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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Doppellippe. Goldmaid.
Vorder- und Kiemendeckel und fünf Strahlen in der Kiemenhaut, die Art insbesondere dadurch, daß
Männchen und Weibchen sehr verschieden gefärbt sind. Das Männchen, von früheren Fischkundigen
Labrus lineatus genannt, ist dunkelgrün, blau gestreift, auf der Unterseite und den unteren Flossen
gelblich, blau gefleckt, das unter dem Namen Labrus trimaculatus unterschiedene Weibchen hingegen
auf rothem Grunde am hinteren Theile des Rückens mit drei dunklen Flecken gezeichnet. Jn der
Rückenflosse finden sich 17 und 13, in der Brustflosse 15, in der Bauchflosse 1 und 5, in der After-
flosse 3 und 10, in der Schwanzflosse 11 und und 6 oben und unten aufliegende Strahlen. Die
Länge beträgt etwa 1 Fuß, selten mehr, das Gewicht 2 bis 3 Pfund.

Vom mittelländischen Meere an, welches als die eigentliche Heimat der Doppellippe angesehen
wird, verbreitet sie sich durch das atlantische Weltmeer, nach Norden hin bis zu den Küsten Groß-
britanniens und Norwegens, wie die übrigen Arten untermeerische Felsen erwählend und hier sich
vorzugsweise in Spalten und Löchern zwischen größerem Seegras aufhaltend, der Jahreszeit ent-
sprechend aber ihren Standort verändernd. Während des Sommers tritt sie, nach Couch, oft in
kleine Buchten oder Häfen ein und treibt sich hier zwischen den Steinen hart am Strande umher; im
Herbste und Winter hingegen zieht sie sich in mäßige Tiefen zurück. Das Weibchen laicht an den
britischen Küsten im März und April, im mittelländischen Meere hingegen, laut Risso, zweimal im
Jahre, was wohl soviel bedeuten soll, daß die Laichzeit hier nicht an einen bestimmten Monat sich
bindet. Kleine Krebsarten bilden die bevorzugte Nahrung; Fische und Seegewürm werden ebenfalls
angenommen. Der Fang hat wenig Schwierigkeiten, weil alle Lippfische leicht an die Angel gehen,
wird jedoch nirgends in großartigem Maßstabe betrieben; denn das Fleisch steht in geringer Achtung
und dient den Fischern gewöhnlich nur als Köder zum Fange werthvollerer Arten.



Durch die gedrungenere Gestalt, gezähnelte Vorderdeckel und eine Reihe kegelförmiger Zähne
in den Kiefern unterscheiden sich die Zahnkiemer (Crenilabrus) von den vorstehend beschriebenen
Mitgliedern der Familie. Die meisten Arten sind klein oder doch nur mittelgroß, aber mit den
schönsten Farben geziert. Jhre Schuppen und Flossen wetteifern an Pracht mit den Farben des
Negenbogens oder der Metalle, und diese Pracht erhöht sich noch wesentlich gegen die Fortpflanzungs-
zeit. Außerdem zeigen die Geschlechter gewöhnlich verschiedene Färbung. Die Bestimmung und
Begrenzung der Arten hat deshalb besondere Schwierigkeit, ist auch nur dem am Meere selbst
beobachtenden und fischenden Forscher möglich, weil die im Weingeist aufbewahrten Zahnkiemer von
der früheren Pracht wenig übrig behalten oder doch ihre Farben bedeutend verändern; ja, einige von
ihnen erscheinen nur, während sie unbesorgt im Wasser schwimmen, in ihrer vollen Schönheit; gewisse
Zeichnungen aber erblassen sofort, wenn sie aus dem Wasser genommen werden. So beobachteten
Fries und Eckström einen dieser an den skandinavischen Küsten häufigen Fische im Wasser und
bemerkten dann stets Fleckenreihen auf Rücken und Seiten; letztere verschwanden jedoch bei Beun-
ruhigung des Thieres augenblicklich und kehrten erst wieder, wenn es sich von Neuem sicher fühlte.
Außerhalb des Wassers verlor der Fisch diese Zeichnung gänzlich.

Die Goldmaid oder Meerschleihe (Crenilabrus melops), ein Fisch von höchstens 7 Zoll
Länge, steht an Pracht, zugleich aber auch an Veränderlichkeit der Färbung anderen Sippschafts-
verwandten nicht im Geringsten nach. Eben aus dem Meere genemmen, ist die vorherrschende
Färbung ein schönes, auf dem Rücken ins Blaue übergehendes Grün mit goldigem Schimmer, welcher
durch die lichten Ränder der Schuppen hervorgebracht wird; den gelblichen Kopf schmücken schief
verlaufende, grüne Linien; ein Flecken hinter dem Auge ist schwarz; die Flossen sind gelb, grün und
blau gefleckt. Alle Farben verbleichen sehr bald in ein unbestimmtes Braun oder Aschgrau, und nur

Doppellippe. Goldmaid.
Vorder- und Kiemendeckel und fünf Strahlen in der Kiemenhaut, die Art insbeſondere dadurch, daß
Männchen und Weibchen ſehr verſchieden gefärbt ſind. Das Männchen, von früheren Fiſchkundigen
Labrus lineatus genannt, iſt dunkelgrün, blau geſtreift, auf der Unterſeite und den unteren Floſſen
gelblich, blau gefleckt, das unter dem Namen Labrus trimaculatus unterſchiedene Weibchen hingegen
auf rothem Grunde am hinteren Theile des Rückens mit drei dunklen Flecken gezeichnet. Jn der
Rückenfloſſe finden ſich 17 und 13, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der After-
floſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe 11 und und 6 oben und unten aufliegende Strahlen. Die
Länge beträgt etwa 1 Fuß, ſelten mehr, das Gewicht 2 bis 3 Pfund.

