Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Zwischen den blätteren wächßt der same an
den stengeln in außgebreiteten purpurbrau-
nen hülßlein/ welcher/ so man ihne außreibet/
ist er weiß/ und dem Hirß nicht ungleich je-
doch kleiner/ sie wächßt etwan drey elen
hoch/ und werden die Stengel und Wurtzeln
bißweilen röthlicht.

3. Die Heiter-nessel/ Urtica urens minor,
C. B. minor annua, J. B.
Jst am stengel und
blätteren kleiner alß die vorige/ sie wächßt
selten drey spannen hoch/ der stengel wird
rund/ die Wurtzel ist kurtz/ die blätter sind
schmäler. Sie wird billich Sommer-nessel
genannt/ denn sie kan die kälte nicht leiden/
und muß sich jährlich vom außgefallenen
samen erjüngeren/ so grösser ist alß in der vo-
rigen. Beyde wachsen hinder den zäunen/
bey den alten Mauren und anderen ungebau-
ten orten.

4. Die stachlichte Nessel mit gekerbten
blätteren/ Urtica aculeata foliis serratis, C. B.
Wächßt bey uns auff den Felderen.

5. Die Römische Nessel mit St. Peters-
kraut-blätteren/ Urtica Romana s. Pilulifera
altera Parietariae foliis, Hort. Paris.

Es ist nicht ohn/ daß man gemeiniglich
darfür hält/ die brennende krafft der Nes-
seln komme von einem sale caustico, oder
brennenden Saltz her/ welches von Helmon-
tio sal urticale,
Nessel-saltz genennet wird.
Aber Fridericus Hoffmannus, Clave pharma-
ceutica Schroederiana p. m.
367. berichtet/ so
man die Natur und Eigenschafft der Nesseln
recht betrachte/ befinde sich die sach anders.
Offenbahr ist/ daß von fürtrefflichen Medi-
cis
die Nesseln wider die Brust- und Lungen-
kranckheiten/ in welchen man alle scharffe
und brennende Artzneyen verbietet/ gelobet
werden. Ferners sihet man durch das Mi-
croscopium,
an der gantzen Nesseln kleine
dörnlein/ wie ein drey-spitzige Nadel gestal-
tet/ welche so man sie anrühret/ an der Haut
solches jucken verursachen. Dominicus Cha-
braeus in Append. Sciagraph. stirp. p.
649. und
vor ihme Rembertus Dodonaeus pemptad. 1.
stirp. histor. l. 5. cap.
35. vermeinen/ daß die Nes-
sel brenne/ verursache ein rauche wollen/ die
als ein Angel steche/ dahero dieses kraut nicht
von sich selbsten/ sonderen mit den angeln
ein hitzige Geschwulst an der Haut erwecke/
derohalben so man die Nesseln zerstosse oder
koche/ brenne sie nicht mehr/ weilen dar-
durch diese rauche Wollen ihre krafft verlie-
re. Andere schreiben die brennende krafft der
Nesseln nicht den nadeln oder angeln zu/ son-
dern vielmehr einem durchscheinenden safft/
mit welchem diese Dörnlein umgeben sind/
solcher safft werde auch durch das Microsco-
pium
an den Nessel-blumen gesehen/ so man
nun ihn außtrucke/ lasse sich das Kraut ohn
einige ungelegenheit anrühren.

Eigenschafft.

Die Nessel ist warm und trocken im drit-
ten grad. Führet ein alkalisch-miltes saltz bey
sich/ und hat davon die Eigenschafft zu er-
öffnen/ zu zertheilen/ das Geblüt zu reini-
gen/ zu säuberen/ zu heilen/ durch den Harn
zu reinigen/ und den Stein zu treiben.

Gebrauch.

Wol-vorgemelter Herr Fridericus Hoff-
[Spaltenumbruch] mannus
vermeldet ferners/ man solle an St.
Mariae Magdalenae Tag/ wenn die Sonn
in den Löwen geht/ morgens früh/ den von
dem Thau noch angefeuchteten Nessel-samen
samlen/ und ihne an dem Schatten trocknen.
Alßdenn nim von diesem samen sechs loth/
gedörret zartes Eychen-laub oder blätter und
Süßholtz/ jedes vier loth/ stosse alles zu ei-
nem reinen Pulver/ und thue darzu Zucker/
so viel zur Lieblichkeit nothwendig ist: von
diesem Pulver gebrauche alle Wochen/ in-
sonderheit aber in dem Neu- und Vollmond/
ein halb oder gantzes quintl. Diese ArtzneyStein.
treibet den Stein wie Sand fort.

Die grosse Nessel-wurtz hat ein sondere
krafft/ den Menschen vor dem Stein zu be-
wahren/ so man sie dörret/ zu Pulver stos-
set/ und dessen ein halb oder gantzes quintl.
einnimmet.

