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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] neben einander gantz drauschlicht/ sind mit
ihren Kerffen zerspalten/ wie der junge Co-
riander/ aber mit der Gestalt den Wein-
rauten-Blättlein gantz gleich/ auff der lin-
cken seiten gewinnen diese Rauten-blättlein
jhre gold-gelbe Tüpfflein/ nicht anderst als
der Engelsüß/ und das nimt man im Heu-
monat am ersten wahr: das Maur-büsche-
lein gewinnet kein andern stengel oder blu-
men/ bleibet also mit seinen blättlein über
den Winter grün/ welches ein sonderlich
wunder der Natur ist/ daß ein kleines kräut-
lein in trockenen Felsen und Steinen/ im
Winter und Sommer/ grün unversehret
bleiben kan/ fahet nicht an zu verderben/ es
seyen denn zuvor andere junge und newe
blättlein vorhanden/ die kriechen jährlich
gegen dem Aprillen zwischen den alten blät-
lein herfür/ gantz stumpff/ rumb gebogen
wie die ersten blätter an der Hirtzzungen.

Die Maurrauten hat gleiche Krafft/ wie
das Frawen-haar/ daher eines für das an-
der wol kan gebraucht werden.

Fridericus Hoffmannus in Clave pharma-
ceutica Schroederiana p. m.
537. schreibet; Es
Brüch der
Knaben.
lige ein sonderbare kraft in der Maurrauten/
die Brüch der Knaben zu heilen/ wenn man
ihnen dieses Kraut zu pulver gestossen/ zehen
Tag nach einander eingibet.



CAPUT CVIII.
[Abbildung] Finger-nagelkraut. Paronychia
altera Matthioli.

Namen.

DAs Finger-Nagelkraut heißt Latei-
nisch/ Paronychia altera, Matth. An-
thyllis maritima Alsinefolia, C. B.

Gestalt.

Das Finger-Nagelkraut ist ein drausch-
licht Stäudelein/ hat ein runde/ weisse und
zasichte wurtzel/ kaum eines Fingers lang/
auß welcher schmale ästlein kommen/ bey-
nahe einer spannen hoch/ mit vielen gewerb-
lein/ an denen kleine aschenfarbe blätter
[Spaltenumbruch] wachsen/ die werden bißweilen rund/ und
zuzeiten länglicht/ auff den gipffeln der äst-
lein überkomt es seine dolden von weissen
blümlein/ nach welchen der samen folget/
wie Hirsen-körnlein/ eines starcken geruchs.Finger-ge-
schwär/
Stein.

Es wächßt am Meer/ wird gelobt wider
die Finger-geschwär/ daher es den Namen
bekommen. Matthiolus rühmet es wider den
Stein.



CAPUT CIX.
[Abbildung] Leinkraut. Osyris.
Namen.

LEinkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Osyris, Linaria. Jtaliä-
nisch/ Linaria. Frantzösisch/ Linaire.
Spanisch/ Linaria. Englisch/ Wild Line
or Flax/ Linewort/ Roadflax. Dänisch/
Wildhoer Wildtorskemund/ Skideurt.
Niderländisch/ Wild Vlaß. Jn Teutscher
Sprach nennet man es auch Harnkraut/
Krotten-flachs/ wilder Flachs/ unser Fra-
wen Flachs/ Nabelkraut und Flachskraut.

Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Leinkraut/ Linaria vul-
garis lutea flore major, C. B. lutea vulgaris, J. B.

Jst der kleinen Wolffsmilch so gleich/ daß
man sie kaum von einander underscheiden
kan/ aber das Leinkraut gibt kein Milch-
safft wie die Wolffsmilch/ daher der alte
Lateinische Reim lautet: Esula lactescit, sine
lacte Linaria crescit.
Seine stengel sind ge-
rad/ schwartzlicht/ zart/ zäh und elen-hoch.
Die blätter stehen allenthalben umb den
stengel dick an einander/ von unden biß oben
an/ sind länglicht und den Flachs-blätteren
gleich/ doch kleiner und schmäler/ erstlich
schwartz-grün/ darnach röthlicht. Die Blu-
men erscheinen liecht-gelb/ gestaltet wie Rit-
tersporen. Mitten in diesen Blumen/ siehet
man gantz dotter-gelbe striemlein ohn allen
geruch/

