Eyerklar/ und Gerſten-oder Rocken-mehl
zu einem dicken pflaſter oder Cataplaſma, und
binde es alſo warm etliche Naͤchte uͤber/ ſo
wird ſich die Geſchwulſt verwunderlich ohn
einigen ſchmertzen vertheilen. Es ziehet aber
einen rothen ſchweiß auß/ gleich ob es blut
waͤre.



CAPUT XLIV.
Hyacinth. Hyacinthus.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gemeiner Hyacinth. Hyacinthus
vulgaris.

Namen.

HYacinth oder Mertzen-blum heiſſet
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Hyacinthus. Jtaliaͤniſch/ Hiacinto, Ci-
polla di cane, Cipolla canina.
Frantzoͤſiſch/
Jacinthe. Spaniſch/ Mayas. Niderlaͤndiſch/
Jacinth. Engliſch/ Hyacinth.

Geſchlecht und Geſtalt.

Von denen ſehr vielen Hyacinthen-ge-
ſchlechtern werden allhier nur fuͤnffe fuͤrge-
ſtellet.

Der gemeine Hyacinth/ Hyacinthus co-
moſus major purpureus, C. B. maximus botryo-
ides comâ cœruleâ, J. B. Hyacinthus vulgaris,
Matth.
hat eine zwibelichte wurtzel/ darauß
ein duͤnner/ glatter und graß-gruͤner ſtengel
waͤchßt/ faſt einer ſpannen hoch/ bißweilen
auch hoͤher. Mitten an dieſem ſtengel biß o-
ben auß uͤberkomt er ſchellichte blumen/ de-
ren etliche blau ſind/ etliche purpur-braun/
ein theil weiß auch gelb/ und ein theil leib-
farb; wenn die blumen zeitigen/ ſo neigen
ſie ſich gegen der erden/ und bleiben lang
hangen/ ehe denn ſie verwelcken: die blaͤtter
vergleichen ſich faſt den Knoblauch-blaͤtte-
ren/ deren etliche ſchmal/ andere aber etwas
breiter ſind. Der ſamen ligt in kleinen huͤlſen.

Der Tripolitaniſche Hyacinth/ Hyacin-
thus Tripolitanus, J. B. exoticus, flore Phalan-
gii, C. B.
bluͤhet in dem Monat Aprill/ hat
lange und gar ſchmale blaͤtter/ waͤchßt zim-
lich hoch/ und gewinnet zu oberſt vier ſchoͤ-
ne blumen/ an welchen die blaͤttlein mit ih-
rer farb und groͤſſe den dreyen auffgerichte-
ten blaͤttlein in der blauen Lilien aͤhnlich
ſind. Die wurtzel iſt zwibelicht/ aber nicht
groß/ wie ſolchen D. Leonhard Rauwolff im
1. theil ſeiner Reißbeſchreibung im 9. cap. be-
ſchrieben/ und ihne neben andern zierlichen
Gewaͤchſen Hr. Camerario zugeſendet hat.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0894" n="878"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch/</fw><lb/><cb/><note place="left">Milch-<lb/>
mangel.</note>machen/ auff angezeigte weiß gebraucht/ wie<lb/>
&#x017F;olches glaubhaffte Leuth bezeugen.</p><lb/>
            <p>Ei&#x017F;enkraut-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t ein ko&#x0364;&#x017F;tliches mittel<lb/><note place="left">Hauptweh</note>wider das Haupt-wehethum/ leinene tu&#x0364;ch-<lb/>
lein darinn genetzet/ u&#x0364;ber die Stirn laulicht<lb/>
gebunden/ und &#x017F;o offt &#x017F;olches trocken/ wider<lb/>
erfri&#x017F;chet. So man aber die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er kra&#x0364;f-<lb/>
tiger zu die&#x017F;em Gebrechen haben wollte/ &#x017F;oll<lb/>
man zu einem becher voll Wa&#x017F;&#x017F;er zwo&#x0364;lff<lb/>
Pfer&#x017F;ing-kernen nehmen/ die&#x017F;elbigen &#x017F;chelen/<lb/>
