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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Des Christlichen
Teutschen Herkules
Ander Theil.
Das Fünfte Buch.

HErkules und Ladisla setzeten nach erhaltenem Siege ihre
Reise auff Persepolis schleunig fort/ so viel der Verwundeten Gelegen-
heit zulassen wolte; und als sie die Stad von ferne liegen sahen/ sagte Her-
kules zu seinem Freunde: Unsere Valiska wird mit Verlangen nach uns
auß fehen/ weil wir unsern durch Gott bekräftigten Sieg ihnen nicht zu wis-
sen gemacht haben. Gleich in dem sahen sie eine zimliche Geschwade
Reuter von der rechten Seiten auff sie zurennen/ von denen sie bey ihren Fahnen bald er-
kennet wurden; dann es wahr Groß Fürst Artaxerxes/ welcher nach angestelleter guter
Ordnung bey seinem Häupt Heer wiederumb zurücke kahm/ und ritte ein Medischer Abge-
santer hinter ihm her. Sie empfingen einander überaus freundlich/ und wahr wegen
der treflichen Uberwindung sehr hohe Freude; daher Artaxerxes zu unsern Helden sagete:
Nun ihr meine sehr werte Herren/ und vertrauete Brüderliche Freunde; freilich wird eu-
er Ruhm und Ehre in diesen Morgenländern tauren/ als lange die Erden Kugel von dem
Meer unüberschwemmet bleibet/ und ist die Fürstl. Verbündniß schuldig/ eure hochan-
sehnliche Dienste nach allem Vermögen zuerkennen. Hernach begab er sich hin zu den
Sänfften/ in welchen Pharnabazus/ Arbianes/ Bubazes/ Tyriotes und Gallus getragen
wurden/ zeigete sein Mitleiden wegen ihrer Verwundung an/ und versprach es mit Ver-
geltung/ Gnade/ und Freundschaft zuersetzen. Endlich rühmete er das ganze Heer wegen
ihres wolverhaltens/ und verhieß ihnen samtlich drey Monat Sold zur Verehrung; wor-
auff er von unsern Helden in die Mitte genommen/ und aller Umstände ihres Sieges be-
richtet ward/ da er sich nicht gnug verwundern kunte/ wie sie den hocherfahrnen und vor-
sichtigen Feld Herrn Vologeses hätten mögen berücken und aus dem Felde schlagen. Er
hingegen meldete ihnen des Häupt Heers Menge und Zustand an/ und wie sie der Stad
Persepolis naheten/ sagte er: Mich wundert nicht ein geringes/ wo Fürst Gobares Völ-
ker mogen blieben seyn/ weil ich keinen davon auff meinem Rükwege angetroffen/ da sie
doch diesen Streich her auf meine Anordnung eingelegt wahren; und hat er ja keine Vol-
macht/ seines gefallens sie an andere örter zuführen; biß daher habe ich gewähnet/ meine
Herren würden sie zum Entsaz abgefodert haben. Ladisla erschrak der Rede höchlich/
und sagte; lasset uns der Stad zueilen/ dann dieses gehet nimmermehr recht zu/ und wen-
de Gott gnädig ab/ daß Gobares nicht gar zum Schelm und Verrähter worden sey/ wie
seine Völker/ die wir mit uns geführet/ in dem sie teils nicht fechten wollen/ teils auff uns

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Des Chriſtlichen
Teutſchen Herkules
Ander Theil.
Das Fuͤnfte Buch.

HErkules und Ladiſla ſetzeten nach erhaltenem Siege ihre
Reiſe auff Perſepolis ſchleunig fort/ ſo viel der Verwundeten Gelegen-
heit zulaſſen wolte; und als ſie die Stad von ferne liegen ſahen/ ſagte Her-
kules zu ſeinem Freunde: Unſere Valiſka wird mit Verlangen nach uns
auß fehen/ weil wir unſern durch Gott bekraͤftigten Sieg ihnen nicht zu wiſ-
ſen gemacht haben. Gleich in dem ſahen ſie eine zimliche Geſchwade
Reuter von der rechten Seiten auff ſie zurennen/ von denen ſie bey ihren Fahnen bald er-
kennet wurden; dann es wahr Groß Fuͤrſt Artaxerxes/ welcher nach angeſtelleter guter
Ordnung bey ſeinem Haͤupt Heer wiederumb zuruͤcke kahm/ und ritte ein Mediſcher Abge-
ſanter hinter ihm her. Sie empfingen einander uͤberaus freundlich/ und wahr wegen
der treflichen Uberwindung ſehr hohe Freude; daher Artaxerxes zu unſern Helden ſagete:
Nun ihr meine ſehr werte Herren/ und vertrauete Bruͤderliche Freunde; freilich wird eu-
er Ruhm und Ehre in dieſen Morgenlaͤndern tauren/ als lange die Erden Kugel von dem
Meer unuͤberſchwemmet bleibet/ und iſt die Fuͤrſtl. Verbuͤndniß ſchuldig/ eure hochan-
ſehnliche Dienſte nach allem Vermoͤgen zuerkennen. Hernach begab er ſich hin zu den
Saͤnfften/ in welchen Pharnabazus/ Arbianes/ Bubazes/ Tyriotes und Gallus getragen
wurden/ zeigete ſein Mitleiden wegen ihrer Verwundung an/ und verſprach es mit Ver-
geltung/ Gnade/ und Freundſchaft zuerſetzen. Endlich ruͤhmete er das ganze Heer wegen
ihres wolverhaltens/ und verhieß ihnen ſamtlich drey Monat Sold zur Verehrung; woꝛ-
auff er von unſern Helden in die Mitte genommen/ und aller Umſtaͤnde ihres Sieges be-
richtet ward/ da er ſich nicht gnug verwundern kunte/ wie ſie den hocherfahrnen und vor-
ſichtigen Feld Herrn Vologeſes haͤtten moͤgen beruͤcken und aus dem Felde ſchlagen. Er
hingegen meldete ihnen des Haͤupt Heers Menge und Zuſtand an/ und wie ſie der Stad
Perſepolis naheten/ ſagte er: Mich wundert nicht ein geringes/ wo Fuͤrſt Gobares Voͤl-
ker mogen blieben ſeyn/ weil ich keinen davon auff meinem Ruͤkwege angetroffen/ da ſie
doch dieſen Streich her auf meine Anordnung eingelegt wahren; und hat er ja keine Vol-
macht/ ſeines gefallens ſie an andere oͤrter zufuͤhren; biß daher habe ich gewaͤhnet/ meine
Herren wuͤrden ſie zum Entſaz abgefodert haben. Ladiſla erſchrak der Rede hoͤchlich/
und ſagte; laſſet uns der Stad zueilen/ dann dieſes gehet nimmermehr recht zu/ und wen-
de Gott gnaͤdig ab/ daß Gobares nicht gar zum Schelm und Verraͤhter worden ſey/ wie
ſeine Voͤlker/ die wir mit uns gefuͤhret/ in dem ſie teils nicht fechten wollen/ teils auff uns