So man die grosse Nessel-wurtz in Wein
siedet/ und alßdenn Zucker darzu thut/ ist
dieser Tranck dienlich wider den Husten undHusten/
Engbrü-
stigkeit.

Engbrüstigkeit/ welche von einem dicken oder
zähen Schleim herkommet.

Auß dem Nessel-samen bereitet D. Hoff-
mannus in Thesauro pharmaceut. sect. 1. num.

8. ein wasser für die Schweinung der Gli-Schwei-
nung der
äusserlichen
Glieder.

dern also: Nim des kleinen oder Heyter-
nessel-samen 12. loth/ Heydenreich oder wild
Meerrettich 6. loth/ Aron-wurtzel/ langen
Pfeffer jedes 48. loth/ schütte darüber Mal-
vasier/ Rheinischen oder anderen starcken
Wein/ laß es 14. Tag stehen/ schüttle es alle
Tag zwey oder dreymal auff/ hernach de-
stilliere es in einem Alembico oder Helm/
und behalte es. Jn diesem Wasser soll man
ein Tuch netzen/ und alle Tag zwey oder
dreymal das schweinende Glied darmit
starck anreiben.

Die Wurtzel der Nesseln gewaschen/ und
mit ein wenig Saffran wol gestossen/ dar-
nach den Safft mit einem weissen Wein da-
rauß gedruckt/ davon ein paar löffelvoll et-
liche tag nach einander eingenommen/ und
darauff geschwitzt/ ist dienlich in der lang-
wärenden Gelbsucht.

Gelbsucht.

Honoratus Castellanus ein berühmter Me-
dicus
in Franckreich hat befohlen/ zu ver-
hütung des Grieß und Steins/ vom Früh-
ling biß auff den Mäyen/ die zarten Schöß-
ling der Nessel zu sieden/ und darvon zu
trincken.

Joachimus Camerarius in Horto medico p.
m.
183. berichtet/ daß zu seiner Zeit der für-
nehmste Medicus zu Pariß/ den zu pulver
gestossenen Nessel-samen/ in dem Violen-
oder einem andern Brust-syrup/ wider denSeiten-
stich/ brust-
geschwär.

Seiten-stich und Brust-geschwär gebraucht
habe.

Prosper Alpinus in libro de plantis AEgypti
cap.
42. meldet/ daß die Weiber zu Alexan-
dria in Egypten wider die Verstopffung derVerstopf-
fung
der mo-
natlichen
reinigung.

monatlichen Reinigung/ sich des Nessel-sa-
mens nutzlich bedienen/ sie kochen ihn mit
Myrrha/ und lassen den Dampff zu sich.

Wider allerley offene böse Schäden/ soOffene bö-
se und um
sich fressen-
de schäden.

umb sich fressen: Nim die oberen schößlein
von den Nesseln/ weil sie Blumen und Sa-
men tragen/ darnach drucke es durch ein
Tuch/ so gehet ein grüne feuchtigkeit da-
rauß/ damit bestreiche den Schaden.

So
A a a a a a

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Zwiſchen den blaͤtteren waͤchßt der ſame an
den ſtengeln in außgebreiteten purpurbrau-
nen huͤlßlein/ welcher/ ſo man ihne außreibet/
iſt er weiß/ und dem Hirß nicht ungleich je-
doch kleiner/ ſie waͤchßt etwan drey elen
hoch/ und werden die Stengel und Wurtzeln
bißweilen roͤthlicht.

3. Die Heiter-neſſel/ Urtica urens minor,
C. B. minor annua, J. B.
Jſt am ſtengel und
blaͤtteren kleiner alß die vorige/ ſie waͤchßt
ſelten drey ſpannen hoch/ der ſtengel wird
rund/ die Wurtzel iſt kurtz/ die blaͤtter ſind
ſchmaͤler. Sie wird billich Sommer-neſſel
genannt/ denn ſie kan die kaͤlte nicht leiden/
und muß ſich jaͤhrlich vom außgefallenen
ſamen erjuͤngeren/ ſo groͤſſer iſt alß in der vo-
rigen. Beyde wachſen hinder den zaͤunen/
bey den alten Mauren und anderen ungebau-
ten orten.

4. Die ſtachlichte Neſſel mit gekerbten
blaͤtteren/ Urtica aculeata foliis ſerratis, C. B.
Waͤchßt bey uns auff den Felderen.

5. Die Roͤmiſche Neſſel mit St. Peters-
kraut-blaͤtteren/ Urtica Romana ſ. Pilulifera
altera Parietariæ foliis, Hort. Paris.