darnach klein &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und mit dem Ei&#x017F;en-<lb/>
kraut-wa&#x017F;&#x017F;er durch&#x017F;treichen wie ein Mandel-<lb/>
milch/ leinene tu&#x0364;chlein darinn netzen/ und<lb/>
laulicht u&#x0364;ber&#x017F;chlagen.</p><lb/>
            <note place="left">Flu&#x0364;ßige/<lb/>
dunckele/<lb/>
tru&#x0364;be Au-<lb/>
gen.</note>
            <p>Das Ei&#x017F;enkraut-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t auch ein gut<lb/>
Augen-wa&#x017F;&#x017F;er/ denn es die flu&#x0364;ßige Augen<lb/>
tro&#x0364;cknet/ und die tru&#x0364;ben dunckelen Augen er-<lb/>
la&#x0364;utert/ &#x017F;o man etliche tro&#x0364;pfflein darein gie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et.</p><lb/>
            <p>Ei&#x017F;enkraut-wa&#x017F;&#x017F;er heilet die Mundfa&#x0364;ule/<lb/><note place="left">Mundfa&#x0364;u-<lb/>
le/ ver&#x017F;eh-<lb/>
rung des<lb/>
Halß/ Ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;r an<lb/>
heimlichen<lb/>
orten.</note>und alle Ver&#x017F;ehrung des Halß/ den Mund<lb/>
offt laulicht damit gegurgelt und außge-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hlet. Es dienet auch zu den Ge&#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
ren der heimlichen o&#x0364;rter bey Mann und<lb/>
Weib/ die&#x017F;elbigen offtmahls damit gewa-<lb/>
&#x017F;chen/ leinene tu&#x0364;chlein darinn genetzt und<lb/>
u&#x0364;bergelegt.</p><lb/>
            <note place="left">Melancho-<lb/>
ley/ haupt-<lb/>
flu&#x0364;ß/ &#x017F;chwa-<lb/>
ches Hertz<lb/>
und Ge-<lb/>
da&#x0364;chtnuß/<lb/>
Hu&#x017F;ten/<lb/>
Wu&#x0364;rm.</note>
            <p>Auß den blumen des Ei&#x017F;enkrauts wird<lb/>
eine Lattwerg oder Zucker wie von den Ro-<lb/>
&#x017F;en/ gemacht/ die i&#x017F;t &#x017F;ehr gut den melancho-<lb/>
li&#x017F;chen oder &#x017F;chwermu&#x0364;thigen Leuten/ &#x017F;ie<lb/>
machet fro&#x0364;lich/ vertreibt die &#x017F;chweren Ge-<lb/>
dancken/ darauß viel kranckheiten ent&#x017F;prin-<lb/>
gen/ dienet wider die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des Haupts/<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket die Geda&#x0364;chtnuß/ und &#x017F;chwaches<lb/>
Hertz/ vertreibt den Hu&#x017F;ten und die Wu&#x0364;rm<lb/>
auß dem Leib/ &#x017F;o man morgens und abends<lb/>
einer Mu&#x017F;catnuß groß darvon eine lange<lb/>
zeit nimmet.</p><lb/>
            <p>Der auß dem fri&#x017F;chen zerhackten kraut<lb/>
außgetruckte Safft/ mit dem auß wei&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Mag&#x017F;amen/ oder Bil&#x017F;en-&#x017F;amen außgepreß-<lb/>
ten o&#x0364;l vermi&#x017F;cht/ und an die Schla&#x0364;ffe ge-<lb/><note place="left">Haupt-<lb/>
&#x017F;chmertzen.</note>&#x017F;triechen/ vertreibt alle gro&#x017F;&#x017F;e Haupt-&#x017F;chmer-<lb/>
tzen. Gleiche wu&#x0364;rckung hat das Kraut/ wenn<lb/>
man es fri&#x017F;ch zerhackt/ und u&#x0364;ber die Schei-<lb/>
tel/ die Stirn und die Schla&#x0364;ffe bindet.</p><lb/>
            <note place="left">Unzeitige<lb/>
Geburt.</note>
