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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Leo
abhängig war, Philosophie in Leipzig,
wo er sich auch die Doktorwürde er-
warb. Auf sich selbst angewiesen, ent-
faltete er schon während seiner Stu-
dienzeit eine große Rührigkeit als
Publizist, Übersetzer und selbständiger
Dichter, und als er 1854 durch seine
Verheiratung in glänzende Verhält-
nisse kam, konnte er seinen literarischen
Neigungen freien Spielraum lassen.
Mit besonderer Vorliebe wandte er
sich seit 1853 der Shakespeare-For-
schung zu, war seit 1864 eifriges Mit-
glied der "Deutschen Shakespeare-
Gesellschaft" u. redigierte auch 1879-
1898 das "Jahrbuch der deutschen
Shakespeare-Gesellschaft", für welches
er selbst zahlreiche Artikel schrieb. L.
starb auf einer Sommerreise in Gilon
am Genfersee am 30. Juni 1898, und
da seine einzige Tochter und seine
Gattin ihm im Tode vorangegangen
waren, so setzte er zum Haupterben
seines beträchtlichen Vermögens die
Stadt Berlin zur Ausbreitung und
Ausgestaltung der dortigen Volks-
bibliotheken ein. Er war viele Jahre
als Stadtverordneter im Dienste der
Stadt tätig gewesen; den Titel eines
Professors hatte ihm der Großherzog
von Sachsen-Weimar verliehen.

S:


Gedichte, 1870. 3. A. 1886. - Ein
Hochverräter (Lsp. von Aug. Olfer
[pseud.]), 1875. - Ein Genie (Schw.
a. d. Jtalien.), 1876. - Von vielen
kleinen Siebensachen, die euren Eltern
Sorge machen (Kinderschrift), 1893.
2. A. 1895. - Reimchronik der Fraktion
der Linken (der Berliner Stadtver-
ordnetenversammlung), 3 Hefte, 1890-
1896. - Verschiedene Uebersetzungen.

Leo, Willibald,

Pseudon. für W.
Freiherr v. Lüttgendorf-Lein-
burg;
s. d.!

*Leo, Witold,

geboren am 16. Juni
1835 zu Posen, widmete sich dem
Militärdienste, nahm dann als Haupt-
mann seinen Abschied und trat in die
Dienste der Lübecker Lebensversiche-
rungsgesellschaft. Er lebte als Ober-
[Spaltenumbruch]

Leo
inspektor derselben erst in Halle, dann
in Jena und ist seit 1868 Subdirektor
der Kölnischen Lebensversicherungs-
Gesellschaft in Berlin.

S:

Gedichte,
1868.

*Leon, Raimund Reichsritter von,


wurde am 13. Oktbr. 1865 auf Schloß
Trautmannsdorff bei Meran (Tirol)
als der Sohn des ehemaligen österr.
Rittmeisters und Besitzers dieses
Schlosses geboren und verlebte dort
eine glückliche Jugend. Er besuchte
das Gymnasium in Meran, das er kurz
vor der Matura verlassen mußte, und
darauf die landwirtschaftliche Aka-
demie in Weihenstephan (Bayern),
nach deren Absolvierung er noch einige
Semester an der Hochschule für Boden-
kultur in Wien studierte. Da sich die
finanziellen Verhältnisse seines Vaters
verschlechterten und dieser einer jun-
gen Kraft bei der Bewirtschaftung
seiner ziemlich ausgedehnten Güter
bedurfte, so wurde der Sohn, der gern
die theoretische Laufbahn ergriffen
hätte, nach Hause gerufen. Doch hielt
es ihn dort nicht lange. Um seine
praktischen Kenntnisse zu erweitern,
ging er auf ein Jahr nach Bayern
(Tegernsee), um die Milch- und Mol-
kereiwirtschaft kennen zu lernen, dann
für zwei Jahre nach Frankreich (Bor-
deaux und Umgebung), um Weinban,
Kellerwirtschaft zu studieren und sich
in einem großen Weinhause mit der
kaufmännischen Buchhaltung bekannt
zu machen. Dann eilte er heim zu
seinem kränklichen Vater, verheiratete
sich und übernahm nun einen Teil der
Güter selbst. Eine furchtbare Kata-
strophe - ein Wildbach überschüttete
und zerstörte einen großen Teil der
wertvollsten Gründe - ruinierte Vater
u. Sohn vollständig, u. beide mußten
ihren Besitz aufgeben. Nun hieß es,
von neuem anfangen. Da der Vater
schon große Obstplantagen besaß und
seine Produkte selbst verwertete, so
gründete der Sohn mit Hilfe einiger
anderer Besitzer eine Obstprodukten-

