Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
nicht zu viel rühmen/ noch mit unwarheit mich vertähtigen. Mit unwarheit? sagte Libus-
sa; ja wans die Noht erfoderte tähte ichs ausser zweiffel/ und redete auff einandermahl die
Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und schämete sich Libussa/ dz
in seiner Gegenwart sie die Fürstin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf-
stund/ sondern ehe sie ihn zu Worten kommen ließ/ sagte sie zu ihm: Mein trauten Schaz/
jezt sitze ich auff meiner Trösterinnen Schosse/ die mir auff solche Weise manniche Träh-
nen abgewischet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnützen
Trösterin/ sagte Libussa; Gott Lob und Dank/ daß der Tröster selbst zu gegen ist. Herkules
umbfing sein liebstes Gemahl/ fragte wie sie unter den Zelten zwischen so lieben und an-
muhtigen Freundinnen geruhet hätte/ und sagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein
liebstes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr seid gesonnen/ sie mir noch künftige
Nacht zuzuführen/ es währe dann/ daß meine Freundin Libussa zum Gobares würde. Hier-
aus vernahmen sie/ daß er ihre Reden draussen angehöret hatte/ worüber diese sich schäme-
te/ daß sie unter dem ganzen Angesicht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht
Euphrosyne ihr den Außgang verwähret hätte; dessen aber die Fürstin von Herzen lache-
te/ und zu ihr sagte: Sihe da du Plaudermaz/ da bistu einmahl redlich angelauffen; doch/
ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben ist/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen
Goldes drumb geben/ daß ein solcher Gobares/ wie du bist/ mein Rauber gewest währe.
Ein so angenehmer Gobares zu seyn/ habe ich auch nur gewünschet/ sagte Libussa/ hoffe
demnach mein Gn. Fürst werde mir meine Unvernunft gnädig verzeihen; ich erbiete mich
aber/ daß neben meiner Schwester Euphrosynen/ euer Gn. wir das allerschönste Fräulein
der Welt diesen Abend zuführen wollen. Daß soltu wol lassen/ sagte die Fürstin/ oder ich
würde mich an demselben Fräulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete sie/ ists dann
kein Fräulein/ so sols doch die allerschönste Fürstin der ganzen Welt seyn; und hat schon
diese Nacht mich nichts so sehr geirret/ als daß mein Gn. Fürst nicht hat sollen meine stelle
bekleiden. Daß sagestu sonst nirgends umb/ antwortete die Fürstin/ als daß ich dich wieder
deinen Willen diese Nacht/ von deinem Leches abgehalten habe. Hat eure Gn. diesen Weis-
sager-Geist zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? sagte Libussa; weil ich aber mit mei-
ner Schwester Euphrosynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zubestellen habe/ wollen ih-
re Durchll. beyderseits unsern Abtrit nicht verargen; womit sie davon gingen. Herkules
erkennete ihre Höfligkeit/ näherte sich zu seinem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange-
ne aus dem Sinne zu schlagen/ nachdem der boßhafte Mensch seine Straffe empfang en
hätte. Sie versprach ein solches zu tuhn/ klagete doch mit Trähnen/ wie der gottlose Mensch
seine ehebrecherische Augen an ihr geweidet/ da er stets neben ihr hergeritten/ und mit vie-
len bewäglichen Worten sie zu seiner Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Pusch/ da die
Sänfte stehen blieben/ erreichet/ und schon etlichen befohlen hatte/ sie loß zumachen/ und ge-
bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ sagte sie/ kam mir dazu-
mahl augenscheinlich zu hülffe; dann es erhub sich ein Geschrey/ es liesse sich ein Krigs-
Volk sehen/ von denen man nicht wüste/ ob sie Freund oder Feind währen. Ich sahe dem
Buben es eigen an/ daß ihm das Gewissen gerühret ward/ weil vor schrecken alle lebendige
Farbe ihm unter dem Gesichte verging; Er ließ auch meine Sänfte alsbald rings umb-

her

Fuͤnftes Buch.
