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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Lacroix. Man nennt uns Spitzbuben und (sich zu den
Ohren Danton's neigend)
es ist, unter uns gesagt, so halbwegs
was Wahres daran. Robespierre und das Volk werden
tugendhaft sein, St. Just wird einen Roman schreiben, und
Barrere wird eine Carmagnole schneidern und dem Convent
das Blutmäntelchen umhängen und -- ich sehe Alles.
Danton. Du träumst. Sie hatten nie Muth ohne mich,
sie werden keinen gegen mich haben; die Revolution ist noch
nicht fertig, sie könnten mich noch nöthig haben, sie werden
mich im Arsenal aufheben.
Lacroix. Wir müssen handeln.
Danton. Das wird sich finden.
Lacroix. Es wird sich finden, wenn wir verloren sind.
Marion (zu Danton). Deine Lippen sind kalt geworden,
deine Worte haben deine Küsse erstickt.
Danton (zu Marion). So viel Zeit zu verlieren! das
war der Mühe werth! (zu Lacroix) Morgen geh' ich zu Robes-
pierre, ich werde ihn ärgern, da kann er nicht schweigen.
Morgen also! Gute Nacht, meine Freunde, gute Nacht, ich
danke euch.
Lacroix. Packt euch, meine guten Freunde, packt euch!
Gute Nacht, Danton, die Schenkel der Demoiselle guillo-
tiniren dich, der mons Veneris wird dein tarpejischer Fels.


Ein Zimmer.
Robespierre. Danton. Paris.
Robespierre. Ich sage dir, wer mir in den Arm fällt,
wenn ich das Schwert ziehe, ist mein Feind, -- seine Absicht
Lacroix. Man nennt uns Spitzbuben und (ſich zu den
Ohren Danton's neigend)
es iſt, unter uns geſagt, ſo halbwegs
was Wahres daran. Robespierre und das Volk werden
tugendhaft ſein, St. Juſt wird einen Roman ſchreiben, und
Barrère wird eine Carmagnole ſchneidern und dem Convent
das Blutmäntelchen umhängen und — ich ſehe Alles.
Danton. Du träumſt. Sie hatten nie Muth ohne mich,
ſie werden keinen gegen mich haben; die Revolution iſt noch
nicht fertig, ſie könnten mich noch nöthig haben, ſie werden
mich im Arſenal aufheben.
Lacroix. Wir müſſen handeln.
Danton. Das wird ſich finden.
Lacroix. Es wird ſich finden, wenn wir verloren ſind.
Marion (zu Danton). Deine Lippen ſind kalt geworden,
deine Worte haben deine Küſſe erſtickt.
Danton (zu Marion). So viel Zeit zu verlieren! das
war der Mühe werth! (zu Lacroix) Morgen geh' ich zu Robes-
pierre, ich werde ihn ärgern, da kann er nicht ſchweigen.
Morgen alſo! Gute Nacht, meine Freunde, gute Nacht, ich
danke euch.
Lacroix. Packt euch, meine guten Freunde, packt euch!
Gute Nacht, Danton, die Schenkel der Demoiſelle guillo-
tiniren dich, der mons Veneris wird dein tarpejiſcher Fels.


Ein Zimmer.
Robespierre. Danton. Paris.
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[29/0225] Lacroix. Man nennt uns Spitzbuben und (ſich zu den Ohren Danton's neigend) es iſt, unter uns geſagt, ſo halbwegs was Wahres daran. Robespierre und das Volk werden tugendhaft ſein, St. Juſt wird einen Roman ſchreiben, und Barrère wird eine Carmagnole ſchneidern und dem Convent das Blutmäntelchen umhängen und — ich ſehe Alles. Danton. Du träumſt. Sie hatten nie Muth ohne mich, ſie werden keinen gegen mich haben; die Revolution iſt noch nicht fertig, ſie könnten mich noch nöthig haben, ſie werden mich im Arſenal aufheben. Lacroix. Wir müſſen handeln. Danton. Das wird ſich finden. Lacroix. Es wird ſich finden, wenn wir verloren ſind. Marion (zu Danton). Deine Lippen ſind kalt geworden, deine Worte haben deine Küſſe erſtickt. Danton (zu Marion). So viel Zeit zu verlieren! das war der Mühe werth! (zu Lacroix) Morgen geh' ich zu Robes- pierre, ich werde ihn ärgern, da kann er nicht ſchweigen. Morgen alſo! Gute Nacht, meine Freunde, gute Nacht, ich danke euch. Lacroix. Packt euch, meine guten Freunde, packt euch! Gute Nacht, Danton, die Schenkel der Demoiſelle guillo- tiniren dich, der mons Veneris wird dein tarpejiſcher Fels. Ein Zimmer. Robespierre. Danton. Paris. Robespierre. Ich ſage dir, wer mir in den Arm fällt, wenn ich das Schwert ziehe, iſt mein Feind, — ſeine Abſicht

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/225>, abgerufen am 29.03.2024.