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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Zweyter Theil.
§ 282.

Ihre Quelle ist also die Betrachtung und Zergliederung
des kranken oder krank gewesenen menschlichen Körpers, ver-
bunden mit den Kenntnissen der Anatomie und der speciellen
Krankheitslehre.

§ 283.

Da die durch den Gesichtssinn wahrnehmbaren und
bleibenden Eigenschaften des menschlichen Körpers, welche
sich also auf seine Form beziehen, die ersten Zeichen zu Er-
kenntniß aller Krankheiten abgeben: so wird die pathologi-
sche Anatomie der gesammten Heilkunst unentbehrlich.

§ 284.

Dadurch ferner, daß sie die Veränderungen der Form
nicht nur beschreibt, sondern auch ihre Geschichte entwickelt,
und die damit verbundenen Erscheinungen der übrigen Orga-
ne erklärt, setzt sie die Heilkunst in den Stand, die krank-
hafte Form in dem Innern des Organismus zu entdecken.
Auch verbreitet sie in vielen Fällen Licht über die Anatomie
und Physiologie.

§ 285.

Ganz besonders unentbehrlich ist sie aber für die Hand-
arzneykunst (daher sie auch chirurgische Anatomie genennt
wird) und für die Entbindungskunst, weil die krankhaft
veräuderte Form des menschlichen Körpers den eigentlichen
Gegenstand dieser Zweige der Heilkunst ausmacht.




Zwey-
Zweyter Theil.
§ 282.

Ihre Quelle iſt alſo die Betrachtung und Zergliederung
des kranken oder krank geweſenen menſchlichen Koͤrpers, ver-
bunden mit den Kenntniſſen der Anatomie und der ſpeciellen
Krankheitslehre.

§ 283.

Da die durch den Geſichtsſinn wahrnehmbaren und
bleibenden Eigenſchaften des menſchlichen Koͤrpers, welche
ſich alſo auf ſeine Form beziehen, die erſten Zeichen zu Er-
kenntniß aller Krankheiten abgeben: ſo wird die pathologi-
ſche Anatomie der geſammten Heilkunſt unentbehrlich.

§ 284.

Dadurch ferner, daß ſie die Veraͤnderungen der Form
nicht nur beſchreibt, ſondern auch ihre Geſchichte entwickelt,
und die damit verbundenen Erſcheinungen der uͤbrigen Orga-
ne erklaͤrt, ſetzt ſie die Heilkunſt in den Stand, die krank-
hafte Form in dem Innern des Organismus zu entdecken.
Auch verbreitet ſie in vielen Faͤllen Licht uͤber die Anatomie
und Phyſiologie.

§ 285.

Ganz beſonders unentbehrlich iſt ſie aber fuͤr die Hand-
arzneykunſt (daher ſie auch chirurgiſche Anatomie genennt
wird) und fuͤr die Entbindungskunſt, weil die krankhaft
veraͤuderte Form des menſchlichen Koͤrpers den eigentlichen
Gegenſtand dieſer Zweige der Heilkunſt ausmacht.




Zwey-
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[86/0104] Zweyter Theil. § 282. Ihre Quelle iſt alſo die Betrachtung und Zergliederung des kranken oder krank geweſenen menſchlichen Koͤrpers, ver- bunden mit den Kenntniſſen der Anatomie und der ſpeciellen Krankheitslehre. § 283. Da die durch den Geſichtsſinn wahrnehmbaren und bleibenden Eigenſchaften des menſchlichen Koͤrpers, welche ſich alſo auf ſeine Form beziehen, die erſten Zeichen zu Er- kenntniß aller Krankheiten abgeben: ſo wird die pathologi- ſche Anatomie der geſammten Heilkunſt unentbehrlich. § 284. Dadurch ferner, daß ſie die Veraͤnderungen der Form nicht nur beſchreibt, ſondern auch ihre Geſchichte entwickelt, und die damit verbundenen Erſcheinungen der uͤbrigen Orga- ne erklaͤrt, ſetzt ſie die Heilkunſt in den Stand, die krank- hafte Form in dem Innern des Organismus zu entdecken. Auch verbreitet ſie in vielen Faͤllen Licht uͤber die Anatomie und Phyſiologie. § 285. Ganz beſonders unentbehrlich iſt ſie aber fuͤr die Hand- arzneykunſt (daher ſie auch chirurgiſche Anatomie genennt wird) und fuͤr die Entbindungskunſt, weil die krankhaft veraͤuderte Form des menſchlichen Koͤrpers den eigentlichen Gegenſtand dieſer Zweige der Heilkunſt ausmacht. Zwey-

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/104>, abgerufen am 23.04.2024.