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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch]
6. Der Engelsüß mit kleiner kriechender
wurtzel/ Polypodium radice tenui & repente,
Plumer. 25.
7. Der schwartze dünn-geschnittene En-
gelsüß/ Polypodium nigrum tenuius sectum,
Plumer.
26.
8. Der Engelsüß mit weiten einschnitten/
Polypodium incisuris Asplenii, Tournef.
Eigenschafft.

Die Wurtzel von der gemeinen Engelsüß
führet ein zimlich temperiertes/ jedoch mehr
scharfflichtes/ wenig ölichtes saltz/ neben
vielen alkalischen irrdischen theilen bey sich/
ist deßwegen süß/ eröffnet sonderlich die ver-
stopffungen der Leber/ des Miltzes und
Faulfleisches/ purgieret sehr gelind/ und
reiniget sonderlich das melancholische/ sau-
re/ schwere Geblüt/ wärmt und tröcknet
gantz gelind.

Gebrauch.

Es wird der Engelsüß mit anderen Artz-
Miltz-
kranckhei-
ten.
neyen zu den Kranckheiten des Miltzes ge-
braucht. Fürnemlich aber in denen Purgie-
renden und anderen geblüt-reinigenden
Kräuter-weinen/ zu denen man sie biß zwey
loth und mehr nehmen kan.

Schwein-
sterben.
Ubriges
Nasen-
fleisch.

Wenn die Schwein aufangen zu sterben/
soll man ihnen Engelsüß zu essen geben.

Die Engelsüß-wurtzel gepülvert/ und
darvon in die Nasen gethan/ sol das übrige
Fleisch Polypus genannt/ verzehren.

Melancho-
lisch geblut
Außsatz/
Husten/
schwere
Träum/
viertägig
Fieber.

Wenn man ein Wasser darauß brennen
wil/ soll man den Engelsüß nehmen/ wel-
cher in den Eychbäumen gefunden wird:
diesen muß man mit kraut und wurtzeln zer-
hacken/ und ein wasser darauß destillieren.
Es reiniget das melancholisch Geblüt/ ver-
hütet den Aussatz/ befördert den Außwurff/
vertreibet die Melancholey und schwere
Träume/ ist gut wider das viertägig Fieber/
so man nach belieben fünff oder sechs loth
offt darvon trincket.



CAPUT CXXV.
Ringelblum. Calendula.
Namen.

RIngelblum heißt Lateinisch/ Calen-
dula, Caltha.
Jtaliänisch/ Fior ran-
cio, Fior d'ogni mese.
Frantzösisch/
Solsie, Soulsie. Englisch/ Marigold. Dä-
nisch/ Soelficke/ Morgenfro. Niderlän-
disch/ Gondbloeme.

Geschlecht und Gestalt.

1. Die gemeine Ringelblume/ Calendu-
la vulgaris, C. B. sativa, Raj. Caltha, J. B.
Jst
ein Kraut wie ein stäudlein. Der holtzichte
stengel wächßt ungefährlich arms-hoch.
Die blätter sind lang/ und fornen ein we-
nig zugespitzt/ doch etliche mehr rund als
spitzig. Auff den stengeln erscheinen erstlich
und vor den blumen die knöpfflein/ wie grü-
ne Flachs-bollen/ die thun sich denn auff/
darauß werden schöne saffran-gelbe gestirn-
te blumen/ innen und außwendig eines an-
genehmen doch starcken geruchs. Wenn die
blumen verfallen/ folgen runde köpfflein
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Ringelblum. Calendula.
hernach/ das ist der samen. So mans von
einander thut/ ist ein jeder same zusammen
gebogen/ wie ein Circkel oder Scorpion-
schwantz. Die wurtzel ist schlecht/ weiß und
zasicht. Blühet im Mäyen/ und wehret in
sieter blüth für und für/ biß an den kalten
Winter: wird fast allenthalben in den Gär-
ten von dem samen geziehlet/ denn wo sie
wächßt/ besamet sie sich alle Jahr selbst. Der
gröste unterscheid/ so an der Ringelblumen
gespüret wird/ ist allein an den blumen/ denn
etliche werden gefüllt/ andere ungefüllt. Et-
liche haben den unterscheid an den neben-
blümlein/ dieweil auß den blumen viel ande-
re neben-blumen mit langen stielen herfür
wachsen/ deren bißweilen acht/ offtmahls
neun oder mehr gezehlet werden/ dahero
man sie auch prolificam nennet/ als wenn
sie gleichsam andere junge blumen gebähre-
ten. Jn dem Fürstl. Eystettischen Lustgar-
ten und anderstwo wird die volle Ringel-
blume mit neben-blümlein/ die volle gelbe
Ringelblum/ wie auch die Ringelblum mit
roth-gelbem grund oder butzen; und die
bleich-gelbe Ringelblum angetroffen.

