Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Das achte Stük
Die 5. Anmerkung.

Man bekomt also, denen gemachten Erfahrungen nach, um desto mehr rothe Glätt, ie kälter
man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel kälter, als wie in dem Sommer gehen;
So läst es sich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Glätt bekomt, als
wie in diesen.

Die 6. Anmerkung.

Fast alle Schmelzverständige kommen darinnen mit einander überein, daß man zwei löthige
Werke ohne Schaden nicht vertreiben könne. Es geschiehet inzwischen bei diesem Werk seit lan-
gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzrösten fallen (§. 35.), wirklich ver-
treibet. Man hält inzwischen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufglätt nicht
nur einen grosen Teil der Kosten, und des Bleiverbrandes bezahlet, sondern daß auch die Bleie viel
besser und annehmlicher würden, als wann man die Werke nur schlechterdings abseigern wolte.
Diese Verfahrungsart ist freilich schon alt, ia sie ist bei denen Meisten zur andern Natur worden.

§. 45.

Der Abzug, und die von dem Seigern fallende küpferiche Kräz wird gesamlet, und
in einem Frischofen, der mit schwerer Stübe zugemacht ist, noch einmal geschmolzen.
Man bedienet sich dabei der Verblasschlakken, die einen bessern Fluß machen, und noch
bleiisch sind, als eines Zuschlags, da dann von einem solchen Schmelzen küpferiche Blei-
steine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zugesezt werden.

§. 46.

Die ausgeseigerte Kupfer (§. 43.) sind noch mit vielen Unarten vermischt, sie hal-
ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch diese aus den Zwi-
schenräumger der Kupfer herausschwizzen mögen: So werden 28 bis 30 Centner in
einem gewöhnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr-
linge noch 11/2 Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten.

§. 47.

Die weise Glätt frischet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen,
der wie ein Frischofen beschaffen, und mit schwerer Stübe zugemacht ist, die aus 2 Tei-
len Leimen, und 1 Teil Köhllösch bestehet. Man gebraucht dabei gar keine Zuschläge,
weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von diesen Frischen fallen, wer-
den rein abgezogen und gereiniget, sodann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal
geseigert, worauf sie dann verkauft werden.

§. 48.

Die Unart, die so genante Kräzze, die von dem Frischen, dem Seigern und dem
Darren fället, enthält noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch diese Metalle
zugutgemacht werden müssen, die in der Kräz befindliche Bleie aber den gehörigen
Teil des Silbers nicht in sich fassen können, folglich noch viele Silber in den Werken

zurük
Das achte Stuͤk
Die 5. Anmerkung.

Man bekomt alſo, denen gemachten Erfahrungen nach, um deſto mehr rothe Glaͤtt, ie kaͤlter
man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel kaͤlter, als wie in dem Sommer gehen;
So laͤſt es ſich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Glaͤtt bekomt, als
wie in dieſen.

Die 6. Anmerkung.

Faſt alle Schmelzverſtaͤndige kommen darinnen mit einander uͤberein, daß man zwei loͤthige
Werke ohne Schaden nicht vertreiben koͤnne. Es geſchiehet inzwiſchen bei dieſem Werk ſeit lan-
gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzroͤſten fallen (§. 35.), wirklich ver-
treibet. Man haͤlt inzwiſchen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufglaͤtt nicht
nur einen groſen Teil der Koſten, und des Bleiverbrandes bezahlet, ſondern daß auch die Bleie viel
beſſer und annehmlicher wuͤrden, als wann man die Werke nur ſchlechterdings abſeigern wolte.
Dieſe Verfahrungsart iſt freilich ſchon alt, ia ſie iſt bei denen Meiſten zur andern Natur worden.

§. 45.

Der Abzug, und die von dem Seigern fallende kuͤpferiche Kraͤz wird geſamlet, und
in einem Friſchofen, der mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, noch einmal geſchmolzen.
Man bedienet ſich dabei der Verblasſchlakken, die einen beſſern Fluß machen, und noch
bleiiſch ſind, als eines Zuſchlags, da dann von einem ſolchen Schmelzen kuͤpferiche Blei-
ſteine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zugeſezt werden.

§. 46.

Die ausgeſeigerte Kupfer (§. 43.) ſind noch mit vielen Unarten vermiſcht, ſie hal-
ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch dieſe aus den Zwi-
ſchenraͤumger der Kupfer herausſchwizzen moͤgen: So werden 28 bis 30 Centner in
einem gewoͤhnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr-
linge noch 1½ Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten.

§. 47.