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[5/0011] Des Chriſtlichen Teutſchen Herkules Ander Theil. Das Fuͤnfte Buch. HErkules und Ladiſla ſetzeten nach erhaltenem Siege ihre Reiſe auff Perſepolis ſchleunig fort/ ſo viel der Verwundeten Gelegen- heit zulaſſen wolte; und als ſie die Stad von ferne liegen ſahen/ ſagte Her- kules zu ſeinem Freunde: Unſere Valiſka wird mit Verlangen nach uns auß fehen/ weil wir unſern durch Gott bekraͤftigten Sieg ihnen nicht zu wiſ- ſen gemacht haben. Gleich in dem ſahen ſie eine zimliche Geſchwade Reuter von der rechten Seiten auff ſie zurennen/ von denen ſie bey ihren Fahnen bald er- kennet wurden; dann es wahr Groß Fuͤrſt Artaxerxes/ welcher nach angeſtelleter guter Ordnung bey ſeinem Haͤupt Heer wiederumb zuruͤcke kahm/ und ritte ein Mediſcher Abge- ſanter hinter ihm her. Sie empfingen einander uͤberaus freundlich/ und wahr wegen der treflichen Uberwindung ſehr hohe Freude; daher Artaxerxes zu unſern Helden ſagete: Nun ihr meine ſehr werte Herren/ und vertrauete Bruͤderliche Freunde; freilich wird eu- er Ruhm und Ehre in dieſen Morgenlaͤndern tauren/ als lange die Erden Kugel von dem Meer unuͤberſchwemmet bleibet/ und iſt die Fuͤrſtl. Verbuͤndniß ſchuldig/ eure hochan- ſehnliche Dienſte nach allem Vermoͤgen zuerkennen. Hernach begab er ſich hin zu den Saͤnfften/ in welchen Pharnabazus/ Arbianes/ Bubazes/ Tyriotes und Gallus getragen wurden/ zeigete ſein Mitleiden wegen ihrer Verwundung an/ und verſprach es mit Ver- geltung/ Gnade/ und Freundſchaft zuerſetzen. Endlich ruͤhmete er das ganze Heer wegen ihres wolverhaltens/ und verhieß ihnen ſamtlich drey Monat Sold zur Verehrung; woꝛ- auff er von unſern Helden in die Mitte genommen/ und aller Umſtaͤnde ihres Sieges be- richtet ward/ da er ſich nicht gnug verwundern kunte/ wie ſie den hocherfahrnen und vor- ſichtigen Feld Herrn Vologeſes haͤtten moͤgen beruͤcken und aus dem Felde ſchlagen. Er hingegen meldete ihnen des Haͤupt Heers Menge und Zuſtand an/ und wie ſie der Stad Perſepolis naheten/ ſagte er: Mich wundert nicht ein geringes/ wo Fuͤrſt Gobares Voͤl- ker mogen blieben ſeyn/ weil ich keinen davon auff meinem Ruͤkwege angetroffen/ da ſie doch dieſen Streich her auf meine Anordnung eingelegt wahren; und hat er ja keine Vol- macht/ ſeines gefallens ſie an andere oͤrter zufuͤhren; biß daher habe ich gewaͤhnet/ meine Herren wuͤrden ſie zum Entſaz abgefodert haben. Ladiſla erſchrak der Rede hoͤchlich/ und ſagte; laſſet uns der Stad zueilen/ dann dieſes gehet nimmermehr recht zu/ und wen- de Gott gnaͤdig ab/ daß Gobares nicht gar zum Schelm und Verraͤhter worden ſey/ wie ſeine Voͤlker/ die wir mit uns gefuͤhret/ in dem ſie teils nicht fechten wollen/ teils auff uns zuge- a iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/11>, abgerufen am 28.03.2024.