Es iſt nicht ohn/ daß man gemeiniglich
darfuͤr haͤlt/ die brennende krafft der Neſ-
ſeln komme von einem ſale cauſtico, oder
brennenden Saltz her/ welches von Helmon-
tio ſal urticale,
Neſſel-ſaltz genennet wird.
Aber Fridericus Hoffmannus, Clave pharma-
ceutica Schrœderiana p. m.
367. berichtet/ ſo
man die Natur und Eigenſchafft der Neſſeln
recht betrachte/ befinde ſich die ſach anders.
Offenbahr iſt/ daß von fuͤrtrefflichen Medi-
cis
die Neſſeln wider die Bruſt- und Lungen-
kranckheiten/ in welchen man alle ſcharffe
und brennende Artzneyen verbietet/ gelobet
werden. Ferners ſihet man durch das Mi-
croſcopium,
an der gantzen Neſſeln kleine
doͤrnlein/ wie ein drey-ſpitzige Nadel geſtal-
tet/ welche ſo man ſie anruͤhret/ an der Haut
ſolches jucken verurſachen. Dominicus Cha-
bræus in Append. Sciagraph. ſtirp. p.
649. und
vor ihme Rembertus Dodonæus pemptad. 1.
ſtirp. hiſtor. l. 5. cap.
35. vermeinen/ daß die Neſ-
ſel brenne/ verurſache ein rauche wollen/ die
als ein Angel ſteche/ dahero dieſes kraut nicht
von ſich ſelbſten/ ſonderen mit den angeln
ein hitzige Geſchwulſt an der Haut erwecke/
derohalben ſo man die Neſſeln zerſtoſſe oder
koche/ brenne ſie nicht mehr/ weilen dar-
durch dieſe rauche Wollen ihre krafft verlie-
re. Andere ſchreiben die brennende krafft der
Neſſeln nicht den nadeln oder angeln zu/ ſon-
dern vielmehr einem durchſcheinenden ſafft/
mit welchem dieſe Doͤrnlein umgeben ſind/
ſolcher ſafft werde auch durch das Microſco-
pium
an den Neſſel-blumen geſehen/ ſo man
nun ihn außtrucke/ laſſe ſich das Kraut ohn
einige ungelegenheit anruͤhren.

Eigenſchafft.

Die Neſſel iſt warm und trocken im drit-
ten grad. Fuͤhret ein alkaliſch-miltes ſaltz bey
ſich/ und hat davon die Eigenſchafft zu er-
oͤffnen/ zu zertheilen/ das Gebluͤt zu reini-
gen/ zu ſaͤuberen/ zu heilen/ durch den Harn
zu reinigen/ und den Stein zu treiben.

Gebrauch.

Wol-vorgemelter Herꝛ Fridericus Hoff-
[Spaltenumbruch] mannus
vermeldet ferners/ man ſolle an St.
Mariæ Magdalenæ Tag/ wenn die Sonn
in den Loͤwen geht/ morgens fruͤh/ den von
dem Thau noch angefeuchteten Neſſel-ſamen
ſamlen/ und ihne an dem Schatten trocknen.
Alßdenn nim von dieſem ſamen ſechs loth/
gedoͤrꝛet zartes Eychen-laub oder blaͤtter und
Suͤßholtz/ jedes vier loth/ ſtoſſe alles zu ei-
nem reinen Pulver/ und thue darzu Zucker/
ſo viel zur Lieblichkeit nothwendig iſt: von
dieſem Pulver gebrauche alle Wochen/ in-
ſonderheit aber in dem Neu- und Vollmond/
ein halb oder gantzes quintl. Dieſe ArtzneyStein.
treibet den Stein wie Sand fort.

Die groſſe Neſſel-wurtz hat ein ſondere
krafft/ den Menſchen vor dem Stein zu be-
wahren/ ſo man ſie doͤrꝛet/ zu Pulver ſtoſ-
ſet/ und deſſen ein halb oder gantzes quintl.
einnimmet.

So man die groſſe Neſſel-wurtz in Wein
ſiedet/ und alßdenn Zucker darzu thut/ iſt
dieſer Tranck dienlich wider den Huſten undHuſten/
Engbruͤ-
ſtigkeit.

Engbruͤſtigkeit/ welche von einem dicken oder
zaͤhen Schleim herkommet.

Auß dem Neſſel-ſamen bereitet D. Hoff-
mannus in Theſauro pharmaceut. ſect. 1. num.

8. ein waſſer fuͤr die Schweinung der Gli-Schwei-
nung der
aͤuſſerlichẽ
Glieder.

dern alſo: Nim des kleinen oder Heyter-
neſſel-ſamen 12. loth/ Heydenreich oder wild
Meerꝛettich 6. loth/ Aron-wurtzel/ langen
Pfeffer jedes 48. loth/ ſchuͤtte daruͤber Mal-
vaſier/ Rheiniſchen oder anderen ſtarcken
Wein/ laß es 14. Tag ſtehen/ ſchuͤttle es alle
Tag zwey oder dreymal auff/ hernach de-
ſtilliere es in einem Alembico oder Helm/
und behalte es. Jn dieſem Waſſer ſoll man
ein Tuch netzen/ und alle Tag zwey oder
dreymal das ſchweinende Glied darmit
ſtarck anreiben.

