[Spaltenumbruch]
bey Xerex de la frontera, und auch zwischen Calpen und Malacam, im Hornung zeitige Frucht bringe. Diese wird auch in dem Ey- stettischen Lustgarten angetroffen: Mandra- gora flore subcoeruleo purpurascente, C. B.
Eigenschafft.
Die Alraun ist kalt im dritten und trocken im ersten grad: führet ein grobes ölichtes/ flüchtig-scharffes saltz/ davon die eigen- schafft/ die Lebensgeister in ihrem einfluß zu hemmen/ schmertzen zu stillen/ tumb zu machen/ und schlaff zu erwecken. Man soll sie wegen ihrer gifftigen art/ in den Leib gantz nicht brauchen. Hat ein sonderliche natur/ denn je grösser die kälte Winters zeit ist/ je mehr sie unter die Erden schlieffet: der samen komt langsam/ und bißweilen erst nach einem Jahr herfür.
Gebrauch.
Allhier ist nothwendig anzumahnen/ daß die wurtzel/ so von den Landstreichern feil getragen und verkaufft wird/ nicht die wah- re Alraun/ sondern ein verfälschte wurtzel seye: denn sie schneiden die Schmerwurtz/ wenn sie noch frisch ist/ in eines Menschen gestalt/ stecken Gersten- oder Hirß-körnlein an die ort/ da sie wollen haar haben/ dar- nach verscharren sie diese geschnitzte wurtzel in sand/ biß auß gemelten Körnlein zäserlein wachsen/ welches gemeiniglich in dreyen wochen geschicht/ alßdenn graben sie es wider auß/ schaben die angrwachsenen zäserlein mit einem scharffen Messer/ und machen sie also fein subtil/ als wären haar an dem Haupt/ Bart und bey der Scham; damit werden die einfältigen betrogen/ welchen diese verfälschte wurtzel von den leichtferti- gen Landstreicheren für die rechte Alraun verkaufft wird/ denn sie überreden die Leut/ die rechte Alraun seye schwerlich zu bekom- men/ müsse under dem Galgen mit grosser Lebens gefahr gegraben/ und durch einen schwartzen Hund an einem Strick außge- rissen werden/ der Außgräber aber solle die Ohren wol verstopffen/ denn so er die wur- tzel höre schreyen/ seye er seines Lebens nicht sicher. Was ist das anderst? als wie man vom Farnsamen sagt/ wer den Farnsamen wil holen/ der muß keck seyn/ und den Teuf- fel können zwingen. Solchen Diebsbetrug machen diese Lottersbuben dem gemeinen Mann/ quia vulgus vult decipi, darumb sind wir hie/ sprechen die Landstreicher/ als welche diese verfälschte wurtzel/ oder falsche Alraun sehr theuer verkauffen/ geben leicht- sinnig auß/ sie mache die Leuth glückselig/ und die Weiber fruchtbar/ man müsse sie alle Sambstag in Wein und Wasser baden/ sauber einwickeln/ und heimlich auffbehal- ten. Damit aber diese Landstreicher ihre Schelmerey/ deren sie voll sind/ besser be- mänteln/ bringen sie herfür/ was Flavius Josephus im 7. buch von den Jüdischen Krie- gen im 23. cap. schreibt: aber es wird allda der Alraun nicht mit einem wort meldung gethan/ sonder allein der wurtzel Baraas ge- dacht. Diese Buberey hat Matthiolo ein Landstreicher selbsten offenbahret/ als er ih- ne zu Rom an der Frantzosen-kranckheit ge- [Spaltenumbruch]
heilet/ welcher ihme etliche solcher geschnitz- ten wurtzeln gezeiget/ und gesagt/ er hätte bißweilen den Reichen eine allein für dreis- sig Ducaten verkaufft.
Die Alraun ist ein schädlich kraut/ solle nicht in den Leib gebraucht werden. Hamil- car der Carthaginenser/ als er wider die Ly- bier einen Krieg führete/ hat unter ihren Wein Mandragoram, oder die Alraun ver- mischen lassen: nachdem diese nun in einen tieffen Schlaff gefallen/ sind sie von ihme in die Flucht gejaget worden.
Außwendig hat die Alraun eine krafft/ alle harten und krebsischen geschwulsten zu erweichen und zu zertheilen/ man vermischt den safft darvon mit Ammoniac-gummi in destilliertem Essig oder Brantenwein ver- lassen/ zu einem pflaster/ und legts fleissig über.
Es werden uns allhier neun Geschlecht der Wolffswurtzel fürgestellet.
