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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] allein sind sie auch kleiner: die purpurfar-
be blumen wachsen nicht an dem obern theil/
sondern neben dem ursprung der blättern
herfür/ auß welchen dünne köpfflein werden/
der Kalbs-oder Affen-hirnschalen ähnlich/
in denen kleiner samen ligt. Wächßt gemei-
niglich an dem rand der Gärten und andern
ungebauten orten.

5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo
flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.

6. Der weisse Orant mit zerschnittenen
blättern/ Antirrhinum folio dissecto, C. B. al-
bum serrato folio, J. B.

7. Der schmal-blättige/ grosse/ fremb-
de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An-
tirrhinum angustifolium majus peregrinum ru-
berrimo flore, Hort. Reg. Paris.

8. Der lang-blättige Orant/ mit grosser
milch-weisser Blume/ Antirrhinum longi-
folium majus Italicum flore amplo niveo la-
ctescente, Hort. Reg. Paris.

9. Der Spanische/ haarige Orant/ An-
tirrhinum Hispanicum villosum, Valerianae
rubrae folio, Tournef.

10. Der Spanische Orant mit Costentz-
blättern/ Antirrhinum Hispanicum villosum,
Origani folio, Tournef.

11. Der hohe/ Spanische Orant mit
schmalen Blättlein/ Antirrhinum Hispani-
cum altissimum, angustissimo folio, Tournef.

Eigenschafft.

Der Orant hat viel irrdische/ saltzichte
theilgen/ und also die eigenschafft zu tröck-
nen/ anzuhalten/ und zu heilen.

Gebrauch.
Gespenst
und Zau-
berey.

Die alten Weiber brauchen den Orant
wider die Gespenst und Zauberey/ hencken
ihn entweder an/ oder beräuchern sich dar-
mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/
und in das Hauß. Matthiolus schreibt/ er
habe in eines Herren Schloß an einem Ket-
ten-hund wargenommen/ der sonst stäts
thät bellen/ wenn er frembde Leuth sahe/ daß
derselbige Hund in acht tagen nicht gebellet
hab/ und dieweil man vermeint der Hund
wäre durch böse Leuth bezaubert/ die viel-
leicht etwas arges in demselbigen Schloß
zu begehen im Sinn hätten/ hat man die-
ses Kraut in die Hunds-hütten gelegt/ bald
darnach hat der Hund widerumb gebellet.
Bartholomaeus Carrichter beschreibt in seinem
Kräuterbuch an vielen orten etliche Artzney-
en/ welche er auß dem Orant wider die Zau-
berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht
habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und
von den Theologis und Medicis noch nicht
erörterte Fragen einfallen/ ist allhier weiters
davon zu schreiben nicht nöthig.



CAPUT CV.
Frawen-Haar. Adiantum.
Namen.

FRawen-Haar oder Venus-Haar/
heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Adiantum, Capillus Veneris, Capillus
terrae.
Jtaliänisch/ Capelli di Venere. Fran-
tzösisch/ Cheveu de Venus, Capil vener her-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Frawen-Haar. Adiantum.
be, Chevelure de Femme. Spanisch/ Cu-
lantrillo de Pozo.
Englisch/ Venus hair.
Dänisch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni-
derländisch/ Vrouwenhayr.

Gestalt.

Das Frawen-Haar hat ein haarige/
schwartze wurtzel; auch zarte/ braun-schwar-
tze/ gläntzende stengel: die blätter sind klein
und rundlicht/ vergleichen sich dem Corian-
der/ dieweil er jung und noch nicht in die
stengel gestiegen ist/ sind darzu weißlicht/
zurings herumb zerspalten und zerkerbt. Es
bringt weder blumen noch samen. Wächßt
viel in Franckreich umb Montpelier/ in J-
talien und Piemont/ von dannen es zu uns
in Teutschland zur Artzney gebracht wird.

Eigenschafft.

