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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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von dem hohenkircher Eisenbergwerk bei Cassell.
§. 19.

Die Aufsicht bei dem Grubenbau hat ein Steiger, welcher wöchentlich 21/2 Tha-
ler, freie Wohnung, Geleucht und Holz bekomt. Der gewonnene Eisenstein wird,
durch herrschaftliche Pferde, nach Vekkerhagen, auf die Eisenhütte gefahren. Er wird
an diesem Ort gewogen, und nach dem herausgebrachten Gewicht werden die Berg-
leute bezahlet. Man misset ihn um deswillen nicht gern auf denen Gruben, weil sonst
der Landesherr den Abgang leiden würde, wann der Stein zu lang liegt, und zerfält.

Anmerkung.

Jn einem Wald nach Vekkerhagen zu, 2 Stunde von Hohenkirchen, welcher der Alenberg
heiset, hat man um das Jahr 1761. ein Holzkohlenwerk angefangen. Es soll dieses Werk schon
vor 30 Jahren, da man mit den Kohlen eine Glashütte betrieben hat, in dem Gang gewesen
sein. Jn diesen Tagen hat man auf dieses Werk nur einen Stollen gebauet, der erst 150 Lach-
ter lang ist. Die Kohlen an sich sind gut, und bei 6 Fus hoch: Sie schiesen aber nach dem Fus
des Gebirges ein, und sie werden in dieser Gegend, wo das Ausgehende ist, von dem Sand in
dem Dach, und von einem blauen Letten in dem Liegenden ausgekeilet. Man will dieselbe bei
dem neuen Salzwerk zu Carlshafen gebrauchen, das erst im Jahr 1762 angefangen worden.

Die vierte Abhandlung
von dem Schmelzen des Eisensteins auf der vekkerhager Hütte.
§. 20.

Die Eisenhütte, welche von dem hohenkircher Eisenstein betrieben wird, liegt über
dem Dorf Vekkerhagen an der Weser, und zwar an einem Thal, das von dem
Reinhardswald, der viele Stunden lang ist, herunterkomt. Sie hat viele Gebäude,
und liegt in einer sehr angenehmen, und zu Hüttenwerken recht vorteilhaften und schik-
lichen Gegend, weil man an diesem Ort alle Bedörfnisse zu einem solchen Werk antrift.

§. 21.

Es flieset durch dieses Thal, worinnen die Hütte lieget, ein Wasser, das in dem
Frühiahr, und in dem Herbst ziemlich stark, in dem Sommer aber etwas schwach ist.
Weil nun zwischen der Hütte und dem Thal, worinnen die Weser flieset, sehr viel Fall
ist: So liegen auch an diesem Ort acht Räder unter einander. Das erste bestehet in
dem eisenhütter Rad, das 16 Fus hoch, und 3 Fus weit ist. Unter diesem liegen noch
zwei andere kleine Räder zu dem Pochen der Eisenschlakken, und eine Schleifmühle zu
dem Schleifen der gegossenen Waaren: Die unter diesen liegende Räder aber treiben
Mahlmühlen.

§. 22.

Das erforderliche Holz wird aus dem Reinhardswald, der herrschaftlich ist, an-
geschaft, und klafterweis bezahlet. Die Klafter ist 5 Fus hoch, 6 Fus weit, und 5 Fus

an
G
von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell.
§. 19.

Die Aufſicht bei dem Grubenbau hat ein Steiger, welcher woͤchentlich 2½ Tha-
ler, freie Wohnung, Geleucht und Holz bekomt. Der gewonnene Eiſenſtein wird,
durch herrſchaftliche Pferde, nach Vekkerhagen, auf die Eiſenhuͤtte gefahren. Er wird
an dieſem Ort gewogen, und nach dem herausgebrachten Gewicht werden die Berg-
leute bezahlet. Man miſſet ihn um deswillen nicht gern auf denen Gruben, weil ſonſt
der Landesherr den Abgang leiden wuͤrde, wann der Stein zu lang liegt, und zerfaͤlt.

Anmerkung.

Jn einem Wald nach Vekkerhagen zu, 2 Stunde von Hohenkirchen, welcher der Alenberg
heiſet, hat man um das Jahr 1761. ein Holzkohlenwerk angefangen. Es ſoll dieſes Werk ſchon
vor 30 Jahren, da man mit den Kohlen eine Glashuͤtte betrieben hat, in dem Gang geweſen
ſein. Jn dieſen Tagen hat man auf dieſes Werk nur einen Stollen gebauet, der erſt 150 Lach-
ter lang iſt. Die Kohlen an ſich ſind gut, und bei 6 Fus hoch: Sie ſchieſen aber nach dem Fus
des Gebirges ein, und ſie werden in dieſer Gegend, wo das Ausgehende iſt, von dem Sand in
dem Dach, und von einem blauen Letten in dem Liegenden ausgekeilet. Man will dieſelbe bei
dem neuen Salzwerk zu Carlshafen gebrauchen, das erſt im Jahr 1762 angefangen worden.

Die vierte Abhandlung
von dem Schmelzen des Eiſenſteins auf der vekkerhager Huͤtte.
§. 20.