1. Das erste Geschlecht der Wolffswur- tzel/ Aconitum pardalianches genant/ hat Matthiolus erstlich erfunden nicht weit von Trient/ auff dem Gebürg des Thals Anna- niae, solches vielen gelehrten Leuthen darge- stellet/ und in die Hände gegeben/ unter welchen die fürnehmsten/ alle Jhro Käyser- licher und Königlicher Majestät Leib-Medi- ci waren/ als nemlich Julianus Alexandrinus, und Johannes Odoricus Melchorius von Trient/ Stephanus Lauraeus anß Flandern/ Joannes Crato von Breßlaw/ Ribera auß Hispanien/ Franciscus Parthenus von Robo- ret: darauf hat solches Wolffgang Meyer- peck von Freyberg abgemahlet/ wie die Fi- gur außweiset. Es wächßt auff hohen kalen Gebürgen/ doch an schattichten orten/ unter
den
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
bey Xerex de la frontera, und auch zwiſchen Calpen und Malacam, im Hornung zeitige Frucht bringe. Dieſe wird auch in dem Ey- ſtettiſchen Luſtgarten angetroffen: Mandra- gora flore ſubcœruleo purpuraſcente, C. B.
Eigenſchafft.
Die Alraun iſt kalt im dritten und trocken im erſten grad: fuͤhret ein grobes oͤlichtes/ fluͤchtig-ſcharffes ſaltz/ davon die eigen- ſchafft/ die Lebensgeiſter in ihrem einfluß zu hemmen/ ſchmertzen zu ſtillen/ tumb zu machen/ und ſchlaff zu erwecken. Man ſoll ſie wegen ihrer gifftigen art/ in den Leib gantz nicht brauchen. Hat ein ſonderliche natur/ denn je groͤſſer die kaͤlte Winters zeit iſt/ je mehr ſie unter die Erden ſchlieffet: der ſamen komt langſam/ und bißweilen erſt nach einem Jahr herfuͤr.
Gebrauch.
Allhier iſt nothwendig anzumahnen/ daß die wurtzel/ ſo von den Landſtreichern feil getragen und verkaufft wird/ nicht die wah- re Alraun/ ſondern ein verfaͤlſchte wurtzel ſeye: denn ſie ſchneiden die Schmerwurtz/ wenn ſie noch friſch iſt/ in eines Menſchen geſtalt/ ſtecken Gerſten- oder Hirß-koͤrnlein an die ort/ da ſie wollen haar haben/ dar- nach verſcharꝛen ſie dieſe geſchnitzte wurtzel in ſand/ biß auß gemelten Koͤrnlein zaͤſerlein wachſen/ welches gemeiniglich in dreyen wochen geſchicht/ alßdeñ graben ſie es wider auß/ ſchaben die angrwachſenen zaͤſerlein mit einem ſcharffen Meſſer/ und machen ſie alſo fein ſubtil/ als waͤren haar an dem Haupt/ Bart und bey der Scham; damit werden die einfaͤltigen betrogen/ welchen dieſe verfaͤlſchte wurtzel von den leichtferti- gen Landſtreicheren fuͤr die rechte Alraun verkaufft wird/ denn ſie uͤberꝛeden die Leut/ die rechte Alraun ſeye ſchwerlich zu bekom- men/ muͤſſe under dem Galgen mit groſſer Lebens gefahr gegraben/ und durch einen ſchwartzen Hund an einem Strick außge- riſſen werden/ der Außgraͤber aber ſolle die Ohren wol verſtopffen/ denn ſo er die wur- tzel hoͤre ſchreyen/ ſeye er ſeines Lebens nicht ſicher. Was iſt das anderſt? als wie man vom Farnſamen ſagt/ wer den Farnſamen wil holen/ der muß keck ſeyn/ und den Teuf- fel koͤnnen zwingen. Solchen Diebsbetrug machen dieſe Lottersbuben dem gemeinen Mann/ quia vulgus vult decipi, darumb ſind wir hie/ ſprechen die Landſtreicher/ als welche dieſe verfaͤlſchte wurtzel/ oder falſche Alraun ſehr theuer verkauffen/ geben leicht- ſinnig auß/ ſie mache die Leuth gluͤckſelig/ und die Weiber fruchtbar/ man muͤſſe ſie alle Sambſtag in Wein und Waſſer baden/ ſauber einwickeln/ und heimlich auffbehal- ten. Damit aber dieſe Landſtreicher ihre Schelmerey/ deren ſie voll ſind/ beſſer be- maͤnteln/ bringen ſie herfuͤr/ was Flavius Joſephus im 7. buch von den Juͤdiſchen Krie- gen im 23. cap. ſchreibt: aber es wird allda der Alraun nicht mit einem wort meldung gethan/ ſonder allein der wurtzel Baraas ge- dacht. Dieſe Buberey hat Matthiolo ein Landſtreicher ſelbſten offenbahret/ als er ih- ne zu Rom an der Frantzoſen-kranckheit ge- [Spaltenumbruch]
heilet/ welcher ihme etliche ſolcher geſchnitz- ten wurtzeln gezeiget/ und geſagt/ er haͤtte bißweilen den Reichen eine allein fuͤr dreiſ- ſig Ducaten verkaufft.