nicht zu viel ruͤhmen/ noch mit unwarheit mich vertaͤhtigen. Mit unwarheit? ſagte Libuſ-
ſa; ja wans die Noht erfoderte taͤhte ichs auſſer zweiffel/ und redete auff einandermahl die
Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und ſchaͤmete ſich Libuſſa/ dz
in ſeiner Gegenwart ſie die Fürſtin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf-
ſtund/ ſondern ehe ſie ihn zu Worten kommen ließ/ ſagte ſie zu ihm: Mein trauten Schaz/
jezt ſitze ich auff meiner Troͤſterinnen Schoſſe/ die mir auff ſolche Weiſe manniche Traͤh-
nen abgewiſchet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnuͤtzen
Troͤſterin/ ſagte Libuſſa; Gott Lob und Dank/ daß der Troͤſter ſelbſt zu gegen iſt. Herkules
umbfing ſein liebſtes Gemahl/ fragte wie ſie unter den Zelten zwiſchen ſo lieben und an-
muhtigen Freundinnen geruhet haͤtte/ und ſagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein
liebſtes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr ſeid geſonnen/ ſie mir noch kuͤnftige
Nacht zuzufuͤhren/ es waͤhre dañ/ daß meine Freundin Libuſſa zum Gobares wuͤrde. Hier-
aus vernahmen ſie/ daß er ihre Reden drauſſen angehoͤret hatte/ woruͤber dieſe ſich ſchaͤme-
te/ daß ſie unter dem ganzen Angeſicht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht
Euphroſyne ihr den Außgang verwaͤhret haͤtte; deſſen aber die Fuͤrſtin von Herzen lache-
te/ und zu ihr ſagte: Sihe da du Plaudermaz/ da biſtu einmahl redlich angelauffen; doch/
ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben iſt/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen
Goldes drumb geben/ daß ein ſolcher Gobares/ wie du biſt/ mein Rauber geweſt waͤhre.
Ein ſo angenehmer Gobares zu ſeyn/ habe ich auch nur gewuͤnſchet/ ſagte Libuſſa/ hoffe
demnach mein Gn. Fuͤrſt werde mir meine Unvernunft gnaͤdig verzeihen; ich erbiete mich
aber/ daß neben meiner Schweſter Euphroſynen/ euer Gn. wir das allerſchoͤnſte Fraͤulein
der Welt dieſen Abend zuführen wollen. Daß ſoltu wol laſſen/ ſagte die Fuͤrſtin/ oder ich
wuͤrde mich an demſelben Fraͤulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete ſie/ iſts dann
kein Fraͤulein/ ſo ſols doch die allerſchoͤnſte Fuͤrſtin der ganzen Welt ſeyn; und hat ſchon
dieſe Nacht mich nichts ſo ſehr geirret/ als daß mein Gn. Fuͤrſt nicht hat ſollen meine ſtelle
bekleiden. Daß ſageſtu ſonſt nirgends umb/ antwortete die Fürſtin/ als daß ich dich wiedeꝛ
deinen Willen dieſe Nacht/ von deinem Leches abgehaltẽ habe. Hat eure Gn. dieſen Weiſ-
ſager-Geiſt zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? ſagte Libuſſa; weil ich aber mit mei-
ner Schweſter Euphroſynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zubeſtellen habe/ wollen ih-
re Durchll. beyderſeits unſern Abtrit nicht verargen; womit ſie davon gingen. Herkules
erkennete ihre Hoͤfligkeit/ naͤherte ſich zu ſeinem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange-
ne aus dem Sinne zu ſchlagen/ nachdem der boßhafte Menſch ſeine Straffe empfang en
haͤtte. Sie verſprach ein ſolches zu tuhn/ klagete doch mit Traͤhnẽ/ wie der gottloſe Menſch
ſeine ehebrecheriſche Augen an ihr geweidet/ da er ſtets neben ihr hergeritten/ und mit vie-
len bewaͤglichen Worten ſie zu ſeiner Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Puſch/ da die
Saͤnfte ſtehen blieben/ erreichet/ und ſchon etlichen befohlen hatte/ ſie loß zumachen/ uñ ge-
bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ ſagte ſie/ kam mir dazu-
mahl augenſcheinlich zu huͤlffe; dann es erhub ſich ein Geſchrey/ es lieſſe ſich ein Krigs-
Volk ſehen/ von denen man nicht wuͤſte/ ob ſie Freund oder Feind waͤhren. Ich ſahe dem
Buben es eigen an/ daß ihm das Gewiſſen geruͤhret ward/ weil vor ſchrecken alle lebendige
Farbe ihm unter dem Geſichte verging; Er ließ auch meine Saͤnfte alsbald rings umb-

her
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
nicht zu viel ru&#x0364;hmen/ noch mit unwarheit mich verta&#x0364;htigen. Mit unwarheit? &#x017F;agte Libu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;a; ja wans die Noht erfoderte ta&#x0364;hte ichs au&#x017F;&#x017F;er zweiffel/ und redete auff einandermahl die<lb/>
Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und &#x017F;cha&#x0364;mete &#x017F;ich Libu&#x017F;&#x017F;a/ dz<lb/>
in &#x017F;einer Gegenwart &#x017F;ie die Für&#x017F;tin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf-<lb/>
&#x017F;tund/ &#x017F;ondern ehe &#x017F;ie ihn zu Worten kommen ließ/ &#x017F;agte &#x017F;ie zu ihm: Mein trauten Schaz/<lb/>
jezt &#x017F;itze ich auff meiner Tro&#x0364;&#x017F;terinnen Scho&#x017F;&#x017F;e/ die mir auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e manniche Tra&#x0364;h-<lb/>
nen abgewi&#x017F;chet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnu&#x0364;tzen<lb/>
Tro&#x0364;&#x017F;terin/ &#x017F;agte Libu&#x017F;&#x017F;a; Gott Lob und Dank/ daß der Tro&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t zu gegen i&#x017F;t. Herkules<lb/>
umbfing &#x017F;ein lieb&#x017F;tes Gemahl/ fragte wie &#x017F;ie unter den Zelten zwi&#x017F;chen &#x017F;o lieben und an-<lb/>
muhtigen Freundinnen geruhet ha&#x0364;tte/ und &#x017F;agte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein<lb/>
lieb&#x017F;tes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr &#x017F;eid ge&#x017F;onnen/ &#x017F;ie mir noch ku&#x0364;nftige<lb/>
Nacht zuzufu&#x0364;hren/ es wa&#x0364;hre dan&#x0303;/ daß meine Freundin Libu&#x017F;&#x017F;a zum Gobares wu&#x0364;rde. Hier-<lb/>
aus vernahmen &#x017F;ie/ daß er ihre Reden drau&#x017F;&#x017F;en angeho&#x0364;ret hatte/ woru&#x0364;ber die&#x017F;e &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;me-<lb/>
te/ daß &#x017F;ie unter dem ganzen Ange&#x017F;icht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht<lb/>
Euphro&#x017F;yne ihr den Außgang verwa&#x0364;hret ha&#x0364;tte; de&#x017F;&#x017F;en aber die Fu&#x0364;r&#x017F;tin von Herzen lache-<lb/>
te/ und zu ihr &#x017F;agte: Sihe da du Plaudermaz/ da bi&#x017F;tu einmahl redlich angelauffen; doch/<lb/>
ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben i&#x017F;t/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen<lb/>
Goldes drumb geben/ daß ein &#x017F;olcher Gobares/ wie du bi&#x017F;t/ mein Rauber gewe&#x017F;t wa&#x0364;hre.<lb/>
Ein &#x017F;o angenehmer Gobares zu &#x017F;eyn/ habe ich auch nur gewu&#x0364;n&#x017F;chet/ &#x017F;agte Libu&#x017F;&#x017F;a/ hoffe<lb/>
demnach mein Gn. Fu&#x0364;r&#x017F;t werde mir meine Unvernunft gna&#x0364;dig verzeihen; ich erbiete mich<lb/>
aber/ daß neben meiner Schwe&#x017F;ter Euphro&#x017F;ynen/ euer Gn. wir das aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Fra&#x0364;ulein<lb/>
