1. Die gemeine grosse Kletten/ Lappa major, Arctium Dioscoridis, C. B. Personata s. Lappa major aut Bardana, J. B. Hat sehr brei- te/ lange/ schwartz-grüne blätter/ die sind an der seiten gegen der Erden aschenfarb. Der stengel ist rund/ weiß und mit purpur- roth vermischt: hat viel neben-zweig/ da- ran wachsen grosse Kletten-knöpff mit viel gebogenen Häcklein/ damit sie sich an die Kleider hencken. Diese Kletten sind erstlich grün/ darnach blühen sie schön licht-braun- roth. Der same ist lang und graufarb. Die Wurtzel wird schlecht/ lang/ aussen schwartz/ und inwendig weiß. Wächßt an wüsten Orten/ und auff Misthäuffen bey den zäu- nen. Ein schöne Art dieser grossen Kletten wird bey Leipzig gefunden/ ist von der ge- meinen an dem knopfflein unterschieden/ denn bey desselbigen blumen viel dicke blät- ter/ wie an dem Rosen-wegerich/ zusammen gesetzt sind/ deren jedes in einen zarten spitz außgehet. Casparus Bauhinus in prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap. 21. nennet sie Lap- pam roseam, Rosen-kletten: ist ihme von Lu- dovico Langermanno Professore zu Giessen zu- geschickt worden.
2. Ein andere Art hat sein Bruder Jo- hannes Bauhinus bey Befort wargenommen/ welcher köpfflein mit zarter Wolle durchzo- gen sind/ in dem übrigen ist sie der gemei- nen Kletten nicht ungleich: Personata altera cum capitulis villosis, J. B. Lappa major mon- tana capitulis tomentosis, sive Arctium, C. B.
Eigenschafft.
Die grosse Kletten sind warmer und trock- ner Natur; führen miltflüchtige/ nitrosi- sche/ saltzichte theilgen mit etwas ölichten vermischet/ davon die Eigenschafft/ zu er- öffnen/ zu erdünneren/ zu zertheilen/ den Athem zu erleichteren/ durch den Harn und Schweiß zu treiben/ Wunden und Ge- schwär zu säubern und zu heilen.
Gebrauch.
Auß der grossen Kletten-wurtzel wird in den Apothecken ein Wasser zubereitet: ist vor etlichen jahren von den Augspurgischen Me- dicis wider die Pest mit grossen Nutzen ge- Pest.braucht worden. Es befördert den Schweiß kräfftiglich: man gibt es auff drey oder vier loth etlich mal nutzlich/ denn dardurch das Pestilentzische Gifft auß dem Leib getrieben wird. Wenn solches Wasser auß dem Kraut und der Wurtzel doppelt destillieret wird/ so Podagri- sche schmer- tzen.ist es ein treffliches Mittel wider die Poda- grischen Schmertzen/ man wärmt es nur ein wenig auff dem Glut-feuer/ dunckt ein leinen zart tuch darinnen/ und schlägt es ü- ber die Podagrischen/ mit schmertzhaffter Entzündung und Geschwulst gekränckte Glieder/ so wird der Schmertz in wenig stun- den sich verlieren/ und dem Patienten bald wider auff die Füsse helffen. Man muß a- ber das Wasser im Mäyen/ oder mit außge- hendem Augstmonat destillieren.
[Spaltenumbruch]
Der samen der grossen Kletten wird wider den Stein sehr gebraucht; ein quintl. alleStein. 14. tag/ oder alle Monat davon eingenom- men.
Die Hirten pflegen den hustenden undHusten und Lungsucht der Scha- fen. lungsüchtigen Schaffen die wurtzel der gros- sen Kletten klein geschnitten/ unter ihr Fut- ter mit nutz zu gebrauchen.
Wenn ein Roß möhnig ist/ oder andereMöhnig und ande- re gebre- sten der Augen der Pferden. Gebresten der Augen hat/ soll man ihme Kletten-kraut/ Wolgemuth/ Baldrian und Entzian unter dem Futter zu essen geben.
Die zerknitschten und welck gemachten blätter über die alten Wunden/ Geschwär/Wunden/ Geschwär/ Gelenck- außwei- chung. außgewichene/ und wider eingerichtete ge- lencke offt geschlagen/ heilet sie sehr bald und wol auß.
Die Wurtzel kan man mit Zucker einma- chen/ oder candieren/ und denen nutzlich zuGrieß/ Sand/ Schleim der Nieren Engbrü- stigkeit/ Husten. essen geben/ welche mit Grieß/ Sand und Schleim der Nieren behafftet sind; ja wel- che einen kurtzen Athem/ trockenen Husten/ oder auch mangel an Liebes-reitzung haben.