Die Alraun iſt ein ſchaͤdlich kraut/ ſolle nicht in den Leib gebraucht werden. Hamil- car der Carthaginenſer/ als er wider die Ly- bier einen Krieg fuͤhrete/ hat unter ihren Wein Mandragoram, oder die Alraun ver- miſchen laſſen: nachdem dieſe nun in einen tieffen Schlaff gefallen/ ſind ſie von ihme in die Flucht gejaget worden.
Außwendig hat die Alraun eine krafft/ alle harten und krebſiſchen geſchwulſten zu erweichen und zu zertheilen/ man vermiſcht den ſafft darvon mit Am̃oniac-gummi in deſtilliertem Eſſig oder Brantenwein ver- laſſen/ zu einem pflaſter/ und legts fleiſſig uͤber.
Es werden uns allhier neun Geſchlecht der Wolffswurtzel fuͤrgeſtellet.
1. Das erſte Geſchlecht der Wolffswur- tzel/ Aconitum pardalianches genant/ hat Matthiolus erſtlich erfunden nicht weit von Trient/ auff dem Gebuͤrg des Thals Aña- niæ, ſolches vielen gelehrten Leuthen darge- ſtellet/ und in die Haͤnde gegeben/ unter welchen die fuͤrnehmſten/ alle Jhro Kaͤyſer- licher und Koͤniglicher Majeſtaͤt Leib-Medi- ci waren/ als nemlich Julianus Alexandrinus, und Johannes Odoricus Melchorius von Trient/ Stephanus Lauræus anß Flandern/ Joannes Crato von Breßlaw/ Ribera auß Hiſpanien/ Franciſcus Parthenus von Robo- ret: darauf hat ſolches Wolffgang Meyer- peck von Freyberg abgemahlet/ wie die Fi- gur außweiſet. Es waͤchßt auff hohen kalen Gebuͤrgen/ doch an ſchattichten orten/ unter
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[898/0914]
Das Fuͤnffte Buch/
bey Xerex de la frontera, und auch zwiſchen
Calpen und Malacam, im Hornung zeitige
Frucht bringe. Dieſe wird auch in dem Ey-
ſtettiſchen Luſtgarten angetroffen: Mandra-
gora flore ſubcœruleo purpuraſcente, C. B.
Eigenſchafft.
Die Alraun iſt kalt im dritten und trocken
im erſten grad: fuͤhret ein grobes oͤlichtes/
fluͤchtig-ſcharffes ſaltz/ davon die eigen-
ſchafft/ die Lebensgeiſter in ihrem einfluß
zu hemmen/ ſchmertzen zu ſtillen/ tumb zu
machen/ und ſchlaff zu erwecken. Man ſoll
ſie wegen ihrer gifftigen art/ in den Leib
gantz nicht brauchen. Hat ein ſonderliche
natur/ denn je groͤſſer die kaͤlte Winters zeit
iſt/ je mehr ſie unter die Erden ſchlieffet:
der ſamen komt langſam/ und bißweilen erſt
nach einem Jahr herfuͤr.
Gebrauch.