Das Frawen-Haar hat ein mittelmäßi-
ge natur/ zwischen kalt und warm. Führet
ein gelind alkalisches/ etwas ölichtes saltz
bey sich/ und hat dadurch die eigenschafft
zu eröffnen/ das scharffe melancholische Ge-
blüt zu reinigen und zu versüssen/ den Harn
und Schweiß gelind zu treiben/ aller Fäu-
lung zu widerstehen/ zu säubern/ zu heilen/
die verstopfften Leber-und Miltze-trüsen
auffzulösen.

Gebrauch.Schwerli-
cher A-
them/ Keu-
chen/ Gelb-
sucht/
Blutspeyen/
Seitenste-
chen/ ver-
steckter
Harn und
monatliche
reinigung
der weiber.

Eine hand voll Frawen-Haar in einer
maß frischen Brunnwassers gesotten/ und
davon getruncken/ ist gut wider den schwer-
lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbsucht/
stillet das Blutspeyen und Seitenstechen/
befürdert den versteckten Harn und die mo-
natliche Reinigung der Weibern.

Frawen-Haar hat seinen Namen daher/
dieweil es dick und schön Haar machet/ wenn

man

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] allein ſind ſie auch kleiner: die purpurfar-
be blumen wachſen nicht an dem obern theil/
ſondern neben dem urſprung der blaͤttern
herfuͤr/ auß welchen duͤnne koͤpfflein werden/
der Kalbs-oder Affen-hirnſchalen aͤhnlich/
in denen kleiner ſamen ligt. Waͤchßt gemei-
niglich an dem rand der Gaͤrten und andern
ungebauten orten.

5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo
flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.

6. Der weiſſe Orant mit zerſchnittenen
blaͤttern/ Antirrhinum folio diſſecto, C. B. al-
bum ſerrato folio, J. B.

7. Der ſchmal-blaͤttige/ groſſe/ fremb-
de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An-
tirrhinum anguſtifolium majus peregrinum ru-
berrimo flore, Hort. Reg. Pariſ.

8. Der lang-blaͤttige Orant/ mit groſſer
milch-weiſſer Blume/ Antirrhinum longi-
folium majus Italicum flore amplo niveo la-
cteſcente, Hort. Reg. Pariſ.

9. Der Spaniſche/ haarige Orant/ An-
tirrhinum Hiſpanicum villoſum, Valerianæ
rubræ folio, Tournef.

10. Der Spaniſche Orant mit Coſtentz-
blaͤttern/ Antirrhinum Hiſpanicum villoſum,
Origani folio, Tournef.

11. Der hohe/ Spaniſche Orant mit
ſchmalen Blaͤttlein/ Antirrhinum Hiſpani-
cum altiſſimum, anguſtiſſimo folio, Tournef.

Eigenſchafft.

Der Orant hat viel irꝛdiſche/ ſaltzichte
theilgen/ und alſo die eigenſchafft zu troͤck-
nen/ anzuhalten/ und zu heilen.

Gebrauch.
Geſpenſt
und Zau-
berey.

Die alten Weiber brauchen den Orant
wider die Geſpenſt und Zauberey/ hencken
ihn entweder an/ oder beraͤuchern ſich dar-
mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/
und in das Hauß. Matthiolus ſchreibt/ er
habe in eines Herꝛen Schloß an einem Ket-
ten-hund wargenommen/ der ſonſt ſtaͤts
thaͤt bellen/ wenn er frembde Leuth ſahe/ daß
derſelbige Hund in acht tagen nicht gebellet
hab/ und dieweil man vermeint der Hund
waͤre durch boͤſe Leuth bezaubert/ die viel-
leicht etwas arges in demſelbigen Schloß
zu begehen im Sinn haͤtten/ hat man die-
ſes Kraut in die Hunds-huͤtten gelegt/ bald
darnach hat der Hund widerumb gebellet.
Bartholomæus Carrichter beſchreibt in ſeinem
Kraͤuterbuch an vielen orten etliche Artzney-
en/ welche er auß dem Orant wider die Zau-
berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht
habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und
von den Theologis und Medicis noch nicht
eroͤrterte Fragen einfallen/ iſt allhier weiters
davon zu ſchreiben nicht noͤthig.