2. Die wilde Feld-Ringelblum/ Caltha
arvensis, C. B. minima, J. B.

Eigenschafft.

Die Ringelblumen sind mit einem balsa-
mischen/ gelind-flüchtigen alkalischen saltz
begabet/ und haben die eigenschafft milt zu
wärmen/ zu tröcknen/ das Hertz/ Leber und
Mutter zu stärcken/ auch deren verstopfun-
gen zu eröffnen/ dem Gifft zu widerstehen/
den Schweiß und monatliche Weiber-blum
zu befördern/ die schwere Geburt zu erleich-
teren/ zu reinigen und zu heilen.

Gebrauch.

Das Kraut samt den blumen in weissem
Wein gesotten und davon getruncken/ rei-Schleim
auff der
Brust.

niget die Brust von allem Schleim/ stärcket

den
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
6. Der Engelſuͤß mit kleiner kriechender
wurtzel/ Polypodium radice tenui & repente,
Plumer. 25.
7. Der ſchwartze duͤnn-geſchnittene En-
gelſuͤß/ Polypodium nigrum tenuiùs ſectum,
Plumer.
26.
8. Der Engelſuͤß mit weiten einſchnitten/
Polypodium inciſuris Aſplenii, Tournef.
Eigenſchafft.

Die Wurtzel von der gemeinen Engelſuͤß
fuͤhret ein zimlich temperiertes/ jedoch mehr
ſcharfflichtes/ wenig oͤlichtes ſaltz/ neben
vielen alkaliſchen irꝛdiſchen theilen bey ſich/
iſt deßwegen ſuͤß/ eroͤffnet ſonderlich die ver-
ſtopffungen der Leber/ des Miltzes und
Faulfleiſches/ purgieret ſehr gelind/ und
reiniget ſonderlich das melancholiſche/ ſau-
re/ ſchwere Gebluͤt/ waͤrmt und troͤcknet
gantz gelind.

Gebrauch.

Es wird der Engelſuͤß mit anderen Artz-
Miltz-
kranckhei-
ten.
neyen zu den Kranckheiten des Miltzes ge-
braucht. Fuͤrnemlich aber in denen Purgie-
renden und anderen gebluͤt-reinigenden
Kraͤuter-weinen/ zu denen man ſie biß zwey
loth und mehr nehmen kan.

Schwein-
ſterben.
Ubriges
Naſen-
fleiſch.

Wenn die Schwein aufangen zu ſterben/
ſoll man ihnen Engelſuͤß zu eſſen geben.

Die Engelſuͤß-wurtzel gepuͤlvert/ und
darvon in die Naſen gethan/ ſol das uͤbrige
Fleiſch Polypus genannt/ verzehren.

Melancho-
liſch geblut
Außſatz/
Huſten/
ſchwere
Traͤum/
viertaͤgig
Fieber.

Wenn man ein Waſſer darauß brennen
wil/ ſoll man den Engelſuͤß nehmen/ wel-
cher in den Eychbaͤumen gefunden wird:
dieſen muß man mit kraut und wurtzeln zer-
hacken/ und ein waſſer darauß deſtillieren.
Es reiniget das melancholiſch Gebluͤt/ ver-
huͤtet den Auſſatz/ befoͤrdert den Außwurff/
vertreibet die Melancholey und ſchwere
Traͤume/ iſt gut wider das viertaͤgig Fieber/
ſo man nach belieben fuͤnff oder ſechs loth
offt darvon trincket.



CAPUT CXXV.
Ringelblum. Calendula.
Namen.