*


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Leo
abhängig war, Philoſophie in Leipzig,
wo er ſich auch die Doktorwürde er-
warb. Auf ſich ſelbſt angewieſen, ent-
faltete er ſchon während ſeiner Stu-
dienzeit eine große Rührigkeit als
Publiziſt, Überſetzer und ſelbſtändiger
Dichter, und als er 1854 durch ſeine
Verheiratung in glänzende Verhält-
niſſe kam, konnte er ſeinen literariſchen
Neigungen freien Spielraum laſſen.
Mit beſonderer Vorliebe wandte er
ſich ſeit 1853 der Shakeſpeare-For-
ſchung zu, war ſeit 1864 eifriges Mit-
glied der „Deutſchen Shakeſpeare-
Geſellſchaft‟ u. redigierte auch 1879‒
1898 das „Jahrbuch der deutſchen
Shakeſpeare-Geſellſchaft‟, für welches
er ſelbſt zahlreiche Artikel ſchrieb. L.
ſtarb auf einer Sommerreiſe in Gilon
am Genferſee am 30. Juni 1898, und
da ſeine einzige Tochter und ſeine
Gattin ihm im Tode vorangegangen
waren, ſo ſetzte er zum Haupterben
ſeines beträchtlichen Vermögens die
Stadt Berlin zur Ausbreitung und
Ausgeſtaltung der dortigen Volks-
bibliotheken ein. Er war viele Jahre
als Stadtverordneter im Dienſte der
Stadt tätig geweſen; den Titel eines
Profeſſors hatte ihm der Großherzog
von Sachſen-Weimar verliehen.

S:


Gedichte, 1870. 3. A. 1886. ‒ Ein
Hochverräter (Lſp. von Aug. Olfer
[pſeud.]), 1875. ‒ Ein Genie (Schw.
a. d. Jtalien.), 1876. ‒ Von vielen
kleinen Siebenſachen, die euren Eltern
Sorge machen (Kinderſchrift), 1893.
2. A. 1895. ‒ Reimchronik der Fraktion
der Linken (der Berliner Stadtver-
ordnetenverſammlung), 3 Hefte, 1890‒
1896. ‒ Verſchiedene Ueberſetzungen.

Leo, Willibald,

Pſeudon. für W.
Freiherr v. Lüttgendorf-Lein-
burg;
ſ. d.!

*Leo, Witold,

geboren am 16. Juni
1835 zu Poſen, widmete ſich dem
Militärdienſte, nahm dann als Haupt-
mann ſeinen Abſchied und trat in die
Dienſte der Lübecker Lebensverſiche-
rungsgeſellſchaft. Er lebte als Ober-
[Spaltenumbruch]

Leo
inſpektor derſelben erſt in Halle, dann
in Jena und iſt ſeit 1868 Subdirektor
der Kölniſchen Lebensverſicherungs-
Geſellſchaft in Berlin.

S:

Gedichte,
1868.

*Leon, Raimund Reichsritter von,


wurde am 13. Oktbr. 1865 auf Schloß
Trautmannsdorff bei Meran (Tirol)
als der Sohn des ehemaligen öſterr.
Rittmeiſters und Beſitzers dieſes
Schloſſes geboren und verlebte dort
eine glückliche Jugend. Er beſuchte
das Gymnaſium in Meran, das er kurz
vor der Matura verlaſſen mußte, und
darauf die landwirtſchaftliche Aka-
demie in Weihenſtephan (Bayern),
nach deren Abſolvierung er noch einige
Semeſter an der Hochſchule für Boden-
kultur in Wien ſtudierte. Da ſich die
finanziellen Verhältniſſe ſeines Vaters
verſchlechterten und dieſer einer jun-
gen Kraft bei der Bewirtſchaftung
ſeiner ziemlich ausgedehnten Güter
bedurfte, ſo wurde der Sohn, der gern
die theoretiſche Laufbahn ergriffen
hätte, nach Hauſe gerufen. Doch hielt
es ihn dort nicht lange. Um ſeine
praktiſchen Kenntniſſe zu erweitern,
ging er auf ein Jahr nach Bayern
(Tegernſee), um die Milch- und Mol-
kereiwirtſchaft kennen zu lernen, dann
für zwei Jahre nach Frankreich (Bor-
deaux und Umgebung), um Weinban,
Kellerwirtſchaft zu ſtudieren und ſich
in einem großen Weinhauſe mit der
kaufmänniſchen Buchhaltung bekannt
zu machen. Dann eilte er heim zu
ſeinem kränklichen Vater, verheiratete
ſich und übernahm nun einen Teil der
Güter ſelbſt. Eine furchtbare Kata-
ſtrophe ‒ ein Wildbach überſchüttete
und zerſtörte einen großen Teil der
wertvollſten Gründe ‒ ruinierte Vater
u. Sohn vollſtändig, u. beide mußten
ihren Beſitz aufgeben. Nun hieß es,
von neuem anfangen. Da der Vater
ſchon große Obſtplantagen beſaß und
ſeine Produkte ſelbſt verwertete, ſo
gründete der Sohn mit Hilfe einiger
anderer Beſitzer eine Obſtprodukten-

