Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschwindigkeit des Windes gegen 80 Fuß in der Secunde betragen
kann, und man muß, da die heftigsten Stöße nicht grade beobachtet
werden, und auch nicht einmal eine halbe Minute in ihrer ganzen
Gewalt dauern, wohl annehmen, daß die stärksten Stöße noch mehr
Schnelligkeit haben.

Ein Vorwurf, den man diesem Instrumente mit Recht macht,
ist, daß es nur die mittlere Geschwindigkeit in einem schon etwas
längern Zeitraume giebt; Schmidt hat daher neuerlich Versuche
mit einem andern Instrumente, wo eine pendelartig herabhän-
gende, mit der breiten Seite dem Winde entgegengestellte Ebne
vom Winde gehoben wird, angestellt. Der Winkel, bis zu welchem
dieses Pendel durch den Wind hinauf gehoben wird, bestimmt die
Gewalt und eben dadurch die Geschwindigkeit des Windes, und
man hat den Vortheil, die ungleiche Hebung, also auch die ungleiche
Stärke des Windes in jedem Augenblicke besonders bestimmen zu
können. Schmidt bemerkt, daß die ungleiche Art der Windstöße,
welche zuweilen langsam anschwellend an Stärke zunehmen, zuweilen
beinahe plötzlich ihre größte Gewalt erreichen, sich bei diesen Beob-
achtungen sehr gut wahrnehmen lasse. Eine ähnliche Beobach-
tungsmethode hat Balz in Nismes längere Zeit, jedoch nur zu
Bestimmung der bei den stärksten Windstößen wirksamen Kraft, an-
gewandt, und dieser nimmt an, daß man einen Wind ziemlich stark
nenne, wenn er 15 bis 30 Fuß in 1 Secunde durchläuft, sehr stark
heiße er bei 60 Fuß Geschwindigkeit, Sturm bei 75 bis 90 Fuß Ge-
schwindigkeit, Orcan bei 100 bis 120 oder 130 Fuß Geschwindig-
keit, -- eine Geschwindigkeit, wobei er Häuser umstürze. Ob diese
Bestimmungen schon völlig beglaubigt sind, erhellt indeß aus seinen
Angaben nicht *)

Menge des von den Strömen ins Meer geführten
Wassers
.

Zu ebenso nützlichen Zwecken, wie der Windmesser, dient der
Strommesser, den Woltman ebenso wie den Windmesser einge-
richtet, nur die Flügel kürzer angeordnet hat. Er ist so eingerichtet,

*) Poggendorf's Annalen. XIV.
59, de Zach corresp. astron.
X.
339.

Geſchwindigkeit des Windes gegen 80 Fuß in der Secunde betragen
kann, und man muß, da die heftigſten Stoͤße nicht grade beobachtet
werden, und auch nicht einmal eine halbe Minute in ihrer ganzen
Gewalt dauern, wohl annehmen, daß die ſtaͤrkſten Stoͤße noch mehr
Schnelligkeit haben.

Ein Vorwurf, den man dieſem Inſtrumente mit Recht macht,
iſt, daß es nur die mittlere Geſchwindigkeit in einem ſchon etwas
laͤngern Zeitraume giebt; Schmidt hat daher neuerlich Verſuche
mit einem andern Inſtrumente, wo eine pendelartig herabhaͤn-
gende, mit der breiten Seite dem Winde entgegengeſtellte Ebne
vom Winde gehoben wird, angeſtellt. Der Winkel, bis zu welchem
dieſes Pendel durch den Wind hinauf gehoben wird, beſtimmt die
Gewalt und eben dadurch die Geſchwindigkeit des Windes, und
man hat den Vortheil, die ungleiche Hebung, alſo auch die ungleiche
Staͤrke des Windes in jedem Augenblicke beſonders beſtimmen zu
koͤnnen. Schmidt bemerkt, daß die ungleiche Art der Windſtoͤße,
welche zuweilen langſam anſchwellend an Staͤrke zunehmen, zuweilen
beinahe ploͤtzlich ihre groͤßte Gewalt erreichen, ſich bei dieſen Beob-
achtungen ſehr gut wahrnehmen laſſe. Eine aͤhnliche Beobach-
tungsmethode hat Balz in Nismes laͤngere Zeit, jedoch nur zu
Beſtimmung der bei den ſtaͤrkſten Windſtoͤßen wirkſamen Kraft, an-
gewandt, und dieſer nimmt an, daß man einen Wind ziemlich ſtark
nenne, wenn er 15 bis 30 Fuß in 1 Secunde durchlaͤuft, ſehr ſtark
heiße er bei 60 Fuß Geſchwindigkeit, Sturm bei 75 bis 90 Fuß Ge-
ſchwindigkeit, Orcan bei 100 bis 120 oder 130 Fuß Geſchwindig-
keit, — eine Geſchwindigkeit, wobei er Haͤuſer umſtuͤrze. Ob dieſe
Beſtimmungen ſchon voͤllig beglaubigt ſind, erhellt indeß aus ſeinen
Angaben nicht *)