der Welt die&#x017F;en Abend zuführen wollen. Daß &#x017F;oltu wol la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;agte die Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ oder ich<lb/>
wu&#x0364;rde mich an dem&#x017F;elben Fra&#x0364;ulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete &#x017F;ie/ i&#x017F;ts dann<lb/>
kein Fra&#x0364;ulein/ &#x017F;o &#x017F;ols doch die aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Fu&#x0364;r&#x017F;tin der ganzen Welt &#x017F;eyn; und hat &#x017F;chon<lb/>
die&#x017F;e Nacht mich nichts &#x017F;o &#x017F;ehr geirret/ als daß mein Gn. Fu&#x0364;r&#x017F;t nicht hat &#x017F;ollen meine &#x017F;telle<lb/>
bekleiden. Daß &#x017F;age&#x017F;tu &#x017F;on&#x017F;t nirgends umb/ antwortete die Für&#x017F;tin/ als daß ich dich wiede&#xA75B;<lb/>
deinen Willen die&#x017F;e Nacht/ von deinem Leches abgehalte&#x0303; habe. Hat eure Gn. die&#x017F;en Wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ager-Gei&#x017F;t zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? &#x017F;agte Libu&#x017F;&#x017F;a; weil ich aber mit mei-<lb/>
ner Schwe&#x017F;ter Euphro&#x017F;ynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zube&#x017F;tellen habe/ wollen ih-<lb/>
re Durchll. beyder&#x017F;eits un&#x017F;ern Abtrit nicht verargen; womit &#x017F;ie davon gingen. Herkules<lb/>
erkennete ihre Ho&#x0364;fligkeit/ na&#x0364;herte &#x017F;ich zu &#x017F;einem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange-<lb/>
ne aus dem Sinne zu &#x017F;chlagen/ nachdem der boßhafte Men&#x017F;ch &#x017F;eine Straffe empfang en<lb/>
ha&#x0364;tte. Sie ver&#x017F;prach ein &#x017F;olches zu tuhn/ klagete doch mit Tra&#x0364;hne&#x0303;/ wie der gottlo&#x017F;e Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eine ehebrecheri&#x017F;che Augen an ihr geweidet/ da er &#x017F;tets neben ihr hergeritten/ und mit vie-<lb/>
len bewa&#x0364;glichen Worten &#x017F;ie zu &#x017F;einer Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Pu&#x017F;ch/ da die<lb/>
Sa&#x0364;nfte &#x017F;tehen blieben/ erreichet/ und &#x017F;chon etlichen befohlen hatte/ &#x017F;ie loß zumachen/ un&#x0303; ge-<lb/>
bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ kam mir dazu-<lb/>
mahl augen&#x017F;cheinlich zu hu&#x0364;lffe; dann es erhub &#x017F;ich ein Ge&#x017F;chrey/ es lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich ein Krigs-<lb/>
Volk &#x017F;ehen/ von denen man nicht wu&#x0364;&#x017F;te/ ob &#x017F;ie Freund oder Feind wa&#x0364;hren. Ich &#x017F;ahe dem<lb/>
Buben es eigen an/ daß ihm das Gewi&#x017F;&#x017F;en geru&#x0364;hret ward/ weil vor &#x017F;chrecken alle lebendige<lb/>
Farbe ihm unter dem Ge&#x017F;ichte verging; Er ließ auch meine Sa&#x0364;nfte alsbald rings umb-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">her</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0026] Fuͤnftes Buch. nicht zu viel ruͤhmen/ noch mit unwarheit mich vertaͤhtigen. Mit unwarheit? ſagte Libuſ- ſa; ja wans die Noht erfoderte taͤhte ichs auſſer zweiffel/ und redete auff einandermahl die Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und ſchaͤmete ſich Libuſſa/ dz in ſeiner Gegenwart ſie die Fürſtin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf- ſtund/ ſondern ehe ſie ihn zu Worten kommen ließ/ ſagte ſie zu ihm: Mein trauten Schaz/ jezt ſitze ich auff meiner Troͤſterinnen Schoſſe/ die mir auff ſolche Weiſe manniche Traͤh- nen