Die weiſe Glaͤtt friſchet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen,
der wie ein Friſchofen beſchaffen, und mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, die aus 2 Tei-
len Leimen, und 1 Teil Koͤhlloͤſch beſtehet. Man gebraucht dabei gar keine Zuſchlaͤge,
weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von dieſen Friſchen fallen, wer-
den rein abgezogen und gereiniget, ſodann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal
geſeigert, worauf ſie dann verkauft werden.

§. 48.

Die Unart, die ſo genante Kraͤzze, die von dem Friſchen, dem Seigern und dem
Darren faͤllet, enthaͤlt noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch dieſe Metalle
zugutgemacht werden muͤſſen, die in der Kraͤz befindliche Bleie aber den gehoͤrigen
Teil des Silbers nicht in ſich faſſen koͤnnen, folglich noch viele Silber in den Werken

zuruͤk
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0138" n="118"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das achte Stu&#x0364;k</hi> </fw><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#fr">Die 5. Anmerkung.</hi> </head><lb/>
                <p>Man bekomt al&#x017F;o, denen gemachten Erfahrungen nach, um de&#x017F;to mehr rothe Gla&#x0364;tt, ie ka&#x0364;lter<lb/>
man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel ka&#x0364;lter, als wie in dem Sommer gehen;<lb/>
So la&#x0364;&#x017F;t es &#x017F;ich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Gla&#x0364;tt bekomt, als<lb/>
wie in die&#x017F;en.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#fr">Die 6. Anmerkung.</hi> </head><lb/>
                <p>Fa&#x017F;t alle Schmelzver&#x017F;ta&#x0364;ndige kommen darinnen mit einander u&#x0364;berein, daß man zwei lo&#x0364;thige<lb/>
Werke ohne Schaden nicht vertreiben ko&#x0364;nne. Es ge&#x017F;chiehet inzwi&#x017F;chen bei die&#x017F;em Werk &#x017F;eit lan-<lb/>
gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzro&#x0364;&#x017F;ten fallen (§. 35.), wirklich ver-<lb/>
treibet. Man ha&#x0364;lt inzwi&#x017F;chen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufgla&#x0364;tt nicht<lb/>
nur einen gro&#x017F;en Teil der Ko&#x017F;ten, und des Bleiverbrandes bezahlet, &#x017F;ondern daß auch die Bleie viel<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er und annehmlicher wu&#x0364;rden, als wann man die Werke nur &#x017F;chlechterdings ab&#x017F;eigern wolte.<lb/>
Die&#x017F;e Verfahrungsart i&#x017F;t freilich &#x017F;chon alt, ia &#x017F;ie i&#x017F;t bei denen Mei&#x017F;ten zur andern Natur worden.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 45.</head><lb/>
              <p>Der Abzug, und die von dem Seigern fallende ku&#x0364;pferiche Kra&#x0364;z wird ge&#x017F;amlet, und<lb/>
in einem Fri&#x017F;chofen, der mit &#x017F;chwerer Stu&#x0364;be zugemacht i&#x017F;t, noch einmal ge&#x017F;chmolzen.<lb/>
Man bedienet &#x017F;ich dabei der Verblas&#x017F;chlakken, die einen be&#x017F;&#x017F;ern Fluß machen, und noch<lb/>
bleii&#x017F;ch &#x017F;ind, als eines Zu&#x017F;chlags, da dann von einem &#x017F;olchen Schmelzen ku&#x0364;pferiche Blei-<lb/>
&#x017F;teine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zuge&#x017F;ezt werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 46.</head><lb/>
              <p>Die ausge&#x017F;eigerte Kupfer (§. 43.) &#x017F;ind noch mit vielen Unarten vermi&#x017F;cht, &#x017F;ie hal-<lb/>
ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch die&#x017F;e aus den Zwi-<lb/>
&#x017F;chenra&#x0364;umger der Kupfer heraus&#x017F;chwizzen mo&#x0364;gen: So werden 28 bis 30 Centner in<lb/>
einem gewo&#x0364;hnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr-<lb/>
linge noch 1½ Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 47.</head><lb/>
              <p>Die wei&#x017F;e Gla&#x0364;tt fri&#x017F;chet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen,<lb/>
der wie ein Fri&#x017F;chofen be&#x017F;chaffen, und mit &#x017F;chwerer Stu&#x0364;be zugemacht i&#x017F;t, die aus 2 Tei-<lb/>