Die Wurtzel der Neſſeln gewaſchen/ und
mit ein wenig Saffran wol geſtoſſen/ dar-
nach den Safft mit einem weiſſen Wein da-
rauß gedruckt/ davon ein paar loͤffelvoll et-
liche tag nach einander eingenommen/ und
darauff geſchwitzt/ iſt dienlich in der lang-
waͤrenden Gelbſucht.

Gelbſucht.

Honoratus Caſtellanus ein beruͤhmter Me-
dicus
in Franckreich hat befohlen/ zu ver-
huͤtung des Grieß und Steins/ vom Fruͤh-
ling biß auff den Maͤyen/ die zarten Schoͤß-
ling der Neſſel zu ſieden/ und darvon zu
trincken.

Joachimus Camerarius in Horto medico p.
m.
183. berichtet/ daß zu ſeiner Zeit der fuͤr-
nehmſte Medicus zu Pariß/ den zu pulver
geſtoſſenen Neſſel-ſamen/ in dem Violen-
oder einem andern Bruſt-ſyrup/ wider denSeiten-
ſtich/ bruſt-
geſchwaͤr.

Seiten-ſtich und Bruſt-geſchwaͤr gebraucht
habe.

Proſper Alpinus in libro de plantis Ægypti
cap.
42. meldet/ daß die Weiber zu Alexan-
dria in Egypten wider die Verſtopffung derVerſtopf-
fung
der mo-
natlichen
reinigung.

monatlichen Reinigung/ ſich des Neſſel-ſa-
mens nutzlich bedienen/ ſie kochen ihn mit
Myrꝛha/ und laſſen den Dampff zu ſich.

Wider allerley offene boͤſe Schaͤden/ ſoOffene boͤ-
ſe und um
ſich freſſen-
de ſchaͤden.

umb ſich freſſen: Nim die oberen ſchoͤßlein
von den Neſſeln/ weil ſie Blumen und Sa-
men tragen/ darnach drucke es durch ein
Tuch/ ſo gehet ein gruͤne feuchtigkeit da-
rauß/ damit beſtreiche den Schaden.

