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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das neunte Stük
oder ärmere Schlam erfordert. Es liegen nämlich an dem Reich- und dem Schußgerinn die Gra-
ben, auf diese folgen dietenige Herde, worauf der reiche Schlam, das Untergerinn, gewaschen
wird, an diesen aber liegen noch andere und dieienige Herde, auf denen man den armen Schlam,
das Schlamgerinn, zu verarbeiten pfleget. Dem Sau- und dem Flut- oder dem Aftergerinn hat
man dabei aber auch dahin den Fall gegeben, wo die arme Vorräthe verarbeitet werden, damit
der reichere und der ärmere Vorrath in dem entgegen gesezten Fall, wann diese Gerinne nach den
reichern Vorräthen abfallen, nicht wieder durch einander kommen möge, welches der Absicht des
Pochens zuwieder ist (§. 68.).

Die 5. Anmerkung.

Weil man bei dem Frost mit keinem so grosen Vorteil pochen und waschen kan, als wie in
dem Sommer, die Hütten in dem Winter auch eben so viel Schlieg nicht erfordern: So werden
die arme Vorräthe, die man auser den Waschbäuen aufzufangen pfleget, in den Wintertagen ver-
arbeitet, und keine Pocherze gepochet.

Die 6. Anmerkung.

Es sind viele unter den Pochverständigen der Meinung, daß man einen grosen Teil der Plan-
herde abschaffen, davor mehr Kehrherde anlegen, und auf denselben das Unter- und das Schlam-
gerinn waschen solte. Sie halten davor, man müste nur den groben röschen und rolligen Vorrath,
der in den von den Graben fallenden Aftern bestehet, auf den Planherden, den zarten und schlam-
migen aber auf den Kehrherden zu Schlieg ziehen, weil der zarte Schlieg auf den leztern Herden
besser stehen bliebe, als wie auf den erstern. Sie versprechen sich von diesem Verfahren sehr grose
Vorteile, indem sie ganz gewis glauben, daß man ohne Ausnahme bei den Kehrherden nicht nur
mehreren und reineren Schlieg erhalten, sondern auch eine kürzere Arbeit bekommen, und weniger
Erze in die Sau iagen würde. Denen, die diese Gedanken hegen, pflichten sehr viele bei, und sie
wenden nur dieses ein, daß man in diesem Fall, weil alsdann die auswendige Vorräthe zu arm
würden, der Knapschaftscasse, die diese Vorräthe bekäme, eine andere Quelle zu ihren Einnahmen
verschaffen müste. Wann ich nicht ganz irre: So muß man bei dieser Sache auf eine ganz andere,
und die nachfolgende Art unterscheiden. Wann die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden
müssen, und wann das Erz in dem Unter- und in dem Schlamgerinn merklich schwerer ist, als die
Bergart; So sind die Kehrherde, aus den zuvor gedachten Ursachen, besser, als die Planherde,
weil man alsdann reinern Schlieg machen, und um desto geschwinder fertig werden kan: Wann
es im Gegenteil aber die Notdurft erheischet, daß man die Pocherze zart pochen muß, und die
Bergart ist fast so schwer, als das Erz selbst; So thut man sehr weislich, wann man die Plan-
herde, in deren Planen sich der zarte Schlieg festsezzen kan, den Kehrherden um deswillen vorzie-
het, weil der zarte Schlieg auf den leztern, wann man ihnen den gehörigen Fall geben, und etwas
zuwegebringen will, nicht stehen bleiben kan, sondern wegen seiner geringen Schwere, dem Druk
des Wassers, und dem Fall der Herde mit dem Schlamm fortrollen muß (§. 74 und 75). Jch
hoffe nicht, daß meine Gedanken ohne Grund sind: Denn weil sich der zarte, doch etwas schwerere
Schlieg, als die Bergart, in die Zwischenräumger der Planen, die aus Zwillich bestehen, sezzen,
und dadurch vor dem Anstos des über die Herde rollenden Wassers sicher sein, die dabei befindliche
etwas leichtere Bergart aber darüber wegrollen, und folglich von dem Schlieg ausgeschieden wer-
den kan; So dünkt mich auch, daß bei dem zarten Schlieg die Planherde viel besser sind, als wie
die Kehrherde: Wann ich im Gegenteil aber auch überlege, daß sich bei dem Untergerinn und einem
gröbern Korn, die schon grösere Erzkörnger so leicht nicht in den Zwischenräumger der Planen nie-
derlassen, und mit keinem Besen aufgehalten werden können, sondern eines Teils mit der Bergart
vermischt bleiben, wann sie zumal nicht merklich leichter ist, als das Erz, andern Teils aber mit
derselben fortrollen; So glaube ich auch, daß ich nicht unrecht geurteilt habe, wann ich behaupte,
daß man die Vorräthe, die man in ein grobes Korn pochen muß, auf den Kehrherden verarbeiten
soll, weil man alsdann mehreren und reineren Schlieg bekomt. Eben hierinnen liegt zugleich aber