CAPUT CV.
Frawen-Haar. Adiantum.
Namen.

FRawen-Haar oder Venus-Haar/
heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Adiantum, Capillus Veneris, Capillus
terræ.
Jtaliaͤniſch/ Capelli di Venere. Fran-
tzoͤſiſch/ Cheveu de Venus, Capil vener her-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Frawen-Haar. Adiantum.
be, Chevelure de Femme. Spaniſch/ Cu-
lantrillo de Pozo.
Engliſch/ Venus hair.
Daͤniſch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni-
derlaͤndiſch/ Vrouwenhayr.

Geſtalt.

Das Frawen-Haar hat ein haarige/
ſchwartze wurtzel; auch zarte/ braun-ſchwar-
tze/ glaͤntzende ſtengel: die blaͤtter ſind klein
und rundlicht/ vergleichen ſich dem Corian-
der/ dieweil er jung und noch nicht in die
ſtengel geſtiegen iſt/ ſind darzu weißlicht/
zurings herumb zerſpalten und zerkerbt. Es
bringt weder blumen noch ſamen. Waͤchßt
viel in Franckreich umb Montpelier/ in J-
talien und Piemont/ von dannen es zu uns
in Teutſchland zur Artzney gebracht wird.

Eigenſchafft.

Das Frawen-Haar hat ein mittelmaͤßi-
ge natur/ zwiſchen kalt und warm. Fuͤhret
ein gelind alkaliſches/ etwas oͤlichtes ſaltz
bey ſich/ und hat dadurch die eigenſchafft
zu eroͤffnen/ das ſcharffe melancholiſche Ge-
bluͤt zu reinigen und zu verſuͤſſen/ den Harn
und Schweiß gelind zu treiben/ aller Faͤu-
lung zu widerſtehen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/
die verſtopfften Leber-und Miltze-truͤſen
auffzuloͤſen.

Gebrauch.Schwerli-
cher A-
them/ Keu-
chen/ Gelb-
ſucht/
Blutſpeyẽ/
Seitenſte-
chen/ ver-
ſteckter
Harn und
monatliche
reinigung
der weiber.

Eine hand voll Frawen-Haar in einer
maß friſchen Brunnwaſſers geſotten/ und
davon getruncken/ iſt gut wider den ſchwer-
lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbſucht/
ſtillet das Blutſpeyen und Seitenſtechen/
befuͤrdert den verſteckten Harn und die mo-
natliche Reinigung der Weibern.