RIngelblum heißt Lateiniſch/ Calen-
dula, Caltha.
Jtaliaͤniſch/ Fior ran-
cio, Fior d’ogni meſe.
Frantzoͤſiſch/
Solſie, Soulſie. Engliſch/ Marigold. Daͤ-
niſch/ Soelficke/ Morgenfro. Niderlaͤn-
diſch/ Gondbloeme.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Die gemeine Ringelblume/ Calendu-
la vulgaris, C. B. ſativa, Raj. Caltha, J. B.
Jſt
ein Kraut wie ein ſtaͤudlein. Der holtzichte
ſtengel waͤchßt ungefaͤhrlich arms-hoch.
Die blaͤtter ſind lang/ und fornen ein we-
nig zugeſpitzt/ doch etliche mehr rund als
ſpitzig. Auff den ſtengeln erſcheinen erſtlich
und vor den blumen die knoͤpfflein/ wie gruͤ-
ne Flachs-bollen/ die thun ſich denn auff/
darauß werden ſchoͤne ſaffran-gelbe geſtirn-
te blumen/ innen und außwendig eines an-
genehmen doch ſtarcken geruchs. Wenn die
blumen verfallen/ folgen runde koͤpfflein
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Ringelblum. Calendula.
hernach/ das iſt der ſamen. So mans von
einander thut/ iſt ein jeder ſame zuſammen
gebogen/ wie ein Circkel oder Scorpion-
ſchwantz. Die wurtzel iſt ſchlecht/ weiß und
zaſicht. Bluͤhet im Maͤyen/ und wehret in
ſieter bluͤth fuͤr und fuͤr/ biß an den kalten
Winter: wird faſt allenthalben in den Gaͤr-
ten von dem ſamen geziehlet/ denn wo ſie
waͤchßt/ beſamet ſie ſich alle Jahr ſelbſt. Der
groͤſte unterſcheid/ ſo an der Ringelblumen
geſpuͤret wird/ iſt allein an den blumen/ denn
etliche werden gefuͤllt/ andere ungefuͤllt. Et-
liche haben den unterſcheid an den neben-
bluͤmlein/ dieweil auß den blumen viel ande-
re neben-blumen mit langen ſtielen herfuͤr
wachſen/ deren bißweilen acht/ offtmahls
neun oder mehr gezehlet werden/ dahero
man ſie auch prolificam nennet/ als wenn
ſie gleichſam andere junge blumen gebaͤhre-
ten. Jn dem Fuͤrſtl. Eyſtettiſchen Luſtgar-
ten und anderſtwo wird die volle Ringel-
blume mit neben-bluͤmlein/ die volle gelbe
Ringelblum/ wie auch die Ringelblum mit
roth-gelbem grund oder butzen; und die
bleich-gelbe Ringelblum angetroffen.

2. Die wilde Feld-Ringelblum/ Caltha
arvenſis, C. B. minima, J. B.

Eigenſchafft.

Die Ringelblumen ſind mit einem balſa-
miſchen/ gelind-fluͤchtigen alkaliſchen ſaltz
begabet/ und haben die eigenſchafft milt zu
waͤrmen/ zu troͤcknen/ das Hertz/ Leber und
Mutter zu ſtaͤrcken/ auch deren verſtopfun-
gen zu eroͤffnen/ dem Gifft zu widerſtehen/
den Schweiß und monatliche Weiber-blum
zu befoͤrdern/ die ſchwere Geburt zu erleich-
teren/ zu reinigen und zu heilen.

Gebrauch.

Das Kraut ſamt den blumen in weiſſem
Wein geſotten und davon getruncken/ rei-Schleim
auff der
Bruſt.

