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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Berlin nieder, wo er bald eine aus-
gedehnte Praxis gewann. Am 9. Dez.
1895 verließ er Berlin, um seinen
Gläubigern und dem Strafrichter zu
entgehen, und begab sich nach Frank-
reich. Jm Januar 1896 wurde seine
Entfernung aus dem Stand der
Rechtsanwälte ausgesprochen. Seit
1898 lebte er in Neuyork u. seit dem
1. Dezember 1900 in Brüssel, wo er
ein "Jnternationales Rechtsbureau"
gründete und als Chefredakteur die
Wochenschrift für Handel, Gewerbe,
Finanzen etc. "Der neue Kurs" her-
ausgab. Jm Jan. 1901 aus Brüssel
ausgewiesen, siedelte er mit seiner
Wochenschrift nach Paris über, wo er
sich noch in demselben Jahre, nach-
dem seine erste Ehe geschieden worden
war, mit einer reichen Amerikanerin
verheiratete.

S:

Auf der Walstatt
des Lebens (R.), 1880. - Verbrechen
und Krankheit im Roman u. auf der
Bühne, 1889. - Gräfin Jlse (Krim.-
R.), 1895. 2. A. 1896. - Der Hemm-
schuh (R. a. der Gegenwart), 1896. -
Der deutsche Kaiser und die Hofkama-
rilla, 1896. - Erzwungene Muße (Er-
lebnisse und Gedanken eines Gefan-
genen), 1897. - Juristen-Schnick-
Schnack (Allotria u. Histörchen), 1897.
- Eine Gefallene (Artisten-R.), 1903.
- Jlonka (Krim.-R.), 1906. - Was
ich erlebte; II, 1908-09.

*Friedmann, Ottilie,

pseudon.
Ottilie und Oskar Brandt,
wurde am 1. Septbr. 1815 zu Dres-
den als einzige Tochter eines Beam-
ten im Finanzministerium, des spä-
teren Geheimrats Karl Wilhelm
Schmieder geboren. Sie erhielt in
dem besten Töchterinstitut Dresdens
ihre Ausbildung und zeigte sich schon
frühe ungewöhnlich begabt u. streb-
sam. Jm Alter von sechzehn Jahren
heiratete sie auf Wunsch ihres Vaters
den Geheimsekretär Eduard Schnabel,
doch war die Ehe, aus der ihr eine
Tochter, Angelika, blieb, keine glück-
liche und wurde nach fünf Jahren
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gerichtlich gelöst. Ottilie F. nahm
nun ihren Mädchennamen wieder an
und warf sich aufs eifrigste auf die
Studien, um nachzuholen, was durch
die frühe Ehe versäumt war. Sie
arbeitete nicht nur dem Studienplan
der Gymnasien getreulich nach, so daß
sie des Lateinischen und Griechischen
mächtig ward, sondern betrieb auch
eingehende philosophische Studien.
Als große Kinderfreundin ging sie
1850 als Schülerin zu Friedrich Frö-
bel nach Marienthal, gründete nach
seinem System 1851 in Kiel einen
Musterkindergarten und leitete den-
selben, bis die Gesundheit ihrer Toch-
ter sie veranlaßte, nach Hamburg
überzusiedeln. Häufig weilte sie auch
besuchsweise in Leipzig und Dresden,
kam hier bald in Verkehr mit Män-
nern der Wissenschaft und Literatur
(Arnold Ruge, G. Freytag, Julian
Schmidt, Echtermeyer, Bodenstedt,
Tiedge, Bock u. a.) und wurde da-
durch schließlich selbst zu schriftstelle-
rischer Tätigkeit angeregt. Jm Jahre
1848 lernte sie im Hause Arnold
Ruges den Schriftsteller Otto Bern-
hard Friedmann aus Wien kennen,
den Herausgeber der ersten politischen
Zeitung in Wien "G'rad aus!" Beide
fanden sich als zwei kongeniale Na-
turen, aber erst im Jahre 1855 waren
die vielen Hindernisse überwunden,
welche sich ihrer Verbindung ent-
gegenstellten. Die Ehe war eine
außerordentlich glückliche und wurde
leider schon 1880 durch den Tod des
Gatten gelöst. Dieser gab seit 1858
in Wien das von ihm gegründete
"Wiener Wochenblatt" heraus, für
welches O. F. verschiedene Novellen
und Aufsätze über Kindererziehung,
Nahrung und allerlei Probleme aus
der Frauenwelt schrieb. Auch an den
später von ihrem Manne geleiteten
Blättern, "Wiener Neueste Nachrich-
ten" und "Wiener Lloyd", war sie
Mitarbeiterin. O. F. behielt als Wit-
we ihren Wohnsitz in Wien bet. Jn