auch

Das neunte Stuͤk
oder aͤrmere Schlam erfordert. Es liegen naͤmlich an dem Reich- und dem Schußgerinn die Gra-
ben, auf dieſe folgen dietenige Herde, worauf der reiche Schlam, das Untergerinn, gewaſchen
wird, an dieſen aber liegen noch andere und dieienige Herde, auf denen man den armen Schlam,
das Schlamgerinn, zu verarbeiten pfleget. Dem Sau- und dem Flut- oder dem Aftergerinn hat
man dabei aber auch dahin den Fall gegeben, wo die arme Vorraͤthe verarbeitet werden, damit
der reichere und der aͤrmere Vorrath in dem entgegen geſezten Fall, wann dieſe Gerinne nach den
reichern Vorraͤthen abfallen, nicht wieder durch einander kommen moͤge, welches der Abſicht des
Pochens zuwieder iſt (§. 68.).

Die 5. Anmerkung.

Weil man bei dem Froſt mit keinem ſo groſen Vorteil pochen und waſchen kan, als wie in
dem Sommer, die Huͤtten in dem Winter auch eben ſo viel Schlieg nicht erfordern: So werden
die arme Vorraͤthe, die man auſer den Waſchbaͤuen aufzufangen pfleget, in den Wintertagen ver-
arbeitet, und keine Pocherze gepochet.

Die 6. Anmerkung.