So
A a a a a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0937" n="921"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi></fw><lb/><cb/>
Zwi&#x017F;chen den bla&#x0364;tteren wa&#x0364;chßt der &#x017F;ame an<lb/>
den &#x017F;tengeln in außgebreiteten purpurbrau-<lb/>
nen hu&#x0364;lßlein/ welcher/ &#x017F;o man ihne außreibet/<lb/>
i&#x017F;t er weiß/ und dem Hirß nicht ungleich je-<lb/>
doch kleiner/ &#x017F;ie wa&#x0364;chßt etwan drey elen<lb/>
hoch/ und werden die Stengel und Wurtzeln<lb/>
bißweilen ro&#x0364;thlicht.</p><lb/>
            <p>3. Die Heiter-ne&#x017F;&#x017F;el/ <hi rendition="#aq">Urtica urens minor,<lb/><hi rendition="#i">C. B.</hi> minor annua, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> J&#x017F;t am &#x017F;tengel und<lb/>
bla&#x0364;tteren kleiner alß die vorige/ &#x017F;ie wa&#x0364;chßt<lb/>
&#x017F;elten drey &#x017F;pannen hoch/ der &#x017F;tengel wird<lb/>
rund/ die Wurtzel i&#x017F;t kurtz/ die bla&#x0364;tter &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;ler. Sie wird billich Sommer-ne&#x017F;&#x017F;el<lb/>
genannt/ denn &#x017F;ie kan die ka&#x0364;lte nicht leiden/<lb/>
und muß &#x017F;ich ja&#x0364;hrlich vom außgefallenen<lb/>
&#x017F;amen erju&#x0364;ngeren/ &#x017F;o gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t alß in der vo-<lb/>
rigen. Beyde wach&#x017F;en hinder den za&#x0364;unen/<lb/>
bey den alten Mauren und anderen ungebau-<lb/>
ten orten.</p><lb/>
            <p>4. Die &#x017F;tachlichte Ne&#x017F;&#x017F;el mit gekerbten<lb/>
bla&#x0364;tteren/ <hi rendition="#aq">Urtica aculeata foliis &#x017F;erratis, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi><lb/>
Wa&#x0364;chßt bey uns auff den Felderen.</p><lb/>
            <p>5. Die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ne&#x017F;&#x017F;el mit St. Peters-<lb/>
kraut-bla&#x0364;tteren/ <hi rendition="#aq">Urtica Romana &#x017F;. Pilulifera<lb/>
altera Parietariæ foliis, <hi rendition="#i">Hort. Paris.</hi></hi></p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t nicht ohn/ daß man gemeiniglich<lb/>
darfu&#x0364;r ha&#x0364;lt/ die brennende krafft der Ne&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eln komme von einem <hi rendition="#aq">&#x017F;ale cau&#x017F;tico,</hi> oder<lb/>
brennenden Saltz her/ welches von <hi rendition="#aq">Helmon-<lb/>
tio &#x017F;al urticale,</hi> Ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;altz genennet wird.<lb/>
Aber <hi rendition="#aq">Fridericus Hoffmannus, Clave pharma-<lb/>
ceutica Schr&#x0153;deriana p. m.</hi> 367. berichtet/ &#x017F;o<lb/>
man die Natur und Eigen&#x017F;chafft der Ne&#x017F;&#x017F;eln<lb/>
recht betrachte/ befinde &#x017F;ich die &#x017F;ach anders.<lb/>
Offenbahr i&#x017F;t/ daß von fu&#x0364;rtrefflichen <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cis</hi> die Ne&#x017F;&#x017F;eln wider die Bru&#x017F;t- und Lungen-<lb/>
kranckheiten/ in welchen man alle &#x017F;charffe<lb/>
und brennende Artzneyen verbietet/ gelobet<lb/>
werden. Ferners &#x017F;ihet man durch das <hi rendition="#aq">Mi-<lb/>
cro&#x017F;copium,</hi> an der gantzen Ne&#x017F;&#x017F;eln kleine<lb/>
do&#x0364;rnlein/ wie ein drey-&#x017F;pitzige Nadel ge&#x017F;tal-<lb/>
tet/ welche &#x017F;o man &#x017F;ie anru&#x0364;hret/ an der Haut<lb/>
&#x017F;olches jucken verur&#x017F;achen. <hi rendition="#aq">Dominicus Cha-<lb/>
bræus in Append. Sciagraph. &#x017F;tirp. p.</hi> 649. und<lb/>
vor ihme <hi rendition="#aq">Rembertus Dodonæus pemptad. 1.<lb/>
&#x017F;tirp. hi&#x017F;tor. l. 5. cap.</hi> 35. vermeinen/ daß die Ne&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el brenne/ verur&#x017F;ache ein rauche wollen/ die<lb/>
als ein Angel &#x017F;teche/ dahero die&#x017F;es kraut nicht<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten/ &#x017F;onderen mit den angeln<lb/>
ein hitzige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t an der Haut erwecke/<lb/>
derohalben &#x017F;o man die Ne&#x017F;&#x017F;eln zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e oder<lb/>
koche/ brenne &#x017F;ie nicht mehr/ weilen dar-<lb/>
durch die&#x017F;e rauche Wollen ihre krafft verlie-<lb/>
re. Andere &#x017F;chreiben die brennende krafft der<lb/>
Ne&#x017F;&#x017F;eln nicht den nadeln oder angeln zu/ &#x017F;on-<lb/>