Die Wurtzel in gutem Wein gekocht/ ge- sichtet/ und davon offt ein glaßvoll einge-Viertägig Fieber. nommen/ heilet das viertägige Fieber auß dem grund auß.
Das Kraut und Wurtzel frisch grün zer- hackt/ und in Butter gekocht gibt eine herr-Brand vom Feur. liche Brandsalbe ab/ welche offt überge- schmiert/ die vom Feur verbrannten Glie- der bald wider heilet/ und den brennenden Schmertzen geschwind stillet.
Wenn man das Kraut und Wurtzel ver- brennet/ so speyet es Feuer von sich wie der Salpeter/ wovon man denn geurtheilet/ daß ein solches Saltz darmmen sich finden müsse.
CAPUT LXXXIX.
[Abbildung]
Kleine Kletten.Lappa minor.
Namen.
KLeine Kletten heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Lappa minor, Xan- thium. Jtaliänisch/ Lappa minore. Frantzösisch/ Petit Glatteron. Spa-
1. Die gemeine groſſe Kletten/ Lappa major, Arctium Dioſcoridis, C. B. Perſonata ſ. Lappa major aut Bardana, J. B. Hat ſehr brei- te/ lange/ ſchwartz-gruͤne blaͤtter/ die ſind an der ſeiten gegen der Erden aſchenfarb. Der ſtengel iſt rund/ weiß und mit purpur- roth vermiſcht: hat viel neben-zweig/ da- ran wachſen groſſe Kletten-knoͤpff mit viel gebogenen Haͤcklein/ damit ſie ſich an die Kleider hencken. Dieſe Kletten ſind erſtlich gruͤn/ darnach bluͤhen ſie ſchoͤn licht-braun- roth. Der ſame iſt lang und graufarb. Die Wurtzel wird ſchlecht/ lang/ auſſen ſchwartz/ und inwendig weiß. Waͤchßt an wuͤſten Orten/ und auff Miſthaͤuffen bey den zaͤu- nen. Ein ſchoͤne Art dieſer groſſen Kletten wird bey Leipzig gefunden/ iſt von der ge- meinen an dem knopfflein unterſchieden/ denn bey deſſelbigen blumen viel dicke blaͤt- ter/ wie an dem Roſen-wegerich/ zuſammen geſetzt ſind/ deren jedes in einen zarten ſpitz außgehet. Caſparus Bauhinus in prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap. 21. nennet ſie Lap- pam roſeam, Roſen-kletten: iſt ihme von Lu- dovico Langermanno Profeſſore zu Gieſſen zu- geſchickt worden.
2. Ein andere Art hat ſein Bruder Jo- hannes Bauhinus bey Befort wargenommen/ welcher koͤpfflein mit zarter Wolle durchzo- gen ſind/ in dem uͤbrigen iſt ſie der gemei- nen Kletten nicht ungleich: Perſonata altera cum capitulis villoſis, J. B. Lappa major mon- tana capitulis tomentoſis, ſive Arctium, C. B.
Eigenſchafft.
Die groſſe Kletten ſind warmer und trock- ner Natur; fuͤhren miltfluͤchtige/ nitroſi- ſche/ ſaltzichte theilgen mit etwas oͤlichten vermiſchet/ davon die Eigenſchafft/ zu er- oͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zertheilen/ den Athem zu erleichteren/ durch den Harn und Schweiß zu treiben/ Wunden und Ge- ſchwaͤr zu ſaͤubern und zu heilen.
Gebrauch.
Auß der groſſen Kletten-wurtzel wird in den Apothecken ein Waſſer zubereitet: iſt vor etlichen jahren von den Augſpurgiſchen Me- dicis wider die Peſt mit groſſen Nutzen ge- Peſt.braucht worden. Es befoͤrdert den Schweiß kraͤfftiglich: man gibt es auff drey oder vier loth etlich mal nutzlich/ denn dardurch das Peſtilentziſche Gifft auß dem Leib getrieben wird. Wenn ſolches Waſſer auß dem Kraut und der Wurtzel doppelt deſtillieret wird/ ſo Podagri- ſche ſchmeꝛ- tzen.iſt es ein treffliches Mittel wider die Poda- griſchen Schmertzen/ man waͤrmt es nur ein wenig auff dem Glut-feuer/ dunckt ein leinen zart tuch darinnen/ und ſchlaͤgt es uͤ- ber die Podagriſchen/ mit ſchmertzhaffter Entzuͤndung und Geſchwulſt gekraͤnckte Glieder/ ſo wird der Schmertz in wenig ſtun- den ſich verlieren/ und dem Patienten bald wider auff die Fuͤſſe helffen. Man muß a- ber das Waſſer im Maͤyen/ oder mit außge- hendem Augſtmonat deſtillieren.