Menge des von den Stroͤmen ins Meer gefuͤhrten
Waſſers
.

Zu ebenſo nuͤtzlichen Zwecken, wie der Windmeſſer, dient der
Strommeſſer, den Woltman ebenſo wie den Windmeſſer einge-
richtet, nur die Fluͤgel kuͤrzer angeordnet hat. Er iſt ſo eingerichtet,

*) Poggendorf's Annalen. XIV.
59, de Zach corresp. astron.
X.
339.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="189"/>
Ge&#x017F;chwindigkeit des Windes gegen 80 Fuß in der Secunde betragen<lb/>
kann, und man muß, da die heftig&#x017F;ten Sto&#x0364;ße nicht grade beobachtet<lb/>
werden, und auch nicht einmal eine halbe Minute in ihrer ganzen<lb/>
Gewalt dauern, wohl annehmen, daß die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Sto&#x0364;ße noch mehr<lb/>
Schnelligkeit haben.</p><lb/>
          <p>Ein Vorwurf, den man die&#x017F;em In&#x017F;trumente mit Recht macht,<lb/>
i&#x017F;t, daß es nur die mittlere Ge&#x017F;chwindigkeit in einem &#x017F;chon etwas<lb/>
la&#x0364;ngern Zeitraume giebt; <hi rendition="#g">Schmidt</hi> hat daher neuerlich Ver&#x017F;uche<lb/>
mit einem andern In&#x017F;trumente, wo eine pendelartig herabha&#x0364;n-<lb/>
gende, mit der breiten Seite dem Winde entgegenge&#x017F;tellte Ebne<lb/>
vom Winde gehoben wird, ange&#x017F;tellt. Der Winkel, bis zu welchem<lb/>
die&#x017F;es Pendel durch den Wind hinauf gehoben wird, be&#x017F;timmt die<lb/>
Gewalt und eben dadurch die Ge&#x017F;chwindigkeit des Windes, und<lb/>
man hat den Vortheil, die ungleiche Hebung, al&#x017F;o auch die ungleiche<lb/>
Sta&#x0364;rke des Windes in jedem Augenblicke be&#x017F;onders be&#x017F;timmen zu<lb/>
ko&#x0364;nnen. <hi rendition="#g">Schmidt</hi> bemerkt, daß die ungleiche Art der Wind&#x017F;to&#x0364;ße,<lb/>
welche zuweilen lang&#x017F;am an&#x017F;chwellend an Sta&#x0364;rke zunehmen, zuweilen<lb/>
beinahe plo&#x0364;tzlich ihre gro&#x0364;ßte Gewalt erreichen, &#x017F;ich bei die&#x017F;en Beob-<lb/>
achtungen &#x017F;ehr gut wahrnehmen la&#x017F;&#x017F;e. Eine a&#x0364;hnliche Beobach-<lb/>
tungsmethode hat <hi rendition="#g">Balz</hi> in Nismes la&#x0364;ngere Zeit, jedoch nur zu<lb/>
Be&#x017F;timmung der bei den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Wind&#x017F;to&#x0364;ßen wirk&#x017F;amen Kraft, an-<lb/>
gewandt, und die&#x017F;er nimmt an, daß man einen Wind ziemlich &#x017F;tark<lb/>
nenne, wenn er 15 bis 30 Fuß in 1 Secunde durchla&#x0364;uft, &#x017F;ehr &#x017F;tark<lb/>
heiße er bei 60 Fuß Ge&#x017F;chwindigkeit, Sturm bei 75 bis 90 Fuß Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit, Orcan bei 100 bis 120 oder 130 Fuß Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit, &#x2014; eine Ge&#x017F;chwindigkeit, wobei er Ha&#x0364;u&#x017F;er um&#x017F;tu&#x0364;rze. Ob die&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;timmungen &#x017F;chon vo&#x0364;llig beglaubigt &#x017F;ind, erhellt indeß aus &#x017F;einen<lb/>