dern vielmehr einem durch&#x017F;cheinenden &#x017F;afft/<lb/>
mit welchem die&#x017F;e Do&#x0364;rnlein umgeben &#x017F;ind/<lb/>
&#x017F;olcher &#x017F;afft werde auch durch das <hi rendition="#aq">Micro&#x017F;co-<lb/>
pium</hi> an den Ne&#x017F;&#x017F;el-blumen ge&#x017F;ehen/ &#x017F;o man<lb/>
nun ihn außtrucke/ la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich das Kraut ohn<lb/>
einige ungelegenheit anru&#x0364;hren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Ne&#x017F;&#x017F;el i&#x017F;t warm und trocken im drit-<lb/>
ten grad. Fu&#x0364;hret ein alkali&#x017F;ch-miltes &#x017F;altz bey<lb/>
&#x017F;ich/ und hat davon die Eigen&#x017F;chafft zu er-<lb/>
o&#x0364;ffnen/ zu zertheilen/ das Geblu&#x0364;t zu reini-<lb/>
gen/ zu &#x017F;a&#x0364;uberen/ zu heilen/ durch den Harn<lb/>
zu reinigen/ und den Stein zu treiben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Wol-vorgemelter Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Fridericus Hoff-<lb/><cb/>
mannus</hi> vermeldet ferners/ man &#x017F;olle an St.<lb/>
Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> Magdalen<hi rendition="#aq">æ</hi> Tag/ wenn die Sonn<lb/>
in den Lo&#x0364;wen geht/ morgens fru&#x0364;h/ den von<lb/>
dem Thau noch angefeuchteten Ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;amen<lb/>
&#x017F;amlen/ und ihne an dem Schatten trocknen.<lb/>
Alßdenn nim von die&#x017F;em &#x017F;amen &#x017F;echs loth/<lb/>
gedo&#x0364;r&#xA75B;et zartes Eychen-laub oder bla&#x0364;tter und<lb/>
Su&#x0364;ßholtz/ jedes vier loth/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alles zu ei-<lb/>
nem reinen Pulver/ und thue darzu Zucker/<lb/>
&#x017F;o viel zur Lieblichkeit nothwendig i&#x017F;t: von<lb/>
die&#x017F;em Pulver gebrauche alle Wochen/ in-<lb/>
&#x017F;onderheit aber in dem Neu- und Vollmond/<lb/>
ein halb oder gantzes quintl. Die&#x017F;e Artzney<note place="right">Stein.</note><lb/>
treibet den Stein wie Sand fort.</p><lb/>
            <p>Die gro&#x017F;&#x017F;e Ne&#x017F;&#x017F;el-wurtz hat ein &#x017F;ondere<lb/>
krafft/ den Men&#x017F;chen vor dem Stein zu be-<lb/>
wahren/ &#x017F;o man &#x017F;ie do&#x0364;r&#xA75B;et/ zu Pulver &#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et/ und de&#x017F;&#x017F;en ein halb oder gantzes quintl.<lb/>
einnimmet.</p><lb/>
            <p>So man die gro&#x017F;&#x017F;e Ne&#x017F;&#x017F;el-wurtz in Wein<lb/>
&#x017F;iedet/ und alßdenn Zucker darzu thut/ i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;er Tranck dienlich wider den Hu&#x017F;ten und<note place="right">Hu&#x017F;ten/<lb/>
Engbru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tigkeit.</note><lb/>
Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit/ welche von einem dicken oder<lb/>
za&#x0364;hen Schleim herkommet.</p><lb/>
            <p>Auß dem Ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;amen bereitet <hi rendition="#aq">D. Hoff-<lb/>
mannus in The&#x017F;auro pharmaceut. &#x017F;ect. 1. num.</hi><lb/>
8. ein wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die Schweinung der Gli-<note place="right">Schwei-<lb/>
nung der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich&#x1EBD;<lb/>
Glieder.</note><lb/>
dern al&#x017F;o: Nim des kleinen oder Heyter-<lb/>
ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;amen 12. loth/ Heydenreich oder wild<lb/>
Meer&#xA75B;ettich 6. loth/ Aron-wurtzel/ langen<lb/>
Pfeffer jedes 48. loth/ &#x017F;chu&#x0364;tte daru&#x0364;ber Mal-<lb/>
va&#x017F;ier/ Rheini&#x017F;chen oder anderen &#x017F;tarcken<lb/>
Wein/ laß es 14. Tag &#x017F;tehen/ &#x017F;chu&#x0364;ttle es alle<lb/>
Tag zwey oder dreymal auff/ hernach de-<lb/>
&#x017F;tilliere es in einem <hi rendition="#aq">Alembico</hi> oder Helm/<lb/>
und behalte es. Jn die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;oll man<lb/>
ein Tuch netzen/ und alle Tag zwey oder<lb/>
dreymal das &#x017F;chweinende Glied darmit<lb/>
&#x017F;tarck anreiben.</p><lb/>
            <p>Die Wurtzel der Ne&#x017F;&#x017F;eln gewa&#x017F;chen/ und<lb/>
mit ein wenig Saffran wol ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ dar-<lb/>
nach den Safft mit einem wei&#x017F;&#x017F;en Wein da-<lb/>
rauß gedruckt/ davon ein paar lo&#x0364;ffelvoll et-<lb/>
liche tag nach einander eingenommen/ und<lb/>