[Spaltenumbruch]
Der ſamen der groſſen Kletten wird wider den Stein ſehr gebraucht; ein quintl. alleStein. 14. tag/ oder alle Monat davon eingenom- men.
Die Hirten pflegen den huſtenden undHuſten uñ Lungſucht der Scha- fen. lungſuͤchtigen Schaffen die wurtzel der groſ- ſen Kletten klein geſchnitten/ unter ihr Fut- ter mit nutz zu gebrauchen.
Wenn ein Roß moͤhnig iſt/ oder andereMoͤhnig und ande- re gebre- ſten der Augen der Pferden. Gebreſten der Augen hat/ ſoll man ihme Kletten-kraut/ Wolgemuth/ Baldrian und Entzian unter dem Futter zu eſſen geben.
Die zerknitſchten und welck gemachten blaͤtter uͤber die alten Wunden/ Geſchwaͤr/Wunden/ Geſchwaͤr/ Gelenck- außwei- chung. außgewichene/ und wider eingerichtete ge- lencke offt geſchlagen/ heilet ſie ſehr bald und wol auß.
Die Wurtzel kan man mit Zucker einma- chen/ oder candieren/ und denen nutzlich zuGrieß/ Sand/ Schleim der Nieren Engbruͤ- ſtigkeit/ Huſten. eſſen geben/ welche mit Grieß/ Sand und Schleim der Nieren behafftet ſind; ja wel- che einen kurtzen Athem/ trockenen Huſten/ oder auch mangel an Liebes-reitzung haben.
Die Wurtzel in gutem Wein gekocht/ ge- ſichtet/ und davon offt ein glaßvoll einge-Viertaͤgig Fieber. nommen/ heilet das viertaͤgige Fieber auß dem grund auß.
Das Kraut und Wurtzel friſch gruͤn zer- hackt/ und in Butter gekocht gibt eine herꝛ-Brand vom Feur. liche Brandſalbe ab/ welche offt uͤberge- ſchmiert/ die vom Feur verbrannten Glie- der bald wider heilet/ und den brennenden Schmertzen geſchwind ſtillet.
Wenn man das Kraut und Wurtzel ver- brennet/ ſo ſpeyet es Feuer von ſich wie der Salpeter/ wovon man denn geurtheilet/ daß ein ſolches Saltz darm̃en ſich finden muͤſſe.
CAPUT LXXXIX.
[Abbildung]
Kleine Kletten.Lappa minor.
Namen.
KLeine Kletten heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Lappa minor, Xan- thium. Jtaliaͤniſch/ Lappa minore. Frantzoͤſiſch/ Petit Glatteron. Spa-
niſch/
C c c c c c
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[937/0953]
Von den Kraͤuteren.
Clot-burꝛ. Daͤniſch/ Storskreppe/ Tor-
denskreppe/ Burꝛer/ Storburꝛer/ Ager-
burꝛer/ Agerskreppe. Niderlaͤndiſch/ Groo-
te kliſſe.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die gemeine groſſe Kletten/ Lappa
major, Arctium Dioſcoridis, C. B. Perſonata ſ.
Lappa major aut Bardana, J. B. Hat ſehr brei-
te/ lange/ ſchwartz-gruͤne blaͤtter/ die ſind
an der ſeiten gegen der Erden aſchenfarb.
Der ſtengel iſt rund/ weiß und mit purpur-
roth vermiſcht: hat viel neben-zweig/ da-
ran wachſen groſſe Kletten-knoͤpff mit viel
gebogenen Haͤcklein/ damit ſie ſich an die
Kleider hencken. Dieſe Kletten ſind erſtlich
gruͤn/ darnach bluͤhen ſie ſchoͤn licht-braun-
roth. Der ſame iſt lang und graufarb. Die
Wurtzel wird ſchlecht/ lang/ auſſen ſchwartz/
und inwendig weiß. Waͤchßt an wuͤſten
Orten/ und auff Miſthaͤuffen bey den zaͤu-
nen. Ein ſchoͤne Art dieſer groſſen Kletten
wird bey Leipzig gefunden/ iſt von der ge-
meinen an dem knopfflein unterſchieden/
denn bey deſſelbigen blumen viel dicke blaͤt-
ter/ wie an dem Roſen-wegerich/ zuſammen
geſetzt ſind/ deren jedes in einen zarten ſpitz
außgehet. Caſparus Bauhinus in prodromo
Theatri Botanici lib. 5. cap. 21. nennet ſie Lap-
pam roſeam, Roſen-kletten: iſt ihme von Lu-
dovico Langermanno Profeſſore zu Gieſſen zu-
geſchickt worden.