Frawen-Haar hat ſeinen Namen daher/
dieweil es dick und ſchoͤn Haar machet/ wenn

man
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[956/0972] Das Fuͤnffte Buch/ allein ſind ſie auch kleiner: die purpurfar- be blumen wachſen nicht an dem obern theil/ ſondern neben dem urſprung der blaͤttern herfuͤr/ auß welchen duͤnne koͤpfflein werden/ der Kalbs-oder Affen-hirnſchalen aͤhnlich/ in denen kleiner ſamen ligt. Waͤchßt gemei- niglich an dem rand der Gaͤrten und andern ungebauten orten. 5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo flore, C. B. flore luteo grandi, Camer. 6. Der weiſſe Orant mit zerſchnittenen blaͤttern/ Antirrhinum folio diſſecto, C. B. al- bum ſerrato folio, J. B. 7. Der ſchmal-blaͤttige/ groſſe/ fremb- de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An- tirrhinum anguſtifolium majus peregrinum ru- berrimo flore, Hort. Reg. Pariſ. 8. Der lang-blaͤttige Orant/ mit groſſer milch-weiſſer Blume/ Antirrhinum longi- folium majus Italicum flore amplo niveo la- cteſcente, Hort. Reg. Pariſ. 9. Der Spaniſche/ haarige Orant/ An- tirrhinum Hiſpanicum villoſum, Valerianæ rubræ folio, Tournef. 10. Der Spaniſche Orant mit Coſtentz- blaͤttern/ Antirrhinum Hiſpanicum villoſum, Origani folio, Tournef. 11. Der hohe/ Spaniſche Orant mit ſchmalen Blaͤttlein/ Antirrhinum Hiſpani- cum altiſſimum, anguſtiſſimo folio, Tournef. Eigenſchafft. Der Orant hat viel irꝛdiſche/ ſaltzichte theilgen/ und alſo die eigenſchafft zu troͤck- nen/ anzuhalten/ und zu heilen. Gebrauch. Die alten Weiber brauchen den Orant wider die Geſpenſt und Zauberey/ hencken ihn entweder an/ oder beraͤuchern ſich dar- mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/ und in das Hauß. Matthiolus ſchreibt/ er habe in eines Herꝛen Schloß an einem Ket- ten-hund wargenommen/ der ſonſt ſtaͤts thaͤt bellen/ wenn er frembde Leuth ſahe/ daß derſelbige Hund in acht tagen nicht gebellet hab/ und dieweil man vermeint der Hund waͤre durch boͤſe Leuth bezaubert/ die viel- leicht etwas arges in demſelbigen Schloß zu begehen im Sinn haͤtten/ hat man die- ſes Kraut in die Hunds-huͤtten gelegt/ bald darnach hat der Hund widerumb gebellet. Bartholomæus Carrichter beſchreibt in ſeinem Kraͤuterbuch an vielen orten etliche Artzney- en/ welche er auß dem Orant wider die Zau- berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und von den Theologis und Medicis noch nicht eroͤrterte Fragen einfallen/ iſt allhier weiters davon zu ſchreiben nicht noͤthig. CAPUT CV. Frawen-Haar. Adiantum. Namen. FRawen-Haar oder Venus-Haar/ heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Adiantum, Capillus Veneris, Capillus terræ. Jtaliaͤniſch/ Capelli di Venere. Fran- tzoͤſiſch/ Cheveu de Venus, Capil vener her- [Abbildung Frawen-Haar. Adiantum. ] be, Chevelure de Femme. Spaniſch/ Cu- lantrillo de Pozo. Engliſch/ Venus hair. Daͤniſch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni- derlaͤndiſch/ Vrouwenhayr. Geſtalt. Das Frawen-Haar hat ein haarige/ ſchwartze wurtzel; auch zarte/ braun-ſchwar- tze/ glaͤntzende ſtengel: die blaͤtter ſind klein und rundlicht/ vergleichen ſich dem Corian- der/ dieweil er jung und noch nicht in die ſtengel geſtiegen iſt/ ſind darzu weißlicht/ zurings herumb zerſpalten und zerkerbt. Es bringt weder blumen noch ſamen. Waͤchßt viel in Franckreich umb Montpelier/ in J- talien und Piemont/ von dannen es zu uns in Teutſchland zur Artzney gebracht wird. Eigenſchafft. Das Frawen-Haar hat ein mittelmaͤßi- ge natur/ zwiſchen kalt und warm. Fuͤhret ein gelind alkaliſches/ etwas oͤlichtes ſaltz bey ſich/ und hat dadurch die eigenſchafft zu eroͤffnen/ das ſcharffe melancholiſche Ge- bluͤt zu reinigen und zu verſuͤſſen/ den Harn und Schweiß gelind zu treiben/ aller Faͤu- lung zu widerſtehen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/ die verſtopfften Leber-und Miltze-truͤſen auffzuloͤſen. Gebrauch. Eine hand voll Frawen-Haar in einer maß friſchen Brunnwaſſers geſotten/ und davon getruncken/ iſt gut wider den ſchwer- lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbſucht/ ſtillet das Blutſpeyen und Seitenſtechen/ befuͤrdert den verſteckten Harn und die mo- natliche Reinigung der Weibern. Frawen-Haar hat ſeinen Namen daher/ dieweil es dick und ſchoͤn Haar machet/ wenn man

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 956. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/972>, abgerufen am 19.04.2024.