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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Ein und zwanzigste Vorlesung.


Voltaische Säule.

Die electrische Säule, die voltaische Säule, deren Entdeckung
ich Sie neulich Schritt für Schritt zu verfolgen veranlaßt habe,
besteht, wie Sie aus dem Vorigen übersehen haben, in einer wie-
derholten Schichtung der drei Körper, aus denen wir die ersten
Schichten hervorgehen ließen. Zwei Metalle, und zwar solche Me-
talle, die bei der Berührung recht bedeutende Zeichen von Electri-
cität geben oder die in der Reihe der Electromotoren weit von ein-
ander entfernt sind, und als dritter Körper eine nasse Tuchscheibe
oder Pappscheibe, werden in immer gleicher Ordnung auf einander
gelegt, und die Menge dieser Plattenpaare bestimmt den Grad der
entstehenden Electricität. Obgleich aber jeder feuchte Leiter die
Stelle des dritten Körpers einnehmen kann, so ist doch Wasser
weniger gut, als ein mit Säuren oder Salzen geschwängertes
Wasser, geschickt, diejenigen Wirkungen hervorzubringen, welche
am meisten die Aufmerksamkeit der Physiker erregten, nämlich die
starken körperlichen Empfindungen, die man bei der Schließung
vielschichtiger Säulen wahrnimmt, die chemischen Erscheinungen
u. s. w. Volta glaubte diese vollkommnere Wirkung einzig der
besseren Leitung, welche die Säuren und Salze gewähren, zu-
schreiben zu müssen, und wenn auch nicht ganz allein in ihr die
Ursache der stärkern Wirkung liegt, so trägt sie doch mit dazu bei,
und wir wollen für jetzt uns mit dieser Auskunft befriedigen.

Electrische Spannung in der ungeschlossenen Säule.

Sobald die Säule bekannt wurde, (am Ende des Jahres
1799) beschäftigten sich die Physiker mit allen den Eigenschaften,
wodurch sie sich auszeichnet; ich werde aber zuerst bei den Unter-
suchungen verweilen, die mit der Entdeckung im nächsten Zusam-
menhange stehen, nämlich bei denen, welche die electroscopischen
Eigenschaften betreffen. Volta hatte diese während des ganzen
Fortganges seiner Untersuchung beobachtet, aber für die übrigen

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Ein und zwanzigſte Vorleſung.


Voltaiſche Saͤule.

Die electriſche Saͤule, die voltaiſche Saͤule, deren Entdeckung
ich Sie neulich Schritt fuͤr Schritt zu verfolgen veranlaßt habe,
beſteht, wie Sie aus dem Vorigen uͤberſehen haben, in einer wie-
derholten Schichtung der drei Koͤrper, aus denen wir die erſten
Schichten hervorgehen ließen. Zwei Metalle, und zwar ſolche Me-
talle, die bei der Beruͤhrung recht bedeutende Zeichen von Electri-
citaͤt geben oder die in der Reihe der Electromotoren weit von ein-
ander entfernt ſind, und als dritter Koͤrper eine naſſe Tuchſcheibe
oder Pappſcheibe, werden in immer gleicher Ordnung auf einander
gelegt, und die Menge dieſer Plattenpaare beſtimmt den Grad der
entſtehenden Electricitaͤt. Obgleich aber jeder feuchte Leiter die
Stelle des dritten Koͤrpers einnehmen kann, ſo iſt doch Waſſer
weniger gut, als ein mit Saͤuren oder Salzen geſchwaͤngertes
Waſſer, geſchickt, diejenigen Wirkungen hervorzubringen, welche
am meiſten die Aufmerkſamkeit der Phyſiker erregten, naͤmlich die
ſtarken koͤrperlichen Empfindungen, die man bei der Schließung
vielſchichtiger Saͤulen wahrnimmt, die chemiſchen Erſcheinungen
u. ſ. w. Volta glaubte dieſe vollkommnere Wirkung einzig der
beſſeren Leitung, welche die Saͤuren und Salze gewaͤhren, zu-
ſchreiben zu muͤſſen, und wenn auch nicht ganz allein in ihr die
Urſache der ſtaͤrkern Wirkung liegt, ſo traͤgt ſie doch mit dazu bei,
und wir wollen fuͤr jetzt uns mit dieſer Auskunft befriedigen.

Electriſche Spannung in der ungeſchloſſenen Saͤule.

Sobald die Saͤule bekannt wurde, (am Ende des Jahres
1799) beſchaͤftigten ſich die Phyſiker mit allen den Eigenſchaften,
wodurch ſie ſich auszeichnet; ich werde aber zuerſt bei den Unter-
ſuchungen verweilen, die mit der Entdeckung im naͤchſten Zuſam-
menhange ſtehen, naͤmlich bei denen, welche die electroſcopiſchen
Eigenſchaften betreffen. Volta hatte dieſe waͤhrend des ganzen
Fortganges ſeiner Unterſuchung beobachtet, aber fuͤr die uͤbrigen

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[339/0353] Ein und zwanzigſte Vorleſung. Voltaiſche Saͤule. Die electriſche Saͤule, die voltaiſche Saͤule, deren Entdeckung ich Sie neulich Schritt fuͤr Schritt zu verfolgen veranlaßt habe, beſteht, wie Sie aus dem Vorigen uͤberſehen haben, in einer wie- derholten Schichtung der drei Koͤrper, aus denen wir die erſten Schichten hervorgehen ließen. Zwei Metalle, und zwar ſolche Me- talle, die bei der Beruͤhrung recht bedeutende Zeichen von Electri- citaͤt geben oder die in der Reihe der Electromotoren weit von ein- ander entfernt ſind, und als dritter Koͤrper eine naſſe Tuchſcheibe oder Pappſcheibe, werden in immer gleicher Ordnung auf einander gelegt, und die Menge dieſer Plattenpaare beſtimmt den Grad der entſtehenden Electricitaͤt. Obgleich aber jeder feuchte Leiter die Stelle des dritten Koͤrpers einnehmen kann, ſo iſt doch Waſſer weniger gut, als ein mit Saͤuren oder Salzen geſchwaͤngertes Waſſer, geſchickt, diejenigen Wirkungen hervorzubringen, welche am meiſten die Aufmerkſamkeit der Phyſiker erregten, naͤmlich die ſtarken koͤrperlichen Empfindungen, die man bei der Schließung vielſchichtiger Saͤulen wahrnimmt, die chemiſchen Erſcheinungen u. ſ. w. Volta glaubte dieſe vollkommnere Wirkung einzig der beſſeren Leitung, welche die Saͤuren und Salze gewaͤhren, zu- ſchreiben zu muͤſſen, und wenn auch nicht ganz allein in ihr die Urſache der ſtaͤrkern Wirkung liegt, ſo traͤgt ſie doch mit dazu bei, und wir wollen fuͤr jetzt uns mit dieſer Auskunft befriedigen. Electriſche Spannung in der ungeſchloſſenen Saͤule. Sobald die Saͤule bekannt wurde, (am Ende des Jahres 1799) beſchaͤftigten ſich die Phyſiker mit allen den Eigenſchaften, wodurch ſie ſich auszeichnet; ich werde aber zuerſt bei den Unter- ſuchungen verweilen, die mit der Entdeckung im naͤchſten Zuſam- menhange ſtehen, naͤmlich bei denen, welche die electroſcopiſchen Eigenſchaften betreffen. Volta hatte dieſe waͤhrend des ganzen Fortganges ſeiner Unterſuchung beobachtet, aber fuͤr die uͤbrigen Y 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/353>, abgerufen am 23.04.2024.