niget die Bruſt von allem Schleim/ ſtaͤrcket

den
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[976/0992] Das Fuͤnffte Buch/ 6. Der Engelſuͤß mit kleiner kriechender wurtzel/ Polypodium radice tenui & repente, Plumer. 25. 7. Der ſchwartze duͤnn-geſchnittene En- gelſuͤß/ Polypodium nigrum tenuiùs ſectum, Plumer. 26. 8. Der Engelſuͤß mit weiten einſchnitten/ Polypodium inciſuris Aſplenii, Tournef. Eigenſchafft. Die Wurtzel von der gemeinen Engelſuͤß fuͤhret ein zimlich temperiertes/ jedoch mehr ſcharfflichtes/ wenig oͤlichtes ſaltz/ neben vielen alkaliſchen irꝛdiſchen theilen bey ſich/ iſt deßwegen ſuͤß/ eroͤffnet ſonderlich die ver- ſtopffungen der Leber/ des Miltzes und Faulfleiſches/ purgieret ſehr gelind/ und reiniget ſonderlich das melancholiſche/ ſau- re/ ſchwere Gebluͤt/ waͤrmt und troͤcknet gantz gelind. Gebrauch. Es wird der Engelſuͤß mit anderen Artz- neyen zu den Kranckheiten des Miltzes ge- braucht. Fuͤrnemlich aber in denen Purgie- renden und anderen gebluͤt-reinigenden Kraͤuter-weinen/ zu denen man ſie biß zwey loth und mehr nehmen kan. Miltz- kranckhei- ten. Wenn die Schwein aufangen zu ſterben/ ſoll man ihnen Engelſuͤß zu eſſen geben. Die Engelſuͤß-wurtzel gepuͤlvert/ und darvon in die Naſen gethan/ ſol das uͤbrige Fleiſch Polypus genannt/ verzehren. Wenn man ein Waſſer darauß brennen wil/ ſoll man den Engelſuͤß nehmen/ wel- cher in den Eychbaͤumen gefunden wird: dieſen muß man mit kraut und wurtzeln zer- hacken/ und ein waſſer darauß deſtillieren. Es reiniget das melancholiſch Gebluͤt/ ver- huͤtet den Auſſatz/ befoͤrdert den Außwurff/ vertreibet die Melancholey und ſchwere Traͤume/ iſt gut wider das viertaͤgig Fieber/ ſo man nach belieben fuͤnff oder ſechs loth offt darvon trincket. CAPUT CXXV. Ringelblum. Calendula. Namen. RIngelblum heißt Lateiniſch/ Calen- dula, Caltha. Jtaliaͤniſch/ Fior ran- cio, Fior d’ogni meſe. Frantzoͤſiſch/ Solſie, Soulſie. Engliſch/ Marigold. Daͤ- niſch/ Soelficke/ Morgenfro. Niderlaͤn- diſch/ Gondbloeme. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Die gemeine Ringelblume/ Calendu- la vulgaris, C. B. ſativa, Raj. Caltha, J. B. Jſt ein Kraut wie ein ſtaͤudlein. Der holtzichte ſtengel waͤchßt ungefaͤhrlich arms-hoch. Die blaͤtter ſind lang/ und fornen ein we- nig zugeſpitzt/ doch etliche mehr rund als ſpitzig. Auff den ſtengeln erſcheinen erſtlich und vor den blumen die knoͤpfflein/ wie gruͤ- ne Flachs-bollen/ die thun ſich denn auff/ darauß werden ſchoͤne ſaffran-gelbe geſtirn- te blumen/ innen und außwendig eines an- genehmen doch ſtarcken geruchs. Wenn die blumen verfallen/ folgen runde koͤpfflein [Abbildung Ringelblum. Calendula. ] hernach/ das iſt der ſamen. So mans von einander thut/ iſt ein jeder ſame zuſammen gebogen/ wie ein Circkel oder Scorpion- ſchwantz. Die wurtzel iſt ſchlecht/ weiß und zaſicht. Bluͤhet im Maͤyen/ und wehret in ſieter bluͤth fuͤr und fuͤr/ biß an den kalten Winter: wird faſt allenthalben in den Gaͤr- ten von dem ſamen geziehlet/ denn wo ſie waͤchßt/ beſamet ſie ſich alle Jahr ſelbſt. Der groͤſte unterſcheid/ ſo an der Ringelblumen geſpuͤret wird/ iſt allein an den blumen/ denn etliche werden gefuͤllt/ andere ungefuͤllt. Et- liche haben den unterſcheid an den neben- bluͤmlein/ dieweil auß den blumen viel ande- re neben-blumen mit langen ſtielen herfuͤr wachſen/ deren bißweilen acht/ offtmahls neun oder mehr gezehlet werden/ dahero man ſie auch prolificam nennet/ als wenn ſie gleichſam andere junge blumen gebaͤhre- ten. Jn dem Fuͤrſtl. Eyſtettiſchen Luſtgar- ten und anderſtwo wird die volle Ringel- blume mit neben-bluͤmlein/ die volle gelbe Ringelblum/ wie auch die Ringelblum mit roth-gelbem grund oder butzen; und die bleich-gelbe Ringelblum angetroffen. 2. Die wilde Feld-Ringelblum/ Caltha arvenſis, C. B. minima, J. B. Eigenſchafft. Die Ringelblumen ſind mit einem balſa- miſchen/ gelind-fluͤchtigen alkaliſchen ſaltz begabet/ und haben die eigenſchafft milt zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ das Hertz/ Leber und Mutter zu ſtaͤrcken/ auch deren verſtopfun- gen zu eroͤffnen/ dem Gifft zu widerſtehen/ den Schweiß und monatliche Weiber-blum zu befoͤrdern/ die ſchwere Geburt zu erleich- teren/ zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. Das Kraut ſamt den blumen in weiſſem Wein geſotten und davon getruncken/ rei- niget die Bruſt von allem Schleim/ ſtaͤrcket den Schleim auff der Bruſt.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/992>, abgerufen am 28.03.2024.