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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

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Lenore.

Im Winter 1773.

Lenore fuhr um's Morgenrot
Empor aus schweren Träumen:
"Bist untreu, Wilhelm, oder todt?
Wie lange wilst du säumen?" --
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben:
Ob er gesund geblieben.
Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sin,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmükt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.

Und
F
Lenore.

Im Winter 1773.

Lenore fuhr um’s Morgenrot
Empor aus ſchweren Traͤumen:
„Biſt untreu, Wilhelm, oder todt?
Wie lange wilſt du ſaͤumen?„ —
Er war mit Koͤnig Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geſchrieben:
Ob er geſund geblieben.
Der Koͤnig und die Kaiſerin,
Des langen Haders muͤde,
Erweichten ihren harten Sin,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenſchlag und Kling und Klang,
Geſchmuͤkt mit gruͤnen Reiſern,
Zog heim zu ſeinen Haͤuſern.

Und
F
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[81/0150] Lenore. Im Winter 1773. Lenore fuhr um’s Morgenrot Empor aus ſchweren Traͤumen: „Biſt untreu, Wilhelm, oder todt? Wie lange wilſt du ſaͤumen?„ — Er war mit Koͤnig Friedrichs Macht Gezogen in die Prager Schlacht, Und hatte nicht geſchrieben: Ob er geſund geblieben. Der Koͤnig und die Kaiſerin, Des langen Haders muͤde, Erweichten ihren harten Sin, Und machten endlich Friede; Und jedes Heer, mit Sing und Sang, Mit Paukenſchlag und Kling und Klang, Geſchmuͤkt mit gruͤnen Reiſern, Zog heim zu ſeinen Haͤuſern. Und F

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Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/150>, abgerufen am 19.04.2024.