Die Eiſenhuͤtte, welche von dem hohenkircher Eiſenſtein betrieben wird, liegt uͤber
dem Dorf Vekkerhagen an der Weſer, und zwar an einem Thal, das von dem
Reinhardswald, der viele Stunden lang iſt, herunterkomt. Sie hat viele Gebaͤude,
und liegt in einer ſehr angenehmen, und zu Huͤttenwerken recht vorteilhaften und ſchik-
lichen Gegend, weil man an dieſem Ort alle Bedoͤrfniſſe zu einem ſolchen Werk antrift.

§. 21.

Es flieſet durch dieſes Thal, worinnen die Huͤtte lieget, ein Waſſer, das in dem
Fruͤhiahr, und in dem Herbſt ziemlich ſtark, in dem Sommer aber etwas ſchwach iſt.
Weil nun zwiſchen der Huͤtte und dem Thal, worinnen die Weſer flieſet, ſehr viel Fall
iſt: So liegen auch an dieſem Ort acht Raͤder unter einander. Das erſte beſtehet in
dem eiſenhuͤtter Rad, das 16 Fus hoch, und 3 Fus weit iſt. Unter dieſem liegen noch
zwei andere kleine Raͤder zu dem Pochen der Eiſenſchlakken, und eine Schleifmuͤhle zu
dem Schleifen der gegoſſenen Waaren: Die unter dieſen liegende Raͤder aber treiben
Mahlmuͤhlen.

§. 22.

Das erforderliche Holz wird aus dem Reinhardswald, der herrſchaftlich iſt, an-
geſchaft, und klafterweis bezahlet. Die Klafter iſt 5 Fus hoch, 6 Fus weit, und 5 Fus

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[49/0069] von dem hohenkircher Eiſenbergwerk bei Caſſell. §. 19. Die Aufſicht bei dem Grubenbau hat ein Steiger, welcher woͤchentlich 2½ Tha- ler, freie Wohnung, Geleucht und Holz bekomt. Der gewonnene Eiſenſtein wird, durch herrſchaftliche Pferde, nach Vekkerhagen, auf die Eiſenhuͤtte gefahren. Er wird an dieſem Ort gewogen, und nach dem herausgebrachten Gewicht werden die Berg- leute bezahlet. Man miſſet ihn um deswillen nicht gern auf denen Gruben, weil ſonſt der Landesherr den Abgang leiden wuͤrde, wann der Stein zu lang liegt, und zerfaͤlt. Anmerkung. Jn einem Wald nach Vekkerhagen zu, 2 Stunde von Hohenkirchen, welcher der Alenberg heiſet, hat man um das Jahr 1761. ein Holzkohlenwerk angefangen. Es ſoll dieſes Werk ſchon vor 30 Jahren, da man mit den Kohlen eine Glashuͤtte betrieben hat, in dem Gang geweſen ſein. Jn dieſen Tagen hat man auf dieſes Werk nur einen Stollen gebauet, der erſt 150 Lach- ter lang iſt. Die Kohlen an ſich ſind gut, und bei 6 Fus hoch: Sie ſchieſen aber nach dem Fus des Gebirges ein, und ſie werden in dieſer Gegend, wo das Ausgehende iſt, von dem Sand in dem Dach, und von einem blauen Letten in dem Liegenden ausgekeilet. Man will dieſelbe bei dem neuen Salzwerk zu Carlshafen gebrauchen, das erſt im Jahr 1762 angefangen worden. Die vierte Abhandlung von dem Schmelzen des Eiſenſteins auf der vekkerhager Huͤtte. §. 20. Die Eiſenhuͤtte, welche von dem hohenkircher Eiſenſtein betrieben wird, liegt uͤber dem Dorf Vekkerhagen an der Weſer, und zwar an einem Thal, das von dem Reinhardswald, der viele Stunden lang iſt, herunterkomt. Sie hat viele Gebaͤude, und liegt in einer ſehr angenehmen, und zu Huͤttenwerken recht vorteilhaften und ſchik- lichen Gegend, weil man an dieſem Ort alle Bedoͤrfniſſe zu einem ſolchen Werk antrift. §. 21. Es flieſet durch dieſes Thal, worinnen die Huͤtte lieget, ein Waſſer, das in dem Fruͤhiahr, und in dem Herbſt ziemlich ſtark, in dem Sommer aber etwas ſchwach iſt. Weil nun zwiſchen der Huͤtte und dem Thal, worinnen die Weſer flieſet, ſehr viel Fall iſt: So liegen auch an dieſem Ort acht Raͤder unter einander. Das erſte beſtehet in dem eiſenhuͤtter Rad, das 16 Fus hoch, und 3 Fus weit iſt. Unter dieſem liegen noch zwei andere kleine Raͤder zu dem Pochen der Eiſenſchlakken, und eine Schleifmuͤhle zu dem Schleifen der gegoſſenen Waaren: Die unter dieſen liegende Raͤder aber treiben Mahlmuͤhlen. §. 22. Das erforderliche Holz wird aus dem Reinhardswald, der herrſchaftlich iſt, an- geſchaft, und klafterweis bezahlet. Die Klafter iſt 5 Fus hoch, 6 Fus weit, und 5 Fus an G

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/69>, abgerufen am 25.04.2024.