darauff ge&#x017F;chwitzt/ i&#x017F;t dienlich in der lang-<lb/>
wa&#x0364;renden Gelb&#x017F;ucht.</p>
            <note place="right">Gelb&#x017F;ucht.</note><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Honoratus Ca&#x017F;tellanus</hi> ein beru&#x0364;hmter <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicus</hi> in Franckreich hat befohlen/ zu ver-<lb/>
hu&#x0364;tung des Grieß und Steins/ vom Fru&#x0364;h-<lb/>
ling biß auff den Ma&#x0364;yen/ die zarten Scho&#x0364;ß-<lb/>
ling der Ne&#x017F;&#x017F;el zu &#x017F;ieden/ und darvon zu<lb/>
trincken.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Joachimus Camerarius in Horto medico p.<lb/>
m.</hi> 183. berichtet/ daß zu &#x017F;einer Zeit der fu&#x0364;r-<lb/>
nehm&#x017F;te <hi rendition="#aq">Medicus</hi> zu Pariß/ den zu pulver<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;amen/ in dem Violen-<lb/>
oder einem andern Bru&#x017F;t-&#x017F;yrup/ wider den<note place="right">Seiten-<lb/>
&#x017F;tich/ bru&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;r.</note><lb/>
Seiten-&#x017F;tich und Bru&#x017F;t-ge&#x017F;chwa&#x0364;r gebraucht<lb/>
habe.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Pro&#x017F;per Alpinus in libro de plantis Ægypti<lb/>
cap.</hi> 42. meldet/ daß die Weiber zu Alexan-<lb/>
dria in Egypten wider die Ver&#x017F;topffung der<note place="right">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung<lb/>
der mo-<lb/>
natlichen<lb/>
reinigung.</note><lb/>
monatlichen Reinigung/ &#x017F;ich des Ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;a-<lb/>
mens nutzlich bedienen/ &#x017F;ie kochen ihn mit<lb/>
Myr&#xA75B;ha/ und la&#x017F;&#x017F;en den Dampff zu &#x017F;ich.</p><lb/>
            <p>Wider allerley offene bo&#x0364;&#x017F;e Scha&#x0364;den/ &#x017F;o<note place="right">Offene bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;e und um<lb/>
&#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
de &#x017F;cha&#x0364;den.</note><lb/>
umb &#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;en: Nim die oberen &#x017F;cho&#x0364;ßlein<lb/>
von den Ne&#x017F;&#x017F;eln/ weil &#x017F;ie Blumen und Sa-<lb/>
men tragen/ darnach drucke es durch ein<lb/>
Tuch/ &#x017F;o gehet ein gru&#x0364;ne feuchtigkeit da-<lb/>
rauß/ damit be&#x017F;treiche den Schaden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a a a a a</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[921/0937] Von den Kraͤuteren. Zwiſchen den blaͤtteren waͤchßt der ſame an den ſtengeln in außgebreiteten purpurbrau- nen huͤlßlein/ welcher/ ſo man ihne außreibet/ iſt er weiß/ und dem Hirß nicht ungleich je- doch kleiner/ ſie waͤchßt etwan drey elen hoch/ und werden die Stengel und Wurtzeln bißweilen roͤthlicht. 3. Die Heiter-neſſel/ Urtica urens minor, C. B. minor annua, J. B. Jſt am ſtengel und blaͤtteren kleiner alß die vorige/ ſie waͤchßt ſelten drey ſpannen hoch/ der ſtengel wird rund/ die Wurtzel iſt kurtz/ die blaͤtter ſind ſchmaͤler. Sie wird billich Sommer-neſſel genannt/ denn ſie kan die kaͤlte nicht leiden/ und muß ſich jaͤhrlich vom außgefallenen ſamen erjuͤngeren/ ſo groͤſſer iſt alß in der vo- rigen. Beyde wachſen hinder den zaͤunen/ bey den alten Mauren und anderen ungebau- ten orten. 4. Die ſtachlichte Neſſel mit gekerbten blaͤtteren/ Urtica aculeata foliis ſerratis, C. B. Waͤchßt bey uns auff den Felderen. 5. Die Roͤmiſche Neſſel mit St. Peters- kraut-blaͤtteren/ Urtica Romana ſ. Pilulifera altera Parietariæ foliis, Hort. Paris. Es iſt nicht ohn/ daß man gemeiniglich darfuͤr haͤlt/ die brennende krafft der Neſ- ſeln komme von einem ſale cauſtico, oder brennenden Saltz her/ welches von Helmon- tio ſal urticale, Neſſel-ſaltz genennet wird. Aber Fridericus Hoffmannus, Clave pharma- ceutica Schrœderiana p. m. 367. berichtet/ ſo man die Natur und Eigenſchafft der Neſſeln recht betrachte/ befinde ſich die ſach anders. Offenbahr iſt/ daß von fuͤrtrefflichen Medi- cis die Neſſeln wider die Bruſt- und Lungen- kranckheiten/ in welchen man alle ſcharffe und brennende Artzneyen verbietet/ gelobet werden. Ferners ſihet man durch das Mi- croſcopium, an der gantzen Neſſeln kleine doͤrnlein/ wie ein drey-ſpitzige Nadel geſtal- tet/ welche ſo man ſie anruͤhret/ an der Haut ſolches jucken verurſachen. Dominicus Cha- bræus in Append. Sciagraph. ſtirp. p. 649. und vor ihme Rembertus Dodonæus pemptad. 