Es ſind viele unter den Pochverſtaͤndigen der Meinung, daß man einen groſen Teil der Plan-
herde abſchaffen, davor mehr Kehrherde anlegen, und auf denſelben das Unter- und das Schlam-
gerinn waſchen ſolte. Sie halten davor, man muͤſte nur den groben roͤſchen und rolligen Vorrath,
der in den von den Graben fallenden Aftern beſtehet, auf den Planherden, den zarten und ſchlam-
migen aber auf den Kehrherden zu Schlieg ziehen, weil der zarte Schlieg auf den leztern Herden
beſſer ſtehen bliebe, als wie auf den erſtern. Sie verſprechen ſich von dieſem Verfahren ſehr groſe
Vorteile, indem ſie ganz gewis glauben, daß man ohne Ausnahme bei den Kehrherden nicht nur
mehreren und reineren Schlieg erhalten, ſondern auch eine kuͤrzere Arbeit bekommen, und weniger
Erze in die Sau iagen wuͤrde. Denen, die dieſe Gedanken hegen, pflichten ſehr viele bei, und ſie
wenden nur dieſes ein, daß man in dieſem Fall, weil alsdann die auswendige Vorraͤthe zu arm
wuͤrden, der Knapſchaftscaſſe, die dieſe Vorraͤthe bekaͤme, eine andere Quelle zu ihren Einnahmen
verſchaffen muͤſte. Wann ich nicht ganz irre: So muß man bei dieſer Sache auf eine ganz andere,
und die nachfolgende Art unterſcheiden. Wann die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden
muͤſſen, und wann das Erz in dem Unter- und in dem Schlamgerinn merklich ſchwerer iſt, als die
Bergart; So ſind die Kehrherde, aus den zuvor gedachten Urſachen, beſſer, als die Planherde,
weil man alsdann reinern Schlieg machen, und um deſto geſchwinder fertig werden kan: Wann
es im Gegenteil aber die Notdurft erheiſchet, daß man die Pocherze zart pochen muß, und die
Bergart iſt faſt ſo ſchwer, als das Erz ſelbſt; So thut man ſehr weislich, wann man die Plan-
herde, in deren Planen ſich der zarte Schlieg feſtſezzen kan, den Kehrherden um deswillen vorzie-
het, weil der zarte Schlieg auf den leztern, wann man ihnen den gehoͤrigen Fall geben, und etwas
zuwegebringen will, nicht ſtehen bleiben kan, ſondern wegen ſeiner geringen Schwere, dem Druk
des Waſſers, und dem Fall der Herde mit dem Schlamm fortrollen muß (§. 74 und 75). Jch
hoffe nicht, daß meine Gedanken ohne Grund ſind: Denn weil ſich der zarte, doch etwas ſchwerere
Schlieg, als die Bergart, in die Zwiſchenraͤumger der Planen, die aus Zwillich beſtehen, ſezzen,
und dadurch vor dem Anſtos des uͤber die Herde rollenden Waſſers ſicher ſein, die dabei befindliche
etwas leichtere Bergart aber daruͤber wegrollen, und folglich von dem Schlieg ausgeſchieden wer-
den kan; So duͤnkt mich auch, daß bei dem zarten Schlieg die Planherde viel beſſer ſind, als wie
die Kehrherde: Wann ich im Gegenteil aber auch uͤberlege, daß ſich bei dem Untergerinn und einem
groͤbern Korn, die ſchon groͤſere Erzkoͤrnger ſo leicht nicht in den Zwiſchenraͤumger der Planen nie-
derlaſſen, und mit keinem Beſen aufgehalten werden koͤnnen, ſondern eines Teils mit der Bergart
vermiſcht bleiben, wann ſie zumal nicht merklich leichter iſt, als das Erz, andern Teils aber mit
derſelben fortrollen; So glaube ich auch, daß ich nicht unrecht geurteilt habe, wann ich behaupte,
daß man die Vorraͤthe, die man in ein grobes Korn pochen muß, auf den Kehrherden verarbeiten
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auch
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[190/0210] Das neunte Stuͤk oder aͤrmere Schlam erfordert. Es liegen naͤmlich an dem Reich- und dem Schußgerinn die Gra- ben, auf dieſe folgen dietenige Herde, worauf der reiche Schlam, das Untergerinn, gewaſchen wird, an dieſen aber liegen noch andere und dieienige Herde, auf denen man den armen Schlam, das Schlamgerinn, zu verarbeiten pfleget. Dem Sau- und dem Flut- oder dem Aftergerinn hat man dabei aber auch dahin den Fall gegeben, wo die arme Vorraͤthe verarbeitet werden, damit der reichere und der aͤrmere Vorrath in dem entgegen geſezten Fall, wann dieſe Gerinne nach den reichern Vorraͤthen abfallen, nicht wieder durch einander kommen moͤge, welches der Abſicht des Pochens zuwieder iſt (§. 