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] neben einander gantz drauſchlicht/ ſind mit
ihren Kerffen zerſpalten/ wie der junge Co-
riander/ aber mit der Geſtalt den Wein-
rauten-Blaͤttlein gantz gleich/ auff der lin-
cken ſeiten gewinnen dieſe Rauten-blaͤttlein
jhre gold-gelbe Tuͤpfflein/ nicht anderſt als
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monat am erſten wahr: das Maur-buͤſche-
lein gewinnet kein andern ſtengel oder blu-
men/ bleibet alſo mit ſeinen blaͤttlein uͤber
den Winter gruͤn/ welches ein ſonderlich
wunder der Natur iſt/ daß ein kleines kraͤut-
lein in trockenen Felſen und Steinen/ im
Winter und Sommer/ gruͤn unverſehret
bleiben kan/ fahet nicht an zu verderben/ es
ſeyen denn zuvor andere junge und newe
blaͤttlein vorhanden/ die kriechen jaͤhrlich
gegen dem Aprillen zwiſchen den alten blaͤt-
lein herfuͤr/ gantz ſtumpff/ rumb gebogen
wie die erſten blaͤtter an der Hirtzzungen.

Die Maurꝛauten hat gleiche Krafft/ wie
das Frawen-haar/ daher eines fuͤr das an-
der wol kan gebraucht werden.

Fridericus Hoffmannus in Clave pharma-
ceutica Schrœderiana p. m.
537. ſchreibet; Es
Bruͤch der
Knaben.
lige ein ſonderbare kraft in der Maurꝛauten/
die Bruͤch der Knaben zu heilen/ weñ man
ihnen dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ zehen
Tag nach einander eingibet.



CAPUT CVIII.
[Abbildung] Finger-nagelkraut. Paronychia
altera Matthioli.

Namen.

DAs Finger-Nagelkraut heißt Latei-
niſch/ Paronychia altera, Matth. An-
thyllis maritima Alſinefolia, C. B.

Geſtalt.

Das Finger-Nagelkraut iſt ein drauſch-
licht Staͤudelein/ hat ein runde/ weiſſe und
zaſichte wurtzel/ kaum eines Fingers lang/
auß welcher ſchmale aͤſtlein kommen/ bey-
nahe einer ſpannen hoch/ mit vielen gewerb-
lein/ an denen kleine aſchenfarbe blaͤtter
[Spaltenumbruch] wachſen/ die werden bißweilen rund/ und
zuzeiten laͤnglicht/ auff den gipffeln der aͤſt-
lein uͤberkomt es ſeine dolden von weiſſen
bluͤmlein/ nach welchen der ſamen folget/
wie Hirſen-koͤrnlein/ eines ſtarcken geruchs.Finger-ge-
ſchwaͤr/
Stein.

Es waͤchßt am Meer/ wird gelobt wider
die Finger-geſchwaͤr/ daher es den Namen
bekommen. Matthiolus ruͤhmet es wider den
Stein.



CAPUT CIX.
[Abbildung] Leinkraut. Oſyris.
Namen.

LEinkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Oſyris, Linaria. Jtaliaͤ-
niſch/ Linaria. Frantzoͤſiſch/ Linaire.
Spaniſch/ Linaria. Engliſch/ Wild Line
or Flax/ Linewort/ Roadflax. Daͤniſch/
Wildhoer Wildtorskemund/ Skideurt.
Niderlaͤndiſch/ Wild Vlaß. Jn Teutſcher
Sprach nennet man es auch Harnkraut/
Krotten-flachs/ wilder Flachs/ unſer Fra-
wen Flachs/ Nabelkraut und Flachskraut.

Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das gemeine Leinkraut/ Linaria vul-
garis lutea flore major, C. B. lutea vulgaris, J. B.