Vom mittelländiſchen Meere an, welches als die eigentliche Heimat der Doppellippe angeſehen
wird, verbreitet ſie ſich durch das atlantiſche Weltmeer, nach Norden hin bis zu den Küſten Groß-
britanniens und Norwegens, wie die übrigen Arten untermeeriſche Felſen erwählend und hier ſich
vorzugsweiſe in Spalten und Löchern zwiſchen größerem Seegras aufhaltend, der Jahreszeit ent-
ſprechend aber ihren Standort verändernd. Während des Sommers tritt ſie, nach Couch, oft in
kleine Buchten oder Häfen ein und treibt ſich hier zwiſchen den Steinen hart am Strande umher; im
Herbſte und Winter hingegen zieht ſie ſich in mäßige Tiefen zurück. Das Weibchen laicht an den
britiſchen Küſten im März und April, im mittelländiſchen Meere hingegen, laut Riſſo, zweimal im
Jahre, was wohl ſoviel bedeuten ſoll, daß die Laichzeit hier nicht an einen beſtimmten Monat ſich
bindet. Kleine Krebsarten bilden die bevorzugte Nahrung; Fiſche und Seegewürm werden ebenfalls
angenommen. Der Fang hat wenig Schwierigkeiten, weil alle Lippfiſche leicht an die Angel gehen,
wird jedoch nirgends in großartigem Maßſtabe betrieben; denn das Fleiſch ſteht in geringer Achtung
und dient den Fiſchern gewöhnlich nur als Köder zum Fange werthvollerer Arten.



Durch die gedrungenere Geſtalt, gezähnelte Vorderdeckel und eine Reihe kegelförmiger Zähne
in den Kiefern unterſcheiden ſich die Zahnkiemer (Crenilabrus) von den vorſtehend beſchriebenen
Mitgliedern der Familie. Die meiſten Arten ſind klein oder doch nur mittelgroß, aber mit den
ſchönſten Farben geziert. Jhre Schuppen und Floſſen wetteifern an Pracht mit den Farben des
Negenbogens oder der Metalle, und dieſe Pracht erhöht ſich noch weſentlich gegen die Fortpflanzungs-
zeit. Außerdem zeigen die Geſchlechter gewöhnlich verſchiedene Färbung. Die Beſtimmung und
Begrenzung der Arten hat deshalb beſondere Schwierigkeit, iſt auch nur dem am Meere ſelbſt
beobachtenden und fiſchenden Forſcher möglich, weil die im Weingeiſt aufbewahrten Zahnkiemer von
der früheren Pracht wenig übrig behalten oder doch ihre Farben bedeutend verändern; ja, einige von
ihnen erſcheinen nur, während ſie unbeſorgt im Waſſer ſchwimmen, in ihrer vollen Schönheit; gewiſſe
Zeichnungen aber erblaſſen ſofort, wenn ſie aus dem Waſſer genommen werden. So beobachteten
Fries und Eckſtröm einen dieſer an den ſkandinaviſchen Küſten häufigen Fiſche im Waſſer und
bemerkten dann ſtets Fleckenreihen auf Rücken und Seiten; letztere verſchwanden jedoch bei Beun-
ruhigung des Thieres augenblicklich und kehrten erſt wieder, wenn es ſich von Neuem ſicher fühlte.
Außerhalb des Waſſers verlor der Fiſch dieſe Zeichnung gänzlich.

Die Goldmaid oder Meerſchleihe (Crenilabrus melops), ein Fiſch von höchſtens 7 Zoll
Länge, ſteht an Pracht, zugleich aber auch an Veränderlichkeit der Färbung anderen Sippſchafts-
verwandten nicht im Geringſten nach. Eben aus dem Meere genemmen, iſt die vorherrſchende
Färbung ein ſchönes, auf dem Rücken ins Blaue übergehendes Grün mit goldigem Schimmer, welcher
durch die lichten Ränder der Schuppen hervorgebracht wird; den gelblichen Kopf ſchmücken ſchief
verlaufende, grüne Linien; ein Flecken hinter dem Auge iſt ſchwarz; die Floſſen ſind gelb, grün und
blau gefleckt. Alle Farben verbleichen ſehr bald in ein unbeſtimmtes Braun oder Aſchgrau, und nur