68.). Die 5. Anmerkung. Weil man bei dem Froſt mit keinem ſo groſen Vorteil pochen und waſchen kan, als wie in dem Sommer, die Huͤtten in dem Winter auch eben ſo viel Schlieg nicht erfordern: So werden die arme Vorraͤthe, die man auſer den Waſchbaͤuen aufzufangen pfleget, in den Wintertagen ver- arbeitet, und keine Pocherze gepochet. Die 6. Anmerkung. Es ſind viele unter den Pochverſtaͤndigen der Meinung, daß man einen groſen Teil der Plan- herde abſchaffen, davor mehr Kehrherde anlegen, und auf denſelben das Unter- und das Schlam- gerinn waſchen ſolte. Sie halten davor, man muͤſte nur den groben roͤſchen und rolligen Vorrath, der in den von den Graben fallenden Aftern beſtehet, auf den Planherden, den zarten und ſchlam- migen aber auf den Kehrherden zu Schlieg ziehen, weil der zarte Schlieg auf den leztern Herden beſſer ſtehen bliebe, als wie auf den erſtern. Sie verſprechen ſich von dieſem Verfahren ſehr groſe Vorteile, indem ſie ganz gewis glauben, daß man ohne Ausnahme bei den Kehrherden nicht nur mehreren und reineren Schlieg erhalten, ſondern auch eine kuͤrzere Arbeit bekommen, und weniger Erze in die Sau iagen wuͤrde. Denen, die dieſe Gedanken hegen, pflichten ſehr viele bei, und ſie wenden nur dieſes ein, daß man in dieſem Fall, weil alsdann die auswendige Vorraͤthe zu arm wuͤrden, der Knapſchaftscaſſe, die dieſe Vorraͤthe bekaͤme, eine andere Quelle zu ihren Einnahmen verſchaffen muͤſte. Wann ich nicht ganz irre: So muß man bei dieſer Sache auf eine ganz andere, und die nachfolgende Art unterſcheiden. Wann die Pocherze in ein grobes Korn gepocht werden muͤſſen, und wann das Erz in dem Unter- und in dem Schlamgerinn merklich ſchwerer iſt, als die Bergart; So ſind die Kehrherde, aus den zuvor gedachten Urſachen, beſſer, als die Planherde, weil man alsdann reinern Schlieg machen, und um deſto geſchwinder fertig werden kan: Wann es im Gegenteil aber die Notdurft erheiſchet, daß man die Pocherze zart pochen muß, und die Bergart iſt faſt ſo ſchwer, als das Erz ſelbſt; So thut man ſehr weislich, wann man die Plan- herde, in deren Planen ſich der zarte Schlieg feſtſezzen kan, den Kehrherden um deswillen vorzie- het, weil der zarte Schlieg auf den leztern, wann man ihnen den gehoͤrigen Fall geben, und etwas zuwegebringen will, nicht ſtehen bleiben kan, ſondern wegen ſeiner geringen Schwere, dem Druk des Waſſers, und dem Fall der Herde mit dem Schlamm fortrollen muß (§. 74 und 75). Jch hoffe nicht, daß meine Gedanken ohne Grund ſind: Denn weil ſich der zarte, doch etwas ſchwerere Schlieg, als die Bergart, in die Zwiſchenraͤumger der Planen, die aus Zwillich beſtehen, ſezzen, und dadurch vor dem Anſtos des uͤber die Herde rollenden Waſſers ſicher ſein, die dabei befindliche etwas leichtere Bergart aber daruͤber wegrollen, und folglich von dem Schlieg ausgeſchieden wer- den kan; So duͤnkt mich auch, daß bei dem zarten Schlieg die Planherde viel beſſer ſind, als wie die Kehrherde: Wann ich im Gegenteil aber auch uͤberlege, daß ſich bei dem Untergerinn und einem groͤbern Korn, die ſchon groͤſere Erzkoͤrnger ſo leicht nicht in den Zwiſchenraͤumger der Planen nie- derlaſſen, und mit keinem Beſen aufgehalten werden koͤnnen, ſondern eines Teils mit der Bergart vermiſcht bleiben, wann ſie zumal nicht merklich leichter iſt, als das Erz, andern Teils aber mit derſelben fortrollen; So glaube ich auch, daß ich nicht unrecht geurteilt habe, wann ich behaupte, daß man die Vorraͤthe, die man in ein grobes Korn pochen muß, auf den Kehrherden verarbeiten ſoll, weil man alsdann mehreren und reineren Schlieg bekomt. Eben hierinnen liegt zugleich aber auch

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/210>, abgerufen am 29.03.2024.