1. ſtirp. hiſtor. l. 5. cap. 35. vermeinen/ daß die Neſ- ſel brenne/ verurſache ein rauche wollen/ die als ein Angel ſteche/ dahero dieſes kraut nicht von ſich ſelbſten/ ſonderen mit den angeln ein hitzige Geſchwulſt an der Haut erwecke/ derohalben ſo man die Neſſeln zerſtoſſe oder koche/ brenne ſie nicht mehr/ weilen dar- durch dieſe rauche Wollen ihre krafft verlie- re. Andere ſchreiben die brennende krafft der Neſſeln nicht den nadeln oder angeln zu/ ſon- dern vielmehr einem durchſcheinenden ſafft/ mit welchem dieſe Doͤrnlein umgeben ſind/ ſolcher ſafft werde auch durch das Microſco- pium an den Neſſel-blumen geſehen/ ſo man nun ihn außtrucke/ laſſe ſich das Kraut ohn einige ungelegenheit anruͤhren. Eigenſchafft. Die Neſſel iſt warm und trocken im drit- ten grad. Fuͤhret ein alkaliſch-miltes ſaltz bey ſich/ und hat davon die Eigenſchafft zu er- oͤffnen/ zu zertheilen/ das Gebluͤt zu reini- gen/ zu ſaͤuberen/ zu heilen/ durch den Harn zu reinigen/ und den Stein zu treiben. Gebrauch. Wol-vorgemelter Herꝛ Fridericus Hoff- mannus vermeldet ferners/ man ſolle an St. Mariæ Magdalenæ Tag/ wenn die Sonn in den Loͤwen geht/ morgens fruͤh/ den von dem Thau noch angefeuchteten Neſſel-ſamen ſamlen/ und ihne an dem Schatten trocknen. Alßdenn nim von dieſem ſamen ſechs loth/ gedoͤrꝛet zartes Eychen-laub oder blaͤtter und Suͤßholtz/ jedes vier loth/ ſtoſſe alles zu ei- nem reinen Pulver/ und thue darzu Zucker/ ſo viel zur Lieblichkeit nothwendig iſt: von dieſem Pulver gebrauche alle Wochen/ in- ſonderheit aber in dem Neu- und Vollmond/ ein halb oder gantzes quintl. Dieſe Artzney treibet den Stein wie Sand fort. Stein. Die groſſe Neſſel-wurtz hat ein ſondere krafft/ den Menſchen vor dem Stein zu be- wahren/ ſo man ſie doͤrꝛet/ zu Pulver ſtoſ- ſet/ und deſſen ein halb oder gantzes quintl. einnimmet. So man die groſſe Neſſel-wurtz in Wein ſiedet/ und alßdenn Zucker darzu thut/ iſt dieſer Tranck dienlich wider den Huſten und Engbruͤſtigkeit/ welche von einem dicken oder zaͤhen Schleim herkommet. Huſten/ Engbruͤ- ſtigkeit. Auß dem Neſſel-ſamen bereitet D. Hoff- mannus in Theſauro pharmaceut. ſect. 1. num. 8. ein waſſer fuͤr die Schweinung der Gli- dern alſo: Nim des kleinen oder Heyter- neſſel-ſamen 12. loth/ Heydenreich oder wild Meerꝛettich 6. loth/ Aron-wurtzel/ langen Pfeffer jedes 48. loth/ ſchuͤtte daruͤber Mal- vaſier/ Rheiniſchen oder anderen ſtarcken Wein/ laß es 14. Tag ſtehen/ ſchuͤttle es alle Tag zwey oder dreymal auff/ hernach de- ſtilliere es in einem Alembico oder Helm/ und behalte es. Jn dieſem Waſſer ſoll man ein Tuch netzen/ und alle Tag zwey oder dreymal das ſchweinende Glied darmit ſtarck anreiben. Schwei- nung der aͤuſſerlichẽ Glieder. Die Wurtzel der Neſſeln gewaſchen/ und mit ein wenig Saffran wol geſtoſſen/ dar- nach den Safft mit einem weiſſen Wein da- rauß gedruckt/ davon ein paar loͤffelvoll et- liche tag nach einander eingenommen/ und darauff geſchwitzt/ iſt dienlich in der lang- waͤrenden Gelbſucht. Honoratus Caſtellanus ein beruͤhmter Me- dicus in Franckreich hat befohlen/ zu ver- huͤtung des Grieß und Steins/ vom Fruͤh- ling biß auff den Maͤyen/ die zarten Schoͤß- ling der Neſſel zu ſieden/ und darvon zu trincken. Joachimus Camerarius in Horto medico p. m. 183. berichtet/ daß zu ſeiner Zeit der fuͤr- nehmſte Medicus zu Pariß/ den zu pulver geſtoſſenen Neſſel-ſamen/ in dem Violen- oder einem andern Bruſt-ſyrup/ wider den Seiten-ſtich und Bruſt-geſchwaͤr gebraucht habe. Seiten- ſtich/ bruſt- geſchwaͤr. Proſper Alpinus in libro de plantis Ægypti cap. 42. meldet/ daß die Weiber zu Alexan- dria in Egypten wider die Verſtopffung der monatlichen Reinigung/ ſich des Neſſel-ſa- mens nutzlich bedienen/ ſie kochen ihn mit Myrꝛha/ und laſſen den Dampff zu ſich. Verſtopf- fung der mo- natlichen reinigung. Wider allerley offene boͤſe Schaͤden/ ſo umb ſich freſſen: Nim die oberen ſchoͤßlein von den Neſſeln/ weil ſie Blumen und Sa- men tragen/ darnach drucke es durch ein Tuch/ ſo gehet ein gruͤne feuchtigkeit da- rauß/ damit beſtreiche den Schaden. Offene boͤ- ſe und um ſich freſſen- de ſchaͤden. So A a a a a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/937
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 921. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/937>, abgerufen am 25.04.2024.