            <p>Wenn man die unzeitige Geburt verhu&#x0364;-<lb/>
ten will/ &#x017F;o nehme man Ei&#x017F;enkraut-wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er acht loth/ Kinder-bal&#x017F;am zwey loth/ pra&#x0364;-<lb/>
pariertes pulver von wolgedo&#x0364;r&#xA75B;ten Krebs-<lb/>
&#x017F;chalen ein halb loth/ Zucker ein loth/ mi&#x017F;che<lb/>
alles under einander/ und geb dem &#x017F;chwange-<lb/>
ren Weib ta&#x0364;glich etliche lo&#x0364;ffel voll davon<lb/>
ein.</p><lb/>
            <note place="left">Harte<lb/>
Miltz-und<lb/>
Leber-ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t.</note>
            <p>Wer ein auffge&#x017F;chwollen und erhartete<lb/>
Miltz oder Leber hat/ der zerhacke das fri-<lb/>
&#x017F;che &#x017F;afftige Ei&#x017F;enkraut/ vermi&#x017F;che es mit<lb/>
Eyerklar/ und Ger&#x017F;ten-oder Rocken-mehl<lb/>
zu einem dicken pfla&#x017F;ter oder <hi rendition="#aq">Catapla&#x017F;ma,</hi> und<lb/>
binde es al&#x017F;o warm etliche Na&#x0364;chte u&#x0364;ber/ &#x017F;o<lb/>
wird &#x017F;ich die Ge&#x017F;chwul&#x017F;t verwunderlich ohn<lb/>
einigen &#x017F;chmertzen vertheilen. Es ziehet aber<lb/>
einen rothen &#x017F;chweiß auß/ gleich ob es blut<lb/>
wa&#x0364;re.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XLIV</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Hyacinth.</hi> <hi rendition="#aq">Hyacinthus.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gemeiner Hyacinth.</hi> <hi rendition="#aq">Hyacinthus<lb/>
vulgaris.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Yacinth oder Mertzen-blum hei&#x017F;&#x017F;et<lb/>
Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Hyacinthus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Hiacinto, Ci-<lb/>
polla di cane, Cipolla canina.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Jacinthe.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Mayas.</hi> Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/<lb/>
Jacinth. Engli&#x017F;ch/ Hyacinth.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Von denen &#x017F;ehr vielen Hyacinthen-ge-<lb/>
&#x017F;chlechtern werden allhier nur fu&#x0364;nffe fu&#x0364;rge-<lb/>
&#x017F;tellet.</p><lb/>
            <p>Der gemeine Hyacinth/ <hi rendition="#aq">Hyacinthus co-<lb/>
mo&#x017F;us major purpureus, <hi rendition="#i">C. B.</hi> maximus botryo-<lb/>
ides comâ c&#x0153;ruleâ, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Hyacinthus vulgaris,<lb/><hi rendition="#i">Matth.</hi></hi> hat eine zwibelichte wurtzel/ darauß<lb/>
ein du&#x0364;nner/ glatter und graß-gru&#x0364;ner &#x017F;tengel<lb/>
wa&#x0364;chßt/ fa&#x017F;t einer &#x017F;pannen hoch/ bißweilen<lb/>
auch ho&#x0364;her. Mitten an die&#x017F;em &#x017F;tengel biß o-<lb/>
ben auß u&#x0364;berkomt er &#x017F;chellichte blumen/ de-<lb/>
ren etliche blau &#x017F;ind/ etliche purpur-braun/<lb/>
ein theil weiß auch gelb/ und ein theil leib-<lb/>
farb; wenn die blumen zeitigen/ &#x017F;o neigen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich gegen der erden/ und bleiben lang<lb/>