2. Ein andere Art hat ſein Bruder Jo-
hannes Bauhinus bey Befort wargenommen/
welcher koͤpfflein mit zarter Wolle durchzo-
gen ſind/ in dem uͤbrigen iſt ſie der gemei-
nen Kletten nicht ungleich: Perſonata altera
cum capitulis villoſis, J. B. Lappa major mon-
tana capitulis tomentoſis, ſive Arctium, C. B.
Eigenſchafft.
Die groſſe Kletten ſind warmer und trock-
ner Natur; fuͤhren miltfluͤchtige/ nitroſi-
ſche/ ſaltzichte theilgen mit etwas oͤlichten
vermiſchet/ davon die Eigenſchafft/ zu er-
oͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zertheilen/ den
Athem zu erleichteren/ durch den Harn und
Schweiß zu treiben/ Wunden und Ge-
ſchwaͤr zu ſaͤubern und zu heilen.
Gebrauch.
Auß der groſſen Kletten-wurtzel wird in
den Apothecken ein Waſſer zubereitet: iſt vor
etlichen jahren von den Augſpurgiſchen Me-
dicis wider die Peſt mit groſſen Nutzen ge-
braucht worden. Es befoͤrdert den Schweiß
kraͤfftiglich: man gibt es auff drey oder vier
loth etlich mal nutzlich/ denn dardurch das
Peſtilentziſche Gifft auß dem Leib getrieben
wird. Wenn ſolches Waſſer auß dem Kraut
und der Wurtzel doppelt deſtillieret wird/ ſo
iſt es ein treffliches Mittel wider die Poda-
griſchen Schmertzen/ man waͤrmt es nur
ein wenig auff dem Glut-feuer/ dunckt ein
leinen zart tuch darinnen/ und ſchlaͤgt es uͤ-
ber die Podagriſchen/ mit ſchmertzhaffter
Entzuͤndung und Geſchwulſt gekraͤnckte
Glieder/ ſo wird der Schmertz in wenig ſtun-
den ſich verlieren/ und dem Patienten bald
wider auff die Fuͤſſe helffen. Man muß a-
ber das Waſſer im Maͤyen/ oder mit außge-
hendem Augſtmonat deſtillieren.
Peſt.
Podagri-
ſche ſchmeꝛ-
tzen.
Der ſamen der groſſen Kletten wird wider
den Stein ſehr gebraucht; ein quintl. alle
14. tag/ oder alle Monat davon eingenom-
men.
Stein.
Die Hirten pflegen den huſtenden und
lungſuͤchtigen Schaffen die wurtzel der groſ-
ſen Kletten klein geſchnitten/ unter ihr Fut-
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Lungſucht
der Scha-
fen.
Wenn ein Roß moͤhnig iſt/ oder andere
Gebreſten der Augen hat/ ſoll man ihme
Kletten-kraut/ Wolgemuth/ Baldrian und
Entzian unter dem Futter zu eſſen geben.
Moͤhnig
und ande-
re gebre-
ſten der
Augen der
Pferden.
Die zerknitſchten und welck gemachten
blaͤtter uͤber die alten Wunden/ Geſchwaͤr/
außgewichene/ und wider eingerichtete ge-
lencke offt geſchlagen/ heilet ſie ſehr bald und
wol auß.
Wunden/
Geſchwaͤr/
Gelenck-
außwei-
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Die Wurtzel kan man mit Zucker einma-
chen/ oder candieren/ und denen nutzlich zu
eſſen geben/ welche mit Grieß/ Sand und
Schleim der Nieren behafftet ſind; ja wel-
che einen kurtzen Athem/ trockenen Huſten/
oder auch mangel an Liebes-reitzung haben.
Grieß/
Sand/
Schleim
der Nieren
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Huſten.
Die Wurtzel in gutem Wein gekocht/ ge-
ſichtet/ und davon offt ein glaßvoll einge-
nommen/ heilet das viertaͤgige Fieber auß
dem grund auß.
Viertaͤgig
Fieber.
Das Kraut und Wurtzel friſch gruͤn zer-
hackt/ und in Butter gekocht gibt eine herꝛ-
liche Brandſalbe ab/ welche offt uͤberge-
ſchmiert/ die vom Feur verbrannten Glie-
der bald wider heilet/ und den brennenden
Schmertzen geſchwind ſtillet.
Brand
vom Feur.
Wenn man das Kraut und Wurtzel ver-
brennet/ ſo ſpeyet es Feuer von ſich wie der
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ein ſolches Saltz darm̃en ſich finden muͤſſe.
CAPUT LXXXIX.
[Abbildung Kleine Kletten. Lappa minor.
]
Namen.
KLeine Kletten heißt Griechiſch/ _.
Lateiniſch/ Lappa minor, Xan-
thium. Jtaliaͤniſch/ Lappa minore.
Frantzoͤſiſch/ Petit Glatteron. Spa-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/953>, abgerufen am 19.04.2024.
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