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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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trieben ein Putzwarengeschäft. Die
Mutter starb früh, der Vater wurde
bankerott, und der Sohn kam nun zu
Verwandten, die ihn das Gymnasium
nur bis zum vorletzten Kursus ab-
solvieren ließen und dann nötigten,
ein Handwerk zu ergreifen. S. rettete
sich zum Militär, trat in die Fuß-
artillerie ein u. avancierte bald zum
Bombardier. Ein Brustleiden zwang
ihn, 1840 den Abschied zu nehmen;
er wurde Schauspieler am Theater
in der Josephstadt in Wien. Am 10.
März 1841 brachte er sein erstes Stück
auf die Bühne, "Die Wette um ein
Herz", das großen Erfolg hatte, so
daß er nun mit großem Eifer an die
Abfassung weiterer Volksstücke ging.
Als später das französische Gesangs-
und Ausstattungsstück zur Herrschaft
kam, zog sich S. von der Bühne zurück
u. wandte sich mehr der humoristisch-
satirischen Journalistik zu. Er starb
in Wien am 2. August 1888.

S:

Die
Wette um ein Herz (Lsp.), 1843. -
Trommel u. Trompete (P. mit Ges.),
1854. - Theater, 1856 (Jnhalt: Das
Mädchen von der Spule. - Unter der
Erde). - Ferdinand Raimund (Künst-
lerskizze mit Ges.), 2. Aufl., 1862. -
Die Räuberbraut (P.), 1866. - Ein
jüdischer Dienstbote (Charakterbild),
1867. - Die Mozartgeige, oder: Der
Dorfmusikant und sein Kind (Dr.),
1867. - Unterm Christbaum (Lebens-
bild), 1867. - Ein Findelkind (Dr.),
1867. - Ein Bauernball in Wien (P.),
1868. - Ein vergessenes Lied (Dr.),
1868. - Der schönste Zopf (Lsp.), 1868.
- Pater Lorenz (Wiener Lebensbild),
1882. - Als Manuskript gedr.: Die
Frau im Geschäft (Lsp.). - Geld für
alles, alles für Geld (Lebensbild). -
Goldteufel, oder: Ein Abenteuer in
Amerika (Lustsp.). - Der Haustor-
schlüssel (P.). - Der Leyer-Jörgl
(Lsp.). - Neues freies Bürgertum
(Volksstück). - Der polit. Schnupfer
(Soloßene). - Des Teufels Braut-
fahrt (Zauberposse). - Die Tochter
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der Freiheit (Charakterbild). - Un-
tertänig und unabhängig (Lsp.). -
Dichter und Bauer (Lsp.). - Paperl
(P.). - Österreichers Rheinfahrt (P.).
- Jm Dianabade (Lsp.). - Die Ball-
königin (Lsp.). - Firmlinge in der
neuen Welt (P.). - Liebe auf der
Wacht u. v. a.

*Swoboda, Heinrich,

wurde am
3. Jan. 1837 zu Tachau in Böhmen
geboren, wo sein Vater Apotheker u.
Postmeister war. Nachdem er das
Gymnasium in Eger absolviert, wid-
mete er sich in der väterlichen Offizin
der Pharmazie, legte auch seine phar-
mazeutischen Prüfungen ab, begann
aber, da sein Vater inzwischen gestor-
ben war, 1855 sein Wanderleben, das
ihn durch Westösterreich zunächst nach
Gräfentonna im Herzogtum Gotha
führte. Hier weilte er fast vier Jahren
durchzog dann 1860-61 fast ganz
Deutschland, für längere Zeit am
Fuße des Harzgebirges und in Ham-
burg weilend, und setzte dann nach
Schweden über, von wo er sich 1862
nach Agram in Kroatien wandte, um
auch den Süden Europas kennen zu
lernen. Nach zwei Jahren kehrte er
nach Böhmen zurück u. trat 1864 zu
Asch als Telegraphenbeamter in den
Staatsdienst. Durch seine Verheira-
tung (1865) kam er in unabhängige
Verhältnisse, so daß er den Staats-
dienst quittierte und 1869 das väter-
liche Haus samt Apotheke u. Postamt
in Tachau übernahm. Dort trat er
sehr bald an die Spitze des öffent-
lichen Lebens u. entfaltete in politi-
schen u. kommunalen Angelegenhei-
ten, wie auch bei humanitären Bestre-
bungen eine außerordentlich rührige
Wirksamkeit. So gründete er den
"Verfassungsverein", war als Land-
tags-Abgeordneter tätig, erwarb sich
besonders 1871, als Tachau von einer
furchtbaren Überschwemmung heim-
gesucht wurde, durch unermüdliche
Hilfeleistung die Hochachtung seiner
Mitbürger, so daß ihm diese einstim-