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Fri
Berlin nieder, wo er bald eine aus-
gedehnte Praxis gewann. Am 9. Dez.
1895 verließ er Berlin, um ſeinen
Gläubigern und dem Strafrichter zu
entgehen, und begab ſich nach Frank-
reich. Jm Januar 1896 wurde ſeine
Entfernung aus dem Stand der
Rechtsanwälte ausgeſprochen. Seit
1898 lebte er in Neuyork u. ſeit dem
1. Dezember 1900 in Brüſſel, wo er
ein „Jnternationales Rechtsbureau“
gründete und als Chefredakteur die
Wochenſchrift für Handel, Gewerbe,
Finanzen ꝛc. „Der neue Kurs“ her-
ausgab. Jm Jan. 1901 aus Brüſſel
ausgewieſen, ſiedelte er mit ſeiner
Wochenſchrift nach Paris über, wo er
ſich noch in demſelben Jahre, nach-
dem ſeine erſte Ehe geſchieden worden
war, mit einer reichen Amerikanerin
verheiratete.

S:

Auf der Walſtatt
des Lebens (R.), 1880. – Verbrechen
und Krankheit im Roman u. auf der
Bühne, 1889. – Gräfin Jlſe (Krim.-
R.), 1895. 2. A. 1896. – Der Hemm-
ſchuh (R. a. der Gegenwart), 1896. –
Der deutſche Kaiſer und die Hofkama-
rilla, 1896. – Erzwungene Muße (Er-
lebniſſe und Gedanken eines Gefan-
genen), 1897. – Juriſten-Schnick-
Schnack (Allotria u. Hiſtörchen), 1897.
– Eine Gefallene (Artiſten-R.), 1903.
– Jlonka (Krim.-R.), 1906. – Was
ich erlebte; II, 1908–09.

*Friedmann, Ottilie,

pſeudon.
Ottilie und Oskar Brandt,
wurde am 1. Septbr. 1815 zu Dres-
den als einzige Tochter eines Beam-
ten im Finanzminiſterium, des ſpä-
teren Geheimrats Karl Wilhelm
Schmieder geboren. Sie erhielt in
dem beſten Töchterinſtitut Dresdens
ihre Ausbildung und zeigte ſich ſchon
frühe ungewöhnlich begabt u. ſtreb-
ſam. Jm Alter von ſechzehn Jahren
heiratete ſie auf Wunſch ihres Vaters
den Geheimſekretär Eduard Schnabel,
doch war die Ehe, aus der ihr eine
Tochter, Angelika, blieb, keine glück-
liche und wurde nach fünf Jahren
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gerichtlich gelöſt. Ottilie F. nahm
nun ihren Mädchennamen wieder an
und warf ſich aufs eifrigſte auf die
Studien, um nachzuholen, was durch
die frühe Ehe verſäumt war. Sie
arbeitete nicht nur dem Studienplan
der Gymnaſien getreulich nach, ſo daß
ſie des Lateiniſchen und Griechiſchen
mächtig ward, ſondern betrieb auch
eingehende philoſophiſche Studien.
Als große Kinderfreundin ging ſie
1850 als Schülerin zu Friedrich Frö-
bel nach Marienthal, gründete nach
ſeinem Syſtem 1851 in Kiel einen
Muſterkindergarten und leitete den-
ſelben, bis die Geſundheit ihrer Toch-
ter ſie veranlaßte, nach Hamburg
überzuſiedeln. Häufig weilte ſie auch
beſuchsweiſe in Leipzig und Dresden,
kam hier bald in Verkehr mit Män-
nern der Wiſſenſchaft und Literatur
(Arnold Ruge, G. Freytag, Julian
Schmidt, Echtermeyer, Bodenſtedt,
Tiedge, Bock u. a.) und wurde da-
durch ſchließlich ſelbſt zu ſchriftſtelle-
riſcher Tätigkeit angeregt. Jm Jahre
1848 lernte ſie im Hauſe Arnold
Ruges den Schriftſteller Otto Bern-
hard Friedmann aus Wien kennen,
den Herausgeber der erſten politiſchen
Zeitung in Wien „G’rad aus!“ Beide
fanden ſich als zwei kongeniale Na-
turen, aber erſt im Jahre 1855 waren
die vielen Hinderniſſe überwunden,
welche ſich ihrer Verbindung ent-
gegenſtellten. Die Ehe war eine
außerordentlich glückliche und wurde
leider ſchon 1880 durch den Tod des
Gatten gelöſt. Dieſer gab ſeit 1858
in Wien das von ihm gegründete
„Wiener Wochenblatt“ heraus, für
welches O. F. verſchiedene Novellen
und Aufſätze über Kindererziehung,
Nahrung und allerlei Probleme aus
der Frauenwelt ſchrieb. Auch an den
ſpäter von ihrem Manne geleiteten
Blättern, „Wiener Neueſte Nachrich-
ten“ und „Wiener Lloyd“, war ſie
Mitarbeiterin. O. F. behielt als Wit-
we ihren Wohnſitz in Wien bet. Jn