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[617/0655] Doppellippe. Goldmaid. Vorder- und Kiemendeckel und fünf Strahlen in der Kiemenhaut, die Art insbeſondere dadurch, daß Männchen und Weibchen ſehr verſchieden gefärbt ſind. Das Männchen, von früheren Fiſchkundigen Labrus lineatus genannt, iſt dunkelgrün, blau geſtreift, auf der Unterſeite und den unteren Floſſen gelblich, blau gefleckt, das unter dem Namen Labrus trimaculatus unterſchiedene Weibchen hingegen auf rothem Grunde am hinteren Theile des Rückens mit drei dunklen Flecken gezeichnet. Jn der Rückenfloſſe finden ſich 17 und 13, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der After- floſſe 3 und 10, in der Schwanzfloſſe 11 und und 6 oben und unten aufliegende Strahlen. Die Länge beträgt etwa 1 Fuß, ſelten mehr, das Gewicht 2 bis 3 Pfund. Vom mittelländiſchen Meere an, welches als die eigentliche Heimat der Doppellippe angeſehen wird, verbreitet ſie ſich durch das atlantiſche Weltmeer, nach Norden hin bis zu den Küſten Groß- britanniens und Norwegens, wie die übrigen Arten untermeeriſche Felſen erwählend und hier ſich vorzugsweiſe in Spalten und Löchern zwiſchen größerem Seegras aufhaltend, der Jahreszeit ent- ſprechend aber ihren Standort verändernd. Während des Sommers tritt ſie, nach Couch, oft in kleine Buchten oder Häfen ein und treibt ſich hier zwiſchen den Steinen hart am Strande umher; im Herbſte und Winter hingegen zieht ſie ſich in mäßige Tiefen zurück. Das Weibchen laicht an den britiſchen Küſten im März und April, im mittelländiſchen Meere hingegen, laut Riſſo, zweimal im Jahre, was wohl ſoviel bedeuten ſoll, daß die Laichzeit hier nicht an einen beſtimmten Monat ſich bindet. Kleine Krebsarten bilden die bevorzugte Nahrung; Fiſche und Seegewürm werden ebenfalls angenommen. Der Fang hat wenig Schwierigkeiten, weil alle Lippfiſche leicht an die Angel gehen, wird jedoch nirgends in großartigem Maßſtabe betrieben; denn das Fleiſch ſteht in geringer Achtung und dient den Fiſchern gewöhnlich nur als Köder zum Fange werthvollerer Arten. Durch die gedrungenere Geſtalt, gezähnelte Vorderdeckel und eine Reihe kegelförmiger Zähne in den Kiefern unterſcheiden ſich die Zahnkiemer (Crenilabrus) von den vorſtehend beſchriebenen Mitgliedern der Familie. Die meiſten Arten ſind klein oder doch nur mittelgroß, aber mit den ſchönſten Farben geziert. Jhre Schuppen und Floſſen wetteifern an Pracht mit den Farben des Negenbogens oder der Metalle, und dieſe Pracht erhöht ſich noch weſentlich gegen die Fortpflanzungs- zeit. Außerdem zeigen die Geſchlechter gewöhnlich verſchiedene Färbung. Die Beſtimmung und Begrenzung der Arten hat deshalb beſondere Schwierigkeit, iſt auch nur dem am Meere ſelbſt beobachtenden und fiſchenden Forſcher möglich, weil die im Weingeiſt aufbewahrten Zahnkiemer von der früheren Pracht wenig übrig behalten oder doch ihre Farben bedeutend verändern; ja, einige von ihnen erſcheinen nur, während ſie unbeſorgt im Waſſer ſchwimmen, in ihrer vollen Schönheit; gewiſſe Zeichnungen aber erblaſſen ſofort, wenn ſie aus dem Waſſer genommen werden. So beobachteten Fries und Eckſtröm einen dieſer an den ſkandinaviſchen Küſten häufigen Fiſche im Waſſer und bemerkten dann ſtets Fleckenreihen auf Rücken und Seiten; letztere verſchwanden jedoch bei Beun- ruhigung des Thieres augenblicklich und kehrten erſt wieder, wenn es ſich von Neuem ſicher fühlte. Außerhalb des Waſſers verlor der Fiſch dieſe Zeichnung gänzlich. Die Goldmaid oder Meerſchleihe (Crenilabrus melops), ein Fiſch von höchſtens 7 Zoll Länge, ſteht an Pracht, zugleich aber auch an Veränderlichkeit der Färbung anderen Sippſchafts- verwandten nicht im Geringſten nach. Eben aus dem Meere genemmen, iſt die vorherrſchende Färbung ein ſchönes, auf dem Rücken ins Blaue übergehendes Grün mit goldigem Schimmer, welcher durch die lichten Ränder der Schuppen hervorgebracht wird; den gelblichen Kopf ſchmücken ſchief verlaufende, grüne Linien; ein Flecken hinter dem Auge iſt ſchwarz; die Floſſen ſind gelb, grün und blau gefleckt. Alle Farben verbleichen ſehr bald in ein unbeſtimmtes Braun oder Aſchgrau, und nur

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/655>, abgerufen am 28.03.2024.