Jſt der kleinen Wolffsmilch ſo gleich/ daß
man ſie kaum von einander underſcheiden
kan/ aber das Leinkraut gibt kein Milch-
ſafft wie die Wolffsmilch/ daher der alte
Lateiniſche Reim lautet: Eſula lacteſcit, ſine
lacte Linaria creſcit.
Seine ſtengel ſind ge-
rad/ ſchwartzlicht/ zart/ zaͤh und elen-hoch.
Die blaͤtter ſtehen allenthalben umb den
ſtengel dick an einander/ von unden biß oben
an/ ſind laͤnglicht und den Flachs-blaͤtteren
gleich/ doch kleiner und ſchmaͤler/ erſtlich
ſchwartz-gruͤn/ darnach roͤthlicht. Die Blu-
men erſcheinen liecht-gelb/ geſtaltet wie Rit-
terſporen. Mitten in dieſen Blumen/ ſiehet
man gantz dotter-gelbe ſtriemlein ohn allen
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[958/0974] Das Fuͤnffte Buch/ neben einander gantz drauſchlicht/ ſind mit ihren Kerffen zerſpalten/ wie der junge Co- riander/ aber mit der Geſtalt den Wein- rauten-Blaͤttlein gantz gleich/ auff der lin- cken ſeiten gewinnen dieſe Rauten-blaͤttlein jhre gold-gelbe Tuͤpfflein/ nicht anderſt als der Engelſuͤß/ und das nimt man im Heu- monat am erſten wahr: das Maur-buͤſche- lein gewinnet kein andern ſtengel oder blu- men/ bleibet alſo mit ſeinen blaͤttlein uͤber den Winter gruͤn/ welches ein ſonderlich wunder der Natur iſt/ daß ein kleines kraͤut- lein in trockenen Felſen und Steinen/ im Winter und Sommer/ gruͤn unverſehret bleiben kan/ fahet nicht an zu verderben/ es ſeyen denn zuvor andere junge und newe blaͤttlein vorhanden/ die kriechen jaͤhrlich gegen dem Aprillen zwiſchen den alten blaͤt- lein herfuͤr/ gantz ſtumpff/ rumb gebogen wie die erſten blaͤtter an der Hirtzzungen. Die Maurꝛauten hat gleiche Krafft/ wie das Frawen-haar/ daher eines fuͤr das an- der wol kan gebraucht werden. Fridericus Hoffmannus in Clave pharma- ceutica Schrœderiana p. m. 537. ſchreibet; Es lige ein ſonderbare kraft in der Maurꝛauten/ die Bruͤch der Knaben zu heilen/ weñ man ihnen dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ zehen Tag nach einander eingibet. Bruͤch der Knaben. CAPUT CVIII. [Abbildung Finger-nagelkraut. Paronychia altera Matthioli. ] Namen. DAs Finger-Nagelkraut heißt Latei- niſch/ Paronychia altera, Matth. An- thyllis maritima Alſinefolia, C. B. Geſtalt. Das Finger-Nagelkraut iſt ein drauſch- licht Staͤudelein/ hat ein runde/ weiſſe und zaſichte wurtzel/ kaum eines Fingers lang/ auß welcher ſchmale aͤſtlein kommen/ bey- nahe einer ſpannen hoch/ mit vielen gewerb- lein/ an denen kleine aſchenfarbe blaͤtter wachſen/ die werden bißweilen rund/ und zuzeiten laͤnglicht/ auff den gipffeln der aͤſt- lein uͤberkomt es ſeine dolden von weiſſen bluͤmlein/ nach welchen der ſamen folget/ wie Hirſen-koͤrnlein/ eines ſtarcken geruchs. Es waͤchßt am Meer/ wird gelobt wider die Finger-geſchwaͤr/ daher es den Namen bekommen. Matthiolus ruͤhmet es wider den Stein. Finger-ge- ſchwaͤr/ Stein. CAPUT CIX. [Abbildung Leinkraut. Oſyris. ] Namen. LEinkraut heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Oſyris, Linaria. Jtaliaͤ- niſch/ Linaria. Frantzoͤſiſch/ Linaire. Spaniſch/ Linaria. Engliſch/ Wild Line or Flax/ Linewort/ Roadflax. Daͤniſch/ Wildhoer Wildtorskemund/ Skideurt. Niderlaͤndiſch/ Wild Vlaß. Jn Teutſcher Sprach nennet man es auch Harnkraut/ Krotten-flachs/ wilder Flachs/ unſer Fra- wen Flachs/ Nabelkraut und Flachskraut. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das gemeine Leinkraut/ Linaria vul- garis lutea flore major, C. B. lutea vulgaris, J. B. Jſt der kleinen Wolffsmilch ſo gleich/ daß man ſie kaum von einander underſcheiden kan/ aber das Leinkraut gibt kein Milch- ſafft wie die Wolffsmilch/ daher der alte Lateiniſche Reim lautet: Eſula lacteſcit, ſine lacte Linaria creſcit. Seine ſtengel ſind ge- rad/ ſchwartzlicht/ zart/ zaͤh und elen-hoch. Die blaͤtter ſtehen allenthalben umb den ſtengel dick an einander/ von unden biß oben an/ ſind laͤnglicht und den Flachs-blaͤtteren gleich/ doch kleiner und ſchmaͤler/ erſtlich ſchwartz-gruͤn/ darnach roͤthlicht. Die Blu- men erſcheinen liecht-gelb/ geſtaltet wie Rit- terſporen. Mitten in dieſen Blumen/ ſiehet man gantz dotter-gelbe ſtriemlein ohn allen geruch/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/974>, abgerufen am 19.04.2024.