Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Beutelschneider/ oder
an/ als wann er ein spatziergang an Galgen würde
thun müssen: Aber als man jhn eben examiniret
sihe/ da kamen noch zwo newe Klag wider jhn ein:
Dann ein altes Weib/ welches inn der Vorstatt
Montmarte wohnet/ klaget jhn an er hette jhren
Mann erschlagen vnd hernacher in eine Steinkau-
ten begraben: Ein anderer von Gentilli klagt jn an/
er hette auff ein zeit mit 6. starcken Bettlern jm sein
Hauß beraubet: Lucidas wuste nicht wz er hierauff
solte antworten: dann er kundte die Zeugen nit ver-
werffen/ derwegen weil er zum Galgen verordnet
war/ daß er bey dem Mond solte der Schaff hüten
vnd für einen Butzenmann an den Galgen Mont-
faucon dienen/ wurde er endlich auff das Rath ge-
leget/ da er dann lernete erkennen/ daß deß Glücks
wirckung gar vngleich seyn: Dann die jenige/ wel-
che das glück oben auf sein Rad setzet/ sein die glück-
seligsten: Er aber war oben auff das Rad geleget/
vnnd war der vnglückseligste Mensch auff Erden.
Sehet das ist der letzte Actus/ vnnd das trawrig
Spiel/ welches endlich die jenigen spielen müssen/
welche deß Himmels vnd der Erden spotten/ wel-
che der Tugendt gute nacht sagen vnnd sich in das
verdambliche Bubenleben ergeben.


Das III. Capitel.

Von einer wunderseltzamen vnverschämbkeit
zweyer Dieben vnd Rauber.

FElix, quem faciunt aliena pericula Cautum,
sagt das sprichwort. Das ist/ selig ist der jenige/

welcher

Beutelſchneider/ oder
an/ als wann er ein ſpatziergang an Galgen wuͤrde
thun muͤſſen: Aber als man jhn eben examiniret
ſihe/ da kamen noch zwo newe Klag wider jhn ein:
Dann ein altes Weib/ welches inn der Vorſtatt
Montmarte wohnet/ klaget jhn an er hette jhren
Mann erſchlagen vnd hernacher in eine Steinkau-
ten begraben: Ein anderer von Gentilli klagt jn an/
er hette auff ein zeit mit 6. ſtarcken Bettlern jm ſein
Hauß beraubet: Lucidas wuſte nicht wz er hierauff
ſolte antworten: dann er kundte die Zeugen nit ver-
werffen/ derwegen weil er zum Galgen verordnet
war/ daß er bey dem Mond ſolte der Schaff huͤten
vnd fuͤr einen Butzenmann an den Galgen Mont-
faucon dienen/ wurde er endlich auff das Rath ge-
leget/ da er dann lernete erkennen/ daß deß Gluͤcks
wirckung gar vngleich ſeyn: Dann die jenige/ wel-
che das gluͤck oben auf ſein Rad ſetzet/ ſein die gluͤck-
ſeligſten: Er aber war oben auff das Rad geleget/
vnnd war der vngluͤckſeligſte Menſch auff Erden.
Sehet das iſt der letzte Actus/ vnnd das trawrig
Spiel/ welches endlich die jenigen ſpielen muͤſſen/
welche deß Himmels vnd der Erden ſpotten/ wel-
che der Tugendt gute nacht ſagen vnnd ſich in das
verdambliche Bubenleben ergeben.


Das III. Capitel.

Von einer wunderſeltzamen vnverſchaͤmbkeit
zweyer Dieben vnd Rauber.