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Swi
trieben ein Putzwarengeſchäft. Die
Mutter ſtarb früh, der Vater wurde
bankerott, und der Sohn kam nun zu
Verwandten, die ihn das Gymnaſium
nur bis zum vorletzten Kurſus ab-
ſolvieren ließen und dann nötigten,
ein Handwerk zu ergreifen. S. rettete
ſich zum Militär, trat in die Fuß-
artillerie ein u. avancierte bald zum
Bombardier. Ein Bruſtleiden zwang
ihn, 1840 den Abſchied zu nehmen;
er wurde Schauſpieler am Theater
in der Joſephſtadt in Wien. Am 10.
März 1841 brachte er ſein erſtes Stück
auf die Bühne, „Die Wette um ein
Herz“, das großen Erfolg hatte, ſo
daß er nun mit großem Eifer an die
Abfaſſung weiterer Volksſtücke ging.
Als ſpäter das franzöſiſche Geſangs-
und Ausſtattungsſtück zur Herrſchaft
kam, zog ſich S. von der Bühne zurück
u. wandte ſich mehr der humoriſtiſch-
ſatiriſchen Journaliſtik zu. Er ſtarb
in Wien am 2. Auguſt 1888.

S:

Die
Wette um ein Herz (Lſp.), 1843. –
Trommel u. Trompete (P. mit Geſ.),
1854. – Theater, 1856 (Jnhalt: Das
Mädchen von der Spule. – Unter der
Erde). – Ferdinand Raimund (Künſt-
lerſkizze mit Geſ.), 2. Aufl., 1862. –
Die Räuberbraut (P.), 1866. – Ein
jüdiſcher Dienſtbote (Charakterbild),
1867. – Die Mozartgeige, oder: Der
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1867. – Unterm Chriſtbaum (Lebens-
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1867. – Ein Bauernball in Wien (P.),
1868. – Ein vergeſſenes Lied (Dr.),
1868. – Der ſchönſte Zopf (Lſp.), 1868.
– Pater Lorenz (Wiener Lebensbild),
1882. – Als Manuſkript gedr.: Die
Frau im Geſchäft (Lſp.). – Geld für
alles, alles für Geld (Lebensbild). –
Goldteufel, oder: Ein Abenteuer in
Amerika (Luſtſp.). – Der Haustor-
ſchlüſſel (P.). – Der Leyer-Jörgl
(Lſp.). – Neues freies Bürgertum
(Volksſtück). – Der polit. Schnupfer
(Soloſzene). – Des Teufels Braut-
fahrt (Zauberpoſſe). – Die Tochter
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Swo
der Freiheit (Charakterbild). – Un-
tertänig und unabhängig (Lſp.). –
Dichter und Bauer (Lſp.). – Paperl
(P.). – Öſterreichers Rheinfahrt (P.).
– Jm Dianabade (Lſp.). – Die Ball-
königin (Lſp.). – Firmlinge in der
neuen Welt (P.). – Liebe auf der
Wacht u. v. a.