Allhier iſt nothwendig anzumahnen/ daß
die wurtzel/ ſo von den Landſtreichern feil
getragen und verkaufft wird/ nicht die wah-
re Alraun/ ſondern ein verfaͤlſchte wurtzel
ſeye: denn ſie ſchneiden die Schmerwurtz/
wenn ſie noch friſch iſt/ in eines Menſchen
geſtalt/ ſtecken Gerſten- oder Hirß-koͤrnlein
an die ort/ da ſie wollen haar haben/ dar-
nach verſcharꝛen ſie dieſe geſchnitzte wurtzel
in ſand/ biß auß gemelten Koͤrnlein zaͤſerlein
wachſen/ welches gemeiniglich in dreyen
wochen geſchicht/ alßdeñ graben ſie es wider
auß/ ſchaben die angrwachſenen zaͤſerlein
mit einem ſcharffen Meſſer/ und machen
ſie alſo fein ſubtil/ als waͤren haar an dem
Haupt/ Bart und bey der Scham; damit
werden die einfaͤltigen betrogen/ welchen
dieſe verfaͤlſchte wurtzel von den leichtferti-
gen Landſtreicheren fuͤr die rechte Alraun
verkaufft wird/ denn ſie uͤberꝛeden die Leut/
die rechte Alraun ſeye ſchwerlich zu bekom-
men/ muͤſſe under dem Galgen mit groſſer
Lebens gefahr gegraben/ und durch einen
ſchwartzen Hund an einem Strick außge-
riſſen werden/ der Außgraͤber aber ſolle die
Ohren wol verſtopffen/ denn ſo er die wur-
tzel hoͤre ſchreyen/ ſeye er ſeines Lebens nicht
ſicher. Was iſt das anderſt? als wie man
vom Farnſamen ſagt/ wer den Farnſamen
wil holen/ der muß keck ſeyn/ und den Teuf-
fel koͤnnen zwingen. Solchen Diebsbetrug
machen dieſe Lottersbuben dem gemeinen
Mann/ quia vulgus vult decipi, darumb
ſind wir hie/ ſprechen die Landſtreicher/ als
welche dieſe verfaͤlſchte wurtzel/ oder falſche
Alraun ſehr theuer verkauffen/ geben leicht-
ſinnig auß/ ſie mache die Leuth gluͤckſelig/
und die Weiber fruchtbar/ man muͤſſe ſie
alle Sambſtag in Wein und Waſſer baden/
ſauber einwickeln/ und heimlich auffbehal-
ten. Damit aber dieſe Landſtreicher ihre
Schelmerey/ deren ſie voll ſind/ beſſer be-
maͤnteln/ bringen ſie herfuͤr/ was Flavius
Joſephus im 7. buch von den Juͤdiſchen Krie-
gen im 23. cap. ſchreibt: aber es wird allda
der Alraun nicht mit einem wort meldung
gethan/ ſonder allein der wurtzel Baraas ge-
dacht. Dieſe Buberey hat Matthiolo ein
Landſtreicher ſelbſten offenbahret/ als er ih-
ne zu Rom an der Frantzoſen-kranckheit ge-
heilet/ welcher ihme etliche ſolcher geſchnitz-
ten wurtzeln gezeiget/ und geſagt/ er haͤtte
bißweilen den Reichen eine allein fuͤr dreiſ-
ſig Ducaten verkaufft.
Die Alraun iſt ein ſchaͤdlich kraut/ ſolle
nicht in den Leib gebraucht werden. Hamil-
car der Carthaginenſer/ als er wider die Ly-
bier einen Krieg fuͤhrete/ hat unter ihren
Wein Mandragoram, oder die Alraun ver-
miſchen laſſen: nachdem dieſe nun in einen
tieffen Schlaff gefallen/ ſind ſie von ihme
in die Flucht gejaget worden.
Außwendig hat die Alraun eine krafft/
alle harten und krebſiſchen geſchwulſten zu
erweichen und zu zertheilen/ man vermiſcht
den ſafft darvon mit Am̃oniac-gummi in
deſtilliertem Eſſig oder Brantenwein ver-
laſſen/ zu einem pflaſter/ und legts fleiſſig
uͤber.
CAPUT LIX.
[Abbildung Wolffswurtz. Aconitum parda-
lianches, Matth.
]
Namen.
DIe Wolffswurtz heißt Griechiſch/
_. Lateiniſch/ Aconitum. J-
taliaͤniſch/ Aconito. Frantzoͤſiſch/
Aconit. Engliſch/ Wolffebane/ Libertsbane/
Monkshood. Niderlaͤndiſch/ Wolffswor-
tel.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es werden uns allhier neun Geſchlecht
der Wolffswurtzel fuͤrgeſtellet.
1. Das erſte Geſchlecht der Wolffswur-
tzel/ Aconitum pardalianches genant/ hat
Matthiolus erſtlich erfunden nicht weit von
Trient/ auff dem Gebuͤrg des Thals Aña-
niæ, ſolches vielen gelehrten Leuthen darge-
ſtellet/ und in die Haͤnde gegeben/ unter
welchen die fuͤrnehmſten/ alle Jhro Kaͤyſer-
licher und Koͤniglicher Majeſtaͤt Leib-Medi-
ci waren/ als nemlich Julianus Alexandrinus,
und Johannes Odoricus Melchorius von
Trient/ Stephanus Lauræus anß Flandern/
Joannes Crato von Breßlaw/ Ribera auß
Hiſpanien/ Franciſcus Parthenus von Robo-
ret: darauf hat ſolches Wolffgang Meyer-
peck von Freyberg abgemahlet/ wie die Fi-
gur außweiſet. Es waͤchßt auff hohen kalen
Gebuͤrgen/ doch an ſchattichten orten/ unter
den
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/914>, abgerufen am 28.03.2024.
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