len Leimen, und 1 Teil Ko&#x0364;hllo&#x0364;&#x017F;ch be&#x017F;tehet. Man gebraucht dabei gar keine Zu&#x017F;chla&#x0364;ge,<lb/>
weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von die&#x017F;en Fri&#x017F;chen fallen, wer-<lb/>
den rein abgezogen und gereiniget, &#x017F;odann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal<lb/>
ge&#x017F;eigert, worauf &#x017F;ie dann verkauft werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 48.</head><lb/>
              <p>Die Unart, die &#x017F;o genante Kra&#x0364;zze, die von dem Fri&#x017F;chen, dem Seigern und dem<lb/>
Darren fa&#x0364;llet, entha&#x0364;lt noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch die&#x017F;e Metalle<lb/>
zugutgemacht werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, die in der Kra&#x0364;z befindliche Bleie aber den geho&#x0364;rigen<lb/>
Teil des Silbers nicht in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, folglich noch viele Silber in den Werken<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zuru&#x0364;k</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0138] Das achte Stuͤk Die 5. Anmerkung. Man bekomt alſo, denen gemachten Erfahrungen nach, um deſto mehr rothe Glaͤtt, ie kaͤlter man treiben kan: Da nun die Treiben in dem Winter viel kaͤlter, als wie in dem Sommer gehen; So laͤſt es ſich auch leicht begreifen, warum man in ienen Tagen mehr rothe Glaͤtt bekomt, als wie in dieſen. Die 6. Anmerkung. Faſt alle Schmelzverſtaͤndige kommen darinnen mit einander uͤberein, daß man zwei loͤthige Werke ohne Schaden nicht vertreiben koͤnne. Es geſchiehet inzwiſchen bei dieſem Werk ſeit lan- gen Jahren, daß man dergleichen Werke, die von den Bleierzroͤſten fallen (§. 35.), wirklich ver- treibet. Man haͤlt inzwiſchen davor, weil man die Bleie nicht kaufen darf, daß die Kaufglaͤtt nicht nur einen groſen Teil der Koſten, und des Bleiverbrandes bezahlet, ſondern daß auch die Bleie viel beſſer und annehmlicher wuͤrden, als wann man die Werke nur ſchlechterdings abſeigern wolte. Dieſe Verfahrungsart iſt freilich ſchon alt, ia ſie iſt bei denen Meiſten zur andern Natur worden. §. 45. Der Abzug, und die von dem Seigern fallende kuͤpferiche Kraͤz wird geſamlet, und in einem Friſchofen, der mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, noch einmal geſchmolzen. Man bedienet ſich dabei der Verblasſchlakken, die einen beſſern Fluß machen, und noch bleiiſch ſind, als eines Zuſchlags, da dann von einem ſolchen Schmelzen kuͤpferiche Blei- ſteine und Werke fallen, wovon die leztere ausgekelt, und denen Treiben zugeſezt werden. §. 46. Die ausgeſeigerte Kupfer (§. 43.) ſind noch mit vielen Unarten vermiſcht, ſie hal- ten aber auch zugleich noch etwas Blei. Damit nun auch noch dieſe aus den Zwi- ſchenraͤumger der Kupfer herausſchwizzen moͤgen: So werden 28 bis 30 Centner in einem gewoͤhnlichen Darrofen bei 24 Stunden gedarret, wovon dann die fallende Darr- linge noch 1½ Loth Silber und 84 Pfund Gaarkupfer halten. §. 47. Die weiſe Glaͤtt friſchet man auf einer vier Zoll hohen Form, und auf einem Ofen, der wie ein Friſchofen beſchaffen, und mit ſchwerer Stuͤbe zugemacht iſt, die aus 2 Tei- len Leimen, und 1 Teil Koͤhlloͤſch beſtehet. Man gebraucht dabei gar keine Zuſchlaͤge, weil viele Schlakken Blei rauben. Die Bleie, welche von dieſen Friſchen fallen, wer- den rein abgezogen und gereiniget, ſodann aber in Mulden ausgekelt, und noch einmal geſeigert, worauf ſie dann verkauft werden. §. 48. Die Unart, die ſo genante Kraͤzze, die von dem Friſchen, dem Seigern und dem Darren faͤllet, enthaͤlt noch Blei, Kupfer und Silber. Weil nun auch dieſe Metalle zugutgemacht werden muͤſſen, die in der Kraͤz befindliche Bleie aber den gehoͤrigen Teil des Silbers nicht in ſich faſſen koͤnnen, folglich noch viele Silber in den Werken zuruͤk

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/138
Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/138>, abgerufen am 25.04.2024.