*Swoboda, Heinrich,

wurde am
3. Jan. 1837 zu Tachau in Böhmen
geboren, wo ſein Vater Apotheker u.
Poſtmeiſter war. Nachdem er das
Gymnaſium in Eger abſolviert, wid-
mete er ſich in der väterlichen Offizin
der Pharmazie, legte auch ſeine phar-
mazeutiſchen Prüfungen ab, begann
aber, da ſein Vater inzwiſchen geſtor-
ben war, 1855 ſein Wanderleben, das
ihn durch Weſtöſterreich zunächſt nach
Gräfentonna im Herzogtum Gotha
führte. Hier weilte er faſt vier Jahren
durchzog dann 1860–61 faſt ganz
Deutſchland, für längere Zeit am
Fuße des Harzgebirges und in Ham-
burg weilend, und ſetzte dann nach
Schweden über, von wo er ſich 1862
nach Agram in Kroatien wandte, um
auch den Süden Europas kennen zu
lernen. Nach zwei Jahren kehrte er
nach Böhmen zurück u. trat 1864 zu
Aſch als Telegraphenbeamter in den
Staatsdienſt. Durch ſeine Verheira-
tung (1865) kam er in unabhängige
Verhältniſſe, ſo daß er den Staats-
dienſt quittierte und 1869 das väter-
liche Haus ſamt Apotheke u. Poſtamt
in Tachau übernahm. Dort trat er
ſehr bald an die Spitze des öffent-
lichen Lebens u. entfaltete in politi-
ſchen u. kommunalen Angelegenhei-
ten, wie auch bei humanitären Beſtre-
bungen eine außerordentlich rührige
Wirkſamkeit. So gründete er den
„Verfaſſungsverein“, war als Land-
tags-Abgeordneter tätig, erwarb ſich
beſonders 1871, als Tachau von einer
furchtbaren Überſchwemmung heim-
geſucht wurde, durch unermüdliche
Hilfeleiſtung die Hochachtung ſeiner
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[146/0150] Swi Swo trieben ein Putzwarengeſchäft. Die Mutter ſtarb früh, der Vater wurde bankerott, und der Sohn kam nun zu Verwandten, die ihn das Gymnaſium nur bis zum vorletzten Kurſus ab- ſolvieren ließen und dann nötigten, ein Handwerk zu ergreifen. S. rettete ſich zum Militär, trat in die Fuß- artillerie ein u. avancierte bald zum Bombardier. Ein Bruſtleiden zwang ihn, 1840 den Abſchied zu nehmen; er wurde Schauſpieler am Theater in der Joſephſtadt in Wien. Am 10. März 1841 brachte er ſein erſtes Stück auf die Bühne, „Die Wette um ein Herz“, das großen Erfolg hatte, ſo daß er nun mit großem Eifer an die Abfaſſung weiterer Volksſtücke ging. Als ſpäter das franzöſiſche Geſangs- und Ausſtattungsſtück zur Herrſchaft kam, zog ſich S. von der Bühne zurück u. wandte ſich mehr der humoriſtiſch- ſatiriſchen Journaliſtik zu. Er ſtarb in Wien am 2. Auguſt 1888. S: Die Wette um ein Herz (Lſp.), 1843. – Trommel u. Trompete (P. mit Geſ.), 1854. – Theater, 1856 (Jnhalt: Das Mädchen von der Spule. – Unter der Erde). – Ferdinand Raimund (Künſt- lerſkizze mit Geſ.), 2. Aufl., 1862. – Die Räuberbraut (P.), 1866. – Ein jüdiſcher Dienſtbote (Charakterbild), 1867. – Die Mozartgeige, oder: Der Dorfmuſikant und ſein Kind (Dr.), 1867. – Unterm Chriſtbaum (Lebens- bild), 1867. – Ein Findelkind (Dr.), 1867. – Ein Bauernball in Wien (P.), 1868. – Ein vergeſſenes Lied (Dr.), 1868. – Der ſchönſte Zopf (Lſp.), 1868. – Pater Lorenz (Wiener Lebensbild), 1882. – Als Manuſkript gedr.: Die Frau im Geſchäft (Lſp.). – Geld für alles, alles für Geld (Lebensbild). – Goldteufel, oder: Ein Abenteuer in Amerika (Luſtſp.). – Der Haustor- ſchlüſſel (P.). – Der Leyer-Jörgl (Lſp.). – Neues freies Bürgertum (Volksſtück). – Der polit. Schnupfer (Soloſzene). – Des Teufels Braut- fahrt (Zauberpoſſe). – Die Tochter der Freiheit (Charakterbild). – Un- tertänig und unabhängig (Lſp.). – Dichter und Bauer (Lſp.). – Paperl (P.). – Öſterreichers Rheinfahrt (P.). – Jm Dianabade (Lſp.). – Die Ball- königin (Lſp.). – Firmlinge in der neuen Welt (P.). – Liebe auf der Wacht u. v. a. *Swoboda, Heinrich, wurde am 3. Jan. 1837 zu Tachau in Böhmen geboren, wo ſein Vater Apotheker u. Poſtmeiſter war. Nachdem er das Gymnaſium in Eger abſolviert, wid- mete er ſich in der väterlichen Offizin der Pharmazie, legte auch ſeine phar- mazeutiſchen Prüfungen ab, begann aber, da ſein Vater inzwiſchen geſtor- ben war, 1855 ſein Wanderleben, das ihn durch Weſtöſterreich zunächſt nach Gräfentonna im Herzogtum Gotha führte. Hier weilte er faſt vier Jahren durchzog dann 1860–61 faſt ganz Deutſchland, für längere Zeit am Fuße des Harzgebirges und in Ham- burg weilend, und ſetzte dann nach Schweden über, von wo er ſich 1862 nach Agram in Kroatien wandte, um auch den Süden Europas kennen zu lernen. Nach zwei Jahren kehrte er nach Böhmen zurück u. trat 1864 zu Aſch als Telegraphenbeamter in den Staatsdienſt. Durch ſeine Verheira- tung (1865) kam er in unabhängige Verhältniſſe, ſo daß er den Staats- dienſt quittierte und 1869 das väter- liche Haus ſamt Apotheke u. Poſtamt in Tachau übernahm. Dort trat er ſehr bald an die Spitze des öffent- lichen Lebens u. entfaltete in politi- ſchen u. kommunalen Angelegenhei- ten, wie auch bei humanitären Beſtre- bungen eine außerordentlich rührige Wirkſamkeit. So gründete er den „Verfaſſungsverein“, war als Land- tags-Abgeordneter tätig, erwarb ſich beſonders 1871, als Tachau von einer furchtbaren Überſchwemmung heim- geſucht wurde, durch unermüdliche Hilfeleiſtung die Hochachtung ſeiner Mitbürger, ſo daß ihm dieſe einſtim- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/150>, abgerufen am 28.03.2024.