hangen/ ehe denn &#x017F;ie verwelcken: die bla&#x0364;tter<lb/>
vergleichen &#x017F;ich fa&#x017F;t den Knoblauch-bla&#x0364;tte-<lb/>
ren/ deren etliche &#x017F;chmal/ andere aber etwas<lb/>
breiter &#x017F;ind. Der &#x017F;amen ligt in kleinen hu&#x0364;l&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Der Tripolitani&#x017F;che Hyacinth/ <hi rendition="#aq">Hyacin-<lb/>
thus Tripolitanus, <hi rendition="#i">J. B.</hi> exoticus, flore Phalan-<lb/>
gii, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> blu&#x0364;het in dem Monat Aprill/ hat<lb/>
lange und gar &#x017F;chmale bla&#x0364;tter/ wa&#x0364;chßt zim-<lb/>
lich hoch/ und gewinnet zu ober&#x017F;t vier &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne blumen/ an welchen die bla&#x0364;ttlein mit ih-<lb/>
rer farb und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e den dreyen auffgerichte-<lb/>
ten bla&#x0364;ttlein in der blauen Lilien a&#x0364;hnlich<lb/>
&#x017F;ind. Die wurtzel i&#x017F;t zwibelicht/ aber nicht<lb/>
groß/ wie &#x017F;olchen D. Leonhard Rauwolff im<lb/>
1. theil &#x017F;einer Reißbe&#x017F;chreibung im 9. cap. be-<lb/>
&#x017F;chrieben/ und ihne neben andern zierlichen<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;en Hr. <hi rendition="#aq">Camerario</hi> zuge&#x017F;endet hat.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[878/0894] Das Fuͤnffte Buch/ machen/ auff angezeigte weiß gebraucht/ wie ſolches glaubhaffte Leuth bezeugen. Milch- mangel. Eiſenkraut-waſſer iſt ein koͤſtliches mittel wider das Haupt-wehethum/ leinene tuͤch- lein darinn genetzet/ uͤber die Stirn laulicht gebunden/ und ſo offt ſolches trocken/ wider erfriſchet. So man aber dieſes Waſſer kraͤf- tiger zu dieſem Gebrechen haben wollte/ ſoll man zu einem becher voll Waſſer zwoͤlff Pferſing-kernen nehmen/ dieſelbigen ſchelen/ darnach klein ſtoſſen/ und mit dem Eiſen- kraut-waſſer durchſtreichen wie ein Mandel- milch/ leinene tuͤchlein darinn netzen/ und laulicht uͤberſchlagen. Hauptweh Das Eiſenkraut-waſſer iſt auch ein gut Augen-waſſer/ denn es die fluͤßige Augen troͤcknet/ und die truͤben dunckelen Augen er- laͤutert/ ſo man etliche troͤpfflein darein gieſ- ſet. Eiſenkraut-waſſer heilet die Mundfaͤule/ und alle Verſehrung des Halß/ den Mund offt laulicht damit gegurgelt und außge- ſpuͤhlet. Es dienet auch zu den Geſchwaͤ- ren der heimlichen oͤrter bey Mann und Weib/ dieſelbigen offtmahls damit gewa- ſchen/ leinene tuͤchlein darinn genetzt und uͤbergelegt. Mundfaͤu- le/ verſeh- rung des Halß/ Ge- ſchwaͤr an heimlichen orten. Auß den blumen des Eiſenkrauts wird eine Lattwerg oder Zucker wie von den Ro- ſen/ gemacht/ die iſt ſehr gut den melancho- liſchen oder ſchwermuͤthigen Leuten/ ſie machet froͤlich/ vertreibt die ſchweren Ge- dancken/ darauß viel kranckheiten entſprin- gen/ dienet wider die Fluͤſſe des Haupts/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß/ und ſchwaches Hertz/ vertreibt den Huſten und die Wuͤrm auß dem Leib/ ſo