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[283/0287] Fri Fri Berlin nieder, wo er bald eine aus- gedehnte Praxis gewann. Am 9. Dez. 1895 verließ er Berlin, um ſeinen Gläubigern und dem Strafrichter zu entgehen, und begab ſich nach Frank- reich. Jm Januar 1896 wurde ſeine Entfernung aus dem Stand der Rechtsanwälte ausgeſprochen. Seit 1898 lebte er in Neuyork u. ſeit dem 1. Dezember 1900 in Brüſſel, wo er ein „Jnternationales Rechtsbureau“ gründete und als Chefredakteur die Wochenſchrift für Handel, Gewerbe, Finanzen ꝛc. „Der neue Kurs“ her- ausgab. Jm Jan. 1901 aus Brüſſel ausgewieſen, ſiedelte er mit ſeiner Wochenſchrift nach Paris über, wo er ſich noch in demſelben Jahre, nach- dem ſeine erſte Ehe geſchieden worden war, mit einer reichen Amerikanerin verheiratete. S: Auf der Walſtatt des Lebens (R.), 1880. – Verbrechen und Krankheit im Roman u. auf der Bühne, 1889. – Gräfin Jlſe (Krim.- R.), 1895. 2. A. 1896. – Der Hemm- ſchuh (R. a. der Gegenwart), 1896. – Der deutſche Kaiſer und die Hofkama- rilla, 1896. – Erzwungene Muße (Er- lebniſſe und Gedanken eines Gefan- genen), 1897. – Juriſten-Schnick- Schnack (Allotria u. Hiſtörchen), 1897. – Eine Gefallene (Artiſten-R.), 1903. – Jlonka (Krim.-R.), 1906. – Was ich erlebte; II, 1908–09. *Friedmann, Ottilie, pſeudon. Ottilie und Oskar Brandt, wurde am 1. Septbr. 1815 zu Dres- den als einzige Tochter eines Beam- ten im Finanzminiſterium, des ſpä- teren Geheimrats Karl Wilhelm Schmieder geboren. Sie erhielt in dem beſten Töchterinſtitut Dresdens ihre Ausbildung und zeigte ſich ſchon frühe ungewöhnlich begabt u. ſtreb- ſam. Jm Alter von ſechzehn Jahren heiratete ſie auf Wunſch ihres Vaters den Geheimſekretär Eduard Schnabel, doch war die Ehe, aus der ihr eine Tochter, Angelika, blieb, keine glück- liche und wurde nach fünf Jahren gerichtlich gelöſt. Ottilie F. nahm nun ihren Mädchennamen wieder an und warf ſich aufs eifrigſte auf die Studien, um nachzuholen, was durch die frühe Ehe verſäumt war. Sie arbeitete nicht nur dem Studienplan der Gymnaſien getreulich nach, ſo daß ſie des Lateiniſchen und Griechiſchen mächtig ward, ſondern betrieb auch eingehende philoſophiſche Studien. Als große Kinderfreundin ging ſie 1850 als Schülerin zu Friedrich Frö- bel nach Marienthal, gründete nach ſeinem Syſtem 1851 in Kiel einen Muſterkindergarten und leitete den- ſelben, bis die Geſundheit ihrer Toch- ter ſie veranlaßte, nach Hamburg überzuſiedeln. Häufig weilte ſie auch beſuchsweiſe in Leipzig und Dresden, kam hier bald in Verkehr mit Män- nern der Wiſſenſchaft und Literatur (Arnold Ruge, G. Freytag, Julian Schmidt, Echtermeyer, Bodenſtedt, Tiedge, Bock u. a.) und wurde da- durch ſchließlich ſelbſt zu ſchriftſtelle- riſcher Tätigkeit angeregt. Jm Jahre 1848 lernte ſie im Hauſe Arnold Ruges den Schriftſteller Otto Bern- hard Friedmann aus Wien kennen, den Herausgeber der erſten politiſchen Zeitung in Wien „G’rad aus!“ Beide fanden ſich als zwei kongeniale Na- turen, aber erſt im Jahre 1855 waren die vielen Hinderniſſe überwunden, welche ſich ihrer Verbindung ent- gegenſtellten. Die Ehe war eine außerordentlich glückliche und wurde leider ſchon 1880 durch den Tod des Gatten gelöſt. Dieſer gab ſeit 1858 in Wien das von ihm gegründete „Wiener Wochenblatt“ heraus, für welches O. F. verſchiedene Novellen und Aufſätze über Kindererziehung, Nahrung und allerlei Probleme aus der Frauenwelt ſchrieb. Auch an den ſpäter von ihrem Manne geleiteten Blättern, „Wiener Neueſte Nachrich- ten“ und „Wiener Lloyd“, war ſie Mitarbeiterin. O. F. behielt als Wit- we ihren Wohnſitz in Wien bet. Jn *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/287>, abgerufen am 29.03.2024.