Angaben nicht <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Poggendorf's</hi> Annalen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">XIV.</hi></hi><lb/>
59, <hi rendition="#aq">de Zach corresp. astron.<lb/><hi rendition="#b">X.</hi></hi> 339.</note></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Menge des von den Stro&#x0364;men ins Meer gefu&#x0364;hrten<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers</hi>.</head><lb/>
          <p>Zu eben&#x017F;o nu&#x0364;tzlichen Zwecken, wie der Windme&#x017F;&#x017F;er, dient der<lb/>
Stromme&#x017F;&#x017F;er, den <hi rendition="#g">Woltman</hi> eben&#x017F;o wie den Windme&#x017F;&#x017F;er einge-<lb/>
richtet, nur die Flu&#x0364;gel ku&#x0364;rzer angeordnet hat. Er i&#x017F;t &#x017F;o eingerichtet,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0211] Geſchwindigkeit des Windes gegen 80 Fuß in der Secunde betragen kann, und man muß, da die heftigſten Stoͤße nicht grade beobachtet werden, und auch nicht einmal eine halbe Minute in ihrer ganzen Gewalt dauern, wohl annehmen, daß die ſtaͤrkſten Stoͤße noch mehr Schnelligkeit haben. Ein Vorwurf, den man dieſem Inſtrumente mit Recht macht, iſt, daß es nur die mittlere Geſchwindigkeit in einem ſchon etwas laͤngern Zeitraume giebt; Schmidt hat daher neuerlich Verſuche mit einem andern Inſtrumente, wo eine pendelartig herabhaͤn- gende, mit der breiten Seite dem Winde entgegengeſtellte Ebne vom Winde gehoben wird, angeſtellt. Der Winkel, bis zu welchem dieſes Pendel durch den Wind hinauf gehoben wird, beſtimmt die Gewalt und eben dadurch die Geſchwindigkeit des Windes, und man hat den Vortheil, die ungleiche Hebung, alſo auch die ungleiche Staͤrke des Windes in jedem Augenblicke beſonders beſtimmen zu koͤnnen. Schmidt bemerkt, daß die ungleiche Art der Windſtoͤße, welche zuweilen langſam anſchwellend an Staͤrke zunehmen, zuweilen beinahe ploͤtzlich ihre groͤßte Gewalt erreichen, ſich bei dieſen Beob- achtungen ſehr gut wahrnehmen laſſe. Eine aͤhnliche Beobach- tungsmethode hat Balz in Nismes laͤngere Zeit, jedoch nur zu Beſtimmung der bei den ſtaͤrkſten Windſtoͤßen wirkſamen Kraft, an- gewandt, und dieſer nimmt an, daß man einen Wind ziemlich ſtark nenne, wenn er 15 bis 30 Fuß in 1 Secunde durchlaͤuft, ſehr ſtark heiße er bei 60 Fuß Geſchwindigkeit, Sturm bei 75 bis 90 Fuß Ge- ſchwindigkeit, Orcan bei 100 bis 120 oder 130 Fuß Geſchwindig- keit, — eine Geſchwindigkeit, wobei er Haͤuſer umſtuͤrze. Ob dieſe Beſtimmungen ſchon voͤllig beglaubigt ſind, erhellt indeß aus ſeinen Angaben nicht *) Menge des von den Stroͤmen ins Meer gefuͤhrten Waſſers. Zu ebenſo nuͤtzlichen Zwecken, wie der Windmeſſer, dient der Strommeſſer, den Woltman ebenſo wie den Windmeſſer einge- richtet, nur die Fluͤgel kuͤrzer angeordnet hat. Er iſt ſo eingerichtet, *) Poggendorf's Annalen. XIV. 59, de Zach corresp. astron. X. 339.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/211
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/211>, abgerufen am 28.03.2024.