*
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[233/0237] Leo Leo abhängig war, Philoſophie in Leipzig, wo er ſich auch die Doktorwürde er- warb. Auf ſich ſelbſt angewieſen, ent- faltete er ſchon während ſeiner Stu- dienzeit eine große Rührigkeit als Publiziſt, Überſetzer und ſelbſtändiger Dichter, und als er 1854 durch ſeine Verheiratung in glänzende Verhält- niſſe kam, konnte er ſeinen literariſchen Neigungen freien Spielraum laſſen. Mit beſonderer Vorliebe wandte er ſich ſeit 1853 der Shakeſpeare-For- ſchung zu, war ſeit 1864 eifriges Mit- glied der „Deutſchen Shakeſpeare- Geſellſchaft‟ u. redigierte auch 1879‒ 1898 das „Jahrbuch der deutſchen Shakeſpeare-Geſellſchaft‟, für welches er ſelbſt zahlreiche Artikel ſchrieb. L. ſtarb auf einer Sommerreiſe in Gilon am Genferſee am 30. Juni 1898, und da ſeine einzige Tochter und ſeine Gattin ihm im Tode vorangegangen waren, ſo ſetzte er zum Haupterben ſeines beträchtlichen Vermögens die Stadt Berlin zur Ausbreitung und Ausgeſtaltung der dortigen Volks- bibliotheken ein. Er war viele Jahre als Stadtverordneter im Dienſte der Stadt tätig geweſen; den Titel eines Profeſſors hatte ihm der Großherzog von Sachſen-Weimar verliehen. S: Gedichte, 1870. 3. A. 1886. ‒ Ein Hochverräter (Lſp. von Aug. Olfer [pſeud.]), 1875. ‒ Ein Genie (Schw. a. d. Jtalien.), 1876. ‒ Von vielen kleinen Siebenſachen, die euren Eltern Sorge machen (Kinderſchrift), 1893. 2. A. 1895. ‒ Reimchronik der Fraktion der Linken (der Berliner Stadtver- ordnetenverſammlung), 3 Hefte, 1890‒ 1896. ‒ Verſchiedene Ueberſetzungen. Leo, Willibald, Pſeudon. für W. Freiherr v. Lüttgendorf-Lein- burg; ſ. d.! *Leo, Witold, geboren am 16. Juni 1835 zu Poſen, widmete ſich dem Militärdienſte, nahm dann als Haupt- mann ſeinen Abſchied und trat in die Dienſte der Lübecker Lebensverſiche- rungsgeſellſchaft. Er lebte als Ober- inſpektor derſelben erſt in Halle, dann in Jena und iſt ſeit 1868 Subdirektor der Kölniſchen Lebensverſicherungs- Geſellſchaft in Berlin. S: Gedichte, 1868. *Leon, Raimund Reichsritter von, wurde am 13. Oktbr. 1865 auf Schloß Trautmannsdorff bei Meran (Tirol) als der Sohn des ehemaligen öſterr. Rittmeiſters und Beſitzers dieſes Schloſſes geboren und verlebte dort eine glückliche Jugend. Er beſuchte das Gymnaſium in Meran, das er kurz vor der Matura verlaſſen mußte, und darauf die landwirtſchaftliche Aka- demie in Weihenſtephan (Bayern), nach deren Abſolvierung er noch einige Semeſter an der Hochſchule für Boden- kultur in Wien ſtudierte. Da ſich die finanziellen Verhältniſſe ſeines Vaters verſchlechterten und dieſer einer jun- gen Kraft bei der Bewirtſchaftung ſeiner ziemlich ausgedehnten Güter bedurfte, ſo wurde der Sohn, der gern die theoretiſche Laufbahn ergriffen hätte, nach Hauſe gerufen. Doch hielt es ihn dort nicht lange. Um ſeine praktiſchen Kenntniſſe zu erweitern, ging er auf ein Jahr nach Bayern (Tegernſee), um die Milch- und Mol- kereiwirtſchaft kennen zu lernen, dann für zwei Jahre nach Frankreich (Bor- deaux und Umgebung), um Weinban, Kellerwirtſchaft zu ſtudieren und ſich in einem großen Weinhauſe mit der kaufmänniſchen Buchhaltung bekannt zu machen. Dann eilte er heim zu ſeinem kränklichen Vater, verheiratete ſich und übernahm nun einen Teil der Güter ſelbſt. Eine furchtbare Kata- ſtrophe ‒ ein Wildbach überſchüttete und zerſtörte einen großen Teil der wertvollſten Gründe ‒ ruinierte Vater u. Sohn vollſtändig, u. beide mußten ihren Beſitz aufgeben. Nun hieß es, von neuem anfangen. Da der Vater ſchon große Obſtplantagen beſaß und ſeine Produkte ſelbſt verwertete, ſo gründete der Sohn mit Hilfe einiger anderer Beſitzer eine Obſtprodukten- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/237>, abgerufen am 16.04.2024.