man morgens und abends einer Muſcatnuß groß darvon eine lange zeit nimmet. Der auß dem friſchen zerhackten kraut außgetruckte Safft/ mit dem auß weiſſem Magſamen/ oder Bilſen-ſamen außgepreß- ten oͤl vermiſcht/ und an die Schlaͤffe ge- ſtriechen/ vertreibt alle groſſe Haupt-ſchmer- tzen. Gleiche wuͤrckung hat das Kraut/ wenn man es friſch zerhackt/ und uͤber die Schei- tel/ die Stirn und die Schlaͤffe bindet. Haupt- ſchmertzen. Wenn man die unzeitige Geburt verhuͤ- ten will/ ſo nehme man Eiſenkraut-waſ- ſer acht loth/ Kinder-balſam zwey loth/ praͤ- pariertes pulver von wolgedoͤrꝛten Krebs- ſchalen ein halb loth/ Zucker ein loth/ miſche alles under einander/ und geb dem ſchwange- ren Weib taͤglich etliche loͤffel voll davon ein. Wer ein auffgeſchwollen und erhartete Miltz oder Leber hat/ der zerhacke das fri- ſche ſafftige Eiſenkraut/ vermiſche es mit Eyerklar/ und Gerſten-oder Rocken-mehl zu einem dicken pflaſter oder Cataplaſma, und binde es alſo warm etliche Naͤchte uͤber/ ſo wird ſich die Geſchwulſt verwunderlich ohn einigen ſchmertzen vertheilen. Es ziehet aber einen rothen ſchweiß auß/ gleich ob es blut waͤre. CAPUT XLIV. Hyacinth. Hyacinthus. [Abbildung Gemeiner Hyacinth. Hyacinthus vulgaris. ] Namen. HYacinth oder Mertzen-blum heiſſet Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Hyacinthus. Jtaliaͤniſch/ Hiacinto, Ci- polla di cane, Cipolla canina. Frantzoͤſiſch/ Jacinthe. Spaniſch/ Mayas. Niderlaͤndiſch/ Jacinth. Engliſch/ Hyacinth. Geſchlecht und Geſtalt. Von denen ſehr vielen Hyacinthen-ge- ſchlechtern werden allhier nur fuͤnffe fuͤrge- ſtellet. Der gemeine Hyacinth/ Hyacinthus co- moſus major purpureus, C. B. maximus botryo- ides comâ cœruleâ, J. B. Hyacinthus vulgaris, Matth. hat eine zwibelichte wurtzel/ darauß ein duͤnner/ glatter und graß-gruͤner ſtengel waͤchßt/ faſt einer ſpannen hoch/ bißweilen auch hoͤher. Mitten an dieſem ſtengel biß o- ben auß uͤberkomt er ſchellichte blumen/ de- ren etliche blau ſind/ etliche purpur-braun/ ein theil weiß auch gelb/ und ein theil leib- farb; wenn die blumen zeitigen/ ſo neigen ſie ſich gegen der erden/ und bleiben lang hangen/ ehe denn ſie verwelcken: die blaͤtter vergleichen ſich faſt den Knoblauch-blaͤtte- ren/ deren etliche ſchmal/ andere aber etwas breiter ſind. Der ſamen ligt in kleinen huͤlſen. Der Tripolitaniſche Hyacinth/ Hyacin- thus Tripolitanus, J. B. exoticus, flore Phalan- gii, C. B. bluͤhet in dem Monat Aprill/ hat lange und gar ſchmale blaͤtter/ waͤchßt zim- lich hoch/ und gewinnet zu oberſt vier ſchoͤ- ne blumen/ an welchen die blaͤttlein mit ih- rer farb und groͤſſe den dreyen auffgerichte- ten blaͤttlein in der blauen Lilien aͤhnlich ſind. Die wurtzel iſt zwibelicht/ aber nicht groß/ wie ſolchen D. Leonhard Rauwolff im 1. theil ſeiner Reißbeſchreibung im 9. cap. be- ſchrieben/ und ihne neben andern zierlichen Gewaͤchſen Hr. Camerario zugeſendet hat. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/894
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/894>, abgerufen am 25.04.2024.