FElix, quem faciunt aliena pericula Cautum,
ſagt das ſprichwort. Das iſt/ ſelig iſt der jenige/

welcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0028" n="18"/><fw place="top" type="header">Beutel&#x017F;chneider/ oder</fw><lb/>
an/ als wann er ein &#x017F;patziergang an Galgen wu&#x0364;rde<lb/>
thun mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Aber als man jhn eben examiniret<lb/>
&#x017F;ihe/ da kamen noch zwo newe Klag wider jhn ein:<lb/>
Dann ein altes Weib/ welches inn der Vor&#x017F;tatt<lb/>
Montmarte wohnet/ klaget jhn an er hette jhren<lb/>
Mann er&#x017F;chlagen vnd hernacher in eine Steinkau-<lb/>
ten begraben: Ein anderer von Gentilli klagt jn an/<lb/>
er hette auff ein zeit mit 6. &#x017F;tarcken Bettlern jm &#x017F;ein<lb/>
Hauß beraubet: Lucidas wu&#x017F;te nicht wz er hierauff<lb/>
&#x017F;olte antworten: dann er kundte die Zeugen nit ver-<lb/>
werffen/ derwegen weil er zum Galgen verordnet<lb/>
war/ daß er bey dem Mond &#x017F;olte der Schaff hu&#x0364;ten<lb/>
vnd fu&#x0364;r einen Butzenmann an den Galgen Mont-<lb/>
faucon dienen/ wurde er endlich auff das Rath ge-<lb/>
leget/ da er dann lernete erkennen/ daß deß Glu&#x0364;cks<lb/>
wirckung gar vngleich &#x017F;eyn<hi rendition="#i">:</hi> Dann die jenige/ wel-<lb/>
che das glu&#x0364;ck oben auf &#x017F;ein Rad &#x017F;etzet/ &#x017F;ein die glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;elig&#x017F;ten: Er aber war oben auff das Rad geleget/<lb/>
vnnd war der vnglu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;te Men&#x017F;ch auff Erden.<lb/>
Sehet das i&#x017F;t der letzte Actus/ vnnd das trawrig<lb/>
Spiel/ welches endlich die jenigen &#x017F;pielen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
welche deß Himmels vnd der Erden &#x017F;potten/ wel-<lb/>
che der Tugendt gute nacht &#x017F;agen vnnd &#x017F;ich in das<lb/>
verdambliche Bubenleben ergeben.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Von einer wunder&#x017F;eltzamen vnver&#x017F;cha&#x0364;mbkeit<lb/><hi rendition="#et">zweyer Dieben vnd Rauber.</hi></p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">F</hi>Elix, quem faciunt aliena pericula Cautum,</hi><lb/>
&#x017F;agt das &#x017F;prichwort. Das i&#x017F;t/ &#x017F;elig i&#x017F;t der jenige/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welcher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] Beutelſchneider/ oder an/ als wann er ein ſpatziergang an Galgen wuͤrde thun muͤſſen: Aber als man jhn eben examiniret ſihe/ da kamen noch zwo newe Klag wider jhn ein: Dann ein altes Weib/ welches inn der Vorſtatt Montmarte wohnet/ klaget jhn an er hette jhren Mann erſchlagen vnd hernacher in eine Steinkau- ten begraben: Ein anderer von Gentilli klagt jn an/ er hette auff ein zeit mit 6. ſtarcken Bettlern jm ſein Hauß beraubet: Lucidas wuſte nicht wz er hierauff ſolte antworten: dann er kundte die Zeugen nit ver- werffen/ derwegen weil er zum Galgen verordnet war/ daß er bey dem Mond ſolte der Schaff huͤten vnd fuͤr einen Butzenmann an den Galgen Mont- faucon dienen/ wurde er endlich auff das Rath ge- leget/ da er dann lernete erkennen/ daß deß Gluͤcks wirckung gar vngleich ſeyn: Dann die jenige/ wel- che das gluͤck oben auf ſein Rad ſetzet/ ſein die gluͤck- ſeligſten: Er aber war oben auff das Rad geleget/ vnnd war der vngluͤckſeligſte Menſch auff Erden. Sehet das iſt der letzte Actus/ vnnd das trawrig Spiel/ welches endlich die jenigen ſpielen muͤſſen/ welche deß Himmels vnd der Erden ſpotten/ wel- che der Tugendt gute nacht ſagen vnnd ſich in das verdambliche Bubenleben ergeben. Das III. Capitel. Von einer wunderſeltzamen vnverſchaͤmbkeit zweyer Dieben vnd Rauber. FElix, quem faciunt aliena pericula Cautum, ſagt das ſprichwort. Das iſt/ ſelig iſt der jenige/ welcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/28
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/28>, abgerufen am 20.04.2024.