abgewiſchet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnuͤtzen Troͤſterin/ ſagte Libuſſa; Gott Lob und Dank/ daß der Troͤſter ſelbſt zu gegen iſt. Herkules umbfing ſein liebſtes Gemahl/ fragte wie ſie unter den Zelten zwiſchen ſo lieben und an- muhtigen Freundinnen geruhet haͤtte/ und ſagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein liebſtes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr ſeid geſonnen/ ſie mir noch kuͤnftige Nacht zuzufuͤhren/ es waͤhre dañ/ daß meine Freundin Libuſſa zum Gobares wuͤrde. Hier- aus vernahmen ſie/ daß er ihre Reden drauſſen angehoͤret hatte/ woruͤber dieſe ſich ſchaͤme- te/ daß ſie unter dem ganzen Angeſicht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht Euphroſyne ihr den Außgang verwaͤhret haͤtte; deſſen aber die Fuͤrſtin von Herzen lache- te/ und zu ihr ſagte: Sihe da du Plaudermaz/ da biſtu einmahl redlich angelauffen; doch/ ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben iſt/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen Goldes drumb geben/ daß ein ſolcher Gobares/ wie du biſt/ mein Rauber geweſt waͤhre. Ein ſo angenehmer Gobares zu ſeyn/ habe ich auch nur gewuͤnſchet/ ſagte Libuſſa/ hoffe demnach mein Gn. Fuͤrſt werde mir meine Unvernunft gnaͤdig verzeihen; ich erbiete mich aber/ daß neben meiner Schweſter Euphroſynen/ euer Gn. wir das allerſchoͤnſte Fraͤulein der Welt dieſen Abend zuführen wollen. Daß ſoltu wol laſſen/ ſagte die Fuͤrſtin/ oder ich wuͤrde mich an demſelben Fraͤulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete ſie/ iſts dann kein Fraͤulein/ ſo ſols doch die allerſchoͤnſte Fuͤrſtin der ganzen Welt ſeyn; und hat ſchon dieſe Nacht mich nichts ſo ſehr geirret/ als daß mein Gn. Fuͤrſt nicht hat ſollen meine ſtelle bekleiden. Daß ſageſtu ſonſt nirgends umb/ antwortete die Fürſtin/ als daß ich dich wiedeꝛ deinen Willen dieſe Nacht/ von deinem Leches abgehaltẽ habe. Hat eure Gn. dieſen Weiſ- ſager-Geiſt zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? ſagte Libuſſa; weil ich aber mit mei- ner Schweſter Euphroſynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zubeſtellen habe/ wollen ih- re Durchll. beyderſeits unſern Abtrit nicht verargen; womit ſie davon gingen. Herkules erkennete ihre Hoͤfligkeit/ naͤherte ſich zu ſeinem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange- ne aus dem Sinne zu ſchlagen/ nachdem der boßhafte Menſch ſeine Straffe empfang en haͤtte. Sie verſprach ein ſolches zu tuhn/ klagete doch mit Traͤhnẽ/ wie der gottloſe Menſch ſeine ehebrecheriſche Augen an ihr geweidet/ da er ſtets neben ihr hergeritten/ und mit vie- len bewaͤglichen Worten ſie zu ſeiner Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Puſch/ da die Saͤnfte ſtehen blieben/ erreichet/ und ſchon etlichen befohlen hatte/ ſie loß zumachen/ uñ ge- bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ ſagte ſie/ kam mir dazu- mahl augenſcheinlich zu huͤlffe; dann es erhub ſich ein Geſchrey/ es lieſſe ſich ein Krigs- Volk ſehen/ von denen man nicht wuͤſte/ ob ſie Freund oder Feind waͤhren. Ich ſahe dem Buben es eigen an/ daß ihm das Gewiſſen geruͤhret ward/ weil vor ſchrecken alle lebendige Farbe ihm unter dem Geſichte verging; Er ließ auch meine Saͤnfte alsbald rings umb- her

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/26
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/26>, abgerufen am 19.04.2024.